[0001] Die Erfindung betrifft ein lichtempfindliches Aufzeichnungsmaterial nach dem Oberbegriff
des Hauptanspruchs.
[0002] Bei der Herstellung, Lagerung und Verarbeitung werden lichtempfindliche Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien
bewegt, während sie mit den Oberflächen z. B. von anderen Filmen, Führungsrollen und
Blechen von Belichtern, Kassetten und Entwicklungsmaschinen in Berührung sind. Solche
Oberflächen zeigen in der Praxis Rauhigkeiten oder Spitzen durch Ablagerung von Schmutz,
Staub, Verkratzen oder auch durch Mattierungsmittel. An den Kontaktpunkten mit derartigen
Spitzen wird ein erheblicher Druck auf die Filmoberfläche ausgeübt, der auf die Silberhalogenidkörner
übertragen wird und zu einer Drucksensibilisierung führen kann. Bei der Entwicklung
wird das Material an diesen Stellen auch dann geschwärzt, wenn keine Belichtung stattgefunden
hat, sodaß graue oder schwarze Druckmarken entstehen. Dies geschieht insbesondere
auch ohne daß die äußere Schicht mechanisch verletzt wird. In der Regel haben solche
Druckmarken die Form von schwarzen Strichen, die das aufgezeichnete Bild beeinträchtigen.
Besonders nachteilig sind solche schwarzen Druckmarken bei Fotosatzfilmen und bei
Filmen, die mit infektiöser Entwicklung verarbeitet wurden.
[0003] Durch die neuere Entwicklung zu schneller und weitgehend automatischer Handhabung
der Materialien, beispielsweise beim Belichten, hat das Problem der Druckempfindlichkeit
an Bedeutung zugenommen. Wegen der gleichzeitig geforderten Eignung für schnelle Verarbeitung
kann es nicht dadurch gelöst werden, daß man einfach den Bindemittelanteil in der
Emulsion oder die Dicke der Schutzschicht erhöht.
[0004] Die Patentanmeldung EP 02 09 010-A2 beschreibt Aufzeichnungsmaterialien mit ultrasteilem
Kontrast und reduzierter Druckempfindlichkeit, welche Polyhydroxybenzole, beispielsweise
Hydrochinon, enthalten. Bei diesen Materialien nimmt die Druckempfindlichkeit jedoch
erst nach längerer Lagerung ab und gleichzeitig vermindert sich die Empfindlichkeit.
[0005] In der Anmeldung EP 04 90 302-A2 wird vorgeschlagen, der Emulsionsschicht kolloidale
Kieselsäure zuzusetzen und den dynamischen Reibungsbeiwert durch Inkorporieren eines
Gleitmittels in die Schutzschicht zu begrenzen.
[0006] Es ist auch bekannt, die Druckempfindlichkeit durch Einarbeiten von weichen Polymerlatices
in die Emulsions- oder Übergußschicht zu vermindern (siehe z. B. Research Disclosure
308 119, Dezember 1989).
[0007] Die bekannten Verfahren führen zwar zu einer gewissen Verminderung der Druckempfindlichkeit,
die aber in vielen Fällen nicht ausreicht. Darüber hinaus verursachen in die Schichten
eingebrachte Gleitmittel oder Latices insbesondere in größeren Mengen eine Reihe von
anderen Nachteilen, wie Klebeneigung, verminderte Naßkratzfestigkeit und Trübung.
Auch die erforderliche Verarbeitungszeit wird verlängert. Kolloidale Kieselsäure beeinträchtigt
die Planlage der Materialien und erhöht in unerwünschter Weise die Viskosität der
Gießlösungen.
[0008] Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein schnell verarbeitbares lichtempfindliches
Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial zu schaffen, das weitgehend unempfindlich gegen
das Auftreten von Druckmarken ist sowie eine geringe Trübung und optimale sensitometrische
Eigenschaften aufweist.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein lichtempfindliches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial
mit einem Schichtträger und mindestens einer Schichtanordnung aus mindestens einer
Silberhalogenid-Emulsionsschicht und einer ein hydrophiles Kolloid enthaltenden äußeren
Schutzschicht auf der vom Träger abgewandten Seite der Schichtanordnung, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß die Schutzschicht ein Polyolefinoxydat enthält.
[0010] Polyolefinoxydate sind Produkte, deren Moleküle aus einer Polyolefinkette mit oxydativ
erzeugten funktionellen Gruppen, im wesentlichen Carboxyl- und Hydroxylgruppen, bestehen.
Herstellung und Eigenschaften sind beispielsweise beschrieben in Kunststoff-Handbuch,
Band IV, Seite 161 ff. (Carl Hanser Verlag, München 1969) und in Ullmanns Encyclopädie
der technischen Chemie, 4. Auflage, Band 24, Seite 42 f. (Verlag Chemie, Weinheim
1983). Geeignete Produkte sind sowohl in reiner Form als auch als wäßrige Dispersion
im Handel.
[0011] Die Anwendung von oxydiertem Polyethylen als geschlossene Schicht auf rußhaltigen
Lichthofschutz-Rückschichten zur Verbesserung der Verklebeneigung, der Kratzempfindlichkeit,
des Abriebs und des Verhaltens in alkalischen Entwicklungsbädern wird in der Patentschrift
DD 02 12 339 beschrieben. Danach war aber für den Fachmann nicht zu erwarten, daß
Polyolefinoxydate als Bestandteil von Schutzschichten über der lichtempfindlichen
Emulsion die Bildung von Druckmarken verhindern.
[0012] Das hydrophile Kolloid in der Schutzschicht ist bevorzugt Gelatine. Es lassen sich
aber auch andere makromolekulare hydrophile Stoffe verwenden, beispielsweise Polyacrylamid,
Polyvinylalkohol und Copolymere der entsprechenden Monomere, ggf. auch mit Acrylsäure.
[0013] Das in der Schutzschicht der erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien enthaltene
Polyolefinoxydat ist bevorzugt ein Polyethylenoxydat.
[0014] Der Anteil des Polyolefinoxydats in der Schutzschicht kann etwa 2 bis 85 Gewichtsprozent,
bevorzugt zwischen 5 und 70 Gewichtsprozent, betragen. Ein besonders bevorzugter Bereich
liegt zwischen 20 und 60 Gewichtsprozent.
[0015] Kenngrößen für Polyolefinoxydate werden nach den DGF-Einheitsmethoden, Abteilung
M: Wachse und Wachsprodukte, Stuttgart 1975, der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft,
ermittelt.
[0016] Erfindungsgemäß bevorzugte Polyolefinoxydate haben eine Kugeldruckhärte nach DGF-M-III
9a zwischen 150 und 1100 bar. Besonders bevorzugt ist der Bereich von 250 bis 1100
bar.
[0017] Die Molmasse der erfindungsgemäßen Polyolefinoxydate liegt bevorzugt zwischen 3000
und 8000 g/mol.
[0018] Die Säurezahl der erfindungsgemäßen Polyolefinoxydate beträgt zwischen 10 und 35
mg KOH je g. Bevorzugt ist der Bereich von 15 bis 25 mg KOH je g.
[0019] Bevorzugt werden Polyolefinoxydate mit einem Schmelzpunkt von 90 bis 140 °C, bestimmt
nach DIN 53736.
[0020] Für das Einbringen in die Beschichtungslösungen werden die Polyolefinoxydate zweckmäßig
zu einer wäßrigen Dispersion verarbeitet. Dies kann in bekannter Weise durch Erwärmen
einer Mischung mit Wasser über den Schmelzpunkt und Rühren, ggf. unter erhöhtem Druck
und vorzugsweise in Gegenwart eines Alkalihydroxids, geschehen. Die Teilchengröße
der Dispersion sollte unter 200 nm, bevorzugt zwischen 50 und 100 nm, liegen.
[0021] Im Gegensatz zu anderen Polymerdispersionen behindern die Polyolefinoxydate auch
bei hohem Anteil in der Schutzschicht überraschenderweise nicht wesentlich den Zutritt
der Verarbeitungslösungen zur lichtempfindlichen Emulsionsschicht. Daher wird die
Eignung der Materialien für Schnellverarbeitung nicht gemindert.
[0022] Die Dicke der Schutzschicht der erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien kann je
nach dem Verwendungszweck und den gewünschten Eigenschaften in weiten Grenzen gewählt
werden. Ein bevorzugter Bereich ist gekennzeichnet durch ein Auftragsgewicht der getrockneten
Schicht zwischen 0,1 und 1,5 g/m². Besonders bevorzugt ist der Bereich zwischen 0,5
und 1,2 g/m².
[0023] Die lichtempfindlichen Silberhalogenide der erfindungsgemäß verwendeten Aufzeichnungsmaterialien
bestehen aus Silberchlorid, Silberbromid, Silberchlorobromid, Silberbromoiodid oder
Silberchlorobromoiodid. Sie können monodispers oder polydispers sein, eine einheitliche
Zusammensetzung haben aber auch Körner mit Kern-Schale-Aufbau aufweisen sowie auch
Gemische von Körnern verschiedener Zusammensetzung und Korngrößenverteilung sein.
Die Gestalt der Körner kann vorwiegend sphärisch, polyedrisch oder auch tafelförmig
sein. Die Silberhalogenide werden unter Verwendung eines hydrophilen kolloidalen Bindemittels,
bevorzugt Gelatine, hergestellt. Methoden zur Herstellung geeigneter lichtempfindlicher
Silberhalogenidemulsionen sind dem Fachmann bekannt und beispielsweise in der Research
Disclosure 308 119 (Dezember 1989) zusammengefaßt.
[0024] Die Korngröße der Silberhalogenidkörner in den Emulsionen richtet sich nach der erforderlichen
Empfindlichkeit und kann beispielsweise zwischen 0,1 und 1 µm betragen. Bei der Emulsionsherstellung
können Edelmetallsalze, besonders Salze von Rhodium oder Iridium zur Verbesserung
der photographischen Eigenschaften in den üblichen Mengen anwesend sein.
[0025] Die Emulsionen werden bevorzugt chemisch sensibilisiert. Geeignete Verfahren sind
die Schwefel-, die Reduktions- und die Edelmetallsensibilisierung, die auch in Kombination
angewendet werden können. Für letztere können beispielsweise Gold- oder Iridiumverbindungen
benutzt werden.
[0026] Die Emulsionen können mit üblichen Sensibilisierungsfarbstoffen spektral sensibilisiert
werden.
[0027] Die Emulsionen können auch übliche Antischleiermittel enthalten. Bevorzugt sind Tetraazaindene,
ggf. substituiertes Benztriazol, 5-Nitroindazol und Quecksilberchlorid. Diese Mittel
können zu jedem Zeitpunkt bei der Emulsionsherstellung zugesetzt werden oder in einer
Hilfsschicht des photographischen Materials enthalten sein. Zur Verbesserung der photographischen
Eigenschaften kann der Emulsion vor oder nach der chemischen Reifung ein Jodid in
einer Menge von etwa 1 mmol je Mol Silber zugesetzt werden.
[0028] Das photographische Material kann weitere Zusätze, die für die Erzeugung bestimmter
Eigenschaften bekannt und üblich sind, enthalten. Solche Mittel sind zum Beispiel
in der Research Disclosure 308 119 in den Kapiteln V (Aufheller), XI (Beschichtungshilfsmittel),
XII (Weichmacher und Gleitmittel) und XVI (Mattierungsmittel) aufgeführt.
[0029] Der Gelatinegehalt der Emulsionen liegt im allgemeinen zwischen 50 und 200 g je Mol
Silber; bevorzugt wird der Bereich zwischen 70 und 150 g je Mol Silber.
[0030] Die erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien enthalten bevorzugt eine kontraststeigernde
Hydrazinverbindung. Diese Hydrazinverbindung kann in an sich bekannter Weise entweder
in die Silberhalogenid-Emulsionsschicht oder in eine mit dieser in reaktiver Beziehung
stehende Hilfsschicht inkorporiert werden. "Reaktive Beziehung" bedeutet hier, daß
die Hydrazinverbindung oder ihre Reaktionsprodukte zumindest während der Einwirkung
einer wäßrigen alkalischen Entwicklerlösung in die Emulsionsschicht übertreten können.
Geeignete Verbindungen und Inkorporierungsverfahren sind beispielsweise beschrieben
in Research Disclosure 235 010 (November 1983), DE-27 25 743-A1, EP-00 32 456-B, EP-01
26 000-A2, EP-01 38 200-A2, EP-02 03 521-A2, EP-02 17 310-A2, EP-02 53 665-A2, EP-03
24 391-A2, EP-03 24 426-A2, EP-03 26 443-A2, EP-03 56 898-A2, EP-04 73 342-A1, EP-05
01 546-A1.
Beispiele geeigneter Hydrazinverbindungen sind
[0031]

Die Schichten der erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien können mit einem bekannten
Mittel gehärtet sein. Dieses Härtemittel kann der Emulsionsschicht zugesetzt oder
über eine Hilfsschicht, beispielsweise die äußere Schutzschicht, eingebracht werden.
Bevorzugte Härtungsmittel sind Hydroxydichlorotriazin, Dihydroxydioxan, Divinylsulfone,
Biscarbamoylimidazole.
[0032] Die Schichten der erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien können auch bekannte
Polymerdispersionen enthalten, durch die beispielsweise die Dimensionsstabilität des
photographischen Materials verbessert wird. Es handelt sich dabei in der Regel um
Latices hydrophober Polymere in wäßriger Matrix. Beispiele für geeignete Polymerdispersionen
sind in der Research Disclosure 308 119, Kapitel IX B, genannt. Bevorzugt sind Polymere
oder Copolymere verschiedener Acrylsäureester mit Teilchengrößen unter 100 nm.
[0033] Bei den erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien können alle lichtempfindlichen
Schichten in einer Schichtanordnung auf einer Seite des Schichtträgers aufgetragen
werden, wobei die andere Seite unbeschichtet bleibt oder lichtunempfindliche Hilfsschichten,
beispielsweise für Lichthofschutz und Planlage, trägt. Zur Erfindung gehören aber
auch Materialien, bei denen auf beiden Seiten des Schichtträgers lichtempfindliche
Schichtanordnungen aus mindestens einer lichtempfindlichen Silberhalogenid-Emulsionsschicht
und einer äußeren Schutzschicht vorhanden sind.
[0034] Die Schichtanordnungen können außer den lichtempfindlichen Silberhalogenid-Emulsionsschichten
und der äußeren Schutzschicht weitere Schichten enthalten, beispielsweise zur Förderung
der Haftung oder des Beschichtungsvorgangs oder Filterschichten.
[0035] Es können alle bekannten Schichtträger verwendet werden, insbesondere flexible wie
Folien aus Polyestern wie Polyethylenterephthalat oder aus Celluloseestern sowie Papier,
vorzugsweise mit hydrophober Beschichtung.
[0036] Man kann die erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien so formulieren, daß der Anteil
des hydrophilen Kolloids in den Emulsions- und Schutzschichten gering ist. Solche
Materialien eignen sich besonders für die Schnellverarbeitung.
[0037] Die erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien können auf allen Gebieten der photographischen
und radiographischen Bilderzeugung angewendet werden, insbesondere bei der Reproduktion
von Farbbildern in der Druckvorstufe und bei der Aufzeichnung von Röntgenstrahlenbildern
in der medizinischen Diagnostik.
[0038] In den nachstehenden Ausführungsbeispielen wurden die folgenden bekannten bzw. erfindungsgemäßen
Mittel zur Verbesserung der Druckempfindlichkeit angewendet:
- L1
- wäßrige Dispersion von Styrol-Methylmethacrylat-Copolymer (30/70), Molmasse etwa 100
000 g/mol, Teilchengröße 100 nm, Feststoffgehalt 40 Gewichtsprozent.
- L2
- wäßrige Dispersion von Polyethylen, Molmasse 20 000 g/mol, Teilchengröße 200 nm, Feststoffgehalt
20 Gewichtsprozent.
- L3
- wäßrige Dispersion (Latex) von Polyethylacrylat, Molmasse etwa 100 000 g/mol, Teilchengröße
100 nm, Feststoffgehalt 30 Gewichtsprozent.
- L4
- wäßrige Dispersion von Ethylen-Vinylacetat-Copolymer (90/10), Molmasse 6 000 g/mol,
Teilchengröße 500 nm, Feststoffgehalt 20 Gewichtsprozent.
- L5
- wäßrige Dispersion von Ethylen-Acrylsäure-Copolymer (92,5/7,5), Molmasse 6 000 g/mol,
Teilchengröße 150 nm, Feststoffgehalt 20 Gewichtsprozent.
- KK
- Kolloidale Kieselsäure in Wasser, Teilchengröße 20 nm, Feststoffgehalt 30 Gewichtsprozent.
- PO
- wäßrige Dispersion von Polyethylenoxydat, Molmasse 8000 g/mol, Kugeldruckhärte ca.
1000 bar, Säurezahl 22 mg KOH/g, Teilchengröße 100 nm, Feststoffgehalt 35 Gewichtsprozent,
Schmelzpunkt 130 °C.
- HQ
- Hydrochinon (wäßrige Lösung).
[0039] Die angegebenen Mengen beziehen sich stets auf den in diesen Dispersionen enthaltenen
Feststoff.
Beispiel 1
[0040] Durch pAg-gesteuerten Zweistrahleinlauf wurde eine kubische Silberhalogenidemulsion
(Cl/Br=80/20) mit einer mittleren Kantenlänge der Silberhalogenidkörner von 0,21 µm
hergestellt. Nach Entfernen der löslichen Salze mittels des Flockungsverfahrens wurde
die Emulsion mit Gold und Thiosulfat auf optimale Kurzzeitempfindlichkeit chemisch
gereift und ein optischer Sensibilisator für den blaugrünen Spektralbereich sowie
übliche Stabilisatoren, Beschichtungshilfsmittel und Latex L3 zugefügt. Die Emulsion
enthielt je g Silber 0,5 g Gelatine und 0,1 g L3.
[0041] Aus Gelatine und den in Tabelle 1 angegebenen Zusätzen wurden wäßrige Beschichtungslösungen
für Schutzschichten hergestellt und gemeinsam mit der Emulsion auf einen mit einer
Haftschicht und einer Lichthofschutz-Rückschicht versehenen Polyethylenterephthalat-Schichtträger
aufgetragen und getrocknet. Die Schutzschichten enthielten außerdem noch 30 mg/m²
einer Fällungskieselsäure (Teilchengröße 5 µm) als Mattierungsmittel und 60 mg/m²
Octylphenoldiethoxysulfonsäure (Natriumsalz) als Beschichtungshilfsmittel. Das Auftragsgewicht
der Emulsionsschicht entsprach 4,4 g Silber je m², das der Schutzschichten ist in
Tabelle 1 angegeben.
[0042] Proben der so erhaltenen Aufzeichungsmaterialien wurden durch einen Verlaufskeil
mit weißem Licht 2x10⁻⁵ s lang belichtet und unter Verwendung eines handelsüblichen
Entwicklers für die Schnellverarbeitung von Strich- und Rasterfilmen (CUFD der Firma
Du Pont de Nemours (Deutschland) GmbH) in einer Rollenentwicklungsmaschine verarbeitet.
Die Entwicklung dauerte 25 s bei 36 °C. Es wurden keine Unterschiede zwischen den
Versuchsmaterialien hinsichtlich Empfindlichkeit, Kontrast, Maximaldichte und Schleier
beobachtet.
[0043] Zur Prüfung der Empfindlichkeit gegen Drucksensibilisierung wurde eine Hartmetallspitze
(Krümmungsradius der Oberfläche 0,5 mm) mit 18 mm/s und mit von 1 bis 11 N ansteigender
Auflagekraft über die Oberfläche der Emulsionsseite von unbelichteten Proben, die
auf einer ebenen Glasplatte auflagen, gezogen. Die Proben wurden wie oben beschrieben
verarbeitet. Als Maß für die Empfindlichkeit gegen Drucksensibilisierung dient die
kleinste Auflagekraft, die eine mit bloßem Auge am entwickelten Film erkennbare Druckmarke
hervorruft.
[0044] Die Trübung der Materialien wird an Proben, die ohne Belichtung und Entwicklung fixiert
und getrocknet wurden, mit einem Gerät des Typs "XL-211 Hazegard® Hazemeter" der Firma
Gardener Instruments gemessen. Angegeben wird der Anteil der Streulichtintensität
bezogen auf die Intensität des einfallenden Lichts.
[0045] Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Tabelle 1
Versuch |
Schutzschicht |
Druckmarken bei (N) |
Trübung (%) |
Bemerkungen |
|
Gelatine (g/m2) |
Zusatz, Menge (g/m2) |
Auftrag (g/m2) |
|
|
|
1 |
0,7 |
- |
0,8 |
< 1 |
7,4 |
|
2 |
1,5 |
- |
1,6 |
< 1 |
7,6 |
|
3 |
0,7 |
L1, 0,4 |
1,2 |
< 1 |
|
|
4 |
0,7 |
L1, 0,8 |
1,6 |
< 1 |
|
|
5 |
0,7 |
L2, 0,4 |
1,2 |
2 |
9,6 |
|
6 |
0,7 |
L2, 0,8 |
1,6 |
4 |
10,0 |
Schmutz |
7 |
0,7 |
KK, 0,4 |
1,2 |
< 1 |
|
|
8 |
0,7 |
KK, 0,8 |
1,6 |
< 1 |
|
|
9 |
0,7 |
L3, 0,4 |
1,2 |
< 1 |
|
Schmutz |
10 |
0,7 |
L3, 0,8 |
1,6 |
< 1 |
|
Schmutz |
11 |
0,7 |
L4, 0,4 |
1,2 |
< 1 |
|
Schmutz |
12 |
0,7 |
L4, 0,8 |
1,6 |
< 1 |
|
Schmutz |
13 |
0,7 |
L5, 0,4 |
1,2 |
< 1 |
|
|
14 |
0,4 |
PO, 0,3 |
0,8 |
6 |
7,4 |
|
15 |
0,7 |
PO, 0,2 |
1,0 |
5 |
6,9 |
|
16 |
0,7 |
PO, 0,4 |
1,2 |
> 11 |
7,4 |
|
17 |
0,4 |
PO, 0,8 |
1,3 |
> 11 |
7,1 |
|
[0046] Die Ergebnisse zeigen, dass nur der Zusatz des Polyethylenoxydates (Versuche 14-17)
einen starken Schutz gegen Drucksensibilisierung bewirkt. Der Gesamtauftrag der Übergußschicht
ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Die Zugabe des Polymeren kann also durch
Weglassen von Gelatine ausgeglichen werden. Versuche 14 und 17 zeigen außerdem, daß
auch große Mengen Polyethylenoxidat der Schicht zugesetzt werden können, ohne daß
eine Trübung der Schicht eintritt. Vergleichsversuch 6 zeigt zwar auch einen erheblich
besseren Schutz gegen Drucksensibilisierung, ist aber wegen der starken Trübung der
Schicht und der Schmutzaufnahme während der Verarbeitung praktisch nicht brauchbar.
[0047] Die Versuche 3, 4, 7 und 8 zeigen, daß Dispersionen der als Zusatz zur Schutzschicht
bekannten "harten" Füllstoffe Kieselsäure und Styrol-Methylmethacrylat-Copolymer keine
spezifische Verbesserung der Empfindlichkeit gegen Druckmarken bewirken.
Beispiel 2
[0048] Durch pAg-kontrollierten Doppelstrahleinlauf wurde eine kubische Silberbromidemulsion
mit Körnern der Kantenlänge 0,2 µm hergestellt. Diese Emulsion wurde geflockt, gewaschen
und mit 0,3 mmol Thiosulfat je mol Silber chemisch gereift. Es wurden noch 5x10⁻³
mol Kaliumiodid je mol Silber und ein Sensibilisator für den grünen Spektralbereich,
1 mmol der Hydrazinverbindung H-7 je mol Silber und ein Beschichtungshilfsmittel zugesetzt.
Diese Emulsion wurde gemeinsam mit einer Schutzschicht auf einen Polyethylenterephthalat-Schichtträger
aufgetragen. Das Silberauftragsgewicht betrug 3,5 g/m². Die Schutzschicht bestand
aus 0.8 g/m² Gelatine und den Zusätzen nach Tabelle 2. Sie enthielt noch 2.4-Dichloro-6-hydroxytriazin
als Härtungsmittel und das Mattierungsmittel wie in Beispiel 1.
[0049] Zur sensitometrischen Prüfung wurden Proben dieser Filme durch eine Vorlage mit einem
Dichteverlaufskeil und einem mit einem Dichteverlaufskeil unterlegten Kontaktraster
im Kontakt mit Weißlicht belichtet und anschliessend in einer Rollenentwicklungsmaschine
mit einem handelsüblichen Entwickler für Hochkontrast-Schnellverarbeitung und einem
Härtefixierbad verarbeitet. Die Entwicklungszeit betrug 40 s bei 38 °C. An den entwickelten
Filmproben wurden Minimal- und Maximaldichte (Dmin bzw. Dmax), die Empfindlichkeit
S für den Rastertonwert 50%, bezogen auf den Versuch 18 als Vergleich und die mittlere
Gradation zwischen den Dichtewerten 2 und 4 bestimmt.
[0050] Zur Prüfung der Empfindlichkeit gegen Druckmarken wurde wie bei Beispiel 1 verfahren,
die Proben wurden jedoch unter den gleichen Bedingungen wie bei der sensitometrischen
Prüfung verarbeitet. Die Ergebnisse der Auswertungen sind in Tabelle 2 zusammengestellt.
[0051] Die Ergebnisse zeigen, daß eine wesentliche Verbesserung der Anfälligkeit gegen Druckmarken
ohne andere Nachteile nur bei den erfindungsgemäßen Versuchen 26 und 27 erzielt wird.
Die Polyethylendispersion L2 bewirkt zwar eine gewisse Verbesserung, jedoch steigt
die Trübung stark an. Die günstige Wirkung des Hydrochinons ist mit starker Verminderung
von Empfindlichkeit und Kontrast verbunden.
Tabelle 2
Versuch |
Zusatz |
Menge (g/m²) |
Dmin |
Dmax |
S |
G |
Druckmarken bei (N) |
Trübung (%) |
18 |
- |
- |
0,04 |
5,8 |
1,00 |
> 25 |
< 1 |
7,0 |
19 |
HQ |
0,15 |
0,04 |
5,8 |
0,75 |
18 |
5 |
8,4 |
|
L2 |
0,20 |
|
|
|
|
|
|
20 |
KK |
0,40 |
0,04 |
5,8 |
0,92 |
> 25 |
< 1 |
7,0 |
21 |
KK |
0,40 |
0,04 |
5,8 |
0,92 |
25 |
2 |
7,9 |
|
L2 |
0,20 |
|
|
|
|
|
|
22 |
L1 |
0,40 |
0,04 |
5,8 |
0,88 |
> 25 |
< 1 |
7,0 |
23 |
L1 |
0,40 |
0,04 |
5,8 |
0,88 |
25 |
3 |
8,2 |
|
L2 |
0,20 |
|
|
|
|
|
|
24 |
L2 |
0,20 |
0,04 |
5,8 |
1,00 |
> 25 |
4 |
8,6 |
25 |
L2 |
0,40 |
0,04 |
5,8 |
0,96 |
> 25 |
9 |
9,1 |
26 |
PO |
0,20 |
0,04 |
5,8 |
1,05 |
> 25 |
9 |
6,8 |
27 |
PO |
0,40 |
0,04 |
5,8 |
1,05 |
> 25 |
> 11 |
7,0 |
1. Lichtempfindliches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial mit einem Schichtträger und
mindestens einer Schichtanordnung aus mindestens einer Silberhalogenid-Emulsionsschicht
und einer ein hydrophiles Kolloid enthaltenden äußeren Schutzschicht auf der vom Träger
abgewandten Seite der Schichtanordnung,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Schutzschicht ein Polyolefinoxydat enthält.
2. Aufzeichnungsmaterial nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Schutzschicht als hydrophiles Kolloid Gelatine enthält.
3. Aufzeichnungsmaterial nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Polyolefinoxydat ein Polyethylenoxidat ist.
4. Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Anteil des Polyolefinoxydats in der Schutzschicht 5 bis 70 Gewichtsprozent, bezogen
auf das hydrophile Kolloid, beträgt.
5. Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Polyolefinoxydat eine Kugeldruckhärte von 150 bis 1100 bar hat.
6. Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Polyolefinoxydat eine Säurezahl von 10 bis 35 mg KOH je g hat.
7. Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Polyolefinoxydat eine Molmasse von 3000 bis 8000 g/mol hat.
8. Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Teilchengröße des Polyolefinoxydats in der Schutzschicht zwischen 50 und 100 nm
liegt.
9. Aufzeichnungsmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
es in mindestens einer Silberhalogenid-Emulsionsschicht oder in einer mit einer solchen
in reaktiver Beziehung stehenden Schicht eine Hydrazinverbindung enthält.