[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Tensidsystem, das die Entfernung von Silikonöl
enthaltenden Avivagen von textilen Substraten in einem wäßrigen halogenkohlenwasserstofffreiem
Medium ermöglicht.
[0002] Nach der derzeit ausgeübten Weise wird die Entfernung der Silikonöle in der sogenannten
''chemischen Reinigung'' vorgenommen. Hierbei wird das Öl mit Hilfe von organischen
Lösemitteln, die in der Regel Halogenkohlenwasserstoffe enthalten, vom textilen Substrat
abgelöst.
[0003] Die drastische Einschränkung des Einsatzes von Halogenkohlenwasserstoffen wird aus
ökologischen Gründen zunehmend auf nationaler und auf internationaler Ebene gefordert
und verfolgt.
[0004] Deshalb sucht man nach alternativen Reinigungsmethoden, die die Chemischreinigung
ersetzen können. Dies gilt im besonderen auch für Mischfasersubstrate, die einen Anteil
an Elasthanfaser enthalten. Die Avivage der Elasthanfaser besteht in der Regel zum
großen Anteil aus Polyalkylsiloxanölen, die sich in ausreichendem Maß bisher nur durch
die Chemischreinigung entfernen lassen. Versucht man mit anionischen bzw. anionisch/nichtionischen
oder auch rein nichtionischen Tensidsystemen, wie sie bei der Vorbehandlung von Textilien
dem Stand der Technik entsprechen, eine Reinigung im wäßrigen Medium durchzuführen,
so erzielt man nur eine unzureichende Silikonölentfernung. Dadurch kommt es zum Auftreten
von Silikonflecken auf dem behandelten Textil. Das auf dem Textil verbliebene Silikonöl
manifestiert sich im nachfolgenden Färbeprozeß durch Unegalität und Fleckigkeit der
Färbung (vgl. Textilveredlung 5, Nr. 2 (1970), 122 ff. und Chemiefasern - Text. Ind.
17, Nr. 1 (1967), 47-51).
[0005] Man hat nun gefunden, daß ein effektives Ablösen der Silikonavivagen möglich ist
und fleckige Abscheidungen von Silikonöl nicht auftreten, wenn mit Zubereitungen der
unten angeführten Zusammensetzung gewaschen wird.
[0006] Die vorliegende Erfindung betrifft nun Zusammensetzungen enthaltend
(1.) 1 bis 99 Gew.-% eines Tensids mit kationischen, vom Aminostickstoff abgeleiteten
Gruppen am Tensidgerüst,
(2.) 0 bis 20 Gew.-% organische oder anorganische Säuren,
(3.) 0 bis 60 Gew.-% nichtionische Tenside,
(4.) 0 bis 60 Gew.-% wasserlösliche nichtionische Polymere und
(5.) 0 bis 70 Gew.-% organische Lösungsmittel mit Ausnahme von Halogenkohlenwasserstoffen,
wobei eine oder mehrere der Komponenten (2) bis (5) verschieden von 0 ist (sind)
und die Komponenten (2) bis (5) gemeinsam mindestens 1 Gew.-% darstellen.
[0007] Als Komponente (1) der erfindungsgemäßen Zusammensetzung kommen solche Tenside in
Betracht, die neben einem hydrophoben Fettrest eine hydrophile kationische Gruppe
besitzen, die entweder permanent vorhanden ist oder sich in Abhängigkeit vom pH-Wert
einstellt. Als weitere hydrophile Gruppen können z.B. Hydroxyl-, Carboxyl-, Sulfat-
oder Sulfonat-Gruppen enthalten sein (vgl. Stache, Tensidtaschenbuch, 2. Ausgabe,
Wien, Hanser, 1981 und Lindner, Tenside-Textilhilfsmittel-Waschrohstoffe, Band III,
Stuttgart, wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, 1971). Verbindungen der beschriebenen
Art finden sich in den Klassen:
1a) der protonierten primären, sekundären oder tertiären bzw. quarternierten Alkylamine
bzw. Alkyl- oder Acyl-Polyamine der Formel

mit den Bedeutungen
- R₁ =
- C₈-C₃₀-Alkyl (gesättigt oder ungesättigt)
- R₂, R₃, R₄
- unabhängig voneinander
=R₁, K C₁-C₄-Alkyl, Benzyl, (C₂H₄O-)nH, (C₃H₆O-)nH, n = 1-20
- A =
- CONH-C₁-C₄-Alkylen, x = 0, 1
- B =
- NR₅-C₁-C₄-Alkylen, O-C₁-C₄-Alkylen, y = 0, 1, 2, 3, 4
- R₅ =
- H, C₁-C₄-Alkyl, Benzyl, (C₂H₄O-)nH, (C₃H₆O-)nH, = 1-5
- X⊖ =
- Anion einer anorganischen oder organischen Säure,
z.B. Milch-, Citronen-, Essig-, Ameisen-, Oxalsäure, Halogenwasserstoffsäure, Sauerstoffsäuren
des Schwefels oder des Phosphors in unterschiedlichen Oxidationsstufen, der Methylschwefelsäure
(CH₃SO₄-) etc.
1b) der tertiären Alkylaminoxide in der protonierten (IIa) oder nichtprotonierten
(IIb) Form gemäß Formeln

worin R₁, R₂, R₃, A, B, X, x und y die obige Bedeutung haben.
1c) der amphoteren Tenside des Ampholyt, des Betain- oder des Sulfobetain-Typs in
protonierter (IIIa) oder nicht protonierter (IIIb) Form gemäß Formeln

worin R₁, R₂, R₃, A, B, X, x und y die obige Bedeutung haben,
- C =
- für C₁-C₄-Alkylen oder C₁-C₄-Hydroxyalkylen steht und
- D =
- die anionische Gruppe -COO oder -SO₃ bedeutet.
1d) der protonierten Imidazolverbindungen (IVa) oder deren quaternäre Imidazoliniumsalze
(IVb) gemaß Formeln

worin R₁, B, X und y die obige Bedeutung haben,
R₂ und R₃ unabhängig voneinander Wasserstoff, C₁-C₄-Alkyl, Benzyl oder C₁-C₄- Hydroxyalkyl
bedeuten und
R₆ unabhängig von R₁ den Bedeutungsumfang von R₁ annimmt.
[0008] Bei den Tensiden der Formeln (I) bis (IV), deren Kationaktivität pH-Wertabhängig
ist, kann durch Säurezusatz, Komponente (2) der erfindungsgemäßen Zusammensetzung,
die Kationenaktivität erhöht werden. Vorzugsweise wird hier die Zusammensetzung des
erfindungsgemäßen Mittels so gewählt, daß in der Anwendungsflotte ein pH-Wert von
2-6, besonders bevorzugt von 3-5, resultiert. Grundsätzlich kann der pH-Wert bei der
Anwendung der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen 0-14 betragen. Bei einer vorgesehenen
Anwendung bei neutralen oder basischen pH-Wert entfällt sinnvollerweise der Zusatz
der Komponente (2).
[0009] Die pH-Werteinstellung im Bereich 0-14 kann durch Zusatz einer beliebigen anorganischen
oder organischen Base oder Säure zur Anwendungsflotte erfolgen.
[0010] Als Beispiele für gängige Säuren für die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen (Komponente
(2)) sind zu nennen: Ameisensäure, Essigsäure, Milchsäure, Citronensäure, Weinsäure,
Oxalsäure, Äpfelsäure, Sauerstoffsäuren des Schwefels und des Phosphors (in verschiedenen
Oxidationsstufen), Salzsäure etc. Solche und andere geeignete Säuren sind dem einschlägig
tätigen Fachmann für diesen Zweck bekannt.
[0011] Vorteilhaft enthalten die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen als Komponente (3)
nichtionische Tenside. Hier kommen die hinreichend bekannten Anlagerungsprodukte von
Ethylenoxid oder Propylenoxid an primäre bzw. sekundäre Alkohole, Alkylphenole oder
gesättigte bzw. ungesättigte Fettsäuren bzw. Fettsäureamide in Betracht (vgl. Stache,
Tensidtaschenbuch, 2. Ausgabe, Wien, Hanser, 1981).
3) Alkyl- bzw. Arylpolyalkylenoxide der Formel
R₇-[E]-(A-O)nH (V),
mit den Bedeutungen
- R₇ =
- geradkettiges oder verzweigtes, gesättigtes oder ungesättigtes C₈-C₃₀-Alkyl oder geradkettiges
oder verzweigtes C₄-C₁₆-Alkylphenyl,
- A =
- C₁-C₄-Alkylen
- E =
- COO, CONH, O
- n=
- 2-70.
In bevorzugter Weise ist R₇ C₈-C₃₀-Alkyl, besonders bevorzugt C₁₀-C₁₈-Alkyl.
[0012] Weiterhin enthalten die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen wasserlösliche Polymere
als Komponente (4). Dies sind hochmolekulare, natürliche oder chemisch modifizierte
Naturstoffe oder synthetische Polymere (vgl. Chwalla/Anger, Handbuch der Textilhilfsmittel,
S. 937 ff., Verlag Chemie, Weinheim 1977 und Ullmanns Encycl. der techn. Chemie, 4.
Aufl., Bd. 24, 102 ff., Verlag Chemie, Weinheim, 1983).
[0013] Neben anionischen und kationischen wasserlöslichen Polymeren kennt man nichtionische
Typen, die hier ganz besonders bevorzugt zum Einsatz kommen.
[0014] Die für die Stabilisierung der Waschflotte einsetzbaren nichtionischen wasserlöslichen
Polymere sind z.B.:
a) Polyvinylalkohol und andere Verseifungsprodukte von Copolymeren des Vinylacetats
mit Olefinen, Vinylether, Acrylamid, Acrylnitril etc.
b) Polyacrylamid, Polymethacrylamid und Copolymere des Acrylamids bzw. des Methacrylamids
mit Acrylsäureestern, Vinylacetat etc.
c) Polyvinylpyrrolidon bzw. dessen Copolymere mit Vinylacetat, Vinylalkohol etc.
d) veretherte polymere Kohlehydrate wie Methylcellulose etc.
e) Dextrine.
[0015] Im einzelnen kommen hier besonders bevorzugt folgende Produkte zum Einsatz (vgl.
Ullmanns Encycl. der techn. Chemie, 4. Aufl., Bd. 19, 367-387, Verlag Chemie, Weinheim,
1983 und Lindner, Textilhilfsmittel und Waschrohstoffe, S. 87, wissenschaftl. Verlagsgesellschaft,
Stuttgart 1954):
a) Polyvinylalkohol der Formel

mit der Bedeutung
R₈ = COCH₃
n:m = 85-90 : 15-10, bevorzugt 88-89 : 12-11.
Das Produkt wird durch Verseifung von Polyvinylacetat hergestellt und ist somit formal
als statistisches Copolymer zu sehen.
n + m = 500-2500.
Polyvinylalkohol wird von zahlreichen Herstellern unter verschiedenen Handelsnamen
angeboten (Vinarol® oder Mowiol® - Hoechst; Polyviol® - Wacker Chemie GmbH u.a.).
b) Polyvinylpyrrolidon der Formel (vgl. DT 2 607 656 A1)

n = 10 - 9000
c) Copolymere des Polyvinylpyrrolidons mit Vinylacetat der Formel (vgl. DT 2 607 656
A1, Beispiel 9)

n + m = 10-9000
n:m = 99-70 : 30-1
d) veretherte polymere Kohlehydrate, wie Methylcellulose bzw. Methylhydroxyethylcellulose,
wie sie aus DT 2 613 790 bekannt sind und von Greminger im J. Am. Oil Chemists' Society
55 (1978), 122 ff., beschrieben sind, der Formel

mit den Bedeutungen
- R₉ =
- C₁-C₄-Alkyl; C₁-C₄-Hydroxyalkyl, -H Substitutionsgrad >1 und <2,7 pro Glucoseeinheit
- n =
- 100-1000.
[0016] Die Grundstruktur der erfindungsgemäß vorgesehenen veretherten polymeren Kohlehydrate
entspricht der Formel (IX), worin n eine ganze Zahl von etwa 100 bis 10000, bevorzugt
100 bis 200, und R₉ Wasserstoff, Alkyl, Hydroxyalkyl oder gemischtes Alkyl und Hydroxyalkyl
darstellen. Geeignete Alkylreste sind der Methyl-, Ethyl-, Propyl- und Butylrest,
wobei der Methylrest bevorzugt wird. Bevorzugte Hydroxyalkylreste sind der Hydroxymethyl-,
Hydroxyethyl-, Hydroxypropyl- und Hydroxybutylrest, von denen der Hydroxybutylrest
bevorzugt wird. Sind alle Hydroxylgruppen der Glucoseeinheit durch Alkyl oder Hydroxyalkylgruppen
substituiert, so spricht man von einem Substitutionsgrad von 3.
[0017] Polyvinylalkohol ist das bevorzugte wasserlösliche Polymer.
[0018] Die halogenkohlenwasserstofffreien Lösemittel, Komponente (5) der erfindungsgemäßen
Zusammensetzung, dienen vor allem zur Einstellung und Aufrechterhaltung der gewünschten
Viskosität der Formulierungen der Komponenten (1) bis (4). Ein synergistischer Effekt
bei der Silikonablösung ist dann gegeben, wenn ein Lösevermögen für das zu entfernende
Silikonöl gegeben ist. Die in Frage kommenden Lösemittel (5), die auch im Gemisch
eingesetzt werden, sind z.B. Ethanol, Isopropanol, 1-Methoxypropanol, Diethylenglykol,
Tripropylenglykol und andere dem tätigen Fachmann geläufige Mittel.
[0019] Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen enthalten somit immer ein kationisches Tensid
(1) in Kombination mit mindestens einer der Komponenten (2), (3), (4) und (5). In
bevorzugter Form liegt neben (1) ein Anteil an nichtionischem Tensid (3), wasserlöslichem
nichtionischem Polymer (4) oder beiden vor, in besonders bevorzugter Weise nur eines
von (3) bzw. (4). Bevorzugt sind Zusammensetzungen, enthaltend 3-80 Gew.-% an (1)
und 1-60 Gew.-% an (3) und/oder 1-60 Gew.-% an (4), 0-20 Gew.-% an (2) und 0-70 Gew.-%
an (5), besonders bevorzugt solche mit den angegebenen Gehalten an (1), (4), (2) und
(5).
[0020] In einer solchen Form können die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen als Handelsform
genutzt werden. Zur Anwendung gelangen sie dann in Form einer wäßrigen Flotte, die
durch Verdünnung der Handelsform mit Wasser entsteht. Eine solche Verdünnung gelingt
im allgemeinen leichter, wenn die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen zusätzlich Lösungsmittel
(5) enthalten.
[0021] Weiterhin bevorzugte Zusammensetzungen sind daher solche mit 3-77 Gew.-% an (1) und
1-60 Gew.-% an (3) und/oder 1-60 Gew.-% an (4), 0-20 Gew.-% an (2) und 3-70 Gew.-%
an (5); besonders bevorzugte Zusammensetzungen enthalten 3-77 Gew.-% an (1), 1-60
Gew.-% an (4), 0-20 Gew.-% an (2) und 3-70 Gew.-% an (5).
[0022] Weiterhin vorteilhaft für die Anwendung im sauren pH-Bereich ist eine Einstellung
der Handelsform durch Zusatz der zur pH-Wert-Einstellung bei der Anwendung ohnehin
erforderlichen Säure (2). Die Menge an (2) beträgt daher bevorzugt 2-8 Gew.-% der
gesamten Zusammensetzung.
[0023] Aus den erfindungsgemäßen Zusammensetzungen können wäßrige Dispersionen hergestellt
werden, die durch ihren zusätzlichen Gehalt an Wasser eine vereinfachte Auflösung
in der letztendlich zur Anwendung kommenden Waschflotte (mit Gehalten von 0,1-30 g
Dispersion/l Waschflotte) ermöglichen. Solche wäßrigen Dispersionen überstreichen
den Bereich hoher Konzentrationen, etwa als zu transportierende Versandform über mittlere
Konzentrationen zur Dosierung in die Waschflotte in der Vorratshaltung für die betriebliche
Praxis bis hin zu den niedrigen Konzentrationen der eigentlichen Waschflotten Diese
wäßrigen Dispersionen stellen somit einen weiteren Aspekt der Erfindung dar. Ihr Gehalt
an Wasser beträgt daher allgemein 1-99,7 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der
wäßrigen Dispersionen aus den erfindungsgemäßen Zusammensetzungen. Daneben liegen
0-70 Gew.-% an (5) vor.
[0024] Als Versandform bzw. Dosierform enthalten solche Dispersionen 3-90 Gew.-% Wasser.
In bevorzugter Weise werden die wäßrigen Dispersionen unter Einbeziehung des Anteils
an (5) gekennzeichnet durch einen Gesamtgehalt an 20-90 Gew.-% Wasser und (5).
[0025] Bei der Herstellung der vorstehend beschriebenen Zusammensetzungen können die Komponenten
in der Regel in beliebiger Reihenfolge miteinander gemischt werden. Zu beachten hat
man das unterschiedliche Heiß- bzw. Kaltlöseverhalten der gegebenenfalls eingesetzten
wasserlöslichen Polymere. Angaben über das Löseverhalten dieser Produkte geben im
Einzelfall die Hersteller derartiger Produkte oder sind der Literatur zu entnehmen.
[0026] Die Mengenverhältnisse der Komponenten (1) bis (5) können in Abhängigkeit von den
gewünschten Wascheffekten bzw. der Produktviskosität gewählt werden.
[0027] Die Verwendung der beanspruchten Zusammensetzungen bzw. der daraus herstellbaren
wäßrigen Dispersionen bei der Anwendung zur Entfernung von Silikonöl enthaltenden
Avivagen von textilen Substraten, insbesondere von Elasthanfaser-Mischartikeln in
wäßrigem Medium ist ein weiterer Aspekt der Erfindung und ist nicht an ein spezielles
technisches Waschverfahren gebunden. Man erzielt gleich gute Ergebnisse nach einem
Verweil- oder einem Kontinue-Verfahren. Als besonders vorteilhaft haben sich Verfahren
erwiesen, bei denen die Ware, zur Vermeidung von mechanisch verursachten Faserbrüchen,
in einer breiten spannungsarmen Warenführung, mit möglichst geringer mechanischer
Belastung, behandelt werden.
[0028] Es ist bekannt, daß kationische Tenside auf textile Substrate der genannten Art aufziehen.
Daher war zu erwarten gewesen, daß sie für Waschvorgänge untauglich wären. Überraschenderweise
ist dies bei der Entfernung von Silikonöl enthaltenden Avivagen nicht der Fall.
Beispiel 1: Chemisch gereinigte Ware (zum Vergleich)
[0029] Gereinigt wurde ein aviviertes, Silikonöl enthaltendes Polyamid-Elasthan-Mischgewebe,
welches als Kettwirkware verarbeitet worden war. Die Reinigung nahm man unter Praxisbedingungen
in einer industriell eingesetzten Chemischreinigungswaschmaschine mit Perchlorethylen
vor. Nach der chemischen Reinigung wurden 10 g Ware als Probe für eine Extraktion
abgenommen und mit Petrolether nach DIN 54 278 extrahiert. Als Vergleichsstandard
diente die unfixierte Rohware (vor einer Thermofixierung), die analog extrahiert wurde.
Die über die Petroletherextrakte bestimmbare Avivagen-Auflage (Rohware) bzw. Restavivagenauflage
(chemisch gereinigte Ware) gibt über die Effektivität der Silikonölentfernung nicht
die richtige Aussage.
Deshalb wurde eine quantitative Bestimmung des Silikonölanteils im Petroletherextrakt
vorgenommen. Dies konnte in exakter Weise durch eine quantitative 1H-NMR-Methode geschehen.
Material |
Petroletherextrakt (%) |
Silikonöl im Extrakt (%) |
Silikonöl auf der Ware (%) |
Entferntes Silikonöl (%) |
Rohware |
2,03 |
40,20 |
0,816 |
- |
chemisch gereinigt |
0,13 |
11,70 |
0,015 |
98,2 |
Beispiel 2: (erfindungsgemäß)
[0030] Das Silikonölablösevermögen der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen wurde beim Waschen
von Strickstrümpfen aus 100 % Elasthanfaser demonstriert. Über eine Petroletherextraktbestimmung
der gewaschenen Ware im Vergleich zur Rohware erhielt man eine Aussage über den Wascheffekt.
Durchgeführt wurden die Waschversuche an zwei mit unterschiedlichen Silikonölen avivierten
Elasthanfasertypen. Das Flottenverhältnis betrug bei allen Versuchen 1:10. Es wurde
jeweils 30 Min. bei 80°C in einer Waschmaschine vom Typ AHIBA Polymat gewaschen (10
g/l WAS) und anschließend zweimal bei 80°C mit Wasser gespült.
Beispiel 3: (Vergleich von erfindungsgemäßen Zusammensetzungen mit Tensidsystemen, die im Bereich
der wäßrigen Reinigung Stand der Technik sind)
[0032] Eine Wäsche von einem handelsüblichen avivierten und Silikonöl enthaltenden Mischartikel
aus Polyamid/Polyurethan (80:20) wurde 30 Minuten bei 80°C (Flottenverhältnis 1:10;
1 g/l WAS) jeweils mit einer erfindungsgemäßen Zusammensetzung, mit einem nichtionischen,
mit einem nichtionisch/anionischen und mit einem anionischen Waschmittel vorgenommen.
Gewaschen wurde im AHIBA-Polymat je mit ca. 10 g Ware. Nach zweimaligem Spülen bei
80°C extrahierte man mit Petrolether und ermittelte die Silikonablösung mittels quantitativer
1H-NMR-Bestimmung von Silikonöl im Extrakt. Als Bezugsmaterial diente die unfixierte
Rohware.

Beispiel 4:
[0033] Analog zu Beispiel 3 wurde mit erfindungsgemäßen Zusammensetungen bei pH 4-4,5 gewaschen.
Die erhaltenen Waschflotten hatten die unten angeführten
1) Zusammensetzungen. Die Angabe der Zusammensetzungen in (g/l) entspricht der gängigen
Praxis bei der Anwendung. Die prozentuale Zusammensetzung kann aus diesen Angaben
abgeleitet werden. Die pH-Wert-Einstellung wurde mit Eisessig vorgenommen.

Wegen der von Wasser nur unwesentlich abweichende Dichte der Waschflotten sind die
in der Praxis üblichen Angaben in g/l leicht in Gew.-% umzurechnen.
1. Zusammensetzungen zur Entfernung von Silikonöl enthaltenden Avivagen von textilen
Substraten, enthaltend, bezogen auf ihr Gesamtgewicht,
(1) 1-99 Gew.-% eines Tensids mit kationischen, vom Aminostickstoff abgeleiteten Gruppen
am Tensidgerüst,
(2) 0-20 Gew.-% organische oder anorganische Säuren,
(3) 0-60 Gew.-% nichtionische Tenside,
(4) 0-60 Gew.-% wasserlösliche nichtionische Polymere und
(5) 0-70 Gew.-% organische Lösungsmittel mit Ausnahme von Halogenkohlenwasserstoffen,
wobei eine oder mehrere der Komponenten (2) bis (5) verschieden von 0 ist (sind)
und die Komponenten (2) bis (5) mindestens 1 Gew.-% darstellen.
2. Zusammensetzungen nach Anspruch 1, enthaltend 3-80 Gew.-% an (1), 1-60 Gew.-% an (3)
und/oder 1-60 Gew.-% an (4), 0-20 Gew.-% an (2) und 0-70 Gew.-% an (5).
3. Zusammensetzungen nach Anspruch 2, enthaltend 3-80 Gew.-% an (1), 1-60 Gew.-% an (4),
0-20 Gew.-% an (2) und 0-70 Gew.-% an (5).
4. Zusammensetzungen nach Anspruch 1, enthaltend 3-77 Gew.-% an (1) und 1-60 Gew.-% an
(3) und/oder 1-60 Gew.-% an (4), 0-20 Gew.-% an (2) und 3-70 Gew.-% an (5).
5. Zusammensetzungen nach Anspruch 4, enthaltend 3-77 Gew.-% an (1), 1-60 Gew.-% an (4),
0-20 Gew.-% an (2) und 3-70 Gew.-% an (5).
6. Zusammensetzungen nach Anspruch 1 mit einem Gehalt von 2-18 Gew.-% an (2).
7. Wäßrige Dispersionen der Zusammensetzungen nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen
Gehalt von 1-99,9 Gew.-% an Wasser und 0-70 Gew.-% an (5), bezogen auf das Gesamtgewicht
der Dispersionen.
8. Wäßrige Dispersionen nach Anspruch 7 als Versandform bzw. Dosierform, gekennzeichnet
durch einen Gehalt von 3-90 Gew.-% an Wasser und 0-70 Gew.-% an (5), bevorzugt durch
einen Gesamtgehalt von 20-90 Gew.-% an Wasser und (5), alles bezogen auf das Gesamtgewicht
der wäßrigen Dispersionen.
9. Zusammensetzungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als wasserlösliches
Polymer Polyvinylalkohol eingesetzt wird.
10. Verwendung der Zusammensetzungen nach Anspruch 1 und der daraus herstellbaren wäßrigen
Dispersionen zur Entfernung von Silikonöl enthaltenden Avivagen von textilen Substraten.