[0001] Die Erfindung betrifft einen Kältemittel-Turboverdichter, vorzugsweise radialer Bauart,
für die Verdichtung von Wasserdampf unter Vakuumbedingungen, der eine Vielzahl von
Schaufeln besitzt.
[0002] Auf der aus Umweltschutzgründen dringend erforderlichen Suche nach neuen Kältemitteln
ist Wasser eine beachtenswerte, bisher aber wenig genutzte Alternative. Der physikalische
Prozeß ist schon seit sehr langer Zeit bekannt. So hat z.B. der Schotte W. Cullen
im Jahre 1755 Wasser mit Hilfe einer Vakuumpumpe zum Verdampfen gebracht und damit
eine mechanische Kälteerzeugung realisiert.
[0003] Seit Jahrzehnten ist der Einsatz von Wasser als Kältemittel im Zusammenhang mit Absorptions-
und Dampfstrahlkälteanlagen bekannt. Ebenfalls sind seit langer Zeit Anlagen zur Brüdenverdichtung
bekannt, bei denen Wasserdampf zum Zweck der Heizdampfgewinnung vorwiegend durch Turbokompressoren
radialer Bauart verdichtet und damit auf ein höheres Energieniveau gehoben wird. Diese
Arbeitsmaschinen sind jedoch für Kälteanlagen mit dem Arbeitsstoff Wasser nicht wirtschaftlich
einsetzbar, da sich die Temperaturbereiche beider Einsatzfälle wesentlich unterscheiden.
Bei der Brüdenkompression liegen die Verdichteransaugtemperaturen im Bereich von ca.
80...120 °C. Bei Kälteanlagen mit Wasser als Kältemittel sind Ansaugtemperaturen zwischen
0...50 °C erforderlich. Diese Temperaturen werden zwar auch mit Dampfstrahlkälteanlagen
erreicht, jedoch mit geringerer Energieeffektivität als bei Kälteanlagen mit mechanischer
Verdichtung. Die Dichte des Wasserdampfes bei Kälteanlagen ist bis zu 3 Zehnerpotenzen
kleiner als die bei der Brüdenverdichtung und auch bei der Verdichtung von klassischen
Kältemitteln. Auf Grund der außerordentlich geringen Dichte des Wasserdampfes müssen
in Kälteanlagen sehr große Volumenströme gefördert werden. Zusätzlich sind verfahrenstechnisch
bedingt Druckverhältnisse von π∼5 erforderlich.
[0004] Verdrängerverdichter, wie z.B. bekannte Schraubenverdichter, erreichen zwar das erforderliche
Druckverhältnis, sind aber im maximalen Fördervolumenstrom stark begrenzt und wesentlich
zu teuer. Strömungsverdichter, z.B. Turboverdichter radialer Bauart, erreichen einstufig
für die Bedingungen von Kälteanlagen nicht das geforderte Druckverhältnis. Diese Verdichter
sind teuer, da sie fast immer für die Verdichtung von Gasen oder Dämpfen wesentlich
höherer Dichte (z.B. Luft) konzipiert und damit für vergleichsweise erheblich höhere
spezifische Antriebsleistungen ausgelegt wurden.
[0005] Die Schaufeln bekannter Radiallaufräder werden mit der Tragscheibe überlicherweise
durch Schweißen oder Nieten verbunden, wobei die Niete durch die Schaufel gesteckt
oder angefräst sein können. Mit großer Schaufelzahl und Schaufelbreite, dem für die
Wasserdampfverdichtung zutreffenden Fall, wachsen die Schwierigkeiten, weil der Strömungsquerschnitt
durch die Schaufeln versperrt, die Tragscheibe geschwächt und beim Schweißen das Gefüge
verändert wird.
[0006] Mechanisch hochbelastete Radialverdichterlaufräder (Grenzleistungslaufräder) werden
vorwiegend aus Stahl oder Duraluminium gegossen, geschmiedet und durch Fräsen bearbeitet
und bestehen somit aus einem Stück. Zur Erzielung eines stoßfreien Eintritts haben
sich das Umbiegen des Schaufeleintrittsbereiches in Umfangsrichtung oder die Verwendung
eines meist gegossenen Vorsatzläufers bewährt. Diese Vorsatzläufer bilden den Schaufeleintrittsbereich,
haben einen im Verhältnis zum Außendurchmesser kleinen Durchmesser und sind deshalb
vergleichsweise wenig mechanisch belastet. Die sich anschließende radiale Schaufel
(Radialfaserschaufel) ist hinsichtlich Festigkeit allen anderen überlegen. Sie wird
dort eingesetzt, wo bei großen Druckverhältnissen eine große statische Druckerhöhung
bei kleinsten Abmessungen und ohne besonders hohe Wirkungsgrade gefordert werden.
Ausgeführt werden Umfangsgeschwindigkeiten bis 600 m/s.
[0007] Der Einsatz von Faser-Verbundstoffen ist bei Laufrädern von Ventilatoren und von
Schaufeln von Axialventilatoren und Schiffspropellern bekannt. Diese Ausführungsformen
sind jedoch nur für Umfangsgeschwindigkeiten bis max. 100 m/s geeignet und kommen
deshalb für Grenzleistungsverdichter nicht in Frage.
[0008] Für die Wasserdampfverdichtung im kältetechnisch relevanten Temperatur- und Leistungsbereich
sind spezielle Turboverdichter erforderlich, die große Volumenströme bei hohen Druckverhältnissen
fördern können, eine hohe Energieeffektivität aufweisen und preislich gegenüber herkömmlichen
Kältemittelverdichtern konkurrenzfähig sind.
[0009] Bei Turboverdichtern radialer Bauart für Wasserdampfkältemaschinen großer Leistung
treten auf Grund der außerordentlich hohen Umfangsgeschwindigkeiten (im Bereich um
500 m/s) sehr hohe Zentrifugalkräfte auf. Diese sind für das Laufrad die Hauptbelastung,
da die Kräfte, die auf das Fördermedium übertragen werden müssen, vergleichsweise
niedrig sind.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, das Laufrad eines radialen Turboverdichters so zu gestalten,
daß bei der geringen Dichte des Fördermediums, vorzugsweise Wasserdampf, die notwendig
hohen Volumenströme bei den erforderlichen Druckverhältnissen gefördert werden können
und daß die sich aus den hohen Umfangsgeschwindigkeiten ergebenden Festigkeitsprobleme
effektiv gelöst werden.
[0011] Die Aufgabe der Erfindung wird durch die Merkmale der Patentansprüche gelöst. Dadurch
wird erreicht, daß Turboverdichter hergestellt werden können, die den o.g. technischen
Forderungen entsprechen. Durch die erreichbaren höheren Druckverhältnisse reichen
für alle kältetechnischen Anwendungsfälle mit Verdampfungstemperaturen ≧ 0 °C einstufige
bzw. max. zweistufige Turboverdichter radialer Bauart aus. Das führt neben der möglichen
Leichtbaukonstruktion zu einer wesentlichen Verbilligung des Verdichters gegenüber
herkömmlichen Konstruktionen, deren Laufräder aus Edelstahl oder auch Titan gefertigt
sind. In der Folge ergeben sich weitere Einsparungen dadurch, daß der Turboverdichter
direkt angetrieben werden kann und kein kostenaufwendiges Getriebe erforderlich ist.
[0012] An nachfolgenden Ausführungsbeispielen wird die Erfindung näher erläutert:
- Fig. 1
- zeigt den Axialschnitt eines erfindungsgemäßen Laufrades
- Fig. 2
- zeigt die axiale Ansicht einer Schaufel mit Laufradsegment
- Fig. 3
- zeigt eine weitere erfindungsgemäße Ausführungsform einer Schaufel mit axial und radial
angeordneten schaufeltragenden Elementen
Gemäß den Abbildungen sind die Schaufeln 1 mit Laufradsegmenten 2 verbunden, die nach
dem Zusammenfügen der Segmente die Tragscheibe des Laufrades bilden. In Fig. 1 ist
dargestellt, daß an den Laufradsegmenten 2 Ansätze 3 vorhanden sind, die der form-
und kraftschlüssigen Befestigung an den schaufeltragenden Elementen 4 dienen. Die
schaufeltragenden Elemente 4 sind in Fig. 1 als Tragringe ausgebildet.
[0013] Die Verbindungslinie zwischen der Schaufel 1 und dem Laufradsegment 2 ist, wie aus
Fig. 1 ersichtlich, rein radial, oder in Umfangsrichtung verschoben, wie in Fig. 2
dargestellt.
[0014] Die auf die Schaufeln 1 wirkenden Zentrifugalkräfte werden über die Ansätze 3 von
den Laufradsegmenten 2 auf die schaufeltragenden Elemente 4, 5 und auf die Nabe 6
übertragen. Die Verbindung des innenliegenden schaufeltragenden Elementes 4 mit der
Nabe 6 erfolgt ebenfalls kraft- und formschlüssig. Mit dem äußeren schaufeltragenden
Element 5 wird eine Justierung der Laufradsegmente 2 vorgenommen.
[0015] Das Verstärkungsmaterial aus Kohlenstoffasern ist in den Schaufeln 1 und den Laufradsegmenten
2 radial und in den schaufeltragenden Elementen 4 und 5 in Umfangsrichtung orientiert.
Die Ansätze 3 an den Laufradsegmenten 2 enthalten ebenfalls Verstärkungsmaterial.
[0016] In nicht dargestellter Weise können die Schaufeln 1 und die Laufradsegmente 2 in
Elemente unterteilt sein.
[0017] Fig. 3 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel eines radialen Kältemittelturboverdichters
im Axialschnitt. Die Schaufeln 1 sind mit den Laufradsegmenten 2 verbundenl. Die Laufradsegmente
2 haben Ansätze 3, über die sie kraft- und formschlüssig mit der Nabe 6 verbunden
sind. Die schaufeltragenden Elemente 4 sind zum Teil axial nebeneinander und zum Teil
radial übereinander angeordnet. Das Verstärkungsmaterial liegt in den Schaufeln 1
und in den Laufradsegmenten 2 der Beanspruchung entsprechend, vorzugsweise radial
und in den schaufeltragenden Elementen 4 in Umfangsrichtung. In den Ansätzen 3 und
in dem sich von der Nabe bis zum Laufradaußendurchmesser erstreckenden schaufeltragenden
Element sind die Fasern beanspruchungsgerecht sowohl radial als auch in Umfangsrichtung
orientiert.
[0018] In nicht dargestellter Weise können die Laufradsegmente 2 auch so unterteilt werden,
daß Elemente davon eine durchgehende Scheibe bilden.
1. Kältemittel-Turboverdichter, vorzugsweise radialer Bauart, für die Verdichtung von
Wasserdampf unter Vakuumbedingungen, der eine Vielzahl von Schaufeln besitzt, dadurch
gekennzeichnet, daß das Laufrad aus Schaufeln bzw. Schaufelelementen, Laufradsegmenten,
schaufeltragenden Elementen und der Nabe zusammengesetzt ist und daß diese Teile in
ihrer Gesamtheit oder einzeln aus polymeren Verbundmaterial, dessen Verstärkungsmaterialien
vorzugsweise Kohlenstoffasern sind, bestehen und daß die sich radial erstreckenden
Elemente einzeln mit der Nabe verbunden sind.
2. Kältemittel-Turboverdichter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in den Teilen
das Verstärkungsmaterial, vorzugsweise Kohlenstoffasern, beanspruchungsgerecht im
Verbundwerkstoff eingebettet ist.
3. Kältemittel-Turboverdichter nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Verstärkungsmaterial an den Verbindungsstellen zum Zwecke des Verbindens aus dem Verbundwerkstoff
herausragt.
4. Kältemittel-Turboverdichter nach Anspruch 1, 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß
im Fußbereich der Schaufeln Einlegeteile zur Herstellung einer formschlüssigen Verbindung
zwischen Schaufel und Nabe vorhanden sind, um die das Verstärkungsmaterial herumgelegt
wird.
5. Kältemittel-Turboverdichter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das radial
geführte Verstärkungsmaterial einer Schaufel oder eines Laufradsegmentes ohne Unterbrechung
zum jeweils gegenüber liegenden Bauteil geführt wird.
6. Kältemittel-Turboverdichter nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern
des Verstärkungsmaterials im Bereich der Drehachse gekreuzt sind.
7. Kältemittel-Turboverdichter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als schaufeltragende
Elemente ein oder mehrere Ringe axial und/oder radial angeordnet sind, mit denen die
Schaufeln bzw. Schaufelelemente und Laufradsegmente befestigt werden.
8. Verfahren zur Verbindung der Schaufeln bzw. Laufradsegmente mit der Nabe, gekennzeichnet
durch folgende Verfahrensschritte
- Laminieren und Aushärten der Bauteile des Laufrades in der Weise, daß an den jeweiligen
Verbindungsstellen Fasern des Vertstärkungsmaterials herausragen
- Zusammenfügen der vorgefertigten Bauteile derart, daß sich die herausragenden Fasern
an den Verbindungsstellen mit dem Verstärkungsmaterial der Nabe kreuzen
- Aushärten des Laminates der Nabe zusammen mit den Fasern des Schaufelfußes.