[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur schonenden Entfettung und Reinigung
von mit fett- und/oder ölhaltigen Stoffen behaftetem Gut.
[0002] Vor einer Wiederaufbereitung mechanischer Bauteile, insbesondere Getriebebauteile,
wie sie z.B. im Automobilbereich in überaus großen Mengen anfallen, ist die Beseitigung
von Schmierstoffresten eine der vordringlichsten Aufgaben. So ist die Reinigung und
Entfettung z.B. von Automobilgetrieben, Kardangelenken, Zylinderblöcken etc. für eine
nachfolgende Weiterbearbeitung aus Fertigungsgründen unabdingbar. Die Reinigung bedeutet
hierbei in erster Linie die Beseitigung von Schmierstoffen. Die zu reinigenden Bauteile
müssen nach der Reinigung trocken, d.h. die technischen Oberflächen der Teile müssen
frei von Öl- bzw. Fettschichten sein, damit sie weiteren Regenerierungsprozessen,
wie z. B. Schleifvorgängen, zugeführt werden können. Schmierstoffe würden z.B. einen
Schleifprozess wenn nicht unmöglich machen, so doch zumindest stark behindern.
[0003] Ferner ist die Entsorgung von mit Schmierstoffen versetztem Abfall, der insbesondere
in Schleifwerkstätten anfällt, in denen beliebige Bauteile aus Metall oder Kunststoff
verarbeitet werden, wie zum Beispiel Schleifschlamm bzw. -staub, nicht befriedigend
gelöst, zumal eine Auftrennung in verwertbare und nichtverwertbare Materialien bisher
nur mit, unter Umweltgesichtpunkten nicht unbedenklichen, chemischen oder thermischen
Trennprozessen möglich ist. Aus der Sicht der gegenwärtigen Entsorgungsproblematik
erscheint es darüberhinaus erforderlich zu sein, mögliche Trennverfahren anzuwenden,
die zumindest den endgültig zu entsorgenden Restmüll minimieren.
[0004] Die bislang verwendeten Reinigungsverfahren, mit denen vorrangig mit Schmierstoffen
behaftete Bauteile gereinigt werden, beruhen derzeit auf der Anwendung fettlösender
Mittel hauptsächlich auf der Verwendung von Perchlor-, Trichlor-, oder Tetrachlor-Verbindungen.
Aus gesundheits- und umweltschädlichen Gründen ist die Anwendung der meisten Chlorverbindungen
problematisch. So ist die Anwendung von Perchlor in Reinigungsanlagen zeitlich limitiert
und besonders strengen Sicherheitsauflagen unterworfen. Zudem entstehen bei derartigen
Reinigungsprozessen große Mengen an hochgiftigen, nicht trennbaren Flüssigkeiten,
die es bislang in ihrer zum Teil unbekannten Zusammensetzung zu entsorgen galt.
[0005] Neben der Problematik der Entsorgung von Abfallstoffen spielt die Wiederverwertbarkeit
der zu reinigenden Stoffe und Gegenstände eine Hauptrolle. In diesem Zusammenhang
sind extra vergütete mechanische Bauteile zu nennen, die durch thermo-chemische Verfahrensschritte
eine erhöhte Oberflächenhärte aufweisen. Derartige Oberflächenbeschaffenheiten können
jedoch durch zu hohe Temperaturen in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine Wiederverwendung
eines derartig behandelten Bauteils ist daher fraglich.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Entfettung und Reinigung
von mit fett- und/oder ölhaltigen Stoffen behaftetem Gut anzugeben, bei dem das zu
reinigende Gut keinerlei physikalische und chemische Oberflächenveränderungen erleidet
und daher für eine entsprechende Wiederverwendung geeignet ist. Des weiteren soll
eine weitgehend vollständige Rückgewinnung der Schmiermittel, die den zu reinigenden
Gegenständen anhaften, durch das erfindungsgemäße Verfahren erreicht werden. Ferner
sollen auf jedwede nicht umweltverträglichen Lösungsmittel verzichtet werden und ein
Minimum an zu entsorgendem Restabfall erreicht werden.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Kombination folgender Merkmale gelöst:
- das zu reinigende Gut wird in eine Vakuumkammer eingesetzt,
- in einem ersten Reinigungsschritt werden die dem zu reinigenden Gut anhaftenden Fette
und/oder Öle mit einem ihrer Konsistenz ähnlichen Lösungsmittel beaufschlagt und das
sich bildende Gemisch aus Lösungsmittel und abgelösten Fetten bzw. Ölen wird einem
Verdampfer zugeführt,
- in einem zweiten Reinigungsschritt wird der sich am Verdampfer bildende Dampf dem
Gut zugeleitet, an dessen Oberfläche der Dampf kondensiert und unter Kondensatbildung
die Restverschmutzung beseitigt,
- in einem dritten Reinigungsschritt wird der Dampf einem Kondensator zugeführt, dessen
gewonnenes Kondensat dem Reinigungsprozeß als Lösungsmittel erneut zugeführt wird
und
- in einem vierten Reinigungsschritt wird die Vakuumkammer derart weiter evakuiert,
daß restliche Lösungsmitteldämpfe vollständig entfernt werden.
[0008] Weitere Einzelheiten und Merkmale ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf einem thermischen Prozess, der in Verbindung
mit Vakuum zu bestimmten Prozeßbedingungen führt, und kann gemäß dem Lösungsvorschlag
"naß" durchgeführt werden. Der Prozeß wird mit einer artgleichen, leicht flüchtigen
Fraktion des Schmiermittels durchgeführt. Der erfindungsgemäße Prozeß ersetzt alle
Reinigungsverfahren auf der Basis von beispielsweise FCKW's, CKW's und wässrigen Laugen.
Das sogenannte Naßverfahren kommt z.B. zum Einsatz bei dem Recyclen von Perbunan,
Viton, FEP, PTFE, Siliconen sowie für Guß- und Stahlteile vor dem Einschmelzen zur
Rückgewinnung der Legierungen. Es ist auch eine Anwendung bei verölten Granulaten,
Sanden und Stäuben denkbar.
[0010] Die Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens
anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die Zeichnung, die eine schematische
Übersicht über die Prozeßkomponenten für das Naßverfahren zeigt, beschrieben, auf
die im übrigen bezüglich der Offenbarung aller im Text nicht näher erläuterten erfindungsgemäßen
Einzelheiten ausdrücklich verwiesen wird.
[0011] Wie bereits erwähnt wirkt die Tauchbadlösung auf die fest an den Oberflächen der
Güter 1 anhaftende Schmiermittelschicht, die sich sowohl aus Fetten und Ölen als auch
aus makroskopischen Festkörpern zusammensetzt, derart, daß die Schmiermittelschicht
aufgeweicht wird und den nachfolgenden Reinigungsprozeß erleichtert. Erfindungsgemäß
wurde erkannt, daß eine derartige Vorbehandlung der zu reinigenden Güter den Erfolg
des Reinigungsverfahrens nachhaltig unterstützt, jedoch nicht unbedingt Voraussetzung
ist.
[0012] Im Gegensatz zum Trockenverfahren ist es mit dem sogenannten Naßverfahren möglich,
die zu reinigenden Güter derart von der Schmiermittelschicht zu befreien, daß sowohl
Fett- und Ölrückstände auf den Oberflächen der Güter als auch jegliche Festkörperpartikel
ohne zusätzliche Nachreinigungsschritte mechanischer Art entfernt werden können.
[0013] Die zu reinigenden Güter 1 werden auf jeweils einen Chargenträger 2 angebracht, der
in die Prozeßkammer 5, die zumindest einseitig zu öffnen ist, eingeführt wird. Nach
dem Schließen der Kammertür wird über eine Absaugleitung 12, durch eine Vorpumpe und
eine nachgeschaltete Roots-Pumpe ein Unterdruck erzeugt, der weniger als 10 hPa beträgt.
In die Absaugleitung 12 sind zudem gekühlte Kondensatoren 6 vorgesehen, die vorhandene
Fett- und Öldämpfe aus der Absaugleitung entziehen. Über ein Hochdruckdüsensystem,
das durch eine Sprüh-Druckleitung 11 mit einem der Schmiermittelart eigenen oder ähnlichen
Lösungsmittel versorgt wird, werden die zu reinigenden Güter mit dem Lösungsmittel,
das vorteilhafterweise über einen etwas höheren Dampfdruck verfügt als die im Schmiermittel
enthaltenen Fette und Öle, oberflächig beaufschlagt. Das mit Schmiermittel verschmutzte
Lösungsmittel wird über ein Filtersystem, das sich am tiefsten Punkt der Prozeßkammer
5 anschließt, zu einen Verdampfer 14 gepumpt, der das mit Schmiermittel versetzte
Lösungsmittel eindickt. Der mit einem Heizer durchsetzte Verdampfer 14 wandelt dabei
die leichter siedenden Fette bzw. Öle in ihren dampfförmigen Aggregatzustand um. Anschließend
werden sie über eine Dampfdruckleitung 13 in die Vakuumkammer an die zu reinigenden
Teile zurückgeführt, an denen ein Großteil kondensiert und die Oberflächen lokal aufheizt.
[0014] Erfindungsgemäß wurde erkannt, daß durch die lokale Erwärmung der Oberfläche der
zu reinigenden Güter aufgrund der dabei entstehenden Kondensationswärme die Reste
der Schmiermittelschicht, also auch die makroskopischen Festkörperpartikel, von der
Oberfläche ablösbar sind.
[0015] Das von den Gütern ablaufende Kondensat durchläuft dabei das bereits erwähnte Filtersystem
mit den nachgeschalteten Kondensatoren 6, wobei das mit Schmiermittel und Festkörperpartikel
versetzte Lösungsmittel eingedickt wird. Während der eingedickte Rest der Entsorgung
zugeführt wird, werden die im Kreislauf verdampfbaren Anteile an Fetten und Ölen durch
eine nachgeschaltete Kombination aus Heizer 14' und dazwischengeschaltete Kondensatoren
6 extrahiert. Das dabei gewonnene Kondensat wird für den Beginn eines neuen Reinigungsprozesses
wiederverwendet.
[0016] Nach Abschalten der Dampfzufuhr wird die Vakuumkammer weiter evakuiert, die restlichen
Lösungsmitteldämpfe abgepumpt und somit die zu reinigenden Bauteile getrocknet. Danach
wird die Vakuumkammer belüftet und steht nach der Entnahme der gereinigten Teile für
einen neuen Reinigungsprozeß zur Verfügung.
[0017] Die mit diesem Naßverfahren gereinigten Güter weisen fett- und schmutzfreie Oberflächen
auf, und können direkt einer Weiterbearbeitung zugeführt werden. Das erfindungsgemäße
Naßverfahren weist keine der Atmosphäre ausgesetzten Badflä-chen auf und stellt daher
auch keine noch so geringe Belastung für die Umwelt mit schädlichen Dämpfen dar. Es
handelt sich hier insbesondere um einen geschlossenen Kreislauf, der derart optimiert
ist, daß der anfallende Abfall möglichst minimiert wird und der Eintrag an Lösungsmitteln
für den Reinigungsprozeß möglichst selbsterhaltend durch den Zugewinn neuer Lösungsmittel
aus den Schmiermittelschichten selbst gewonnen wird.
Bezugszeichenliste:
[0018]
- 1
- zu reinigende Güter
- 2
- Chargenträger
- 5
- Warmwandrezipient oder Prozeßkammer
- 6
- Kondensator
- 7
- Rootspumpe
- 8
- Vorpumpe
- 9
- Stickstoff Flutventil
- 10
- Dickstoffpumpe
- 11
- Sprüh-Druckleitung
- 12
- Absaugleitung
- 13
- Dampf-Druckleitung
- 14
- Verdampfer
- 14'
- Verdampfer
1. Verfahren zur schonenden Entfettung und Reinigung von mit fett-und/oder ölhaltigen
Stoffen behaftetem Gut, gekennzeichnet durch die Kombination folgender Merkmale:
- das zu reinigende Gut wird in eine Vakuumkammer eingesetzt,
- in einem ersten Reinigungsschritt werden die dem zu reinigenden Gut anhaftenden
Fette und/oder Öle mit einem ihrer Konsistenz ähnlichen Lösungsmittel beaufschlagt,
und das sich bildende Gemisch aus Lösungsmittel und abgelösten Fetten bzw. Ölen wird
einem Verdampfer zugeführt,
- in einem zweiten Reinigungsschritt wird der sich am Verdampfer bildende Dampf dem
Gut zugeleitet, an dessen Oberfläche der Dampf kondensiert und unter Kondensatbildung
die Restverschmutzung beseitigt,
- in einem dritten Reinigungschritt wird der Dampf einem Kondensator zugeführt, dessen
gewonnenes Kondensat dem Reinigungsprozeß als Lösungsmittel erneut zugeführt wird
und
- in einem vierten Reinigungsschritt wird die Vakuumkammer derart weiter evakuiert,
daß restliche Lösungsmitteldämpfe vollständig entfernt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im ersten Reinigungsschritt
das Lösungsmittel über ein Hochdruckdüsensystem auf das zu reinigende Gut gerichtet
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Lösungsmittel Petroleum
ist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Lösungsmittel
Kerosin ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sowohl das
gereinigte Gut als auch die separierten Fette und/oder Öle zumindest teilweise recycelt
werden.