[0001] Die Erfindung bezieht sich auf Verfahren zum Vervielfältigen einer Bildvorlage mittels
einer Druckform, die an der Oberfläche eine Schicht aus einem ferroelektrischen Material
aufweist.
[0002] Aus der DE 38 35 091 C2 ist bereits ein Verfahren zum Vervielfältigen einer ferroelektrischen
Bildvorlage bekannt, bei dem elektrisch geladene Tonerpartikel verwendet werden. Das
ferroelektrische Material läßt sich in sehr engen Bereichen unterschiedlich polarisieren,
so daß bei einfarbigen Tonern Drucke mit sehr hoher Auflösung möglich sind und daß
bei Anwendung von zwei Farben mit unterschiedlich geladenen Partikeln, d. h., daß
die eine Farbe positiv und die andere Farbe negativ geladene Tonerpartikel enthält,
mit einem Druck gleichzeitig zwei Farben aufgebracht werden können, so daß bei farbigen
Drucken geringe Durchlaufzahlen notwendig sind. Die Druckform eignet sich sowohl zur
Anwendung von Trockentonern als auch von in Feuchtmitteln als Trägern gelösten Tonern.
Es wird nicht mitgeteilt, bei welchen Temperaturen die Druckform polarisiert wird.
[0003] Andererseits ist es bereits aus der US 3 899 969 bekannt, pyroelektrische Materialien,
also insbesondere Ferroelektrika, bei sehr hohen Temperaturen, beispielsweise bei
150°C, unter Anwendung eines elektrischen Feldes zu polarisieren. Dazu muß das zu
polarisierende Material beispielsweise in ein Bad von heißem Öl eingebracht werden.
[0004] Aus der DT 25 30 290 A1 geht zwar das einmalige Auslegen eines äußeren elektrischen
Feldes an ein Ferroelektrikum nach einem Polarisationsvorgang zur Erzeugung eines
latenten Bildes auf der Oberfläche des Ferroelektrikums hervor, aber durch das Feld
wird nur wie in einem Kondensator eine zur Feldstärke des angelegten Feldes proportionale
und daher begrenzte Menge an Ladungen auf die Oberfläche des Ferroelektrikums aufgebracht.
Da die Ladungen mit der Abgabe des Tonerbildes an einen Bedruckstoff ebenfalls abgegeben
werden, kann von dem latenten Bild auf dem Ferroelektrikum nur eine begrenzte Anzahl
von Kopien erzeugt werden, bis alle durch das äußere Feld erzeugten freien Ladungen
verbraucht sind. Entsprechendes gilt für die Anwendung des pyroelektrischen oder des
piezoelektrischen Effekts durch Erwärmen des Ferroelektrikums bzw. Aufbringen von
Druck auf das Ferroelektrikum. Daher ist das aus der DT 25 30 290 A1 bekannte Verfahren
kein kontinuierliches Druckverfahren, sondern ein Kopierverfahren zur Herstellung
einer beschränkten Anzahl von Kopien.
[0005] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Druckverfahren zu schaffen, bei denen
die Druckqualität, d.h. der Kontrast, gegenüber den bekannten Druckverfahren verbessert
ist. Diese Aufgabe wird, wie in Patentanspruch 1 angegeben, gelöst.
[0006] Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen. Gemäß Patentanspruch
15 wird ein Verfahren zum Bebildern einer Druckform geschaffen, durch das ebenfalls
der Kontrast beim Drucken mit der so bebilderten Druckform verbessert wird.
[0007] Im Unterschied zum Stand der Technik werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren fortlaufend
neue Ladungsträger zur Kontrasterhöhung auf die Druckform aufgebracht, so daß an den
polarisierten Stellen verstärkt Toner eingelagert werden kann, der bei Abgabe des
Tonerbildes an den Druckträger abgegeben wird.
[0008] Nachstehend wird die Erfindung in Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnungen näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Hystereseschleife,
- Fig. 2
- eine Vorrichtung zum Drucken mit einem Ferroelektrikum, wobei der Formzylinder auf
seiner Mantelfläche mit einer Schicht aus einem ferroelektrischen Material beschichtet
ist und wobei seitlich des Formzylinders Ladungsquellen angeordnet sind,
- Fig. 3
- die Druckvorrichtung gemäß Fig. 2, wobei die Schicht durch eine Heizung beheizt wird,
und
- Fig. 4
- die Druckvorrichtung gemäß Fig. 2, wobei eine Tonerauftragwalze zum Auftragen des
Toners auf den Formzylinder gegen diesen gedrückt wird.
[0009] Ferroelektrisches Material ist dadurch ausgezeichnet, daß seine Mikrobausteine, d.
h. seine Elementarzellen, ein stabiles elektrisches Dipolmoment besitzen, das in einem
elektrischen Feld ausgerichtet werden kann. Ferroelektrika sind beispielsweise anorganische
Keramikmaterialien mit asymmetrischer Perowskitstruktur, wie z. B. Bariumtitanat,
Bleizirkonat und Mischstrukturen davon oder organische Substanzen, wie z. B. Polyvinylidenfluorid
mit C-F-Ketten als elementaren Dipolen. Die anorganischen Ferroelektrika weisen Strukturen
auf, bei denen die Elementarzellen so asymmetrisch angeordnet sind, daß zwei energetisch
gleichwertige und strukturell identische Modifikationen, d. h. enantiomorphe Modifikationen,
existieren, die nur durch Energiezufuhr von einem Zustand in den anderen übergeführt
werden können, z. B. durch das Wirken von äußeren Kräften, beispielsweise eines elektrischen
Feldes, oder durch thermische Energie.
[0010] Erfolgt diese Energiezufuhr durch ein elektrisches Feld, so klappen oberhalb einer
gewissen materialabhängigen Feldstärke, der sog. Koerzitivfeldstärke, die nicht in
Feldrichtung stehenden Zustände in Feldrichtung um und verbleiben in diesem Zustand
auch nach Abschalten des elektrischen Feldes. Dieser Vorgang wird als Polung des Ferroelektrikums
bezeichnet.
[0011] Geschieht diese Energiezufuhr durch Wärme, so werden in Folge der thermischen Gitterschwingungen
ab einer gewissen Temperatur, der Curie-Temperatur, beide Modifikationen gleich wahrscheinlich
und verlieren die in einem externen elektrischen Feld erzeugte Ausrichtung nach Abschalten
des elektrischen Feldes wieder vollkommen. Oberhalb der Curie-Temperatur geht daher
das Ferroelektrikum in den paraelektrischen Zustand über. Bei Abkühlung aus diesem
Zustand in den ferroelektrischen Zustand ohne äußeres Feld bilden sich statistisch
verteilt ausgerichtete Bereiche, die Domänen, deren Feldwirkungen sich gegenseitig
aufheben, so daß ein makroskopisch neutraler unpolarer Zustand entsteht.
[0012] Wenn das Ferroelektrikum unterhalb seiner Curie-Temperatur polarisiert wird, kann
sich das durch die Ausrichtung seiner Dipole erzeugte elektrische Feld an der Materialoberfläche
nicht fortsetzen; da keine in sich geschlossenen elektrischen Feldlinien existieren,
sondern immer an Ladungen enden, bildet sich an beiden Oberflächen der ferroelektrischen
Schicht eine Schicht aus Oberflächenladungen, die das Feld im Inneren des Ferroelektrikums
stabilisieren. Eine gepolte ferroelektrische Platte ist daher auch nach Entfernen
von eventuell zur Polung verwendeten Elektroden einem elektrischen Kondensator ähnlich,
auf dessen Elektroden Oberflächenladungen sind, die durch das innere elektrische Feld
ortsfest gebunden sind.
[0013] Durch diese Oberflächenladungen wird der größte Teil des inneren Feldes nach außen
abgeschirmt. Diese Abschirmung ist aber nicht vollständig, vielmehr wirkt ein für
den Druckprozeß ausreichendes Restfeld nach außen und ist in der Lage, elektrisch
geladene Partikel, z.B. einen elektrostatischen Toner, anzuziehen. Die bildmäßige
Polung geschieht durch unterschiedliche Ausrichtung von Bild- und Hintergrundbereichen
(DE 38 35 091 C2).
[0014] In Fig. 1 ist eine Hysteresekurve eines Ferroelektrikums dargestellt. Dabei ist die
Flächenladungsdichte der auf die Oberfläche des Ferroelektrikums geflossenen elektrischen
Ladung als Funktion des im Inneren des Ferroelektrikums anliegenden elektrischen Feldes
E dargestellt. Bei der Polung eines Ferroelektrikums, das sich in einem statistisch
verteilten, makroskopisch neutralen Zustand befindet, in den positiv polarisierten
Zustand wird die sog. jungfräuliche Kurve 1 von einem Punkt 0 zu einem Punkt A₁ durchlaufen.
Nach Abschalten des elektrischen Feldes bleibt das Material in einem stabilen gepolten
Zustand P₁. Durch Anlegen eines Gegenfeldes wird die Kurve von dem Punkt P₁ über einen
Punkt A₂ zu einem Punkt P₂ durchlaufen. Dieser Vorgang ist reversibel und beliebig
oft wiederholbar. Nach der Polung sind damit die Bildpunkte des Ferroelektrikums beispielsweise
in einem Zustand P₁, während die Hintergrundbereiche, d.h. die Nicht - Bildbereiche
in dem Zustand P₂ sind. Auch die umgekehrte Polarisation ist möglich. Es ist ebenfalls
möglich, daß lediglich die Bildbereiche positiv oder negativ polarisiert sind und
die Nicht-Bildbereiche neutral sind.
[0015] Fig. 2 zeigt eine Vorrichtung zum Bedrucken einer Bedruckstoffbahn 2 mit einem Formzylinder
3, dessen Mantelfläche von einer Druckform 30 umgeben ist, die entweder ganz oder
wenigstens in ihrer äußeren Schicht aus einem ferroelektrischen Material besteht.
Die Druckform 30 nimmt von einer Tonerauftragwalze 4 Toner auf, den die Tonerauftragwalze
4 ihrerseits aus einem Tonerbecken 5 erhält. Das Tonerbecken 5 enthält einen Tonervorrat
50, der über eine Tonerzuführung 51 auf einem bestimmten, festgelegten Niveau gehalten
wird. Über eine Tonerabführung 52 wird von der Tonerauftragwalze 4 nicht aufgenommener
Toner einer hier nicht dargestellten Filteranordnung zugeführt und gelangt über die
Tonerzuführung 51 wieder in das Tonerbecken 5 zurück. Tonerpartikel, die auf dem Formzylinder
3 bildmäßig auf der Oberfläche der Druckform 30 aufgetragen sind, werden über einen
Übertragungszylinder 6 auf die Bedruckstoffbahn 2 übertragen, wobei der Übertragungszylinder
6 die Bedruckstoffbahn 2 gegen einen Druckzylinder 7 drückt.
[0016] Bevor jedoch die Druckform 30 für das Drucken mittels des Toners einsetzbar ist,
muß sie durch eine Bebilderungseinheit 8 durch Polarisieren, wie oben beschrieben,
bebildert werden. Anschließend wird zum Drucken mit dem Toner die Anzahl der oberflächlich
verfügbaren freien Ladungen elektrisch erhöht. Dazu sind neben dem Formzylinder 3
Ladungsquellen 11, 12 angeordnet, die die Oberfläche der Druckform 3 entweder positiv
oder negativ aufladen. Als Ladungsquellen sind z. B. Corona-Entladungen, kontaktierende
dielektrische oder schwach elektrisch leitfähige Schichten oder bildpunktmäßig getrennte
Einzelelektroden möglich. Dabei sind die Ladungsquellen 11, 12 entweder dieselben,
mit denen die Druckform 30 vorher bildmäßig polarisiert wurde, oder, wie in Fig. 2
dargestellt, andere Ladungsquellen 11, 12.
[0017] Nach Beendigung des Bebilderungsprozesses, d. h. nachdem die Elektroden der Bebilderungseinheit
8 wieder auf Masse-Potential sind, befinden sich beispielsweise die Bildpunkte in
dem Polarisationszustand P₁ (vgl. Fig. 1) und die Nicht-Bildpunkte in dem Polarisationszustand
P₂. Durch erneutes, aber in diesem Falle ganzflächiges Aufladen der Druckform 30 mit
einer definierten Ladungsmenge, z.B. ΔP, werden die Punkte, die vorher den Polarisationszustand
P₁ hatten, auf ein elektrisches Potential E₁ angehoben. Die Punkte, die vorher in
dem Polarisationszustand P₂ waren, werden auf ein Potential E₂ angehoben. Ohne die
jetzt auf die Druckform 30 aufgebrachte Ladungsmenge ΔP bestand zwischen den positiv
und negativ polarisierten Bereichen P₁ und P₂ nurnder durch das Restfeld erzeugte
relativ geringe Potentialunterschied. Jetzt weisen sie einen Potentialunterschied

auf. Durch diesen Potentialunterschied ergibt sich ein Kontrast zwischen den beiden
Bereichen, der beispielsweise um einen Faktor 100 größer ist als der ursprüngliche
Kontrast bei dem polarisierten, aber ungeladenen Ferroelektrikum. Entsprechend der
Aufladung mit positiven Ladungsträgern, wie hier dargestellt, läßt sich die Druckform
30 als ganze auch mit negativen Ladungsträgern aufladen. Diese bildmäßig einmal gepolte
und aufgeladene ferroelektrische Druckform 30 übersteht eine Vielzahl von Druckvorgängen.
Es zeigt sich allerdings, daß die ortfeste Bindung der in dem Punkt B₁ befindlichen
Ladungsträger größer ist als die der im Punkt B₂ befindlichen Ladungsträger, da Ladungen
im Punkt B₁ eine Verstärkung, im Punkt B₂ eine Schwächung des Feldes in der ferroelektrischen
Schicht bewirken. Diese werden abgegeben, und die Druckform wird im Bereich der negativen
Polarisation von dem früheren Polarisationszustand P₂ auf einen Polarisationszustand
P₂ teilweise depolarisiert. Um diese Depolarisierung wieder rückgängig zu machen,
wird die Druckform 30 mit negativen Ladungsträgern beaufschlagt, dann durchläuft das
Ferroelektrikum von dem Punkt P₂' zu dem Punkt A₂ eine Polarisierungs-Kurve 15. Nachdem
einmal wieder der Punkt A₂ erreicht ist, kann das Ferroelektrikum wieder positiv bis
zum Erreichen des Punktes B₂ aufgeladen werden. Entsprechendes gilt in schwächerem
Umfang für den Punkt B₁. Die unipolare Aufladung der Druckform 30, z. B. nur mit positiven
Ladungsträgern, bewirkt einen Kontrast

mit positivem Potential auf Bild- und Nichtbildstellen. Durch Einstellen des Potentials
der Tonerauftragwalze 5 auf ein Niveau zwischen E₁ und E₂ wird eine für die Tonerpartikel
an- bzw. abstoßende Wirkung erzeugt.
[0018] Deswegen ist es bei einem langandauernden, kontinuierlichen Druckprozeß notwendig,
in bestimmten Zeitabständen ein beispielsweise positiv aufgeladenes Ferroelektrikum
mit negativen Ladungsträgern aufzuladen. Dadurch werden beide Polarisationszustände
wieder vollständig regeneriert.
[0019] Bei einer anderen Ausführungsweise dieses Verfahrens wird die Kontrasterhöhung in
Verbindung mit der Bilderzeugung bewirkt. Dabei wird zunächst die Druckform 30 auf
ihrer gesamten Oberfläche durch eine erste Elektrode negativ polarisiert und zusätzlich
mit negativen Ladungsträgern (Elektronen) um einen Betrag ΔP negativ aufgeladen und
dabei auf ein Potential E₃ (Punkt B₃) gebracht. Anschließend werden die Bildbereiche
auf der Oberfläche der Druckform 30 durch eine zweite Elektrode positiv polarisiert
und durch Entfernen von Elektronen um den Betrag P auf das Potential E₁ (Punkt B₁)
positiv aufgeladen, so daß die Bildpunkte B₁ zu den Nicht-Bildpunkten B₃ eine Potentialdifferenz

haben.
[0020] Zusätzlich zu diesem Verfahren läßt sich die Anzahl der freien Ladungen auf der Oberfläche
der Druckform durch Wärme vergrößern. Zunächst wird hierzu die Druckform bei einer
Temperatur T₁, beispielsweise bei 20°C, bebildert. Um diese Temperatur einzuhalten,
wird die gesamte Druckvorrichtung vorzugsweise bei dieser Temperatur thermostatisiert.
Hierzu ist sie beispielsweise in einem abgeschlossenen Raum angeordnet.
[0021] Nach Beendigung des Polarisierens und bevor der Druckvorgang beginnt, wird die Druckform
30 (Fig. 3) von ihrer äußeren Oberfläche her durch eine Heizung 9 neu auf eine höhere
Temperatur T₂, z.B. 25°C, gebracht und auf dieser Temperatur gehalten. Dabei ist zu
beachten, daß sich diese Temperatur T₂ unterhalb der Curie-Temperatur des jeweiligen
Ferroelektrikums befindet. Durch die erhöhte Temperatur steigt die Anzahl der Oberflächenladungen
auf der Oberfläche der Druckform 30. Die gemäß Fig. 1 benötigte Ladung zur Kompensation
des inneren elektrischen Feldes ist temperaturabhängig, d. h., es wird bei höherer
Temperatur weniger Kompensationsladung benötigt. Wurde bei niedriger Temperatur polarisiert,
so wird bei einer Temperaturerhöhung die nicht benötigte Kompensationsladung frei.
Es entstehen also im positiv polarisierten Bereich freie positive Ladungen, im negativ
polarisierten Bereich freie negative Ladungen. Da durch die erhöhte Temperatur. Da
durch die erhöhte Temperatur die Anzahl der freien Oberflächenladungen auf der Oberfläche
der Druckform steigt, nimmt der Kontrast, d. h. die Potentialdifferenz zwischen den
positiv und negativ gepolten Bereichen, zu. Dadurch werden, wenn beispielsweise die
Partikel positiv geladen sind, auf negativ geladenen Bildflächenanteilen mehr Tonerpartikel
abgeschieden und Hintergrundtonen vermieden. Die erhöhte Kontrastspannung zwischen
den Bild- und Hintergrundbereichen erzeugt also einen besseren optischen Kontrast
zwischen Bild- und Hintergrundbereichen, d. h. eine dichtere Tonerschicht in den Druckbereichen
bei tonerfreiem Hintergrund. Dieser Effekt läßt sich für eine hohe Anzahl von Druckvorgängen,
z.B. 1000 Drucke, ausnutzen. Es läßt sich jedoch nicht ganz verhindern, daß Teile
der Oberflächenladung auf der Druckform 30 durch Tonerpartikel auf den Übertragungszylinder
6 und von diesem auf die Bedruckstoffbahn 2 mitgerissen werden. Deshalb wird vorzugsweise
eine Kühlvorrichtung 10 seitlich des Formzylinders 3 angeordnet. Diese kühlt die Druckform
30 entweder vor oder nach Abgabe des Toners auf den Übertragungszylinder 6 ab. Bei
Kühlung vor der Tonerabgabe wird infolge des reversiblen pyroelektrischen Effekts
die freie Oberflächenladung wieder als Kompensationsladung gebunden. Bei Kühlung nach
erfolgter Tonerabgabe wird die benötigte Kompensationsladung von dem umgebenden Medium
auf die Oberfläche übertragen und ortsfest gebunden.
[0022] Die für diesen pyroelektrischen Effekt benötigte Kompensationsladung wird von dem
umgebenden Medium, z.B. der Luft, auf die Oberfläche übertragen und dort ortsfest
gebunden. Durch die Kühlvorrichtung 10 nimmt die Druckform 30 eine Temperatur T₃ an,
die unterhalb der Temperatur T₂ liegt. Anschließend wird die Druckform 30 wieder durch
die Heizung 9 auf die Temperatur T₂ aufgewärmt, und es entsteht erneut ein Ladungsüberschuß
auf der Oberfläche, der den oben beschriebenen Effekt der Kontrastverstärkung hervorruft.
Der Kühlvorgang kann entweder kontinuierlich erfolgen oder aber in bestimmten Zeitabständen
nach einer vorher festgelegten Anzahl von Drucken, wenn sich die Zahl der freien Oberflächenladungen
entsprechend vermindert hat. Bei kontinuierlicher Kühlung wird auch erreicht, daß
die durch die Heizung zugeführte Wärmemenge wieder abgeführt werden kann.
[0023] Statt den Toner 50 mit der Druckwalze 4 auf die Druckform 30 aufzutragen, kann auch
jede andere Zuführvorrichtung zum Aufbringen des Toners 50, z.B. ein Band, Verwendung
finden.
[0024] Wenn anstelle des trockenen Toners 50 ein flüssiger Toner verwendet wird, reicht
unter Umständen auch die beim Verdunsten der Tonerflüssigkeit durch Entzug der Verdampfungswärme
hervorgerufene Abkühlung der Druckform 30 aus.
[0025] Anstelle der Heizung 9 ist es auch möglich, die Oberfläche der Druckform 30 durch
Eintauchen in ein Tonerbad eines flüssigen Toners zu erwärmen, wobei diese Tonerflüssigkeit
auf einer Temperatur T₂ temperiert wird.
[0026] In Verbindung mit dem Verfahren der Kontrastverstärkung durch Anlegen einer Ladungsträgerquelle
oder auch in Verbindung mit dem Verfahren der Temperaturerhöhung läßt sich die Anzahl
der verfügbaren Ladungen auf der Oberfläche der Druckform 30 auch dadurch erhöhen,
daß auf diese eine mechanische Kraft ausgeübt wird. Dies geschieht beispielsweise
dadurch, daß die Tonerauftragwalze 4 mit einem bestimmten, vorgegebenen Druck p (Fig.
4) gegen den Formzylinder 3 gedrückt wird. Die freie Oberflächenladung entsteht hier
durch den bei ferroelektrischen Materialien wirksamen piezoelektrischen Effekt.
[0027] Die Vorrichtungen gemäß Fig. 2 bis 4 lassen sich vorteilhaft dann nutzen, wenn zusätzlich
noch Toneran- und Abtragelektroden 13, 14 wie in Fig. 2, dargestellt, vorhanden sind.
Diese Elektroden 13, 14 befinden sich in einem gewissen Abstand von der Oberfläche
der Druckform 30 und beeinflussen die Tonerannahme auf der Oberfläche der Druckform
30. Durch eine beispielsweise negativ geladene Elektrode 13 werden negativ geladene
Tonerpartikel von der Elektrode 13 abgestoßen und umso stärker und schneller von positiv
geladenen Bildbereichen auf der Druckform 30 angenommen. Entsprechendes gilt umgekehrt
für die Elektrode 14, die, wenn sie positiv geladen ist, die Anlagerung der negativ
geladenen Tonerpartikel in Nicht-Bildbereichen, die ebenfalls negativ geladen sind,
umso besser verhindert. Auch hierdurch wird der Kontrast zwischen Bild- und Nicht-Bildbereichen
verstärkt und Hintergrundtoner vermieden.
[0028] Gemäß der Erfindung werden Verfahren geschaffen, mit denen die Zahl der auf der Oberfläche
einer Druckform 30 mit einer ferroelektrischen Schicht verfügbaren Ladungen erhöht
werden kann, d.h. die Potentialdifferenz zwischen Bild- und Nicht-Bildbereichen gesteigert
wird. Hierzu wird entweder die Temperatur auf der Oberfläche der Druckform 30 gegenüber
der Temperatur, bei sie polarisiert wurde, erhöht, oder es wird zum Tonerübertragen
eine mechanische Belastung auf den Formzylinder 3 ausgeübt, oder es werden ganzflächig
Ladungsträger auf die Druckform 30 aufgebracht, wodurch ein Potentialunterschied zwischen
positiv und negativ polarisierten Bereichen entsteht, der zu einer Kontrasterhöhung
zwischen Bild- und Nicht-Bildbereichen führt.
1. Verfahren zum Vervielfältigen einer Bildvorlage mittels einer Druckform (30), die
eine Schicht aus einem ferroelektrischen Material aufweist, bei dem die Schicht entsprechend
einem zu druckenden Bild bei einer ersten Temperatur (T₁) polarisiert wird und bei
dem elektrisch geladene Partikel an der Oberfläche des ferroelektrischen Material
angelagert werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckform (30), nachdem sie polarisiert
worden ist, zur bildmäßigen Erhöhung der Anzahl der Oberflächenladungen auf der Schicht
zusätzlich von einer Ladungsträgerquelle mit elektrischen Ladungen aufgeladen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine positive (11)
oder eine negative Elektrode (12) in der Nähe der Schicht angeordnet ist, um Ladungen
auf deren Oberfläche abzugeben.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ladung von einer elektrisch
nichtleitenden dielektrischen Schicht übertragen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schicht durch Corona-Entladung
oder durch eine die Oberfläche der Schicht berührende Elektrode (11, 12) mit Ladungen
beaufschlagt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zum Ausgleich
von unterschiedlich starken Ladungsträgerdichten an freien Oberflächenladungen in
den Bild- und den Nicht-Bildbereichen die Bild- und die Nicht-Bildbereiche entgegengesetzt
und anschließend erneut mit den vorgesehenen elektrischen Ladungen aufgeladen werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Ladung auf der dielektrischen
Schicht durch Reibung, Berühren mit den Elektroden (11, 12) oder durch Corona-Aufladung
erzeugt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckform
(30), nachdem sie polarisiert worden ist, auf eine zweite, höhere Temperatur (T₂)
unterhalb der Curie-Temperatur erwärmt wird und daß die Partikel bei dieser Temperatur
auf der Oberfläche der Schicht angelagert werden und anschließend auf ein zu bedruckendes
Material (2) übertragen werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckform (30) zusammen
mit der Schicht bei der zweiten Temperatur (T₂) temperiert wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Schicht nach der Anlagerung
der Partikel auf ihrer Oberfläche auf eine dritte Temperatur (T₃) abgekühlt wird,
die niedriger ist als die zweite Temperatur (T₂), bei der die Partikel auf der Schicht
angelagert wurden, und daß die Schicht zur erneuten Aufnahme der Partikel wieder auf
die zweite Temperatur (T₂) erwärmt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daS die geladenen Partikel in einer
Flüssigkeit enthalten sind, daß die Schicht nach der Anlagerung der Partikel durch
das Verdampfen der von ihrer Oberfläche mitgerissenen Flüssigkeit auf eine dritte
Temperatur (T₃) abgekühlt wird, die niedriger ist als die zweite Temperatur (T₂),
bei der die Partikel angelagert wurden, und daß die Schicht zur erneuten Aufnahme
der Partikel wieder auf die zweite Temperatur (T₂) erwärmt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Schicht durch das Eintauchen
in ein auf der zweiten Temperatur (T₂) temperiertes Tonerbad erwärmt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß zur bildmäßigen
Erhöhung der Anzahl der Oberflächenladungen auf der Schicht auf die Oberfläche der
Schicht während der Anlagerung der Partikel eine mechanische Kraft ausgeübt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckform (30) auf der
Mantelfläche eines Formzylinder (3) aufgebracht ist, daß der Toner über eine Zuführvorrichtung,
insbesondere über eine Tonerauftragwalze (4), auf den Formzylinder (3) angetragen
wird und daß die Tonerauftragwalze (4) gegen den Formzylinder (3) und somit gegen
die Schicht gedrückt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß eine Tonerantrag-
und/oder eine Tonerabtragelektrode (13, 14) zur Verstärkung des Tonerantrags in den
Bildbereichen und zur Abschwächung des Tonerantrags in den Nicht-Bildbereichen in
der Nähe der Oberfläche der Schicht angeordnet sind und den Toner entsprechend seiner
Ladung von der Oberfläche der Druckform (30) wegziehen oder ihn auf der Oberfläche
festdrücken.
15. Verfahren zum Bebildern einer Druckform (30), die eine Schicht aus einem ferroelektrischen
Material aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß die ganze Oberfläche der Druckform
durch eine erste Elektrode (11) in einer ersten Polarisationsrichtung (ΔP, E₃) polarisiert
und zusätzlich elektrisch geladen wird, daß anschließend die Bildbereiche durch eine
zweite Elektrode (12), in der entgegengesetzten Polarisationsrichtung polarisiert
und zusätzlich in derselben Richtung elektrisch (ΔP, E₁) geladen werden.