[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung entsprechend den Oberbegriffen
der Ansprüche 1 und 3.
[0002] Bekannt ist allgemein beim Abfüllen von luftempfindlichen Flüssigkeiten, daß die
Flaschen vor dem Vorspannen vorevakuiert werden, d.h. es wird der größte Teil der
Luft abgesaugt. Heim nachfolgenden Vorspannen wird dann ein Gemisch aus Luft und CO₂
aus dem gemeinsamen Druckbehälter für die Flüssigkeit und Spanngas in die Flaschen
eingeleitet. Durch das Vorevakuieren läßt sich der Luftanteil zwar auf ca. 10 % reduzieren,
dieser Anteil wird jedoch beim Vorspannen wieder erhöht, da auch das Spanngas einen
weiteren Luftanteil enthält.
Auch durch Einleiten einer CO₂ - Menge in den Druckbehälter, die einem Mehrfachen
der aus den Flaschen verdrängten Gasmenge entspricht, läßt sich erfahrungsgemäß der
Luftanteil im Spanngas nicht weiter als bis auf ca. 5 % herabsetzen, da das Spanngas
fortlaufend durch das aus den Flaschen verdrängte Rückgas verunreinigt wird. Das Einlaufen
der Flüssigkeit in die Flaschen erfolgt somit unter einer gewissen Sauerstoffeinwirkung.
Nach dem Füllen auf die vorbestimmte Füllhöhe verbleibt ein Gemisch aus Luft und CO₂
im Raum oberhalb des Flüssigkeitsspiegels. Bei diesem bekannten Verfahren muß sich
daher an den Füllvorgang unbedingt ein Überschäumen zwecks Verdrängen der schädlichen
Luft aus der Flasche anschließen.
[0003] Diese Nachteile sollen durch ein Verfahren (DE 34 39 736) beseitigt werden, bei dem
bei geschlossenen Ventilen eine auf einen Flaschenteller gestellte Flasche durch einen
Hubzylinder fest an den Füllkopf gedrückt wird. Diese Flasche ist zu 100 % mit Luft
gefüllt. Nunmehr wird das Vakuumventil für eine bestimmte Zeitspanne geöffnet. Dadurch
wird die Flasche an einen Druckbehälter angeschlossen und bis auf einen absoluten
Druck von 0,1 bar evakuiert. Die Anfangsluft wird somit zu 90 % abgesaugt, so daß
die Luftkonzentration in der Flasche nunmehr 10 % beträgt. Nach dem Schließen des
Vakuumventils wird das CO₂-Ventil für eine bestimmte Zeitspanne geöffnet. Dadurch
wird die Flasche mit einem anderen Druckbehälter verbunden, aus dem reines CO₂ in
die Flasche einströmt bis zum Beispiel bei Bier ein Druck von etwa 3,2 bar in der
Flasche erreicht ist. Dadurch verringert sich die Luftkonzentration weiter auf ca.
2,5%. Nachdem so in der Flasche eine nahezu reine CO₂-Atmosphäre geschaffen worden
ist, wird durch öffnen des Flüssigkeitsventils und des Rückgasventils der eigentliche
Füllvorgang eingeleitet. Dabei strömt als erstes ein kleiner Teil des Gases aus der
Flasche über das Rückgasrohr und die Rückgasleitung in einen Ringkessel, bis auch
in der Flasche ein Überdruck von 3 bar herrscht. Hierdurch wird verhindert, daß Gas
aus dem Ringkessel in die Flasche strömt und dort möglicherweise die Luftkonzentration
erhöht. Nach dem Druckausgleich läuft die Flüssigkeit infolge der Höhendifferenz zwischen
dem Ringkessel und den Flaschen über die Flüssigkeitsleitung in die Flasche ein, wobei
das nahezu reine CO₂ über das Rückgasrohr und die Rückgasleitung in den Ringkessel
verdrängt wird. Im Ringkessel stellt sich daher nach einiger Zeit gleichfalls eine
nahezu reine CO₂-Atmosphäre mit einer Luftkonzentration von ca. 2,5 % ein, so daß
weder während des Verweilens im Druckbehälter noch während des Einlaufens in die Flasche
über das Füllorgan eine spürbare Einwirkung des Luftsauerstoffes auf die Flüssigkeit
stattfinden kann.
Nachteilig bei dieser Abfüllung ist, der hohe technische Aufwand des Mehrkammersystems
sowie ein hoher CO₂-Verbrauch durch Verwendung von Reinst-CO₂ zum Vorspannen. Außerdem
ist es schwierig, auf Grund des großen Gasdurchsatzes und auch wegen des ständigen
Einblasens von reinem CO₂ bei verminderter Leistung oder auch bei Stillstand der Maschine,
die Druckregelung innerhalb des Abfüllsystems durchzuführen. Die Einhaltung des Differenzdruckes
CO₂-Quelle - Ringkessel kann nur durch einen zusätzlichen CO₂-Verbrauch realisiert
werden, da neben der Vorspanngasmenge ein ständig schwankender Gasanteil bei der Flüssigkeitskorrektur
zugeführt wird, der abhängig ist von der Drehzahl der Füllmaschine und der Flüssigkeitskorrekturmenge.
[0004] Bekannt ist auch das Verfahren (DE 36 06 977) zum Abfüllen luftempfindlicher Flüssigkeiten
wie Bier, Wein und dgl., welches die Aufgabe besitzt, bei einem federbelasteten Füllventil
unter Beibehaltung eines bei Gleichdruck zwischen Flasche und Flüssigkeitskessel auf
Federdruck automatisch öffnenden Ventils die Zufuhr eines Zusatzgases durch das Rückgasrohr
bei geschlossenem Ventil zu ermöglichen, ohne daß dadurch das Flüssigkeitsventil öffnet
oder andere konstruktive Maßnahmen zum Halten dieses Ventils in geschlossener Stellung
erforderlich werden.
Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zum Abfüllen luftempfindlicher Flüssigkeiten
wie Bier, Wein und dgl. unter Verwendung eines Füllorgans, wobei die Flaschen evakuiert
und anschließend auf den im Flüssigkeitskessel herrschenden Druck vorgespannt werden,
worauf das Füllventil automatisch öffnet und die Befüllung vorgenommen wird. Dabei
ist zunächst ein erster Vorspanndruck in der Flasche hergestellt, der unter dem Kessel
herrschenden Überdruck, aber über den atmosphärischen Druck liegt und danach wird
der erste und/oder zweite Evakuierungsvorgang eingeleitet und im Anschluß daran die
eigentliche Vorspannung auf den im Kessel vorherrschenden Druck durchgeführt. Zum
ersten Vorspanndruck wird Inertgas verwendet.
[0005] Dieses Verfahren beinhaltet die gleichen Nachteile wie das vorgenannte. Auch hier
wird mit Inertgas vorgespannt und dieses Inertgas-Luftgemisch durch die Evakuierung
abgeblasen. Ein hoher Inertgasverbrauch ist die Folge.
[0006] Bekannt ist weiterhin das gattungsgemäße Verfahren und die zugehörige Vorrichtung
(DE 37 42 433) zum Abfüllen von sauerstoffempfindlichen Flüssigkeiten in Flaschen,
bei dem jede Flasche durch Anheben an eine Zentrierglocke gasdicht angepreßt, dann
die Flasche ein- oder mehrmals evakuiert und anschließend mit Inertgas vorgespannt
und bei Gleichdruck mit dem Ringkessel die Flasche gefüllt wird, wobei das Inertgas-Luftgemisch
aus der Flasche in den Ringkessel entweicht, woran sich das Entlasten und Abziehen
anschließt.
[0007] Bei diesem Verfahren wird zwischen einer ersten und einer folgenden Evakuierung durch
Einleiten einer volumetrisch definierte Menge von Inertgas, vorzugsweise reines CO₂
oder CO₂-Ringkesselatmosphäre mit einem Luftanteil bis 5%, in der Flasche ein genau
definiertes Mischungsverhältnis im Unterdruckbereich zwischen der in der Flasche verbliebenen
Luft und dem eingeleiteten Inertgas gebildet. Dabei liegt der Druck des Inertgases
in beliebiger Höhe derart über dem in der Flasche herrschenden Restdruck im Vakuum,
daß nach dem Dosieren sich der Druck in der Fla- sche immer noch im Unterdruckbereich
befindet. Die Dosiermenge an Inertgas ist mindestens so groß, daß sie vorzugsweise
der 2 - bis 4 fachen Menge der Restluft in der Flasche entspricht. Hierbei wird das
Mischgas, gebildet aus der in der Flasche nach dem ersten Evakuieren noch verbliebene
Luft und dem dosiert zugeführten Inertgas, beim nochmaligen Evakuieren in die Atmosphdre
abgeblasen.
Bei der zugehörigen Vorrichtung sind zwischen einer Inertgasringleitung und den Füllorganen
umschaltbare Dreiwegeventile mit jeweils einer zugeordneten Dosierkammer vorhanden.
Besonders ökonomisch soll das Verfahren dann gestaltet werden, wenn Spanngas des Ringkessels
bzw. überschüssiges Spülgas zum dosierten Einleiten in die evakuierten Flaschen verwendet
wird.
[0008] Trotz dieser Vorteile ist der Nachteil vorhanden, daß bei Verwendung von reinem CO₂
ein zusätzlicher CO₂-Verbrauch entsteht. Bei Verwendung von CO₂-Ringkesselatmosphäre
ist nachteilig, daß ein stetes Auffüllen von CO₂ notwendig ist, um die Ringkesselatmosphäre
aufrechtzuerhalten, da das CO₂-Luftgemisch beim zweiten Evakuieren in die Umgebung
abgeblasen wird.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, sauerstoffempfindliche Getränke in Behälter
zu füllen bei möglichst geringster Sauerstoffaufnahme durch das Getränk und bei sparsamsten
Verbrauch an Inertgas, wobei die Abfüllbedingungen insbesondere der Inertgasverbrauch
pro Behälter unabhängig von der Drehzahl der Füllmaschine sein soll.
[0010] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die im Kennzeichen des Anspruches 1 und 3
angegebenen Merkmale gelöst. Weitere günstige Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen
beschrieben.
[0011] Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht darin, daß durch das Einstellen
des Entlastungsdruckes bei der Zwischenentlastung unabhängig von der Drehzahl der
Füllmaschine die Sauerstoffaufnahme des Getränkes beim Abfüllprozeß einstellbar ist.
Durch den einstellbaren Zwischenentlastungsdruck ist demgemäß der CO₂ - Verbrauch
entsprechend den Erfordernissen bezüglich des Rest-CO₂-Gehaltes in dem verschlossenen
Behälter einstellbar. Dadurch ergibt sich ein sehr geringer Verbrauch an Inertgas
bei gleichzeitiger schonender und qualitätsgerechter Abfüllung. Es verringert sich
bei sonst gleichen Verfahrensparametern der Restluftgehalt in der Flasche in Abhängigkeit
vom eingestellten Zwischenentlastungsdruck. Besonders ökonomisch ist das Verfahren
dadurch gestaltet, daß als Spanngas Produktspeicheratmosphäre verwendet wird. Der
Vorteil der Vorrichtung besteht in der Anwendung einer einfachen Füllmaschinenkonstruktion
im Einkammersystem.
[0012] Die Erfindung soll nachstehend an Hand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert
werden.
[0013] Die zugehörigen Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1:
- eine schematische Darstellung eines Verfahrensablaufes
- Fig. 2:
- Diagramme über Parameter beim Füllprozeß
- Fig. 3:
- einen Programmausdruck eines Rechenmodells einer Variante über eine CO₂ - arme Abfüllung
von Bier auf Einkammer-Gegendruckfüllmaschinen
Das Verfahren zum sauerstoffarmen Abfüllen von Getränken in Behälter, vorzugsweise
gashaltige Getränke in Flaschen basiert auf dem Gegendruckabfüllsystem nach dem Einkammerprinzip
mit Vorevakuierung und Vorspannung, wobei das Vorevakuieren jedoch auch ent fallen
kann. Bei diesem Abfüllverfahren wird jeweils eine Flasche gasdicht über eine Zentrierglocke
an Füllorgane angepreßt und durch Anschließen an eine Vakuumquelle vorevakuiert (Verfahrensschritt
1). Anschließend wird die vorevakuierte Flasche mit einem Produktspeicher in Verbindung
gebracht. Es erfolgt ein erstes Vorspannen (Verfahrensschritt 2). Zum Vorspannen wird
Produktspeicheratmosphäre aus dem Produktspeicher der Füllmaschine verwendet. Daran
schließt sich ein Zwischenentlasten an (Verfahrensschritt 3). Zur Zwischenentlastung
ist ein Zwischenentlastungsspeicher vorhanden, dessen Druck durch ein Ventil einstellbar
ist. Wird im Unterdruckbereich zwischenentlastet, ist der Zwischenentlastungsspeicher
an eine Vakuumpumpe angeschlossen. Nach dem Zwischenentlasten erfolgt ein zweites
Vorspannen mit Produktspeicheratmosphäre (Verfahrensschritt 4) und anschließend das
Füllen, Entlasten und das Abziehen (Verfahrensschritte 5).
[0014] Diese Verfahrensschritte können entsprechend vorhandener Bedingungen mit unterschiedlichen
Parametern realisiert werden. Verschiedene Varianten sind aus den Diagrammen gemäß
Fig. 2 sowie aus Fig. 3 (Programmausdruck) ersichtlich.
[0015] Eine spezielle Variante soll nachstehend beschrieben werden:
Bei dieser Variante wird als Produkt Bier in Flaschen abgefüllt. Die Abfülltemperatur
des Bieres beträgt 5° C und es enthält 5,5 g CO₂/kg Produkt.
Die Flasche besitzt ein Nennvolumen von 0,5 dm³, wobei dabei der Kopfraum 4% Anteil
besitzt.
Der Systemdruck, d.h. der Abfülldruck (Pab) soll 3,0 bar betragen. Dieser Druck herrscht
im Produktspeicher und wird konstant gehalten. Der Vorevakuierungsdruck (Pv) beträgt
0,2 bar und der Zwischenentlastungsdruck (Pz) ist auf 2,03 bar eingestellt.
[0016] Bei einer Abfüllung mit diesen Ausgangsparametern stellen sich bei der Anwendung
des erfindungsgemäßen Verfahrens folgende Prozeßdaten ein bzw. werden durch Einstellungen
erreicht:
CO₂ -Konzentration |
im Produktspeicher |
= 90,795 % |
in der Flasche 1. Vorspannen |
= 84,742 % |
in der Flascher Füllphase |
= 86,698 % |
[0017] Daraus resultiert:
ein CO₂-Verbrauch von 2,541 g CO₂ / kg Produkt
eine O₂-Aufnahme während der Füllphase von 0,271 mg O₂ / kg Produkt
Diese Werte sind aus Fig. 3 ablesbar.
1. Verfahren zum sauerstoffarmen Abfüllen von Getränken in Behälter, vorzugsweise gashaltige
Getränke in Flaschen, bei dem jede Flasche vorgespannt und bei Gleichdruck mit einem
Produktspeicher die Flasche gefüllt wird, wobei dabei das Inertgas-Luftgemisch in
den Produktspeicher entweicht, woran sich das Entlasten und Abziehen anschließt, dadurch
gekennzeichnet, daß nach einem ersten Vorspannen mit Produktspeicheratmosphäre eine
Zwischenentlastung auf einen einstellbaren Entlastungsdruck erfolgt und sich daran
ein zweites Vorspannen mit Produktspeicheratmosphäre sowie das Füllen, Entlasten und
Abziehen anschließt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Entlastungsdruck zwischen
0 bar und Produktspeicherdruck einstellbar ist.
3. Vorrichtung zum sauerstoffarmen Abfüllen von Getränken in Behälter, vorzugsweise gashaltige
Getränke in Flaschen, bei der ein Produktspeicher für das Getränk sowie Spann- bzw.
Rückgas mit Füllorganen durch je einen absperrbaren Flüssigkeits- und Gaskanal verbunden
ist und jedes Füllorgan u.a. eine gasdicht schließende Zentriereinrichtung, eine Füllöffnung
und ein mit einer Öffnung versehenes Rückgasrohr aufweist sowie über Leitungen mit
Ventilen mit einer Vakuumleitung, einem Produktspeicher und der Atmosphäre in Verbindung
steht, dadurch gekennzeichnet, daß das Füllorgan über ein durch eine orstsfeste Kurve
gesteuertes Ventil mit einem Zwischenentlastungsspeicher mit Druckeinstellventil verbunden
ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Zwischenentlastung
im Unterdruckbereich am Zwischenentlastungsspeicher eine Vakuumpumpe angeordnet ist.