[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Entfernen von Zinn,
Arsen und Antimon aus schmelzflüssigem Blei mittels Sauerstoff oder Sauerstoff enthaltenden
Gasgemischen, der bzw. die mit mindestens einer Gasdüse in die Bleischmelze eingeblasen
werden.
[0002] Für die Raffination von Bleischmelzen zur Entfernung von Zinn, Arsen und Antimon
sind bereits verschiedene Verfahren bekannt.
[0003] Das Harris-Verfahren arbeitet mit Ätznatron und Salpeter als Oxidationsmittel. Mit
einer Pumpe wird die zu raffinierende Bleischmelze in einen Zwischenbehälter umgepumpt,
wobei die abgeschiedenen Oxide in einer Salzschlacke anfallen. Die Schlacke muß anschließend
aufwendig weiterverarbeitet werden.
[0004] Bei dem Flammofen-Verfahren wird mit eingeblasener Luft oxidiert. Die dabei entstehenden
hohen Abstrichmengen mit niedrigen Antimongehalten müssen kostspielig aufgearbeitet
werden.
[0005] Ein in DE 33 27 796 C1 beschriebenes Raffinationsverfahren arbeitet mit Sauerstoff
angereicherter Luft im Schmelzkessel. Die Raffinationsgeschwindigkeit wird bei dem
beschriebenen Verfahren durch die Bleitemperatur von 650°C im Kessel begrenzt. Für
die Schlackenbildung wird Ätznatron in kleinen Mengen zugegeben.
[0006] Höhere Arbeitstemperaturen und ein Verzicht auf Ätznatron sind nach einem Raffinationsverfahren
gemäß DE 38 31 898 C1 möglich. Bei dem beschriebenen Verfahren wird Sauerstoff in
einem auf ein anteiliges Volumen, bezogen auf den Schmelzkessel, eingeengten turbulenten
Strom flüssigen Bleies eingeleitet. Das mit Sauerstoff innig vermischte Blei tritt
zur Beruhigung in ein größeres Volumen ein, in welchem die Oxide aufschwimmen und
abgestrichen werden. Der turbulente Bleistrom wird durch eine Bleipumpe erzeugt, die
das Blei in ein Reaktionsrohr fördert. Das Reaktionsrohr ist in einem zweiten Zylinder
größeren Volumens angeordnet, aus dem die Oxide abgezogen werden. Das Blei fließt
durch eine am Boden befindliche Auslaßöffnung ab.
[0007] Der Anmeldung liegt die Aufgabe zugrunde, das Verfahren zum Entfernen von Zinn, Arsen
und Antimon so zu verbessern, daß hohe Oxidationsgeschwindigkeiten mit einem Sauerstoff-Eintragsystem
erreicht werden, ohne daß ein Verschleiß an den Gasdüsen auftritt.
[0008] Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 berücksichtigten Stand der Technik
ist diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst, mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruches
1 angegebenen Merkmalen.
[0009] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0010] Durch das erfindungsgemäße Einblasen des Sauerstoffs oder eines Sauerstoff enthaltenden
Gasgemisches durch eine oder mehrere Schutzgasdüsen läßt sich die Oxidation der Metalle
Zinn, Arsen und Antimon beschleunigen und eine schnelle Einstellung des Gleichgewichtes
zwischen Verunreinigungen in der Bleischmelze und im Abstrich ohne Beschädigung der
Gasdüse herstellen, weil der austretende Sauerstoff bzw. das Sauerstoff enthaltende
Gasgemisch mit einem Schutzgas mindestens im Austrittsbereich umhüllt wird. Es wird
somit durch die Ausbildung eines bleifreien Hohlraumes vor der Gasdüse der Reaktionsort
von der Gasdüse in das Bad der Bleischmelze verlagert. Der Kontakt zwischen schmelzflüssigem
Blei und Gasdüse wird durch die gleichzeitige Ausbildung eines mindestens den Austrittsbereich
umgebenden Schutzgaspolsters vermieden. Hinzu kommt, daß die Gasdüse von außen durch
das inerte Schutzgas gekühlt wird. Zusätzlich verbessert wird die Oxidation durch
das mit hoher Geschwindigkeit, vorzugsweise Schallgeschwindigkeit, in die Bleischmelze
eingeblasene inerte Gas, weil hierdurch die turbulente Durchmischung von Bleischmelze
und Sauerstoff erhöht wird.
[0011] Eine turbulente Durchmischung des Sauerstoffs und der Bleischmelze kann auch über
den aus der Gasdüse austretenden Sauerstoff und den in ein Reaktionsgefäß geförderten
Bleistrom eingestellt werden, wobei dann das kühlende Schutzgas die Gasdüse in Form
einer Kreislaufkühlung umhüllt. Dabei weist die Schutzgasdüse keine Ausströmöffnung
auf, sondern eine Zu- und Abströmleitung, über die das Schutzgas gegebenenfalls unter
Zwischenschaltung eines Wärmetauschers gekühlt in der Gasdüse zirkuliert. Auch eine
Kühlung der Gasdüse mit einer Flüssigkeit, wie Wasser, ist denkbar.
[0012] Zweckmäßigerweise wird die Gasdüse von oberhalb des Niveaus der Bleischmelze bis
zum Sauerstoff-Austrittsbereich von dem Schutzgas umhüllt, welches bevorzugt Stickstoff,
Kohlendioxid oder Argon ist.
[0013] Die durch die Oxidation mit Sauerstoff gebildeten Oxide entmischen sich mit der Bleischmelze
und schwimmen auf der Oberfläche des Bleibades in einem separaten Reaktionsgefäß,
von wo aus sie durch Niveau-Regulierung des Bleispiegels abgezogen werden.
[0014] Die Zeichnung veranschaulicht ein Ausführungsbeispiel der Erfindung, nämlich die
Bleiraffination mittels eingeblasenem Sauerstoff.
[0015] Dargestellt ist eine Gasdüse 1a, die aus einem Sauerstoffrohr 2 besteht, aus welchem
ein Strahl 14 gasförmigen Sauerstoffs oder sauerstoffenthaltenden Gasgemisches mit
hoher Geschwindigkeit austritt und in die Bleischmelze 6 einströmt. Die Zufuhr des
Sauerstoffs (O₂) erfolgt durch die Versorgungsleitung 10. Das Rohr 2 ist von einem
Außenrohr 3 konzentrisch umgeben. Über die Versorgungsleitung 11 strömt ein Schutzgas
durch den zwischen Rohr 2 und Außenrohr 3 gebildeten Ringspalt 12 bis zum Austrittsbereich
13 des Sauerstoffstrahles 14. Als Schutzgas wird bevorzugt das inerte Gas Stickstoff
(N₂) oder Kohlendioxid (CO₂) oder Argon (Ar) eingesetzt, weil diese Gase kostengünstig
zur Verfügung gestellt werden können und nicht mit der Bleischmelze reagieren.
[0016] Vorzugsweise wird das Schutzgas gegen Ende der Oxidation auch als Mischgas eingesetzt,
d.h. Stickstoff wird dem Sauerstoff zugemischt. Hierdurch wird der Sauerstoffdurchfluß
dem Antimonangebot angepaßt, wenn der Gehalt an Antimon nur noch einige Hundert ppm
beträgt, um eine zu starke Oxidation von Blei zu verhindern. Das Antimonangebot im
Reaktionsgefäß 4 wird durch den Restgehalt in der Schmelze und der Pumpenleitung bestimmt.
[0017] Der Sauerstoffdurchfluß wird deshalb gegen Ende des Prozesses so weit abgesenkt,
daß zur Aufrechterhaltung des Düsenvordruckes der Gasdüse 1a dem Sauerstoff Stickstoff
zugemischt wird.
[0018] Das die Gasdüse 1a kühlende Schutzgas strömt von oberhalb des Niveaus der Bleischmelze
bis zum Sauerstoff-Austrittsbereich 13, tritt hier aus der Düsenöffnung 15 aus und
strömt unter Bildung eines Hohlraumes in die Bleischmelze 6. Dabei entsteht an der
Stirnseite der Schutzgasdüse 2, 3 ein Gaspolster, welches in Verbindung mit dem Hohlraum
den Kontakt zwischen der mit hoher Temperatur oxidierenden Bleischmelze und den Rohren
2 und 3 verhindert. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel verlaufen das Rohr 2
für den Sauerstoff und das Außenrohr 3 für das Schutzgas gradlinig. Die Schutzgasdüse
2, 3 kann auch in Form einer Hakengasdüse ausgeführt sein, die in ihrem Ausströmbereich
zur Oberfläche der Bleischmelze gerichtet ist (Figur 2) oder direkt in dem Schmelzkessel
16 oder direkt in den Boden eines Reaktionsgefäßes 4 eingebaut sein.
[0019] Die Entfernung von Zinn, Arsen und Antimon aus der Bleischmelze 6 findet in einem
separaten Reaktionsgefäß 4 statt, in dem sich die Reaktionsprodukte (Abstriche) 5
an der Oberfläche der Bleischmelze 6 sammeln. Das Reaktionsgefäß 4 ist mit seinem
Unterteil in der Bleischmelze 6 des Schmelzkessels 16 eingetaucht. Mit einer Bleipumpe
7 wird das Blei aus dem Schmelzkessel von oben in das Reaktionsgefäß 4 gefördert und
kommt in turbulenter Durchmischung mit dem eingeblasenen Sauerstoffstrahl 14 in Berührung.
Die gleiche Menge Blei, die von oben eingepumpt wird, tritt am Boden des Reaktionsgefäßes
4 über eine verschließbare Öffnung 17 in den Schmelzkessel 16 zurück. Dadurch findet
die erforderliche innige Berührung der ständig umlaufenden Bleischmelze mit dem Sauerstoff
und eine rasche Reaktion bis zur völligen Entfernung von Zinn, Arsen und Antimon statt.
[0020] Aufgrund großer Oxidmengen und zur Aufrechterhaltung einer ausreichenden Bleimenge
über der Düse wird die Raffination auch zum Abziehen der Oxide unterbrochen. Dabei
wird die Öffnung 17 des Reaktionsgefäßes 4 über einen Schließmechanismus 18 verschlossen.
Zum Abziehen der Raffinationsprodukte Zinn, Arsen und Antimon wird die Schutzgasdüse
2, 3 herausgezogen und das Niveau der Bleischmelze im Reaktionsgefäß 4 erhöht, indem
bei laufender Bleipumpe 7 Blei aus dem Schmelzkessel in das Reaktionsgefäß 4 gefördert
wird. Die Oxide können dann über eine Rinne 8 abgezogen werden.
[0021] Schmelzkessel 16 und Reaktionsgefäß 4 sind mit Absaughauben 9 abgedeckt und mit einer
Entstaubungseinrichtung verbunden.
1. Verfahren zum Entfernen von Zinn, Arsen und Antimon aus schmelzflüssigem Blei mittels
Sauerstoff oder Sauerstoff enthaltenden Gasgemischen, der bzw. die mit mindestens
einer Gasdüse in die Bleischmelze eingeblasen werden,
dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens der in der Bleischmelze (6) angeordnete Sauerstoff-Austrittsbereich (13)
der Gasdüse von einem Schutzgas umhüllt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gasdüse (1a, 1b) von oberhalb des Niveaus der Bleischmelze (6) bis zum Sauerstoff-Austrittsbereich
(13) von dem Schutzgas umhüllt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Schutzgas aus einer Düsenöffnung (15) austritt und in die Bleischmelze (6) strömt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Schutzgas ein inertes Kühlgas ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Schutzgas Stickstoff (N₂), Kohlendioxid (CO₂) oder Argon (Ar) ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Schutzgas mit Schallgeschwindigkeit in die Bleischmelze (6) strömt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Entfernen von Zinn, Arsen und Antimon in einem separaten Reaktionsgefäß (4) stattfindet,
aus dem die auf der Oberfläche der Bleischmelze schwimmenden Reaktionsprodukte durch
Niveau-Regulierung des Bleispiegels abgezogen werden.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7 mit einer
Versorgungsleitung für Sauerstoff oder ein Sauerstoff enthaltendes Gasgemisch und
einer mit der Versorgungsleitung verbundenden Gasdüse,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gasdüse (1a) von einer Schutzgasdüse (3) umgeben ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gasdüse aus einem Rohr (2) besteht das von einem Außenrohr (3) unter Bildung eines
Kanales (19) umgeben ist und der Kanal an eine Versorgungsleitung (11) für Schutzgas
angeschlossen ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Rohre (2, 3) konzentrisch angeordnet sind.