(19)
(11) EP 0 612 874 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
31.08.1994  Patentblatt  1994/35

(21) Anmeldenummer: 94101232.0

(22) Anmeldetag:  28.01.1994
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D03D 27/10, D03C 3/12, D03D 39/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE FR IT

(30) Priorität: 12.02.1993 DE 4304227

(71) Anmelder: CHEMNITZER WEBMASCHINENBAU GmbH
D-09113 Chemnitz (DE)

(72) Erfinder:
  • Gössl, Reiner, Dr.
    D-09130 Chemnitz (DE)
  • Hahn, Karl-Heinz, Dr.
    D-09112 Chemnitz (DE)

(74) Vertreter: Schneider, Manfred 
Patentanwaltsbüro Schneider Postfach 035
D-09010 Chemnitz
D-09010 Chemnitz (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung eines Doppelteppichgewebes


    (57) Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung eines Doppelteppichgewebes, mit paarweise in die Oberware und die Unterware eingetragenen Schußfäden (S3,S4;S2,S1), mit Polfäden (OP,UP), die als Totpole auf beide Waren verteilt sind, nach einem Totpolsteuerprogramm eingebunden und mustergemäß wechselnd einem Musterpolsteuerprogramm zuordenbar sind.
    Mit dem Ziel, eine mischkonturenfreie Ware hoher Poldichte herzustellen werden die Schußfäden (S3,S4;S1,S2) im Wechsel paarweise der Oberware und der Unterware zugeordnet, wird der Polfadenwechsel zwischen Polfäden aus unterschiedlichen Waren ausgeführt, wenn sich der zuletzt musternde Polfaden (OPM,UPM) in seinem Außenfach befindet, beide Polfäden über die Zeit des Fachvertrittes im jeweiligen Außenfach gehalten und dort dem anderen Steuerprogramm für Polfäden (OP,UP) zugeordnet werden; und daß der Polfadenwechsel zwischen Polfäden aus gleichen Waren so erfolgt, daß je ein Polfaden (OP,UP) des gegenseitig wechselnden Paares zur nächsten Tour im Außenfach gehalten wird und daß der andere Polfaden (UP,OP) zwischen eigenem Mittelfach (3) und dem fremden Außenfach (1,2) wechselt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung eines Doppelteppichgewebes, mit paarweise in die Oberware und die Unterware eingetragenen Schußfäden, denen pro Ware Bindekettfäden zugeordnet sind, mit Polfäden, die als Totpole auf beide Waren verteilt sind, die jeweils zwischen dem Rücken- und Innenschuß, nach einem Totpolsteuerprogramm, das wechselnde Positionen zwischen zwei einander benachbarten Fachebenen vorgibt, eingebunden sind und die mustergemäß wechselnd einem Musterpolsteuerprogramm zuordenbar sind, wobei der Polfadenwechsel vor einem ausgewählten Fachwechsel aus allen Fachebenen auslösbar ist.

    [0002] In der EP 459 582 wird ein Doppelteppichgewebe dargestellt, bei dem die Schußfäden in üblicher Weise paarweise eingetragen werden. Das bedeutet, daß in jeder Tour ein Schuß der Oberware und ein Schuß der Unterware zugeordnet wird.
    Die Totpole sind ebenfalls in üblicher Weise in jeder Rietlücke beiden Waren zugeordnet.

    [0003] Der Polfadenwechsel zwischen Polfäden unterschiedlicher Waren erfolgt so, daß der bisher musternde Polfaden zuletzt über den Rückenschuß der fremden Ware mustert und von dort dem Mittelfach seiner Ware zugeführt wird; während der neu musternde Polfaden aus seinem Mittelfach über den Rückenschuß seiner fremden Ware mit dem Mustern beginnt.

    [0004] Bei dieser Verfahrensweise sind an dieser Stelle deutliche Mischkonturen nicht zu vermeiden.

    [0005] Andererseits ist die Poldichte in Kettrichtung begrenzt, weil in jeder der beiden Waren zwischen zwei aufeinander folgenden Rückenschüssen, über die der jeweilige Musterpolfaden bindet, ein Innenschuß eingetragen werden muß.

    [0006] Durch diese Mängel ist eine derartige Bindung - mit Mischkonturen und geringer Poldichte - nur für Teppiche der niederen Preisklassen anwendbar.

    [0007] Durch die DE OS 22 53 262 ist ein Doppelteppichgewebe bekannt geworden, bei dem die paarweise in zwei Fächer gleichzeitig eingetragenen Schußfäden einmal der Oberware und in der nächsten Tour der Unterware zugeordnet werden.

    [0008] Die Totpole und die Füllkette, auch Stengel genannt, sind jeweils zwischen den Schußfäden eines Paares eingebunden.
    Die Schußfäden werden durch ein Paar Bindekettfäden pro Ware in üblicher Weise fixiert.

    [0009] Die Totpole eines Chores sind auf beide Waren verteilt. (Fig. 5) Für den Polfadenwechsel ist in Abhängigkeit von der zur Verfügung stehenden Jacquardmaschine vorgesehen, den bis dahin musternden Polfaden über einen Innenschuß den Totpolen seiner Ware zuzuordnen und den neuen musternden Polfaden über einen Rückenschuß der eigenen Ware erstmalig zu binden.

    [0010] Auch die Rückführung und Neueinführung eines neuen oder alten musternden Polfadens über einen Rückenschuß ist dargestellt, ohne daß man sich auf eine bestimmte Regel bezieht.
    Das Ergebnis einer derartigen willkürlichen Art des Polwechsels, überwiegend bestimmt durch die verwendete Jacquardmaschine, sind Fehlpole größeren Ausmaßes oder Doppelpole.

    [0011] Die Doppelpole sind als die gefürchteten Mischpole erkennbar. Sie beeinträchtigen die Qualität des Teppiches in entscheidendem Maße. Fehlpole machen sich durch eine reduzierte Polschichtdicke an den Mustergrenzen bemerkbar.
    Zur Vermeidung dieser Nachteile schlug man in der genannten Patentschrift bereits vor, die einer Rietlücke zugeordneten Polfäden, der Chore, sämtlich einer einzigen Ware zuzuordnen und die Polfäden der unmittelbar benachbarten Rietlücke in der gegenüberliegenden Ware zu positionieren.

    [0012] Durch diese Maßnahme konnte man die bisher musternden Polfäden über den Rückenschuß letztmalig mustern lassen, um den neuen musterndem Polfaden über einen Innenschuß der eigenen Ware zur anderen Ware zu führen.

    [0013] Dadurch wurden Fehlpole vollständig vermieden. Auch Doppelpole und Mischkonturen traten nicht auf.
    Als nachteilig wurde jedoch unter anderem sichtbar, daß die wechselweise Anordnung aller Totpole in je einer Ware jedoch das gesamte Warenbild beider Waren nachteilig veränderte. Das Teppichgewebe wurde auf seiner Rückseite und auch auf der Polseite, streifig.
    Das Musterbild des Teppichs wurde auf der sichtbaren Poloberfläche erheblich gestört.

    [0014] Es hat sich herausgestellt, daß zur Sicherung einer gleichmäßigen Oberfläche des Polgewebes eine nahezu gleichmäßige Verteilung der Totpole auf die Waren und alle Rietlücken ein zwingendes Erfordernis bleiben. Andererseits müssen die Fehlpole und/oder Doppelpole, sowie die auch damit verbundenen Mischkonturen zwingend vermieden werden.
    Gesetzt ist auch, daß die Polhenkel in der Ware so eingebunden werden, daß die Schenkel der Polhenkel, möglichst formschlüssig gestützt, etwa senkrecht aus ihrer Ware hervorstehen.

    [0015] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Herstellung eines hochwertigen, dichten Doppelteppichgewebes der eingangs definierten Art vorzuschlagen, daß bei Beibehaltung der Aufteilung der Totpole pro Rietlücke auf beide Waren und unter Beibehaltung der formschlüssigen, senkrechten Einbindung der Polhenkel, die Polwechselstellen frei sind von Fehlpolen, Doppelpolen, Mischkonturen und von doppelten Polbindestellen auf dem Rücken des Polgewebes.

    [0016] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die in Anspruch 1 definierten Verfahrensschritte gelöst.

    [0017] Die Kombination des, ansich bekannten, paarweisen Schußeintrages im Wechsel in die Oberware und die Unterware mit der definierten Form des Pofadenwechsels führt überraschenderweise dazu, daß neben der hohen Dichte der Pole in Kettrichtung auch saubere Musterkonturen gewährleistet werden können. Auf dem Rücken des Teppichs werden keine doppelten, zweifarbigen Henkel sichtbar.
    Das Verfahren bietet sich daher in besonderer Weise für die Herstellung hochwertiger Teppichgewebe an.

    [0018] Die differenzierte Führung und Ansteuerung der Polfäden während des Polfadenwechsels, in Abhängigkeit vom Verhältnis ihrer Zuordnung zu den einzelnen Waren, gewährleistet, bei Verwendung einer entsprechenden Jacquardmaschine, einen mischkonturenfreien Polfadenwechsel.
    Auch Beim Wechsel zwischen Polfäden aus unterschiedlichen Waren, kann das regelmäßig gewährleistet werden.

    [0019] Die zweitourige Herstellung dieses Doppelteppichgewebes gestattet zudem die Herstellung des Teppichs mit hoher Produktivität und sichert gleichzeitig, daß die Polschenkel auf der Polseite aus ihrer Ware nahezu senkrecht heraustreten.

    [0020] Die Poloberfläche des Teppichs bleibt somit elastisch und kann sich auch nach einer stärkeren Belastung schneller wieder erholen.

    [0021] Die Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 2, ermöglicht die Realisierung des Verfahrens auch mit herkömmlichen Dreistellungs-Jacquardmaschinen.

    [0022] Die viertourige Musterauswahl, gemäß Anspruch 3, gestattet es, daß, auch beim Setzen eines einzigen Musterpunktes, eine ausreichende Zahl von gestützten Polschenkeln gleicher Farbe zur Verfügung steht.

    [0023] Mit der Ausführung nach Anspruch 4, wird eine optimale Stützung aller Pole gewährleistet.

    [0024] Das im Anspruch 5 definierte Verfahren zeigt eine Möglichkeit auf, mit geringen Zugeständnissen an die Stützwirkung für die Pole, Polmaterial einzusparen, indem man jeden zweiten musternden Pol über einen Innenschuß abbinden läßt.

    [0025] Dieser über den Innenschuß abgebundene Polhenkel stützt sich in Kettrichtung unmittelbar an den Schenkeln der über den Rücken gebundenen, benachbarten Polhenkel ab. Der letztgenannte Polhenkel wird zudem durch seinen Innenschuß gestützt und sorgt dafür, daß bei ausreichender Schußdichte alle Polhenkel formschlüssig geführt, senkrecht aus ihrer Ware hervorstehen (Anspruch 6).

    [0026] Positioniert man bei der Herstellung einer derartigen Ware nach Anspruch 6 den Polfadenwechsel zwischen Zwei, am Rücken bindenden Polfäden beider Waren, kann man den optimalen Polfadenwechsel nach Anspruch 1 und 2 realisieren.

    [0027] Wählt man für den Polfadenwechsel bei dieser Bindung den Bereich der am Innenschuß bindenden Polfäden eines Rapportes nach Anspruch 7, dann ist die Steuerung der Polfäden beim Wechselvorgang nach dem Anspruch 8 zweckmäßig.
    Ein fehlender Polfadenschenkel pro Wechselvorgang hat bei der hohen Poldichte keine Bedeutung.

    [0028] Will man den polbindungsfreien Rückenschuß noch einsparen, muß man die Steuerung der Bindeketten nach Anspruch 9 realisieren.

    [0029] Für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens sollte man die Doppelfachwebmaschine mit einer Jacquardmaschine ausstatten, wie sie in Anspruch 10 definiert ist.

    [0030] Es ist aber auch möglich, eine ansich bekannte mechanische Jacquardmaschine zu benutzen und sie in allen Fachebenen zusätzlich mit sogenannten Totpolzubringern oder Musterpolzubringern auszustatten, die ähnlich der Funktion des Platinenbodens die Lage der Platinen über die Fachbildung hinweg halten oder entsprechend den Anweisungen des Anspruches 1 bewegen.

    [0031] Die Erfindung soll nachstehend an Ausführungsbeispielen näher erläutert werden. In den dazugehörigen Zeichnungen zeigen,
    Fig. 1:
    einen schematischen Querschnitt durch die erfindungsgemäße Ware, bei der alle Musterpole über den Rückenschuß binden,
    Fig. 2:
    ein Fachbildediagramm für die schaftgesteuerten Fadensysteme,
    Fig. 3:
    einen realen Querschnitt durch eine der beiden Waren,
    Fig. 4:
    eine vereinfachte Schnittansicht IV-IV zu Fig. 3,
    Fig. 5 bis 8
    eine schematische Darstellung des Polfadenwechsels bei unterschiedlicher Herkunft der gegeneinander wechselnden Polfäden,
    Fig. 9:
    eine schematische Darstellung eines Doppelpolgewebes, bei der nur jeder zweite Pol pro Ware über einen Rückenschuß bindet,
    Fig. 10:
    ein Fachbildediagramm für die schaftgesteuerten Fadensysteme zu Fig. 9,
    Fig. 11:
    einen realen Querschnitt durch eine der Waren nach Fig. 9 und
    Fig. 12:
    eine Schnittansicht XII-XII zu Fig. 11.
    Fig. 13 bis 16
    eine schematische Darstellung des Polfadenwechsels bei unterschiedlicher Herkunft der gegeneinander wechselnden Polfäden - bezogen auf ein Doppelteppichgewebe nach Fig. 9 - und
    Fig. 17
    eine schematische Darstellung einer Jacquardmaschine, die zur Realisierung der Erfindung geeignet ist.


    [0032] Das Doppelteppichgewebe besteht aus einer Oberware O und einer Unterware U die durch mustergemäß wechselnde Musterpole PM miteinander verbunden sind.

    [0033] Es wird im Anschluß an den Webprozeß zwischen Oberware O und Unterware U im Bereich der Musterpole PM getrennt.
    Dadurch entstehen zwei nahezu gleiche Teppiche.
    Die nichtmusternden Polfäden OP,UP sind auf die Oberware O und die Unterware U verteilt. Sie werden jeweils zwischen einem Rückenschuß S1,S3 und einem Innenschuß S2,S4 geführt, wobei die beiden paarweise eingetragenen Schüsse pro Ware mit Hilfe von Bindekettfäden OB1,OB2; UB1,UB2 aneinander gehalten werden.

    [0034] Parallel zu den Totpolen wird in beide Waren, die Oberware O und die Unterware U, je eine Füllkette OF,UF eingefügt.
    Zur Herstellung der Ware gemäß Fig. 1 werden die Fadensysteme, insbesondere die Bindekettfäden, OB,UB so gesteuert, daß die jeweils parallel zueinander und gleichzeitig eingetragenen Schußfäden S1,S2; S3,S4 im Wechsel einmal an der Oberware O und einmal an der Unterware U angeschlagen werden.
    Die Bindekette befindet sich dabei über drei Touren im Außenfach der eigenen Ware und wechselt in einer einzigen Tour in das Außenfach der anderen Ware und wieder zurück.
    In der letztgenannten Tour wird jeweils der Innenschuß angebunden. Die beiden Bindekettfäden OB1,OB2; UB1,UB2 einer Ware führen den beschriebenen Bindungsrapport zueiander um zwei Touren versetzt aus.

    [0035] In Fig. 3 ist eine Hälfte des Doppelteppichgewebes, die dann einen Teppich darstellt, in nahezu realen Proportionen dargestellt.

    [0036] Es ist deutlich erkennbar, daß die Innenschüsse S2,S4 die Polhenkel PM im Abstand von ihrer Bindungsstelle auf dem Rückenschuß S1,S3 nochmals ausrichten und gemeinsam mit dem benachbarten Innenschuß die aneinander liegenden Schenkel der Pole stützen und senkrecht aus ihrer Ware zur Oberfläche des Teppichs führen.

    [0037] In Schußrichtung werden diese Polschenkel durch die Bindekettfäden durch die Totpole gestützt, so daß auch in dieser Richtung eine formschlüssige Führung der Polhenkel gegeben ist.

    [0038] Die Fig. 5 bis 8 zeigen die notwendigen Varianten des Polfadenwechsels in Abhängigkeit von der Herkunft des jeweiligen Polfadens P nach dem Algorithmus des Hauptanspruches der Erfindung.
    Die Wechselebene ist mit "W" gekennzeichnet.

    [0039] In Fig. 5 wird ein bisher musternder Polfaden OPM aus der Oberware O gegen einen Polfaden UPM aus der Unterware gewechselt.
    In der IV. Tour des vorhergehenden Bindungsrapportes befindet sich der, der Oberware zugeordnete Musterpol OPM im Außenfach der Oberware bzw. im Hochfach 1. In der gleichen Tour befinden sich die Totpole OP der Oberware im Mittelfach 3 und wechseln bei dem folgenden Fachvertritt in das Hochfach 1 der eigenen Ware O.

    [0040] In der IV. Tour des ersten Rapportes befinden sich die Totpole UP der Unterware im Tieffach 2. Sie wechseln in der folgenden Tour zum Mittelfach 3.

    [0041] Beim Austausch des musternden Poles wird im Hochfach 1 der dort beheimatete musternde Polfaden OPM in dieser Fachebene gehalten und nach dem Fachwechsel in der nachfolgenden Tour dem Steuerprogramm der Totpole OP der Oberware O übergeben.

    [0042] In der VI.Tour wird der bisher als Totpol geführte Polfaden UP der Unterware ausgewählt.
    Während des Fachvertrittes wird er im Tieffach 2 gehalten und in der folgenden I. Tour dem Steuerprogramm für die Musterpole PM übergeben.
    An der Polfadenwechselstelle W wird ein Polschenkel ausgelassen, der aber die Optik der Poloberfläche in keiner Weise beeinflußt.

    [0043] Fig. 6 zeigt den Wechsel eines Polfadens OPM der Oberware gegen einen anderen Polfaden OPM' der Oberware.

    [0044] Der zuerst musternde Polfaden OPM wird wieder im Hochfach 1 gehalten und in der folgenden I. Tour seinem Totpolsteuerprogramm OP übergeben.

    [0045] Der neue Musterpol OPM' aus der Oberware wird im Mittelfach der VI.Tour ausgewählt, beim Fachvertritt in das Tieffach 2 überführt und dort dem Musterpolprogramm PM übergeben.
    Bei dieser Wechselart ist kein fehlender Polschenkel zu verzeichnen.

    [0046] Beim Wechsel zwischen Polfäden UPM,UPM' der Unterware - Fig. 7 - wird analog zu Fig. 6 verfahren. Auch hier gibt es weder einen fehlenden Polschenkel noch einen Doppelpol.

    [0047] Der Wechsel eines Polfadens UPM der Unterware U gegen einen Polfaden OPM der Oberware nach Fig. 8 erfolgt hier an der Grenze zwischen der III. und der IV. Tour des ersten Polbindungsrapportes.

    [0048] Der bis dahin musternde Polfaden UPM der Unterware befindet sich in der dritten Tour in seinem Außenfach, kann dort über den Fachvertritt hinaus gehalten werden und wird in der IV. Tour, dem Totpolsteuerprogramm UP übergeben.

    [0049] Der neue musternde Polfaden OPM der Oberware wird im Hochfach 1 ausgewählt und am Übergang von der III. zur IV. Tour während des Fachvertrittes gehalten und in der IV. Tour dem Musterpolsteuerprogramm PM übergeben. An der Grenze von der III. zur IV. Tour fehlt wiederum ein einzelner Polschenkel.
    Die zweite Bindungsvariante ist in Fig. 9 dargestellt. Sie unterscheidet sich von der in Fig. 1 nur dadurch, daß jeder zweite Polhenkel PM pro Ware nicht über den Rückenschuß S1,S3, sondern über den Innenschuß S2,S4 abgebunden wird.

    [0050] Das hat Vorteile hinsichtlich des Polfadenverbrauches und hat nahezu keine Auswirkungen auf die Qualitätsmerkmale der Poloberfläche.

    [0051] Auch hier stützen sich die Polschenkel einander benachbarter Polhenkel PM, die eine zusätzliche Führung durch die Innenschüsse S2,S4 besitzen, in Kettrichtung gegeneinander ab. In Schußrichtung wirkt die Bindekette B als zusätzliche Führung für die an den Innenschüssen gebundenen Polhenkel.

    [0052] Der Polfadenwechsel erfolgt bei diesem Doppelteppichgewebe zweckmäßig während des Fachvertrittes des Musterpoles aus dem Hochfach 1 ins Tieffach 2.

    [0053] Es ist aber auch möglich den Fachvertritt und damit Polfadenwechsel zwischen den beiden am Innenschuß S2,S4 musternden Polfäden PM zu realisieren. Kommt der Musterpol UPM, der abgelöst werden soll, aus der Unterware U, dann ist der Musterpol in der vorhergehenden III.Tour im Tieffach 2 auszuwählen, zu halten und in der letzten Tour IV des Rapportes seinem Totpolsteuerprogramm UP zuzuordnen (Fig. 16).

    [0054] Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die nach dem Algorithmus des Hauptanspruches wechselnden Pole weder das Aussehen des Teppichrückens, noch die Oberfläche auf der Florseite in irgendeiner Weise nachteilig beeinflussen. Bei einer angemessenen Schußdichte werden klare Musterkonturen gewährleistet.

    [0055] Die Poloberfläche ist in jeder Beziehung elastisch und voluminös.
    Nach einer extremen Belastung richten sich die Pole ggf. unter Zuhilfenahme einer Bürste wieder auf und verbleiben in dieser aufgerichteten Position.
    Bei der Variante nach Fig. 9 wird durch die kürzeren Polhenkel etwas Polmaterial eingespart, was sich vorteilhaft auf die Herstellungskosten auswirkt.

    [0056] Zu bemerken ist, daß auch die Totpole OP,UP und die Füllkette OF,UF nahezu gestreckt in ihrer Ware eingebunden sind und dadurch der Polfadenverbrauch zusätzlich verringert werden kann.

    [0057] Die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens muß gewährleisten, daß die Polfäden in allen Fachebenen gleichzeitig gewählt und in der folgenden Tour dem jeweils anderen Steuerprogramm OP,UP,PM zugeordnet werden können.

    [0058] Für den Wechsel des Polfadens aus der Unterware soll die beschriebene Auswahl um eine Tour vorverlegbar sein.

    [0059] Diese Steuerung der die Polfäden führenden Litzen 5 kann durch eine elektronisch ansteuerbare Jacquardmaschine realisiert werden, die pro Litze 5 zwei Rollenzüge 61,62 besitzt und den beiden Rollenzügen 61,62 je zwei Platinen 71,72; 73,74 zugeordnet werden. Diese Platinen 71 ....74 sind mit Hilfe von, durch Magnete 81 ....84 ansteuerbaren Klinkenhebeln 91....94 programmgemäß in ihrer obersten Stellung einzeln arretierbar.

    [0060] Eine solche Jacquardmaschine ist auf dem Markt. Ihre Steuerung ist nach dem im Anspruch 1 definierten Verfahren in üblicher Weise programmierbar.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung eines Doppelteppichgewebes,
       mit im Wechsel paarweise einmal der Oberware (O) und einmal der Unterware (U) eingetragenen Schußfäden,

    - denen pro Ware (O,U) Bindekettfäden (OB,UB) zugeordnet sind,

    mit Polfäden (OP,UP),

    - die als Totpole auf beide Waren (O,U) verteilt sind,

    - die jeweils zwischen dem Rücken- und Innenschuß, nach einem Totpolsteuerprogramm,

    - das wechselnde Positionen zwischen zwei einander benachbarten Fachebenen vorgibt,

    eingebunden sind und

    - die mustergemäß wechselnd einem Musterpolsteuerpro gramm zuordenbar sind,

    - - wobei der Polfadenwechsel (W) vor einem ausgewählten Fachwechsel aus allen Fachebenen (1,2,3) auslösbar ist,

       dadurch gekennzeichnet,
       daß der Polfadenwechsel (W) zwischen Polfäden aus unterschiedlichen Waren (O,U)

    - dann ausgeführt wird, wenn sich der zuletzt musternde Polfaden (OPM,UPM) in seinem Außenfach (1,2) befindet, und

    - während des Polfadenwechsels der zuletzt musternde Polfaden und der zur Musterung neu ausgewählte Polfaden

    - über die Zeit des Fachvertrittes im jeweiligen Außenfach (1,2) gehalten und

    - in der nächsten Tour dem jeweils anderen Steuerprogramm für Polfäden (OP,UP) zugeordnet werden;

    und

       daß der Polfadenwechsel (W) zwischen Polfäden aus gleichen Waren (O,O; U,U) so ausgeführt wird,

    - daß je ein Polfaden (OP,UP) des gegenseitig wechselnden Paares zur nächsten Tour im Außenfach gehalten wird und

    - daß der andere Polfaden (UP,OP) zwischen eigenem Mittelfach (3) und dem fremden Außenfach (1,2) wechselt.


     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
       daß der Polfadenwechsel (W) zwischen Polfäden (OP,UP) aus gleichen Waren dann ausgeführt wird, wenn sich der letztmalig musternde Polfaden im eigenen Außenfach (1,2) befindet.
     
    3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
       daß sich der Bindungsrapport der Polfäden (OP,UP), einschließlich des Polfadenwechels (W) über vier Touren (I bis IV) erstreckt.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
       daß alle musternden Polfäden (OPM,UPM) über einen Rückenschuß (S1,S3) abgebunden werden.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
       daß in einem Bindungsrapport pro Ware (O,U) ein Polhenkel über den Rückenschuß (S1,S3) und ein Polhenkel über den Innenschuß (S2,S4) abgebunden wird
     
    6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
       daß der Polfadenwechsel (W) im Bereich des Fachvertrittes zwischen zwei aufeinander folgenden Bindungen über einen Rückenschuß (S1,S3) erfolgt.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
       daß der Polfadenwechsel (W) in dem Bereich erfolgt, wo der musternde Polfaden (OPM,UPM) über den Innenschuß (S2,S4) bindet.
     
    8. Verfahren nach Anspruch 5 und 7, dadurch gekennzeichnet,
       daß der, eine Tour vor dem Polfadenwechsel (W) über den Rückenschuß (S1,S3) seiner Ware (O,U) bindende Musterpolfaden (PM) in dieser Tour während des Fachvertrittes in seinem Außenfach (1,2) verbleibt und unmittelbar vor dem Polfadenwechsel (W) seinem Totpolsteuerprogramm zugeordnet wird.
     
    9. Verfahren nach Anspruch 5,7 und 8, dadurch gekennzeichnet,
       daß der polhenkelfreie Rückenschuß nicht eingetragen wird und
       daß die Bindekettfäden (OB,UB) jeder Ware über drei Innenschüsse (S2,S4) und einen Rückenschuß (S1,S3) binden und bezogen auf die Rückenschußbindung gegenseitig wechseln.
     
    10. Doppelteppichwebmaschine mit einer Jacquardmaschine zur Durchführung des Verfahrens nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
       daß die, die Polfäden (OP,UP) zur Fachbildung ansteuernde Jacquardmaschine pro Litze zwei Rollenzüge (61,62) mit vier, unabhängig voneinander, in einer oberen Position programmgemäß blockierbaren Platinen (71...74) besitzt.
     




    Zeichnung



















    Recherchenbericht