[0001] Die Erfindung betrifft einen vorzugsweise halbschalenförmigen Greifer für Bogendruckmaschinen
nach dem Oberbegriff des Hauptanspruches.
[0002] Ein halbschalenförmiger Bogengreifer dieser Gattung ist aus der DE 3 623 405 C2 bekannt.
Der Greifer besteht aus einem kastenförmigen Greiferfinger und einem Mitnehmer, deren
dem Übergabepunkt benachbarte Enden über eine Druckfeder gespreizt werden. An dem
gegenüberliegenden Ende ist eine Justierschraube zur Abstandsregulierung angeordnet.
Der Mitnehmer ist mittels Schraube auf der Greiferwelle befestigt, welche ebenfalls
den Greiferfinger trägt. Der Greiferfinger bildet durch die Kastenform eine zusammenhängende
Umfangsfläche, die mit der Greiferwelle eine Wirkfläche darstellt. Diese Lösung ist
montagefreundlich, hat jedoch den Nachteil, daß die Greifergeometrie ungünstig ist.
Bedingt durch die Lage der Greiferspitze im Kräftedreieck tritt Spiel auf der Greiferwelle
auf und damit neigt der die Greiferspitze tragende Greiferfinger zum Schieben. Durch
die mit der Greiferwelle zusammenwirkende Umfangsfläche wird ein hohes Losbrechmoment
beim Öffnen und Schließen erzeugt, was ebenfalls zum Schieben der Greiferspitze (beim
Schließen) beiträgt.
[0003] Nach dem DD-WP 101 353 ist ein halbschalenförmiger Bogengreifer bekannt, der zwischen
Greiferspindel und Greiferfinger eine Führungsnut gepaart mit Führungsring bzw. Führungskugel,
sowie zwei gegenüberliegende Federn aufweist. Nachteilig ist hier eine sehr aufwendige
Herstellung sowie eine unsichere seitliche Führung.
[0004] Gemäß der DE-PS 2 725 035 ist eine Bogengreifer mit einer speziellen Greiferwellenkontur
bekannt. Nachteilig ist hier die sehr aufwendige Herstellung der Greiferwelle und
die Haltekraft ist schwierig einstellbar.
[0005] Aus der DE 3 739 169 C1 ist die Ausbildung einer Greiferspitze bekannt, die eine
Hartstoff-beschichtete, parallel zur Vorderkante des Bogens verlaufende, Wulst mit
einem Radius von 0,4 bis 1,0 mm aufweist. Nachteilig ist, daß durch die wulstartige
Erhebung in Folge der Linienberührung mit dem Bedruckstoff beim Schließen eine hohe
Flächenpressung auftritt. Diese Flächenpressung hinterläßt Einprägungen (Abdrücke)
im Bedruckstoff und die Greiferspitze neigt zum Verschieben des Bedruckstoffes, insbesondere
bei dünneren Papieren.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Lösung zu entwickeln, die die genannten Nachteile
spürbar minimiert.
[0007] Gelöst wird dies durch den kennzeichnenden Teil des Hauptanspruches. Weiterbildungen
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] Die vorliegende Lösung stellt einen Bogengreifer dar, dessen Bestreben den Bedruckstoff
beim Schließen des Greifers zu verschieben sehr gering ist. Der Greifer ist vorzugsweise
als halbschalenförmiger Greifer ausgebildet. D.h. der Greiferfinger umschließt in
einem Kreissektor die Greiferwelle. Im Bereich der freien Enden des Greiferfingers
sind zur Aufnahme der Reibungsmomente separate Wirkflächen in Kontakt mit der Greiferwelle
angeordnet, zwischen denen eine obenliegende Aussparung in jeder Seitenwand angeordnet
ist. Diese Wirkflächen erstrecken sich vorzugsweise greiferfingerbreit und die Aussparungen
sind kongruent.
[0009] Bei Einteilung der Greiferwelle in die Quadranten I bis IV liegen die beiden Wirkflächen
bei geschlossenem (halbschalenförmigen Greifer):
- Wirkfläche der Greiferspitze zugewandt im Bereich zwischen dem I. und IV. Quadranten
- Wirkfläche der Greiferspitze abgewandt im Bereich des II. Quadranten.
[0010] Der Greifer kann für bestimmte Anwendungsfälle, z.B. zur Erhöhung der Arbeitssicherheit,
auch vollschalig ausgebildet sein. Der Greiferfinger umschließt dann die Greiferwelle
umfangsseitig, besitzt analog zur halbschalenförmigen Ausführung die gleiche obenliegende
Aussparung zwischen den ebenfalls vorzugsweise greiferfingerbreiten Wirkflächen. Die
Lage der Wirkflächen ist analog zum halbschalenförmigen Greifer im Bereich zwischen
I. und IV. Quadranten bei der Greiferspitze zugewandter Wirkfläche und im Bereich
des II. Quadranten bei der Greiferspitze abgewandten Wirkfläche (jeweils bei geschlossenen
Greifer). Der obenliegenden Aussparung kann wahlweise eine untenliegende Aussparung
(unten liegender Kreissektor der Greiferwelle) zwischen den Wirkflächen zugeordnet
sein. In einer weiteren Ausbildung können die beiden Wirkflächen auch als eine zusammenhängende
Wirkfläche ausgeführt sein. Die Wirkfläche umschließt dabei die Greiferwelle in einem
Kreissektor und bildet mit der obenliegenden Aussparung einen Vollwinkel.
[0011] Bei halbschalenförmiger Ausführung wird der Greifer beim Öffnen und Schließen über
die beiden separaten Wirkflächen stets auf definierten Linien auf die Greiferwelle
gedrückt. Der Greiferfinger ist spiel frei auf der Greiferwelle geführt und kann nicht
kippen oder von der Greiferwelle abheben. Eventuelle Toleranzen zwischen Greiferfinger
und Greiferwelle werden ausgeglichen und die Schiebeneigung der Greiferspitze weiter
verringert. Der Greifer weist eine geringe Masse und eine hohe Steifigkeit auf bei
hoher Haltekraft (Federkraft). Bei Ausführung als halbschalenförmiger Greifer wird
der Montage-/Demontageaufwand reduziert.
[0012] Durch das Einarbeiten einer Vertiefung in die Oberseite der Greiferhalterung und
der Bildung einer lösbar formschlüssigen Verbindung mit dem Steg des Greiferfingers
wird die Steifigkeit des Greifers weiter erhöht.
[0013] Die separaten Wirkflächen des Greiferfingers bilden in Verbindung mit der durch den
Greiferwellenmittelpunkt führenden resultierenden Kraft ein Kräftedreieck. Die resultierenden
Kraftverläufe, im geschlossenen Zustand (P
S) und im geöffneten Zustand (P
A), liegen dabei auf dem Umfang der Greiferwelle im I. Quadranten möglichst dicht nebeneinander,
jedoch nicht aufeinander (unbestimmter Zustand). Bestimmt werden die Kräfte durch
die Anordnung der Merkmale: Justierelement, Schraube, Druckfeder und Haltefläche.
[0014] Die in der Öffnungs- bzw. Schließphase (von P
A bis P
S bzw. umgekehrt) entstehenden Kräfte werden gebildet durch die Kombination von
- Justierelement, dessen Mittellinie/Wirklinie durch die Greiferspitze verläuft
- Schraube, deren Mittellinie durch den Mittelpunkt der Greiferwelle verläuft
- Druckfeder, deren Mittellinie/Wirklinie als Tangente die Greiferwelle berührt und
die Greiferspitze schneidet und
- Haltefläche, die zur Wirklinie der oben genannten Druckfeder in einem Winkel Δ größer
90° verläuft.
[0015] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden, dabei zeigen
- Fig. 1
- den Greifer im geschlossenen Zustand (Schnitt),
- Fig. 2
- Darstellung des Greiferfingers,
- Fig. 3
- Darstellung der Greiferhalterung,
- Fig. 4
- Darstellung der Greiferspitze,
- Fig. 5
- Ansicht der Halteflächen der Greiferspitze (Untersicht).
[0016] Ein halbschalenförmiger Greifer ist auf einer Greiferwelle 1 den oben liegenden Kreissektor
ca. 180° umschließend angeordnet. Die Greiferwelle 1 ist dabei in einer nicht gezeigten
Zylindergrube eines bogenführenden Zylinders gelagert. Die Greifer stehen mit bekannten
Greiferaufschlägen 6 des bogenführenden Zylinders in Wirkverbindung. Der Greifer besteht
aus einem Greiferfinger 2, der nach außen kastenförmig ausgeführt ist. Zwischen dessen
Seitenwänden 17 ist eine Greiferhalterung 4 angeordnet. Der Greiferfinger 2 besitzt
am Boden einen Durchbruch durch den die Greiferhalterung 4 mit ihrer Teilumfassungsfläche
10 auf die Greiferwelle 1 hineinragt. Der Greiferfinger 2 besitzt im Bereich seiner
freien Enden separate Wirkflächen 8, 9, die reibschlüssig mit der Greiferwelle 1 in
Kontakt stehen. Bei Einteilung der Greiferwelle 1 in die Quadranten I bis IV, bei
geschlossenem Greiferzustand, befinden sich die Wirkfläche 8 im II. Quadranten und
Wirkfläche 9 zwischen I. und IV. Quadranten. Zwischen den Wirkflächen 8, 9 besitzt
der Greiferfinger 2 im Bereich der Seitenwände 17 eine Aussparung 11. Die Wirkflächen
8, 9 bilden mit der durch den Mittelpunkt der Greiferwelle 1 führenden resultierenden
Kraft ein Kräftedreieck. Die resultierenden Kräfte bei geschlossenem Greifer (P
S), bei geöffnetem Greifer (P
A), liegen auf dem Umfang der Greiferwelle 1 möglichst dicht nebeneinander im I. Quadranten.
Im vorliegenden Fall werden von der Wirkfläche 8 etwa 1/3 und von der Wirkfläche 9
etwa 2/3 der Kräfte aufgenommen.
[0017] Die in der Öffnungs- bzw. Schließphase (von P
A bis P
S bzw. umgekehrt) entstehenden Kräfte werden gebildet durch die Kombination von
- Justierelement 13, dessen Mittellinie/Wirklinie durch die Greiferspitze 3 verläuft,
- Schraube 7, deren Mittellinie (im I. Quadranten) durch den Mittelpunkt der Greiferwelle
1 verläuft,
- Druckfeder 5, deren Mittellinie/Wirklinie als Tangente die Greiferwelle 1 (in Richtung
Federfuß), vorzugsweise im Bereich der Wirkfläche 9, berührt und deren weiterer Verlauf
(in Richtung Federkopf) die Greiferspitze 3 in einem der Greiferauflage 6 abgewandeten
Bereich schneidet,
- Haltefläche 15, die zur Wirklinie der Druckfeder 5 in einem Winkel Δ von größer 90°
verläuft.
[0018] Zwischen Greiferfinger 2 und Greiferhalterung 4 befindet sich jeweils eine Druckfeder
5 und ein Justierelement 13, z.B. eine Justierschraube. Das Justierelement 13 ist
in einer Gewindebohrung eines die Seitenwände 17 verbindenden Steges 16 am freien
Ende des Greiferfingers 2 eingeschraubt und stützt den Greiferfinger 2 gegen die Greiferhalterung
4 ab. Die Druckfeder 5 ist zum Justierelement 13 auf der gegenüberliegenden Seite,
zwischen Greiferwelle 3 und Greiferaufschlag 6, angeordnet. Am Greiferfinger 2 ist
eine Greiferspitze 3 angeordnet, die im vorliegenden Beispiel als einheitliches Bauteil
gefertigt sind. Die Greiferspitze 3 steht mit dem Greiferaufschlag 6 in Wirkverbindung.
Die Greiferspitze 3 besitzt eine mit dem Bedruckstoff in Berührung kommende Haltefläche
15. Die Haltefläche 15 ist von der Greiferspitze 3 erhöht und läuft durch umlaufende
Radien R zur Greiferspitze 3 aus. Die Radien R der Haltefläche 15 liegen im Bereich
von 0,6 bis 1,6 mm. Dabei sind die parallel zur Greiferwelle 1 verlaufenden Radien
R vorzugsweise größer als die parallel zu den Seitenwänden 17 verlaufenden Radien
R. Dies hat den Vorteil, daß der Greifer beim Schließen sanft mit der Haltefläche
15 auf den Bedruckstoff auftrifft. Der der Greiferwelle 1 benachbarte Radius R an
der Greiferspitze 3 besitzt einen Hinterschnitt 14 und läuft in diesen aus. Zur Reduzierung
der Bewegungsreibung (Losbrechmoment) weisen die Wirkflächen 8, 9 integrierte Schmierstoffdepots
auf. Alternativ können auch in die Wirkfläche 8, 9 eingelagerte Gleitlagerwerkstoffe
die Reibungs- und Verschleißverhältnisse verbessern.
[0019] Auf der in Richtung Greiferwelle 1 zeigenden Seite ist die Greiferspitze 3 als die
Seitenwände 17 des Greiferfingers 2 verbindender Steg 16 ausgeführt. Die Greiferhalterung
4 besitzt auf der mit der Druckfeder 5 korrespondierenden Seite eine an der Oberseite
parallel zur Greiferwelle 1 verlaufende Vertiefung 12. Die Vertiefung 12 stellt mit
der Unterkante des Steges 16 eine lösbar formschlüssige Verbindung dar. Mittels einer
Schraube 7 wird die Greiferhalterung 4 mit der Greiferwelle 1 verbunden und spannt
den Greiferfinger 2 mit seinen Wirkflächen 8, 9 gegen die Greiferwelle 1.
Bezugszeichenliste |
1 |
Greiferwelle |
2 |
Greiferfinger |
3 |
Greiferspitze |
4 |
Greiferhalterung |
5 |
Druckfeder |
6 |
Greiferaufschlag |
7 |
Schraube |
8 |
Wirkfläche |
9 |
Wirkfläche |
10 |
Teilumfassungsfläche |
11 |
Aussparung |
12 |
Vertiefung |
13 |
Justierelement |
14 |
Hinterschnitt |
15 |
Haltefläche |
16 |
Steg |
17 |
Seitenwand |
R |
Radius |
I |
Quadrant |
II |
" |
III |
" |
IV |
" |
Δ |
Winkel |
1. Greifer für Bogendruckmaschinen mit einem die Greiferwelle, in einem Kreissektor in
Form eines nach außen offenen Kastens mit mittigen Durchbruch umfassenden, lösbar
angeordneten Greiferfinger, dem eine mit der angetriebenen Greiferwelle über den Durchbruch
des Greiferfingers lösbar verbundene Greiferhalterung, unter Verwendung eines Justierelementes
und einer ihm gegenüberliegenden Druckfeder zugeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der auf der Greiferwelle (1) angeordnete Greiferfinger (2) in Umfangsrichtung
in seinen Seitenwänden (17) kongruente Aussparungen (11) und an seinen freien Enden
separate Wirkflächen (8, 9) aufweist, die reibschlüssig der Greiferwelle (1) zugeordnet
sind, wobei die resultierenden Kräfte bei geschlossenem Greifer (PS) und bei geöffnetem Greifer (PA) auf dem Umfang der Greiferwelle (1) dicht nebeneinander im I. Quadranten liegen,
daß weiterhin die Greiferhalterung (4) auf der Oberseite eine parallel zur Greiferwelle
(1) verlaufende Vertiefung (12) aufweist und mit der Unterkante eines die Seitenwände
(17) verbindenden Steges (16) des Greiferfingers (2) lösbar formschlüssig verbunden
ist, sowie eine Greiferspitze (3) am Greiferfinger (2) angeordnet ist, die eine erhöhte
Haltefläche (15) besitzt, welche am Umfang zur Greiferspitze (3) auslaufende Radien
(R) aufweist.
2. Greifer nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wirkflächen (8, 9) zur Reduzierung der Bewegungsreibung integrierte Schmierdepots
aufweisen.
3. Greifer nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wirkflächen (8, 9) eingelagerte Gleitlagerwerkstoffe aufweisen.
4. Greifer nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Greiferspitze (3) und der Greiferfinger (2) ein einheitliches Bauteil bilden.
5. Greifer nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Radius (R) der Haltefläche (15) in Richtung des Hinterschnittes (14) verläuft.
6. Greifer nach Anspruch 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
der Radius (R) der Haltefläche (15) einen Bereich von 0,6 bis 1,6 mm aufweist.