[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Betätigung seitlicher Bogenführungen
an Rotationsdruckmaschinen entsprechend der jeweils zu verarbeitenden Bogenformatbreite
mit einem an der Bedienseite angeordneten Stetiglied, wobei ein Seitenanschlag quer
zur Bogenlängsrichtung verschiebbar ist, Zugmittel zu dem an der Bedienseite eines
Bogenstapels sichtbaren und frei zugänglich angeordneten Stetiglied geführt und Stellglied
sowie Zugmittel formschlüssig miteinander verbunden sind.
[0002] Aus dem Stand der Technik der DE 41 00 901 A1 eines namhaften Druckmaschinenherstellers
ist bereits ein Verfahren zum Vorstapeln in einem Bogenanleger von Rotationsdruckmaschinen
bekannt. Anschläge an zwei Spindeln, die über jeweils einen separat zugeordneten Stellantrieb
bewegbar sind, werden zur Erleichterung des Vorstapelvorganges seitlich vom Anlegestapel
um ein bestimmtes Maß weg- und nach Beendigung des Vorstapelns wieder auf diesen zubewegt.
Dabei wird die seitliche Stellung des Bogenstapels über eine Tasteinrichtung überwacht.
Nachteilig bei dieser Konzeption ist, daß ausgehend von den vorgesehenen elektromotorisch
verwirklichten Spindelantrieben nicht bereits weitblickend die Einrichtung anderer
Stellkomponenten in das Konzept verwirklicht wurde.
[0003] Aus DE 33 21 724 C1 ist ein Bogenanleger an Rotationsdruckmaschinen desselben Herstellers
bekannt. Durch frei bewegbare, im vorderen Bereich des Bogenstapels vorgesehene Führungsschienen
ist eine freie seitliche Bewegung mit geringstem Kraftaufwand und schonendem Umgang
mit den zu bedruckenden Bogen möglich.
[0004] Die deutsche Patentschrift DE PS 1 102 768 offenbart eine Bogendruckmaschine mit
Anlegetisch und Anlegeschienen. Über zwei Stellköpfe sind Wellen verdrehbar, an deren
hinteren Ende je eine Seilzugrolle aufgenommen ist. An auf diesen Seilzugrollen umlaufenden
Seilzügen sind Laschen befestigt, die je eine Seitenanlageschiene bewegen. Die Seitenanlageschienen
durchgreifen die Stapelwand und sind innerhalb je einer Aussparung axial bewegbar.
Auch diese Konfiguration des Standes der Technik bezieht sich ausschließlich auf einen
Anlegebereich einer Bogendruckmaschine.
[0005] Schließlich ist aus G 85 14 473.8 U1 eine Vorrichtung zum veränderlichen Einstellen
eines Seitenanschlages für Bogenstapel in einem Bogenstapelanleger bekannt. Über einen
am Bogenanlegergestell umgelenkt geführten Zahnriemen ist ein Seitenanschlag quer
zur Bogenlängsrichtung verschiebbar und an die jeweils zu verarbeitende Bogenformatbreite
anpaßbar. Zwischen einem frei zugänglich angeordneten Stellglied und dem den Seitenanschlag
verschiebenden Zugmittel besteht eine formschlüssige Verbindung.
[0006] Den skizzierten Lösungen des Standes der Technik haftet der Nachteil an, daß die
Anpaßvorgänge an verschiedene zu verarbeitenden Bogenformate sich lediglich auf den
Anlegebereich beziehen, obwohl bei Formatwechsel am Bogenausleger ebenfalls Verstellungen
vorzunehmen sind, die bei den Lösungen des Standes der Technik inkonsequenterweise
keine Berücksichtigung finden. Angesichts der aufgezeigten Nachteile des Standes der
Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, bei Formatwechsel notwendige Anpassungsvorgänge
für die Bogenführung von einer Bedienstelle aus für die gesamte Maschine zu initiieren.
[0007] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß bei Betätigung des Stellgliedes
über zusammenwirkende Zugmittel seitliche Bogenführungen gleichzeitig im Anlegebereich
und im Auslagebereich symmetrisch zur Mitte eines Druckwerkes verstellbar sind.
[0008] Von Vorteil bei dieser Lösung ist der Umstand, daß die seitlichen Bogenführungen
jeweils um den gleichen Betrag, bezogen auf die Maschinenmitte, verstellbar sind.
Damit können langwierige Separatjustagen im Anleger und im Ausleger entfallen. Die
Drucker brauchen keine Einstellungen im ungünstig zugänglichen Auslagebereich vorzunehmen;
die ergonomisch günstige Anordnung des Stellgliedes gestattet eine Zentralverstellung
von einem Bedienplatz aus. Die als Zugmittel verwendeten Normteile sind preiswert,
annähernd wartungsfrei und verfügen über lange Lebensdauer bei hoher Betriebssicherheit.
[0009] Darüberhinaus bietet die erfindungsgemäße Lösung den Vorteil einer erheblichen Rüstzeiteinsparung
bei Auftrags- und Formatwechsel, da alle seitlichen Bogenführungen zentral und gleichzeitig
von einer Bedienstelle aus verstellt werden können.
[0010] Eine weitere Ausgestaltung des der Erfindung zugrunde liegenden Gedankens sieht vor,
daß von einer durch das Stellglied verstellbaren Zentralspindel über die Zugmittel
Stellspindeln verdrehbar sind. Die Spindeln sind jeweils mit einem Rechts- und einem
Linksgewindeabschnitt versehen. Damit ist in vorteilhafter Weise ein Heranfahren der
seitlichen Bogenführungen an die jeweils zu verarbeitenden Formatbreiten möglich.
Überdies ist vorgesehen, die seitlichen Stapelführungen oberhalb des Bogenanlegers
durch Axialverstellungen der Stellspindel exakt auf einen Druckzylinder einzustellen.
Dadurch können die Einzelbogen nahezu optimal ausgerichtet an den Druckzylinder übergeben
werden.
[0011] Abschließend sei noch erwähnt, daß parallel zu seitlichen Stapelführungen Einstapelhilfen
am Bogenstapel verstellbar sind.
[0012] Anhand einer Zeichnung wird die Erfindung nunmehr näher erläutert.
[0013] Es zeigt:
- Fig. 1
- die Seitenansicht einer Rotationsdruckmaschine
- Fig. 2
- die in die Zeichenebene geklappten Verläufe der Zugmittel
- Fig. 3
- das Stellglied mit Zentralspindel
- Fig. 4
- die seitlichen Stapelführungen oberhalb des Anlegestapels
In der in Fig. 1 wiedergegebenen Darstellung einer Rotationsdruckmaschine sind in
Druckwerksseitenwänden 2 die Druckwerkzylinder eines Druckwerkes 1 aufgenommen. Dabei
handelt es sich um einen Druckformzylinder 4, einen Übertragungszylinder 5 sowie um
einen Druckzylinder 6. Unterhalb des Druckzylinders 6 ist eine Auslagekette 7 vorgesehen,
an der einzelne Greiferbrücken 8 aufgenommen ist. Die Greiferbrücken 8 legen die bedruckten
Bogen auf einen Auslagestapel 9 ab; die abgelegten Bogen werden durch Geradstoßer
10 in eine ausgerichtete Lage gebracht. Die seitlich des Auslagestapels 9 angebrachten
Geradstoßer 10 sind an je einer Spindel 13 aufgenommen.
[0014] Der Auslagestapel 9 ist von einer Stapelunterlage 12 aufgenommen, die durch eine
Hubkette 11 gehoben und gesenkt werden kann. An einem Ende der Hubkette 11 ist ein
Gegengewicht 18 befestigt. Am Ende des Auslagestapels 9 befindet sich ein schwenkbarer
Anschlag 14, wodurch eine Probebogenentnahme möglich ist.
[0015] Die Stellspindeln 13 wurden über Zugmittel 17, beispielsweise Ketten, betätigt. Die
Ketten 17 verlaufen über Kettenführungen 19 zu einer Zentralspindel 20. Eine weiteres,
ebenfalls um die Zentralspindel 20 umlaufendes Zugmittel 21 welches als Kette oder
Zahnriemen ausgeführt sein kann, läuft um eine Stellspindel 22 um. Auf den Spindeln
20 und 22 sind Einstapelhilfen 23 axial bewegbar angeordnet. Der auf einem Stapelboden
25 ruhende Anlegestapel 26 ist über eine Hubkette 24 aufwärts und abwärts bewegbar.
[0016] Um die Zentralspindel 20 läuft ein weiteres Zugmitte 40 - beispielsweise in Form
einer Kette - um, welches eine Stellspindel 28 betätigt, auf welcher seitliche Stapelführungen
29 aufgenommen sind. Das Zugmittel 40 ist über ein Stellrad 41 vom Handrad 36 aus
betätigbar und wirkt auf die Zentralspindel 20 ein.
[0017] In der Darstellung nach Fig. 2 sind die einzelnen Spindeln samt deren seitlichen
Bogenführungen sowie die Verläufe der Zugmittel in die Zeichenebene geklappt.
[0018] Es sei darauf hingewiesen, daß die im oberen Teil der Fig. 2 dargestellten Spindeln
13 in den Druckwerkseitenwänden 2 aufgenommen sind, während die Zentralspindel 20
sowie die Stellspindeln 20, 22 und 28 in den Anlegerseitenwänden 3 gelagert sind.
[0019] Eine Verstellung der seitlichen Bogenführungen erfolgt durch Verdrehen des Stellgliedes
36, welches über ein Getriebe 37 auf ein Stellrad 41 einwirkt, über welches das als
Kette oder Zahnriemen ausgeführte Zugmittel 40 umläuft. Die Kette 40 bewegt über das
mittlere der Kettenräder oder Zahnscheiben 30 die Zentralspindel 20. Von dieser wiederum
wird via Kette 21 die Stellspindel 22 verdreht, die die Einstapelhilfen 23 aufnimmt.
Wie aus Fig. 1 hervorgeht, befinden sich die Zentralspindel 20 und die Stellspindel
20 in den Anlegerseitenwänden 3 übereinander.
[0020] Das Zugmittel 40 erstreckt sich jedoch parallel zur Anlegerseitenwand 3 bis zu einer
weiteren Stellspindel 28. Auf dieser, ebenfalls in den Anlegerseitenwänden 3 aufgenommenen
Stellspindel befinden sich zwei seitliche Stapelführungen 29, die bei Verdrehung der
Stellspindel 28 ebenfalls seitlich verfahrbar sind.
[0021] Schließlich ist auf der Zentralspindel 20 ein drittes Kettenrad 30 aufgenommen, von
welchem sich ein Zugmittel 17 beidseits der Anlegerseitenwände 3 und der Druckwerkseitenwände
2 bis zu den Stellspindeln 13 erstreckt. Bei Verdrehung der Spindeln 13 werden die
Geradstoßer 10 an den Auslegestapel 9 heran- oder von diesem wegbewegt.
[0022] Fig. 3 zeigt eine vergrößerte Draufsicht auf die Zentralspindel 20 und die Stellspindel
22. Die Zentralspindel 20 und die Stellspindel 22 bestehen aus jeweils zwei Hälften,
die mittels eines Spindelkreuzes 33 miteinander verbunden sind. Auf einem Gewindeabschnitt
34 mit Rechtsgewinde und einem Gewindeabschnitt 35 mit Linksgewinde gleicher Steigung
sind die Einstapelhilfen 23 aufgenommen. Wiederum sei darauf hingewiesen, daß sich
die beiden in Rede stehenden Spindeln 20 und 22 übereinander angeordnet in den Anlegerseitenwänden
3 befinden. Eine Verdrehung der Spindeln 20 und 22 durch die Zugmittel 21 bzw. 40
ausgehend vom Handrad 36 bewirkt ein sich aufeinander Zu- oder sich voneinander Wegbewegen
der Einstapelhilfen 23. Die Einstapelhilfen 23 auf den Gewindeabschnitten 34 mit Rechtsgewinde
und die - hier aus Symmetriegründen nicht dargestellten - Einstapelhilfen 23 auf dem
Gewindeabschnitten 35 mit Linksgewinde legen auf dieser Weise während der Verstellung
jeweils dieselben Wege zurück, wodurch sich eine symmetrisch zur Maschinenmitte orientierte
Axialverstellung sowohl der Einstapelhilfen 23 als auch der seitlichen Stapelführungen
29 wie auch der seitlichen Geradstoßer 10 ergibt.
[0023] In Fig. 4 ist eine vergrößerte Darstellung der Stellspindel 28 samt der auf dieser
angeordneten seitlichen Stapelführungen 29 gezeigt. Die Spindel 28 weist mittig zwei
Gewindeausläufe 32 auf. Bei einer Verdrehung der Stellspindel 28 durch die Kette 40
werden die auf den Gewindeabschnitten 34 und 35 aufgenommenen seitlichen Stapelführungen
29 jeweils um den gleichen Betrag axial bewegt, so daß sich eine Verstellung beider
Stapelführungen 29 symmetrisch zur Maschinenmitte ergibt. In Fig. 4 ist ferner die
Traverse 27 gezeigt, welche in den Anlegerseitenwänden 3 aufgenommen ist. Auf den
Kettenrädern, die auf dieser Spindel gelagert sind, läuft die Hubkette 24, die den
Anlegestapel 26 vertikal bewegt, um.
[0024] An der Anlegerseitenwand 3 ist konzentrisch zur Stellspindel 28 ein Stellrad 39 aufgenommen.
Dessen Innengewinde kämmt mit einer mit einem Außengewinde versehenen Gewindebuchse
42. Über die Buchse 42 ist die Stellspindel 28 je nach Drehrichtung am Stellrad 39
in axiale Richtung entgegen der Federkraft einer Feder 38 verstellbar. Die Feder 38
stützt sich einerseits an der Anlegerseitenwand 3 und andererseits an einer zwischen
dem Rechtsgewinde 34 und einem Bund 43 vorgesehenen Stützscheibe ab. Somit sind Axialverstellungen
in Richtung des In Fig. 4 dargestellten Doppelpfeiles möglich.
[0025] Bei längerbauenden Mehrfarbenrotationsdruckmaschinen ist durchaus denkbar, eine pneumatisch
oder elektrisch bwirkte Formatanpassung im Anlege- oder Auslagebereich vorzusehen.
Unter Einbindung entsprechender Stellkomponenten in eine Zentralfernbedienung, könnten
dann Einstapelhilfen 23, Geradstoßer 10 und seitliche Stapelführungen gleichzeitig
verstellt werden.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 1
- Druckwerk
- 2
- Druckwerkseitenwand
- 3
- Anlegerseitenwand
- 4
- Druckformzylinder
- 5
- Übertragungszylinder
- 6
- Druckzylinder
- 7
- Auslagekette
- 8
- Greiferbrücke
- 9
- Auslagestapel
- 10
- Gradstoßer
- 11
- Hubkette
- 12
- Stapelunterlage
- 13
- Stellspindel
- 14
- Anschlag
- 15
- Buchse
- 16
- Buchse
- 17
- Kette
- 18
- Gegengewicht
- 19
- Kettenführung
- 20
- Zentralspindel
- 21
- Kette
- 22
- Stellspindel
- 23
- Einstapelhilfe
- 24
- Hubkette
- 25
- Stapelbogen
- 26
- Anlegerstapel
- 27
- Traverse
- 28
- Stellspindel
- 29
- seitliche Stapelführung
- 30
- Kettenrad
- 31
- Hubkettenrad
- 32
- Gewindeauslauf
- 33
- Spindelkreuz
- 34
- Rechtsgewinde
- 35
- Linksgewinde
- 36
- Handrad
- 37
- Getriebe
- 38
- Feder
- 39
- Stellrad
- 40
- Kette
- 41
- Stellrad
- 42
- Gewindebuchse
- 43
- Bund
1. Vorrichtung zur Betätigung seitlicher Bogenführungen an Rotationsdruckmaschinen entsprechend
der jeweils zur verarbeitenden Bogenformatbreiten mit einem an der Bedienseite angeordneten
Stellglied, wobei ein Seitenanschlag quer zur Bogenlängsrichtung verschiebbar ist,
Zugmittel zu dem an der Bedienseite des Bogenstapels sichtbaren und frei zugänglich
angeordneten Stellglied geführt, sowie Zugmittel und Stellglied formschlüssig miteinander
verbunden sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Betätigung des Stellgliedes (36) über zusammenwirkende Zugmittel (17, 21,
40) seitliche Bogenführungen (10, 23, 29) gleichzeitig im Anlegebereich (26) und Auslagebereich
(9) symmetrisch zur Mitte eines Druckwerkes (1) verstellbar sind.
2. Vorrichtung zur Betätigung seitlicher Bogenführungen an Rotationsdruckmaschinen gemäß
Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß von einer durch das Stellglied (36) verstellbaren Zentralspindel (20) über die
Zugmittel (17, 21, 40) Stellspindeln (13, 22, 28) verdrehbar sind.
3. Vorrichtung zur Betätigung seitlicher Bogenführungen an Rotationsdruckmaschinen gemäß
der Ansprüche 1 und 2
dadurch gekennzeichnet,
daß Spindeln (13, 20, 22, 28) jeweils ein Rechts- und ein Linksgewinde (34, 35) aufweisen.
4. Vorrichtung zur Betätigung seitlicher Bogenführungen an Rotationsdruckmaschinen gemäß
Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß die seitlichen Stapelführungen (29) durch Axialverstellung der Stellspindel (28)
exakt auf einen Druckzylinder (6) zustellbar sind.
5. Vorrichtung zur Betätigung seitlicher Bogenführungen an Rotationsdruckmaschinen gemäß
Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß parallel zu seitlichen Bogenführungen (10, 29) Einstapelhilfen (23) am Bogenstapel
(26) verstellbar sind.