[0001] Die Erfindung betrifft Füllstoff enthaltendes Papier.
[0002] Mit der Einführung des Offset-Druckes beim Zeitungsdruck zu Beginn der siebziger
Jahre hat sich das Publikationsorgan Zeitung den Vierfarbendruck erschlossen. Der
Vierfarbendruck auf Zeitungspapier benötigt, wenn er von der die Verlage mitfinanzierenden
Werbewirtschaft akzeptiert werden soll, ein erheblich besseres Zeitungspapier, als
dies ohne Vierfarbendruck notwendig ist. Die wesentlichen Kriterien sind ein verringertes
Druckfarbendurchschlagen, ein höherer Weißgrad und ein ausreichend hoher Reibungskoeffizient
der Papieroberfläche.
[0003] Verringertes Druckfarbendurchschlagen ist zwingend, weil das Papier nicht nur einmal,
sondern viermal durch ein Druckwerk geht. Ein hoher Weißgrad schafft überhaupt erst
die Voraussetzung, um vierfarbig drucken zu können. Und der ausreichend hohe Reibungskoeffizient
ist notwenidg, um in der Druckerpresse einen nicht-schlüpfrigen Lauf und damit den
für den Vierfarbendruck so wichtigen Passer sicherzustellen.
[0004] Zeitungspapier wird traditionell in Nordamerika und den skandinavischen Ländern aus
jungfräulichen Fasern hergestellt. Während diese Fasern in Skandinavien TMP-Fasern
sind, finden wir in Kanada noch erhebliche Mengen Holzschliff. Dadurch ergibt sich
die Notwendigkeit, Zellstoff in der Rezeptur einzusetzen, um die notwenige Festigkeit
zu erhalten. Gemein ist diesen Produktionsverfahren bis vor kurzem der weitgehende
Verzicht auf den Einsatz von Altpapier, der in Mitteleuropa schon auf eine längere
Tradition zurückblicken kann, auch beim Zeitungspapier gewesen.
[0005] Zwar setzen nun auch verstärkt die skandinavischen Zeitungspapierfabriken und die
in den USA und Kanada auf den Einsatz von Altpapier, in Nordamerika getrieben durch
den dirigistischen Eingriff durch Gesetzgebung gerade in den wichtigen US-Bundesstaaten,
doch wird in diesen Regionen die Frischfaser nie ihre grundsätzliche Bedeutung verlieren,
nicht zuletzt deshalb, weil selbst in einem noch stärker ausgeprägten Zyklus der Faser-Wiederverwendung
aus technischen Gründen immer wieder Frischfaser eingeführt werden muß.
[0006] Je höher der Frischfaseranteil ist, desto dringlicher stellt sich bei oben skizziertem
Anforderungsprofil für Zeitungspapier die Notwendigkeit, das Druckfarbendurchschlagen
auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, weil der Zwangsanfall von Füllstoffen über
den Altpapiereintrag wegfällt. Weil üblicherweise Druckfarbendurchschlagen durch Erhöhung
der Papieropazität, also erhöhtes Flächengewicht oder Pigmenteintrag, reduziert wird,
ist der Füllstoff-Zwangsanfall bis zu einem gewissen Grade, durch die spätere Papierfestigkeit
diktiert, ein gewünschter Effekt. Dies enthebt aber immer weniger Papierfabriken der
Notwendigkeit, zumindest über den gezielten Einsatz von nicht über das Altpapier kommenden
Füllstoffen nachzudenken. Ohne Altpapiereinsatz wird er geradezu zwingend werden.
Die Reaktion der schwedischen Papierindustrie beweist dies.
[0007] Es besteht somit die Aufgabe, ein Papier zur Verfügung zu stellen, welches das Durchschlagen
der Druckfarbe nicht zuläßt.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist ein Füllstoff enthaltendes Papier, welches dadurch gekennzeichnet
ist, daß es als Füllstoff synthetische Kieselsäure enthält. Die synthetische Kieselsäure
kann eine gefällte Kieselsäure sein. In einer bevorzugten Ausführungsform kann die
gefällte Kieselsäure sprühgetrocknet und vermahlen sein.
[0009] Die gefällte, sprühgetrocknete und vermahlene Fällungskieselsäure kann die folgenden
physikalisch-chemischen Kenndaten aufweisen:
Oberfläche nach BET 1) |
m²/g |
190 |
Mittlere Größe der Agglomerate |
µm |
7 8) |
Stampfdichte 2) |
g/l |
120 |
Trocknungsverlust (2 h bei 105 °C) 3) |
% |
6 |
Glühverlust (2 h bei 1000 °C) 4) 9) |
% |
5 |
pH-Wert (in 5%iger wäßriger Dispersion) 5) |
|
6,3 |
DBP-Absorption 6) 9) |
g/100 g |
270 |
SiO₂ 10) |
% |
98 |
Na₂O 10) |
% |
1 |
Fe₂O₃ 10) |
% |
0,03 |
SO₃ 10) |
% |
0,8 |
Siebrückstand (nach Mocker, 45 µm) 7) |
% |
0,1 |
1) nach DIN 66 131 |
2) nach DIN ISO 787/XI, JIS K 5101/18 (nicht gesiebt) |
3) nach DIN ISO 787/II, ASTM D 280, JIS K 5101/21 |
4) nach DIN 55921, ASTM D 1208, JIS K 5101/23 |
5) nach DIN ISO 787/IX, ASTM D 1208, JIS K 5101/24 |
6) nach DIN 53601, ASTM D 2414 |
7) nach DIN ISO 787/XVIII, JIS K 5101/20 |
9) bezogen auf die 2 Stunden bei 105 °C getrocknete Substanz |
10) bezogen auf die 2 Stunden bei 1000 °C geglühte Substanz |
[0010] Diese Kieselsäure wird auch im Beispiel - als SIPERNAT 22 S bezeichnet - eingesetzt.
[0011] Das erfindungsgemäße Papier kann einen Anteil an Kieselsäure von 0,5 bis 3 Gew.-%,
vorzugsweise 1 bis Gew.-% aufweisen.
[0012] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist das Füllstoff enthaltende Papier
ein Zeitungspapier.
[0013] Die Erfindung weist den Vorteil auf, daß das Durchschlagen der Druckfarbe um fast
60 % verringert werden kann.
Beispiele
[0014] Die Versuche mit Einsatz von Kieselsäure in Zeitungspapier fanden zwischen 1989 und
1991 auf dem amerikanischen Kontinent statt, vorzugsweise in Kanada, aber auch in
den USA und in Südamerika. Hierbei haben wir mit einer kanandischen Chemiefirma zusammengearbeitet,
die die Versuche an den Papiermaschinen leitete. In allen Fällen wurde ausschließlich
mit Frischfaser gearbeitet. Die auf den Papiermaschinen versuchsweise erhaltenen Papiere
wurden anschließend auf kommerziellen Offset-Druckmaschinen bedruckt, in einem Fall
sogar auf einer Zeitungspapier-Druckmaschine in einem europäischen Verlagshaus, und
anschließend optisch ausgewertet. Bei der optischen Auswertung haben wir uns auf die
Auswertung des Druckfarbendurchschlages konzentriert. Alle nachfolgend gezeigten Versuchsergebnisse
sind also keine Laborergebnis, sondern äußerst paxisnah: Papier von der Papiermaschine
und nicht vom Blattbildner, Drucke nicht vom IGT- oder Prüfbau-Testgerät, sondern
von der echten Druckmaschine!
[0015] Zum besseren Verständnis der Versuchsergebnisse zeigt Figur 1 in einem Schema, wie
sich das Druckfarbendurchschlagen linear aus der Papier- und der Druckfarbenkomponente
zusammensetzt. Während die Opazität bei fertiggestelltem Papier eine Konstante ist,
ist das Durchschlagen abhängig von der aufgetragenen Menge an Druckfarbe. Natürlich
kann man das Durchschlagen dadurch verringern, daß man die Opazität des Papieres durch
geeignete Pigmente erhöht, ein oft beschrittener Weg. Gelingt es jedoch, Einfluß auf
die Druckfarbenkomponente zu gewinnen, ist auch dies ein Weg, das Durchschlagen zu
verringern. Den Effekt kann man dann zwar erst nach dem Bedrucken feststellen und
nicht schon am unbedruckten Papier, also bereits an der Papiermaschie. Im angelsächsischen
Sprachgebrauch gibt es für diese Gesamtbetrachtung den Begriff "printed opacity".
[0016] Figur 2 zeigt die erfolgreiche Verwendung von SIPERNAT 22 S, einer amorphen Kieselsäure
der DEGUSSA. SIPERNAT 22 S absorbiert, bezogen auf die Eigenmasse, nicht nur die doppelte
Ölmenge, sondern sogar fast die dreifache. In diesem Fall ausschließlich verursacht
durch die Druckfarbenkomponente konnte das Durchschlagen um fast 60 % verringert werden,
von 0,043 auf 0,018 .
1. Füllstoff enthaltendes Papier, dadurch gekennzeichnet, daß es als Füllstoff synthetische
Kieselsäure enthält.
2. Füllstoff enthaltendes Papier gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die synthetische
Kieselsäure eine gefällte Kieselsäure ist.
3. Füllstoff enthaltendes Papier gemäß den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die gefällte Kieselsäure eine sprühgetrocknete und vermahlene Kieselsäure ist.
4. Füllstoff enthaltendes Papier gemäß den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das Papier Zeitungspapier ist.