[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Umschmelzen von Oberflächenbereichen von
Werkstücken aus Gußeisen mit lamellaren, kugeligen oder anderen Graphitausscheidungen,
deren Oberfläche eine beliebige Form und Geometrie aufweist. Durch den Umschmelzprozeß
mittels Energiestrahl, vorzugsweise Elektronenstrahl, werden die Oberflächeneigenschaften
wie Verschleißfestigkeit verbessert. Eine bevorzugte Anwendung ist das Härten der
Laufflächen von Nockenwellen.
[0002] Es sind verschiedene Verfahren der Umschmelzbehandlung bekannt, bei welchen als Energiequelle
ein Plasmastrahl, Laserstrahl oder Elektronenstrahl verwendet wird (DE 36 26 799 A1).
Die Oberflächen sind besonders bei Nockenwellen geometrisch kompliziert ausgebildet,
d. h. sie sind lokal unterschiedlich gekrümmt und geneigt; sie setzen sich mitunter
aus gerundeten und abgeschrägten Kanten zusammen. Beispiele für derartige Ausbildungen
der Oberfläche sind Nockenwellen, Schlepp- oder Kipphebel, Kurvenscheiben, Kulissen
usw.
[0003] Es ist auch bekannt, einen zweidimensional hochfrequent abgelenkten Elektronenstrahl
entsprechend programmiert auf der Oberfläche zur Einwirkung zu bringen. Dabei wird
dieser Prozeß in zwei Phasen unterteilt; einer Festphase und einer nachgeordneten
Schmelzphase (DD 270 090). Dieses Verfahren gewährleistet aber nicht, selbst bei hohem
apparativen Aufwand, eine porenfreie, gleichmäßige und gezielt einstellbare Härtetiefe
zu realisieren.
[0004] Es ist weiterhin bekannt, die gesamte zu behandelnde Oberfläche entsprechend ihrer
Geometrie in Einzelbereiche mit annähernd gleicher Geometrie aufzuteilen. An die Einzelbereiche
wird jeweils die Bahngeschwindigkeit des Elektronenstrahls und/oder die vom Elektronenstrahl
auf das Werkstück übertragene Flächenenergie in Abhängigkeit vom Auftreffwinkel des
Elektronenstrahls und der zu erstellenden Umschmelztiefe angepaßt (DE 41 30 462 A3).
Diese Lösung hat den Nachteil, daß ebenfalls Qualitätsmängel durch häufig auftretende
Poren nicht verhindert werden. Es treten neben den qualitativen Mängeln auch wirtschaftliche
Nachteile ein.
[0005] Auch alle Versuche mit den in oben genannten Verfahren ergänzenden Verfahrensschritten,
wie Vorwärmen der zu schmelzenden Werkstückbereiche, geschwindigkeitsgeregelter Energiezufuhr,
Mehrfachüberlappen von Einzelschmelzbahnen, oszillierende Zusatzbewegung der Energiequelle,
Energiedosierung durch hochfrequentes Ablenken der Energiestrahlen und die Verwendung
von Zusatzwerkstoffen schließen die Porenbildung nicht aus. Damit sind auch die mechanischen
Eigenschaften der Werkstücke nach wie vor negativ beeinflußt.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Umschmelzen von Oberflächenbereichen
von Werkstücken, insbesondere aus Gußeisen mit lamellaren, kugeligen oder anderen
Graphitausscheidungen, mit beliebig ausgebildeter Oberfläche zu schaffen. Mit einem
Energiestrahl, vorzugsweise Elektronenstrahl, soll die Oberfläche partiell durch Erzeugen
von Schmelzbahnen in ihren Eigenschaften definiert verändert werden. Oberflächendeformationen
größer 0,4 mm sollen nicht auftreten. Die Oberfläche muß porenfrei sein. Es soll auch
möglich sein, die Schmelzbahn in der Fügestelle einer Werkstoffpaarung aus gleichem
oder unterschiedlichem Werkstoff auszuführen, um eine Verbindung derselben herzustellen.
[0007] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe nach den Merkmalen des Patentanspruches 1 gelöst.
Weitere Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den Unteransprüchen beschrieben.
[0008] Die erfindungsgemäße Erzeugung von Schmelzzonen auf der Oberfläche des Werkstückes,
besonders von Gußeisen mit hohem Kohlenstoffgehalt, verhindert die Bildung von gaseinschließenden
Poren aufgrund der die Schmelze "öffnenden" Wirkung der Metalldampfkapillaren in der
Längsachse des in die Oberfläche des Werkstückes eindringenden Energiestrahles.
[0009] Zur Sicherung der öffnenden Wirkung der Metalldampfkapillaren hat sich gezeigt, daß
sich bei einer Temperaturführung auf die Randbereiche der erzeugten Schmelzbahn die
Kapillaren dauerhaft stabilisieren lassen.
[0010] Die Energieübertragungsparameter werden werkstoffbezogen in Verbindung mit der Vorwärmtemperatur
und/oder der Vorschubgeschwindigkeit so gewählt, daß im Einwirkbereich bevorzugt des
Elektronenstrahls unter Ausbildung einer Dampfkapillare eine Umschmelzzone mit einem
Tiefen(h)-Kopfbreiten(b)-Verhältnis von mindestens
entsteht.
[0011] In der Umgebung der Umschmelzzone, insbesondere an der Oberfläche bis zu einem bestimmten
Absand a zu ihr, in der Größe von

vom Rand der Umschmelzzone wird dadurch ein kritischer Wert der Temperatur nicht
überschritten. Diese kritische Temperatur ist durch die Schmelztemperatur der am niedrigsten
schmelzenden Bestandteile des Werkstoffes bestimmt. (Es bedeuten a die Breite des
nicht umgeschmolzenen Randbereiches zu beiden Seiten der Schmelzbahn und d
s der Durchmesser des gesamten Energiestrahles.)
[0012] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ergibt sich entsprehend den in den Unteransprüchen
beschriebenen Ausgestaltungen die Möglichkeit, durch Einflußnahme auf die Rahmenbedingungen
des Werkstoffes größere Schmelzgeschwindigkeit und damit eine größere Wirtschaftlichkeit
des Verfahrens bei gleicher Porenfreiheit zu erreichen. Durch Mikroschliffe quer und
längst zur Schmelzbahn konnte die Porenfreiheit nachgewiesen werden.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren ist darüberhinaus noch einsetzbar für das Verbinden
von zwei Werkstücken. Dazu werden die Teile aus Gußeisen (z. B. GGG 60) mechanisch
vorgefügt und anschließend mit einem Energiestrahl hoher Leistungsflußdichte (2,5
x 10³W/mm²) durch Erzeugung einer keilförmigen Schmelzbahn mit einem Tiefen-Kopfbreitverhältnis
von 4:1 an der Fügestelle verbunden (Vorschubgeschwindigkeit 15 mm/s), wobei die Temperatur
in der Umgebung der Schmelzbahn die Schmelztemperatur der am niedrigsten schmelzenden
Gefügebestandteile der verwendeten Werkstoffe nicht überteigt. Das Ergebnis ist eine
poren- und rißfreie Schweißnaht mit Oberflächendeformation ≦ 0,5 mm (maximale Höhendifferenz).
[0014] An zwei Ausführungsbeispielen wird die Erfindung näher erläuter. In der zugehörigen
Zeichnung zeigen.
- Fig. 1:
- einen Schnitt durch eine in einem Werkstück eingebrachte Schmelzbahn,
- Fig. 2:
- einen Schnitt durch ein aus zwei Teilen bestehendes durch eine Schmelzbahn verbundenes
Werkstück.
[0015] In Fig. 1 ist auf der Oberfläche eines Werkstückes 1 aus Grauguß mit lamellarem Graphit
ein bestimmter Bereich umzuschmelzen, ohne daß Poren entstehen. Ehe der erfindungsgemäße
Prozeß durchgeführt wird, wird das Werkstück 1 in üblicher Weise auf eine Temperatur
von ca. 450°C erwärmt.
[0016] Anschließend wird das Werkstück 1 im Vakuum von einem abgelenkten Elektronenstrahl
2 mit einem Gesamtdurchmesser d
s = 0,5 mm beaufschlagt und dabei mit einer Vorschubgeschwindigkeit V von 17 mm/s bewegt.
Die Energiedichte ED des Elektronenstrahls 2 wird auf 45 Ws/mm² und die Leistungsflußdichte
P mit 2 x 10³ W/mm² eingestellt. Dadurch wird eine keilförmige Schmelzbahn 3 erzeugt,
in deren Mitte sich die Dampfkapillare 4 bildet. Die Schmelzbahn 3 hat eine Tiefe
(h) von 2 mm und eine Kopfbreite b von 1,5 mm, das heißt, das Tiefen-Kopfbreiten-Verhältnis
beträgt 1,3:1.
[0017] Zu beiden Seiten der Schmelzbahn 3 bildet sich eine erwärmte Zone, in der eine Temperatur
von ca. 1080°C herrscht, mit einer Breite von ca. 0,5 mm aus.
[0018] Nach der ledeburitischen Erstarrung und der nachfolgenden Fertigbearbeitung des Werkstückes
1 bzw. dessen Oberfläche konnte festgestellt werden, daß das Volumen der Schmelzbahn
3 in der gesamten Tiefe b des ursprünglichen Schmelzvolumens porenfrei ist.
[0019] Ist aufgrund der Größe der zu behandelnden Oberfläche des Werkstückes 1 die Breite
b einer Schmelzbahn 3 nicht ausreichend, so werden mehrere Schmelzbahnen nebeneinander
eingebracht. Dabei ist der Abstand dieser voneinander so zu wählen, daß wiederum ein
Abstand a als erwärmte Zone zwischen beiden Schmelzbahnen bestehen bleibt.
[0020] Ein zweites Beipiel, Fig. 2, zeigt, wie zwei Teile 1' und 1'' durch die Schmelzbahn
3 miteinander verbunden sind. Die Schmelzbahn 3 wird nach dem gleichen Verfahren wie
im Zusammenfang mit Fig. 1 beschrieben in die Mitte der Fügestelle 5 gelegt. Dabei
entsteht eine porenfreie Verbindung durch Verschmelzen (Verschweißen) beider Teile
1' und 1''.
[0021] Bei den verwendeten Werkstoffen wurde darauf geachtet, daß zur Erzielung größerer
Umschmelzgeschindigkeit bei der angestrebten Porenfreiheit Graphitausscheidungen von
< 100 µm bei lamellarem Grauguß bzw. < 40 µm Kugeldurchmesser bei sphärolithischem
Gußeisen verwendet wurde.
1. Verfahren zum Umschmelzen von Oberflächenbereichen von Werkstücken, insbesondere aus
Gußeisen, indem Schmelzbahnen mit einem zweidimensional abgelenkten Energiestrahl,
vorzugsweise Elektronenstrahl, erzeugt werden, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem
Energiestrahl eine keilförmige Schmelzzone bei Bildung einer Dampfkapillare erzeugt
wird, daß dabei die Energiedichte (ED) 35 bis 200 Ws/mm², die Leistungsflußdichte
(P) >1x10³ W/mm², die Umschmelzvorschubgeschwindigkeit (V) > 10 mm/s und das Tiefen(h)-Breiten(b)-Verhältnis
≧ 1:1 gewählt werden und daß ein kritischer Wert der Temperatur in der Umgebung der
Schmelzzone, der durch die Schmelztemperatur der am niedrigsten schmelzenden Gefügebestandteile
bestimmt ist, insbesondere die Oberflächentemperatur, in einem Abstand (a) vom Rand
der Schmelzbahn von

nicht überschritten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzbahn mitten in die
Werkstückoberfläche in den Bereich, dessen spezielle Eigenschaften verändert werden
sollen, eingebracht wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzbahn
über der Werkstückoberfläche mit ihrem Anfang und Ende sich überlappend eingebracht
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzbahn
in ihrem Verlauf auf der Oberläche des Werkstückes mäander- oder wellenförmig verlaufend
eingebracht wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß der die Schmelzbahn
erzeugende Energiestrahl in einem Winkel α bis 45° zur Werkstückoberfläche zur Einwirkung
gebracht wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß auf der Oberfläche
des Werkstückes mehrere Schmelzbahnen nebeneinander eingebracht werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Werkstück
vor dem Erzeugen der Schmelzbahn auf eine Temperatur von > 400°C erwärmt wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß bei der Erschmelzung von Grauguß mit lamellarem Graphit ein Werkstoff mit einer
maximalen Größe der Graphitausscheidungen von 100 µm und von Gußeisen mit Kugelgraphit
ein Werkstoff mit maximalem Kugeldurchmesser von 40 µm verwendet wird.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die Schmelzbahn in die Fügestelle einer Werkstoffpaarung aus gleichenoder unterschiedlichen
Werkstoffen zur Verbindung derselben miteinander eingebracht wird.