[0001] Die Erfindung betrifft ein Arbeitsverfahren und eine Einrichtung zum Aufbringen eines
flüssigen Mediums auf einen Bedruckstoff in Offsetdruckmaschinen. Die Einrichtung
ist geeignet für die Verarbeitung niedrigviskoser als auch höherviskoser Medien wie
z.B. Dispersionslack auf wässriger Basis (niedrigviskos mit einer Viskosität ≦ 0,1
Pa s) oder Bronze- und Effektdruckfarbe mit einem bestimmten Pigmentanteil (höherviskos
mit einer Viskosität von 0,1 bis 2 Pas), wie z.B. Goldlack.
[0002] Zum Auftragen flüssiger Medien sind verschiedene Lösungen bekannt. Gemäß der DE 3
427 898 C1 erfolgt die Dosierung des aufzutragenden Mediums mittels Dosierwalze und
Auftragwalze nach dem Quetschwalzenprinzip, wobei die Flüssigkeit, z.B. Lack, über
den so gebildeten Walzenspalt mittels Rohr über einen Lackkeil zugeführt wird.
[0003] Aus der EP 0 071 180 A1 ist eine Kammerrakel bekannt, die im wesentlichen durch ein
Gehäuse mit Seitenwänden und am Gehäuse befestigte Rakelblätter, auch Rakelmesser
genannt, gebildet wird. Die Rakelblätter stützen sich auf der Auftragwalze ab und
über die so gebildete Kammer wird die Flüssigkeit auf die gerasterte Auftragwalze
übertragen. Die Kammerrakel ist dabei in einer oberhalb der Auftragwalze angeordneten
Halterung schwenkbar gelagert und durch einen an die Halterung einwirkenden Arbeitszylinder
an die Auftragwalze anstellbar.
[0004] Nachteilig bei diesen Lösung ist es, daß diese bei unterschiedlich viskosen Medien
keine exakte Dosierung des aufzutragenden Mediums gewährleisten. Somit sind die bekannten
Lösungen nicht universell zum Aufbringen der jeweils verwendeten Flüssigkeit auf den
Bedruckstoff einsetzbar.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Lösung zu entwickeln, die die
genannten Nachteile beseitigt.
[0006] Gelöst wird dies durch den kennzeichnenden Teil der Ansprüche 1 und 2. Weiterbildungen
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0007] Die erfindungsgemäße Lösung gestattet den Schnellwechsel von Dosierwalze und Kammerrakel
in Kombination mit der jeweiligen Auftragwalze als Funktionsbausteine in einer Offsetdruckmaschine.
[0008] Bei Verarbeitung niedrigviskoser Medien (≦ 0,1 Pa s) kommt der erste Funktionsbaustein
zum Einsatz. In die seitlich fixierten exzentrischen Lagerungen für Auftragwalze und
Dosierwalze wird jeweils eine Auftragwalze (Gummibeschichtung oder Stahl) und eine
Dosierwalze (Stahl oder Gummibeschichtung) eingesetzt.
[0009] Bei Verarbeitung höherviskoser Medien (> 0,1 bis 2 Pa s) kommt der zweite Funktionsbaustein
zum Einsatz. In die oben genannten exzentrischen Lagerungen werden dann eine gerasterte
Auftragwalze eingesetzt und in die Lagerung für die Dosierwalze eine Kammerrakel.
Die exzentrischen Lagerungen für den ersten Funktionsbaustein (Auftragwalze/Dosierwalze)
dienen somit gleichzeitig der Aufnahme des Zweiten Funktionsbausteines (gerasterte
Auftragwalze/Kammerrakel) nachdem der erste Funktionsbaustein aus den Lagerungen ausgetauscht
wurde. Über ein einziges Beistellager (für die Dosierwalze oder die Kammerrakel) erfolgt
die Druckbeistellung zur Auftragwalze. Dadurch wird eine wirtschaftliche Verarbeitung
flüssiger Medien im Inline-Betrieb einer Offsetdruckmaschine möglich. Die Einrichtung
ist in kurzer Zeit auf die Verarbeitung des jeweiligen Mediums umrüstbar und gewährleistet
eine exakte Dosierung der Flüssigkeiten.
[0010] Die Einrichtung kann dabei dem ersten Druckwerk einer Offsetdruckmaschine zur Druckveredelung,
z.B. Lackieren, Deckschichtenauftrag, vorgeordnet, zwischen den Druckwerken angeordnet
oder den Druckwerken nachgeordnet sein. Die erfindungsgemäße Lösung eignet sich zur
Spotlackierung (ausgespartes Lackieren) und zum vollflächigen Lackieren. Ebenso kann
der erfindungsgemäßen Einrichtung eine weitere Veredelungseinrichtung vor- oder nachgeordnet
sein, z.B. eine weitere Lackiereinheit zum vollflächigen Lackieren oder eine Kaschier-
oder Prägeeinrichtung.
[0011] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
[0012] Dabei zeigt:
- Fig. 1
- den prinzipiellen Aufbau der Einrichtung, wobei Dosierwalze und Kammerrakel überlagert
dargestellt sind,
- Fig. 2
- die Einrichtung für die Verarbeitung höherviskoser Medien (Seitenansicht),
- Fig. 3
- die Lagerung der Kammerrakel (Vorderansicht).
[0013] In einer Offsetdruckmaschine ist dem letzten Druckwerk die erfindungsgemäße Einrichtung
nachgeordnet und dient der Inline-Lackierung von Bedruckstoffen. Die Einrichtung besteht
dabei aus einem bogenführenden Zylinder 1, dem ein Formzylinder 2 zugeordnet ist.
Dem Formzylinder 2 ist eine Auftragwalze 3 zugeordnet. An die Auftragwalze 3 beistellbar
ist wahlweise eine Dosierwalze 4 oder eine Kammerrakel 5 zugeordnet. Zylinder 1, Formzylinder
2, Auftragwalze 3, Dosierwalze 4 und Kammerrakel 5 sind in Seitengestellen 19 gelagert,
wobei die Dosierwalze 4, die Auftragwalze 3 und der Formzylinder 2 in exzentrischen
Lagern 7, 21 aufgenommen sind. Dosierwalze 4 und Auftragwalze 3 sind jeweils in zweiteilig
ausgebildeten Lagerungen 7, 21 aufgenommen, so daß die Oberteile lösbar formschlüssig
mit den in den Seitengestellen 19 befestigten Unterteilen der Lagerungen 7, 21 verbunden
sind. Die Lagerungen 7 der Dosierwalze 4 ist als je ein Beistellager 7 in Form eines
Exzenterlagers ausgeführt. Am Beistellager 7 ist ein Stellmittel 20, z.B. ein Arbeitszylinder,
zur Druckbeistellung (Druckan/Druckab) angeordnet. Oberhalb eines von Dosierwalze
4 und Auftragwalze 3 gebildeten Walzenspaltes ist beidseitig in den Seitengestellen
19 ein Schwenklager 6 als Lagerung für die Kammerrakel 5 angeordnet. Die Kammerrakel
5 ist an einem Rahmen 15, z.B. bestehend aus Trägern 8 und Streben 14, mittels Schnellverschlüssen
lösbar befestigt. Die Träger 8 sind an der kreisförmig ausgebildeten Traverse 12 angeordnet,
wobei die Traverse 12 und die Lagerplatten 13 jeweils ein als Drehgelenk wirkendes
Schwenklager bilden. Am Rahmen 15 ist beidseitig in je einem Drehgelenk 10 eine Koppel
9 angelenkt. Die Koppel 9 ist weiterhin drehbar an jedem Beistellager 7 angelenkt,
welche sonst auch die Dosierwalze 4 aufnehmen. Die am Rahmen 15 befestigte Kammerrakel
5 besitzt zu einer gerasterten Auftragwalze 3' ein positiv angestelltes Schließrakelblatt
17 und ein negativ angestelltes Arbeitsrakelblatt 16. Dabei stützt sich das Arbeitsrakelblatt
16 am Umfang der gerasterten Auftragwalze 3' an einem Eingriffspunkt 18 ab, der in
Höhe der Lagermitte 22, auf der Linie 23, der exzentrischen Lagerung der Auftragwalze
3' liegt. Die Kammerrakel 5 besitzt eine Einrichtung zum Zuführen und Abführen des
jeweils zu verarbeitenden Mediums, welche hier nicht weiter beschrieben wird. Den
Formzylinder 2 sind somit zwei Funktionsbausteine zuordbar.
[0014] Der erste Funktionsbaustein wird gebildet durch die Dosierwalze 4 in Stahlausführung
und die Auftragwalze 3 in Gummibeschichtung. Der Formzylinder 2 trägt z.B. ein Gummituch
zum vollflächigen Lackieren. Ebenso kann die Dosierwalze 4 mit einer Gummibeschichtung
versehen sein und die Auftragwalze 3 ist in Stahl ausgeführt. Der Formzylinder 2 trägt
dabei eine Flexodruckplatte oder ein ausgespartes Gummituch zum ausgesparten Lackieren
(Spotlackierung).
[0015] Der zweite Funktionsbaustein wird gebildet durch die Kammerrakel 5, Rahmen 15, Schwenklager
6 und einer Auftragwalze 3' mit Rasternäpfenstruktur. Die gerasterte Auftragwalze
3' ist z.B. in Keramik ausgeführt.
[0016] Die Wirkungsweise der Einrichtung ist wie folgt: Wird ein herkömmlicher, niedrigviskoser
Lack verarbeitet, so kommt der erste Funktionsbaustein zum Einsatz. Dosierwalze 4
und Auftragwalze 3 erhalten über ein nicht gezeigtes Zuführrohr den zu verarbeitenden
Lack in den Walzenspalt 11, so daß sich darin ein Lackkeil bildet. Mittels Stellmittel
20 wird das exzentrische Beistellager 7 verschwenkt, derart, daß die Dosierwalze 4
in Druckanstellung bzw. Druckabstellung mit der Auftragwalze 3 in Eingriff kommt bzw.
außer Eingriff. Die Dosierung erfolgt nach dem Quetschwalzenprinzip und die Auftragwalze
3 fördert den Lack zum Formzylinder 2, welcher den Lack auf den Bedruckstoff in Verbindung
mit dem Gegendruckzylinder 1 überträgt.
[0017] Soll ein Auftrag mit höherviskosem Lack, wie z.B. Bronze- oder Effektdruckfarbe,
bearbeitet werden, so kommt der zweite Funktionsbaustein zum Einsatz. Dazu ist das
Oberteil des Beistellagers 7 zu lösen und die Dosierwalze 4 wird herausgenommen. Das
Lackzuführungsrohr wird über dem Walzenspalt 11 entfernt und das Oberteil der Lagerung
21 der Auftragwalze 3 wird geöffnet, so daß die Walze 3 ebenfalls entfernt werden
kann. In die Auftragwalzenlagerung 21 der Auftragwalze 3 wird eine gerasterte Auftragwalze
3' eingelegt und das Oberteil der Lagerung 21 wird mit dem Unterteil verbunden. In
das Beistellager 7 wird die Koppel 9 mit Rahmen 15 und Kammerrakel 5 eingesetzt und
das Oberteil des Beistellagers 7 wird mit dem Unterteil verbunden. Vorher wird der
Rahmen 15 mit der Traverse 12 in das Schwenklager 6 eingelegt. Die Kammerrakel wird
mit einer Lackzuführung und einer Lackabführung gekoppelt. Über das am Beistellager
7 angeordnete Stellmittel 20 wird die Kammerrakel 5 zur Auftragwalze 3' beigestellt
(Druckan/Druckab). Das Arbeitsrakelblatt 16 greift dabei in Höhe (Linie 23) der Lagermitte
22 der Auftragwalze 3' an deren Umfang im Eingriffspunkt 18 an, um die Eingriffsverhältnisse
beim Verstellen des exzentrischen Lagers 21 der Walze 3 möglichst wenig zu verändern.
[0018] Soll nach dem Einsatz des höherviskosen Lackes wieder niedrigviskoser Lack verarbeitet
werden, so wird das Oberteil des Beistellagers 7 entfernt und die Koppel 9 mit Rahmen
15 und Kammerrakel 5 herausgenommen. Vorher wird die Kammerrakel 5 entleert und die
Versorgungsleitungen werden entkoppelt.
[0019] In einer weiteren Ausbildung kann die Traverse 12 in der Lagerplatte 13 des Schwenklagers
6 verbleiben und die Koppel 9, Rahmen 15 und Kammerrakel 5 werden in eine Parkposition
oberhalb des Beistellagers 7 verschwenkt und dort arretiert. Die gerasterte Auftragwalze
3' wird ebenfalls aus ihrer Lagerung 21 entnommen und eine Auftragwalze 3, z.B. in
Stahlausführung, wird eingesetzt und fixiert. In das Beistellager 7 wird die Dosierwalze
4 eingesetzt, die vorher z.B. in einer Walzenhalterung am Maschinengehäuse abgelegt
(geparkt) war. Die Dosierwalze 4 wird über das am exzentrischen Beistellager 7 angeordnete
Stellmittel 20 zur Auftragwalze 3 beigestellt (Druckan/Druckab). Vorher wurde das
Lackzuführungsrohr wieder über den Walzenspalt 11 positioniert und mit einer Zuführungsleitung
gekoppelt. Die Dosierwalze 4 hat einen separaten Antrieb, der mit der Auftragwalze
3 gekoppelt ist. An der Auftragwalze 3 sind auf der Achse zwei Freiläufe angeordnet.
Ein Freilauf ist gekoppelt mit dem separaten Antrieb der Dosierwalze 4 und der andere
Freilauf ist gekoppelt mit dem Räderzug der Druckmaschine (Eintrieb). Bei Druckanstellung
überholt der Eintrieb der Druckmaschine den separaten Eintrieb der Dosierwalze 4.
Bei Druckabstellung ist der Eintrieb von der Maschine entkoppelt (stillgesetzt) und
der separate Eintrieb treibt die Auftragwalze 3 weiter an. Damit wird das Antrocknen
des Lackes auf der Walzenoberfläche verhindert. Bei Verwendung des Kammerrakels 5
wird analog verfahren, da der Antrieb nur mit den Lagerungen 7, 21 gekoppelt ist.
Bezugszeichenliste
[0020]
- 1
- bogenführender Zylinder
- 2
- Formzylinder
- 3
- Auftragwalze
- 3'
- gerasterte Auftragwalze
- 4
- Dosierwalze
- 5
- Kammerrakel
- 6
- Schwenklager
- 7
- Beistellager
- 8
- Träger
- 9
- Koppel
- 10
- Drehgelenk
- 11
- Walzenspalt
- 12
- Traverse
- 13
- Lagerplatte
- 14
- Strebe
- 15
- Rahmen
- 16
- Arbeitsrakelblatt
- 17
- Schließrakelblatt
- 18
- Eingriffspunkt
- 19
- Seitengestell
- 20
- Stellmittel
- 21
- Walzenlagerung
- 22
- Lagermitte
- 23
- Linie
1. Verfahren und Einrichtung zum Aufbringen eines flüssigen Mediums auf einen Bedruckstoff
in Offsetdruckmaschinen, unter Verwendung eines Gegendruckzylinders, eines Formzylinders
und einer Auftragwalze,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Dosierung des Mediums die Druckbeistellung einer Dosierwalze oder einer Kammerrakel
zur Auftragwalze über die gleiche exzentrische Lagerung erfolgt.
2. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Formzylinder (2) zur Verarbeitung von niedrigviskosen Medien (≦ 0,1 Pa s)
ein erster Funktionsbaustein (3, 4) oder zur Verarbeitung von höherviskosen Medien
(> 0,1 bis 2 Pa s) ein zweiter Funktionsbaustein (3', 5) in exzentrischen Beistellagern
(7) und Walzenlagern (21) austauschbar zugeordnet ist.
3. Einrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Funktionsbaustein mindestens aus einer Auftragwalze 3 und einer Dosierwalze
4 besteht und der zweite Funktionsbaustein mindestens aus einer gerasterten Auftragwalze
(3') und einer Kammerrakel (5) gebildet ist.
4. Einrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Funktionsbaustein aus einer im Beistellager (7) drehbar angeordneten
Dosierwalze (4), einer im Walzenlager (21) drehbar angeordneten Auftragwalze (3) sowie
einer über dem Walzenspalt (11) angeordneten Zuführeinrichtung gebildet ist und der
zweite Funktionsbaustein aus einer im Walzenlager (21) drehbar angeordneten, gerasterten
Auftragwalze (3') sowie einer im Beistellager (7) und einem Schwenklager (6) drehbar
angeordneten Kammerrakel (5) besteht.
5. Einrichtung nach Anspruch 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Bauteil des zweiten Funktionsbausteines die Kammerrakel (5) an einem Rahmen
(15) lösbar befestigt ist, der mittels Traverse (12) drehbar in Schwenklagern (6)
aufgenommen ist und über je ein Drehgelenk (10) mittels Koppel (9) drehbar in Beistellagern
(7) aufgenommen ist.
6. Einrichtung nach Anspruch 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kammerrakel (5) ein negativ zur Auftragwalze (3) angestelltes Arbeitsrakelblatt
(16) besitzt, dessen Eingriffspunkt (18) auf der durch die Lagermitte (22) des Walzenlagers
(21) verlaufenden Linie (23) liegt, die vorzugsweise eine Horizontale ist.
7. Einrichtung nach Anspruch 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung in einer Offsetdruckmaschine den Druckwerken vorgeordnet ist.
8. Einrichtung nach Anspruch 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung in einer Offsetdruckmaschine zwischen den Druckwerken angeordnet
ist.
9. Einrichtung nach Anspruch 2 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung in einer Offsetdruckmaschine den Druckwerken nachgeordnet ist.
10. Einrichtung nach Anspruch 2 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Einrichtung eine weitere Verarbeitungseinrichtung voroder nachgeordnet ist.