[0001] Die Erfindung betrifft eine Steuervorrichtung für eine Spinnereimaschine mit den
Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1.
[0002] Bei der Steuerung einer Spinnereimaschine, beispielsweise einer Ringspinnmaschine,
sind komplexe Steuerungsaufgaben zu bewältigen und eine Vielzahl von Aktoren und Sensoren
in geeigneter Weise anzusteuern. So müssen beispielsweise während des Betriebs einer
Spinnereimaschine oftmals mehrere hundert Arbeitsstellen hinsichtlich des Auftretens
eines Fadenbruchs überwacht werden, wobei nach dem Detektieren eines Fadenbruchs die
betreffende Arbeitsstelle stillgesetzt und das weitere Zuführen des zu verarbeitenden
Materials beispielsweise durch das Aktivieren eines Luntenstopps verhindert werden
muß. Gleichzeitig muß dann ein Bedienerruf ausgelöst werden und/oder z.B. eine automatische
Fadenansetzvorrichtung in entsprechender Weise angesteuert werden.
[0003] Zur Verringerung des Verkabelungsaufwandes, der mit der Verbindung jedes einzelnen
Sensors oder Aktors einer Spinnereimaschine mit der zentralen Steuereinheit der Maschine
verbunden ist, wird beispielsweise in der DE 38 13 945 A1 vorgeschlagen, die Sensoren
und Aktoren eines Maschinensegments mittels eines Sammelkanals und eines Datenkonzentrators
mit der zentralen Steuereinheit zu verbinden, wobei die Datenkonzentratoren über ein
Bussystem verbunden sind.
[0004] Nachteilig bei dieser bekannten Steuervorrichtung für eine Spinnereimaschine, welches
ein Bussystems verwendet, ist jedoch, daß mit einer Vergrößerung einer bestehenden
Maschine oder mit einer Erweiterung einer zunächst nur die notwendigen Grundfunktionen
aufweisenden Standardmaschine oder mit zusätzlichen Ausstattungen und Aggregaten eine
höhere Datenübertragungsrate verbunden ist, so daß das Bussystem von vornherein auf
eine entsprechende maximale Übertragungsrate ausgelegt werden muß, wenn die Möglichkeit
dieser Erweiterung offengehalten werden soll. Dies führt zu einer Erhöhung der Kosten,
die dann, wenn keine oder nicht alle offengehaltenen Erweiterungsmöglichkeiten verwirklicht
werden, nicht gerechtfertigt sind.
[0005] Des weiteren führen im Fall einer Maschinenvergrößerung oder Funktions- bzw. Ausstattungserweiterung
einer Maschine die zusätzlich anzusteuernden Aktoren und Sensoren zu einer erheblichen
Mehrbelastung der zentralen Steuereinheit. D.h., auch die zentrale Steuereinheit muß
von vornherein auf die Verarbeitung einer entsprechenden Datenmenge, die zum Teil
in Echtzeit erfolgen muß, ausgelegt sein, was ebenfalls zu einer Verteuerung einer
Standardmaschine führt, die in all den Fällen nicht gerechtfertigt ist, in denen diese
Kapazität nicht ausgeschöpft wird.
[0006] In der DE 40 26 581 A1, die als solche den umgekehrten Weg geht und im Fall der Ansteuerung
einer Vielzahl gleichartiger Aggregate eine Möglichkeit zur Konzentration der Steuerungsintelligenz
in einer zentralen Steuerungseinheit beschreibt, wird als bekannt vorausgesetzt, zur
Ansteuerung einer Vielzahl von gleichartigen Einzelaggregaten jedem Aggregat oder
einer Gruppe von Aggregaten einen Mikroprozessor zuzuordnen, der die Ansteuerung der
einzelnen Aggregate per Software löst. Die spezielle Art und Weise des Aufbaus des
gesamten Steuerungssystems oder der Prozessorelektronik kann dieser Druckschrift jedoch
nicht entnommen werden.
[0007] Auch die DE 39 19 687 A1 offenbart ein Beispiel für den Einsatz eines Prozessors
zur Lösung einer bestimmten Steuerungsaufgabe in der Spinnereitechnik, nämlich der
Steuerung der Ringbank sowie der einzeln angetriebenen Walzen eines Streckwerks. Hierbei
findet jedoch ebenfalls das Grundprinzip einer zentralen Steuerung Verwendung.
[0008] Darüber hinaus ist in anderen Fachgebieten der Einsatz von prozessorgesteuerten Steuermodulen
bekannt, deren Hardware neben der Software ebenfalls an die zu bewältigenden spezifischen
Steuer- und Regelungsaufgaben, beispielsweise eines für Industrieroboter einsetzbaren
speziellen Motors, angepaßt ist und die mit einer zentralen Steuereinheit verbunden
sind (z.B. Literaturstelle DE-Z Technika 10/1988, Seiten 17 bis 20).
[0009] All diese vorgenannten Steuerungssysteme weisen den Nachteil auf, daß zur Lösung
zusätzlicher und/oder anderer Steuerungsaufgaben die Hardware zumindest von Teilen
des Systems speziell an die neuen Aufgaben angepaßt werden muß. Die Erweiterung bestehender
Maschinen um zusätzliche Funktionen oder die Entwicklung eines Steuerungssystems für
eine neue Maschine ist daher zeit- und kostenaufwendig.
[0010] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Steuervorrichtung für eine Spinnereimaschine
zu schaffen, welche bei geringem Verkabelungsaufwand die flexible, einfache und kostengünstige
Erweiterung vorhandener Maschinen ermöglicht, beispielsweise die Vergrößerung, Ausrüstung
oder Nachrüstung von bestehenden Maschinen oder Standardmaschinen mit zusätzlichen
Aggregaten und/oder Funktionen, bzw. mit geringem Aufwand an eine neue Maschine adaptierbar
ist.
[0011] Die Erfindung löst diese Aufgabe mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
[0012] Durch den Einsatz eines Busses, der zur Kommunikation der zentralen Steuereinheit
mit den anzusteuernden Sensoren und Aktoren der Spinnereimaschine und fakultativ zu
deren Stromversorgung dient, und mindestens einer intelligenten Multifunktionsbaugruppe
mit mehreren Ein- und Ausgängen, ist gewährleistet, daß die Steuervorrichtung flexibel
um zusätzliche Funktionen erweitert oder an andere Erfordernisse, z.B. an die Erfordernisse
einer anderen Maschine, angepaßt werden kann. Eine Erweiterung der vorhandenen zentralen
Steuereinheit hinsichtlich einer höheren Rechenleistung oder eine Abänderung des Busses,
z.B. die Erhöhung der maximal möglichen Datenübertragungsgeschwindigkeit, ist hierzu
praktisch nicht erforderlich.
[0013] Die intelligente Multifunktionsbaugruppe weist ein Rechenwerk und einen Speicher
zur Aufnahme eines Steuerprogramms sowie einen oder mehrere Eingänge oder Ausgänge
auf, wobei die Art und Anzahl der Ein- und Ausgänge so gewählt ist, daß ein-und dieselbe
Baugruppe lediglich durch die Verwendung eines anderen Steuerprogramms für praktisch
jeden Steuerungszweck bei einer Spinnereimaschine einsetzbar ist.
[0014] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist diese universell verwendbare
intelligente Multifunktionsbaugruppe so ausgebildet, daß deren Steuerprogramm durch
Datenübertragung von der zentralen Steuereinheit über den Feldbus der Spinnereimaschine
in den Programmspeicher der Baugruppe geladen werden kann.
[0015] Zudem kann die zentrale Steuereinheit mittels eines speziellen Programms die anwendungsspezifische
Programmierung einer weiteren Multifunktionsbaugruppe durch den Benutzer selbst ermöglichen.
[0016] In dieser Ausführungsform der Erfindung kann in einer entsprechenden Weiterbildung
das Programm der zentralen Steuereinheit, neben der freien Programmierbarkeit, auch
die Verknüpfung bestimmter maschineninterner Zustände zur Bewältigung benutzerspezifischer
Steuerungsaufgaben zulassen.
[0017] In einer anderen Ausführungsform der Erfindung kann das Programm zur benutzerspezifischen
Programmierung der intelligenten Multifunktionsbaugruppe auch auf einer externen Datenverarbeitungsanlage
ablaufen und an die Baugruppe durch Einbringen eines entsprechend programmierten Festwertspeichers
(z.B. einem PROM oder EPROM) oder durch Datenübertragung über eine spezielle Schnittstelle
der Baugruppe übergeben werden.
[0018] Weitere Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0019] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
näher erläutert. In der Zeichnung zeigen
- Fig. 1
- ein Blockschaltbild der erfindungsgemäßen Steuervorrichtung und
- Fig. 2
- das Blockschaltbild der Multifunktionsbaugruppe in Fig. 1.
[0020] Fig. 1 zeigt in einem Blockschaltbild schematisch den Aufbau der erfindungsgemäßen
Steuervorrichtung für eine Spinnereimaschine am Beispiel einer Ringspinnmaschine.
Dabei sind aus Gründen der Einfachheit nicht sämtliche Steuerungsfunktionen der Maschine
dargestellt. Die Erfindung wird vielmehr am Beispiel der Steuerung der Ringbank einer
Ringspinnmaschine erläutert.
[0021] Die erfindungsgemäße Steuervorrichtung besteht aus einer zentralen Steuereinheit
1, welche zumindest die übergeordneten Steuerungsaufgaben, wie das Anfahren und Stillsetzen
der Maschine, und die Koordination der einzelnen Teilsteuerungsaufgaben, wie z.B.
die Steuerung des Streckwerks und der Ringbank der Ringspinnmaschine oder die Steuerung
einer Fadenansetzvorrichtung, übernimmt. Daneben kann die zentrale Steuervorrichtung
im Bedarfsfall selbstverständlich auch einzelne Detailsteuerungsaufgaben ausführen,
wie z.B. das Auslösen eines Bedienerrufs im Fehlerfall.
[0022] Die zentrale Steuereinheit 1 ist über eine Busanschalteeinheit 2, die Teil der zentralen
Steuereinheit 1 sein kann, mit einem Bus 3 verbunden, der vorzugsweise zur Stromversorgung
und zur Datenübertragung von und zu den Peripherieeinheiten dient.
[0023] Als Peripherieeinheiten, welche zur Steuerung einzelner Aktoren und Sensoren der
Ringspinnmaschine dienen, werden Ein/Ausgabeeinheiten 4 verwendet, welche vorzugsweise
mehrere standardisierte Ein- bzw. Ausgänge aufweisen, wie z.B. serielle Schnittstellen,
Analogeingänge (Erfassen analoger Sensorsignale), Digitaleingänge (Erkennung digitaler
Maschinenzustände), Zählereingänge (Frequenzmessung, Geschwindigkeitsmessung), Analogausgänge
(Steuersignal für Umrichter zur Steuerung der Motorendrehzahl) oder Digitalausgänge
(Schaltausgänge, Steuerung von Schrittmotoren).
[0024] Als Beispiel sind in Fig. 1 eine erste Ein/Ausgabeeinheit 4' und eine zweite Ein/Ausgabeeinheit
4'' dargestellt, welche jeweils mittels einer Busanschalteeinheit - diese kann selbstverständlich
wieder in die Ein/Ausgabeeinheiten integriert sein - mit dem Bus 3 verbunden sind.
[0025] Die erste Ein/Ausgabeeinheit 4' ist über digitale Eingänge mit den Ausgängen jeweils
eines Fadenbruchwächters 5 einer Spinnstelle verbunden, welcher beispielsweise bei
Auftreten eines Fadenbruchs seinen Ausgang von logisch Null auf logisch Eins setzt.
Insoweit erfolgt bereits im Fadenbruchwächter 5 eine Vorverarbeitung dieses Sensorsignals.
[0026] Des weiteren sind mehrere digitale Schaltausgänge der Ein/Ausgabeeinheit 4' mit jeweils
einer Luntenstoppvorrichtung 6 verbunden, so daß bei Meldung eines Fadenbruchs durch
einen Fadenbruchwächter über die Ein/Ausgabeeinheit 4' an die zentrale Steuereinheit
1 diese durch einen entsprechenden Befehl an die Ein/Ausgabeeinheit 4' den betreffenden
Schaltausgang und die Luntenstoppvorrichtung aktivieren kann.
[0027] Zusätzlich wird die zentrale Steuervorrichtung 1 einen Befehl zum Stillsetzen des
betreffenden Spindelantriebs - hierbei sei eine Ringspinnmaschine mit Einzelspindelantrieb
vorausgesetzt - an die Ein/Ausgabeeinheit 4'' absetzen, welche über entsprechende
Digitalausgänge mit jeweils einem steuerbaren Schalter 7 verbunden ist, der zur Unterbrechung
der Stromversorgung des betreffenden Spindelantriebs dient.
[0028] Die Kommunikation zwischen der zentralen Steuereinheit 1 und den Ein/Ausgabeeinheiten
4 erfolgt dabei in der Weise, daß die zentrale Steuereinheit 1 zur Datenübertragung
an die Ein/Ausgabeeinheiten die betreffende Ein/Ausgabeeinheit adressiert und anschließend
durch die Übertragung eines oder mehrerer bestimmter Befehle einen Ausgang der Ein/Ausgabeeinheit
in der gewünschten Weise beeinflußt.
[0029] Aus Gründen des geringeren Aufwandes erfolgt das Einlesen eines bestimmten Eingangs
einer Ein/Ausgabeeinheit 4 in die zentrale Steuereinheit 1 durch die Anwendung des
sog. "serial polling". Hierbei wird in bestimmten (regelmäßigen) zeitlichen Abständen
jeweils eine Ein/Ausgabeeinheit nach der anderen adressiert und der Zustand insbesondere
der Eingänge der adressierten Ein/ Ausgabeeinheit in die zentrale Steuereinheit eingelesen.
[0030] Die interuptgesteuerte Datenübertragung von und zu den Ein/Ausgabeeinheiten ist zwar
grundsätzlich möglich. Hierdurch werden jedoch die Herstellungskosten der Steuervorrichtung
nachteilig beeinflußt. Gleiches gilt für die Datenübertragung im Sinne des Token-Prinzips,
bei dem nicht nur die zentrale Steuereinheit, sondern auch jede Ein/Ausgabeeinheit
die Funktion eines Busmasters übernehmen kann.
[0031] Insoweit handelt es sich bei den vorstehend beschriebenen Ein/Ausgabeeinheiten um
Einheiten bekannter Art, die nicht über eine eigene Intelligenz verfügen und im wesentlichen
nur zur Verteilung von Steuerbefehlen der zentralen Steuereinheit an die entsprechenden
Aktoren und zur Weiterleitung von Sensorsignalen bzw. Maschinenzuständen an die zentrale
Steuereinheit dienen.
[0032] Neben diesen Ein/Ausgabeeinheiten 4 bekannter Art weist die in Fig. 1 dargestellte,
erfindungsgemäße Steuervorrichtung für eine Spinnereimaschine zusätzlich eine Multifunktionsbaugruppe
8 auf, welche über eine vorzugsweise integrierte Anschalteeinheit 2 mit dem Bus 3
verbunden ist. Diese Baugruppe weist, ebenso wie die Ein/Ausgabeeinheiten 4, mehrere
standardisierte Ein- und Ausgänge auf.
[0033] Bei der in Fig. 1 dargestellten Ausführungsform der Erfindung ist ein erster Eingang
der Multifunktionsbaugruppe 8 mit einem Sensor 9 für die Geschwindigkeit der Spindeln
verbunden. Im hier vorausgesetzten Fall eines Einzelspindelantriebs, aber auch im
Fall eines herkömmlichen Tangentialriemenantriebs, kann dieses Signal aus der Spannungsversorgung
der Antriebsmotoren, insbesondere aus der Frequenz der Stromversorgung, abgeleitet
werden, welche üblicherweise durch einen Frequenzumrichter erfolgt. So kann durch
die Verwendung eines einem Einweggleichrichter nachgeschalteten Schmitt-Triggers ein
digitales Signal erzeugt werden, das dem Zählereingang der Multifunktionsbaugruppe
zugeführt wird und aus dessen Frequenz unter Berücksichtigung der Polanzahl die Motorendrehzahl
ermittelt werden kann.
[0034] Ein zweiter Eingang der Multifunktionsbaugruppe 8 ist mit einem Sensor 10 zur Erfassung
des (absoluten) Ist-Wertes der Ringbankposition verbunden. Dieser Sensor 10 liefert
beispielsweise ein Analogsignal, das einem entsprechenden Analogeingang der Baugruppe
8 zugeführt ist.
[0035] Schließlich ist ein Ausgang der Multifunktionsbaugruppe 8 mit dem Antrieb 11 der
Ringbank verbunden. Dieser Ausgang kann z.B. als Analogausgang ausgebildet sein, welcher
über einen entsprechenden Steuereingang eines Umrichters die Geschwindigkeit des Elektromotors
für den Ringbankantrieb steuert.
[0036] Zur Verbindung der gesamten Steuervorrichtung der Spinnereimaschine mit einer übergeordneten
Datenverarbeitungsanlage, beispielsweise eines Produktionsleitrechners, weist die
Steuervorrichtung eine Anbindungseinheit 12 auf, welche die Anbindung des maschineninternen
Busses an einen Fernbus ermöglicht. Dabei kann in der Praxis bei der Verbindung von
Aktoren und Sensoren einer langen Maschine mit der Zentraleinheit ebenfalls der Einsatz
eines Fernbusses erforderlich sein. Dieser Fall soll in der Zeichnung jedoch durch
den schematisch dargestellten Bus 3 umfaßt sein.
[0037] Fig. 2 zeigt schematisch den Aufbau der Multifunktionsbaugruppe 8. Das Herzstück
der Baugruppe, nämlich ein Rechenwerk (CPU=Central Processing Unit) ist über eine
Schaltungseinheit 13 zur Potentialtrennung und eine Busanschalteeinheit 2 mit dem
Bus 3 verbunden. Dabei wird durch die Potentialtrennung der nachteilige Einfluß von
Potentialdifferenzen vermieden.
[0038] Die CPU ist einerseits mit einem vorzugsweise batteriegepufferten Speicher 14 mit
wahlfreiem Zugriff (RAM) und andererseits, ebenfalls wieder über eine Schaltungseinheit
13 zur Potentialtrennung mit mehreren standardisierten Eingängen IN₁ bis IN
n und Ausgängen OUT₁ bis OUT
m verbunden.
[0039] Im Speicher 14 ist ein Programm zur im wesentlichen selbständigen Steuerung bestimmter
Funktionen der Ringspinnmaschine, wie z.B. die vorstehend beschriebene Steuerung der
Ringbank, abgelegt, ohne daß hierzu jeweils Daten zwischen der zentralen Steuereinheit
1 und der Multifunktionsbaugruppe 8 übertragen werden müßten. Diese Kommunikation
kann sich daher auf die übergeordneten Funktionen, beispielsweise Start- und Stop-Anweisungen
oder die Übertragung von Maschinendaten zur statistischen Auswertung oder Protokollzwecken,
beschränken.
[0040] Zur Steuerung der Ringbank der Ringspinnmaschine wird der Multifunktionsbaugruppe
8, wie vorstehend beschrieben, das Signal des Sensors 9 und des Sensors 10 zugeführt.
Aus dem Signal des Sensors 9 ermittelt die Multifunktionsbaugruppe mittels einer entsprechenden
Programmroutine die Spindeldrehzahl und steuert abhängig von der Ringbankposition,
d.h. dem Signal des Sensors 10, den Ringbankantrieb 11 entsprechend einer im Speicher
14 abgelegten Funktion in der gewünschten Weise an.
[0041] Auf diese Weise läßt sich auch eine Regelung der Ringbankbewegung in Form einer geschlossenen
digitalen Regelschleife verwirklichen.
[0042] Selbstverständlich kann die Multifunktionsbaugruppe nicht nur zur Steuerung der Ringbank,
sondern auch für eine Vielzahl anderer Steuerungsaufgaben eingesetzt werden, wie z.B.
zur Steuerung der des Systems Einzelspindelantrieb-Luntenstopp-Fadenansetzvorrichtung,
der (einzeln angetriebenen) Walzen eines Streckwerks oder einer automatischen Spulenwechselvorrichtung.
[0043] Ist der Speicher 14 der Multifunktionsbaugruppe 8 als RAM ausgebildet, so kann die
Steuersoftware der Baugruppe auch von der zentralen Steuereinheit 1 "gebootet" werden.
Aufgrund der meist großen Datenmengen und der daraus resultierenden langen Übertragungszeit
sollte dieser Vorgang allerdings auf Fälle beschränkt werden, in denen dies unvermeidlich
ist, z.B. beim Installieren der Maschine oder nach einer längeren Außerbetriebnahme.
Kurze Stromausfälle oder ein kurzes Abklemmen der Stromversorgung sollten dagegen,
wie oben erwähnt, durch eine Batteriepufferung des Speichers abgefangen werden.
[0044] Selbstverständlich kann der Speicher 14 der Multifunktionsbaugruppe jedoch auch als
Nur-Lese-Speicher (ROM) oder programmierbarer Nur-Lese-Speicher (PROM) ausgebildet
sein. Hierdurch wird eine Batteriepufferung überflüssig. Ein "Booten" der Steuersoftware
ist dann jedoch nicht mehr möglich, bzw. nur durch den Einsatz von sog. EEPROM's (Electrically
Erasable Programmable Read only Memory) zu erreichen.
[0045] Des weiteren kann ein Teil des Speichers 14 zur Ablage von bestimmten Parametern
reserviert sein, die z.B. die Ringbankbewegung abhängig von der Art des zu verarbeitenden
Materials festlegen. Diese Parameter können dann im Bedarfsfall entweder von der zentralen
Steuereinheit an die Multifunktionsbaugruppe übertragen werden oder im Speicher 14
sind mehrere Parametersätze abgelegt und die zentrale Steuereinheit übermittelt nur
die Nummer des gewünschten Parametersatzes.
[0046] Durch die Verwendung einer derartigen intelligenten Multifunktionsbaugruppe wird
einerseits die Auslastung des Bussystems reduziert und andererseits die zentrale Steuereinheit
nicht mit weiteren Steueraufgaben belastet, da insbesondere zeitkritische Prozesse
direkt in der Multifunktionsbaugruppe 8 ablaufen können. Zudem wird durch diese Maßnahme
die Fehlerwahrscheinlichkeit reduziert, da nicht mehr alle Daten bzw. Signale über
den Bus zwischen der zentralen Steuereinheit und den Aktoren und Sensoren ausgetauscht
werden müssen.
[0047] Gleichzeitig wird die einfache Anpassung der Steuervorrichtung, beispielsweise an
eine neu entwickelte Spinnereimaschine, ermöglicht, da durch die programmierbare Ausbildung
der Multifunktionsbaugruppe und das Vorhandensein mehrerer standardisierter Ein- und
Ausgänge die Baugruppe die unterschiedlichsten Steuerungsaufgaben bewältigen kann.
Hierdurch wird auch eine Senkung der Entwicklungs- und Produktionskosten erreicht,
da ein und dieselbe Baugruppe in höheren Stückzahlen gefertigt und für verschiedene
Maschinen sowie unterschiedliche Steuerungsaufgaben verwendet werden kann.
[0048] Die Neuentwicklung bzw. Änderungsentwicklung kann daher im wesentlichen auf die Entwicklung
der erforderlichen Software für die zentrale Steuereinheit und die Multifunktionsbaugruppe(n)
beschränkt werden.
[0049] In einer Weiterbildung der erfindungsgemäßen Steuervorrichtung wird durch die Verwendung
einer separaten Multifunktionsbaugruppe die benutzerspezifische Anpassung der Spinnereimaschine
durch den Benutzer selbst ermöglicht: Hierzu kann die zentrale Steuereinheit 1 eine
speziell hierfür geeignete Software bereitstellen, die es dem Benutzer erlaubt, ein
Programm für die separate Multifunktionsbaugruppe zu erstellen. Vorzugsweise ermöglicht
diese Software dem Benutzer auch den Zugriff auf bestimmte maschineninterne Zustände,
wie z.B. die Position der Ringbank, die Spindeldrehzahl etc. Der Benutzer kann damit
durch den Erwerb einer weiteren Multifunktionsbaugruppe 8 bestimmte für ihn zusätzlich
oder in anderer Weise erforderliche Steuerungsaufgaben lösen.
[0050] Allerdings wird i.a. dem Benutzer der Zugriff auf bestimmte Grundfunktionen der Maschine
aus Gründen der Garantieleistung und der Produkthaftung verwehrt werden müssen.
[0051] Die nachstehenden Tabellen 1 und 2 verdeutlichen eine Möglichkeit zur Realisierung
des Programms zur Erstellung eines anwenderspezifischen Steuerprogramms.

[0052] Der Benutzer des Programms erhält auf einem Display beispielsweise die vorstehenden
Tabellen angezeigt. Dabei dienen die in den Tabellen 1 und 2 enthaltenen Parameter
Z₁ bis Z₄ als Platzhalter für bestimmte Maschinenzustände oder Bedingungen, z.B. "Fadenbruchanzeigevorrichtung
aktiviert", "Störung automatische Fadenansetzvorrichtung", "Spindeldrehzahl > vorbestimmter
Wert". Dabei ist es möglich, dem Benutzer nur den Zugriff auf bestimmte maschineninterne
Zustände zu gestatten und Bedingungen, z.B. "Spindeldrehzahl > 10.000" selbst zu definieren.
[0053] Durch das Eintragen einer Verknüpfungsvorschrift, beispielsweise eines logischen
Operators (AND, OR, NOT), in ein Feld der Matrix der Tabelle 1 lassen sich ein oder
zwei der Parameter Z₁ bis Z₄ verknüpfen und einem Ausgang OUT₁ bis OUT
m oder einer weiteren Merkervariable, z.B. M₁ bis M₄ zuweisen.
[0054] Zur weiteren Verknüpfung können dann die Merkervariablen M₁ bis M₄ auf analoge Weise
mittels der Tabelle 2 verknüpft werden.
[0055] Nach dem Eintragen der Verknüpfungen erzeugt das Programm den Code für das Steuerprogramm,
welches das Multifunktionsmodul ensprechend den vom Benutzer definierten Verknüpfungen/Bedingungen
steuert.
[0056] Im Fall des in den Tabellen 1 und 2 dargestellten Beispiels rein boolscher Verknüpfungen
ergibt sich daher folgendes Verhalten des Multifunktionsmoduls aufgrund des nach diesen
Vorschriften erstellten Steuerprogramms:
Der Ausgang OUT₁ des Multifunktionsmoduls wird gemäß der Verknüpfungsvorschrift Z₁
AND Z₂ gesetzt, wenn die Maschinenzustände/Bedingungen Z₁ und Z₂ erfüllt sind.
[0057] Der Ausgang OUT₂ wird gesetzt, wenn die Merkervariablen M₁ und M₂ gesetzt sind (Tabelle
2). Dabei ist die Merkervariable M₁ gesetzt, wenn die Zustände/Bedingungen Z₂ und
Z₃ erfüllt sind und die Merkervariable M₂ ist gesetzt, wenn die Zustände/Bedingungen
Z₁ und Z₄ erfüllt sind. Damit ergibt sich die logische Verknüpfungsvorschrift OUT₂=(Z₁
AND Z₃) AND (Z₁ AND Z₄).
[0058] Auf die vorstehend beschriebene Weise lassen sich also maximal vier Zustände/Bedingungen
verknüpfen.
[0059] Selbstverständlich kann die Anzahl der maximal zu verknüpfenden Zustände/Bedingungen
jedoch durch eine Vergrößerung der Schachtelungstiefe, d.h. durch die Verwendung von
weiteren Merkervariablen (zur Verknüpfung von Merkervariablen) erhöht werden.
[0060] Dabei können nicht nur boolsche Operationen, sondern auch beliebige andere mathematische
Verknüpfungen, wie z.B. die vier Grundrechenarten, verwendet werden.
[0061] Auch kann die Software zur Erstellung des kundenspezifischen Programms für die weitere
Multifunktionsbaugruppe nicht nur in der zentralen Steuereinheit bereitgestellt werden,
sondern als separate Entwicklungs-Software zum Ablauf auf externen Datenverarbeitungsanlagen
ausgebildet sein. In diesem Fall muß das für die Multifunktionsbaugruppe erstellte
Programm dann auf einen PROM, EPROM, EEPROM oder dergl. übertragen und dieser dann
in die Baugruppe eingesetzt werden. Ist der Speicher als RAM ausgebildet, so kann
die Übertragung des Programms auch durch eine speziell hierfür geschaffene Schnittstelle
der Baugruppe erfolgen oder das Programm über den Bus 3 von der externen Datenverarbeitungsanlage
direkt oder über den Umweg auf die zentrale Steuereinheit 1 auf die Multifunktionsbaugruppe
übertragen werden.
[0062] Diese Möglichkeit des Erzeugens eines benutzerspezifischen Steuerprogramms für eine
Spinnereimaschine ist nicht zwangsläufig an die Verwendung eines Multifunktionsmoduls
gebunden, obwohl mit dieser Konstellation ein großer Teil aller Anwendungsfälle abgedeckt
wird. Vielmehr kann ein derartiges Steuerprogramm auch selbständig in der zentralen
Steuereinheit 1 ablaufen und beliebige (auch nicht-intelligente) Peripherigeräte oder
Aktoren und Sensoren einer Spinnereimaschine ansteuern, unabhängig davon, ob diese
über einen Bus oder auf andere Weise, z.B. direkt verdrahtet oder drahtlos, mit der
zentralen Steuereinheit verbunden sind.
[0063] Dabei kann das Steuerprogramm nicht nur als selbständiges Programm, sondern z.B.
in Form einer oder mehrerer Unterroutinen ausgestaltet sein, welche mit einem Standard-Steuerprogramm
zur Steuerung der Standard-Maschinenfunktionen verknüpft werden.
[0064] Die vorstehend dargestellte Möglichkeit das Programm zur Erzeugung des Steuerprogramms
auf einer externen Datenverarbeitungsanlage ablaufen zu lassen und nur den Code des
Steuerprogramms auf die Maschine, d.h. in die zentrale Steuereinheit zu übertragen,
läßt sich in diesem Fall selbstverständlich analog anwenden.
1. Steuervorrichtung für eine Spinnereimaschine mit einer zentralen Steuereinheit, welche
über einen Bus mit mehreren Sensoren oder Aktoren der Spinnereimaschine verbunden
ist,
dadurch gekennzeichnet, daß
- zumindest eine intelligente Multifunktionsbaugruppe (8) vorhanden ist, welche über
den Bus (3) mit der zentralen Steuereinheit (1) verbunden ist und welche
- ein Rechenwerk (CPU) und einen Speicher (14) zur Aufnahme eines Steuerprogramms
sowie einen oder mehrere Eingänge (IN₁ bis INn) oder Ausgänge (OUT₁ bis OUTm) aufweist, von denen zumindest ein Eingang oder Ausgang mit einem Sensor (9, 10)
oder Aktor (11) verbunden ist,
- wobei die zumindest eine intelligente Multifunktionsbaugruppe (8) zur im wesentlichen
selbständigen Verarbeitung der Signale der mit ihr verbundenen Sensoren (9, 10) und
Steuerung der mit ihr verbundenen Aktoren (11) dient und
- wobei die Art und Anzahl der Eingänge (IN₁ bis INn) oder Ausgänge (OUT₁ bis OUTm) so gewählt ist, daß die Multifunktionsbaugruppe (8) im wesentlichen zur Steuerung
sämtlicher bei einer Spinnereimaschine auftretender Steuerungsaufgaben einsetzbar
ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Steuerungsprogramm von
der zentralen Steuereinheit (1) in den Speicher (14) ladbar ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil des Speichers
(14) zur Aufnahme eines oder mehrerer Parametersätze dient und daß die Parametersätze
von der zentralen Steuereinheit (1) auswählbar oder austauschbar sind.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die zentrale
Steuereinheit (1) ein Programm umfaßt, welches die Erstellung eines benutzerspezifischen
Steuerprogramms für die Multifunktionsbaugruppe (8) durch den Benutzer selbst ermöglicht.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Programm der zentralen
Steuereinheit (1) den Zugriff auf maschineninterne Zustände und deren Verknüpfung
ermöglicht.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Programm nicht
auf der zentralen Steuereinheit, sondern auf einer externen Datenverarbeitungsanlage
abläuft und das benutzerspezifische Steuerprogramm mittels einer speziellen Schnittstelle
oder über den Bus (3) von der externen Datenverarbeitungsanlage in den Speicher der
Multifunktionsbaugruppe übertragen wird.
7. Spinnereimaschine mit einer Steuervorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche.