(19)
(11) EP 0 630 709 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
28.12.1994  Patentblatt  1994/52

(21) Anmeldenummer: 94250155.2

(22) Anmeldetag:  15.06.1994
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B22D 11/14, B22D 11/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE DE FR GB IT SE

(30) Priorität: 22.06.1993 DE 4321492

(71) Anmelder: MANNESMANN Aktiengesellschaft
D-40213 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • von Schnakenburg, Joachim
    D-54576 Hillesheim (DE)
  • Keutgen, Franz
    D-54587 Lissendorf (DE)
  • Perings, Dieter
    D-54610 Büdesheim (DE)
  • Leuwer, Heinz-Josef
    D-54587 Lissendorf (DE)
  • Winterhager, Rüdiger
    D-57258 Freudenberg (DE)
  • Stadler, Peter, Dr.
    D-57250 Netphen (DE)

(74) Vertreter: Meissner, Peter E., Dipl.-Ing. et al
Meissner & Meissner, Patentanwaltsbüro, Hohenzollerndamm 89
D-14199 Berlin
D-14199 Berlin (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Horizontal-Stranggiessanlage


    (57) Die Erfindung betrifft eine Horizontal-Stranggießanlage, insbesondere für das Gießen voll Stahl, mit einer eine absperrbare Bodenöffnung aufweisenden Gießpfanne und einer warmgängigen Einrichtung, die mit mindestens zwei Kokillen in Verbindung steht. Um ohne Produktionsunterbrechung einen Kokillenwechsel und/oder Analysenwechsel bei der Schmelze mit minimaler Mischanalyse ermöglichen zu können, wird vorgeschlagen, daß die warmgängige Einrichtung ein Schmelzenspeichergefäß (20) und diesem nachgeschaltete Schmelzenführungsgefäße (30, 40) aufweist, wobei das Schmelzenspeichergefäß (20) die Form einer Verteilerrinne (23) besitzt, die mindestens zwei Bodenöffnungen (21, 22) aufweist, welche mit steuerbaren Bodenverschlüssen (24, 25) verschließbar sind und in Strömungsrichtung hinter jeder Bodenöffnung (21, 22) der Verteilerrinne (23) hier ein Schmelzenführungsgefäß (30, 40) angeordnet ist, welches als Wanne (31, 43) ausgebildet ist, und an dem in Bodennähe jeweils mindestens eine Kokille (34, 44) lösbar befestigt ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Horizontal-Stranggießanlage, insbesondere für das Gießen von Stahl, mit einer eine absperrbare Bodenöffnung aufweisenden Gießpfanne und einer warmgängigen Einrichtung, die mit mindestens zwei Kokillen in Verbindung steht.

    [0002] Bei Horizontal-Stranggießantagen, insbesondere für das Gießen von Stahl, erfolgt der Schmelzenfluß aus einer Pfanne in einen Verteiler, der mit einer oder mehreren Kokillen verbunden ist.
    So ist aus EP 0 077 316 B1 eine Horizontal-Stranggießanlage bekannt, die ein Verteilergefäß zur Aufnahme der Schmelze und mindestens einer an dem Verteilergefäß befestigten Durchlaufkokille bekannt, wobei das Verteilergefäß gemeinsam mit der Kokille in einem mit einer ortsfesten Strangführungsbahn fluchtende Position bringbar bzw. aus dieser Position wegbewegbar ist.

    [0003] Da die Kokille am Verteilergefäß befestigt ist, ist der Verteiler bei einem Wechsel der Kokille mit auszutauschen. Das hat zur Folge, daß die Produktion unterbrochen wird.
    Aus der Schrift DE OS 25 25 449 ist eine Stranggießanlage zum waagerechten Gießen und Abziehen eines Stranges bzw. von Strängen bekannt, das ein mit einer Kokille verbundene Vorkammer aufweist. Diese mit einer oder mehreren Kokillen versehene Vorkammer ist mit einer Wechseleinrichtung verbunden, mit welcher die Vorkammer in vorpositionierter Lage montierbar und von der Betriebsstellung in eine Reservestellung und zurück bewegbar ist.
    Ohne Störung des Betriebes kann eine Vorkammer auf einem Lagertisch montiert, justiert und vorbeheizt werden. Die im Betrieb befindliche Vorkammer, üblicherweise Verteiler genannt, nimmt aus der Pfanne die metallische Schmelze auf und stellt die Verbindung zur Kokille her. Mit der aus dieser Schrift bekannten Wechseleinrichtung wird zwar mit aufwendigen Mitteln die Wechselzeit einer VorKammer (Verteiler) verkürzt, dennoch kommt es bei jedem Wechsel zu einer Betriebsunterbrechung.

    [0004] Die Erfindung hat sich das Ziel gesetzt, mit einfachen konstruktiven Mitteln eine mehrere Stränge aufweisende Horizontal-Stranggießanlage zu schaffen, bei der ohne Produktionsunterbrechung ein Kokillenwechsel und/oder ein Analysenwechsel bei der Schmelze mit minimaler Mischanalyse möglich ist.
    Die Erfindung erreicht dieses Ziel durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1.
    Bei den herkömmlichen Stranggießanlagen übernimmt der Verteiler die Funktion eines Speichers und darüber hinaus die Druckvorgabe beim Zufluß zur Kokille durch den Pegel der Schmelze. Die Größe des Verteilers wird bestimmt durch den Gießquerschnitt und damit der Gießleistung und der erforderlichen Zeit des Pfannenwechsels.

    [0005] Bei der vorgeschlagenen Stranggießführungs- und speichereinrichtung, die aus einer Verteilerrinne und aus den wannenförmigen Behältern sog. Feedern besteht, werden diese Funktionen getrennt. Hier dient der Verteiler der Speicherung der Schmelze, die einzelnen Feeder, übernehmen die Funktionen des Vordruckes einlaufseitig zur Kokille. Dies eröffnet die Möglichkeit ,den Verteiler konstruktiv einfach auszuführen und insbesondere keine Rücksicht auf eine bestimmte Bauhöhe zu nehmen. Die einzelnen mit den Kokillen verbundenen Feeder weisen dabei eine Bauform auf, die bei möglichst geringem Schmelzenvolumen die exakte Einhaltung des Schmelzenspiegels und damit des Einlaufvordruckes zur Kokille zulassen. Die Stahlwerker werden in die Lage versetzt, bei laufendem Betrieb bei einzelnen Strängen einen Formatwechsel durchzuführen.
    Auch bei Störungen in einzelnen Strängen lassen sich diese ohne Beeinflussung der Nachbarstränge absperren und wechseln.

    [0006] Weiterhin ist ein Qualitätswechsel der Schmelze mit äußerst geringen Mischverlusten möglich, da hier das Feeder-Volumen ausschlaggebend ist, welches in der erfindungsgemäßen Ausgestaltung minimiert wird.
    Darüber hinaus ist ein Wechsel der Verteilerrinne ohne Gießunterbrechung möglich, da beim Wechsel der Rinne die Feeder mit Schmelze belegt sind. Diese einfache, ein geringes Bauvolumen aufweisende Verteilerrinne läßt sich schnell und einfach gegen eine neue vorbereitete Rinne austauschen.

    [0007] Bei der Verbindung Kokille-Verteilergefäß kommt es in der Gefäßwandung zu Spannungen, da die Kokillen starr befestigt sind und die einzelnen Kokillenanbindungen an die voluminösen ein hohes Flüssigstahl- und damit ein großes Wärmevolumen aufnehmenden Verteilerrinnen bei den herkömmlichen Anlagen üblicherweise weit auseinanderliegen. Bei der vorliegenden Feederlösung mit den umabhängigen, ein geringes Volumen aufweisenden Gefäßen ist dieses Problem beherrschbar.

    [0008] Ein Beispiel der Erfindung ist in der vorliegenden Zeichnung dargelegt. Es zeigen die

    Figur 1: einen Längsschnitt (Schnitt I-I) Figur 2: einen Querschnitt (Schnitt II-II) Figur 3: Draufsicht auf die Feeder (Schnitt III-III)



    [0009] Die Figuren 1 und 2 zeigen eine Gießpfanne 10 mit dem Gießpfannengefäß 11, welches eine Bodenöffnung 12 aufweist, welches durch eine Absperrung 13 öffen- und verschließbar ist.
    Unterhalb der Gießpfanne 10 ist ein Schmelz- und Speichergefäß 20 angeordnet, welches als Verteilerrinne 23 ausgebildet ist und Bodenöffnungen 21 und 22 besitzt. Diese Bodenöffnungen sind durch konstruktiv unterschiedlich ausgestaltbare Absperreinrichtungen 24 bzw. 25 absperrbar.

    [0010] Die Verteilerrinne 23 ist durch Hubeinrichtungen 27 in seiner vertikalen Lage einstellbar.
    Der Eingußbereich der Verteilerrinne 23 ist durch eine Haube 26, in die ein Taufrohr 14 der Gießpfanne 10 hineinragt, geschützt.
    Die Bodenöffnungen 21, 22 sind durch Taufrohre 28 geschützt, welche in wannenförmige Behälter 30, 40 hineinragen.

    [0011] Die wannenförmigen Gefäße 30, 40 weisen Feedergefäße 33, 43 auf, welche im Bodenbereich Ausgüsse 31, 41, 42 besitzen.

    [0012] Im Eingußbereich der Feedergefäße 33, 43 sind Eingießbecken 36, 46 vorgesehen, die durch ein Wehr 37, 47 vom Hauptgefäß des wannenförmigen Behälters 30, 40 getrennt sind.

    [0013] Am Feedergefäß 33 ist eine öse 38 dargestellt, an die eine nicht weiter beschriebene Wechselvorrichtung anschließbar ist. Weiterhin ist der Strang S skizziert, der horizontal die Kokille 34 verlaßt.

    [0014] In der Figur 3 ist die Draufsicht auf die Behälter 30, 40 dargestellt mit den Feedergefäßen 33, 43 und den Eingießbecken 36, 46 sowie den Wehren 37, 47.

    [0015] Durch den Ausguß 31 des Feedergefäßes 33 ist schmelzflüssiges Material in die Kokille 34 führbar. Im dargelegten Beispiel besitzt das Feedergefäß 43 die Ausgüsse 41 und 42 über die das Flüssigmaterial in die Kokillen 44 und 45 leitbar ist.

    [0016] An den Feedergefäßen 33, 43 sind nicht weiter dargestellte Wechselvorrichtungen 38, 48 anschließbar.

    Positionsliste:



    [0017] 
    10
    Gießpfanne
    11
    Pfannengefäß
    12
    Bodenöffnung
    13
    Absperrung
    14
    Tauchrohr
    20
    Schmelzenspeichergerät
    21, 22
    Bodenöffnung
    23
    Verteilerrinne
    24, 25
    Absperreinrichtung
    26
    Haube
    27
    Hubvorrichtung
    28
    Tauchrohr
    30
    wannenförmige Behälter
    31
    Ausguß
    33
    Feeder-Gefäß
    34
    Kokille
    36
    Eingießbecken
    37
    Wehr
    38
    Wechselvorrichtung
    40
    wannenförmige Behälter
    41, 42
    Ausguß
    43
    Feeder-Gefäß
    44, 45
    Kokille
    46
    Eingießbecken
    47
    Wehr
    48
    Wechselvorrichtung
    S
    Strang



    Ansprüche

    1. Horizontal-Stranggießanlage, insbesondere für das Gießen von Stahl mit einer eine absperrbare Bodenöffnung aufweisenden Gießpfanne und einer warmgängigen Einrichtung, die mit mindestens zwei Kokillen in Verbindung steht,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die warmgängige Einrichtung ein Schmelzenspeichergefäß (20) und diesem nachgeschaltete Schmelzenführungsgefäße (30, 40) aufweist, wobei das Schmelzenspeichergefäß (20) die Form einer Verteilerrinne (23) besitzt, die mindestens zwei Bodenöffnungen (21, 22) aufweist, welche mit steuerbaren Bodenverschlüssen (24, 25) verschließbar sind, und in Strömungsrichtung hinter jeder Bodenöffnung (21, 22) der Verteilerrinne (23) je ein Schmelzenführungsgefäß (30, 40) angeordnet ist, welches als Wanne (31, 43) ausgebildet ist und an dem in Bodennähe jeweils mindestens eine Kokille (34, 44) lösbar befestigt ist.
     
    2. Anlage nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Verteilerrinne (23) mit einer Hubeinrichtung (27) verbindbar ist,
     
    3. Anlage nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die wannenförmigen Gefäße (33, 43) ein Schmelzvolumen aufnehmen können, das entsprechend der Anzahl (n) der Kokillen den n-ten Teil des Fassungsvermdgens der Verteilerrinne (23) beträgt.
     
    4. Anlage nach Anspruch 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die wannenförmigen Gefäße (33, 43) jeweils ein Eingießbecken (36, 46) aufweisen, die unterhalb der Bodenöffnungen (21, 22) des Verteilergefäßes (23) positionierbar sind.
     
    5. Anlage nach Anspruch 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß zwischen dem Eingießbecken (36, 46) und der Wanne des Gefäßes (33, 43) ein Wehr (37, 47) vorgesehen ist, das eine Höhe hat, das einem Drittel bis einem Halb der übrigen Wandung der Eingießbecken (36, 46) entspricht.
     
    6. Anlage nach Anspruch 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß an den wannenförmigen Gefäßen (33, 43) oder an die mit diesen verbundenen Kokillen (34, 44) eine Vorrichtung (38, 48) anschließbar ist, mit der die Kokillen (34, 44) und das mit ihr verbundene Gefäß (33, 43) bezüglich der Arbeitsposition weg- und hinbewegbar ist.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht