[0001] Die Erfindung betrifft einen automatischen Ansetzer für Artilleriegeschosse mit den
Merkmalen aus dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Derartige automatische Ansetzer sind an sich bekannt.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen automatischen Ansetzer dieser Bauart
mit besonders einfachen konstruktiven Mitteln so zu gestalten, daß eine hohe Ansetzgeschwindigkeit
erreicht werden kann.
[0004] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß mit den Merkmalen aus dem kennzeichnenden
Teil des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen beschrieben.
[0005] Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, die Verschiebevorrichtung für das Geschoß
mit einer an sich bekannten federsteifen Zuführungskette auszuführen, also einer Kette,
die sich gegenüber der Einwirkung von in Längsrichtung wirkenden stauchenden Kräften
im wesentlichen wie ein starrer Körper verhält, während sie gegenüber Querkräften
nachgiebig ist und daher auf einer gekrümmten Führungsbahn umgelenkt werden kann.
Wie weiter unten anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert, wird diese Zuführungskette
in einem Führungsrohr geführt, das parallel zur Rohrseelenachse des Waffenrohrs angeordnet
ist und in Längsrichtung bewegt werden kann. Das Führungsrohr ist so ausgestaltet,
daß es am hinteren Ende einen gekrümmten Abschnitt aufweist, mittels dessen die Zuführungskette
in die Vorwärtsrichtung zum Waffenrohr hin umgelenkt wird, und zwar derart, daß ihr
vorderes Ende als Verschiebungselement für das anzusetzende Geschoß dient. Einfache
kinematische Überlegungen zeigen, daß, wenn das Führungsrohr in Vorwärtsrichtung bewegt
wird, die Zuführungskette aber gegenüber dem Zuführungsrohr festgehalten wird, sich
nicht nur der gekrümmte Endabschnitt des Führungsrohres auf die Rückseite des Geschosses
zu bewegt, sondern gleichzeitig das das Verschiebungselement tragende Ende der Kette
aus dem gekrümmten Endabschnitt des Führungsrohres austritt und sich mit einer zusätzlichen
Geschwindigkeit auf das Geschoß zu bewegt. Es findet also eine Geschwindigkeitsübersetzung
statt. Diese kann noch vergrößert werden, wenn die Zuführungskette nicht nur gegenüber
dem Führungsrohr festgehalten wird, sondern ihr eine zusätzliche Bewegung in entgegengesetzter
Richtung erteilt wird. Es ist somit eine hohe Geschwindigkeitsübersetzung möglich,
was zur Folge hat, daß mit einfachen Mitteln und geringer motorischer Antriebsgeschwindigkeit
eine sehr hohe Ansetzgeschwindigkeit erreicht werden kann.
[0006] Im folgenden wird anhand der beigefügten Zeichnungen ein Ausführungsbeispiel für
einen automatischen Ansetzer nach der Erfindung näher erläutert.
[0007] In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- einen stark schematisierten Längsschnitt durch das hintere Ende des Waffenrohres eines
Geschützes mit einem automatischen Ansetzer in einer Position unmittelbar vor dem
Ansetzvorgang;
- Fig. 2
- in einer Darstellung analog Fig. 1 den Ansetzer unmittelbar nach dem Ansetzvorgang;
- Fig. 3
- in einer Ansicht von hinten das Waffenrohr mit Ansetzer nach den Fig. 1 und 2 im Ruhezustand;
- Fig. 4
- in einer Ansicht analog Fig. 3 das Waffenrohr mit Ansetzer im Zustand entsprechend
Fig. 1.
[0008] In den Zeichnungen sind nur die für den eigentlichen Ansetzvorgang wesentlichsten
Teile des Waffenrohres und des Ansetzers dargestellt.
[0009] Das Waffenrohr 2 kann Teil eines Artilleriegeschützes oder auch Teil der schweren
Waffe eines Kampfpanzers sein. Am hinteren Ende des Waffenrohres 2 ist seitlich über
eine Halterung 9 und unter Zwischenschaltung einer in Querrichtung zur Rohrseelenachse
des Waffenrohres 2 bewegbaren Teleskopführung 7 eine Ladeschale 6 angeordnet, in welche,
wie aus Fig. 3 ersichtlich, ein anzusetzendes Geschoß 1 einlegbar ist. Die Ladeschale
6 kann dann mittels nicht dargestellter Antriebsmittel oder von Hand aus der in Fig.
3 dargestellten Ruheposition in die in Fig. 4 dargestellte Ansetzposition verschoben
werden, in der die Ladeschale 6 fluchtend zum Ladungsraum des Waffenrohres 2 liegt.
[0010] Der Ansetzer weist weiterhin eine Verschiebevorrichtung auf, die über eine Halterung
8 an der Unterseite des Waffenrohres am hinteren Ende angeordnet ist. Die Verschiebevorrichtung
besitzt ein Führungsrohr 4, das parallel zur Rohrseelenachse des Waffenrohres 2 verläuft
und an dem eine in Längsrichtung verlaufende Zahnstange 4.3 angeordnet ist. Das Führungsrohr
4 ist von einer Antriebseinheit 5 aus in seiner Längsrichtung bewegbar. Die Antriebseinheit
5 besitzt einen Antriebsmotor 5.3, der ein erstes Ritzel 5.1 antreibt, welches in
die Zahnstange 4.3 des Führungsrohres 4 eingreift. Wie aus Fig. 1 und 2 zu ersehen,
besitzt das Führungsrohr 4 an seinem hinteren Ende einen gekrümmten Endabschnitt 4.1.
Die Krümmung umfaßt einen Winkel von 180°, so daß das hintere Ende 4.2 des Führungsrohres
4 nach vorne weist. Wie aus Fig. 3 und 4 zu entnehmen, ist das Führungsrohr 4 mit
dem gekrümmten Endabschnitt und der gesamten Antriebseinheit 5 in einer Ruheposition
im Bereich unterhalb des Waffenrohres 2 angeordnet und kann um eine in Längsrichtung
verlaufende Schwenkachse derart um 45° nach oben geschwenkt werden, daß, wie in Fig.
4 dargestellt, das nach vorne weisende Ende 4.2 des gekrümmten Endabschnittes hinter
der in die Ansetzposition gebrachten Ladeschale 6 derart liegt, daß das Ende 4.2 in
einen seitlich an der Ladeschale 6 angeordneten Längsschlitz 6.1 eingreift.
[0011] Im Führungsrohr 4 ist eine Zuführerkette 3 angeordnet, die in an sich bekannter Weise
als federsteife Kette ausgebildet ist. In die Zuführerkette 3 greift ein zweites Ritzel
5.2 ein, das an der Antriebseinheit 5 angeordnet ist und vom Antriebsmotor 5.3 aus
angetrieben wird. Das Führungsrohr 4 weist zu diesem Zweck einen nicht dargestellten
Längsschlitz auf. Die Antriebseinheit 5 mit den beiden Antriebsritzeln 5.1 und 5.2
ist so ausgelegt, daß das Führungsrohr 4 und die Zuführerkette 3 in entgegengesetzter
Richtung angetrieben werden können. Die Zuführerkette 3 ist durch den gekrümmten Endabschnitt
4.1 des Führungsrohres 4 derart geführt, daß ihr eines Ende 3.1, das als Verschiebeelement
ausgebildet ist, unmittelbar vor dem Ende 4.2 des gekrümmten Abschnittes 4.1 liegt.
[0012] Der Ansetzvorgang verläuft dann folgendermaßen:
Das anzusetzende Geschoß 1 liegt zunächst in der in die Ansetzposition bewegten Ladeschale
6 in der in Fig. 1 mit 1.1 bezeichneten Stellung. Das Führungsrohr 4 wird in die in
Fig. 4 dargestellte eingeschwenkte Position gebracht, in welcher das Verschiebungselement
3.1 der Zuführerkette 3 am hinteren Ende des Geschosses 1.1 angreift. Vom Antriebsmotor
5.3 aus wird nun den beiden Antriebsritzeln 5.1 und 5.2 eine solche Antriebsbewegung
erteilt, daß das Führungsrohr 4 in Pfeilrichtung V1 nach vorne (in Fig. 1 nach links)
verschoben wird, während die im Führungsrohr 4 angeordnete Zuführerkette 3 in Pfeilrichtung
V2 (in Fig. 1 nach rechts) verschoben wird. Dies hat zur Folge, daß sich die Führungskette
3 mit einer gegenüber der Geschwindigkeit V1 übersetzten Geschwindigkeit aus dem Ende
4.2 des gekrümmten Endabschnitts 4.1 des Führungsrohres 4 herausbewegt, so daß das
Geschoß aus der in Fig. 1 mit 1.1 bezeichnete Stellung in die in Fig. 2 dargestellte
mit 1.3 bezeichnete angesetzte Endstellung bewegt.
[0013] Infolge der besonderen kinematischen Bedingungen wird eine Übersetzung der Ansetzgeschwindigkeit
erreicht derart, daß die Geschwindigkeit, mit der das Geschoß aus der Lage 1.1 in
die Lage 1.3 durch das Verschiebungselement 3.1 befördert wird, den Wert 3 x V1 erreicht,
wenn

gewählt wird. Dies bedeutet, daß gegenüber einem direkt auf das Verschiebungselement
3.1 wirkenden Antriebsvorrichtung nur ein Drittel der ansonsten notwendigen Antriebsgeschwindigkeit
benötigt.
[0014] Nach dem Ansetzen wird die Zuführerkette 3 wieder in das Führungsrohr 4 eingezogen,
das dann in die in Fig. 3 dargestellte Ruhestellung geschwenkt wird, während die Ladeschale
6 in die ebenfalls in Fig. 3 dargestellte Ruheposition zurückbewegt wird, so daß dann
der Schuß abgegeben werden kann und der Rücklauf des Waffenrohres 3 durch die Bauteile
des Ansetzers nicht behindert wird.
1. Automatischer Ansetzer für Artilleriegeschosse mit einer hinter dem Waffenrohr des
Geschützes angeordneten Ladeschale, in die ein Geschoß einlegbar ist und die in eine
Ansetzposition fluchtend zum Ladungsraum des Waffenrohres sowie nach dem Ansetzvorgang
in eine den Waffenrohrrücklauf nicht behindernde Ruheposition bewegbar ist und mit
einer motorisch antreibbaren Verschiebevorrichtung, die ein an der Rückseite des Geschosses
angreifendes, parallel zur Rohrseelenachse bewegbares Verschiebungselement aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß die Verschiebevorrichtung ein parallel zur Rohrseelenachse
außen am Waffenrohr (2) in dessen hinterem Bereich angeordnetes, um eine in Längsrichtung
verlaufende Achse schwenkbares Führungsrohr (4) aufweist, an dem eine Zahnstange (4.3)
angeordnet ist, über die es mittels eines ersten Antriebsritzels (5.1) parallel zu
seiner Längsrichtung verschiebbar ist und dessen hinterer im Bereich hinter dem Waffenrohrende
liegender Endabschnitt (4.1) eine Krümmung nach vorne um insgesamt 180° aufweist,
wobei der Krümmungsradius so gewählt ist, daß der abgekrümmte Endabschnitt (4.2) des
Führungsrohres (4) in den Bereich unmittelbar hinter der Ladeschale (6) einschwenkbar
ist und innerhalb des Führungsrohres (4) eine gegen Längskräfte federsteife Zuführerkette
(3) geführt ist, die mittels eines zweiten Antriebsritzels (5.2) im Führungsrohr (4)
verschiebbar ist, derart, daß ihr eines Ende aus dem gekrümmten Endabschnitt (4.2)
des Führungsrohres (4) ausfährt, wobei das vordere Ende (3.1) der Zuführerkette (3)
als Verschiebungselement ausgebildet ist.
2. Ansetzer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebsbewegung der beiden
Antriebsritzel (5.1, 5.2) derart gesteuert ist, daß zum Ansetzvorgang das Führungsrohr
(4) nach vorne verschoben wird und der Zuführerkette (3) gegenüber dem Führungsrohr
(4) eine Verschiebungsbewegung in entgegengesetzter Richtung aufgeprägt wird, deren
Geschwindigkeitsbetrag mindestens so groß wie der Geschwindigkeitsbetrag der Verschiebung
des Führungsrohres ist.
3. Ansetzer nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das erste und zweite Antriebsritzel
(5.1 , 5.2) vom gleichen Antriebsmotor (5.3) angetrieben sind und unmittelbar nebeneinander
am Waffenrohrende angeordnet sind, wobei das zweite Antriebsritzel (5.2) durch einen
im Führungsrohr (4) angeordneten Längsschlitz hindurchgreift.
4. Ansetzer nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Führungsrohr
(4) zusammen mit dem Antriebsmotor (5.3) und den beiden Antriebsritzeln (5.1, 5.2)
als um eine in Längsrichtung verlaufende Achse schwenkbare Baueinheit ausgebildet
ist.
5. Ansetzer nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß in einer Ruhestellung der gekrümmte
Endabschnitt (4.1-4.2) des Führungsrohres (4) unterhalb des Waffenrohrendes liegt
und aus dieser Ruhestellung um im wesentlichen 45° in die Ansetzstellung einschwenkbar
ist.
6. Ansetzer nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Ladeschale
(6) einen Längsschlitz (6.1) aufweist, durch den der gekrümmte Endabschnitt (4.2)
des Führungsrohres (4) im in die Ansetzstellung eingeschwenkten Zustand in Ansetzposition
der Ladeschale (6) bei der Verschiebung des Führungsrohres (4) geführt ist.
7. Ansetzer nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Ladeschale
(6) auf einer Teleskopführung (7) angeordnet ist, mittels der sie aus einer Ruheposition
im Bereich außerhalb des Waffenrohrrücklaufes in die Ansetzposition verschiebbar ist.