[0001] Die Erfindung betrifft eine Rotorspinnvorrichtung mit einem ortsfest am Gestell einer
Spinnmaschine angeordneten, eine Lagerung mit einem Spinnrotor und ein Rotorgehäuse
aufweisenden Tragrahmen sowie einem das Rotorgehäuse abdeckenden, schwenkbar gelagerten
Deckelelement, das eine Faserbandeinzugswalze, eine Auflösewalze, einen in eine Rotoröffnung
eintauchenden Faserleitkanal und eine Fadenabzugsöffnung aufweist.
[0002] Rotorspinnvorrichtungen der vorgenannten Gattung sind beispielsweise durch die DE
36 36 182 A bekannt. Diese Literaturstelle beschreibt eine Spinnbox mit einem am Maschinengestell
befestigten, besaugten Rotorgehäuse, in dem ein auf Stützscheiben gelagerter Spinnrotor
umläuft. Das Rotorgehäuse ist nach vorne durch eine an einem Deckelelement angeordnete
Kanalplatte, die einen in den Rotor greifenden Ansatz aufweist, luftdicht verschlossen.
[0003] Das schwenkbar gelagerte Deckelelement weist neben einer Faserbandeinzugswalze mit
einem relativ langen Antriebsflansch und einem endseitig angeordneten Schneckenrad,
eine über einen Antriebswirtel von einem Tangentialriemen angetriebene Auflösewalze
sowie einen sich zwischen Auflösewalze und Spinnrotor erstreckenden, einteiligen Faserleitkanal
auf. Die Schwenkachse des Deckelelementes liegt im hinteren Spinnboxbereich, vorzugsweise
oberhalb der Antriebswelle der Faserbandeinzugswalze.
[0004] Zur Durchführung von, zum Beispiel, Wartungsarbeiten kann die Spinnbox geöffnet werden.
In diesem Fall wird das Deckelelement entriegelt und um die Schwenkachse nach unten
geklappt. Beim Verschwenken des Deckelelementes kommt sowohl der Antriebswirtel der
Auflösewalze als auch das endseitig der Faserbandeinzugswalze angeordnete Schneckenrad
außer Eingriff mit den zugehörigen Antriebsmitteln, das heißt, sie verlieren den Kontakt
zu einem umlaufenden Tangentialriemen beziehungsweise einer Schnecke, die auf einer
in Maschinenlängsrichtung verlaufenden Antriebswelle angeordnet ist. Die Faserbandauflöseeinrichtung
läuft daher in den Stillstand aus. Gleichzeitig wird über ein Hebelgestänge das Abbremsen
des Spinnrotors eingeleitet.
[0005] Nachteilig bei dieser Art von Spinnboxen ist vor allem die Einbaulage der Schwenkachse.
Die relativ weit hinter dem Rotor angeordnete Schwenkachse führt zu ungünstigen geometrischen
Verhältnissen und damit zu gewissen Problemen beim Einschwenken des die Faserleitkanalmündung
aufweisenden Kanalplattenansatzes in die Rotoröffnung.
[0006] Außerdem treten bei diesen bekannten Anordnungen Schwierigkeiten auf, wenn der Einbau
einer Schmutzabscheidung realisiert werden soll.
[0007] Die EP 0 197 442 B beschreibt verschiedene Bauarten von schwenkbar angeordneten Spinnboxen.
Es werden Spinnboxen gezeigt, die ein einteiliges, alle Spinnkomponenten beherbergendes,
als Ganzes schwenkbares Grundgehäuse aufweisen, das durch eine einfache Abdeckung
verschlossen werden kann sowie Spinnvorrichtungen, die aus zwei Hauptbaugruppen bestehen.
Die erste Hauptbaugruppe wird dabei durch einen Tragrahmen gebildet, der außer einer
Stützscheibenlagerung für die Rotorwelle auch das nach vorne hin offene Rotorgehäuse
aufweist. Diese Baugruppe ist um eine horizontale, oberhalb des Rotorgehäuses angeordnete
Drehachse schwenkbar gelagert. Die zweite Hauptbaugruppe besteht aus einem Deckelelement,
das das Rotorgehäuse verschließt. Dieses Deckelelement weist neben der Faserbandeinzugswalze,
eine Auflösewalze sowie einen einteiligen Faserleitkanal auf. Die Schwenkachse des
Deckelelementes wird durch eine in Maschinenlängsrichtung verlaufende Antriebswelle
für den Faserbandeinzug gebildet. Da die Schwenkachse des Deckelelementes auch bei
diesen Spinnboxen relativ weit hinter der Rotormündung liegt, ergeben sich auch hier
die vorgenannten Probleme.
[0008] Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
die bekannten Rotorspinnvorrichtungen zu verbessern.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Vorrichtung gelöst, wie sie Gegenstand
des Anspruches 1 ist.
[0010] Die erfindungsgemäße Anordnung der Schwenkachse hat den Vorteil, daß der am Deckelelement
angeordnete, die Faserleitkanalmündung aufweisende Kanalplattenansatz beim Einschwenken
in die Rotoröffnung nur einem sehr geringen vertikalen Versatz unterworfen ist, das
heißt, der Kanalplattenansatz gleitet horizontal und nahezu geradlinig in die Rotoröffnung.
Dieses geradlinige Einschwenken des Kanalplattenansatzes ermöglicht es, die Faserleitkanalmündung
in einem geringen Abstand zur Faserrutschwand des Rotors zu positionieren, was insbesondere
hinsichtlich des Aufbringens gestreckter Einzelfasern auf die Faserrutschwand vorteilhaft
ist und sich positiv auf das Spinnergebnis auswirkt. Die spezielle Anordnung der Schwenkachse
ermöglicht außerdem die Integration einer Schmutzabscheidung direkt in das Deckelelement
und damit das Erstellen einer sehr kompakten, gut zugängigen Rotorspinnvorrichtung.
[0011] In vorteilhafter Ausbildung weist die Schmutzabscheidung eine unterhalb der Auflösewalze
angeordnete Schmutzkammer auf, die über einen kurzen, rückwärtigen Anschlußstutzen
an eine über eine Filterkammer mit einer Unterdruckquelle verbundene Schmutzabsaugleitung
angeschlossen ist. Die gewählte Anordnung der Kupplungsstelle von Anschlußstutzen
und Schmutzabsaugleitung oberhalb der Schwenkachse sowie deren spezielle Ausbildung
führen dazu, daß das Deckelelement sehr weit geöffnet werden kann, was die Spinnbox
sehr wartungsfreundlich macht. Außerdem wird bei einer solchen Ausbildung der Schmutzabscheideeinrichtung
das Handling des Deckelelementes, zum Beispiel, bei einem verschleißbedingten Austausch
in keiner Weise beeinträchtigt.
[0012] In bevorzugter Ausführungsform weisen der mit dem Deckelelement verschwenkbare Anschlußstutzen
der Schmutzkammer und die stationär am Maschinenrahmen befestigte Schmutzabsaugleitung
flanschartige Endbereiche mit aufeinander abgestimmten Dichtmitteln auf, die sicherstellen,
daß im Betriebszustand, das heißt, bei geschlossener Spinnbox, die unterhalb der Auflösewalze
angeordnete Schmutzkammer automatisch an die Absaugeinrichtung der Spinnmaschine angeschlossen
ist.
[0013] In weiterer Ausbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß der das Rotorgehäuse und
die Stützscheibenlagerung aufnehmende Tragrahmen über seitliche Boxenwände am Spinnmaschinengrundrahmen
festgelegt wird. Vorteilhafterweise weisen die Boxenwände an ihren Unterseiten nach
vorne kragende Ausleger auf, an denen, über Beschlagselemente, das Deckelelement schwenkbar
befestigt ist.
[0014] In bevorzugter Ausführungsform wird die Schwenkachse dabei durch kurze Bolzen oder
dergleichen gebildet. Die Bolzen durchfassen geschlitzte Ausnehmungen, die in seitlichen
Befestigungslaschen das Deckelelement angeordnet sind und werden durch Sicherungsmittel,
die die geschlitzten Ausnehmungen nach vorne verschließen, gesichert. Das Deckelelement
kann im geöffneten Zustand, nach Lösen der Sicherungsmittel, problemlos ausgebaut
werden, wobei das Auswechseln weder durch die Schwenkachse, noch durch den rückwärtigen
Anschlußstutzen der Einzelschmutzabscheidung beeinträchtigt wird.
[0015] Die erfindungsgemäße Anordnung der Schwenkachse beziehungsweise der Spinnboxantriebe,
die vorzugsweise etwa auf gleicher Höhe, in Reihe hintereinanderliegend angeordnet
sind, ergibt unterhalb der Stützscheibenlagerung beziehungsweise oberhalb der Schwenkachse
ausreichend Raum für eine Schmutzabsaugleitung sowie deren Kupplungseinrichtung mit
dem Anschlußstutzen der im schwenkbaren Deckelelement angeordneten Schmutzkammer.
In bevorzugter Ausführungsform ist dabei der den Antriebswirtel der Auflösewalze von
unten beaufschlagende Tangentialriemen zwischen der Schwenkachse und einer parallel
angeordneten, maschinenlangen Antriebswelle für den Faserbandeinzug angeordnet.
[0016] Weitere Einzelheiten der Erfindung sind einem nachfolgend anhand der Zeichnungen
erläuterten Ausführungsbeispiel entnehmbar.
[0017] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine OE-Spinnmaschine mit beidseitig angeordneten Rotorspinnvorrichtungen, in Seitenansicht,
- Fig. 2
- eine erfindungsgemäße Rotorspinnvorrichtung in Betriebsstellung, teilweise geschnitten,
- Fig. 3
- die Rotorspinnvorrichtung gemäß Fig. 2, im geöffneten Zustand.
[0018] In Fig. 1 ist ein insgesamt mit 1 bezeichneter Spulautomat dargestellt. Solche Spulautomaten
besitzen einen zentralen Maschinengrundrahmen 2, an dem beidseitig Arbeitsstellen
3 angeordnet sind. Die Arbeitsstellen 3 weisen als wesentliche Bauteile jeweils ein
Spulaggregat 4 sowie eine Rotorspinnvorrichtung 5 auf. Die Rotorspinnvorrichtungen
5 verarbeiten das in Spinnkannen 6 vorgelegte Faserband 7 zu einem Faden 8. Der Faden
8 wird auf den Spulaggregaten 4 zu einer Kreuzspule 9 aufgewickelt. Wie angedeutet,
ist die Kreuzspule 9 während des Wickelprozesses in einem Spulenträger 10 gehalten
und wird von einer Antriebswelle 11, die mit annähernd Fadenabzugsgeschwindigkeit
umläuft, beaufschlagt.
[0019] Die Rotorspinnvorrichtungen 5 weisen, wie in den Fig. 2 und 3 dargestellt, einen
über Boxenwände 12 sowie entsprechenden Befestigungselementen 13 stationär am Maschinengrundrahmen
2 befestigten Tragrahmen 14 auf. An diesem Tragrahmen 14 sind neben einer Stützscheibenlageranordnung
15 sowie einem Axiallager 16 ein Rotorgehäuse 17 angeordnet. In dem über eine Saugleitung
18 an eine Unterdruckquelle 19 angeschlossenen Rotorgehäuse 17 läuft ein Spinnrotor
20 um, der mit seiner Rotorwelle 21 im Keilspalt zweier Stützscheibenpaare gelagert
ist. Die Rotorwelle 21 wird dabei, wie üblich, vom Untertrum eines Tangentialriemens
22, der durch eine Druckrolle 23 angestellt wird, beaufschlagt.
[0020] Das nach vorne offene Rotorgehäuse 17 wird durch eine im Deckelelement 24 befestigte
Kanalplatte 25 abgedichtet. Die Kanalplatte 25 weist einen zentrisch angeordneten,
die Kanalplatte 25 nach vorne überragenden Ansatz 26 auf. Im Ansatz 26 sind eine Fadenabzugsdüse
27 sowie der Mündungsbereich des Faserleitkanales 28 angeordnet.
[0021] Das auf einer Schwenkachse 29 beweglich gelagerte Deckelelement 24 weist außer der
Kanalplatte 25 auch die Faserbandauflösekomponenten 30 auf. Das heißt, im Deckelelement
24 sind neben einer Faserbandeinzugswalze 31, die über ein endseitig angeordnetes
Schneckenrad 32 mit der Schnecke 33 einer in Maschinenlängsrichtung verlaufenden Antriebswelle
34 kämmt und über eine Elektrokupplung 35 definiert zuschaltbar ist, eine Auflösewalze
36 sowie einen einteiligen Faserleitkanal 28 auf. Der Wirtel 37 der Auflösewalze 36
wird dabei durch das Untertrum eines Tangentialriemens 38 angetrieben.
[0022] Das Auflösewalzengehäuse sowie eine unterhalb der Auflösewalze 36 angeordnete Schmutzkammer
41 ist durch einen Deckel 39 verschließbar, der durch einen Riegel 40 gesichert ist.
Die unterhalb der Auflösewalze 36 als Teil einer Einzelschmutzabscheidung 42 angeordnete
Schmutzkammer 41 ist über einen rückwärtigen Anschlußstutzen 43 an eine Schmutzabsaugleitung
44 angeschlossen, die ihrerseits über eine Filterkammer 51 mit der Unterdruckquelle
19 in Verbindung steht. Der Kupplungsbereich 45 dieser beiden Leitungen liegt bei
geschlossener Spinnbox, wie in Fig. 2 dargestellt, knapp oberhalb der Schwenkachse
29.
[0023] Die Schwenkachse 29, um die das Deckelelement 24 wie in Fig. 3 angedeutet, kippbar
gelagert ist, wird vorzugsweise durch kurze Bolzen 46 gebildet, die in nach vorne
kragenden Auslegern 47 der Boxenwände 12 angeordnet sind. Die Bolzen 46 fassen dabei
in schlitzartige Ausnehmungen 49, die an Befestigungslaschen 48 des Deckelementes
24 angeordnet sind. Die in den schlitzartigen Ausnehmungen 49 drehbar gehalterten
Bolzen 46 werden über Sicherungsmittel 50 arretiert.
[0024] Das, wie in Fig. 3 dargestellt, in Richtung S verschwenkbare Deckelelement 24 kann
nach Lösen der Sicherungsmittel 50 problemlos als Ganzes ausgebaut werden, ohne das
es dabei zu einer Behinderung durch die pneumatische Schmutzabsaugeinrichtung 42 kommt.
Die erfindungsgemäße Anordnung der Schwenkachse 29 etwa senkrecht unter der Rotoröffnung
52 führt außerdem dazu, daß der beim Einschwenken des Kanalplattenansatzes 26 zu berücksichtigende
vertikale Versatz sehr gering wird und daher der Mündungsbereich des Faserleitkanales
28 sehr nahe an die Faserrutschwand des Rotors 20 herangelegt werden kann, was sich
sehr positiv auf das Spinnergebnis auswirkt.
1. Rotorspinnvorrichtung mit einem ortsfest am Gestell einer Spinnmaschine angeordneten,
eine Lagerung mit einem Spinnrotor und ein Rotorgehäuse aufweisenden Tragrahmen sowie
einem das Rotorgehäuse abdeckenden, schwenkbar gelagerten Deckelelement, das eine
Faserbandeinzugswalze, eine Auflösewalze, einen in die Rotoröffnung eintauchenden
Faserleitkanal und eine Fadenabzugsöffnung aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Deckelelement (24) um eine orthogonal zur Rotorachse (21) ausgerichtete Schwenkachse
(29) drehbar gelagert ist, wobei die Schwenkachse (29) etwa senkrecht unterhalb der
Rotoröffnung (52) angeordnet ist und das Deckelelement (24) eine Schmutzabscheidung
(42) aufweist.
2. Rotorspinneinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmutzabscheidung
(42) eine unterhalb der Auflösewalze (36) angeordnete Schmutzkammer (41) aufweist,
die über einen rückwärtigen Anschlußstutzen (43) mit einer, an eine Unterdruckquelle
(19) angeschlossenen Schmutzabsaugleitung (44) verbunden ist, wobei die Kupplungsstelle
(45) der beiden Leitungsteile (43, 44) oberhalb der Schwenkachse (29) liegt.
3. Rotorspinnvorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Anschlußstutzen
(43) und die Schmutzabsaugleitung (44) jeweils einen flanschartigen Endbereich (54,
55) mit aufeinander abgestimmten Dichtmitteln aufweisen.
4. Rotorspinnvorrichtung nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß bei Verwendung einer Stützscheibenlagerung (15) der das Rotorgehäuse (17) aufnehmende
Tragrahmen (14) über Boxenwände (12) am Maschinengestell (2) der Spinnmaschine befestigt
ist, wobei an Auslegern (47) der Boxenwände (12), um die Schwenkachse (29) drehbar,
das Deckelelement (24) gelagert ist.
5. Rotorspinnvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwenkachse
(29) durch kurze Bolzen (46) gebildet wird, die in Bohrungen an den Auslegern (47)
gelagert, mit geschlitzten Ausnehmung (49) in Befestigungslaschen (48) des Deckelelementes
(24) korrespondieren.
6. Rotorspinnvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Bolzen (46)
innerhalb der Ausnehmung (49) durch Sicherungsmittel (50) arretiert sind.
7. Rotorspinnvorrichtung nach einem oder mehreren der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß, in Spinnboxvorderansicht gesehen, die Schwenkachse (49) und die Antriebe (38,
34) für die Auflösewalze (36) beziehungsweise die Faserbandeinzugswalze (31), etwa
auf gleicher Höhe liegend, hintereinander angeordnet sind.
8. Rotorspinnvorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Schwenkachse
(29) und einer parallel angeordneten Antriebswelle (34) für den Faserbandeinzug ein
umlaufender Tangentialriemen (38) angeordnet ist, der einen Antriebswirtel (37) der
Auflösewalze (36) von unten beaufschlagt.