[0001] Die Erfindung betrifft Kunststoffborsten aus einem thermoplastischen oder duroplastischen
Kunststoffmaterial sowie ein Verfahren zu ihrer Herstellung.
[0002] Im Zusammenhang mit der industriellen Nutzung von Bürsten beispielsweise zum Kehren,
Reinigen, Schleifen oder Polieren finden üblicherweise sogenannte technische Bürsten
Verwendung, die einen mit Drahtborsten bestückten Bürstenträger aufweisen. Diese Drahtborsten
sind in gewisser Hinsicht nachteilig, da sie beispielsweise beim Kehren bzw. Reinigen
bestimmte Oberflächen beschädigen, bei starker Beanspruchung abbrechen, ein starkes
Geräusch entwickeln und sehr schwer sind. Ein Beispiel dafür sind Straßenkehrmaschinen
mit rotierenden Drahtbürsten, die die Oberfläche von Bordsteinen und Straßenbelägen
zerkratzen und/oder Versiegelungen beschädigen, die dadurch anfälliger sind für Oberflächenwasser,
Frost, Öle usw., früher unansehnlich werden und einem größeren Verschleiß unterliegen.
[0003] Da die Herstellung von Bürsten mit Drahtborsten - und wegen des hohen Gewichts der
Drahtborsten auch die der Aufhängung der Bürstenkörper - außerdem relativ aufwendig
und teuer ist, wurde versucht, Kunststoffborsten zu verwenden, da sich diese schnell
und kostengünstig herstellen und verarbeiten lassen.
[0004] Es hat sich jedoch gezeigt, daß Kunststoffborsten unabhängig davon, aus welchem Kunststoffmaterial
sie bestehen, keine ausreichende Abrieb- und Bruchfestigkeit besitzen, um bei industrieller
Verwendung eine ausreichend lange Standzeit zu gewährleisten.
[0005] Außerdem ist es speziell bei den hier zum Einsatz kommenden größeren Borstenlängen
mit reinen Kunststoffen nicht möglich, eine ausreichende Biegesteifigkeit zu erreichen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Kunststoffborsten mit erhöhter Steifigkeit
und Festigkeit zu schaffen sowie ein Verfahren vorzusehen, mit dem die Kunststoffborsten
in einfacher Weise herstellbar sind.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß hinsichtlich der Kunststoffborsten dadurch gelöst,
daß in das Kunststoffmaterial Verstärkungsfasern eingebettet sind. Die Verstärkungsfasern,
die vorzugsweise von Glasfasern, Aramidfasern, Kohlenstoff-Fasern oder hochfesten
Polyethylenfasern gebildet sind, bewirken eine wesentliche Erhöhung der Biegesteifigkeit,
der Abriebfestigkeit und der Bruchfestigkeit der Kunststoffborsten, so daß über eine
lange Gebrauchsdauer eine hohe Reinigungs-, Schleif- und Polierwirkung erzielt werden
kann.
[0008] Die Verstärkungsfasern können als sogenannte Kurzfasern mit einer Länge im Bereich
von etwa 0,2 bis 0,4 mm oder als sogenannte Langfasern mit einer Länge im Bereich
von etwa 5 bis 15 mm in das Kunststoffmaterial eingebettet werden. Im Zusammenwirken
mit Kurz- oder Langfasern findet vorzugsweise ein thermoplastisches Kunststoffmaterial
Verwendung, das zusammen mit den Verstärkungsfasern extrudiert wird. Die Verstärkungsfasern
können dabei entweder vorher in das beim Extrudieren aufzuschmelzende Kunststoffgranulat
eingearbeitet werden, vorzugsweise ist jedoch vorgesehen, daß die Verstärkungsfasern
als Kurzfasern während des Extrusionsvorgangs direkt in die Schmelze des thermoplastischen
Kunststoffmaterials eingebracht werden.
[0009] Alternativ oder zusätzlich zu den Kurz- bzw. Langfasern können auch Verstärkungsfasern
in Form zumindest eines Endlosfaserbündels vorgesehen sein. Ein Faserbündel, das aus
einer Vielzahl von Einzelfilamenten besteht, kann ebenfalls aus Glasfasern, Aramidfasern,
Kohlenstoff-Fasern oder hochfesten Polyethylenfasern bestehen. Nach Vorfertigung des
Bündels wird dieses mit dem Kunststoffmaterial (Matrix), das sowohl ein Thermoplast
als auch ein Duroplast sein kann, derart umgeben, daß es vollständig in dieses eingebettet
ist. Anschließend kann der so hergestellte Borstenstrang durch Formung des Profils,
beispielsweise zu einem Rund-, Rechteck-, Stern- oder einem anderen gewünschten Querschnittsprofil
ausgestaltet werden.
[0010] Die Kunststoffborsten mit eingearbeiteten endlosen Verstärkungsfaserbündeln können
im Pultrusions- oder Extrusionsverfahren hergestellt werden. Bei diesem Verfahren
wird das Verstärkungsfaserbündel durch ein spezielles Extrusionswerkzeug geführt und
dabei mit einer über einen Extruder zugeführten Kunststoffschmelze, vorzugsweise ein
Thermoplast, durchdrängt bzw. umgeben. Alternativ ist es auch möglich, das Verstärkungsfaserbündel
durch ein Bad eines flüssigen Kunststoffmaterials, vorzugsweise eines Duroplast hindurchzuführen,
wodurch es imprägniert wird. Anschließend wird der Borstenstrang in o.g. Weise geformt
bzw. kalibriert, ausgehärtet und abgekühlt.
[0011] Während die Kurz- und Langfasern in dem Kunststoffmaterial der Kunststoffborsten
ohne bestimmtes Raster, jedoch statistisch gleichverteilt angeordnet sind, kann das
Verstärkungsfaserbündel in spezieller Weise angeordnet werden. Bei Verwendung eines
einzigen Verstärkungsfaserbündels verläuft dies zweckmäßigerweise in der Mittelachse
der Kunststoffborste. Bei Verwendung mehrerer Verstärkungsfaserbündel in einer Kunststoffborste
können diese um die Mittelachse herum verteilt angeordnet werden, wobei gegebenenfalls
in der Mittelachse ein Verstärkungsfaserbündel verläuft. Über die Anzahl der Bündel
sowie deren Anordnung lassen sich die mechanischen Festigkeiten und Steifigkeiten
der Kunststoffborste variieren.
[0012] Des weiteren ist es möglich, in das Kunststoffmaterial, in das das Verstärkungsfaserbündel
eingebettet ist, zusätzliche Kurzfasern als weitere Verstärkung einzubetten, was vorzugsweise
dadurch erreicht wird, daß die Kurzfasern in die Kunststoffschmelze des Extruders
eingebracht werden.
[0013] Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung sind aus der folgenden Beschreibung
einiger Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf die Zeichnung ersichtlich. Es zeigen:
- Figur 1
- einen Ausschnitt einer Kunststoffborste mit Kurzfasern,
- Figur 2
- einen Ausschnitt einer Kunststoffborste mit Langfasern,
- Figur 3
- einen Ausschnitt einer Kunststoffborste mit einem Verstärkungsfaserbündel und
- Figur 4
- einen Ausschnitt einer Kunststoffborste mit Verstärkungsfaserbündeln und zusätzlichen
Kurzfasern.
[0014] Figur 1 zeigt eine ausschnittsweise Darstellung einer Kunststoffborste 10 aus einem
thermoplastischen oder duroplastischen Kunststoffmaterial 11, in das eine Vielzahl
von Kurzfasern 12 mit einer Länge im Bereich von etwa 0,2 bis 0,4 mm eingebettet ist.
Wie Figur 1 zeigt, sind die Kurzfasern 12 nicht ausgerichtet, sondern statistisch
über das Volumen der Kunststoffborste 10 gleichverteilt.
[0015] Figur 2 zeigt eine entsprechende Darstellung einer Kunststoffborste 20, in deren
Kunststoffmaterial 21 Langfasern 22 mit einer Länge von etwa 5 bis 15 mm eingebettet
sind. Die Langfasern 22 sind ungerichtet in dem Kunststoffmaterial 21 angeordnet und
annähernd statistisch in diesem gleichverteilt.
[0016] Der in Figur 3 gezeigte Ausschnitt einer Kunststoffborste 30 zeigt ein Verstärkungsfaserbündel
32, das aus einer Vielzahl von Einzelfilamenten besteht und im wesentlichen entlang
der Längsachse der Kunststoffborste 30 verläuft. Das Verstärkungsfaserbündel 32 ist
in ein Kunststoffmaterial 31 vollständig eingebettet. Statt nur eines Verstärkungsfaserbündels
können auch in der Kunststoffborste mehrere Bündel angeordnet sein, wie in Figur 4
dargestellt ist. In diesem Ausführungsbeispiel sind drei Faserbündel 42 vorgesehen,
von denen eines im wesentlichen entlang der Längsachse der Kunststoffborste 40 verläuft,
während die beiden anderen parallel dazu ausgerichtet sind. Sämtliche Verstärkungsfaserbündel
42 sind in das Kunststoffmaterial 41 vollständig eingebettet, wobei in diesem darüber
hinaus Kurzfasern 43 angeordnet sind.
[0017] In allen genannten Ausführungsbeispielen bestehen die Fasern bzw. Faserbündel vorzugsweise
aus Glasfasern, Aramidfasern, Kohlenstoff-Fasern oder hochfesten Polyethylenfasern.
1. Kunststoffborsten aus einem thermoplastischen oder duroplastischen Kunststoffmaterial,
dadurch gekennzeichnet, daß in das Kunststoffmaterial (11;21;31;41) Verstärkungsfasern
(12;22;32;42,43) eingebettet sind.
2. Kunststoffborsten nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstärkungsfasern
(12;22;32;42,43) Glasfasern, Aramidfasern, Kohlenstoff-Fasern oder hochfeste Polyethylenfasern
sind.
3. Kunststoffborsten nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstärkungsfasern
Kurzfasern (12;43) mit einer Länge im Bereich von etwa 0,2 bis 0,4 mm sind.
4. Kunststoffborsten nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Verstärkungsfasern Langfasern (22) mit einer Länge im Bereich von etwa 5 bis 15 mm
sind.
5. Kunststoffborsten nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Verstärkungsfasern von zumindest einem Endlosfaserbündel (32;42) gebildet sind.
6. Verfahren zur Herstellung von Kunststoffborsten nach einem der Ansprüch 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß das Kunststoffmaterial zusammen mit den Verstärkungsfasern extrudiert
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstärkungsfasern als
Kurzfasern während des Extrusionsvorgangs in die Schmelze des thermoplastischen Kunststoffmaterials
eingebracht werden.
8. Verfahren zur Herstellung von Kunststoffborsten nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß zumindest ein Bündel aus jeweils einer Vielzahl von Einzelfasern
hergestellt wird, daß das Bündel anschließend mit dem Kunststoffmaterial durchdrängt
und umgeben wird und daß abschließend ein gewünschtes Querschnittsprofil geformt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Verstärkungsfaserbündel
durch ein Extrusionswerkzeug geführt und dabei mit einer über einen Extruder zugeführten
Kunststoffschmelze, vorzugsweise ein Thermoplast, durchdrängt und/oder umgeben wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Bündel mit dem Kunststoffmaterial
umgeben wird, indem es durch ein Bad des flüssigen duroplastischen Kunststoffmaterials
hindurchgeführt und anschließend geformt, ausgehärtet und abgekühlt wird.