[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Strangpressen
oder Strangrohrpressen eines Gemenges aus pflanzlichen Kleinteilen, insbesondere Holzkleinteilen
mit Bindemitteln, bei dem das Gemenge durch den Preßstempel einer Strangpresse in
einem Füllraum verdichtet und in einem Aushärtekanal verfestigt wird.
[0002] Etwa gleichzeitig mit dem Einschicht-Spannplattenpressen setzt auch die Entwicklung
von Strangpressen für Spanplatten oder ähnlichen Erzeugnissen ein. Diese Vorrichtungen
erlangten jedoch keine besondere Bedeutung, da weder die Verdichtung noch die Befüllung
befriedigend gesteuert werden konnte.
[0003] Durch die DE-PS 27 14 256 und deren Weiterentwicklungen wurden in der Praxis Vorrichtungen
eingeführt, durch die brauchbare, aber noch befriedigende Produkte, insbesondere Klötze
für die Palettenfertigung erzeugt werden können. Die Forderung nach mehrsträngigen
Pressen stellte sich hierbei nicht, da diese Vorrichtungen hinsichtlich des Ausstoßes
noch weiter entwicklungsfähig waren.
[0004] Eine weitere Lehre ist der DE-PS 29 32 406 zu entnehmen. Nach dieser Lehre soll durch
einen verlängerten Hub von 400 bis 800 mm und bei einer Vorschubgeschwindigkeit des
Strangpreßstempels von 0,04 bis 1,5 m/s das Gemenge in einem Verfilzungszustand überführt
werden, der eine erhöhte Festigkeit des Stranges ergeben soll.
[0005] Es hat sich jedoch gezeigt, daß die Verfilzung der Teile des Gemenges nicht durch
die Länge des Verdichtungshubes des Strangpreßstempels und nicht durch die Geschwindigkeit
des Strangpreßstempels erreicht wird, sondern ausschließlich durch einen den Füllraum
während des Verdichtens abschließenden Schließschieber.
[0006] Beim Befüllen des Füllraumes legen sich die Teile des Gemenges mit einer ihrer großen
Fläche parallel zur unteren Begrenzungswand des Füllraumes. Während des Verdichtens
versuchen sie sich parallel zur Stirnfläche des Strangpreßstempels umzulegen. Zu diesem
Umlegen wäre jedoch ein größeres Volumen des Füllraumes notwendig. Durch den Schließschieber,
der den Füllraum während des Verdichtens verschließt, ist eine Volumensvergrößerung
durch Ausweichen von Teilen des Gemenges in den Füllraum nicht möglich. Zudem wird
das Volumen durch das Verfahren des Preßstempels immer geringer, bis die endgültige
Verdichtung erreicht wird. Die Teile des Gemenges können ihre ursprüngliche Lage dadurch
nur teilweise verändern, und verfilzen sich bei der Verdichtung ineinander. Dies geschieht
unabhängig von der Vorschubgeschwindigkeit des Preßstempels. Das Gemenge aus pflanzlichen
Kleinteilen verhält sich beim Verdichten nicht wie eine Flüssigkeit, die den Druck
nach allen Seiten gleichmässig weiterleitet, sondern vielmehr ist der auf die den
Füllraum begrenzenden, parallelen Begrenzungswände wirkende Druck sowie die Verdichtung,
die Wichte und das spezifische Gewicht des mit dem Verdichtungshub des Strangpreßstempels
erzeugten Strangteiles an der Stirnfläche des Strangpreßstempels am größten und nimmt
zum vorderen Ende des verpreßten Strangteiles, welches sich an das im vorhergehenden
Verdichtungshub erzeugten Strangteil anschließt, hin ab. Im Strang schließt sich damit
an das höher verdichtete Ende eines mit jedem Preßhub erzeugten Strangteiles der niedriger
verdichtete Anfang des nächsten Strangteiles an.
[0007] Je länger der Verdichtungshub des Strangpreßstempels und damit das erzeugte Strangteil,
desto größer ist der Unterschied der Wichte des spezifischen Gewichtes und die Verdichtung
zwischen den Verbindungsflächen der Strangteile. In extremer Länge ist das pressenseitige
Ende des Strangteiles so stark verdichtet, daß die Struktur der Kleinteile des Gemenges
zerstört wird, ohne daß das andere Ende überhaupt verdichtet ist.
[0008] Je größer der Unterschied der Verdichtung über die Länge des Strangteiles ist, desto
geringer ist die Festigkeit und die Belastbarkeit des Stranges. Dem Versuch diesen
Nachteil durch ein Profilieren der Stirnfläche zu beseitigen und die Strangteile gleichsam
zu verzapfen, ist nur ein sehr geringer Erfolg beschieden, da die Bruchstelle dann
nach der profilierten Zone bzw. nach der Verzapfung lag. Vorderkantenstränge können
deshalb nicht als tragende Baulemente eingesetzt werden.
[0009] Im Holzzentralblatt Stuttgart 45, Seite 650 vom 13.04.1988 ist aufgeschrieben, daß
um den Sollwert des Nagelausziehwiderstandes bspw. von 5,5 kN bei Palettenklötze sicherzustellen,
eine viel höhere mittlere Verdichtung, Preßkraft und ein größerer Materialeinsatz
erforderlich ist. Aus dem Diagramm der oben genannten Quelle ergeben sich Nagelausziehwerte
von 5,5 bis 9,6 kN bei laufender Fertigung. Da Verdichtung, Preßkraft, Materialeinsatz
und Nagelausziehwert zueinander in einem bestimmten Verhältnis stehen, ergibt sich
ein zu hoher Energie- und Materialeinsatz. Weiter bedingt dieses Verfahren entsprechend
stärker dimensionierte Strangpressen und Verarbeitungsmaschinen z.B. Nagelmaschinen
für die erzeugten Palettenklötze.
[0010] Höherwertige Produkte können nicht erzeugt werden, da dadurch ein zu großer Oberwert
des Nagelausziehwiderstandes und damit auch ein zu großer Nagelwiderstand entsteht,
der die Herstellung hochwertiger Produkte verhindert, da das Produkt nicht mehr nagelbar
ist.
[0011] Mit der Erfindung wird die Aufgabe gestellt, ein Verfahren zum Strangpressen eines
Gemenges aus pflanzlichen Kleinteilen mit Bindemitteln zu schaffen, wobei das erhaltene
Produkt über die gesamte Länge möglichst homogen ist und dadurch eine höhere Belastung
aushält und somit tragende Bauteile wie Balken hergestellt werden können und nur soviel
Gemenge verdichtet wird, wie zum Erreichen der notwendigen Festigkeit erforderlich
ist.
[0012] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß die Bruchfestigkeit (Biegefestigkeit)
eines Stranges um so kleiner ist, je größer der Unterschied der Verdichtung der Strangteile
an ihren Enden bzw. über ihre Länge ist, und daß der Unterschied der Verdichtung um
so größer ist, je länger der Verdichtungshub und damit das erzeugte Strangteilstück
ist.
[0013] Der Winkel der keilförmigen Erweiterung wird durch das Profil des Stranges, der Länge
des Füllraumes und die Größe der Verdichtung bestimmt. Bei parallelen Begrenzungswänden
wird ein Teil der Preßkraft des Strangpreßstempels beim Verdichten auf die Begrenzungswände
übertragen. Der auf die Begrenzungswände wirkende Teil der Preßkraft ist am strangpreßstempel-seitigem
Ende am größten und am anderen Ende am geringsten. Da beim Verdichten die Struktur
der Teile des Gemenges weitestgehend erhalten bleibt, wollen die Teile des Gemenges
nur zu einem bestimmten Teil quer zur Preßrichtung ausweichen. Der Werkstoff fließt
also nicht wie bspw. beim Metallstrangpressen, beim Verdichten durch kleinste Schlitze
hindurch.
[0014] Wird der Füllraum sich keilförmig erweiternd ausgebildet, können die Teile des Gemenges
am aushärtekanalseitigem Ende nicht nach außen ausweichen, die Teile des Gemenges
am strangpreßseitigem Ende jedoch um den Betrag der keilförmigen Erweiterung ausweichen.
Bei einem entsprechenden Winkel der keilförmigen Erweiterung ergibt sich erfindungsgemäß,
daß beim Erreichen der endgültigen Verdichtung des mit dem Preßhub erzeugten Strangteiles,
die auf die Begrenzungsflächen des Füllraumes wirkende Kraft an jedem beliebigen Punkt,
auf einer Linie, in der Länge des Strangteilstückes gleich oder wenigstens annähernd
gleich groß ist. Entsprechend gleich groß ist auch die Verdichtung, die Wichte und
das spezifische Gewicht.
[0015] Mit der Erfindung wird eine wesentlich höhere Bruchfestigkeit (Biegefestigkeit) des
Stranges als bei allen anderen vorbekannten Erzeugnissen erreicht.
[0016] Ein weiterer Vorteil der Erfindung liegt in der Oberflächenbeschaffenheit des erzeugten
Stranges. Da über die Länge des Strangteilstückes und damit über dem gesamten Strang
eine gleiche Verdichtung vorherrscht, ergibt sich auch eine gleiche Oberflächenstruktur,
ein gleicher Rauhigkeitsgrad, ein gleiches Aussehen und für das Veredeln des Stranges
mit Furnieren, Nutzhölzern oder anderen tragfähigen Stoffen von wesentlicher Bedeutung,
ein gleicher Profiltrag-Anteil (DIN 4762).
[0017] Ein weiterer Vorteil der Erfindung ergibt sich aus der, über die Länge gleichmässigen
Verdichtung des mit jedem Preßhub erzeugten Strangteilstückes. Entsprechend gleichmässig
ist auch der Nadelausziehwert. Es können mit geringer Verdichtungskraft und Materialeinsatz
Produkte mit vergleichbarer Festigkeit erzeugt werden oder entsprechend höherwertige
oder in der Dimensionierung kleinere Produkte, die ohne Probleme nagelbar sind, da
keine oder nur sehr geringe Schwankungen im Nagelausziehwert auftreten. Das erzeugte
Endprodukt z.B. Paletten sind dadurch höherwertiger oder kostengünstiger herstellbar.
Weiterhin ergibt sich daraus ein geringeres Gewicht.
[0018] Die Erfindung ist mit Schließschiebern, Aushärtekanälen und Füll- und Preßräumen
kombinierbar.
[0019] Einzelheiten sind in derr Zeichnung bspw. und schematisch dargestellt. Es zeigen:
- Fig. 1
- einen schematischen Längsschnitt durch eine Strangpreßvorrichtung.
- Fig. 2
- einen Querschnitt nach der Linie I-I gemäß Fig. 1
[0020] Beim Ausführungsbeispiel der Fig. 1 gelangt das Gemenge aus pflanzlichen Kleinteilen
aus einem Einfüllschacht 1 in einen Füllraum 2, dessen Einrittsöffnung während des
Verdichtungsvorganges durch einen Schließschieber 3 verschlossen ist. Beim Befüllen
steht die Durchtrittsöffnung 4 des durch die Hubeinrichtung 5 hin und her beweglichen
Schließschiebers 3 über der Eintrittsöffnung des Füllraumes 2 und erlaubt, das Durchfallen
des Gemenges aus dem Einfüllschacht 1 in den Füllraum 2.
[0021] Der Querschnitt des Füllraumes 2 erweitert sich mit dem Winkel 6 von der Größe 7
des strangpreßseitigen Endes 8 auf die Größe 9 des aushärtekanalseitigen Endes 10.
Beim Verdichten durch den Preßstempel 11 können die Teile des Gemenges, die sich am
aushärtekanalseitigen Ende 10 befinden nicht quer zur Preßrichtung ausweichen.
[0022] Die sich am strangpreßstempelseitigem Ende 8 befindenden Teile des Gemenges können
jedoch um das Maß der keilförmigen Erweiterung, also der Maßdifferenz zwischen der
Größe 7 des strangpreßstempelseitigen Endes 8 und der Größe 9 des aushärtekanalseitigen
Endes 10, quer zur Richtung ausweichen. Die sich zwischen den Enden 8 und 10 befindenden
Teile des Gemenges können jedoch nach ihrer Lage in den Füllraum 2 quer zur Preßrichtung
ausweichen.
[0023] Bei der entsprechenden Größe des Winkels 8 ist der quer zur Strangpreßrichtung wirkende
Teil des Verdichtungsdrukkes durch den Strangpreßstempel 11 auf das Gemenge an jedem
beliebigen Punkt, auf einer in Preßrichtung liegenden Linie des mit dem Verdichtungshub
erzeugten Strangteilstückes gleich oder annähernd gleich groß, da die Teile des Gemenges
entsprechend ihrer Lage im Füllraum 2 den Verdichtungsdruck teilweise ausweichen können.
1. Verfahren zum Strangpressen oder Strangrohrpressen eines Gemenges aus pflanzlichen
Kleinteilen, insbesondere Holzkleinteilen mit Bindemitteln, bei dem das Gemenge durch
den Preßstempel einer Strangpresse in einem Füllraum verdichtet und in einem Aushärtekanal
verfestigt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das Füllgut durch einen Füll- und und Preßraum gedrückt wird, der sich keilförmig
zum Aushärtekanal hin erweitert, so daß das Füllgut in Preßrichtung eine gleichgroße
Verdichtung erfährt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß durch die über die Länge jedes mit einem Preßhub erzeugten Strangteilstückes
gleichgroßer Verdichtung Strangteilstücke und Stränge erzeugt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß durch die gleichgroße Verdichtung in der Länge eines jeden mit einem Preßhub
erzeugten Strangteilstückes, der auf die Begrenzungswände des Füll- und Preßraumes
wirkende Druck, bei Erreichen der endgültigen Verdichtung des Strangteiles, über die
Länge annähernd gleich groß ist.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Füll- und Preßraum einer Strangpreßeinrichtung keilförmig zum Aushärtekanal
hin aufgeweitet ist.