[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von organofunktionellen Silanen als Haftvermittler
für Ester-härtende Harzbindemittel für die Gießereiindustrie sowie Harzbindemittel,
die solche Haftvermittler enthalten.
[0002] Es ist bekannt, Kunstharze als Bindemittel für anorganisch-oxidische Materialien,
wie z.B. Sand zur Herstellung von Gießereikörpern, einzusetzen. Eine große Bedeutung
haben kalthärtende Harzsysteme auf Basis von z.B. Phenolharzen, Furanharzen oder 2-Komponenten-Polyurethanharzen.
Ein seit einigen Jahren eingeführtes Harzsystem ist ein Alkali-Phenol-Formaldehyd-Binder,
der durch einen Ester als Begasungsmittel oder als Flüssigkeit zur Härtung gebracht
wird. Diese Gießereiharzsysteme sind z.B. in der EP-A1-0085512 und der EP-A1-0086615
beschrieben. Ein solches Harzsystem wird als Ester-härtendes Harz bezeichnet.
[0003] Es ist weiterhin bekannt, daß ausgewählte organofunktionelle Silane die Haftung von
Harzen zu anorganisch-oxidischen Materialien verbessern (siehe DE-A1-28 29 669). In
den genannten europäischen Patentanmeldungen ist offenbart, daß Aminoalkyltrialkoxysilane,
z.B. 3-Aminopropyltriethoxysilan, als Zusatz zu Ester-härtenden Harzen die Haftung
verbessern.
[0004] Es bestand das Problem, daß für viele Anwendunen die Haftung zwischen dem Harzbindemittel
und dem anorganisch-oxidischen Material nur gering und infolgedessen die Festigkeit
der daraus hergestellten Formkörper (Kerne oder Schalen, insbesondere von Gießereiformen)
unbefriedigend war. Bei der Lösung des Problems war zu beachten, daß die Ester-härtenden
Harze wäßrige, hochalkalische Systeme mit einem pH-Wert von mehr als 12 sind. Mit
Ausnahme von aminofunktionellen Silanen sind organofunktionelle Silane im wäßrig-alkalischen
Medium nicht stabil und kondensieren sehr schnell nach Hydrolyse zu Polysiloxanen
(Noll, Chemie und Technologie der Silicone, Verlag Chemie, Weinheim, 1968; Plueddemann,
Silane counpling agents, Plenum, New York, 1982).
[0005] Das Problem wurde durch die
Verwendung von Silanen der allgemeinen Formel I

in der R einen Alkylrest mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen oder einen Arylrest und x 0
oder 1 bedeuten,
oder einer Zubereitung aus einem Silan der allgemeinen Formel I mit einem Alkylsilan
der allgemeinen Formel II

in der R und x dieselbe Bedeutung wie in der allgemeinen Formel I haben und n einen
Wert von 1 bis 17 bedeutet,
als Haftvermittler für Ester-härtende Harzbindemittel für die Gießereiindustrie gelöst.
Die erfindungsgemäß eingesetzten Silane sind in den Ester-härtenden Harzen über einen
technisch ausreichenden Zeitraum stabil und bewirken eine wesentlich höhere Festigkeit
der mittels der Harze hergestellten Formkörper als aminofunktionelle Silane.
[0006] Die epoxyfunktionellen Silane der allgemeinen Formel I und die Alkylsilane der allgemeinen
Formel II sind bekannte Verbindungen und werden z.B. als Haftvermittler in nichtwäßrigen
Harzsystemen oder für Beschichtungen aus verdünnter organischer oder wäßriger Lösung,
bei einem pH-Wert von maximal 7, großtechnisch eingesetzt. Beispiele solcher Verbindungen
sind:
I 3-Glycidyloxypropyltrimethoxysilan
3-Glycidyloxypropyltriethoxysilan
3-Glycidyloxypropyltri-n-propoxysilan
3-Glycidyloxypropyltri-iso-propoxysilan
3-Glycidyloxypropyl-methyl-dimethoxysilan
3-Glycidyloxypropyl-methyl-diethoxysilan
II Methyltri(m)ethoxysilan
Ethyltri(m)ethoxysilan
n-Propyltri(m)ethoxysilan
n-Propylmethyldimethoxysilan
iso-Butyltri(m)ethoxysilan
Octyltriethoxysilan
Octadecyltrimethoxysilan
Die Silane der allgemeinen Formel I und die Zubereitungen aus Silanen der allgemeinen
Formeln I und II werden dem Ester-härtenden Harz nach dessen Herstellung bei einer
Temperatur von 0 bis 40°C, vorzugsweise von weniger als 30°C, zugesetzt. Die Zugabemenge
beträgt 0,05 bis 2 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis 0,6 Gew.-%. Die haftvermittelnde Wirkung
und die Stabilität der erfindungsgemäß verwendeten Silane in den hochalkalischen,
wäßrigen Systemen sind überraschend. So erfolgt bei Zugabe von 0,5 Gew.-Teilen 3-Glycidyloxypropyltrimethoxysilan
zu 99,5 Gew.-Teilen Wasser mit dem pH-Wert 11 innerhalb von weniger als 5 Minuten
Bildung eines wasserunlöslichen Feststoffs durch Hydrolyse des Silans und sofort anschließende
Kondensation zu Polysiloxanen, die als Haftvermittler unwirksam sind. Die erfindungsgemäß
eingesetzten Silane sind in den wäßrigen Alkali-Phenol-Formaldehyd-Harz-Lösungen mit
einem pH-Wert von ca. 11 bis 12 während des üblichen Gebrauchszeitraums von 3 Monaten
stabil und zeigen eine ausgezeichnete haftvermittelnde Wirkung. Die Silane werden
als reines epoxyfunktionelles Silan vom Typ I oder als Zubereitung mit einem Alkylsilan
eingesetzt, wobei das Gewichtsverhältnis von I zu II etwa 1 : 2 bis 10 : 1 beträgt.
Besonders geeignet sind die epoxyfunktionellen Silane mit Alkoxygruppen, welche mehr
als ein Kohlenstoffatom enthalten, wie die Triethoxysilane und Tripropoxysilane.
[0007] Als Härtungsmittel für die Ester-härtenden Harze werden bei der Gashärtung niedrig
siedende und leicht hydrolysierbare Ester, insbesondere Ameisensäuremethylester, eingesetzt,
die Begasungszeit beträgt wenige Sekunden. Als Flüssighärter werden insbesondere Ester
der Essigsäure mit Polyalkoholen, wie Ethylenglykol oder Glycerin, verwendet. Die
Härtermenge des Flüssighärters beträgt ca. 15 bis 35 Gew. -%, bezogen auf das Harz.
Die Harzmenge beträgt üblicherweise 1,0 bis 3,0 Gew.-%, bezogen auf den Sand.
[0008] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Beispiele beschrieben. Das darin genannte
Harz 1 ist ein wäßrig-alkalisches Phenol-Formaldehyd-Polymeres mit einer Viskosität
von 190 cP bei 25°C, einem pH-Wert von 12,2 und einer Dichte von 1,29 g/cm³ bei 20°C.
Harz 2 ist ein wäßrig-alkalisches Phenol-Formaldehyd-Polymeres mit einer Viskosität
von 160 cP bei 25°C einem pH-Wert von 12,5 und einer Dichte von 1,22 g/cm³ bei 20°C.
Beispiel 1 (Gashärtung)
[0009] 2 kg Quarzsand H 31 werden in einem Planetenmischer vorgelegt und mit 25 g
Harz 1, dem das Silan zu unterschiedlichen Zeiten zugefügt war, ca. 3 Minuten intensiv vermischt.
Die Verarbeitung der fertigen Mischung erfolgte innerhalb von 30 Minuten durch Einbringen
in eine spezielle +GF+-Form und Verdichtung durch dreimaliges Rammen. Die +GF+-Form
besteht aus einem Stahlkörper der Maße 22 x 22 x 170 mm³ mit 4 eingearbeiteten Bodensieben
und einer Gaszuführung im fest aufsitzenden Deckel. Es wird 30 Sekunden mit Methylformiat,
das von einem Stickstoff-Gasstrom getragen wird, begast und 1 Minute mit Stickstoff
gespült. Dann wird entformt, nach unterschiedlichen Lagerzeiten der Prüfkörper bei
Normalbedingungen (50% relative Luftfeuchtigkeit, 23°C, NB) die Biegefestigkeit anhand
von 3 Prüfkörpern in einem +GF+-Biegeprüfgerät bestimmt und der Durchschnittswert
ermittelt. Die Streubreite der Einzelwerte ist sehr gering.
Tabelle 1
(Harz 1) |
Beispiel |
Silan |
Silanmenge [Gew.-%] |
Lagerzeit Silan/Harz-Mischung [Tage] |
Biegefestigkeit [N/cm²] nach |
|
|
|
|
1 Std. |
24 Std. |
1A1 |
kein Silan |
- |
|
10 |
10 |
1B1 |
3-Aminopropyltriethoxysilan |
0,25 |
1 |
85 |
100 |
1C1 |
3-Aminopropyltriethoxysilan, technische Qualität |
0,25 |
1 |
85 |
95 |
1D1 |
wäßriges Aminosilanhydrolysat, alkoholfrei (DYNASYLAN 1151/HÜLS AG) |
0,25 |
1 |
70 |
95 |
1E1 |
3-Glycidyloxypropyltrimethoxysilan |
0,25 |
1 |
90 |
110 |
1A2 |
kein Silan |
- |
|
10 |
10 |
1B2 |
3-Aminopropyltriethoxysilan |
0,25 |
40 |
60 |
90 |
1C2 |
3-Aminopropyltriethoxysilan, technische Qualität |
0,25 |
40 |
70 |
85 |
1D2 |
wäßriges Aminosilanhydrolysat, alkoholfrei (DYNASYLAN 1151/HÜLS AG) |
0,25 |
40 |
65 |
85 |
1E2 |
3-Glycidyloxypropyltrimethoxysilan |
0,25 |
40 |
85 |
110 |
[0010] Die Versuchsergebnisse belegen die haftverbessernde Wirkung des epoxyfunktionellen
Silans 3-Glycidyloxytrimethoxysilan im vergleich zu den gemäß dem Stand der Technik
eingesetzten Aminosilanen, insbesondere nach längerer Lagerzeit des Silans im Harz.
Beispiel 2 (Flüssigesterhärtung)
[0011] 2 kg Quarzsand H 31 werden in einem Planetenmischer vorgelegt und mit 40 g
Harz 2, dem 0,12 g Silan zu unterschiedlichen Zeiten zugefügt war, ca. 3 Minuten intensiv
vermischt. Anschließend erfolgt die Zugabe von 8 g Glycerintriacetat und nochmaliges
Mischen für einen Zeitraum von 3 Minuten. Die weitere Verarbeitung erfolgt innerhalb
von 30 Minuten. Die feuchte Sandmischung wird in eine 10-fach-Form aus Holz mit den
Maßen für die Probekörper von 22 x 22 x 170 mm³ gegeben und durch 10 Aufschläge auf
einem Schlaggerät verdichtet. Anschließend wird die überstehende Mischung abgezogen.
Nach ca. 60 Minuten werden die teilgehärteten Stäbe entformt. Die Messung der Biegefestigkeit
erfolgt nach unterschiedlichen Lagerzeiten der Prüfkörper bei Normalbedingungen (50%
relative Luftfeuchtigkeit, 23°C, NB) bzw. nach 24 Stunden Lagerung der Prüfkörper
bei Normalbedingungen und anschließender Lagerung von 3 Tagen bei 95% relativer Luftfeuchtigkeit
und 23°C (LF) anhand von 3 Prüfkörpern in einem +GF+-Biegeformgerät. Angegeben ist
der Durchschnittswert, wobei die Streubreite der Einzelwerte sehr gering ist.

[0012] Die Versuchsergebnisse belegen die haftverbessernde Wirkung der epoxyfunktionellen
Silane, insbesondere von 3-Glycidyloxypropyltriethoxysilan, im Vergleich zu den gemäß
dem Stand der Technik eingesetzten Aminosilanen, insbesondere nach längerer Lagerzeit
des Silans im Harz und bei hoher Feuchtigkeitsbelastung.