[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Viertakt-Verbrennungsmotor nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Viertakt-Verbrennungsmotoren der Hubkolbenbauart haben bekanntlich einen hohen Entwicklungsstand
erreicht. Dennoch sind sie mit dem grundsätzlichen Nachteil behaftet, daß die hin-
und hergehende Hubbewegung des Kolbens über einen Kurbeltrieb auf die Antriebswelle
übertragen werden muß. Der Kurbeltrieb macht den Hubkolbenmotor aufwendig, schwer
und platzraubend, was sich letztlich auch im Materialeinsatz und im Kraftstoffverbrauch
niederschlägt.
[0003] Viertakt-Verbrennungsmotoren der Rotations- bzw. Kreiskolbenbauart benötigen keinen
Kurbeltrieb, da die Drehbewegung des Kreiskolbens unmittelbar in Wellenleistung umgewandelt
werden kann. Der Erfolg des Kreiskolbenmotors in der Praxis ist jedoch wegen anderer
Nachteile wie z.B. Dichtungsprobleme, dreifachen Ladungswechsels mit hohem Treibstoffverbrauch
während einer Kolbenumdrehung u.a. vergleichsweise gering.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen nach einem neuartigen
Prinzip arbeitenden Viertakt-Verbrennungsmotor zu schaffen, der sich durch konstruktive
Einfachheit, niedriges Gewicht und geringen Kraftstoffverbrauch auszeichnet.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe ist ein Viertakt-Verbrennungsmotor der im Oberbegriff des
Anspruchs 1 angegebenen Gattung erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, daß der Kolben
im Zylinder axial und drehbeweglich gelagert ist und zwischen Kolben und Zylinder
eine wellenförmig gewundene Zwangsführung vorgesehen ist, die dem Kolben bei einer
Umdrehung von 360° vier axiale Hubbewegungen für die vier Arbeitstakte aufprägt, daß
der Zylinder und der Kolben in ihren Umfangswänden angrenzend an ihren einander benachbarten
Stirnflächen je eine Brennkammerhälfte aufweisen, die sich zum Zeitpunkt der Zündung
des Brenngases zu einer Brennkammer ergänzen, so daß in der Brennkammer expandierendes
Brenngas ein Drehmoment auf den Kolben ausübt, und daß am Kolben ein koaxial angeordneter
Wellenschaft zum Ableiten der vom Kolben ausgeführten Drehbewegung vorgesehen ist.
[0006] Aus der DE-PS 121 720 und der DE-PS 725 885 sind bereits Kraftmaschinen in Form von
Dampfmaschinen bekannt, bei denen der Kolben aufgrund einer Zwangsführung gleichzeitig
eine Dreh- und Hubbewegung ausführt. Bei diesen Kraftmaschinen ist die Zwangsführung
jedoch so ausgebildet, daß der Kolben bei einer Umdrehung von 360° lediglich zwei
Hubbewegungen ausführt. Aus diesem Grund wie auch aus weiteren Gründen sind daher
die dort gezeigten Maschinen nicht als Viertakt-Verbrennungsmotor geeignet.
[0007] Bei dem erfindungsgemäß ausgebildeten Viertakt-Verbrennungsmotor führt der Kolben
während einer Umdrehung von 360° vier Hubbewegungen für die vier Arbeitstakte Ansaugen
- Verdichten - Expandieren (Arbeiten) - Ausstoßen aus. Von dem sich drehenden Kolben
kann unmittelbar die vom Motor erzeugte Wellenleistung abgenommen werden. Die in den
Umfangswänden von Zylinder und Kolben gebildeten, sich zu einer Brennkammer ergänzenden
Brennkammerhälften stellen sicher, daß das expandierende Brenngas während des Arbeitstaktes
Expandieren unmittelbar ein Drehmoment auf den Umfang des Kolbens ausübt. Die auf
den Kolben ausgeübten Drehkräfte sind daher wesentlich größer als die auf den Kolben
ausgeübten axialen Kräfte.
[0008] Der erfindungsgemäß ausgebildete Viertakt-Verbrennungsmotor vereinigt gewissermaßen
die Vorzüge von Hubkolbenmotor und Kreiskolbenmotor. Da ein Kurbeltrieb nicht erforderlich
ist, ist er von einfacher Bauart und vergleichsweise geringem Gewicht. Da die von
dem expandierenden Brenngas ausgeübten Kräfte in erster Linie in Umfangsrichtung wirken
und am äußeren Umfang des Kolbens angreifen, arbeitet der Motor mit hohem Wirkungsgrad,
was sich in einem entsprechend geringen Kraftstoffverbrauch niederschlägt. Dies wird
begünstigt durch eine gute Verwirbelung des Brenngases im Hubraum, die in erster Linie
durch die Drehbewegung des Kolbens herbeigeführt wird. Wegen des einfachen konstruktiven
Aufbaues ist die Störanfälligkeit gering, so daß der Motor eine hohe Lebensdauer besitzt.
[0009] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß der am Kolben vorgesehene
Wellenschaft zum Ausgleich der Hubbewegung und zum Übertragen der Drehbewegung des
Kolbens axial beweglich und drehfest in einer Antriebswelle gelagert ist, die im Zylinder
drehbar und axial feststehend gelagert ist. Die Antriebswelle empfängt somit unmittelbar
das vom Motor erzeugte Drehmoment.
[0010] Vorzugsweise besteht die Ventileinrichtung aus einem Ventilflansch mit einem den
Ventilflansch durchdringenden Ventilschlitz, der in der Stirnwand des Zylinders drehbar
gelagert ist und mit dem Kolben umläuft, so daß der Ventilflansch mit dem Ventilschlitz
die Einlaß- und Auslaßöffnung taktgerecht öffnet und schließt. Dies sorgt für eine
weitere Vereinfachung des Verbrennungsmotors, da keine getrennten Ein- und Auslaßventile
mit Ventilsteuerung erforderlich sind.
[0011] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß auf der der Arbeitsseite
abgewandten Rückseite zwischen Kolben und Zylinder ein weiterer Hubraum gebildet ist,
der über je eine Rückführleitung mit dem Einlaßkanal und dem Auslaßkanal so verbunden
ist, daß ein Teil des Abgases (z.B. ein Drittel bis ein Viertel der Abgasmenge) aus
dem Auslaßkanal in den rückseitigen Hubraum und von da über den Einlaßkanal zusammen
mit frischem Brenngas in den arbeitsseitigen Hubraum rückgeführt wird. Das heiße Abgas
sorgt hierbei für eine rasche Erwärmung des Brenngases und des gesamten Motors auf
die Betriebstemperatur, was insbesondere bei Betriebszuständen mit Wärmedefizit wie
z.B. beim Kaltstart besonders vorteilhaft ist, da hierdurch eine einwandfreie Katalysatorfunktion
unmittelbar nach dem Start sichergestellt wird. Durch die Abgasrückführung im eigenen
Zylinder wird somit die Schadstoffmenge im Abgas erheblich reduziert. Außerdem sorgt
das rückgeführte heiße Abgas für eine gute Verwirbelung von Kraftstoff und Verbrennungsluft.
[0012] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen
hervor.
[0013] Der erfindungsgemäß ausgebildete Viertakt-Verbrennungsmotor kann sowohl als Otto-
wie auch als Dieselmotor betrieben werden. Das bevorzugte Anwendungsgebiet der Erfindung
ist der Kraftfahrzeugmotor, ohne jedoch hierauf beschränkt zu sein.
[0014] Anhand der Zeichnungen wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- einen schematischen Längsschnitt durch eine Zylinder-Kolben-Anordnung eines Viertakt-Verbrennungsmotors;
- Fig. 2
- eine Draufsicht auf die Zylinder-Kolben-Anordnung der Fig. 1;
- Fig. 3 und 3a
- Schnittansichten in Blickrichtung der Pfeile III in Fig. 1 mit zwei um 180° gegeneinander
versetzten Stellungen des gestrichelt angedeuteten Kolbens;
- Fig. 4
- eine Ansicht in Blickrichtung der Pfeile IV in Fig. 1;
- Fig. 5
- eine in Umfangsrichtung abgewickelte Ansicht der Umfangsfläche des Kolbens in verkleinertem
Maßstab;
- Fig. 6
- eine perspektivische Explosionsdarstellung der Ventileinrichtung für die Zylinder-Kolben-Anordnung
der vorhergehenden Figuren;
- Fig. 7
- eine Draufsicht auf den Ventilflansch der Ventileinrichtung in Fig. 6.
[0015] In den Zeichnungen ist eine Zylinder-Kolben-Anordnung eines nach dem Otto-Prozeß
arbeitenden Viertakt-Verbrennungsmotors dargestellt. Die in den Zeichnungen nicht
dargestellten Bestandteile des Verbrennungsmotors wie z.B. Kraftstoff-Luft-Gemischaufbereitung
(Vergaser oder Einspritzung), elektronische Steuerung, Schmierung, Zündung etc. können
herkömmlicher Bauart sein. Sie werden daher, da sie für das Verständnis der Erfindung
nicht erforderlich sind, nicht beschrieben.
[0016] Die in Fig. 1 gezeigte Zylinder-Kolben-Anordnung wird von einem Gehäuse in Form eines
Zylinders 2 gebildet, der aus einer zylindrischen Umfangswand 4 und zwei Stirnwänden
6a und 6b besteht. Die Stirnwände 6a, 6b sind mit der Umfangswand fest und abgedichtet
verbunden, um im Inneren des Zylinders einen zylindrischen Raum zu bilden.
[0017] In diesem zylindrischen Raum ist ein zylindrischer Kolben 10 mit Hilfe von Kolbenringen
12 abgedichtet gleitend gelagert, so daß der zylindrische Innenraum in einen Hubraum
8 auf der linken Seite in Fig. 1 (Arbeitsseite) und einen Hubraum 9 auf der rechten
Seite (Rückführseite) unterteilt wird.
[0018] Die in Fig. 1 gezeigte Kolben-Zylinder-Anordnung ist bezüglich einer Mittelebene
III-III in mancher Hinsicht symmetrisch ausgebildet. Die gegenüberliegend auf der
Arbeits- und Rückführseite angeordneten Teile, die sich entsprechen, wurden daher
mit den gleichen Bezugszeichen unter Hinzufügung des Buchstabens a bzw. b gekennzeichnet.
[0019] Der Kolben 10 ist an seinen gegenüberliegenden Stirnseiten mit je einem koaxial verlaufenden
Wellenschaft 14a, 14b versehen, der jeweils mit einer Antriebswelle 16a bzw. 16b drehfest,
jedoch axial verschiebbar verbunden ist. Zu diesem Zweck sind die Wellenschäfte 14a,
14b als Sechs- oder Achtkantwelle ausgebildet, die sich in entsprechend gestaltete
innere Sechs- oder Achtkant-Führungen der Antriebswellen 16a, 16b erstrecken. Die
Antriebswellen 16a, 16b sind ihrerseits mittels Lager 18a, 18b in der Stirnwand 6a
bzw. 6b drehbar und axial unverschiebbar gelagert.
[0020] Aufgrund dieser Anordnung kann der Kolben 10 sowohl eine Drehbewegung wie auch eine
axial hin- und hergehende Hubbewegung ausführen. Wie in Fig. 1 angedeutet, hat der
Kolben 10 einen vergleichsweise großen Durchmesser. Die axiale Länge des zylindrischen
Innenraums ist ungefähr um 50% größer als die axiale Länge des Kolbens.
[0021] Um dem Kolben 10 eine gleichzeitige Dreh- und Hubbewegung (Windebewegung) aufzuprägen,
ist zwischen dem Kolben 10 und der Umfangswand 4 eine Zwangsführung 20 vorgesehen.
Die Zwangsführung 20 besitzt eine im Kolbenumfang gebildete, wellenförmig umlaufende
Nut 22 von halbkreisförmigem Querschnitt mit vier ungefähr halbsinusförmigen Windungsabschnitten,
vgl. die Abwicklung in Fig. 5. In der Umfangswand 4 des Zylinders 2 sind an diametral
gegenüberliegenden Stellen mit Hilfe zweier Schrauben 26 zwei Kugeln 24 gelagert,
die zur Hälfte in die Nut 22 des Kolbens 10 greifen. Die Windungsabschnitte der Nut
22 sind so geformt, daß der Kolben bei einer Umdrehung vier Hubbewegungen für die
vier Arbeitstakte Ansaugen - Verdichten - Expandieren (Arbeiten) - Ausstoßen ausführt,
wie noch erläutert wird.
[0022] Auf der Arbeitsseite (in Figur linken Seite) der Zylinder-Kolben-Anordnung ist in
der Umfangswand 4 des Zylinders sowie in der Umfangswand des Kolbens 10, angrenzend
an der Stirnfläche des Zylinders bzw. Kolbens je eine Brennkammerhälfte 32 und 34
gebildet, die sich in der in der Fig. 3a gestrichelt angedeuteten Stellung des Kolbens
10 zu einer Brennkammer 30 ergänzen. Wie in den Fig. 3, 3a zu sehen ist, hat jede
der Brennkammerhälften 32, 34 in einer auf der Zylinderachse senkrechten Ebene einen
ungefähr dreieckigen Umriß, wobei die Brennkammerhälften 32, 34 an ihren innenliegenden
langen Seiten und die Brennkammerhälfte 34 auch an ihrer einen axialen Stirnseite
zu dem arbeitsseitigen Hubraum 8 hin offen sind. Der im Zylinder 2 gebildeten Brennkammerhälfte
32 ist eine Zündeinrichtung in Form einer Zündkerze 35 zugeordnet. Die Funktionsweise
der Brennkammer 30 wird weiter unten noch genauer erläutert.
[0023] In der Stirnwand 6a des Zylinders 2 ist zum Zuführen von Brenngas ein Einlaßkanal
36 mit einer im Hubraum 8 mündenden Einlaßöffnung 38 gebildet, vgl. auch die Fig.
3, 3a und 4. Ferner ist in der Stirnwand 6a ein Auslaßkanal 40 mit einer am Hubraum
8 angeschlossenen Auslaßöffnung 42 zum Abführen von Abgas gebildet.
[0024] Zum Öffnen und Schließen der Einlaßöffnung 38 und Auslaßöffnung 42 ist eine Ventileinrichtung
vorgesehen, die im dargestellten Ausführungsbeispiel als an der Antriebswelle 16a
vorgesehener Ventilflansch 48a mit einem den Ventilflansch 48a durchdringenden Ventilschlitz
54a ausgebildet ist (vgl. insbesondere die Fig. 1, 3, 3a und 6, 7). Der Ventilflansch
48a, der in einer Ausnehmung der Stirnwand 6a drehbar gelagert ist, führt wegen der
Antriebsverbindung zwischen der Antriebswelle 16a und dem Kolben 10 die gleiche Drehbewegung
wie der Kolben 10 aus, so daß der Ventilschlitz 54a abwechselnd mit der Einlaßöffnung
38 und der Auslaßöffnung 42 zur Deckung kommt, um auf diese Weise die Einlaßöffnung
38 und die Auslaßöffnung 42 entsprechend den vier Arbeitstakten des Viertaktmotors
zu öffnen und zu schließen.
[0025] Um Leckverluste zwischen dem Ventilflansch 48a und der Stirnwand 6a zu vermeiden,
ist in einer Ausnehmung des Ventilflansches 48a eine Dichtungsscheibe 50a axial gleitend
gelagert. Die Dichtungsscheibe 50a ist mit einem die Dichtungsscheibe durchdringenden
Ventilschlitz 52a versehen, der in seiner Form dem Ventilschlitz 54a entspricht und
auf einem den Ventilschlitz 54a des Ventilflansches 48a umgebenden axialen Ansatz
gleitend geführt ist, vgl. Fig. 6 und 7. Die Dichtungsscheibe 50a wird von mehreren
(beispielsweise drei) gekrümmten Blattfedern 56a, die an dem Ventilflansch 48a abgestützt
sind, gegen die Stirnfläche der Stirnwand 6a angedrückt, so daß die Dichtungsscheibe
50a ihre Dichtungsfunktion zur Vermeidung von Leckverlusten ausüben kann.
[0026] Die Funktionsweise der bisher beschriebenen Zylinder-Kolben-Anordnung des nach dem
Otto-Prozeß arbeitenden Viertakt-Verbrennungsmotors ist wie folgt:
[0027] Es sei angenommen, daß der Kolben 10 gerade seinen Saughub beginnt. Zu diesem Zeitpunkt
nimmt der Kolben 10 die in Fig. 3 gezeigte Winkelstellung ein, in der die Ventilschlitze
52a, 54a gerade beginnen, die Einlaßöffnung 38 zu überdecken. Zu diesem Zeitpunkt
nimmt der Kolben 10 seine in Fig. 1 linke Endstellung ein, so daß das Volumen des
Hubraums 8 - abgesehen von dem Volumen der Brennkammerhälften 32 und 34 - gleich Null
ist. Führt nun der Kolben eine Viertelumdrehung im Uhrzeigersinn (in Fig. 3) aus,
wird der Kolben 10 gleichzeitig durch die Zwangsführung 20 in seine rechte Endstellung
(Fig. 1) verschoben. Hierdurch wird Brenngas aus dem Einlaßkanal 36 durch die nun
geöffnete Einlaßöffnung 38 in den Hubraum 8 angesaugt.
[0028] Das Brenngas kann aus einem Kraftstoff-Luft-Gemisch bestehen, wenn die Gemischbildung
in einem Vergaser (nicht gezeigt) erfolgt. Sie kann jedoch auch aus reiner Luft bestehen,
wenn die Gemischbildung erst im Hubraum 8 mittels Kraftstoffeinspritzung (nicht gezeigt)
erfolgt.
[0029] Bei seiner weiteren Drehung um 90° führt der Kolben eine Hubbewegung in seine (in
Fig. 1) linke Endstellung aus, wodurch das im Hubraum 8 und in den Brennkammerhälften
32, 34 befindliche Brenngas verdichtet wird. Am Ende des Verdichtungshubes nimmt der
Kolben 10 die in Fig. 3a gestrichelte angedeutete Winkelstellung ein, in der sich
die Brennkammerhälften 32 und 34 zu der Brennkammer 30 ergänzen und in der die maximale
Verdichtung erreicht ist. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich im wesentlichen das gesamte
Brenngas in der Brennkammer 30 und wird nun durch die Zündkerze 35 gezündet.
[0030] Wie in Fig. 3a gezeigt, hat die Brennkammer 30 eine ungefähr rechteckige Form, wobei
die Brennkammerhälfte 34 des Kolbens 10 eine im wesentlichen zur Umfangsrichtung senkrechte
Antriebsfläche 34' und die im Zylinder gebildete Brennkammerhälfte 32 eine dazu im
wesentlichen parallele Reaktionsfläche 32' besitzt. Aufgrund dieser Brennkammergestaltung
übt das expandierende Brenngas auf den Kolben 10 eine Drehkraft aus, die am äußeren
Umfang des Kolbens 10 angreift und somit ein entsprechend großes Drehmoment erzeugt.
[0031] Der Kolben 10 wird somit von dem Brenngas in Drehrichtung angetrieben, während er
gleichzeitig einen Expansionshub (nach rechts in Fig. 1) ausübt. Die Drehbewegung
des Kolbens 10 wird über den Wellenschaft 14a unmittelbar auf die Antriebswelle 16a
übertragen, was einen hohen Wirkungsgrad des Verbrennungsmotors sicherstellt.
[0032] Nach einer Viertelumdrehung hat der Kolben seinen Arbeitshub (Expansionshub) beendet,
worauf der Arbeitstakt Ausstoßen des Abgases beginnt. Während des Ausstoßtaktes wird
der Kolben 10 durch die Zwangsführung 20 wieder nach links (in Fig. 1) bewegt, während
die Ventilschlitze 52a, 54a die Auslaßöffnung 42 überstreichen. Das Abgas wird somit
vom Kolben 10 in den Abgaskanal 40 ausgestoßen. Am Ende des Ausstoßhubes nimmt der
Kolben 10 wieder die in Fig. 3 gestrichelt angedeutete Winkelstellung ein, in der
sich die Ventilschlitze 52a, 54a zwischen der Auslaßöffnung 42 und der Einlaßöffnung
38 befinden.
[0033] Der Kolben 10 hat somit die für einen Viertaktmotor charakteristischen vier Arbeitstakte
Ansaugen - Verdichten - Arbeiten (Expandieren) - Ausstoßen ausgeführt, wobei jedem
Arbeitstakt eine Kolbendrehung um 90° und eine axiale Hubbewegung entspricht. Während
eines Arbeitsspieles mit den vier Arbeitstakten führt der Kolben 10 somit eine Umdrehung
um 360° und vier axiale Hubbewegungen aus.
[0034] Von dem Auslaßkanal 40 und dem Einlaßkanal 36 ist je eine Rückführleitung 60 bzw.
62 abgezweigt, die über Öffnungen 64 und 66 mit dem rückseitigen Hubraum 9 in Verbindung
stehen. Zur Steuerung des Öffnens und Schließens der Öffnungen 64 und 66 ist auf der
Rückseite eine der Arbeitsseite entsprechende Anordnung aus Ventilflansch 48b, Dichtungsscheibe
50b, Ventilschlitze 52b, 54b und Federn 56b vorgesehen, die im Prinzip in der gleichen
Weise wie die entsprechende Anordnung auf der Arbeitsseite funktioniert.
[0035] Aufgrund dieser Anordnung wird bei dem Arbeitstakt Ausstoßen ein Teil des durch den
Auslaßkanal 40 strömenden Abgases (z.B. ein Drittel bis ein Viertel der Abgasmenge)
durch die Rückführleitung 60 in den rückseitigen Hubraum 9 gesaugt. Bei dem darauffolgenden
Arbeitstakt Ansaugen wird das im Hubraum 9 befindliche Abgas über die Rückführleitung
62 in die Einlaßleitung 36 bewegt, und diese Abgasmenge strömt zusammen mit frischem
Brenngas durch die Einlaßöffnung 38 in den arbeitsseitigen Hubraum 8.
[0036] Hierdurch ergibt sich eine Vorwärmung des Brenngases und somit eine rasche Erwärmung
des Motors auf seine Betriebstemperatur, was eine optimale Zündung und Verbrennung
und eine entsprechende Verringerung von Schadstoffemissionen zur Folge hat.
[0037] Der Anteil des zur Rückführseite abgezweigten Gases kann durch eine entsprechende
Dimensionierung der Rückführleitungen 60, 62 bemessen werden. Es versteht sich, daß
die Dosierung auch durch eine entsprechend gesteuerte Ventileinrichtung (nicht gezeigt)
erfolgen kann. Die letztgenannte Möglichkeit hat den Vorteil, daß die Rückführung
des Abgases auf Betriebszustände mit Wärmedefizit wie z.B. den Kaltstart beschränkt
werden kann.
[0038] Um zu vermeiden, daß während des Verdichtungshubes im rückseitigen Hubraum 9 ein
zu großer Unterdruck entsteht, kann im Kolben 10 eine Ausnehmung (nicht gezeigt) vorgesehen
werden, die das Volumen des rückseitigen Hubraumes 9 vergrößert. Zusätzlich oder statt
dessen ist es auch möglich, durch eine entsprechende Ventilsteuerung Luft aus dem
Einlaßkanal 36 oder direkt aus der Atmosphäre einströmen zu lassen.
[0039] Es versteht sich, daß an den Antriebswellen 16a, 16b die Antriebswellen weiterer
Zylinder - entweder direkt oder über Getriebe - angekoppelt werden können.
[0040] In den Fig. 3, 3a und 4 sind Kühlmittelkanäle 68 zum Kühlen des Zylinders angedeutet.
Weitere zum Verständnis der Erfindung nicht erforderliche Einzelheiten des Verbrennungsmotors
wie z.B. die Schmiermittelzuführung wurden der Einfachheit halber weggelassen.
[0041] Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß durch längs verlaufende Schmiermittelbohrungen
in den Schrauben 26 eine exakte Schmierung der Zwangsführung 20, d.h. der Kugeln 24
und der Nut 22 sowie des Kolbens 10 erfolgen kann.
1. Viertakt-Verbrennungsmotor der Kolbenbauart mit mindestens einem Zylinder, in dem
ein zylindrischer Kolben abgedichtet gleitend gelagert ist, wobei auf einer Arbeitsseite
zwischen einer Stirnwand des Zylinders und der benachbarten Stirnwand des Kolbens
ein Hubraum gebildet ist, einer an einem Einlaßkanal angeschlossenen Einlaßöffnung
zum Zuführen von Brenngas in den Hubraum, einer an einem Auslaßkanal angeschlossenen
Auslaßöffnung zum Abführen von Abgas aus dem Hubraum und einer Ventileinrichtung zum
taktgerechten Öffnen und Schließen der Einlaß- und Auslaßöffnung, dadurch gekennzeichnet,
(a) daß der Kolben (10) im Zylinder (2) axial und drehbeweglich gelagert ist und zwischen
Kolben (10) und Zylinder (2) eine wellenförmig gewundene Zwangsführung (20) vorgesehen
ist, die dem Kolben (10) bei einer Umdrehung von 360° vier axiale Hubbewegungen für
die vier Arbeitstakte aufprägt,
(b) daß der Zylinder (2) und der Kolben (10) in ihren Umfangswänden angrenzend an
ihren einander benachbarten Stirnflächen je eine Brennkammerhälfte (32, 34) aufweisen,
die sich zum Zeitpunkt der Zündung des Brenngases zu einer Brennkammer (30) ergänzen,
so daß in der Brennkammer (30) expandierendes Brenngas ein Drehmoment auf den Kolben
(10) ausübt, und
(c) daß am Kolben (10) ein koaxial angeordneter Wellenschaft (14a) zum Ableiten der
vom Kolben (10) ausgeführten Drehbewegung vorgesehen ist.
2. Viertakt-Verbrennungsmotor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwangsführung
(20) aus einer wellenförmig gewundenen Nut (22) halbkreisförmigen Querschnitts in
der Umfangswand des Kolbens (10) und zwei diametral gegenüberliegenden, in der Umfangswand
(4) des Zylinders (2) gelagerten Kugeln (24) besteht, die in die Nut (22) des Kolbens
(10) greifen.
3. Viertakt-Verbrennungsmotor nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
beiden Brennkammerhälften (32, 34) jeweils einen ungefähr dreieckigen Umriß in einer
auf der Zylinderachse senkrechten Ebene haben und sich zu einer viereckigen Brennkammer
(30) mit einer quer zur Umfangsrichtung verlaufenden Antriebsfläche (34') im Kolben
(10) und einer dazu im wesentlichen parallelen Reaktionsfläche (32') im Zylinder (2)
ergänzen.
4. Viertakt-Verbrennungsmotor nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Wellenschaft (14a) zum Ausgleich der Hubbewegung und zum Übertragen der Drehbewegung
des Kolbens (10) axial beweglich und drehfest in einer Antriebswelle (16a) gelagert
ist, die im Zylinder (2) drehbar und axial feststehend gelagert ist.
5. Viertakt-Verbrennungsmotor nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Wellenschaft
(14a) und die Antriebswelle (16a) einen mehreckigen, vorzugsweise sechs- oder achteckigen
Querschnitt haben.
6. Viertakt-Verbrennungsmotor nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß auf
jeder Seite des Kolbens (10) ein Wellenschaft (14a, 14b) und eine Antriebswelle (16a,
16b) angeordnet sind.
7. Viertakt-Verbrennungsmotor nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Ventileinrichtung aus einem Ventilflansch (48a) mit einem den Ventilflansch
durchdringenden Ventilschlitz (54a) besteht, der in der Stirnwand (6a) des Zylinders
(2) drehbar gelagert ist und mit dem Kolben (10) umläuft, so daß der Ventilflansch
(48a) mit dem Ventilschlitz (54a) die Einlaß- und Auslaßöffnung (38, 42) taktgerecht
öffnet und schließt.
8. Viertakt-Verbrennungsmotor nach den Ansprüchen 4 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß
zur Abdichtung gegen Leckverluste eine Dichtungsscheibe (50a) mit einem die Dichtungsscheibe
durchdringenden Ventilschlitz (52a) in einer Ausnehmung des Ventilflansches (48a)
axial beweglich gelagert und durch am Ventilflansch (48a) abgestützte Federn (56a)
gegen die angrenzende Stirnwand (6a) des Zylinders (2) angedrückt wird, wobei ein
den Ventilschlitz (54a) des Ventilflansches (48a) umgebender axialer Ansatz gleitend
in dem Ventilschlitz (52a) der Dichtungsscheibe (50a) verläuft.
9. Viertakt-Verbrennungsmotor nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß auf der der Arbeitsseite abgewandten Rückseite zwischen Kolben (10) und Zylinder
(2) ein weiterer Hubraum (9) gebildet ist.
10. Viertakt-Verbrennungsmotor nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der rückseitige
Hubraum (9) über je eine Rückführleitung (60, 62) mit dem Einlaßkanal (36) und dem
Auslaßkanal (40) so verbunden ist, daß ein Teil des Abgases aus dem Auslaßkanal (40)
in den rückseitigen Hubraum (9) und von da über den Einlaßkanal (36) zusammen mit
frischem Brenngas in den arbeitsseitigen Hubraum (8) zurückgeführt wird.
11. Viertakt-Verbrennungsmotor nach einem der vorhergehenden Ansprüche in Verbindung mit
Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebswelle (16a) mit den Kolben weiterer
Zylinder gekoppelt ist.
12. Viertakt-Verbrennungsmotor nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß er als Otto-Motor ausgebildet ist und in der Brennkammerhälfte (32) des Zylinders
(2) eine Zündeinrichtung (36) angeordnet ist.