[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf den Einsatz von teilneutralisierten Phosphorsäureestern
als EP-Additive (
Extreme-
Pressure Additive) in Kühlschmierstoffen.
[0002] Kühlschmierstoffe werden sowohl bei der spanabhebenden, als auch bei der spanlosen
Bearbeitung von metallischen Werkstoffen eingesetzt. Dabei haben Kühlschmierstoffe
die Aufgabe, entstehende Wärme abzuführen und prozeßbedingte Reibungskräfte zu verringern.
[0003] Ein Kühlschmierstoff ist auf einer Wasser-in-Öl-Emulsion aufgebaut. Das Kühlschmierstoffkonzentrat
enthält Emulgatoren, Biozide, Entschäumer, Korrosionsinhibitoren, EP-Additive, Mineralöl
und/oder Syntheseöle. Durch Verdünnen mit Wasser erhält man eine gebrauchsfähige Emulsion.
die übliche Einsatzkonzentration liegt im Bereich von 1 bis 20 % (m/m).
[0004] EP-Additive enthalten Chlor-, Schwefel- oder/und Phosphorverbindungen bzw. Kombinationen,
die selbst oder deren thermische Spaltprodukte mit den Oberflächen der Metalle abscherbare
Reaktionsschichten bilden. Diese gut haftenden leicht scherbaren Reaktionsschichten
bestehen aus den Metallsalzen der eingesetzten Additive. Die gebildeten Reaktionsschichten
sind solange wirksam, bis sie durch Temperaturerhöhung infolge Reibungswärme aufgeschmolzen
werden.
[0005] Die Reaktivität dieser Additive ist temperaturabhängig. Chlorhaltige Additive wirken
in einem Temperaturbereich von ca. 180°C bis 670°C, phosphorhaltigen Additiven wird
ein Temperaturbereich von ca. 240°C bis 900°C zugeordnet. Schwefeladditive decken
den oberen Temperaturbereich von ca. 530°C bis über 1000°C ab.
[0006] Der Einsatz von Phosphorsäureestern als Schmierstoffzusatz für die Kaltumformung
von Metallen ist bekannt (vgl. EP 146 140).
[0007] Bekannt ist auch der Einsatz von öllöslichen Salzen von Aminen mit schwachen Säuren
als EP-Zusätze (vgl. EP 391 653), unter anderem werden hier auch Phosphorsäureester
genannt. Allerdings enthält das bei der Neutralisation von Phosphorsäureestern zur
Anwendung kommende Triethanolamin (technisch) auch das in der Metallindustrie unerwünschte
Diethanolamin, welches zur Nitrosaminbildung neigt.
[0008] Es wurde gefunden, daß Gemische aus Mono- und Diestern der Phosphorsäuren, neutralisiert
mit wäßrigem Alkali anstelle von Triethanolamin, für den Einsatz in Kühlschmierstoffen
besonders gute Ergebnisse liefern.
[0009] Die Erfindung betrifft somit die Verwendung von Alkali- oder Erdalkalisalzen von
Verbindungen der Formel

worin R¹ ein Wasserstoffatom oder eine C₁-C₂₀-Alkylgruppe, eine C₂-C₂₀-Alkenylgruppe
oder eine gegebenenfalls substituierte C₆-C₁₀-Arylgruppe bedeutet und R² eine C₁-C₂₀-Alkylgruppe,
eine C₂-C₂₀-Alkenylgruppe oder eine gegebenenfalls substituierte C₆-C₁₀-Arylgruppe
bedeutet.
[0010] Zur Anwendung kommende Alkali- oder Erdalkalisalze sind solche von Verbindungen der
Formel

worin R¹ ein Wasserstoffatom oder eine C₁-C₂₀-, vorzugsweise C₁-C₆-Alkylgruppe, eine
C₂-C₂₀-, vorzugsweise C₂-C₆-Alkenylgruppe oder eine gegebenenfalls substituierte C₆-C₁₀-,
vorzugsweise C₆-Arylgruppe bedeutet und R² eine C₁-C₂₀-, vorzugsweise C₁-C₆-Alkylgruppe,
eine C₂-C₂₀-, vorzugsweise C₂-C₆-Alkenylgruppe oder eine gegebenenfalls substituierte
C₆-C₁₀-, vorzugsweise C₆-Arylgruppe bedeutet.
[0011] Zur Neutralisation wird der Phosphorsäureester vorgelegt und die wäßrige Alkali-
oder Erdalkaliverbindung, bevorzugt das Hydroxid (möglichst konzentriert), wird langsam
unter Rühren zugegeben. Die dabei entstehende Neutralisationswärme wird durch Kühlung
abgeführt.
[0012] Es hat sich als günstig erwiesen, die Phosphorsäureester bis zum ersten Umschlagepunkt
(zu bestimmen mittels potentiometrischer Titration) zu neutralisieren.
[0013] Der erfindungsgemäße Kühlschmierstoff enthält neben dem teilneutralisierten Phosphorsäureester
5 bis 50 %, bezogen auf den Ester, Emulgatoren, Korrosionsschutzmittel, Mineralöl
und/oder synthetisches Öl, Bakterizid und Entschäumer, wobei folgende Mengenverhältnisse
vorliegen:
Phosphorverbindung |
5 bis 50 % |
Emulgator |
10 bis 50 % |
Korrosionsschutzmittel |
5 bis 30 % |
Mineralöl |
5 bis 20 % |
Synthetisches Öl |
5 bis 20 % |
Bakterizid |
0,5 bis 2 % |
Entschäumer |
0,01 bis 0,5 %, |
wobei die Summe aller Bestandteile 100 % beträgt.
[0014] Durch Verdünnen des Kühlschmierstoffes mit Wasser erhält man eine Öl-in-Wasser-Emulsion,
Wasser-in-Öl-Emulsion oder eine Kühlschmierstofflösung.
[0015] Emulgatoren verringern die Oberflächenspannung der im Wasser schwebenden Öltröpfchen.
Geeignete Emulgatoren sind ionische Emulgatoren, beispielsweise Aminseifen, Alkaliseifen,
Sulfonate, nichtionische Emulgatoren, beispielsweise ethoxilierte längerkettige Alkohole.
[0016] Geeignete Korrosionsinhibitoren sind beispielsweise Alkali- oder Alkanolaminsalze
von organischen Säuren, Aminen, Sulfonaten.
[0017] Biozide werden eingesetzt, um den mikrobiologischen Befall einer Emulsion durch Bakterien,
Pilzen und Hefen möglichst niedrig zu halten.
[0018] Entschäumer werden eingesetzt, um die Schaumneigung der Emulsion zurückzudrängen,
geeignet sind beispielsweise Silikonöle.
[0019] Geeignete Mineralöle sind paraffinische oder naphthenische Öle der verschiedenen
Viskositätsklassen.
[0020] Als synthetische Öle werden beispielsweise Polyethylenglykole, Mischpolyglykole,
Polyolefine oder Carbonsäureester eingesetzt.
[0021] Der erfindungsgemäße Kühlschmierstoff bietet folgende Vorteile:
- Eine bessere Additivwirkung als aminneutralisierte Phosphorverbindungen enthaltende
Produkte.
- Er ist frei von Triethanolamin (Diethanolamin), dadurch keine Nitrosaminbildung während
des Einsatzes.
Beispiel
[0022] Für die nachfolgenden Versuche wurde ein Gemisch herangezogen, welches aus 44 % Phosphorsäuremono-
und 53 % Phosphorsäurediisopropylester (Rest freier Alkohol/freie Säure) bestand.
Dieser Phosphorsäureester ist im Handel unter der Bezeichnung Phosphorsäureester MDIP
erhältlich (HOECHST AG).
[0023] Der Phosphorsäureester war durch folgende Kennzahlen charakterisiert:
Phosphorgehalt |
ca. 18,8 % (m/m) |
Dichte bei 20°C |
1,2 g/cm³ |
Viskosität bei 20°C |
430 mPa.s |
Viskosität bei 40°C |
136 mm²/s |
Säurezahl |
ca. 490 mg KOH/g |
pH-Wert bei 20°C |
1,6 |
[0024] Ergebnisse der potentiometrischen Titration:
1. Umschlagepunkt bei pH 7,15
2. Umschlagepunkt bei pH 11,9
Zur Neutralisation wurden 15 g des vorstehend bezeichneten Phosphorsäureesters vorgelegt
und langsam mit 20 cm³ 40 %iger KOH versetzt. Es resultierte ein pH-Wert von 8,5.
Dieser teilneutralisierte Ester wurde in dem nachstehenden Rezept 1 auf seine Eignung
als EP-Additiv geprüft:
Rezept 1
[0025] 35,00 % mit KOH teilneutralisierter Phosphorsäureester
35,00 % anionische/nichtionische Emulgatoren
15,00 % Korrosionsinhibitor
13,00 % Mineralöl
1,99 % Bakterizid
0,01 % Entschäumer
Zum Vergleich wurde der gleiche Phosphorsäureester mit Triethanolamin teilneutralisiert
und in einem ansonsten identischen Rezept geprüft.
Rezept 2
[0026] 35,00 % mit Triethanolamin teilneutralisierter Phosphorsäureester
35,00 % anionische/nichtionische Emulgatoren
15,00 % Korrosionsinhibitor
13,00 % Mineralöl
1,99 % Bakterizid
0,01 % Entschäumer
1. Ergebnis auf der Reibverschleißwaage nach Reichert
[0027] Die Prüfkörper bestehen aus einem Schleifring (Kugellagerring) und einem Walzenkörper
(für Wälzlager). Bei der Prüfung wird der Walzenkörper axial gekreuzt und über ein
Doppelhebelsystem mit 150 N oder 300 N auf den Schleifring gepreßt.
[0028] Der Schleifring taucht zu einem Drittel in die Prüfflüssigkeit ein und bringt mit
900 U/min genügend Schmiermittel an die Reibstelle. Der Laufweg des Schleifringes
beträgt 100 m. Der Verschleißweg wird als die Meterzahl notiert, bei der das Schleifgeräusch
verschwindet (Geräuschmeter). Die durch die Reibung an der Berührungsstelle (Schleifring-Walzenkörper)
erhaltene ellipsenförmig ausgebildete Schliffmarke wird mit einer Meßlupe ausgemessen.
[0029] Die Flächengröße der Schliffmarke dient als direktes Kriterium für den Verschleiß
und die spezifische Flächenpressung als Maß für die Druckbelastbarkeit von Schmiermitteln.
Für die Bestimmung der spezifischen Flächenpressung werden drei Prüfläufe durchgeführt,
nach jedem Prüflauf muß ein Reinigungslauf erfolgen. Aus den drei erhaltenen Schliffmarken
wird ein Mittelwert gebildet. Zur Beurteilung des Schmierstoffes werden die Geräuschmeter
und die spezifischen Flächenpressung herangezogen.
Untersuchte Produkte
I. Marktgängiges Kühlschmierstoffkonzentrat mit folgenden Kennzahlen
[0030]
Chlorgehalt (inaktiv) |
6 % |
Aktiver Schwefel |
0 % |
Mineralölgehalt |
46 % |
Wassergehalt |
5 % |
II. Formulierung nach Rezept 1
III. Formulierung nach Rezept 2
[0031]

2. Verschleißstandzeit-Drehversuche (Zerspanungsversuche) in Anlehnung an das Stahleisenprüfblatt
1162-69
[0032] Um die EP-Wirkung des teilneutralisierten Phosphorsäureesters in einem KSS zu prüfen,
wurden Zerspanungsversuche in Anlehnung an Stahl-Eisen-Prüfblatt 1162-69 durchgeführt.
[0033] Die Zerspanungsversuche wurden bei Schnittgeschwindigkeiten von 50 m/min, 60 m/min
und 85 m/min durchgeführt. Die Spantiefe betrug 1,0 mm bei einem Vorschub von 0,1
mm/Umdrehung. Der Freiflächenverschleiß am Drehmeißel wurde nach je 5 min gemessen.
Der Versuch wurde nach Erreichen eines Freiflächenverschleißes von 0,2 mm abgebrochen.
Als Werkstoff wurde ein Stahl mit der Bezeichnung C 100 W 1 (mittelschwer zu zerspannen)
mit folgender Zusammensetzung verwendet:
Kohlenstoff |
1,0 % |
Silizium |
0,17 % |
Mangan |
0,17 % |
Schwefel |
0,02 % |
[0034] Bei den Zerspanungsversuchen wurde ein phosphorsäureesterhaltiger KSS nach Rezept
1 (10 %ig in Trinkwasser) eingesetzt. Als Vergleich darin diente ein KSS nach Rezept
2 (10 %ig in Trinkwasser) und ein chlorhaltiger marktgängier KSS (10 %ig in Trinkwasser).
[0035] Die Prüfergebnisse sind aus der nachstehenden Tabelle zu ersehen.
