[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Richtmaschine für strang- oder bandförmiges Richtgut
mit Dicken- und Durchmessertoleranzen, verdrallten Ovalitäten, Profilen und Rippen.
[0002] Walzdrähte, -stäbe oder -stangen weisen bekanntermaßen herstellungsbedingt Maßtoleranzen,
Ovalitäten und Längsrippen auf. Beim Wickeln des Materials entstehen durch Einwirkung
einer von der Drehrichtung der Wickelmaschine abhängigen Drehung auf das Material
Verdrehungen, die beim Abwickeln erhalten bleiben oder sich noch verstärken.
[0003] Während des Richtens führen Querschnittsunterschiede und Verdrehungen dazu, daß das
Richtgut aufgrund seiner strukturellen Abweichungen - der effektive Durchmesser kann
bis zu maximal 20% abweichen - Restkrümmungen aufweist und nicht zufriedenstellend
gerichtet ist. Diese Restkrümmung ist dadurch bedingt, daß die Längsachse des durchlaufenden
Richtgutes bei jeder Durchmesserabweichung an den Richtrollen eine andere Auslenkung
erfährt, die mit einer Winkeländerung gegenüber der Horizontalen (Richtungs-änderung)
verbunden ist.
[0004] Werden beim Richten Richtflügel eingesetzt, erhöht sich zwar die Richtqualität. Richtflügel
sind jedoch teuer, unterliegen einem starken Verschleiß und können bei profiliertem
Draht zu einer Oberflächenbeschädigung führen.
[0005] Der mangelnden Richtqualität begegnet man durch Wärmebehandlung aus der Walzhitze
oder durch Kaltumformung des warmgewalzten Ausgangserzeugnisses. Mit beiden Maßnahmen
erhöht sich die Streckgrenze, wodurch bei einer Biegung der plastische Anteil der
Verformung gegenüber dem elastischen Anteil klein wird und Durchmesserschwankungen
sich beim Fertigdraht nur noch minimal auswirken. Solcherart zusätzliche Maßnahmen
verteuern jedoch das Produkt.
[0006] Um die beschriebenen Mängel zu beseitigen und eine gute Richtqualität zu erhalten,
wurden verschiedene Möglichkeiten vorgeschlagen.
[0007] Ein System von Rollen wird in der US-Patentschrift 299 615 beschrieben, die spiralförmig
um die Drahtachse angeordnet sind und um diese rotieren. Der Aufwand für eine solche
Anordnung ist sehr hoch, und eine Drahtbeschädigung infolge der Werkzeugrotation ist
nicht zu vermeiden.
[0008] Die US-Patentschrift 2 084 746 stellt den Versuch der Drallunterdrückung durch ein
exaktes Führen mit besonders geformten Rollen vor. Dieses Verfahren kann nur bei Stabmaterial
funktionieren, da hier ein freies Ende vorliegt, das sich unbehindert ausdrehen kann.
[0009] Die europäische Patentschrift 0 194 478 beschreibt eine Richtvorrichtung mit einer
Vielzahl voneinander getrennter Richtrollengruppen in verschiedenen definierten Ebenen
zur Unterdrückung des Dralls. Diese Vorrichtung besitzt einen sehr komplizierten Aufbau
und ist schwer einstellbar, so daß eine gute und konstante Richtqualität nicht gesichert
ist.
[0010] Die europäische Patentschrift 0 269 157 betrifft eine Gegendrehmaschine zum Richten
von Profilen mit nicht homogenem Querschnitt, bei der das Richten zur Drallunterdrückung
auf einem Sinusweg mit wenigstens einer Zugeinheit sowie einer winklig angeordneten
Endbearbeitungsstufe erfolgt. Die zueinander versetzt angeordneten oberen und unteren
Rollen sind ortsfest und können einstellbar angeordnet sein.
[0011] Auch dieses System erfordert einen hohen Aufwand hinsichtlich des Einrichtens, der
Einstellung und der Wartung einer Vielzahl von Richtstationen.
[0012] In der europäischen Offenlegungsschrift 0 379 028 ist eine in zwei Ebenen verstellbare
Korrekturrolle beschrieben, die in Verbindung mit einem den Draht fixierenden Rollenpaar
arbeitet. Nach dem Richten im Richtrollensatz soll die Korrekturrolle die noch vorhandene
Restkrümmung korrigieren. Das Verstellen der Korrekturrolle in der Horizontalen kann
jedoch zu Drahtbeschädigungen führen.
[0013] Die europäische Offenlegungsschrift 0 446 648 beschreibt eine Anlage zum Rollenrichten
und Linearisieren von Stäben mit Drallunterdrückung; sie besitzt eingangsseitig eines
jeden Richtblockes je ein Paar einander gegenüberliegender Treib-Rollen, von denen
eine federnd und die andere angetrieben und ortsfest gelagert ist, um unabhängig von
Durchmesserschwankungen die erforderliche Antriebskraft übertragen zu können.
[0014] Das Richten erfolgt mit zwei Richtsätzen in einer Ebene. Die einstellbaren Rollen
beider Richtsätze sind in zwei Ebenen anstellbar. Im ersten Richtsatz wird in einer
Geraden gerichtet, im zweiten Richtsatz bogenförmig, um Verdrehungen zu unterbinden.
Hinter dem zweiten Richtsatz befindet sich eine in zwei Ebenen einstellbare Korrekturrolle
in Verbindung mit einem Rollenpaar zum Fixieren des Drahtes. Das Verstellen der Richtrollen
und der Korrekturrolle in der Horizontalen kann je nach Einstellbetrag zu Drahtbeschädigungen
führen.
[0015] Die deutsche Patentschrift 32 26 665 betrifft ein Drahtrichtwerk, bei dem die Richtrollen
an einzelnen Lagerblöcken in zwei im wesentlichen parallelen Ebenen gelagert sind.
Jeder Lagerblock für die Richtrollen mindestens einer Ebene ist mittels einer Schraube
senkrecht zum Drahtverlauf verstellbar und wird von einer sich abstützenden Feder
in Anlage an der Schraube gehalten. Auf diese Weise wird jede Richtrolle unabhängig
von den anderen spielfrei gegen den Draht angestellt.
[0016] Die Nachteile der zuletzt genannten Richtsysteme bestehen in einem sehr hohen technischen
Aufwand mit einer Vielzahl von Rollenrichtgestellen, die ein kompliziertes Einstellen
und Aufeinanderabstimmen erfordern. Darüber hinaus ist bei Verwendung der Korrekturrolle
das Richtgut nur in der radialen Ebene schonend bearbeitbar, während es bei Verstellungen
in der axialen Ebene zu Drahtbeschädigungen kommen kann.
[0017] Der Erfindung liegt daher das Problem zugrunde, strang- oder bandförmiges Richtgut
mit Durchmessertoleranzen, verdrallten Ovalitäten, Profilen und Rippen ohne Nachbehandlung
materialschonend und mit guter Qualität in einer oder mehreren Ebenen unter vertretbarem
maschinenbautechnischen Aufwand zu richten.
[0018] Die Lösung dieses Problems besteht in einer Richtmaschine mit einem vor dem letzten
Richtwerkzeug angeordneten selbstregelnden Richtsystem in Gestalt eines Richtwerkzeugpaars
aus einem festen und einem beweglichen Richtwerkzeug in einander gegenüberliegender
Anordnung. Das bewegliche Richtwerkzeug ist mit einer Kraft beaufschlagt und stützt
sich an dem gegenüberliegenden festen Richtwerkzeug (Stützrolle) über das Richtgut
ab.
[0019] Auf diese Weise liegt das Richtgut stets am festen Richtwerkzeug an und werden Durchmesseränderungen
von dem beweglichen Richtwerkzeug aufgefangen. Das Richtgut verbleibt in der Führungslinie,
geführt durch das feste Richtwerkzeug, und Restkrümmungen infolge durchmesserbedingter
größerer oder verringerter Biegewinkel entfallen. Wegen des festen Richtwerkzeugs
verstellt sich das bewegliche Richtwerkzeug immer um den Betrag, um den sich der Durchmesser
ändert. Das bewegliche Richtwerkzeug wirkt somit als selbstregelndes Richtwerkzeug;
es nimmt die Durchmesserabweichungen auf und gewährleistet, daß die am festen Richtwerkzeug
anliegend durchlaufende Mantellinie des Richtguts stets ihre Lage im Raum beibehält.
[0020] Die auf das bewegliche Werkzeug wirkende Kraft muß größer sein als die für das Richtgut
erforderliche Biegekraft und kleiner als die Kraft, die den Richtgutwerkstoff zwischen
den Richtwerkzeugen zum Fließen bringt.
[0021] Das Richten mit dem erfindungsgemäßen Richtwerkzeugpaar kann in jeder üblichen Richtmaschine
in einer oder mehreren Ebenen - auch mehrfach - erfolgen. So kann jedes obere oder
untere Richtwerkzeug einer Richtmaschine Bestandteil des erfindungsgemäßen Richtwerkzeugpaares
sein.
[0022] Eine Richtmaschine kann auch mehrere erfindungsgemäße Richtwerkzeugpaare besitzen;
ein solches ist jedoch zumindest vor dem letzten Werkzeug, d.h. vor dem Auslaufrichtwerkzeug
angeordnet.
[0023] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
des näheren erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- die Richtverhältnisse ohne ein erfindungsgemäßes Richtrollenpaar bei einem Durchmesserplus
von 20%,
- Fig. 2
- ein erfindungsgemäßes Rollenpaar,
- Fig. 3
- die Richtverhältnisse bei einer Durchmesserabweichung von plus 20% und
- Fig. 4
- die Richtverhältnisse bei einer Durchmesserabweichung von minus 20%.
[0024] Übliche Richtmaschinen bestehen aus mehreren, jeweils in einer Ebene gegeneinander
versetzten Rollen 1 bis 3 (Fig. 1), deren ortsfeste, wenn auch verstellbare Achsen
4 bis 6 an den Ecken eines üblicherweise gleichseitigen Dreiecks, mithin gegeneinander
versetzt bzw. auf Lücke angeordnet sind. Jede Durchmesserabweichung eines durchlaufenden
Drahtes 7 führt zu einer entsprechenden Änderung der Auslenkung des Drahtes an den
Richtrollen mit von Rolle zu Rolle wechselnder Richtung.
[0025] Bei einer Richtmaschine (Fig. 2) mit erfindungsgemäßen Richtrollensätzen ist gegenüber
einer Losrolle 8 eine Festrolle 9 angeordnet. Während die der Festrolle 9 benachbarten
Richtrollen 1 und 3 sich zwar in Abhängigkeit vom Nenndurchmesser des Drahtes an-
bzw. einstellen lassen, im Betrieb jedoch eine ortsfeste Achse besitzen, ist die Losrolle
8 beweglich gelagert und mit einer Kraft F, beispielsweise einer Feder 10 beaufschlagt.
Die Losrolle gewährleistet, daß der durchlaufende Draht stets in Berührung mit der
Festrolle bleibt und seine obere Mantellinie trotz etwaiger Durchmesserabweichungen
eine stets raumfeste Lage einnimmt und so der in Durchlaufrichtung nächsten Richtrolle
3 zugeführt wird. Beträgt der Durchmesser d des Richtgutes 10 mm, ergeben sich die
Biegewinkel α mit 6,3°, die Durchbiegung D mit 5 mm (2 x 5 mm = 10 mm) und der Auslaufwinkel
β mit 0°. Der Draht ist gerade gerichtet.
[0026] Bei einem Durchmesseranstieg um 20% von 10 mm auf 12 mm ergeben sich die Richtverhältnisse
entsprechend Fig. 3. Die Losrolle 8, die sich mit der Kraft F am Richtgut 7 bzw. an
der Festrolle 9 abstützt, nimmt die Durchmesservergrößerung des Richtguts auf, d.h.
sie weicht aus ihrer gestrichelt gezeichneten ursprünglichen Lage um den Durchmesserzuwachs
von 20% nach unten aus und stellt sich damit auf eine neue Richtposition ein.
[0027] Verringert sich der Durchmesser des Richtguts um 20% von 10 mm auf 8 mm, stellt sich
gemäß Fig. 4 die Losrolle 8 selbständig auf ihre neue Richtposition ein, indem sie
sich infolge der beaufschlagenden Kraft F um das Durchmesserminus aus der gestrichelt
dargestellten Ursprungslage nach oben in Richtung der gegenüberliegenden Festrolle
9 bewegt.
[0028] Unabhängig von dem sich verändernden Durchmesser d des Richtgutes 7 bleiben die Biegewinkel
α mit 6,3°, die Durchbiegung D mit 5 mm (2 x 5 mm = 10 mm) und der Auslaufwinkel β
mit 0° konstant, wie in den Fig. 3 und 4 veranschaulicht.
[0029] Aus Fig. 1 ergeben sich demgegenüber die Richtverhältnisse ohne das erfindungsgemäße
Rollenpaar aus Festrolle 9 und sich dagegen abstützender Losrolle 8 beispielsweise
bei einem Durchmesseranstieg um 20% auf 12 mm. Es verändern sich die Werte für die
Biegewinkel α auf 7,6°, die Durchbiegung D auf 6 mm (2 x 6 mm = 12 mm) und den Auslaufwinkel
β auf 1,3°. Der Werkstoff weist eine deutliche Restkrümmung nach unten auf.
[0030] Das erfindungsgemäße selbstregelnde System aus Festrolle und gegenüberliegender beweglich
gelagerter kraftbeaufschlagter Losrolle gewährleistet durch das Konstanthalten der
Biegewinkel, der Durchbiegung und des Auslaufwinkels den Sollzustand bei Durchmesserschwankungen
unter gleichzeitiger materialschonender Behandlung des Richtgutes. Das erfindungsgemäße
Rollenpaar bewirkt, daß die Längsachse des Drahtes auch bei Durchmesserabweichungen
stets ihren Winkel mit der Horizontalen beibehält und nicht wie bei einer herkömmlichen
Rollenanordnung (vgl. Fig. 1) eine Auslenkung nach der einen oder der anderen Richtung
erfährt.
1. Richtmaschine für strang- oder bandförmiges Richtgut mit
- einem vor dem letzten Richtwerkzeug (3) angeordneten selbstregelnden Richtsystem
aus
- einem festen Richtwerkzeug (9) und
- einem gegenüberliegenden, beweglichen Richtwerkzeug (8).
2. Richtmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das feste Richtwerkzeug (9) zwischen zwei festen Richtwerkzeugen (1, 3) angeordnet
ist.
3. Richtmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den Richtwerkzeugen weitere Richtsysteme (8, 9) angeordnet sind.