[0001] Die Erfindung betrifft eine Flüssiggas-Schnellkupplung als Verbindung der Seitenventile
eines Kesselwagens mit den Ladearmen der Flüssig- und Gasphase für die Be- und Entladung
verflüssigter Gase mit Verbindungsflansch mit Rohrstück und Vaterteil, Überwurfmutter
und Dichtring.
[0002] Mit derartigen Flüssiggas-Schnellkupplungen werden die Verbindungen zwischen Druckgaskesselwagen
und den stationären Tanks hergestellt. Sie müssen bestimmte Sicherheitsauflagen, die
für Transport und Umschlag von gefährlichen Ladegütern auf Schiene zu berücksichtigen
sind, erfüllen, beispielweise Bauartzulassung der Deutschen Bundesbahn oder Baumusterprüfung
des TÜV. Einzelteile für Flüssiggas-Schnellkupplungen werden von einschlägigen Herstellern
als Bauteile geliefert und sind u. a. in DIN 26 031 beschrieben.
[0003] Unter Flüssiggasen sollen insbesondere verstanden werden Ammoniak sowie die Kohlenwasserstoffe
Propan, Propen, Butan, Buten und deren Gemische.
[0004] Der Forderung nach unbedingter Sicherheit des Verschlußsystems an Druckgaskesselwagen
für den Transport verflüssigter Gase folgte in den letzten Jahren verstärkt die Forderung
nach kürzeren Be- und Entladezeiten. Obwohl die im Gebrauch befindlichen Armaturen
relativ sicher waren, ist es jederzeit wünschenswert, die Bedienbarkeit und die Sicherheit
zu verbessern.
[0005] Die Verhältnisse werden nachfolgend am Beispiel der Flüssiggas-Verladung in Kesselwagen
erläutert. Ein Kesselwagen wird über Verladearme mit je einem Anschlußstück von 80
mm Nennweite für die Flüssigphase sowie einem Anschlußstück von 50 mm Nennweite für
die Gasphase zwecks Gaspendelung zwischen stationärem Tank und Kesselwagen über die
beiden Seitenventile befüllt. Hierzu werden die Verladearme auf der Gleiswaage an-
und abmontiert, so daß für jeden Kesselwagen zwei Flanschverbindungen der Nennweiten
80 und 50 mm mit insgesamt zwölf Schrauben der Größe M 16 einschließlich Einlegen
der Flanschdichtungen in den Rücksprung der Ventile gelöst bzw. hergestellt werden
müssen, was relativ zeitaufwendig ist.
[0006] Die Verkürzung der Montagezeit auf der Gleiswaage für die beiden Verladearme scheitert
an den derzeitigen Konstruktionen für die Überwurfmutter mit am Außenumfang angebrachten
Nocken und passendem Schlüssel zum Lösen derselben.
[0007] Ein als Handhebel ausgebildeter Schlüssel übergreift beim Ansetzen mit einem ein
bewegliches Kettenglied aufweisenden Schlüsselteil auf einem Teilumfang der Überwurfmutter
zwei Nocken derart, daß mittels Hebelwirkung die erforderliche Umfangskraft auf die
Nocken übertragen wird, die zum Lösen der Gewindeverbindung erforderlich ist. Die
Konstruktion des Schlüssels mit beweglichem Kettenglied soll ein Ansetzen des Schlüssels
auch dann gestatten, wenn die Nocken der Überwurfmuttern beschädigt sind oder einen
Grat aufweisen.
[0008] Aber auch bereits ohne derartige Beschädigungen ist die Kombination Überwurfmutter-Schlüssel
mit beweglichem Kettenglied nicht eindeutig formschlüssig sondern kraftschlüssig,
was die Gefahr des Abrutschens und von Verletzungen des Bedienpersonals birgt. Darüber
hinaus reicht die Festigkeit solcher Schlüssel nicht aus. Infolge von Entspannungsvereisung
kann die Schraubenverbindung fester werden, so daß der Spannbügel des Schlüssels beim
Lösen derartiger Nockenüberwurfmuttern nach dem Stand der Technik reißen kann und
der Schlüssel damit unbrauchbar wird. Dies hat zur Folge, daß - obwohl bedenklich
und aus Sicherheitsgründen unzulässig - beim Auftauchen von Schwierigkeiten versucht
wurde, die Überwurfmuttern mit einem Hammer durch Schlagen gegen die Nocken zu lösen
bzw. festzuziehen. Derartige Gewalteinwirkungen führten zu Gratbildungen an den Nocken
der Überwurfmuttern bis zu deren völliger Unbrauchbarkeit, insbesondere auch durch
Rißbildungen und Ermüdungsbrüche am Material der Überwurfmuttern.
[0009] Wegen dieser Schwierigkeiten hat sich aus Sicherheitsgründen die Praxis herausgebildet,
auf mit Nocken versehene Überwurfmuttern zur Befestigung von Ladearmen überhaupt zu
verzichten. Vor dem Beladen der Kesselwagen auf der Gleiswaage müssen die Blinddeckel
DN 50 und DN 80 einschließlich Dichtung abmontiert und die beiden Ladearme einschließlich
Dichtung mittels 12 Schrauben M 16 anmontiert werden. Nach Beendigung der Verladung
werden die Ladearme wieder abmontiert und nach Einlegen einer weiteren neuen Dichtung
die Blinddeckel wieder montiert.
[0010] Hier setzt die Aufgabe an, die Sicherheit des Verschlußsystems zu verbessern.
[0011] Eine zusätzliche Teilaufgabe besteht in einer weiteren Verkürzung der Be- und Entladezeiten.
[0012] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß eine Überwurfmutter-Schlüssel-Kombination mit
den folgenden Merkmalen vorgesehen wird:
a) die Überwurfmutter weist einen Außenkranz mit durch denselben in bestimmten Abständen
voneinander in axialer Richtung geführten Bohrungen auf,
b) ein bogenförmiges in seinen Abmessungen etwa einem Teilstück des Außenkranzes entsprechendes
Schlüsselteil weist zwei Zapfen auf, deren Abmessungen und Abstände voneinander auf
dem Schlüsselteil so bemessen sind, daß die Zapfen beim Ansetzen des Schlüssels formschlüssig
in die angebrachten Bohrungen in dem Außenkranz der Überwurfmutter eingreifen,
c) das Schlüsselteil geht an einem Ende in einen Hebelarm für die Betätigung des Schlüssels
als Handhebel zum Lösen und Festziehen der Überwurfmutter über.
[0013] Die erfindungsgemäße Überwurfmutter wird vorteilhaft mit gleichem Abstand der Bohrungen
im Außenkranz auch bei unterschiedlichen Nennweiten zugehöriger Rohrstücke, beispielsweise
80 und 50 mm, vorgesehen. Hierdurch paßt der gleiche Schlüssel für Flansche unterschiedlicher
Nennweiten.
[0014] Vorbehaltlich von Baumusterprüfungen zuständiger technischer Überwachungsorgane und
Bauartzulassungen der Bahnbetreiber ist es auch möglich, die Seitenventile direkt
mit passendem Gewindeanschluß anstelle vor dem Beladevorgang eigens zu montierender
Übergangsstücke vorzusehen. Die Abdichtung der Seitenventile beim Transport würde
bei beiden Ausführungen durch Blinddeckel mit Überwurfmutter erfolgen.
[0015] Nunmehr können die für das Befüllen passenden Übergangsstücke mit einseitigem Gewinde
und Flansch beim Beladen eines ganzen Zuges von beispielsweise 30 bis 40 Kesselwagen
bereits während des Befüllens des jeweils vorgängigen Kesselwagens und vor dem Auffahren
auf die Gleiswaage montiert werden. Diese Tätigkeit kann von dem für die Herstellung
der erforderlichen Verbindungen zwischen den Seitenventilen und dem Vorratsbehälter
über die Verladearme zuständigen Personal in der Zeit ausgeführt werden, die für das
Befüllen des vorgängigen Kesselwagens erforderlich ist. Darüber hinaus ergibt sich
aufgrund verkürzter Montagezeiten auf der Gleiswaage eine Verkürzung der für einen
ganzen Zug erforderlichen Beladezeit. Für das Entleeren ergeben sich entsprechende
Abläufe. Bei Kesselwagen mit außenliegenden Langträgern können entsprechend verlängerte
Übergangsstücke montiert werden, was ein unbehindertes Anschließen der Verladearme
auf der Gleiswaage ermöglicht. Ebenso werden die Übergangsstücke bei laufender Beladung
des nächsten Kesselwagens wieder abmontiert und die Ventile mit Blinddeckeln für den
nachfolgenden Transport versehen.
[0016] Bei Einführung der erfindungsgemäßen Kombination bei allen Absendern und Empfängern
im Inland sowie im angrenzenden Ausland und Ausrüstung sämtlicher Druckgaskesselwagen
mit Übergangsstücken an den Seitenventilen sind erhebliche Verkürzungen der Verladezeiten
bzw. Erhöhungen der Verlademengen pro Zeiteinheit aufgrund kürzerer Montagezeiten
realisierbar.
[0017] Hierbei werden zusätzlich pro Kesselwagenverladung vier Dichtungsringe (je zwei Dichtungen
für Gas- und Flüssigphasenanschlußstück) eingespart.
[0018] Bei CO₂-Druckkesselwagen sind Ventile kleinerer Abmessungen als für die vorgenannten
Flüssiggase erforderlich. Die erfindungsgemäße Kombination ist aber auch hier mit
Vorteil anwendbar.
[0019] Weitere bevorzugte Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
bevorzugter Ausführungsbeispiele. Diese Ausführungsbeispiele sind schematisch in der
beigefügten Zeichnung dargestellt, die auch den bereits geschilderten Stand der Technik
bildlich veranschaulicht.
[0020] In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1:
- das Prinzip der Umfülleitungen bei der Beladung eines Kesselwagens mit Druckgas
- Fig. 2:
- ein bekanntes System (Stand der Technik) eines Flansches mit Überwurfmutter (Nocken)
- Fig. 3:
- einen Vertikalschnitt durch ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Schnellkupplung
mit Dichtung und Anschlußstück
- Fig. 4:
- einen Vertikalschnitt durch ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Überwurfmutter-Schlüssel-Kombination
mit Draufsicht des Schlüssels
- Fig. 5:
- einen Vertikalschnitt durch ein Ausführungsbeispiel für eine Überwurfmutter als Drehteil
sowie den Teil einer Seitenansicht von links.
1. Flüssiggas-Schnellkupplung als Verbindung der Seitenventile eines Kesselwagens mit
den Ladearmen der Flüssig- und Gasphase für die Be- und Entladung verflüssigter Gase
mit Verbindungsflansch mit Rohrstück und Vaterteil, Überwurfmutter und Dichtring,
gekennzeichnet durch eine Überwurfmutter-Schlüssel-Kombination mit folgenden Merkmalen
a) die Überwurfmutter weist einen Außenkranz mit durch denselben in bestimmten Abständen
voneinander in axialer Richtung geführten Bohrungen auf,
b) ein bogenförmiges in seinen Abmessungen etwa einem Teilkreis des Außenkranzes entsprechendes
Schlüsselteil weist zwei Zapfen auf, deren Abmessungen und Abstände voneinander auf
dem Schlüsselteil so bemessen sind, daß die Zapfen beim Ansetzen des Schlüssels formschlüssig
in die in dem Außenkranz angebrachten Bohrungen der Überwurfmutter eingreifen,
c) das Schlüsselteil geht an einem Ende in einen Hebelarm für die Betätigung des Schlüssels
als Handhebel zum Lösen und Festziehen der Überwurfmutter über.
2. Flüssiggas-Schnellkupplung nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch einen gleichen Abstand
der Bohrungen im Außenkranz von Flanschen unterschiedlicher Nennweiten.
3. Flüssiggas-Schnellkupplung, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenventile anstelle
des Verbindungsflansches mit Rohrstück und Vaterteil direkt mit passendem Gewindeanschluß
für eine gemäß dem Kennzeichen von Anspruch 1 ausgebildete Überwurfmutter vorgesehen
sind.
4. Verfahren zum Be- und Entladen verflüssigter Gase, dadurch gekennzeichnet, daß die
Anschlußstücke der Flüssiggas-Schnellkupplungen an den Seitenventilen eines Kesselwagens
nur für den Be- und Entladevorgang komplett durch Übergangsstücke mit einer gemäß
dem Kennzeichen von Anspruch 1 ausgebildeten Überwurfmutter ergänzt werden.