[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein elektrisches Leiterseil für Hochspannungsfreileitungen
zur gleichzeitigen Energie- und Nachrichtenübertragung mit mindestens einer Lage um
einen rohrförmigen Kernstrang verseilten metallischen Drähten, wobei der Kernstrang
optische Fasern enthält.
[0002] Bei einem bekannten Leiterseil der gattungsgemäßen Art (DE-OS 34 46 766) sind die
optischen Fasern im Zentrum des Leiterseiles durch ein hochzugfestes, hochdruckfestes
und schwingungsfestes Kunststoffmaterial mit einer Zugfestigkeit von wenigstens 700
N/mm² umhüllt, um das herum die metallischen Leiterdrähte verseilt sind. Dabei sind
die optischen Fasern selbst um eine Kunststoff-Trense gewickelt, wobei die Umhüllung
aus dem Kunststoffmaterial lose auf dem aus den Fasern und der Trense gebildeten Faserbündel
aufliegt. Abgesehen davon, daß in neuerer Zeit immer mehr die Forderung gestellt wird,
wegen der im Kurzschlußfall auftretenden erhöhten Temperaturen auch im Leiterseil
von beispielsweise 160° C und darüber, Kunststoffmaterialien im Leiterseil zu vermeiden,
wird bei der bekannten Anordnung der optischen Fasern die Dehnungsreserve im Falle
der Zugbelastung des Leiterseiles nur durch die Schlaglänge erreicht, mit der die
optischen Fasern auf der zentralen Trense aufgewickelt sind. Nach Erschöpfung der
Dehnungsreserve unter Zugbeanspruchung steigt die Faserdämpfung erheblich an, Übertragungsschwierigkeiten
sind so vorprogrammiert.
[0003] Hinzu kommt, daß bei dem bekannten Leiterseil die verwendete Kunststoffumhüllung
bei Aufbringung von Schellen und Armaturen zur Montage des Leitungsseiles nicht ausreicht,
die dabei auftretende Querdruckbelastung von den optischen Übertragungselementen fernzuhalten
und damit die geforderten Übertragungseigenschaften der optischen Fasern zu gewährleisten.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt, ausgehend von diesem Stand der Technik, daher die
Aufgabe zugrunde, bei einem elektrischen Leiterseil für Hochspannungsfreileitungen
die für die Datenübertragung vorgesehenen optischen Fasern so anzuordnen, daß bei
der Einwirkung äußerer mechanischer Kräfte, wie Zug- und Druckkräfte, Dämpfungserhöhungen
praktisch nicht auftreten und auch bei erhöhten Temperaturen, etwa im Kurzschlußfall,
diese sich nicht nachteilig auf die Datenübermittlung auswirken.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe gemäß der Erfindung dadurch, daß der Kernstrang den gleichen
äußeren Durchmesser mindestens wie die einzelnen Drähte der unmittelbar angrenzenden
Lage aufweist, daß der Kernstrang als Metallrohr ausgebildet ist und daß die optischen
Fasern in diesem Metallrohr mit einer Überlänge > 5 ‰ lose angeordnet sind. Diese
Ausbildung des elektrischen Leiterseiles mit gleichzeitiger Energie- und Nachrichtenübertragung
führt zu einer deutlichen Herabsetzung der Querdruckbelastung auf die optischen Fasern,
in dem zentrisch angeordneten Metallrohr sind die optischen Fasern auch gegen erhöhte
Temperatureinwirkung sicher geschützt. Vor allem aber hat sich gezeigt, daß bei der
erfindungsgemäßen Lösung mit der losen Anordnung der optischen Fasern bei einer Überlänge
von mehr als 5 ‰ und Dehnung der Faser unter Zugspannung nach Auslastung der theoretischen
Faserreserven die Dämpfungsänderung nur sehr gering ausfällt, für den praktischen
Betrieb des Leiterseiles also vernachlässigt werden kann.
[0006] Zwar ist es bereits bekannt (DE-GM 87 05 548.1), im Aufbau eines elektrischen Freileiterseiles
mit integrierten Lichtwellenleitern ein Metallrohr vorzusehen, das die optischen Fasern
enthält, dieses bekannte Metallrohr ist jedoch anstelle eines Drahtes in eine unterhalb
der obersten Lage befindliche Drahtlage miteingeseilt. Damit ergibt sich aber wieder
das bereits erwähnte Problem, daß bei verseilten optischen Fasern deren Dehnungsreserve
nur durch die Schlaglänge erreicht wird, nach Erschöpfung dieser so vorgegebenen Dehnungsreserve
unter Zugbeanspruchung aber die Faserdämpfung beträchtlich ansteigt. Solche bekannten
Freileiterseile mit im Verseilverband angeordneten Metallrohren und darin befindlichen
optischen Fasern tragen damit nichts zu der der Erfindung zugrundeliegenden Aufgabe
bei.
[0007] Das die optischen Fasern aufnehmende Metallrohr besteht vorteilhaft aus einem längseinlaufenden,
zum Rohr geformten und an den Kanten verschweißten Metallband geeigneter Banddicke
von z. B. 0,1 bis 0,4 mm Dicke. Diese Ausbildung des Metallrohres erlaubt eine besonders
kostengünstige Herstellung in beliebigen Längen, wobei während des Herstellungsverfahrens
beispielsweise durch unterschiedliche Steuerung der Bandzufuhr sowie der Einlaufgeschwindigkeit
der optischen Faser deren geforderte Überlänge einstellbar ist. Eine andere Möglichkeit,
die benötigte Überlänge während des Herstellungsprozesses einzustellen, ist beispielsweise
die, daß nach einem bekannten Verfahren das längseinlaufende Metallband vor oder während
der Rohrformung erwärmt wird, wobei die bei der Erwärmung erfolgende Ausdehnung des
Metallbandes eine Relativbewegung zu den gleichzeitig einlaufenden optischen Fasern
bewirkt. Nach dem Verschweißen des Rohres und seiner Abkühlung auf Raumtemperatur
liegen dann die optischen Fasern in einer querdruckstabilen und temperaturbeständigen
Umhüllung. Bei Zugbelastung erfolgt eine Dehnung der Faser lediglich in Achsrichtung,
die hierbei auftretenden Dämpfungsänderungen sind praktisch vernachlässigbar.
[0008] Die einzelnen Drähte heute üblicher elektrischer Leiterseile bestehen teils aus Stahl,
um die für solche Seile notwendige Zugfestigkeit zu gewährleisten, teils aus Aluminium,
um die geforderten Stromübertragungseigenschaften sicherzustellen. Immer häufiger
geht man auch dazu über, aus den beiden genannten Werkstoffen kombinierte Drähte zu
wählen, insbesondere auch, um die Korrosionsanfälligkeit der Leiterseile herabzusetzen.
Hier bieten sich beispielsweise aluminiumummantelte Stahldrähte in besonders vorteilhafter
Weise an.
[0009] In dem gemäß der Erfindung als Kernstrang verwendeten Metallrohr sind die optischen
Fasern, was z. B. die Querdruckstabilität betrifft, besonders geschützt, wenn dieses
Metallrohr ein Stahlrohr ist. Solchen Rohren wird man deshalb zur Lösung der der Erfindung
zugrundeliegenden Aufgabe den Vorzug geben. Ein zusätzlicher Schutz dieses Stahlrohres,
aber auch jeder anderen Metallrohre, beispielsweise auch aus Aluminium, ergibt sich
in Weiterführung der Erfindung dann, wenn die Drähte der unmittelbar an das Metallrohr
angrenzenden Lage einander gewölbeartig abstützen. Dies führt zu einer zusätzlichen
Entlastung des zentral in Längsrichtung geführten Metallrohres, wenn von außen mechanische
Kräfte wirksam werden. Diese gegenseitige Abstützung der einzelnen Drähte der innersten
Lage läßt sich beispielsweise durch eine entsprechende Verseilung oder Aufseilung
herbeiführen. So werden bei entsprechender Bedeckung des zentrisch geführten Metallrohres
durch die darüber angeordnete Drahtlage unter Zugbeanspruchung des Leiterseiles die
einzelnen Drähte gegeneinander gepreßt und bilden somit ein zweites Rohr oberhalb
des zentrischen Metallrohres zum Schutz der in dem Kernrohr befindlichen optischen
Fasern.
[0010] Für die problemlose Datenübertragung über die in dem für die Energieübertragung dienenden
Leiterseil kommt es, wie bereits angedeutet, auch darauf an, daß die optischen Fasern
vor der Einwirkung erhöhter Temperaturen geschützt sind. Dem trägt die Erfindung dadurch
Rechnung, daß keinerlei Kunststoffe den Aufbau des Leiterseiles bestimmen sowie das
Metallröhrchen im Zentrum des Leiterseiles angeordnet ist.
[0011] Für die Betriebssicherheit des erfindungsgemäßen Leiterseiles ist ferner von Bedeutung,
daß Korrosionserscheinungen im Leiterseil entgegengewirkt wird. Zu diesem Zweck sind
in Weiterführung des Erfindungsgedankens mindestens die Drähte der den als Metallrohr
ausgebildeten Kernstrang unmittelbar umgebenden Drahtlage mit einer hitzebeständigen
Fettung versehen. Diese hitzebeständige Fettung kann zusätzlich noch korrosionshemmende
Ionentauscher enthalten.
[0012] Die Erfindung sei anhand des als Ausführungsbeispiel in der Figur dargestellten zweilagigen
elektrischen Leiterseiles zur gleichzeitigen Energie- und Nachrichtenübertragung näher
erläutert.
[0013] Im Zentrum des Leiterseiles 1 angeordnet und längs laufend in Achsrichtung geführt
ist das Stahlröhrchen 2, in dem lose mit einer Überlänge von mehr als 5 ‰ optische
Fasern 3 geführt sind. Diese aus dem Stahlröhrchen 2 und den optischen Fasern 3 bestehende
sogenannte Stahlbündelfaser hat einen äußeren Durchmesser, der mindestens gleich dem
Durchmesser der einzelnen Drähte 4 in der unmittelbar anschließenden Drahtlage ist.
Im dargestellten Ausführungsbeispiel sind diese Drähte 4 mit einer Aluminiumschicht
5 ummantelte Stahldrähte 6. Die Schlaglänge der Drähte 4 dieser innersten Lage ist
so gewählt, daß bei weitgehend 100 %iger Bedeckung des Stahlröhrchens 2 die Drähte
4 unter Zugbeanspruchung ein Schutzrohr durch eine gewölbeartige Abstützung gegeneinander
bewirken. Damit sind die in dem Stahlröhrchen 2 angeordneten optischen Fasern gegen
äußere mechanische Einwirkung gleich mehrfach geschützt. Dieser Schutz gilt auch gegen
im Kurzschlußfall auftretende erhöhte Temperaturen des Leiterseiles.
[0014] Die an die innerste Lage aus den aluminiumplattierten Stahldrähten anschließende
Lage aus den Drähten 7 sieht Aluminiumdrähte vor oder solche aus einer für Leiterseile
üblichen Aluminiumlegierung.
[0015] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf das in der Figur dargestellte zweilagige
Leiterseil beschränkt. Beliebige Konstruktionen von Erdseilluftkabeln, Phasenseilen
und dergl. mit optischen Fasern sind ebenso möglich wie von dem Ausführungsbeispiel
abweichende Materialkombinationen für die den Kernstrang umgebenden Einzeldrähte der
jeweiligen Drahtlagen. In jedem Fall ist jedoch der Kernstrang ein Metallrohr, in
dem die optischen Fasern lose mit Überlänge geführt sind, lose bedeutet u. a. auch,
daß im Gegensatz zu bekannten Konstruktionen die optischen Fasern nicht auf Trägern
aufgeseilt oder aufgewickelt sind, denn dies würde bedeuten, daß die durch die erfindungsgemäße
Lösung gerade vermiedene Dämpfungserhöhung bei Zugbeanspruchung nicht gewährleistet
ist.
1. Elektrisches Leiterseil für Hochspannungsfreileitungen zur gleichzeitigen Energie-
und Nachrichtenübertragung mit mindestens einer Lage um einen rohrförmigen Kernstrang
verseilten metallischen Drähten, wobei der Kernstrang optische Fasern enthält, dadurch gekennzeichnet, daß der Kernstrang den gleichen äußeren Durchmesser mindestens wie die einzelnen
Drähte der unmittelbar angrenzenden Lage aufweist, daß der Kernstrang als Metallrohr
ausgebildet ist und daß die optischen Fasern in diesem Metallrohr mit einer Überlänge
> 5 ‰ lose angeordnet sind.
2. Leiterseil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Metallrohr aus einem längseinlaufenden, zum Rohr geformten und an den Kanten
verschweißten Metallband besteht.
3. Leiterseil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Metallrohr ein Stahlrohr ist.
4. Leiterseil nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet, daß die Drähte der unmittelbar an das Metallrohr angrenzenden Lage einander gewölbeartig
abstützen.
5. Leiterseil nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet, daß die den als Metallrohr ausgebildeten Kernstrang unmittelbar umgebende Drahtlage
aus aluminiumummantelten Stahldrähten besteht.
6. Leiterseil nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens die Drähte der den als Metallrohr ausgebildeten Kernstrang unmittelbar
umgebenden Drahtlage mit einer hitzebeständigen Fettung versehen sind.
7. Leiterseil nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das hitzebeständige Fett zusätzlich korrosionshemmende Ionentauscher enthält.