[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine kombinierte Misch- und Umlenkeinrichtung für
ein Strömungsmedium mit einer Leitanordnung und einem an einer Knickstelle abgeknickten
Strömungskanal.
[0002] Zur Umlenkung eines Strömungsmediums sind sogenannte Leitschaufeln bekannt, die das
Strömungsmedium aus einer ersten Strömungsrichtung in eine zweite gewünschte, um einen
Umlenkwinkel α verschiedene Strömungsrichtung umlenken. Dazu haben Leitschaufeln ein
gebogenes Profil, das zunächst parallel zur anströmenden Strömung ausgerichtet ist,
dann auf einem meist kreisbogenähnlichen Stück die Strömung umlenkt und anschließend
in Richtung der gewünschten Strömungsrichtung ausläuft. Hierbei ist besonders bei
Leitschaufeln, die in Umlenkungen mit relativ kleinen Umlenkwinkeln eingebaut sind,
nachteiligerweise zu tolerieren, daß die Leitschaufeln den Strömungskanal in Strömungsrichtung
des Strömungsmediums im Bereich der Umlenkung für das Strömungsmedium "blickdicht"
machen müssen, damit die Leitschaufeln eine Umlenkung des Strömungsmediums erzwingen.
Dies bedeutet im einzelnen, daß sich die Leitschaufeln besonders weit in den nach
der Umlenkung befindlichen Strömungskanal erstrecken, was einen besonders hohen Platzbedarf
im Nachlaufgebiet der Leitschaufeln erforderlich macht. Aufgrund des dabei meist auftretenden
großen Druckunterschiedes zwischen Lee- und Luvseite der Leitschaufel bestehen im
besonderen bei im Winkel zur Schwerkraft ausgerichteten Leitschaufeln besonders große
Bereiche, in denen sich im Strömungsmedium vorhandene Partikel ablagern können.
[0003] Zur Vermischung eines Strömungsmediums sind eine Vielzahl von statischen Mischern
bekannt. Aus der DE-OS 41 23 161 sind beispielsweise statische Mischer bekannt, die
eine Vielzahl von regelmäßig über den Querschnitt des Strömungskanals verteilte Auslenkelemente
aufweisen, wobei die Abmessungen der Auslenkelemente im bezug zu den Abmessungen des
Strömungskanals klein sind und die Auslenkelemente in einem Winkel zur Hauptströmungsrichtung
des Strömungsmediums angeordnet sind. Mit solchen statischen Mischern wird eine intensive
Vermischung des Strömungsmediums lokal und über den gesamten Querschnitt des Strömungskanals
hinweg erreicht.
[0004] Nachteiligerweise ist mit diesen statischen Mischern keine Änderung der Hauptströmungsrichtung
des Strömungsmediums zu erzielen. Ist aber eine Änderung der Hauptströmungsrichtung
und eine Vermischung des Strömungsmediums gewünscht, so ist es üblich, eine Umlenkeinrichtung,
wie z.B. Leitschaufeln, und zusätzlich eine Mischeinrichtung, wie z.B. einen statischen
Mischer, zu verwenden. Im besonderen bei Umlenkungen mit kleinem Umlenkwinkel, d.
h. mit Winkeln kleiner als 90°, kann der Platzbedarf für die Umlenkeinrichtung und
die Mischeinrichtung größer sein als der in dem Strömungskanal zur Verfügung stehende
Raum.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Weg aufzuzeigen, in welcher
Weise eine Umlenkung und eine Vermischung eines Strömungsmediums mit einem äußerst
geringen Platzbedarf durchzuführen sind.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß eine kombinierte Misch- und
Umlenkeinrichtung für ein Strömungsmedium eine Leitanordnung zur Ablenkung des Strömungsmediums
aus einer Hauptströmungsrichtung umfaßt, wobei die Leitanordnung im Bereich einer
Knickstelle in einem Strömungskanal angeordnet ist, die Ebene der Leitanordnung annähernd
parallel zu der Richtung, die der Strömungskanal in Strömungsrichtung des Strömungsmediums
nach der Knickstelle hat, ausgerichtet ist und die Leitanordnung über den Querschnitt
des Strömungskanals gleichmäßig verteilte Durchbrüche aufweist.
[0007] Hierdurch wird erreicht, daß das Strömungsmedium aufgrund der Ausrichtung der Leitanordnung
zumindest teilweise in die gewünschte Strömungsrichtung nach der Knickstelle umgelenkt
wird, und daß der nicht umgelenkte Teil des Strömungsmediums an den Rändern der Durchbrüche
verwirbelt wird. Unmittelbar im Bereich hinter der kombinierten Misch- und Umlenkeinrichtung
vermischt sich der umgelenkte Teil des Strömungsmediums mit dem verwirbelten Teil
des Strömungsmediums, so daß das Strömungsmedium hinreichend umgelenkt und hinreichend
turbulent hinter der Knickstelle abströmt. Aufgrund der gleichmäßigen Verteilung der
Durchbrüche wird erreicht, daß auf der Leeseite (Windschattenseite) der Leitanordnung
nur sehr geringe Strömungstoträume aufgebaut werden, so daß auch eine Ablagerung von
im Strömungsmedium enthaltenen Partikeln besonders gering ist.
[0008] Um eine hinreichend gute Umlenkung und Vermischung des Strömungsmediums bei gleichzeitig
relativ geringem Druckabfall zu erreichen, ist es vorteilhaft, wenn das Versperrungsverhältnis
etwa 0,35 bis 0,65, vorzugsweise etwa 0,5, beträgt, wobei das Versperrungsverhältnis
als das Verhältnis der Fläche der Durchbrüche zur Gesamtfläche der Leitanordnung definiert
ist.
[0009] Eine einfache konstruktive Ausgestaltung des Erfindungsgedankens ergibt sich, wenn
die Leitanordnung mehrere gleichmäßig beabstandete, untereinander im wesentlichen
in einer Ebene angeordnete Leitfahnen umfaßt. Dabei ist es besonders vorteilhaft,
wenn die Leitfahnen trapezförmig sind und abwechselnd mit der schmalen und breiten
Kante zur Strömung des Strömungsmediums ausgerichtet sind.
[0010] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind den übrigen Unteransprüchen
zu entnehmen.
[0011] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachstehend anhand von drei Figuren erläutert.
Dabei zeigen:
- Figur 1
- eine Aufsicht auf eine erste Leitanordnung;
- Figur 2
- eine Aufsicht auf eine zweite Leitanordnung; und
- Figur 3
- einen Ausschnitt aus dem Rauchgaskanal einer Verbrennungsanlage.
[0012] In Figur 1 ist in Aufsicht eine erste Leitanordnung 2 dargestellt, die hier als Leitplatte
2 ausgebildet ist. Die Leitplatte 2 umfaßt einen metallischen Rahmen 4. Der Rahmen
4 hat eine rechteckige Grundfläche. Zwischen einem ersten Längsseitenteil, nachfolgend
als Anströmkante 6 bezeichnet, und einem zweiten Längsseitenteil, nachfolgend als
Abströmkante 8 bezeichnet, sind fünf trapezförmige Leitfahnen 10a bis 10e eingebaut,
die gleichmäßig beabstandet abwechselnd mit der schmalen und der breiten Seite an
der An- bzw. der Abströmkante 6, 8 befestigt sind. Von dem Rahmen 4 und den Leitfahnen
10a bis 10e sind Durchbrüche 12 eingeschlossen. Hierbei kann es sich um ausgestanzte
Durchbrüche handeln. Auch können die Leitfahnen 10a bis 10e durch Schweißen am Rahmen
4 befestigt sein. Das Versperrungsverhältnis der Leitplatte 2 beträgt im Ausführungsbeispiel
etwa 0,54, wobei das Versperrungsverhältnis als das Verhältnis der Fläche der Durchbrüche
12 zur Gesamtfläche der Leitplatte 2 definiert ist. Die Anströmkante 6 und Abströmkante
8 sind - bei Betrachtung auf die Fläche gemäß Figur 1 - gegensinnig abgeknickt. Dies
wird später anhand von Figur 3 deutlich werden. Eine Querseite des Rahmens 4 ist mit
4a bezeichnet.
[0013] Figur 2 zeigt eine zweite Leitanordnung 14, die auch fünf trapezförmige Leitfahnen
16a - 16e umfaßt, die mittels jeweils zweier Tragrohre 18 an gegenüberliegenden Innenwänden
eines Strömungskanals 24 befestigt sind. Die Leitfahnen 16a - 16e verfügen jeweils
über eigene Anströmkanten 20 und Abströmkanten 22, die in entgegengesetzter Richtung
weggebogen sind. Das Versperrungsverhältnis dieser Leitanordnung 14 beträgt etwa 60
%. Die Plattenebene der Leitanordnung 2, 14 ist in den Figuren 1 und 2 jeweils die
Darstellungsebene.
[0014] Figur 3 zeigt in schematischer Darstellung einen Ausschnitt aus einem Rauchgaskanal
24 einer nicht weiter dargestellten Verbrennungsanlage. In dem Rauchgaskanal 24 sind
ein Knickbereich 26 und eine 90°-Umlenkung 28 erkennbar. Die Umlenkung um 90° eines
stark mit Staub und Stickoxiden beladenen Rauchgases 30 wird mittels in der 90°-Umlenkung
28 eingebauter Leitschaufeln 32 bewirkt.
[0015] Im Knickbereich 26 ist die in Figur 1 gezeigte Leitplatte 2 auf Verbindungsstücken,
hier stabförmigen Sockeln 34, in den Rauchgaskanal 24 eingebaut. Gezeigt ist ein Schnitt
parallel zur Querseite 4a des metallischen Rahmens 4 der Figur 1. Die Ebene 36 der
Leitplatte 2 ist annähernd parallel zu der Richtung ausgerichtet, die das Rauchgas
30 in Strömungsrichtung desselben nach dem Knickbereich 26 aufweist. Ebenso ist die
Ebene 36 der Leitplatte 2 angenähert in Richtung der Schwerkraft ausgerichtet, wodurch
eine Ablagerung des im Rauchgas 30 befindlichen Staubes auf der Leitplatte 2 weitestgehend
vermieden wird. Im Knickbereich 26 ist außerdem eine Ammoniakeindüsvorrichtung 38
eingebaut, mittels der dem Rauchgas 30 Ammoniakgas zugeführt werden kann, welcher
nachfolgend in einer hier nicht weiter dargestellten DeNO
x-Anlage zur katalytischen Umsetzung der Stickoxide verwendet wird. Im Bereich des
Rauchgaskanals 24 vor der Leitplatte 2 mündet ein Bypasskanal 40 in den Rauchgaskanal
24. Über den Bypasskanal 40 strömt im Ausführungsbeispiel ein zuvor von dem übrigen
Rauchgas 30 abgezweigter Teil 42 des Rauchgases. Der durch den Bypasskanal 40 strömende
Teil 42 kann beispielsweise erheblich heißer als das in dem Rauchgaskanal 24 strömende
Rauchgas 30 sein, weil dessen Wärmeinhalt zuvor in einem hier nicht weiter dargestellten
Abhitzekessel zur Dampferzeugung genutzt worden ist.
[0016] Beim Betrieb der hier nicht weiter dargestellten Verbrennungsanlage erfüllt die im
Knickbereich 26 eingebaute Leitplatte 2 drei Funktionen gleichzeitig. Erstens bewirkt
die Leitplatte 2 entsprechend der Ausrichtung ihrer Leitfahnen 10a - 10e eine Umlenkung
des Rauchgases 30 in die Strömungsrichtung des Rauchgases 30 nach dem Knickbereich
26. Zweitens wird dabei das mittels der Leitfahnen 10a - 10e abgelenkte Rauchgas um
die Ränder der Leitfahnen 10a - 10e auf turbulente Strömungsbahnen umgelenkt, wodurch
eine Vermischung des heißen Teils 42 mit dem übrigen Rauchgas 30 erreicht wird. Drittens
sorgen die mittels der Leitplatte 2 induzierten turbulenten Strömungen dafür, daß
das unmittelbar im Knickbereich 26 eingedüste Ammoniakgas homogen mit dem Rauchgas
30 vermischt wird.
[0017] Der Druckabfall, der durch die im Winkel zur Hauptströmungsrichtung aufgestellte
Leitplatte 2 verursacht wird, beträgt nur etwa 1,0 mbar. Dieser geringe Druckabfall
ist deshalb so niedrig, weil im Ausführungsbeispiel nur fünf Leitfahnen 10a bis 10e
nahezu parallel zur Strömungsrichtung des Rauchgases 30 nach dem Knickbereich 26 aufgestellt
sind. Im allgemeinen ist eine Anzahl von 4 - 10 Leitfahnen pro Leitplatte 2 sinnvoll.
Mit einer solchen Aufteilung ergibt sich, wie schon dargestellt, der vernachlässigbare
Druckabfall sowie eine hinreichend gute Vermischung und Umlenkung des Rauchgases 30
im Bereich nach der Knickstelle 26.
[0018] Ähnlich wie die in Figur 1 dargestellte Leitplatte 2 hätte auch die in Figur 2 dargestellte
Leitanordnung 14 an dieser Stelle in den Strömungskanal 24 eingebaut werden können.
Hierzu ist eine Befestigung der Tragrohre 18 direkt an den Innenwänden des Rauchgaskanals
24 denkbar. Ebenso gut können die Tragrohre 18 auch auf den in Figur 3 gezeigten Sockeln
34 befestigt sein. Die Form der Leitfahnen 10a bis 10e, 16a bis 16e kann auch rechteckig,
dreieckig, halbkreisförmig oder halbelliptisch sein.
1. Kombinierte Misch- und Umlenkeinrichtung für ein Strömungsmedium (30) mit einer Leitanordnung
(2, 14) zur Ablenkung des Strömungsmediums (30) aus einer Hauptströmungsrichtung,
wobei die Leitanordnung (2, 14) in einem Knickbereich (26) in einem Strömungskanal
(24) angeordnet ist, die Ebene (36) der Leitanordnung (2, 14) annähernd parallel zu
der Richtung, die der Strömungskanal (24) in Strömungsrichtung des Strömungsmediums
(30) nach dem Knickbereich (26) hat, ausgerichtet ist und die Leitanordnung (2, 14)
über den Querschnitt des Strömungskanals (24) gleichmäßig verteilte Durchbrüche (12)
aufweist.
2. Kombinierte Misch- und Umlenkeinrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Versperrungsverhältnis etwa 0,35 bis 0,65 beträgt, wobei das Versperrungsverhältnis
als das Verhältnis der Fläche der Durchbrüche (12) zur Gesamtfläche der Leitanordnung
(2, 14) definiert ist.
3. Kombinierte Misch- und Umlenkeinrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Versperrungsverhältnis etwa 0,5 beträgt.
4. Kombinierte Misch- und Umlenkeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Leitanordnung (2, 14) mehrere gleichmäßig beabstandete, im wesentlichen
in einer Ebene (36) liegende Leitfahnen (10a bis 10e, 16a bis 16e) umfaßt.
5. Kombinierte Misch- und Umlenkeinrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Leitfahnen (10a - 10e, 16a - 16e) trapezförmig und abwechselnd mit der schmalen
und der breiten Kante zur Strömung (30) des Strömungsmediums ausgerichtet sind.
6. Kombinierte Misch- und Umlenkeinrichtung nach Anspruch 4
oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß im Strömungskanal (24) vier bis zehn Leitfahnen (10a bis 10e, 16a bis 16e) angeordnet
sind.
7. Kombinierte Misch- und Umlenkeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch eine Orientierung, bei der die Ebene (36) der Leitanordnung (2, 14) angenähert in
Richtung der Schwerkraft ausgerichtet ist.
8. Kombinierte Leit- und Umlenkeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß in Strömungsrichtung des Strömungsmediums (30) hinter der Leitanordnung (2,
14) eine Zugabestelle (38) für ein weiteres Strömungsmedium, wie z.B. Ammoniak NH₃,
vorgesehen ist.
9. Kombinierte Misch- und Umlenkeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß in Strömungsrichtung des Strömungsmediums (30) vor der Leitanordnung (2, 14)
ein heißerer Teil (42) des Strömungsmediums (30) mit einem kälteren Teil des Strömungsmediums
(30) zusammengeführt ist.