[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten von im wesentlichen aus einer
Aluminium-Legierung bestehenden Tassenstösseln.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner einen Tassenstössel mit einem metallischen Grundkörper,
der im wesentlichen aus einer Aluminium-Legierung besteht und auf dessen Oberfläche
eine Beschichtung angeordnet ist.
[0003] Die Erfindung betrifft schließlich eine Verwendung des Plasmasprühens von Mischungen
aus Molybdän und Molybdäntrioxid.
[0004] Es ist bekannt, bei Verbrennungsmotoren Tassenstössel einzusetzen, um die Hubbebwegung
der Nocken der Nockenwelle auf die Einlaß- bzw. Auslaßventile des Verbrennungsmotors
zu übertragen. Die Nocken wälzen sich dabei auf einer Stützfläche des Tassenstössels
ab. Um die Abriebfestigkeit im Bereich der Stützfläche zu verbessern, ist es bekannt,
als Stützfläche eine separate Bodenplatte aus einem besonders widerstandsfähigen Material
zu verwenden oder eine derartige Bodenplatte in die Stützfläche einzusetzen.
[0005] Tassenstössel weisen einen zylindrischen Schaftabschnitt auf, mit dem sie in einer
entsprechenden zylindrischen Buchse des Zylinderkopfes axial laufen. Auch diese axiale
Fläche des Tassenstössels ist mechanisch hoch beansprucht.
[0006] Im modernen Motorenbau ist man bestrebt, die Bauteile, auch kleine Bauteile wie Tassenstössel,
so leicht wie möglich auszuführen. Auf diese Weise werden die Motorengeräusche vermindert
und es wird auch der Treibstoffverbrauch gesenkt, weil die zu bewegenden Massen kleiner
werden.
[0007] In diesem Zusammenhang ist es bekannt, Tassenstössel ganz oder teilweise aus einer
Aluminium-Legierung auszubilden. Ein derartiger Leichtbau-Tassenstössel ist beispielsweise
aus der EP-PS 0 030 780 bekannt.
[0008] Aluminium-Tassenstössel haben zwar ein geringeres Gewicht, sie haben jedoch aufgrund
der geringeren Festigkeit von Aluminium die Eigenschaft, daß sich die Stössel während
eines Arbeitsspiels verwinden, insbesondere deswegen, weil die Betätigungskraft der
Nocken am Tassenstössel ungleichförmig aufgebracht wird, und zwar sowohl hinsichtlich
des zeitlichen Verlaufes der Betätigungskraft wie auch des örtlichen Angriffspunktes.
[0009] Diese Verwindungsbewegungen des Aluminium-Tassenstössels führen andererseits zu einer
erhöhten mechanischen Belastung im Bereich der zylindrischen Passung zwischen dem
Schaftabschnitt und der zugehörigen Buchse des Zylinderkopfes.
[0010] Aus der DE-PS 38 37 782 ist ein sauerstoffhaltiges Molybdän-Pulver bekannt, bei dem
der Sauerstoffgehalt 1 bis 8 Gew.-% beträgt. Das Pulver soll beim Plasmaspritzen eingesetzt
werden, um besonders harte Spritzschichten zu erzielen. Das Vorhandensein von Molybdäntrioxid
(MoO₃) wird dabei als nachteilig angesehen. Über den Werkstoff der zu beschichtenden
Werkstücke ist dabei nichts angegeben.
[0011] Aus der DE-OS 28 52 534 ist ein Molybdän-Plasma-Spritzpulver bekannt, das Sauerstoff
und Oxide des Molybdäns enthält, wobei der Sauerstoff, gebunden oder ungebunden, in
einer Gesamtmenge zwischen 0,5 und 15 Gew.-% vorhanden ist. Das Beschichtungspulver
soll im Plasma-Spritzverfahren u.a. auf Stahlsubstrate aufgespritzt werden. Über die
chemische Zusammenwirkung des Pulvers mit dem Stahlsubstrat ist dabei nichts angegeben.
[0012] In der DE-PS 38 14 362 ist ein Verfahren zur Herstellung von Tassenstösseln beschrieben.
Danach sollen die Tassenstössel im Plasmaspritzverfahren mit verschleißfesten, korrosions-
und thermoschockbeständigen Schichten aus einem karbidischen oder oxidkeramischen-silizidischen
Werkstoff versehen werden. Hierzu ist eine Nachbearbeitung der aufgebrachten Schicht
mittels eines heiß-isostatischen Preßverfahrens bei über 1000
°C erforderlich.
[0013] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Tassenstössel und ein Verfahren
zu dessen Herstellung anzugeben, mit denen die Abriebfestigkeit von Tassenstösseln,
insbesondere im Bereich des zylindrischen Schaftabschnittes, verbessert werden kann.
[0014] Bei dem Verfahren der eingangs genannten Art wird diese Aufgabe erfindungsgemäß dadurch
gelöst, daß im Plasmasprühverfahren auf eine Oberfläche des Tassenstössels eine Pulvermischung
als Beschichtung aufgebracht wird, die Molybdän und Molybdäntrioxid enthält, wobei
der Sauerstoffanteil der Mischung zwischen 2% und 8% liegt.
[0015] Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird auf die genannten Weisen vollkommen
gelöst.
[0016] Es hat sich nämlich gezeigt, daß bei einer Beschichtung, die eine Mischung aus reinem
Molybdän sowie Molybdäntrioxid enthält, die Oxid-Anteile eine Verschleißverminderung
bewirken, weil diese Oxid-Anteile an der Lauffläche eine Schmierwirkung entfalten.
Ferner ergibt sich dabei ein unerwartet hohes Haftvermögen der Beschichtung. Die Standfestigkeit
der Beschichtung wird damit deutlich erhöht. Auf diese Weise ist es daher möglich,
Leichtbau-Tassenstössel einzusetzen, die in ihrer Betriebsdauer herkömmlichen Tassenstösseln
aus härteren Materialien (Stahl) entsprechen. Auf die Verwendung von aufwendigen Einsatzkörpern
aus härterem Material kann auf diese Weise verzichtet werden, weil die Beschichtung
in an sich bekannter Weise mit bekannten Apparaturen aufgebracht werden kann.
[0017] Bei einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Pulvermischung
unter Sauerstoffzufuhr plasmagesprüht und das Molybdäntrioxid wird durch teilweise
Oxidation des Molybdänpulvers während des Plasmasprühens erzeugt.
[0018] Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß lediglich eine Molybdän-Pulversorte für die Mischung
bereitgehalten werden muß und daß man den Sauerstoffanteil durch entsprechendes Dosieren
der Sauerstoffzufuhr feinfühlig einstellen kann. Besonders bevorzugt ist dabei, wenn
der Sauerstoff als Fördergas für das MolybdänPulver eingesetzt wird.
[0019] Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß die Sauerstoffzufuhr zugleich eine Transportfunktion
für das Pulver ausübt.
[0020] Bei einer anderen Variante der Erfindung wird die Pulvermischung ohne Sauerstoff
plasmagesprüht, wobei die Pulvermischung Molybdän-Pulver und Molybdäntrioxid-Pulver
enthält.
[0021] Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß der Sauerstoffanteil durch entsprechende Konfektionierung
der Pulvermischung fest eingestellt werden kann und sich keine Störungen in einer
Sauerstoffzufuhr auswirken können.
[0022] Besonders bevorzugt ist, wenn bei Ausführungsbeispielen der Erfindung die Pulvermischung
mindestens 5 % Molybdän (Mo) + Molybdäntrioxid (MoO₃) und im übrigen einen Füllstoff
enthält.
[0023] Bei weiteren Ausführungsbeispielen der Erfindung enthält die Pulvermischung zu 30%
bis 70% einen Füllstoff, wobei als Füllstoffe metallische Pulver, insbesondere Stahl-Pulver
und keramische Pulver, insbesondere Aluminiumoxid-Pulver, bevorzugt sind.
[0024] Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß ohne Einbuße an Oberflächeneigenschaften eine
deutliche Kostenreduzierung erzielt werden kann, weil die genannten Füllstoffe nur
etwa 1/10 der Kosten von Molybdän verursachen.
[0025] Bei bevorzugten Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens weist die Pulvermischung
eine Körnung von 5 µm bis 45 µm auf.
[0026] Weiterhin ist bevorzugt, wenn der Sauerstoffanteil 2,5% bis 3,5%, vorzugsweise 3%
beträgt.
[0027] Schließlich ist bevorzugt, wenn die Beschichtung eine Dicke von 30 µm bis 250 µm,
vorzugsweise 80 µm bis 150 µm, weiter vorzugsweise 100 µm bis 120 µm aufweist.
[0028] Obwohl das erfindungsgemäße Verfahren grundsätzlich bei allen belasteten Oberflächen
des Tassenstössels einsetzbar ist, wird es bevorzugt bei der Oberfläche einer zylindrischen
Wandung eines Schaftabschnittes des Tassenstössels eingesetzt.
[0029] Besonders bevorzugt ist, wenn im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens die Aluminium-Legierung
aus fließgepreßtem Aluminium mit etwa 7% Zink sowie jeweils weniger als 1% Magnesium
und Kupfer besteht.
[0030] Es hat sich gezeigt, daß die weiter oben genannte Beschichtung auf einer Oberfläche
einer solchen Aluminium-Legierung besonders gut haftet.
[0031] Bei dieser Gruppe von Ausführungsbeispielen wird eine besonders gute Wirkung dadurch
erzielt, daß die Oberfläche während des Plasmaspritzens durch Kühlung auf einer Temperatur
von maximal 180° C gehalten wird.
[0032] Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß die Werkstoffeigenschaften der Aluminium-Legierung
nicht durch zu hohe Temperaturen beeinträchtigt werden.
[0033] Weiterhin ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren noch bevorzugt, wenn die Beschichtung
nach ihrem Aufbringen überschliffen wird.
[0034] Diese Maßnahme hat den Vorteil, daß eine besonders gute Oberflächenstruktur besteht
und es hat sich gezeigt, daß die erfindungsgemäß aufgebrachte Beschichtung auch ohne
Probleme überschliffen werden kann.
[0035] Weitere Vorteile ergeben sich aus der Beschreibung der beigefügten Zeichnung.
[0036] Es versteht sich, daß die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0037] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden in
der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine äußerst schematisierte Schnittdarstellung, abgebrochen, durch einen Zylinderkopf
eines Verbrennungsmotors;
- Fig. 2
- in perspektivischer Darstellung, bereichsweise vergrößert, ein Ausführungsbeispiel
eines erfindungsgemäßen Tassenstössels;
- Fig. 3
- in stark vergrößertem Maßstab eine schematische Darstellung zur Erläuterung des erfindungsgemäßen
Verfahrens;
- Fig. 4
- in noch weiter vergrößertem Maßstab einen Ausschnitt aus Fig. 3;
- Fig. 5
- ein binäres Phasendiagramm Al - Mo; und
- Fig. 6
- ebenfalls in vergrößertem Maßstab einen Ausschnitt aus einem Schliffbild einer erfindungsgemäß
aufgebrachten Beschichtung eines Tassenstössels.
[0038] In Fig. 1 bezeichnet 10 insgesamt einen herkömmlichen Zylinderkopf eines Verbrennungsmotors.
Eine Nockenwelle 11 ist mit Nocken 12 versehen. Der dargestellte Nocken 12 betätigt
gegen die Kraft einer Feder 13 ein Ventil 14 des Verbrennungsmotors, das ein Einlaß-
oder ein Auslaßventil sein kann. Das Ventil 14 ist an seinem unteren Ende mit einem
Ventilteller 15 versehen, das beispielsweise eine Ansaugleitung 16 mit einem Brennraum
17 verbinden oder von diesem absperren kann. Mit 18 ist ein Zylinder angedeutet, der
unterhalb des Brennraums 17 positioniert ist.
[0039] Um die Drehbewegung des Nockens 12 in die erforderliche Axialbewegung des Ventils
14 umzusetzen, ist ein Tassenstössel 20 vorgesehen. Der Tassenstössel 20 weist auf
seiner dem Nocken 12 zugewandten Seite eine radiale Stützfläche 21 auf. In die Stützfläche
21 kann zur Erhöhung der Abriebfestigkeit eine Bodenplatte 22 eingelassen oder aufgesetzt
sein.
[0040] Ein zylindrischer Schaftabschnitt 23 des Tassenstössels 20 läuft in einer zugehörigen
Buchse des Zylinderkopfs. Der Schaftabschnitt 23 besteht, wie Fig. 2 zeigt, im wesentlichen
aus einer hohlzylindrischen Wandung 24, auf der eine Beschichtung 25 aufgebracht ist.
Mit 26 ist in Fig. 2 die Oberfläche der Wandung 24, d.h. des Grundkörpers des Tassenstössels
20 und mit 27 die Oberfläche der Beschichtung 25 bezeichnet. Die Beschichtung 25 dient
somit der Verbesserung der Gleiteigenschaften und damit der Erhöhung der Lebensdauer
des Tassenstössels 20 im Bereich von dessen Schaftabschnitt 23.
[0041] Der Grundkörper des Tassenstössels 20 und damit auch die Wandung 24 des Schaftabschnittes
23 besteht aus einer Aluminium-Legierung, vorzugsweise AlZn7MgCu. Diese spezielle
Aluminium-Legierung unterscheidet sich somit von Aluminium-Legierungen (AlSi), wie
sie für herkömmliche Tassenstössel verwendet werden. Die im Rahmen der vorliegenden
Erfindung verwendete Aluminium-Legierung besteht im wesentlichen aus fließgepreßtem
Aluminium mit etwa 7% Anteil Zink (Zn) sowie jeweils weniger als 1% Magnesium (Mg)
und Kupfer (Cu). Diese Aluminium-Legierung ist allerdings temperaturempfindlich, weil
ihre Werkstoffeigenschaften bei Temperaturen über 180° C beeinträchtigt werden.
[0042] Die Beschichtung 25, die mit einer Schichtdicke von etwa 30 µm bis 150 µm, vorzugsweise
80 µm bis 150 µm aufgebracht wird, enthält eine Mischung aus Molybdän (Mo) und Molybdäntrioxid
(MoO₃).
[0043] Zum Aufbringen der Beschichtung 25 wird das an sich bekannte Plasmasprühverfahren
eingesetzt.
[0044] Um dabei die gewünschte Mischung aus Mo und MoO₃ zu erzeugen, kann man nach zwei
unterschiedlichen Varianten vorgehen:
[0045] Bei der ersten Variante wird zum Plasmasprühen ein reines Molybdän-Pulver eingesetzt,
in dem während des Sprühvorganges durch sogenanntes Reaktivspritzen der gewünschte
Oxidanteil erzeugt wird. Hierzu wird beispielsweise Sauerstoff als Fördergas für das
Molybdän-Pulver verwendet, so daß sich das Molybdän-Pulver beim Durchtritt durch das
Plasma in einer zumindest teilweise aus Sauerstoff bestehenden Atmosphäre befindet.
Durch geeignete Einstellung der Verfahrensparameter wird das Molybdän-Pulver daher
teilweise oxidiert, so daß sowohl reines Molybdän wie auch Molybdäntrioxid auf die
Oberfläche 26 der Wandung 24 auftreffen.
[0046] Bei einer zweiten Variante wird in der üblichen Weise ein inertes Fördergas für das
Beschichtungpulver eingesetzt. Um den gewünschten Anteil von MoO₃ einzustellen, wird
der Plasmasprüheinrichtung eine entsprechende agglomerierte Pulvermischung aus Mo-Pulver
und MoO₃-Pulver zugeführt.
[0047] Wichtig ist im Rahmen der vorliegenden Erfindung, daß der Sauerstoffanteil stets
zwischen 2% und 8% liegt, vorzugsweise zwischen 2,5% und 3,5%, insbesondere bei 3%.
[0048] Die verwendeten Pulver haben eine Körnung, die vorzugsweise zwischen 5 µm und 45
µm liegt.
[0049] Es wurde bereits erwähnt, daß die vorzugsweise verwendete Aluminium-Legierung (AlZn7MgCu)
temperaturempfindlich ist, so daß man bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Werkstücke
(die Tassenstössel 20) kühlt und zwar derart, daß die zu beschichtende Oberfläche
nicht wärmer als 180° C wird.
[0050] Da Mo-Pulver und MoO₃-Pulver relativ teure Werkstoffe sind, kann man bei einer weiteren
Variante der Erfindung einen Füllstoff zuschlagen, der aus einem weniger teuren Material
besteht. Als Füllstoff kommen insbesondere metallische Pulver, beispielsweise Stahl-Pulver
und/oder keramische Pulver, insbesondere Aluminiumoxid-Pulver (Al₂O₃) in Betracht.
[0051] Wenn man bei dieser Variante der Erfindung statt reinem Mo/MoO₃-Pulver eine Mischung
mit einem Füllstoff verwendet, muß selbstverständlich darauf geachtet werden, daß
der Sauerstoffanteil, bezogen auf die gesamte Beschichtung, konstant bleibt. Die oben
genannten Werte zwischen 2% und 8% (vorzugsweise 3%) sind daher in diesem Falle entsprechend
umzurechnen.
[0052] In Fig. 3 ist veranschaulicht, wie die Beschichtung 25 auf die Oberfläche 26 der
Wandung 24 aufgebracht wird.
[0053] Man erkennt, daß Mo-Partikel 30 sowie MoO₃-Partikel 31 mit hoher Geschwindigkeit
zur Oberfläche 26 der Wandung 24 fliegen. In dieser Flugphase außerhalb des Plasmabrenners
hat der Spritzstrahl eine Temperatur von über 3000° C und die Partikel 30, 31 fliegen
mit hoher Geschwindigkeit, bei manchen Beschichtungsverfahren sogar mit Überschallgeschwindigkeit,
auf die Oberfläche 26 zu. Die MoO₃-Partikel 31 können dabei an den Mo-Partikeln 30
angelagert sein, insbesondere dann, wenn durch Reaktivspritzen die MoO₃-Anteile erst
durch Oxidation im Plasmastrahl erzeugt worden sind.
[0054] Da die Partikel 30, 31 überhitzt auf die relativ kalte Oberfläche 26 auftreten, erstarren
sie dort schlagartig, wodurch besondere physikalisch-chemische Wechselwirkungen induziert
werden.
[0055] Wie nämlich in Fig. 4 in weiterer Vergrößerung dargestellt, diffundiert Aluminium
aus der Wandung 24, wie mit einem Pfeil 34 angedeutet, in den aufgeschlagenen Mo-Partikel
30 hinein, und es bildet sich eine dünne Diffusionszone 35 an der Grenzschicht zwischen
der Wandung 24 und den Partikeln 30, 31. Das eindiffundierte Aluminium geht im aufgespritzten
Mo-Partikel 30 in Lösung, solange die Partikel 30 noch nicht erstarrt sind. Während
der Erstarrungsphase der Partikel 30, 31 wird eine intermetallische Phase AlMo₃ ausgeschieden.
Diese Phase ist im binären Phasendiagramm Al - Mo gemäß Fig. 5 als schraffierter Bereich
40 eingetragen.
[0056] Der vorstehend geschilderte Diffusionsmechanismus spielt sich in mikroskopischem
Maßstab ab. So beträgt die Dicke der Diffusionszone 35 gemäß Fig. 4 typischerweise
weniger als 1 µm. Die Diffusionszone 35 steigert jedoch die Haftfestigkeit der Beschichtung
25 auf der Wandung 24 enorm.
[0057] Das in Fig. 5 dargestellte binäre Phasendiagramm Al - Mo zeigt auf der Mo-reichen
Seite eine erstaunlich hohe Löslichkeit des Aluminiums in Molybdän bei höheren Temperaturen.
Das Molybdän kann dort nämlich bis zu 20% Aluminium in Lösung aufnehmen. Dies steht
im Gegensatz zu anderen Werkstoffpaarungen, beispielsweise Mo - Cu oder Mo - Zn. Deren
binäre Phasendiagramme zeigen eine vollständige Unlöslichkeit der jeweils beteiligten
Elemente miteinander im festen und im flüssigen Zustand. Im Rahmen des vorliegenden
Verfahrens macht man sich daher diese Ausnahmeeigenschaft im Phasendiagramm Al - Mo
zunutze, indem man diese Eigenschaft gezielt für die Verbesserung der Haftfestigkeit
der Beschichtung einsetzt.
[0058] Fig. 6 zeigt ein Schliffbild durch ein Beispiel einer Beschichtung, wie sie im Rahmen
der vorliegenden Erfindung erzeugt wurde. Man erkennt, daß die Beschichtung 25 mit
etwa 200 µm Dicke aufgebracht wurde. Mit 50 ist in Fig. 6 der aus Molybdän bestehende
Bereich der Beschichtung 25 einheitlich angedeutet.
[0059] Mit 51 sind die Bereiche aus Molybdäntrioxid bezeichnet. Diese Bereiche 51 sind als
flache Fladen ausgebildet, was dadurch erklärlich ist, daß auch die MoO₃-Partikel
in einem breiigen Zustand auftreffen und sich daher fladenförmig verformen, um anschließend
in dieser Form zu erstarren.
[0060] Mit 52 sind Poren bezeichnet, wie sie typischerweise bei Beschichtungen im Plasmasprühverfahren
auftreten. Der Grad der Porosität kann dabei in weiten Grenzen eingestellt werden.
[0061] Schließlich ist gestrichelt mit 53 noch ein Füllstoff angedeutet, mit dem Anteile
des Molybdän-Bereiches 50 substituiert werden können.
[0062] Mit einer Beschichtung gemäß Fig. 6 wurde eine feinkörnige Struktur erzeugt. Die
Schichtfestigkeit σ
H wurde mit mehr als 50 MPa gemessen. Die Phasenverteilung zwischen Mo und MoO₃ erwies
sich als homogen. Die Schichthärte betrug 550 HV 0,3, wobei die Schicht gleichwohl
duktil blieb.
1. Verfahren zum Beschichten von im wesentlichen aus einer Aluminium-Legierung bestehenden
Tassenstösseln (20), dadurch gekennzeichnet, daß im Plasmasprühverfahren auf eine
Oberfläche (26) des Tassenstössels eine Pulvermischung als Beschichtung (25) aufgebracht
wird, die Molybdän (Mo) und Molybdäntrioxid (MoO₃) enthält, wobei der Sauerstoffanteil
der Mischung zwischen 2% und 8% liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Pulvermischung unter Sauerstoffzufuhr
plasmagesprüht und das Molybdäntrioxid MoO₃ durch teilweise Oxidation des Molybdän-Pulvers
Mo während des Plasmasprühens erzeugt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Sauerstoff als Fördergas
für das Molybdän-Pulver eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Pulvermischung ohne Sauerstoff
plasmagesprüht wird, wobei die Pulvermischung Molybdän-Pulver und Molybdäntrioxid-Pulver
enthält.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Pulvermischung mindestens 5 % Molybdän (Mo) + Molybdäntrioxid (MoO₃) und im
übrigen einen Füllstoff enthält.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Pulvermischung zu 30% bis 70% einen Füllstoff enthält.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Füllstoff ein metallisches
Pulver, insbesondere Eisen- oder Stahl-Pulver, enthält.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der Füllstoff ein keramisches Pulver, insbesondere Aluminiumoxid-Pulver (Al₂O₃)
enthält.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die Pulvermischung eine Körnung von 5 µm bis 45 µm aufweist.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 9, dadurch gekennzeichnet, daß
der Sauerstoffanteil 2,5% bis 3,5%, vorzugsweise 3% beträgt.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 10, dadurch gekennzeichnet, daß
die Beschichtung (25) eine Dicke von 30 µm bis 250 µm, vorzugsweise 80 µm bis 150
µm, weiter vorzugsweise 100 µm bis 120 µm aufweist.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 11, dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberfläche (26) die Oberfläche (26) einer zylindrischen Wandung (24) eines Schaftabschnittes
(23) des Tassenstössels (20) ist.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 12, dadurch gekennzeichnet, daß
die Aluminium-Legierung aus fließgepreßtem Aluminium mit etwa 7% Zink (Zn) sowie jeweils
weniger als 1% Magnesium (Mg) und Kupfer (Cu) besteht.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche (26) während
des Plasmasprühens durch Kühlung auf einer Temperatur von maximal 180° C gehalten
wird.
15. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 - 14, dadurch gekennzeichnet, daß
die Beschichtung (25) überschliffen wird.
16. Tassenstössel mit einem metallischen Grundkörper, der im wesentlichen aus einer Aluminium-Legierung
besteht, auf dessen Oberfläche (26) eine Beschichtung (25) angeordnet ist, dadurch
gekennzeichnet, daß die Beschichtung (25) eine Mischung von Molybdän (Mo) und Molybdäntrioxid
(MoO₃) enthält, wobei der Sauerstoffanteil der Mischung zwischen 2% und 8% liegt.
17. Tassenstössel nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Pulvermischung mindestens
5 % Molybdän (Mo) + Molybdäntrioxid (MoO₃) und im übrigen einen Füllstoff enthält.
18. Tassenstössel nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Pulvermischung
zu 30% bis 70% einen Füllstoff enthält.
19. Tassenstössel nach einem oder mehreren der Ansprüche 16 bis 18, dadurch gekennzeichnet,
daß die Beschichtung (25) eine Dicke von 30 µm bis 250 µm, vorzugsweise 80 µm bis
150 µm, weiter vorzugsweise 100 µm bis 120 µm aufweist.
20. Tassenstössel nach einem oder mehreren der Ansprüche 16 - 19, dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche (26) die Oberfläche (26) einer zylindrischen Wandung (24) eines
Schaftabschnittes (23) des Tassenstössels (20) ist.
21. Verwendung des Plasmasprühens von Mischungen aus Molybdän (Mo) und Molybdäntrioxid
(MoO₃) zum Beschichten von Aluminium-Tassenstösseln (20).