[0001] Die Erfindung betrifft eine Gehhilfe für die Gangrehabilitation von gehbehinderten
und/oder sturzgefährdeten Patienten.
[0002] Es sind bereits Gehhilfen der eingangs genannten Art bekannt, die aus einem ohne
bewegliche Teile versehenen Abstützgestell bestehen, welches einen physiologisch richtigen
Gangablauf verunmöglicht.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Schaffung einer Gehhilfe, welche diesen
Nachteil nicht aufweist, d.h. welche die Wiederherstellung eines physiologisch richtigen
Gangablaufes von gehbehinderten und/oder sturzgefährdeten Patienten zwangsweise fördert.
[0004] Diese Aufgabe wird mittels einer Gehhilfe nach Anspruch 1 gelöst.
[0005] Die erfindungsgemässe Gehhilfe ermöglicht eine Stabilisierung der aufrechten Haltung
mit physiologischen kinematischen Abläufen der Extremitäten. Hierzu werden bei der
Vorwärtsbewegung Pendelbewegungen der Arme in Synchronie mit den Fussbewegungen erzwungen,
gleichzeitig wird eine Gewichtsverlagerung auf das Standbein gefördert. Die dazu erforderlichen
mechanischen Bewegungen der Handgriffe werden von der Vorwärtsbewegung der Gehhilfe
über eine mechanische oder elektrische Übertragung abgeleitet.
[0006] Zweckmässige Weiterausgestaltungen der erfindungsgemässen Gehhilfe sind Gegenstand
der abhängigen Ansprüche 2 bis 7.
[0007] Nachstehend wird die Erfindung anhand der Zeichnung beispielsweise erläutert. Es
zeigt
Fig.1 schematisch eine perspektivische Ansicht einer ersten beispielsweisen Ausführungsform
einer erfindungsgemässen Gehhilfe;
Fig.2 schematisch in Seitenansicht die Übertragung der Raddrehung in eine Bewegung
der Handgriffelemente; und
Fig.3 und 4 eine Stirn- sowie eine Seitenansicht einer zweiten beispielsweisen Ausführungsform
einer erfindungsgemässen Gehhilfe.
[0008] Wie aus den Figuren 1 und 2 ersichtlich, weist das Abstützgestell 1 der dargestellten
Gehhilfe vier durch Räder 2,2',3,3' gebildete Bodenberührungspunkte, und damit eine
grosse stabilisierende Grundfläche, wobei der Grundriss des Abstützgestelles 1 in
etwa die Form eines umgekehrten U aufweist. Die vorne schwenkbar angeordneten Räder
3,3' gewährleisten eine gute Lenkbarkeit der Gehhilfe.
[0009] Die Bewegung der Halteteile 4, 4' wird von den als Abstütz- und Antriebsrädern dienenden
Hinterrädern 2,2' abgeleitet.
[0010] Von beiden Hinterrädern 2,2' werden über Zahnriemenräder 5,5',6,6' und Zahnriemen
7,7' die Kurbelteile 8 bzw. 8' und damit die Halteelemente 4 bzw. 4' bei einer Vorwärtsbewegung
der Gehhilfe zwangsläufig angetrieben.
[0011] Die beiden Halteteile 4,4' sind, wie insbesondere aus Figur 2 ersichtlich, in je
einer vertikal sich erstreckenden Längsführung 8 bzw. 8' des Abstützgestelles 1 verschieb-
und verschwenkbar geführt, und zwischen dieser dadurch gebildeten Pendelachse 9,9'
und dem Griffteil 10,10' mit je einem über die Zahnriemen 7 bzw. 7' angetriebenen
Kurbeltrieb 11 bzw. 11' gelenkig verbunden.
[0012] Auf diese Weise werden die Griffteile 10,10' bei einer Vorwärtsbewegung der Gehhilfe
durch einen Patienten längs einer in einer Vertikalebene verlaufenden ellipsenförmigen
Bahn 12 bzw. 12' bewegt, wodurch ein Pendeln der Arme des Patienten und durch die
alternierende Auf- und Abbewegung der Handgriffteile 10,10' gleichzeitig auch eine
Gewichtsverlagerung des Patienten auf sein Standbein erzwungen wird.
[0013] Damit die Bewegungen des rechten und des linken Handgriffteiles 10 und 10' synchron
und um 180° phasenverschoben ablaufen, ist eine mechanische Kopplung der Bewegungen
der beiden Kurbeltriebe 11 und 11' über die beiden Zahnriemen 13 und 13' sowie die
die beiden letzteren miteinander verbindende Verbindungswelle 14 vorgesehen.
[0014] Zur zwangsweisen Vermeidung eines falschen Gangbildes erstrecken sich die beiden
Halteteile 4,4' nach unten über ihre Pendelachsen 9,9' hinaus und sind an ihren unteren
Enden mit je einem in den Unterschenkelbewegungsbereich einer abzustützenden Person
hineinragenden Hindernisteil 15 bzw. 15' versehen. Auf diese Weise wird bei einem
Vorwärtsschreiten des Patienten eine falsche Synchronisation der Arm- und Beinbewegungen
verhindert.
[0015] In den Figuren 3 und 4 ist eine zweite beispielsweise Ausführungsform einer erfindungsgemässen
Gehhilfe dargestellt, wobei zu den Figuren 1 und 2 analoge Teile mit den gleichen
Bezugszeichen versehen sind, so dass sich eine nochmalige Beschreibung dieser Ausführungsform
erübrigt.
[0016] Zur korrekten Synchronisation der Arm- und Beinbewegungen sind Markierungen auf dem
Vorderrad 16 aufgetragen, die der Patienten bei seiner Vorwärtsbewegung zu beachten
hat.
[0017] Diese zweite Ausführungsform zeichnet sich durch einen einfachen Aufbau aus und kann
leicht, billig, sowie auch als gut transportierbare Klappkonstruktion gebaut werden.
[0018] Die Komponenten der Gehhilfe können wie folgt an den individuell einzelnen Patienten
angepasst werden:
- Die Rohrkonstruktion kann in verschiedenen Grössen hergestellt werden. Die Handgriffteile
10,10' können auf verschiedenen Höhen an den Halteteilen 4,4' angeschraubt werden.
- Für die Anpassung an die Schrittlänge des Patienten kann der Raddurchmesser sowie
das Übersetzungsverhältnis der Bewegungsübertragung auf die Kurbeln 11,11' verändert
werden.
- Die Grösse der Handbewegungsellipse 12,12' und deren Halbachsenverhältnis kann durch
Veränderung der Kurbellänge und der Stangenlänge sowie der Abstände der Stangenlagerpunkte
zueinander und zum Handgriffteil variiert werden.
- Die Stabilität der Gehhilfe kann durch die Grösse der Grundfläche und durch die Anzahl
Bodenberührungspunkte (drei oder vier Beine/Räder) beeinflusst werden.
- Die Lenkbarkeit kann durch Verwendung von schwenkbaren Rädern verbessert werden.
- Alternativ zur mechanischen Beinbehinderung 15,15' kann ein optisches oder akustisches
Signal die korrekte Arm-Bein-Synchronisation anzeigen. Dies setzt voraus, dass der
Patient das Signal wahrnimmt und befolgt.
1. Gehhilfe für die Gangrehabilitation von gehbehinderten und/oder sturzgefährdeten Patienten,
dadurch gekennzeichnet, daß sie ein durch den letzteren auf dem Boden verschiebbares
Abstützgestell (1) sowie zwei an letzterem mindestens annähernd in dessen Verschieberichtung
schwenkbar befestigte Halteteile (4,4') zur Abstützung einer zu aktivierenden Person
aufweist, wobei mindestens eine der Abstützungen des Abstützgestelles (1) aus einem
Abstütz- und Antriebsrad (2,2',2'') besteht, welches bei einer Vorwärtsverschiebung
der Gehhilfe durch einen Patienten zur zwangsläufigen Bewirkung einer zueinander entgegengesetzten
Pendelbewegung der Halteteile (4,4') um deren Schwenkachse (9,9'), synchron zur Vorwärtsbewegung
der Gehhilfe, dient.
2. Gehhilfe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebs- und Führungskinematik
der beiden Halteteile (4,4') derart ausgebildet ist, daß die Griffteile (10,10') der
letzteren mindestens annähernd längs einer Ellipsenbahn (12,12') bewegt werden, deren
lange Achse vorzugsweise mindestens annähernd horizontal verläuft.
3. Gehhilfe nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Halteteile (4,4')
in je einer vorzugsweise mindestens annähernd vertikal sich erstreckender Längsführung
(8,8') des Abstützgestelles (1) verschieb- und verschwenkbar geführt und zwischen
dieser dadurch gebildeten Pendelachse (9,9') und dem Griffteil (10,10') mit einem
vom Abstütz- und Antriebsrad (2,2',2'') längs einer Kreisbahn angetriebenen, gelenkig
mit dem zugeordneten Halteteil (4,4') verbundenen Antriebsbolzen (11,11') verbunden
sind.
4. Gehhilfe nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Längsachse (11a, 11a') der
Kreisbahn und die Pendelachse (9,9') je eines Halteteiles 4,4') mindestens annähernd
parallel zueinander verlaufen, und daß die Längsachse (11a,11a') der Kreisbahn vorzugsweise
mindestens annähernd die Längsachsxe (8a,8a') der zugeordneten Längsführung (8,8')
schneidet sowie mindestens annähernd senkrecht zur Pendelebene des zugeordneten Halteteiles
(4,4') verläuft.
5. Gehhilfe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Halteteile
(4,4') sich nach unten über ihre Pendelachse (9,9') hinaus erstrecken und an diesem
unteren Ende mit je einem in den Unterschenkelbewegungsbereich einer abzustützenden
Person hineinragenden Hindernisteil (15,15') versehen ist, welcher derart bei einer
Verschiebung der Gehhilfe entgegengesetzt zur Pendelbewegung des Griffteiles (10,10')
des zugeordneten Halteteiles (4,4') in Pendelbewegung versetzt wird.
6. Gehhilfe nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Abstützgestell
(1) im Grundriß gesehen mindestens annähernd die Form eines umgekehrten U oder V aufweist.
7. Gehhilfe nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Radius (r) der Antriebsbolzenkreisbahn
und/oder das Übersetzungsverhältnis der Bewegungsübertragung vom Abstütz- und Antriebsrad
(2,2'; 2'') auf die Halteteile (4, 4') verstellbar ist.
8. Gehhilfe nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Handgriffteile
(10, 10') zur Anpassung an den Patienten höhenverstellbar an den zugeordneten Halteteilen
(4, 4') angeordnet sind.