(19)
(11) EP 0 635 324 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.01.1995  Patentblatt  1995/04

(21) Anmeldenummer: 94250175.0

(22) Anmeldetag:  06.07.1994
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B22D 11/128
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE DE ES LU NL SE

(30) Priorität: 07.07.1993 DE 4323326

(71) Anmelder: MANNESMANN Aktiengesellschaft
D-40213 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Blum, Wilhelm
    D-54584 Jünkerath (DE)

(74) Vertreter: Meissner, Peter E., Dipl.-Ing. et al
Meissner & Meissner, Patentanwaltsbüro, Hohenzollerndamm 89
D-14199 Berlin
D-14199 Berlin (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Auszieheinrichtung einer Stranggiessanlage


    (57) Die Erfindung betrifft eine Auszieheinrichtung im horizontalen Teil einer Stranggießanlage mit einer parallel zum Strang vor- bzw. zurückbewegbaren Klemmvorrichtung, die durch Zugmittel zumindest in Stranglaufrichtung bewegbar ist.
    Die Einrichtung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Klemmvorrichtung (10) einen mit einem Gelenk (15) versehenen den Strang übergreifenden zweiarmigen Bügel (11, 12) aufweist, an dessen Armen fußendig Klemmbacken (13, 14) gelenkig befestigt sind, die mit Zugmitteln(20) parallel zur Strangachse (I) geführt und einenends mit den Klemmbacken (13, 14) und anderenends mit dem Fundament (31) der Stranggießanlage (30) schwenkbar verbunden sind, und daß Elemente (40) vorgesehen sind, die zusammen mit den Zugmitteln (20) ein behinderungsfreies Führen der Klemmbacken (13, 14) parallel zur Stranglaufrichtung während der Klemmphäse und - nach dem Rückführen - ein exaktes Positionieren zur nächsten Klemmphase zulassen.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Auszieheinrichtung im horizontalen Teil einer Stranggießanlage mit einer parallel zum Strang vor- bzw. zurückbewegbaren Klemmvorrichtung, die durch Zugmittel zumindest in Stranglaufrichtung bewegbar ist. Währen bei Vertikalstranggießanlagen das Ausfördern des Gußstranges teils durch die Schwerkraft und teils durch die Vertikalstranggießkokille unterstützt wird, erfolgt das Ausfördern des Gußstranges bei Horizontalstranggießanlagen bzw. im horizontalen Teil einer Bogenstranggießanlage durch Auszieheinrichtungen. Zum Einsatz kommen hier Rollen- oder Klemmbackenausziehmaschinen.

    [0002] Aus der Schrift DE 29 37 423 A1 ist beispielsweise ein Ziehgerüst für eine kontinuierliche Horizontalstranggießanlage bekannt, bei der Antriebsrollen in einer drehbaren Fassung fliegend befestigt sind, bei der Schwinghebel mit den Antriebsrollen in einer zur Drehachse der Fassung senkrechten Ebene angeordnet sind und die Enden der Hebel unter Bildung eines gechlossenen Rahmens aufeinanderfolgend miteinander verbunden sind.

    [0003] Abgesehen von dem allen Rollenausziehmaschinen anhaftenden Nachteil der hohen Flächenpressung zwischen den Ausziehrollen und dem Strang, weist das hier beschriebene Ziehgerüst neben seinem komplizierten Aufbau einen relativ großen Bauraum unmittelbar um den Strang auf.

    [0004] Aus der Schrift DE 32 06 501 C1 ist ein Verfahren zum Horizontalstranggießen und die dazu vorgesehene Auszieheinrichtung bekannt, bei der eine Klemmvorrichtung in einer zur Strangachse parallel laufenden Führung auf einem Träger angeordnet ist, wobei der Träger durch eine an ihm unmittelbar angeschlossene Kolbenzylindereinheit bewegbar ist. Der Träger ist als Wagen ausgestaltet, dessen Räder auf als Schienen ausgeführte Führungen laufen. Zum Schutz gegen Schmutz sind diese relativ genauen Führungen durch Abdeckungen geschützt.
    Diese wartungsintensive und eine Reihe von konstruktiv aufwendigen Elementen aufweisende Auszieheinrichtung ist darüber hinaus mit dem Nachteil behaftet, daß über die Führungseinrichtung Kräfte in den Strang eingeleitet werden.

    [0005] Die Erfindung hat sich das Ziel gesetzt, eine Auszieheinrichtung einer Stranggießanlage zu schaffen, die konstruktiv einfache sowie wartungsarme Elemente besitzt und bei der bei einem Minimum von Bauraum am Strang auf diesem über die Klemmbacken außer den erforderlichen Druckkräften ausschließlich Zugkräfte wirken.

    [0006] Die Erfindung erreicht dieses Ziel durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1.
    Hierzu wird eine Klemmvorrichtung vorgeschlagen, die einen Bügel aufweist, der ein Gelenk besitzt und dessen Bügelarme durch eine Zug- oder Druckeinrichtung Klemmbacken an den Strang oder von diesem wegbewegt. An den Klemmbacken sind Zugmittel vorgesehen, die parallel zur Strangachse anderenends unmittelbar am Fundament der Horizontalstranggießanlage schwenkbar befestigt sind. Durch diese unmittelbare Befestigung am Fundament ist nicht nur ein konstruktiv äußerst einfacher Aufbau gegeben, es ist auch gewährleistet, daß auf die Klemmbacken ausschließlich Zugkräfte wirken.

    [0007] Während der Klemm- und Ziehphase sind Führungselemente vorgesehen, die beispielsweise durch Zugfedern nachgiebig ausgestaltet sind und ein behinderungsfreies Führen der Klemmbacken zulassen. Um den Klemmbügel mit seinen Klemmbacken außerhalb der Klemmphase in seiner Position parallel zur Hauptstranggießachse zu halten, sind diese Führungselemente in Form von Zug- oder Druckelementen so gestaltet, daß die Klemmbacken für die nächste Druck- und Zugphase exakt positionierbar sind.

    [0008] Ausziehmaschinen mit Backenantrieben arbeiten üblicherweise so, daß zur Bildung der Schale in einem bestimmten Zyklus mit der Strangbewegung diskontinuierlich gezogen und ggfs. sogar zurückgestoßen wird. Da die Gesamtziehstrecke begrenzt ist, werden üblicherweise mindestens zwei Backenantriebe eingesetzt. Der Zyklus wird von den Zylindern der gerade geklemmten Backen durchgeführt. Kurz vor Ende des Erreichens der Maximalziehstrecke wird innerhalb eines Zyklus die Ziehbewegung auf den zweiten Backenantrieb übergeben. Der außer Betrieb befindliche Zylinder löst die Klemmbacken und geht für die nächste übergabe in seine Ausgangsstellung, bis er wiederum das Klemmen und Ziehen übernimmt.

    [0009] Die vorgeschlagene Auszieheinrichtung mit dem einfachen Klemmbügel und der am Fundament befestigten Zugeinrichtung erlaubt eine Anordnung beider Klemmvorrichtungen mit einem Minimum an Bauraum.

    [0010] So können die Zugeinrichtungen in einem weiten Bereich parallel zueinander und die Klemmbacken selber unter Berücksichtigung des maximalen Fahrweges unmittelbar hintereinander angeordnet werden.

    [0011] Durch die kardanische Aufhängung gelangen keinerlei Drehmomente oder im rechten Winkel zur Zentralachse wirkende Kräfte auf den Strang. Damit können die erforderlichen Klemmkräfte sowie Zugkräfte feinstdosiert und so niedrig wie möglich eingestellt werden.

    [0012] Durch den Einsatz nur weniger jeweils eine eigene Elastizität aufweisender Stahl- und Maschinenbauteile wird die Gesamtkonstruktion steifer mit der positiven Folge, daß die Geschwindigkeits- und Beschleunigungsprofile von den Stellgliedern mit noher Präzision auf den Strang übertragen werden.

    [0013] Ein Beispiel der Erfindung ist in der beigefügten Zeichnung aufgeführt.

    [0014] Es zeigen die:
    Figur 1 Klemmvorrichtung mit Zug- bzw. Druckelementen.
    Figur 2 Draufsicht der Anordnung von zwei Klemmvorrichtungen.

    [0015] Die Figur 1 zeigt eine Klemmvorrichtung 10, die aus als zweiarmiger Bügel mit den Armen 11 und 12 ausgebildet ist, an deren Armen die Klemmbacken 13 und 14 befestigt sind. Die Arme 11 und 12 sind über ein Gelenk 15 miteinander verbunden und durch ein Schließmittel 16 zueinander bewegbar.

    [0016] An die Klemmvorrichtung 10 sind Zugmittel 20 angeschlossen, wobei parallel zur Strangachse I des Stranges 50 an den Klemmbacken 13 und 14 Zugstangen 21 und 22 angreifen, die durch Kolbenzylindereinheiten 23 und 24 (oder auch durch eine nicht dargestellte Spindelmutter 25) bewegbar sind.

    [0017] Die Kolbenzylindereinheiten 23, 24 sind an Fundamenten 31, 32 der Stranggießanlage 30 schwenkbar befestigt. Die Fundamente 31, 32 sind im vorliegenden Beispiel in Form von Längenausgleichselementen 45 ausgebildet, und zwar auf der einen Seite des Stranges 50 als Zugelement 43 mit einer Ausgleichsfeder 46, und auf der anderen Seite als Druckelement 44 in Form einer Kolbenzylindereinheit.

    [0018] Die Kolbenzylindereinheiten 23,24 und 44 sind mit einer Steuereinrichtung 60 verbunden, die über nicht weiter dargestellte Meß- und Regeleinheiten den Strang entlang der Strangachse I sicher führen.

    [0019] Die Figur 2 zeigt in Draufsicht die in der Figur 1 beschriebenen Elemente mit identischer Positionierung und darüber hinaus eine zweite Klemmvorrichtung 70 mit Zugmitteln 80. Die Klemmvorrichtung 70 weist dabei die Arme 71 und 72 auf, die durch ein Gelenk 75 miteinander verbunden sind und Klemmbacken 73 und 74 besitzen. Die Zugmittel 80 besitzen die Zugstangen 81 und 82, die durch die Kolbenzylindereinheiten 83 und 84, die schwenkbar an den Fundamenten 34 und 35 befestigt sind, bewegt werden. Die Zugmittenachse der Zugstangen 21, 22 werden mit IV bezeichnet, die Druckelemente 44 bsitzen die in Druckachsenrichtung II und die Zugelemente 43 die Zugachsenrichtung III.




    Ansprüche

    1. Auszieheinrichtung im horizontalen Teil einer Stranggießanlage mit einer parallel zum Strang vor- bzw. zurückbewegbaren Klemmvorrichtung, die durch Zugmittel zumindest in Stranglaufrichtung bewegbar ist,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Klemmvorrichtung (10) einen mit einem Gelenk (15) versehenen den Strang übergreifenden zweiarmigen Bügel (11, 12) aufweist, an dessen Armen fußendig Klemmbacken (13, 14) gelenkig befestigt sind, die mit Zugmitteln (20) parallel zur Strangachse (I) geführt und einenends mit den Klemmbacken (13, 14) und anderenends mit dem Fundament (31) der Stranggießanlage (30) schwenkbar verbunden sind, und daß Elemente (40) vorgesehen sind, die zusammen mit den Zugmitteln (20) ein behinderungsfreies Führen der Klemmbacken (13, 14) parallel zur Stranglaufrichtung während der Klemmphase und - nach dem Rückführen - ein exaktes Positionieren zur nächsten Klemmphase zulassen.
     
    2. nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß jede Klemmbacke (13, 14) über Zugelemente (43) sich an einem dem Fundament (32) der Stranggießanlage (30) verbundenen Mast (33) hält.
     
    3. nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß jede Klemmbacke (13, 14) über Druckelemente (44) sich am Fundament (31) der Stranggießanlage (30) abstützt.
     
    4. nach Anspruch 2 oder 3,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Zug- oder Druckelemente (43,44) zur Zugachsrichtung (III) bzw. Druckachsrichtung (II) in einem Winkel von 35 bis 40° angeordnet sind und ein Längenausgleichselement (45) aufweisen.
     
    5. nach Anspruch 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Längenausgleichselement (45) eine in seiner Kraft einstellbare Feder (46) besitzt.
     
    6. nach Anspruch 4,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß das Längenausgleichselement (45) eine steuerbare Kolbenzylindereinheit (47) ist.
     
    7. nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Zugmittel (20) Kolbenzylindereinheiten (23,24) sind.
     
    8. nach Anspruch 7 und 6,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Kolbenzylindereinheiten (23,24,47) an eine programmierbare Steuerung (60) anschließbare Servoeinheiten sind.
     
    9. nach Anspruch 1,
    dadurch geKennzeichnet,
    daß die Zugmittel (20) Spindelmuttereinheiten (25) sind.
     
    10. nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die Bügel (11,12) der Klemmvorrichtung (10) durch Schließmittel, z.B. eine Kolbenzylindereinheit (16) verbunden sind.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht