[0001] Die Erfindung betrifft alkalisch-cyanidische Bäder zur galvanischen Abscheidung blanker
bis glänzender, eingeebneter Kupfer-Zinn-Legierungsüberzüge, die 1 bis 60 g/l Kupfer
in Form von Kupfer(I)-cyanid, 1 bis 50 g/l Zinn in Form von Alkalistannat, 0 bis 10
g/l Zink in Form von Zinkcyanid, 0,1 bis 200 g/l eines oder mehrerer Komplexbildner,
1 bis 100 g/l freies Alkalicyanid, 1 bis 50 g/l freies Alkalihydroxid, 0 bis 50 g/l
Alkalicarbonat, 0,01 bis 5 g/l Glanzmittel und 0 bis 100 mg/l Blei als Blei(II)-acetat
oder Blei(II)-sulfonat enthalten.
[0002] In der dekorativen Oberflächentechnik benötigt man Bäder, die die Oberfläche der
Unterlage gleichmäßig und konturengetreu beschichten und eventuelle Unebenheiten des
Substrats ausgleichen (Einebnung). Außerdem müssen sie wahlweise einen matten, seidenmatten
oder brillanten Glanz erzeugen. Diese Anforderungen werden vor allem von galvanischen
Nickelbädern erfüllt, sowohl für die Abscheidung von Nickelschichten als Endauflage
als auch als Unterbau vor einer anschließenden Beschichtung mit Edelmetallen. Nachteilig
ist allerdings, daß Nickel auf einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung allergisierend
wirkt.
[0003] Es ist seit vielen Jahren bekannt, Kupfer-Zinn-Überzüge aus galvanischen Bädern abzuscheiden.
Insbesondere verwendet man Überzüge, die 45 bis 60 % Kupfer enthalten, da diese einen
hellen Silberglanz besitzen und nicht zum Anlaufen neigen, oder auch Überzüge, die
75 bis 85 % Kupfer aufweisen, da diese eine gelbe bis goldgelbe Farbe besitzen.
[0004] Erstere finden daher Verwendung in der dekorativen Galvanotechnik als Ersatz für
beispielsweise Silber, Nickel, Chrom oder Aluminium. Wegen ihrer sehr guten Löteigenschaften,
ihrer Abriebbeständigkeit, ihres Korrosionswiderstandes und ihres niedrigen elektrischen
Übergangswiderstandes finden Kupfer-Zinn-Überzüge aber auch steigende technische Anwendung
auf anderen Gebieten.
[0005] Letztere finden vorwiegend in der dekorativen Galvanotechnik Verwendung als Ersatz
für Messing und als Unterschicht vor einer galvanischen Vergoldung. Schichten aus
Kupfer-Zinn-Legierungen bewirken keine bekannten Allergien auf der menschlichen Haut.
[0006] Kupfer-Zinn-Legierungen werden überwiegend aus alkalischen, cyanidhaltigen Elektrolyten
abgeschieden, die Kupfer als Kupfer(I)-cyanid und Zinn als Natriumstannat enthalten.
Andere Elektrolyte enthalten Phosphat und/oder Polyphosphat als Komplexbildner und
außerdem Kolloide, wie z.B. Polypeptide als Glanzzusätze (DE-PS 860 300). Diese bekannten
Bäder müssen bei hohen, konstanten Temperaturen (65
o C und höher) betrieben werden, um gleichmäßige Schichten konstanter Zusammensetzung
zu erhalten. Das Arbeiten mit diesen Bädern ist daher schwierig und umständlich.
[0007] Die Kupfer-Zinnbäder können auch Zinksalze enthalten, wodurch einige Prozente Zink
mit abgeschieden werden.
[0008] Es sind neuerdings Kupfer-Zinn-Legierungsbäder bekanntgeworden (DE-PS 33 39 541),
die neben Kupfercyanid, Alkalistannat, Phosphaten, freiem Alkalicyanid und freiem
Alkalihydroxid als Komplexbildner noch organische Substanzen in Form von Fettsäure-imido-alkyl-dialkyl-aminoxide,
Fettsäure-amido-alkyl-dialkylamin-betaine und/oder äthoxylierte Naphthole und als
Glanzbildner Polyäthylendiamine, Benzaldehyde, Äthinole und/oder Benzylpyridincarboxylate
enthalten. Auch diese Bäder bedürfen einer Überwachung des freien Cyanid- und Hydroxidgehaltes.
Außerdem wirken sie nur schwach einebnend. Das gleiche gilt für Kupfer-Zinn-Legierungsbäder,
die als Komplexbildner 3 bis 12 g/l Monosaccharide enthalten (Pat. Abstr. of Japan,
C-122 Sept. 2, 1982, Vol. 6/No. 169, Jp 57-82492).
[0009] Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, cyanidisch-alkalische Bäder zur
galvanischen Abscheidung von Kupfer-Zinn-Legierungsüberzügen gemäß Oberbegriff von
Anspruch 1 zu entwickeln, die einebnend wirken und bei denen die Überzugszusammensetzung
weniger stark von Schwankungen der Badbestandteile abhängig ist. Außerdem sollten
die Schichten glänzend sein.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Bäder als Komplexbildner
Oligosaccharide und/oder Polysaccharide in Mengen von 1 bis 200 g/l und zusätzlich
noch 0,01 bis 5 g/l eines oder mehrere Glanzmittel enthalten, ausgewählt aus einer
oder mehrerer der folgenden Gruppen:
a) Alkensulfonate der allgemeinen Formel
R-CH=CH-(CH₂)n-SO₃Na
und deren Derivate, worin
R=H, CH₃, C₂H₅, C₃H₇, C₂H₃ oder C₆H₅ und n = 0 bis 5 bedeutet.
b) Alkinsulfonate der allgemeinen Formel
R-(CH₂)m-C≡C-(CH₂)n-SO₃Na
und deren Derivate, worin
R=H, CH₃, C₂H₅, C₃H₇ oder C₆H₅,
m = 0 bis 5 und
n = 0 bis 5 bedeutet.
c) Pyridiniumverbindungen der allgemeinen Formel

und deren Derivate, worin
R=H, CHO, C₂H₃O, CONH₂, C₂H₃ oder C₆H₅-CH₂ und
n = 1 bis 5 bedeutet,
wobei R in ortho-, meta- oder para-Stellung auftreten kann.
d) Schwefelhaltige Propansulfonate der allgemeinen Formel
R-(CH₂)₃-SO₃-
und deren Derivate, worin
R = -OH
-NH-C-(CH₂OH)₃

-S-S-(CH₂)₃-SO₃-
-S-S-CH₂-O-C₂H₅
-S-S-CH₂-N-(CH₃)₂

und

bedeutet.
[0011] Besonders bewährt haben sich Oligosaccharide auf Pentose- und Hexose-Basis.
[0012] Vorzugsweise enthalten die Bäder 50 bis 150 g/l dieser Oligosaccharide.
[0013] Bäder dieser Zusammensetzung sind wenig empfindlich gegen Schwankungen im Hydroxid-
und Cyanidgehalt. Die aus solchen Bädern abgeschiedenen Überzüge sind blank und glänzend.
Außerdem ist der zur Erzielung gleichmäßiger Schichten anwendbare Stromdichtebereich
mit 1 bis 3 A/dm² relativ gering. Vorzugsweise enthalten die Bäder 0,5 bis 1,5 g/l
dieser Glanzmittel.
[0014] Als Glanzmittel haben sich aus der Gruppe a) z.B. Allylsufonat, Vinylsulfonat, aus
der Gruppe b) Propinsulfonat und Butinsulfonat, aus der Gruppe c) 1-(3-sulfopropyl)-2-vinyl-Pyridinium-betain,
4-Methyl-1-(3-sulfopropyl)-Pyridinium-betain, 4-Benzyl-1-(3-sulfopropyl)-pyridinium-betain,
und aus der Gruppe d) S-Isothiuronium-3-Propansulfonat, o-Ethyl-dithiokohlensäure-(3-sulfopropyl)-ester
Kaliumsalz bewährt.
[0015] Die Bäder sind weniger abhängig von Schwankungen der Badbestandteile. Die Überzüge
lösen keine bekannten Allergien aus und können daher auch Nickelüberzüge ersetzen.
[0016] Die erfindungsgemäßen Bäder können mit unlöslichen Anoden betrieben werden, wie z.B.
mit Graphitanoden.
[0017] Die Betriebstemperaturen liegen bei 40 bis 62
o C, die Stromdichten zwischen 0,1 und 5.0 A/dm² und die pH-Werte zwischen 11 und 13.
[0018] Bewährt haben sich Bäder, die 5 bis 25 g/l Kupfer in Form von Kupfer(I)-cyanid. 5
bis 40 g/l Zinn in Form von Natriumstannat, 50-150 g/l Komplexbildner, 20 bis 60 g/l
freies Alkalicyanid, 2 bis 40 g/l freies Alkalihydroxid, 0,2 bis 1,5 g/l Glanzmittel
und eventuell 1 bis 100 mg/l Blei als Blei(II)-acetat enthalten.
[0019] Neben den erfindungsgemäßen Komplexbildnern können die Kupfer-Zinnbäder zusätzlich
noch bekannte Komplexbildner, wie Phosphate, Hydroxicarbonsäuren, Aminocarbonsäuren
oder Polyoxicarbonsäuren enthalten.
[0020] Folgende Beispiele sollen die erfindungsgemäßen Bäder näher erläutern:
1. Aus einem Bad mit 12 g/l Kupfer(I)-cyanid, 50 g/l Natriumstannat, 20 g/l Kaliumnatriumtartrat,
20 g/l Lactose, 50 g/l freies Kaliumcyanid, 5 g/l Kaliumhydroxid, 0,5 g/l Propansulfonsaures
Natrium und 18 mg/l Blei(II)-acetat werden bei einer Temperatur von 58o C und einer Stromdichte von 1,5 A/dm² mit >70 % Stromausbeute in 10 Minuten 4 µm
starke, weiße, glänzende Überzüge erhalten, die 55 % Kupfer enthalten und nicht anlaufen.
2. Aus einem Bad mit 12 g/l Kupfer(I)-cyanid, 100 g/l Natriumstannat, 20 g/l Kaliumnatriumtartrat,
20 g/l Lactose, 50 g/l freies Kaliumcyanid, 30 g/l freies Kaliumhydroxid, 0,5 g/l
Propansulfonsaures Natrium und 18 mg/l Blei(II)-acetat werden bei einer Temperatur
von 58o C und einer Stromdichte von 0,5 A/dm² mit >70% Stromausbeute in 30 Minuten 4 µm starke,
weiße, glänzende Überzüge erhalten, die 55 % Kupfer enthalten und nicht anlaufen.
3. Aus einem Bad mit 17,5 g/l Kupfer(I)-cyanid, 36 g/l Natriumstannat, 2 g/l Zinkoxid,
20 g/l Kaliumnatriumtartrat, 20 g/l Lactose, 20 g/l Dextrin, 50 g/l freies Kaliumcyanid,
10 g/l freies Kaliumhydroxid 0,5 g/l Propansulfonsaures Natrium, 0,2 g/l 4-Benzyl-1-(3-sulfopropyl)-pyridinium-betain
und 18 mg/l Blei(II)-acetat werden bei einer Temperatur von 55o C und einer Stromdichte von 1 A/dm² mit > 70% Stromausbeute in 10 Minuten 3 µm starke,
weiße, hochglänzende Überzüge erhalten, die 55 % Kupfer, 42 % Zinn, 2,9 % Zink und
0,1 % Blei enthalten und nicht anlaufen.
4. Aus einem Bad mit 14,1 g/l Kupfer(I)-cyanid, 50 g/l Natriumstannat, 20 g/l Kaliumnatriumtartrat,
20 g/l Lactose, 0,5 g/l lösliche Stärke, 35 g/l freies Kaliumcyanid, 25 g/l freies
Kaliumhydroxid und 1 g/l Allylsulfonsaures Natrium werden bei einer Temperatur von
50o C und einer Stromdichte von 3 A/dm² mit >70 % Stromausbeute in 10 Minuten 4 µm starke,
gelbe, hochglänzende und eingeebnete Überzüge erhalten, die 80 % Kupfer enthalten.
5. Aus einem Bad mit 17,5 g/l Kupfer(I)-cyanid, 36 g/l Natriumstannat, 2 g/l Zinkcyanid,
20 g/l Kaliumnatriumtartrat, 20 g/l Maltose, 1 g/l lösliche Stärke, 35 g/l freies
Kaliumcyanid, 5 g/l freies Kaliumhydroxid, 1 g/l Vinylsulfonsaures Natrium, 0,5 g/l
4-Benzyl-1-(3-sulfopropyl)-pyridinium-betain und 30 mg/l Blei(II)-acetat werden bei
einer Temperatur von 55o C und einer Stromdichte von 3 A/dm² mit >70 % Stromausbeute in 20 Minuten 12 µm starke,
gelbe, hochglänzende und eingeebnete Überzüge erhalten, die 80 % Kupfer, 17 % Zinn,
2,5 % Zink und 0,5 % Blei enthalten.
6. Aus einem Bad mit 30 g/l Kupfer(I)-cyanid, 36 g/l Natriumstannat, 2 g/l Zinkcyanid,
20 g/l Kaliumnatriumtartrat, 20 g/l Maltose, 1 g/l lösliche Stärke, 35 g/l freies
Kaliumcyanid, 5 g/l freies Kaliumhydroxid, 1 g/l Vinylsulfonsaures Natrium, 0,5 g/l
4-Benzyl-1-(3-sulfopropyl)-pyridinium-betain und 30 gm/l Blei(II)-acetat werden bei
einer Temperatur von 55o C und einer Stromdichte von 0,5 A/dm² mit >70 % Stromausbeute in 50 Minuten um starke,
gelbe, hochglänzende und eineebnete Überzüge erhalten, die 80 % Kupfer, 17 % Zinn,
2,5 % Zink und 0,5 % Blei enthalten.
1. Alkalisch-cyanidische Bäder zur galvanischen Abscheidung blanker bis glänzender, eingeebneter
Kupfer-Zinn-Legierungsüberzüge, die 1 bis 60 g/l Kupfer in Form von Kupfer(I)-cyanid,
1 bis 50 g/l Zinn in Form von Alkalistannat, 0 bis 10 g/l Zink in Form von Zinkcyanid,
0,1 bis 200 g/l eines oder mehrerer Komplexbildner, 1 bis 100 g/l freies Alkalicyanid,
1 bis 50 g/l freies Alkalihydroxid und 0 bis 50 g/l Alkalicarbonat, 0 bis 100 mg/l
Blei als Blei(II)-acetat oder Blei(II)-sulfonat enthalten,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Komplexbildner Oligosaccharide und/oder Polysaccharide in Mengen von 1
bis 200 g/l und zusätzlich 0,01 bis 5 g/l eines oder mehrere Glanzmittel enthalten,
ausgewählt aus den folgenden Gruppen
a) Alkensulfonate der allgemeinen Formel
R-CH=CH-(CH₂)n-SO₃Na
und deren Derivate, worin
R=H, CH₃, C₂H₅, C₃H₇, C₂H₃ oder C₆H₅ und n = 0 bis 5 bedeutet.
b) Alkinsulfonate der allgemeinen Formel
R-(CH₂)m-C≡C-(CH₂)n-SO₃Na
und deren Derivate, worin
R=H, CH₃, C₂H₅, C₃H₇ oder C₆H₅,
m = 0 bis 5 und
n = 0 bis 5 bedeutet.
c) Pyridiniumverbindungen der allgemeinen Formel

und deren Derivate, worin
R=H, CHO, C₂H₃O, CH₃, CONH₂, C₂H₃ oder C₆H₅, CH₂ und
n = 1 bis 5 bedeutet,
wobei R in ortho-, meta- oder para-Stellung auftreten kann.
d) Schwefelhaltige Propansulfonate der allgemeinen Formel
R-(CH₂)₃-SO₃-
und deren Derivate, worin
R = -OH
-NH-C-(CH₂OH)₃

-S-S-(CH₂)₃-SO₃-
-S-S-CH₂-O-C₂H₅
-S-S-CH₂-N-(CH₃)₂

und

bedeutet.
2. Alkalisch-cyanidische Bäder nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie Oligosaccharide auf Pentose- und Hexosebasis enthalten.
3. Alkalisch-cyanidische Bäder nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie 50 bis 150 g/l dieser Oligosaccharide enthalten.
4. Alkalisch-cyanidische Bäder nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie 0,5 bis 1,5 g/l dieser Glanzmittel enthalten.