[0001] Die Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Bleiche von Hozstoffen, bei
dem der ungebleichte Holzstoff vor der Bleiche flotiert wird.
Bei der Holzstofferzeugung sind heute sehr hohe Prozeßtemperaturen üblich. Die Zerfaserung
von Holz zur Herstellung von Steinschliff (groundwood, GW) erfolgt bei Temperaturen
über 90 °C. Druckschliff (pressurized groundwood, PGW) wird bei Kreislauftemperaturen
nahe am Siedepunkt erzeugt. Noch höher ist das Temperaturniveau bei der Herstellung
von TMP (thermomechanical pulp) oder von CTMP (chemo-thermomechanical pulp), chemisch
vorbehandeltem TMP. Das Temperaturniveau im Refiner liegt in den meisten Fällen oberhalb
130 °C.
Durch diese Temperaturbelastung werden einige Bestandteile des Holzes hydrolysiert,
die zu einer hohen Belastung des Abwassers mit gelösten und kolloid vorliegenden Verbindungen
führt. Sie erreicht beim Steinschliff einen spezifischen Wert von etwa 30 kg CSB/t,
bei TMP kann sie bis über 40 kg/t liegen. Da die Wasserkreisläufe zum Teil eng geschlossen
sind, ist die Kreislaufbelastung im allgemeinen sehr hoch.
[0002] Niedermolekulare Verbindungen wie organische Säuren (z. B. Essigsäure), Zucker, kurzkettige
Hemicellulosen (z. B. Arabinose), Lignane (z. B. Hydroxymatairesinol) und Harze (z.
B. Abietinsäure) liegen in gelöster bzw. kolloidaler Form im Kreislaufwasser vor.
Bei der Bleiche von Holzstoffen ruft die Belastung des Wasserkreislaufs mit diesemn
Stoffen eine ausgeprägte Verschlechterung des Weißgehaltszuwachses und einen erhöhten
Chemikalienbedarf hervor. Eine der Möglichkeiten zur Verringerung des Bleichchemikalienbedarfs
und zur Verbesserung des Weißgehaltsanstieges ist die Wäsche des Holzstoffes. In vielen
TMP-Anlagen wird dieses Verfahren durchgeführt, indem man nach dem Zerfaserungsprozeß
mit großen Mengen Frischwasser verdünnt und erneut abpreßt. Das Abwasser wird nicht
im Kreise gefahren, sondern direkt der Abwasserreinigungsanlage zugeführt. Dieses
Verfahren erfordert allerdings einen erheblichen Wasserbedarf. In vielen Ländern ist
Frischwasser jedoch nicht in unbegrenzten Mengen verfügbar. Auflagen bezüglich der
Gesamtbelastung an CSB vermindern zusätzlich die Möglichkeit, ein Abwasserreinigung
bereits durch eine sehr starke Verdünnung zu erreichen. Als weiterer erschwerender
Umstand kommt noch die schwierige Entwässerbarkeit der Holzstoffe hinzu. Während Zellstoffe
durch eine entsprechend komplizierte technische Anordnung, beispielsweise durch Druckwaschsysteme
mit relativ geringem Wassereinsatz zu entwässern und zu waschen sind, trifft dies
für die sehr viel schleimigeren Holzstoffe nicht zu.
[0003] Holzstoff mit einem Mahlgrad von 70 bis 80 Schopper-Riegler ist durch eine Diffusionswäsche
praktisch nicht zu reinigen. Ein effektiver Waschprozeß führte über Verdünnung und
Eindickung und wäre mit einem entsprechend hohem spezifischem Wasserverbrauch verbunden.
Wasserkreisläufe werden in der Papierindustrie durch unterschiedliche Verfahren mechanisch
und chemischmechanisch gereinigt. Während man durch Filtration und Sedimentation nur
begrenzt kolloid vorliegende Stoffe entfernen kann, gelingt dies durch eine Totalflotation
unter Verwendung von extrem langkettigen Polymeren, wie z. B. Polyacrylamiden als
Flockungsmittel. Diese Verfahren führen zu einer nahezu quantitativen Flockung. Die
geflockten Partikel werden durch diese Totalflotation vom Kreislaufwasser abgetrennt
und als Schlamm entsorgt. Nachteilig bei dieser Kreislaufwasserreinigung sind die
Investitions- und Betriebskosten sowie der vollständige Verlust aller im Kreislaufwasser
vorhandenen Faserstoffe. Eine zusätzliche Vorreinigung des Kreislaufwassers durch
einen Scheibenfilter ist daher erforderlich, wenn man Faserverluste verhindern will.
Dadurch wird die Reinigung jedoch so aufwendig, daß üblicherweise nur der Hauptkreislauf
einem solchen Prozeß unterworfen wird. Grundsätzlich wäre es jedoch sinnvoll, diese
Reinigungsschritte mehrfach durchzuführen, um so optimale Voraussetzungen für die
Verfahrensschritte und deren Chemikalienbedarf zu schaffen.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren bereitzustellen, das zu einer Verringerung
des Bleichchemikalienbedarfs und gegebenenfalls zusätzlich zu einer Verbesserung des
Weißgehaltanstiegs führt.
[0005] Gegenstand der Erfindung ist verbessertes Verfahren zur Bleiche von Holzstoffen,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß man den ungebleichten Holzstoff unter schwach
sauren Bedingungen (pH-Bereich 4 bis <7, insbesondere 5,5 bis <7) unter Verwendung
eines kationischen Tensids flotiert, die flotierten Störstoffe abtrennt und eine an
sich bekannte Bleichsequenz, bevorzugt unter Verwendung von H₂O₂ folgen läßt. Sei
den für die Flotation als Hilfsmittel eingesetzten Tensiden handelt es sich insbesondere
um Verbindungen der allgemeinen Formel
CH₃(CH₂)
n-N⁺(CH₂-R)₃ X⁻ (I),
in der bedeuten:
n: 10 bis 18, insbesondere 14 bis 18
R: H oder CH₃
X: Cl, Br oder J ,
die in einer Menge von 0,01 bis 1 Gew.-%, bezogen auf den Holzstoff (atro), eingesetzt
werden.
[0006] Die Flotation, die für diese Anwendung bisher nicht bekannt ist, wird ansonsten in
dem Temperaturbereich von 20 bis 90 °C, insbesondere 40 bis 70 °C ausgeführt. Die
Konsistenz des zu flotierenden Holzstoffs bewegt sich zwischen 0,5 und 2 Gew.%, bezogen
auf die Gesamtmenge.
Zu den erfindungsgemäß zu behandelnden Holzstoffen zählen z. B. Steinschliff, Druckschliff,
TMP und CTMP, insbesondere auf der Basis Fichte und Kiefer.
Der Bedarf an Wasserstoffperoxid zum Erreichen eines bestimmten Weißgehaltes ist im
Anschluß an die erfindungsgemäß durchgeführte Flotation deutlich vermindert. Gleichzeitig
erhält man die Möglichkeit, die ansonsten übliche Wasserglasmenge zur Pufferung und
Stabilisierung der Bleiche deutlich zu verkleinern. Dies erweist sich in der Praxis
als besonders attraktiv, da hohe Silikatmengen durch Bildung anionischer kolloidaler
Kieselsäuresole zu einer Störung des kationischen Retentionsprozesses führen.
Üblicherweise werden zur Holzstoffbleiche Wasserglasmengen von ∼3 Gew.-%, bezogen
auf atro Holzstoff eingesetzt. Diese Mengen können jetzt auf ≦2 Gew.-% reduziert werden.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens behandelt man nicht nur den gesamten
Holzstoff, sondern zusätzlich feinstoffhaltiges Kreislaufwasser mit einer Holzstoffkonzentration
von 0,05 bis 0,5 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 0,3 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge
des Kreislaufwassers.
[0007] Damit gelingt es, die Störung des Hauptflotationsprozesses, die in der Behinderung
des Aufsteigens von Luftbläschen durch schwebende Fasern besteht, zu vermeiden und
so mit erheblich geringerem mechanischem Aufwand einen großen Effekt zu erzielen.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren führt zu einer deutlichen Verbesserung der Bleichbarkeit
von Holzstoffen. Bei den die Bleiche störenden Verunreinigungen handelt es sich zum
Beispiel um Harz. Wie der veränderte Dichlormethanextrakt anzeigt, kommt es durch
den Flotationsprozeß zu einer deutlichen Verminderung an Störstoffen. Die Vergleichsversuche
zeigen, daß es nicht genügt, lediglich dispergierende Mittel bei der Flotation einzusetzen.
Die Anwesenheit eines kationisch wirkenden Tensides und die Einhaltung des vorgeschriebenen
pH-Bereichs sind für eine erfolgreiche Durchführung wesentlich.
Die sich anschließende Bleiche erfolgt nach dem Stand der Technik, wobei der Holzstoff
gegebenenfalls vor der Bleiche mit einem Komplexierungsmittel behandelt wird.
Dabei kann es sich um DTPA oder auch die kombinierte Anwendung von Zeolithen und einem
leicht abbaubaren Komplexierungsmittel handeln (s. EP-A-0518036).
Beispiele
Beispiel 1: Bleiche eine TMP auf Basis Fichtenholz (konventionelles Verfahren)
[0009]
1.1 ohne Flotation des Holzstoffes
Grundweise 52,8 % ISO.
Bleiche bei 20 % Konsistenz, 70 °C, Verweilzeit 4 Std, Vorbehandelt mit 0,5 % DTPA
im Wasserkreislauf der Holzstofferzeugung. Bleiche mit:
2 % H₂O₂
1,4 % NaOH
3,0 % Wasserglas
Unter den vorgegebenen Randbedingungen vermindert sich der eingesetzt H₂O₂-Anteil
auf 0,11 %, bezogen auf Fasermaterial, es resultiert ein Weißgehaltanstieg auf 65,5
% ISO.
1.2 mit Flotation des Holzstoffes
Der Holzstoff wird vor der Bleiche zunächst bei 1 % Konsistenz unter Verwendung von
Kreislaufwasser bei einem pH-Wert von 6,0 bis 6,1 für 10 Minuten bei 40 °C flotiert.
Zur Flotation werden 0,25 % Hexadecyl-trimethylammoniumbromid zugesetzt. Die Ausbeute
bei der Flotation beträgt 99,1 %.
Anschließend wird eingedickt und die Bleiche unter identischen Bedingungen, wie bei
Beispiel 1, durchgeführt. Dabei resultiert nach der Bleichreaktion ein Restperoxidgehalt
von 0,18 H₂O₂ und ein Weißgehalt von 66,8 % ISO.
Der Restperoxidgehalt kann dann vorteilhaft als Biocid im Kreislauf der Papiermaschine
genutzt werden.
1.3 Flotation des Kreislaufwassers
Der mit 5 % Konsistenz vorliegende Holzstoff wird zunächst auf 25 % Konsistenz eingedickt
und das dabei abgetrennte Wasser bei pH 6,5 und 40 °C einer Flotation unterworfen.
Das so gereinigte Wasser wird erneut zur Verdünnung des Holzstoffes verwendet. Anschließend
wird wieder eingedickt, und die Bleiche mit identischem Chemikalieneinsatz im Vergleich
zu den Versuchen der Beispiel 1.1 und 1.2 durchgeführt. Dabei resultiert ein Restperoxidgehalt
von 0,18 % H₂O₂, bezogen auf den Holzstoff und eine Weiße von 67,3 % ISO. Wie der
Vergleich der Beispiele zeigt, wird ein deutlich meßbarer Weißgehaltsgewinn durch
die Vorbehandlung hervorgerufen.
Durch Variation der eingesetzten Menge des quartären Ammoniumsalzes zwischen 0,1 %
und 1 % (bezogen auf atro Holzstoff) läßt sich die Ausbeute bei der Flotation und
der Entfernungsgrad des Harzgehaltes im Holzstoff deutlich beeinflussen.
Beispiel 2
[0010] zeigt die Entfernung von Extraktstoffen durch die Flotation in Abhängigkeit von der
Einsatzmenge an Hexadecyl-trimethylammoniumbromid. Der Extraktgehalt des Rohstoffes
betrug 0,47 % (TMP auf Fichtenholzbasis).
Tabelle 1
| Versuch |
Zusatzmenge an Hecadecyl-trimethylammonium bromid % |
Ausbeute % |
Dichlormethanextrakt im flotierten und gebleichten Holzstoff % |
| 1 |
0,1 |
99,7 |
0,37 |
| 2 |
0,25 |
99,4 |
0,17 |
| 3 |
0,5 |
98,3 |
0,15 |
| 4 |
1,0 |
97,2 |
0,12 |
[0011] Grundsätzlich deutet eine Verringerung des Dichlormethanextraktes auf eine Verminderung
des Harzgehaltes im Holzstoff hin. Die dispergierenden Eigenschaften von Harzen führen
zu Problemen bei der Retention, sie können die Papierleimung behindern und Ablagerungen
im Rohrleitungssystem und auf der Papiermaschine provozieren. Von der Seite des Papiermachers
wird daher ein möglichst niedriger Harzgehalt (d. h. Extraktgehalt) gewünscht. Durch
die Eigenschaften des klebrigen Harzes Schmutzpartikeln zu sammeln, hat der Harzgehalt
zusätzlich negative Auswirkungen auf den Weißgehalt.
Beispiel 3
[0012] zeigt die mögliche Verminderung der eingesetzten Chemikalienmengen durch ein vorausgegangene
Flotation. Die Bleichen wurden konstant bei 70 °C, 20 % Konsistenz und mit 4 Stunden
Verweilzeit durchgeführt. Auch in diesen Fällen war der Holzstoff (TMP auf Fichtenholzbasis)
im Niederkonsistenzbereich mit 0,25 % DTPA vorbehandelt. Die Flotation fand bei 1
% Stoffdichte und 40 °C bei einem pH-Wert von 6,5 bis 6,8 statt. Eingesetzt wurden
0,25 % Hexadecyl-trimethylammoniumbromid.
Tabelle 2
| Versuch |
H₂O₂ |
NaOH % |
Wasserglas |
Rest-H₂O₂ % |
Weißgehalt % ISO |
| 1 (ohne Flotation) |
3 |
1,8 |
3,0 |
0,26 |
69,4 |
| 2 (mit Flotation) |
3 |
1,8 |
3,0 |
0,38 |
70,6 |
| 3 (mit Flotation) |
3 |
1,7 |
2,0 |
0,33 |
70,1 |
| 4 (mit Flotation) |
2,5 |
1,5 |
2,0 |
0,18 |
69,4 |
[0013] Die Beispiele zeigen deutlich, daß durch die Entfernung von störenden Verbindungen
bei der Flotation die zur Stabilisierung der Bleiche notwendige Wasserglasmenge erheblich
vermindert werden kann. Durch konsequente Optimierung der eingesetzten H₂O₂-Menge
gelingt es, einen im Vergleich zur konventionellen Bleiche identischen Weißgehalt
einzustellen und gleichzeitig sowohl H₂O₂ als auch Natronlauge einzusparen. Die Verringerung
der eingesetzten Wasserglasmenge führt zu einer Verringerung des Retetionsmittelbedarfs
an der Papiermaschine. Durch die Flotation des Holzstoffes bzw. die Flotation des
Kreislaufwassers ist damit eine erhebliche Kosteneinsparung gegeben.
1. Verbessertes Verfahren zur Bleiche von Holzstoffen, dadurch gekennzeichnet, daß man
den ungebleichten Holzstoff bei einem pH-Wert zwischen 4 und <7 unter Verwendung von
0,01 bis 1 Gew.-%, bezogen auf den Holzstoff (atro), eines kationischen Tensids flotiert,
die flotierten Störstoffe abtrennt und eine an sich bekannte Bleichsequenz folgen
läßt.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß man als Tensid eine Verbindung der allgemeinen Formel
CH₃(CH₂)n-N⁺(CH₂-R)₃ X⁻ (I),
in der bedeuten:
n: 10 bis 18 ,
R: H oder CH₃
X: Cl, Br oder J ,
einsetzt.
3. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß man den Holzstoff vor der Bleiche mit einem an sich bekannten
Komplexierungsmittel behandelt.
4. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Wasserglasmenge bei der Bleiche mit H₂O₂ sich auf
≦2 % beläuft.
5. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß man zusätzlich das Kreislaufwasser von darin befindlichem,
feinteiligem ungebleichtem Holzstoff durch Flotation von Störstoffen befreit.