[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft rieselfähige Preßmassen, ihre Herstellung und
Verwendung. Die erfindungsgemäßen Preßmassen bestehen aus anorganischem Füllstoff,
organischem Reaktivharz, gegebenenfalls weiteren Hilfs- und Zusatzstoffen und latentem
Katalysator. Das organische Reaktivharz besteht aus gegebenenfalls flüssigem Epoxidharz
und einem bei Raumtemperatur festen, pulverisierten Polyisocyanat. Reaktionsgemische
aus Polyepoxiden und Polyisocyanaten finden immer mehr Interesse als Ausgangskomponenten
zur Herstellung von hochwertigen Polyadditionskunststoffen. So können aus 1,2-Epoxiden
und Polyisocyanaten unter Verwendung von Härtungskatalysatoren Kunststoffe mit Isocyanurat-
und Oxazolidinonstrukturen aufgebaut werden (DE-AS 1 115 922).
[0002] Lagerstabile Reaktionsharzmischungen dieser Art sind in EP 0 272 563 und EP 0 331
996 beschrieben. Sie betreffen lagerstabile Mischungen, die den an sich sehr hochwertigen
Endprodukten eine breite technische Anwendung erschließen. Die Harze dienen als Ausgangskomponenten
für Elektroisolierstoffe, aber auch zur Herstellung von Verbundwerkstoffen mit extrem
guten Eigenschaften (TG 300°C, Flammschutz ohne Halogen, hohe Chemikalienbeständigkeit,
Festigkeit, Schlagzähigkeit vieles andere mehr). Die Harze, nach dem dargelegten Stand
der Technik, werden über bestimmte, die Reaktion zwischen Epoxidgruppen und Isocyanatgruppen
inhibierende Alkylierungsmittel stabilisiert.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, Reaktivharze in rieselfähiger Form herzustellen.
[0004] Gemäß vorliegender Erfindung ist es überraschenderweise gelungen, Reaktivharze in
rieselfähiger Form herzustellen, ohne die an sich bekannten Stabilisatoren mitverwenden
zu müssen. Dies ist äußerst überraschend und war für den Fachmann nicht vorhersehbar,
da auch physikalische Mischungen von festen pulverisierten Polyisocyanaten mit festen
pulverisierten Polyepoxiden beim Lagern die bekannte "schleichende" Reaktion eingehen
und nach 1 bis 2 Monaten Lagerzeit unbrauchbar werden.
[0005] Dies ist erfindungsgemäß überraschenderweise nicht der Fall.
[0006] Gegenstand der Erfindung sind rieselfähige Preßmassen bestehend aus 40-80 Gew.-%,
vorzugsweise 60-80 Gew.-% anorganischem Füllstoff, 20-60 Gew.-% organischem Reaktivharz
sowie gegebenenfalls weiterer Hilfs- und Zusatzstoffen , dadurch gekennzeichnet, daß
das Reaktionsharz ein gegebenenfalls flüssiges Epoxid, einen latenten Katalysator
und ein bei Raumtemperatur festes pulverisiertes Polyisocyanat enthält.
[0007] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung von solchen rieselfähigen,
hochgefüllten Preßmassen bei dem in einer ersten Stufe der anorganische Füllstoff
mit einem gegebenenfalls flüssigen Epoxidharz und einem latenten Katalysator intensiv
vermischt wird ("gecoatet") und anschließend in einer zweiten Stufe die so erhaltene
pulverförmige Mischung mit festem, pulverisiertem Polyisocyanat gemischt wird.
[0008] Das organische Reaktivharz besteht aus
5 bis 50 Gew.-Teilen Epoxidharz,
0,01 bis 10 Gew.-Teilen eines thermolatenten Katalystors und
50 bis 95 Gew.-Teilen eines festen, pulverisierten Polyisocyanat.
[0009] Das Epoxidharz weist pro Molekül 2 bis 4 Epoxidgruppen auf und entspricht einem Epoxidäquivalentgewicht
von 90 bis 500.
[0010] Das Polyisocyanat entspricht folgender Formel
Q (NCO)
n, in der
n = 2 bis 4 und Q
einen aromatischen Kohlenwasserstoffrest mit 6 bis 15 oder einen araliphatischen Kohlenwasserstoff
mit 8 bis 15 C-Atomen bedeutet.
[0011] Das Polyisocyanat kann auch ein Isomeren und/oder Homologengemisch von Polyisocyanaten
der Diphenylmethanreihe sein.
[0012] Bei dem latenten Katalysator handelt es sich um an sich bekannte Katalysatoren der
Oniumstruktur und/oder um latente Katalysatoren der Lewis-Salz-Struktur, demnach z.B.
Bortrihalogenid-Komplexe von tert.-Aminen.
[0013] Gegenstand der Erfindung ist auch Verwendung der rieselfähigen Preßmassen, gegebenenfalls
nach Zugabe von an sich bekannten weiteren Katalysatoren, Trennmittel, Flammschutzmittel,
Farbstoffen und anderen bekannten Additiven wie Glasfasern, C-Fasein, Aramidfasern,
Naturfasern, Cellulosefasern, -spänen und -pulvern zur Herstellung von Formkörpern,
Elektroisolierstoffen, Beschichtungen, Verklebungen und Schichtpreßstoffen jeglicher
Art.
[0014] Bevorzugte anorganische Füllstoffe sind
- Quarzmehle, Kreide, Al₂O₃, Al(OH)₃, Quarzgut, SiO₂, Ruß, SiC, Korund, Metallpulver,
Metalloxidpulver.
[0015] Bevorzugte, gegebenenenfalls flüssige Epoxidharze sind beliebige, mindestens zwei
Epoxidgruppen, d.h. vorzugsweise 1,2-Epoxidgruppen aufweisende aliphatische, cycloaliphatische,
aromatische oder heterocyclische Verbindungen. Die bevorzugten Polyepoxide weisen
pro Mol 2 bis 4, vorzugsweise 2 Epoxidgruppen und ein Epoxidäquivalentgewicht von
90 bis 500, vorzugsweise 170 bis 220 auf.
[0016] Geeignete Polyepoxide sind beispielsweise Polyglycidylether mehrwertiger Phenole,
beispielsweise von Brenzkatechin, Resorcin, Hyrochinon, 4,4'-Dihydroxydiphenylmethan,
von 4,4'-Dihydroxy-3,3'-dimethyldiphenylmethan, von 4,4'-Dihydroxydiphenylmethan,
4,4'-Dihydroxydiphenylcyclohean, von 4,4'-Dihydroxy-3,3'-dimethyldiphenylpropan, von
4,4'-Dihydroxydiphenyl, aus 4,4'-Dihydroxydiphenylsulfon, von Tris-(4-hydroxyphenyl)-methan,
den Chlorierungs- und Bromierungsprodukten der vorstehend genannten Diphenole, von
Novolacken (d.h. aus Umsetzungsprodukten von ein- oder mehrwertigen Phenolen mit Aldehyden,
insbesondere Formaldehyd, in Gegenwart saurer Katalysatoren), von Diphenolen, die
durch Veresterung von 2 Mol des Natriumsalzes einer aromatischen Oxycarbonsäure mit
einem Mol eines Dihalogenalkans oder Dihalogendialkylethers erhalten wurden (vgl.
britisches Patent 1 017 612) oder von Polyphenolen, die durch Kondensation von Phenolen
und langkettigen, mindestens zwei Halogenatome enthaltenden Halogenparaffinen erhalten
wurden (vgl. GB-PS 1 024 288). Weiterhin seien genannt: Polyepoxidverbindungen auf
der Basis von aromatischen Aminen und Epichlorhydrin, z.B. N-Di-(2,3-epoxypropyl)-anilin,
N,N'-Dimethyl-N,N'-diepoxypropyl-4,4'-diaminodiphenylmethan, N-Diepoxypropyl-4-amino-phenylglycidether
(vgl. GB-PS 772 830 und 816 923).
[0017] Außerdem kommen in Frage: Glycidester mehrwertiger aromatischer, aliphatischer und
cycloaliphatischer Carbonsäuren, beispielsweise Phthalsäurediglycidylester, Adipinsäurediglycidylester
und Glycidylester vom Umsetzungsprodukten aus 1 Mol eines aromatischen oder cycloaliphatischen
Dicarbonsäureanhydrids und 1/2 Mol eines Diols bzw. 1/n Mol eines Polyols mit n Hydroxygruppen
oder Hexahydrophthalsäurediglycidylester, die gegebenenfalls mit Methylgruppen substituiert
sein können.
[0018] Außerdem kommen in Frage: Glycidylester mehrwertiger aromatischer, aliphatischer
und cycloaliphatischer Carbonsäuren, beispielsweise Phthalsäurediglycidylester, Adipinsäurediglycidylester
und Glycidylester von Umsetzungsprodukten auf 1 Mol eines aromatischen oder cycloaliphatischen
Dicarbonsäureanhydrids und 1/2 Mol eines Diols bzw. 1/n Mol eines Polyols mit n Hydroxygruppen
oder Hexahydrophthalsäurediglycidylester, die gegebenenfalls mit Methylgruppen substituiert
sein können.
[0019] Glycidylether mehrwertiger Alkohole, beispielsweise von 1,4-Butandiol, 1,4-Butendiol,
Glycerin, Trimethylolpropan, Pentaerythrit und Polyethylenglykolen können ebenfalls
verwendet werden. Von weiterem Interesse sind Triglycidylisocyanurat, N,N'-Diepoxypropyloxamid,
Polyglycidylthioether aus mehrwertigen Thiolen, wie beispielsweise aus Bismercaptomethylbenzol,
Diglycidyltrimethylentrisulfon, Polyglycidylether auf Basis von Hydantoinen.
[0020] Schließlich seien Epoxidierungsprodukte von mehrfach ungesättigten Verbindungen genannt,
wie vegetabilischen Ölen und deren Umwandlungsprodukten, Epoxidierungsprodukte von
Di- und Polyolefinen, wie Butandien, Vinylcyclohexen, 1,5-Cyclooctadien, 1,5,9-Cyclododecatrien,
Polymerisaten und Mischpolymerisaten, die noch epoxidierbare Doppelbindungen enthalten,
z.B. auf Basis von Polybutadien, Polyisopren, Butadien-Styrol-Mischpolymerisaten,
Divinylbenzol, Dicyclopentandien, ungesättigten Polyestern, ferner Epoxidierungsprodukte
aus Olerfinen, welche durch Diels-Alder-Addition zugänglich sind und anschließend
durch Epoxidierung mit Perverbindung in Polyepoxide überführt werden oder aus Verbindungen,
die zwei Cyclopenten- oder Cyclohexenringe über Brückenatome- oder Brückenatomgruppen
verknüpft enthalten. Außerdem seien Polymerisate von ungesättigten Monoepoxiden genannt,
beispielsweise aus Methacrylsäureglycidylester oder Allylglycidylether.
[0021] Vorzugsweise werden erfindungsgemäß folgende Polyepoxidverbindungen oder deren Mischungen
verwendet:
Polyglycidylether mehrwertiger Phenole, insbesondere von Bisphenol A; Polyepoxidverbindungen
auf der Basis von aromatischen Aminen, insbesondere Bis(N-epoxypropyl)-anilin N,N'-Dimethyl-N,N'-diepoxypropyl-4,4'-diaminodiphenylmethan
und N-Diepoxypropyl-4-amino-phenylglycidylether; Polyglyciedylester aus cycloaliphatischen
Dicarbonsäuren, insbesondere Hexahydrophthalsäurediglycidylester und Polyepoxide aus
dem Umsetzungsprodukt von n-Molen Hexahydrophthalsäuranhydrid und 1 Mol eines Polyols
mit n-Hydroxylgruppen (n = ganze Zahl von 2-6), insbesondere 3 Mol Hexahydrophthalsäureanhydrid
und einem Mol 1,1,1-Trimethylolpropan, 3,4-Epoxy-cylcohexylmethan-3,4-epoxycyclohexan-carboxylat.
[0022] Als feinteilige Polyisocyanate eignen sich diejenigen Stoffe, die einen Schmelzpunkt
oberhalb von 25°C, vorzugsweise oberhalb von 40°C haben. Hierzu gehören aliphatische,
araliphatische, aromatische und heterocyclische Polyisocyanate, Polyphenyl-polymethylen-polyisocyanate,
die durch anilin-Formaldehyd-Kondensation und anschließende Phosgenierung erhalten
werden, perchlorierte Arylpolyisocyanate, Carbodiimidgruppen aufweisende Polyisocyanate,
Allophanatgruppen aufweisende Polyisocyanate, Isocyanurat aufweisende Polyisocyanate,
Urethan- oder Harnstoffgruppen aufweisende Polyisocyanate, acylierte Harnstoffgruppen
aufweisende Polyisocyanate, Biuretgruppen aufweisende Polyisocyanate, durch Telomerisationsreaktion
hergestellte Polyisocyanate, Estergruppen aufweisende Polyisocyanate, ferner bevorzugte
Uretdiongruppen aufweisende Diisocyanate und Harnstoffgruppen aufweisende Diisocyanate.
Als Beispiel für derartige geeignete Polyisocyanate seien genannt:
4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan |
Fp. 42°C |
p-Xylylendiisocyanat |
Fp. 45-46°C |
1,5-Diisocyanatomethylnaphthalin |
Fp. 88-89°C |
1,3-Phenylendiisocyanat |
Fp. 51°C |
1,4-Phenylendiisocyanat |
Fp. 94-96°C |
1-Methylbenzo-2,5-diisocyanat |
Fp. 39°C |
1,3-Dimethylbenzol-4,6-diisocyanat |
Fp. 70-71°C |
1,4-Dimethylbenzol-2,5-diisocyanat |
Fp. 76°C |
1-Nitrobenzol-2,5-diisocyanat |
Fp. 59-61°C |
1,4-Dichlorbenzol-2,5-diisocyanat |
Fp. 134-137°C |
1-Methoxybenzol-2,4-diisocyanat |
Fp. 75°C |
1-Methoxybenzol-2,5-diisocyanat |
Fp. 89°C |
1,3-Dimethoxybenzol-4,6-diisocyanat |
Fp. 125°C |
Azobenzol-4,4'-diisocyanat |
Fp. 158-161°C |
Diphenylether-4,4'-diisocyanat |
Fp. 66-68°C |
Diphenylmethan-4,4'-diisocyanat |
Fp. 42°C |
Diphenyl-dimethylmethan-4,4'-diisocyanat |
Fp. 92°C |
Naphthalin-1,5-diisocyanat |
Fp. 130-132°C |
3,3'-Dimethyllbiphenyl-4,4-diisocyanat |
Fp. 68-69°C |
Diphenyldisulfid-4,4'-diisocyanat |
Fp. 58-60°C |
Diphenylsulfon-4,4'-diisocyanat |
Fp. 154°C |
1-Methylbenzol-2,4,6-triisocyanat |
Fp. 75°C |
1,3,5-Trimethylbenzol-2,4,6-triisocyanat |
Fp. 93°C |
Triphenylmethan-4,4',4''-triisocyanat |
Fp. 89-90°C |
4,4'-Diisocyanato-(1,2)-diphenyl-ethan |
Fp. 88-90°C |
dimeres 1-Methyl-2,4-phenhylendiisocyanat |
Fp. 156°C |
dimeres 1-Isopropyl-2,4-phenylendiisocyanat |
Fp. 125°C |
dimeres 1-Chlor-2,4-phenylendiisocyanat |
Fp. 177°C |
dimeres 2,4'-Diisocyanato-diphenylsulfid |
Fp. 178-180°C |
dimeres Diphenhylmethan-4,4'-diisocyanat |
|
3,3'-Diisocyanato-4,4'-dimethyl-N,N'-diphenylharnstoff |
|
N,N'-Bis/4(4-Isocyanatophenylmethyl)phenyl/harnstoff |
|
N,N'-Bis/4(2-Isocyantophenylmethyl)phenyl/harnstoff. |
|
[0023] Besonders bevorzugt werden 4,4'-Diisocyanato-diphenylmethan, 1,5-Naphthalin-diisocyanat,
3,3'-Diisocyanato-4,4'-dimethyl-N,N'-diphenylharnstoff, dimeres 1-Methyl-2,4-diisocyanatobenzol,
dimeres 4,4'-Diisocyanato-diphenylmethan und 3,3'-Dimethyl-4,4'-diisocyanato-diphenyl
eingesetzt.
[0024] Als latente Katalysatoren können beispielsweise tertiäre oder quartäre Ammoniumsalze
aus (i) organischen Aminen und (ii) alkylierend wirkenden oder sauren Estern von organischen
Phosphonsäuren oder der Phosphorsäure oder Additionskomplexe von Bortrihalogeniden
mit tert.-Aminen verwendet werden.
[0025] Bei dem Bestandteil (i) der latenten Katalysatoren handelt es sich um beliebige mono-
oder polyfunktionelle organische Amine mit sekundären und/oder tertiären Aminogruppen.
Bei der Herstellung der Katalysatoren können sekundäre Aminogruppen durch Alkylierung
in tert.-Ammoniumgruppen, tert.-Aminogruppen durch Neutralisation in tert.-Ammoniumgruppen
oder durch Quaternierung in quatäre Ammoniumgruppen überführt werden. Geeignete Amine
der genannten Art weisen im allgemeinen ein Molekulargewicht von 45 bis 353, vorzugsweise
von 45 bis 185 auf. Typische Beispiele geeigneter Amine sind Dimethylamin, Trimethylamin,
Diethylamin, Triethylamin, Di-n-butylamin, Trin-n-butylamin, N,N'-Dimethylethylethylendiamin,
N,N,N',N'-Tetramethyl-ethylendiamin, N,N-Dimethylbenzylamin, Triethylendiamin, Dimethyloctylamin,
Diazabicyclooctan, Methyltrioctylamin, N-Methylmorpholin und Bis-(N,N-dimethyl-aminoethyl)-ether.
[0026] Bei dem Bestandteil (ii) handelt es sich um alkylierend wirkende oder saure Ester
von organischen Phosphonsäuren oder der Phosphorsäure. Vorzugsweise werden als Phosphonsäureester
neutrale, alkylierend wirkende Ester von organischen Phosphonsäuren verwendet. Diese
Verbindungen weisen im allgemeinen ein Molekulargewicht von 124 bis 214 auf. Gut geeignet
sind beispielsweise Methanphosphonsäuredimethylester, Methanphosphonsäurediethylester,
Benzolphosphonsäuredimethylester, Benzolphosphonsäurediethylester oder Ethanphosphonsäurediethylester.
Als Ester der Phosphorsäure können sowohl einbasische saure Ester als auch neutrale
Ester verwendet werden. Diese Verbindungen weisen im allgemeinen ein Molekulargewicht
von 126 bis 268 auf. Geeignet sind beispielsweise Dimethylphosphat, Di-n-butylphosphat,
Triethylphosphat oder Tri-n-butylphosphat. Bevorzugte Bestandteile (ii) der erfindungswesentlichen
Katalysatoren sind Methanphosphonsäuredimethylester und Di-n-butylphosphat.
[0027] Die Herstellung der Katalysatoren erfolgt nach bekannten Verfahren (z.B. Houben-Weyl,
Bd. XII/2, S. 262 ff) durch Umsetzung der beispielhaft genannten Komponenten (i) und
(ii) in vorzugsweise äquivalenten Mengen mit oder ohne Lösungsmittel bei Temperaturen
von 20 bis 200°C. Dabei kann vorteilhaft sein, unter Inertgas und/oder Druck zu arbeiten.
Es ist auch möglich, beispielsweise einen Überschuß der Komponenten (i) oder (ii)
einzusetzen, und anschließend gegebenenfalls den nicht umgesetzten Überschuß beispielsweise
destillativ zu entfernen.
[0028] Besonders bevorzugte Beispiele erfindungsgemäß verwendbarer Katalsatoren sind:

Geeignete latente Katalysatoren sind beispielsweise die bekannten Additionskomplexe
von Bortrihalogeniden, insbesondere Bortrichloriden oder Bortrifluoriden mit tert.-Aminen,
beispielsweise die in DE-PS 2 655 367 beschriebenen Additionskomplexe von Bortrichlorid
und tert.-Aminen der allgemeinen Formel
BCl₃.NR₁R₂R₃
in der
R₁, R₂ und R₃ gleich oder verschiedene aliphatische, aromatische, heterocyclische
oder arylaliphatische Reste sind, die paarweise auch Bestandteil von heterocyclischen
Ringen sein können. Geeignet sind auch die analogen Komplexe des Bortrifluorids der
Formel
BF₃.NR₁R₂R₃,
wobei
R₁, R₂ und R₃ die vorstehend angegebene Bedeutung haben.
[0029] Gut geeignet sind beispielsweise die entsprechenden Bortrichlorid- bzw. Bortrifluorid-Komplexe
von tert.-Aminen der vorstehend bei der Beschreibung der Komponenten beispielshaft
genannten Art oder Dimethyloctylamin oder auch von heterocyclischen tert.-Aminen wie
1,2-Dimethylimidazol oder 1-Benzyl-2-phenylimidazol.
[0030] Die latenten Katalystoren werden im allgemeinen in einer Menge von 0,01 bisw 10,
vorzugsweise 0,1 bis 10 und besonders bevorzugt von 0,5 bis 5 Gew.-Teilen, bezogen
auf 100 Gew.-Teile der vorliegenden Harze, eingesetzt.
[0031] Die erfindungsgemäßen Preßmassen werden - gegebenenfalls zusammen mit weiteren an
sich bekannten Zusatz- und Hilfsstoffen - zur Herstellung von Formkörpern mit z.B.
Walzen, Stäben, Säulen, Platten, Profilen, Beschichtungen, Verklebungen, Preßplatten,
Elektroisolierungen und zum Formenbau eingesetzt.
[0032] Der Gegenstand der Erfindung soll anhand der folgenden Beispiele näher erläutert
werden.
Beispiel 1
[0033] 70 Gew.-Teile getrocknetes Quarzgutmehl FW 600 EST werden mit einer Lösung von 1
g Dimethylocrylamin x BCl₃ in 6 g Bisphenol-A-diglycidylether unter Feuchtigkeitsausschluß
intensiv vermischt.
[0034] Dieses Gemisch wird mit 23 g pulverisiertem 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat sorgfältig
gemischt und unter Feuchtigkeitsausschluß aufbewahrt (Mischung 1). Aus dieser Mischung
werden bei Temperaturen von 160°C und einem Druck von 250 bar in einem mit Trennmittel
versehenen Werkzeug Platten gepreßt und unter Beibehaltung des Druckes 30 Minuten
auf 200°C erwärmt. Die Platten konnten problemlos entformt werden.
[0035] Typische mechanische Eigenschaften eines solchen Formstoffes sind:
Schlagzähigkeit: |
3,5 kJ/m², |
Biegefestigkeit: |
95 N/mm², |
Randfaserdehnung: |
0,55 %, |
Biege-E-Modul: |
17636 N/mm², |
Martensgrad: |
240°C. |
[0036] Diese Preßversuche wurden nach Lagerung der Mischuing 1 bei RT 1, 2, 3, 4 und 8 Wochen
wiederholt und führten zu Formkörpern mit praktisch identischen mechanischen Eigenschaften.
Beispiel 2
[0037] Man verfährt wie im Beispiel 1 beschrieben, nur mit dem Unterschied, daß an Stelle
des pulverisierten Diisocyanats 23 g flüssiges Diisocyanat der Diphenylmethanreihe
eingesetzt werden. Dabei entsteht keine rieselfähige Mischung, sondern eine plastisch
verformbare Masse.
1. Rieselfähige Preßmassen bestehend aus 40-80 Gew.-% anorganischem Füllstoff, 20-60
Gew.-% organischem Reaktivharz sowie gegebenenfalls weiteren Hilfs- und Zusatzstoffen,
dadurch gekennzeichnet, daß das Reaktionsharz ein gegebenenfalls flüssiges Epoxid,
einen latenten Katalysator und ein bei Raumtemperatur festes pulverisiertes Polyisocyanat
enthält.
2. Preßmassen gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Harz aus 5-50 Gew.-Teile
Epoxidharz, 0,01-10 Gew.-Teilen eines thermoplastischen Katalysators und 50-95 Gew.-Teilen
eines festen pulverisierten Polyisocyanats besteht.
3. Preßmassen gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Epoxid
pro Molekül 2-4 Epoxidgruppen aufweist und ein Epoxidäquivalentgewicht von 90-500
besitzt.
4. Preßmassen gemäß einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß als anorganische
Füllstoffe Quarzmehl, Kreide, Al₂O₃, SiO₂, Metallpulver und/oder Metalloxidpulver
vorliegt.
5. Verfahren zur Herstellung von Preßmassen gemäß einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet,
daß in einer ersten Stufe der anorganischen Füllstoff mit einem gegebenenfalls flüssigen
Epoxid und einem latenten Katalysator vermischt wird und anschließend der so erhaltene
Mischung festes pulverisiertes Polyisocyanat zugesetzt wird.
6. Verwendung der Preßmassen gemäß einem der Ansprüche 1-4, gegebenenfalls mit an sich
bekannten weiteren Zusatz- und Hilfsstoffen zur Herstellung von Formkörpern, Beschichtungen,
Verklebungen, Preßplatten, Elektroisolierungen und im Formenbau.