[0001] Die Erfindung betrifft Einlaufsysteme für Aluminiumstranggußanlagen, bestehend aus
einer Rinne, einer in die Rinne eingesetzten Zulaufdüse, in die ein Stopfen zur Regulierung
des Schmelzezulaufs eingesetzt ist und gegebenenfalls einem Regelsystem, mit dem die
Eintauchtiefe des Stopfens innerhalb vorgegebener Grenzen steuerbar ist.
[0002] Die Regelung des Schmelzezulaufs mit Hilfe von Düse und Stopfen ist aus verschiedenen
Veröffentlichungen bekannt. So ist beispielsweise von der Deutschen Gesellschaft für
Metallkunde e.V. ein Symposium unter dem Titel "Stranggießen - Schmelzen - Gießen
- Überwachen" veranstaltet worden, bei dem das Prinzip der Gießspiegelregelung nach
dem Wirbelstromprinzip erläutert wurde. Bei den 1986 herausgegebenen Vortragstexten
findet sich auf Seite 331 die Abbildung eines Regelsystems unter Verwendung von Düsen
und Stopfen. Die Düse ist am Boden einer Rinne befestigt und ragt mit ihrem unteren
Ende in die Kokille hinein.
[0003] Ändert sich unter bestimmten Voraussetzungen die Geschwindigkeit der Aluminiumschmelze
in der Einlaufdüse, so verändert sich auch der statische Druck. Bei sehr hohen Geschwindigkeiten
der Aluminiumschmelze werden bei den dann auftretenden Unterdrucken am Düseneintritt
oder Düsenaustritt Oxyd- und Schmutzteilchen von der Metalloberfläche der Rinne oder
des Barrens in die Schmelze eingesogen, was sich nachteilig bei der erzeugten Barrenqualität
bemerkbar macht.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es daher, das Einlaufsystem bei Aluminiumstranggußanlagen
derart zu optimieren, daß unter Beibehaltung der wesentlichen Installationen der Unterdruck
am Düseneintritt und am Düsenaustritt minimiert wird und die Strömungsverhältnisse
in der Zulaufdüse optimiert werden. Ein Verfahren zum Betrieb des Einlaufsystems soll
die Wirbelbildung in der Schmelze herabsetzen, so daß sowohl an der Schmelzeoberfläche
in der Rinne als auch an der Schmelzeoberfläche in der Kokille keine Wirbelbildungen
auftreten.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die in den Ansprüchen angegebenen Merkmale
gelöst. Es hat sich gezeigt, daß durch eine besondere Formgebung der Innenkontur der
Düse sowie durch die Einhaltung bestimmter Eintauchtiefen in die oberhalb des Sumpfes
sich ausbildende Schmelzzone das Mitreißen von Oxyd- und anderen Schmutzteilchen von
der Metalloberfläche vermieden werden kann. Ferner muß für einen ausreichenden Metallstand
in der Rinne gesorgt werden.lm ersten Schritt wird der am Düsenaustritt herrschende
Unterdruck minimiert und dann die Eintauchtiefe so gemessen, daß eine Metallsäule
von mindestens 2 cm den verbleibenden Unterdruck kompensiert.
[0006] Die erfindungsgemäße Düsenkontur sieht vor, daß in der Mitte der Zulaufdüse der engste
Querschnitt vorliegt und damit die höchste Geschwindigkeit in der Mitte der Düse erzeugt
wird. Durch die Düsenform werden Strömungsabrisse, die den durchströmten Querschnitt
verringern könnten, vermieden. Die Düse wird somit gleichmäßig über den gesamten Querschnitt
durchströmt, wodurch sich ein optimaler Volumenstrom einstellen läßt.
[0007] Bei den herkömmlichen Rinnenanordnungen ergeben sich am Einlaufsystem unterschiedliche
Strömungsverhältnisse, je nachdem, welche Düsenseite von der in der Rinne fließenden
Schmelze zuerst angeströmt wird. Unter bestimmmten Voraussetzungen führt dies bei
herkömmlichen Einlaufsystemen zu einer ungleichmäßigen Verteilung der Flüssigkeitsströmung
an der Düseninnenwand, mit der Folge, daß an bestimmten Düsenquerschnitten sehr große
Strömungsgeschwindigkeiten und an anderen Stellen ein Strömungsschatten entsteht.
Diese Zustände störten bisher die Gleichmäßigkeit der Strömung und wirkten sich auch
auf die Einlauf- und Auslaufverhältnisse an der Zufuhrdüse aus.
[0008] Zusammenfassend lassen sich die erfindungsgemäßen Merkmale wie folgt darstellen:
1. Ausbildung der Düse derart, daß am Düseneintritt und am Düsenaustritt nur geringe
Unterdrucke entstehen.
2. Ausbildung der Düsenkonfiguration derart, daß die Düse über den Querschnitt gleichmäßig
durchströmt wird und die Strömung an keiner Stelle abreißt.
3. Drosselung der Strömung im mittleren Bereich der Düse, sodaß die vorhandene Strömungsenergie
vermindert wird und an den Ein-und Austrittsenden der Düse praktisch keine Turbulenz
auftritt.
[0009] Im folgenden wird die Erfindung anhand mehrerer Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Es zeigen:
Figur 1 Gesamtansicht eines erfindungsgemäßen Einlaufsystem
Figur 2 Erfindungsgemäße Zulaufdüse mit Stopfen im Querschnitt
Figur 3 Druckverlauf in einem erfindungusgemäßen Einlaufsystem (Wassermodell)
Figur 4 Düsen/Stopfensystem nach dem Stand der Technik
Figur 5 Druckverlauf bei einem herkömmlichen Einlaufsystem im Wassermodell
Figur 6 Schematische Darstellung einer elektronischen Gießspiegelregelung
Figur 7 Gesamtansicht eines Einlaufsystems nach dem Stand der Technik
Figur 8 Schematische Darstellung einer mechanischen Gießspiegelregelung
[0010] Nach Figur 1 besteht das Einlaufsystem aus einer in die Rinne 1 eingesetzten Zulaufdüse
2, in die ein Stopfen 3 zur Regulierung des Schmelzezulaufs 4 eingesetzt ist. Über
die Gießdüse gelangt die Schmelze in die Kokille 5, wo sie zu einem Barren 6 geformt
wird, der auf dem Angußstein 7 gehalten wird. Durch Absenken eines Gießtisches 8 mittels
Absenkvorrichtung 9 wird der Barren 6 nach unten aus der Kokille 5 herausgezogen.
[0011] Die Formen von Düsen 2 und Stopfen 3 sind aus der Figur 2 zu entnehmen. Man erkennt,
daß die Querschnitte X und Y am Düsenein- und Düsenaustritt im Verhältnis zu den übrigen
Querschnitten der Einlaufdüse groß gewählt sind, damit dort geringe Strömungsgeschwindigkeiten
auftreten.
[0012] Aus Figur 2 ist auch zu erkennen, wie der Stopfen 3 in die Düse 2 eintaucht. Der
zwischen der Düse 2 und dem Stopfen 3 verbleibende Raum ist als Ringspalt C anzusehen
und ist so ausgelegt, daß die Strömung den gesamten Querschnitt gleichmäßig ausfüllt.
Von der Einlaufseite X aus gesehen verjüngt sich der Ringspalt C, sodaß sich im strömenden
Metall ein Staudruck aufbaut, der einer Verringerung des statischen Drucks in der
Schmelze entgegenwirkt.
[0013] Im fast parallelen Teil des Ringspaltes C wird die für die Drosselung nötige Reibung
erzeugt. Der Ringspalt C erweitert sich sodann geringfügig zum Stopfen 3 hin, sodaß
sich die Strömung hier besser an den Stopfen 3 anlegt. Bei abnehmendem Querschnitt
tritt durch die sich verjüngende Düse 2 eine Vergleichmäßigung der Strömung über den
Querschnitt auf.
[0014] Hinter der engsten Stelle, etwa in der Düsenmitte, erweitert sich der Querschnitt,
sodaß die Strömung ohne Abriß wieder abgebremst wird. Um auch an dem Stopfen 2 einen
Strömungsabriß zu vermeiden, ist dieser an der Spitze zu einem Radius von im Beispiel
11,5 mm ausgezogen.
[0015] Zur Überprüfung der tatsächlichen Strömungsverhältnisse in der erfindungsgemäßen
Düse wurde ein Wassermodell des bei der Herstellung eines Walzbarrens herrschenden
Zustandes geschaffen. In diesem Wassermodell konnten die Verhältnisse in der Rinne,
in der Düse und im Walzbarren, bei verschiedenen Düsen-Stopfen-Systemen simuliert
werden. Mit diesem Wassermodell wurden die Druckverläufe im optimierten Einlaufsystem
untersucht. Das Ergebnis ist in Figur 3 dargestellt.
[0016] Man erkennt, daß am Düseneintritt (Düsenlänge = 0) ein positiver oder nur leicht
negativer Druck herrscht. In der Düsenmitte werden durch die hohen Strömungsgeschwindigkeiten
sehr hohe Unterdrucke erreicht. Am engsten Querschnitt werden hohe Unterdrucke gemessen,
die zeigen, daß die Strömung nicht abreißt, sondern an den Wandungen anliegt. Danach
erfolgt innerhalb kürzester Zeit ein Abbau der sehr hohen Unterdrucke, sodaß am Düsenaustritt
bei etwa 17 cm Düsenlänge nur noch sehr geringe Unterdrucke verbleiben.
[0017] Die Druckverhältnisse werden auch durch einen vergrößerten Niveauunterschied - im
Beispiel 26 cm und 34 cm - kaum verändert. Die dicht beieinander liegenden Kurven
für verschiedene Niveauunterschiede zeigen, daß die Strömungszustände sehr stabil
sind und auch bei hohen Unterdrucken die Strömung in der Düse nicht abreißt. Daraus
folgt, daß der zur Verfügung stehende Querschnitt relativ gleichmäßig durchströmt
wird und dabei keine Geschwindigkeitsspitzen auftreten.
[0018] In den Figuren 6a, b und 5a, b sind die Druckverläufe bekannter Einlaufsysteme exemplarisch
dargestellt. Bei einem nach unten schließenden Einlaufsystem gemäß Figur 4a kann der
Unterdruck am Düsenaustritt nicht mehr abgebaut werden, da der verfügbare Querschnitt
am Düsenaustritt durch den Strömungsabriß unter dem Stopfen sehr stark verkleinert
wird. Somit entstehen hohe Unterdrucke am Düsenaustritt, die nicht mehr durch eine
Vergrößerung der Eintauchtiefe der Düse kompensiert werden können (siehe Figur 5a).
[0019] In Figur 4b ist ein bekanntes nach oben schließendes Einlaufsystem dargestellt. Hier
steigt der Unterdruck bei zunehmendem Niveauunterschied stark an (siehe Figur 5b).
Dies hat zur Folge, daß die über dem Düseneintritt in der Rinne stehende Metallsäule
und der damit verbundene statische Druck nicht ausreicht, um den am Düseneintritt
entstehenden Unterdruck zu kompensieren. Ferner entsteht unter dem Stopfen ein Strömungsabriß,
der den zur Verfügung stehenden Querschnitt vermindert. Bei größerem Niveauunterschied
kann sich dieser Strömungsabriß bis zum Düsenaustritt hin auswirken, sodaß dort eine
Verstärkung des Unterdruckes mit den eingangs genannten nachteiligen Folgen auftritt.
[0020] Die zu den vorstehenden Betrachtungen herangezogenen Druckverläufe sind von der jeweiligen
Lage der Meßpunkte abhängig. Die Darstellungen in Figur 5a, b sind als zweidimensionale
Darstellungen anzusehen und sagen daher nichts über die Gleichmäßigkeit der Strömung
über den Umfang der Einlaufdüse aus. Wie eingangs dargestellt, können aber bei üblichen
Einlaufsystemen Ungleichmäßigkeiten über den Umfang der Zulaufdüse auftreten, wodurch
Geschwindigkeitsspitzen entstehen, die wiederum den Unterdruck erhöhen.
[0021] Hinzu kommt, daß in der Praxis häufig schief stehende oder krumme Stopfen die Strömungsverhältnisse
noch weiter beeinflussen, in der Weise, daß die Inhomogenitäten vergrößert werden.
Bei den bekannten Systemen kommt es vor, daß nur eine Häfte des Düsenumfanges durchströmt
wird. Somit ergeben sich auch Probleme bei der Regulierung des Volumenstroms, die
sich insbesondere bei einer automatischen Niveauregelung nachteilig bemerkbar machen.
[0022] Bei der erfindungsgemäßen Veränderung der Querschnitte kann der Volumenstrom sehr
viel genauer dosiert und das Auftreten von Instabilitäten vermieden werden. Es zeigte
sich am Glasmodell, daß eine optimierte Düse auch über den Umfang relativ gleichmäßig
durchströmt wird.
[0023] Im Gegensatz dazu neigt das bekannte Einlaufsystem zur Turbulenzbildung. Dies ist
anhand der Figur 7 dargestellt und wird im folgenden näher erläutert. Die Schmelze
4 gelangt in Pfeilrichtung durch die Rinne 1 zur Zulaufdüse 2. Durch die an Düsenein-
und austritt entstehenden Unterdrucke wird die Schmelzeoberfläche vom Luftdruck eingedellt,
wodurch die Oxydschicht aufreißen kann und Oxyd- oder Schmutzteilchen in die Schmelze
gesogen werden können. Die nicht verformbaren Verunreinigungen werden in die Erstarrungsfront
eingebaut. Beim späteren Walzprozeß gelangen sie an die Oberfläche und führen zum
Aufreißen des Walzbandes oder zu Beschädigungen der Walzen.
[0024] In Figur 8 ist eine mechanische Regelung des Kokillengießsystems für Aluminiumwalzbarren
schematisch dargestellt. Über einen Schwimmer 14, der auf der Metalloberfläche des
Barrens positioniert ist, wird über eine mechanische Umlenkung 15 der Stopfen 3 mittels
einer Druckstange 16 nach oben oder unten bewegt. Der Begriff "Schwimmer" steht dabei
für ein Stück Feuerfestmaterial, das auf der Metalloberfläche schwimmt und über einen
Hebel den Metallstand meldet. Im vorliegenden Fall wird damit der Ringspalt zwischen
Düse und Stopfen vergrößert oder verkleinert, je nachdem in welche Richtung das Schmelzeniveau
vom Sollwert abweicht. Die Zulaufmenge der Metallschmelze wird somit durch unterschiedliche
Stopfenhöhen geregelt.
[0025] Andere Methoden bestehen in der Laserabtastung des Metallstandes in der Kokille.
Das entstehende Signal wird hier auf elektronischem Wege verarbeitet und zu einer
Stellgröße für den Stopfen 3 umgebildet (siehe Figur 6).
[0026] Der Metallstand in der Kokille 5 kann aus verschiedenen Gründen schwanken. Beispielsweise
erfolgt die Neigung des Schmelzeofens nicht kontinuierlich, sodaß eine Schwallbildung
in der Rinne 1 auftritt. Auch der Metallstand in der Rinne wird üblicherweise mit
einem Schwimmer geregelt, sodaß im Normalfall zwei Regelsysteme miteinander gekoppelt
sind. Dies führt zu einem dynamischen Regelverhalten, das während der Gießphase einer
ständigen Korrektur der jeweiligen Stopfenhöhe bedarf.
[0027] Schwankungen des Metallstands verändern die thermischen Bedingungen, was zu einer
ungünstigen Ausbildung der Barrenoberfläche führt. Die Dicke der Randschale, die vor
dem Walzen vollständig abgefräst werden muß, vergrößert sich.
1. Einlaufsystem für Aluminiumstranggußanlagen, bestehend aus einer Rinne, einer in
die Rinne (1) eingesetzten Zulaufdüse (2), in die ein Stopfen (3) zur Regulierung
des Schmelzezulaufs (4) eingesetzt ist, wobei der Stopfen (3) am engsten Querschnitt
der Zulaufdüse (2) den Schmelzezulauf verschließt,
und gegebenenfalls einem Regelsystem, mit dem die Eintauchtiefe des Stopfens innerhalb
vorgegebener Grenzen steuerbar ist, dadurch gekennzeichnet,
daß vom engsten Querschnitt der Düse zum Düsenein- und Düsenaustritt ein Abstand A
von mindestens 7 cm eingehalten ist, daß am Düseneintritt der Raum zwischen Düse (2)
und Stopfen (3) auf einer Länge B verengt wird, die zwischen 0 bis 10 cm liegt.
2. Einlaufsystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verengung über eine Länge von 1 - 10 cm erfolgt.
3. Einlaufsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich oberhalb des engsten Düsenquerschnittes zwischen Düse (2) und Stopfen (3)
ein sich verengender Ringraum D ausbildet, während unterhalb des engsten Düsenquerschnittes
der Raum zwischen Düse (2) und Stopfen (3) mit einem Öffnungswinkel von mindestens
4 erweitert wird, wobei die Stopfenspitze S mit einem Radius von 10 - 14 mm abgerundet
ist.
4. Einlaufsystem nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kanten am Ein- und Auslauf mit einem Radius von 5
- 25 mm gerundet sind.
5. Einlaufsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Ringraum D von einem Ringspalt zwischen Düse (2) und Stopfen (3) gebildet
wird, wobei die den Ringspalt bildenden Seitenwände nahezu parallel verlaufen.
6. Einlaufsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die nahezu parallel verlaufenden Seitenwände des Ringraumes D sich mit einer Winkeldifferenz
von ca. 1 ° in Strömungsrichtung verengen.
7. Einlaufsystem nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Metallstand H in der Rinne (1) von mindestens 5 cm über dem Düseneintritt
X und eine Eintauchtiefe T der Düse (2) von mindestens 2 cm vorgesehen ist.