[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Sitz für einen Operateurstuhl, wie er zum
Beispiel Anwendung findet in der Chirurgie, insbesondere in der Mikrochirurgie.
[0002] Insbesondere mikrochirurgische Operationen nehmen oftmals mehrere Stunden Zeit in
Anspruch, während der jedoch der Operateur höchst konzentriert arbeiten muß. Aber
auch in Arztpraxen wie etwa bei einem Hals-Nasen-OhrenArzt oder Augenarzt gibt es
Situationen, in denen der Arzt lange Zeit während der Behandlung in einer Sitzposition
verharren muß. Jegliche Unannehmlichkeiten physischer Art sollten unter derartigen
Umständen ausgeschlossen werden, da diese die Konzentration merklich herabsetzen können.
Eine solche physische Unannehmlichkeit ist darin zu sehen, daß der Operateur stundenlang
auf einem Operateurstuhl sitzen muß, der möglicherweise nur mit einem Polsterkissen
bezogen ist. Einzelne Unmutsäußerungen seitens der Ärzteschaft sind Anlaß, sich mit
diesem Problem zu befassen.
[0003] Aus der DE-OS 21 32 741 ist ein Sitzkissen bekannt, welches eine große Anzahl voneinander
beabstandeter elastischer Stifte aufweist, von denen einige pilzförmig abgerundet
sein können. Setzt sich nun eine Person auf dieses Sitzkissen, so werden diese Stifte
abhängig vom jeweiligen örtlichen Flächendruck in die eine oder andere Richtung abknicken.
Je nach Härte des Materials des Sitzkissens und damit der Stifte werden diese also
ganz oder teilweise umgeknickt. Die darauf sitzende Person wird also gewissermaßen
freischwimmend auf der durch die Stifte gebildeten Sitzfläche sitzen. Dies ist nicht
geeignet, die physischen Unannehmlichkeiten eines Operateurs während stundenlanger
Operationen zu mildern.
[0004] Aus der US-PS 4,953,913 ist ein Sitzkissen bekannt, dessen Inneres gebildet ist aus
die Abstützfläche bildenden, voneinander beabstandeten Zapfen, die mutmaßlich aus
Schaumstoff bestehen. Es muß davon ausgegangen werden, daß auch diese Zapfen die oben
beschriebene Ausweichbewegung unter Belastung ausführen. Eine konturgerechte Ablastfunktion
kann jedenfalls dieses Sitzkissen nicht ausüben.
[0005] Wie bereits erwähnt, soll der erfindungsgemäße Sitz insbesondere in der Mikrochirurgie
Verwendung finden. Die Sitzkissen gemäß dem Stand der Technik sind hierfür gänzlich
ungeeignet, da die Sitzkissen, auf denen der Operateur sozusagen freischwimmend sitzt,
kleinere Bewegungen zulassen, welche der Genauigkeit widersprechen, mit der mikrochirurgische
Eingriffe zu erfolgen haben.
[0006] Vor diesem Hintergrund ist die Erfindung zu sehen, deren Aufgabe darin besteht, einen
Sitz eines Operateurstuhles anzugeben, der - individuell während der Montage einstellbar
- einen hohen Sitzkomfort bietet. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß derartige Stühle
in der Regel nur von einigen wenigen Personen benutzt werden.
[0007] Gelöst wird die Aufgabe durch den Sitz mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Weitere
vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] Demnach wird ein Sitz eines Operateurstuhles vorgeschlagen, dessen Sitzfläche gebildet
ist aus einer Vielzahl nahe beieinander angeordneter Stützelemente.
[0009] Die Stützelemente bestehen aus elastischem oder teilelastischem Material. Sie sitzen
in Bohrungen abgestützt in einem Trägerteil. Die Stutzelemente weisen unterschiedliche
Höhen auf und sind derart auf der Sitzfläche verteilt angeordnet, daß diese im wesentlichen
den Konturen des abzustützenden Körperteils, d.h. des Gesäß, folgt.
[0010] Die erfindungsgemäße Konstruktion gestattet es, daß die optimale Sitzkontur für den
voraussichtlichen Hauptverwender des Sitzes in einem Farbabdruckverfahren ermittelt
werden kann. Dies läuft ganz ähnlich wie ein Fußabdruckverfahren in der Orthopädietechnik
ab. Eine Platte weist hierzu auf ihrer Unterseite Tuschierfarbe auf. Der voraussichtliche
Verwender des Sitzes setzt sich auf die Platte hinauf, wodurch diese auf einen darunter
befindlichen Papierbogen gedrückt wird. Der Flächenpressdruck ergibt ein bestimmtes
Farbmuster, nämlich dort, wo der Druck am stärksten ist, findet eine intensivere Einfärbung
statt als an Flächen geringeren Druckes.
[0011] Genau diesem Vorbild entsprechend wird die Sitzkontur des erfindungsgemäßen Sitzes
durch Bestückung des Trägerteils mit entsprechenden Stützelementen gefertigt. An den
Stellen größeren Druckes finden die kürzesten Stützelemente, an den Stellen geringsten
Druckes die längsten Stützelemente Anwendung.
[0012] Der Sitzkomfort der aus den noppenähnlichen Stützelementen gebildeten Sitzfläche
ist enorm hoch. Sollte einmal eines oder mehrere der Stützelemente beschädigt sein,
so sind sie leicht austauschbar. Hierzu wird die Bodenplatte vom Trägerteil abgenommen
und die schadhaften Stützelemente einfach nach oben hin aus den Durchbohrungen hinaus
gedrückt und durch ein neues Stützelement ersetzt.
[0013] Die Stutzelemente sitzen vorzugsweise mit einer zylindrischen Einschnürung zur Abstützung
in den Durchbohrungen und legen sich an die Unterseite des Trägerteils mit einem im
wesentlichen tellerförmigen Teil an. Zur Montage bzw. zum Ersatz eines Stützelementes
wird dieses von oben her an eine Durchbohrung im Trägerteil herangeführt, sein tellerförmiges
Teil elastisch so verformt, daß es durch die Durchführung gedrückt werden kann und
schließlich das Stützelement in die Durchbohrung so gedrückt, daß seine zylindrische
Einschnürung in der Durchbohrung zu liegen kommt. Hierbei weist die zylindrische Einschnürung
im wesentlichen eine Länge auf, die der Stärke des Trägerteils entspricht. Zum Hinausdrücken
eines Stützelementes im Reparaturfall kann dieses dann nach oben hin aus der Durchbohrung
gedrückt werden, wieder unter Verformung des tellerförmigen Teils.
[0014] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weisen die Stützelemente eine oben abgerundete
zylindrische Form auf. Hierdurch wird der Sitzkomfort noch gesteigert.
[0015] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung weist das Trägerteil einen die Sitzfläche
wenigstens teilweise einfassenden Rand auf. Dieser dient dazu, die Stützelemente vor
einem seitlichen Wegknicken zu bewahren.
[0016] Die Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispieles gemäß den Zeichnungsfiguren
näher erläutert. Hierbei zeigt:
- Fig. 1
- eine Aufsicht auf den mit den Stützelementen bestückten Sitz,
- Fig. 2
- die Schnittansicht des Sitzes gemäß Fig. 1,
- Fig. 3
- die Schnittansicht des Trägerteils des Sitzes gemäß den Figuren 1 und 2, und
- Fig. 4
- die Aufsicht auf das Trägerteil.
[0017] Fig. 1 zeigt ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Sitzes in Aufsicht. Erkennbar
ist die Vielzahl der nahe beieinander geordneten Stützelemente 1 bis 8. Diese bestehen
aus elastischem oder teilelastischem Material. Sie sitzen in Durchbohrungen 9 in einem
Trägerteil 10 (Fig. 2 bis 4). Im dargestellten Ausführungsbeispiel sind die Stützelemente
1 bis 8 so über der Sitzfläche 11 angeordnet, daß diese den Konturen des Gesäßes folgt,
wie dies aus Fig. 2 deutlich wird.
[0018] Diese zeigt eine Schnittansicht entlang der Symmetrieachse des Sitzes gemäß Fig.
1. Wie bereits erwähnt, sitzen die Stützelemente 1 bis 8 in Durchbohrungen 9 im Trägerteil
10. Von unten her ist der Sitz mittels einer Bodenplatte 13 abgeschlossen. Die Bodenplatte
13 kann jedoch leicht vom Trägerteil 10 abmontiert werden, beispielsweise durch Lösen
einer Schraubverbindung (nicht dargestellt). Die Stützelemente 1 bis 8 sind vorliegend
von zylindrischer Form und weisen eine etwa zylindrische Einschnürung 14 auf. Die
zylindrische Einschnürung sitzt in den Durchbohrungen 9, d. h. sie hat etwa eine solche
Länge, die der Stärke des Trägerteils 10 entspricht. Unten tragen die Stützelemente
1 bis 8 im wesentlichen tellerförmige Teile 15, die sich von unten her an das Trägerteil
10 anlegen. Die Stützelemente 1 bis 8 sind im übrigen auf der Sitzflächenseite abgerundet,
um den Sitzkomfort noch zu erhöhen.
[0019] Aus Fig. 2 ist der die Sitzfläche 11 wenigstens teilweise einfassende Rand 12 ersichtlich,
kommt aber in Fig. 3 deutlicher zum Ausdruck.
[0020] Die Fig. 3 zeigt die Schnittansicht durch das Trägerteil 10. Klar erkennbar ist hier
der Rand 12, der vorliegend die Sitzfläche 11 nicht vollständig einfaßt, sondern nur
an den Stellen, an denen es ohne Rand zu einem Abknicken der Stützelemente 1 bis 8
unter Belastung kommen könnte.
[0021] Das Trägerteil 10 ist - wie Fig. 4 zeigt - einstückig ausgebildet aus einem Werkstück,
beispielsweise aus einem metallischen Gußteil. Erkennbar ist im übrigen, daß der Rand
so ausgebildet ist, daß er die jeweils unmittelbar anliegenden Stützelemente teilweise
einfaßt zum Zwecke der Stabilisierung. Jeder Sitz kann individuell den anatomischen
Verhältnissen des vortaussichtlichen Hauptverwenders des Sitzes entsprechend gefertigt
werden. Hierzu dient das bereits eingangs erwähnte Farbabdruckverfahren. Dessen Resultat
wird übertragen auf den Sitz, indem das Trägerteil entsprechend mit Stützelementen
(1-8) bestückt wird. An Stellen einer hohen festgestellten Flächenpressung werden
kleine (niedrige) Stützelemente, an Stellen einer niedrigen Flächenpressung entsprechend
hohe (lange) Stützelemente in die Durchbohrungen gesetzt. Aber selbst wenn ein Sitz
nicht ausschließlich für nur einen Verwender gefertigt worden ist - etwa für eine
Arztpraxis - sondern für regelmäßig mehrere Verwender - etwa für einen Operationssaal
in der Klink - ist der mit dem erfindungsgemäßen Sitz gegenüber herkömmlichen Sitzen
mit einem enormen Gewinn an Sitzkomfort für den Operateur verbunden. Der Grund hierfür
ist in den fast konstanten Größenverhältnissen von Becken zu Becken zu sehen, selbst
wenn das Bindegewebe, Muskeln etc. ein völlig andersartiges Erscheinungsbild hervorrufen.
Entscheidend für den Sitzkomfort aber ist in erster Linie das knöcherne Skelett.
1. Sitz eines Operateurstuhles, dessen Sitzfläche gebildet ist aus einer Vielzahl nahe
beieinander angeordneter elastischer oder teilelastischer Stützelemente (1 bis 8),
die in Durchbohrungen (9) in einem Trägerteil (10) abgestützt sitzen, bei dem die
Stützelemente (1-8) unterschiedliche Höhen aufweisen und derart auf der Sitzfläche
(11) verteilt angeordnet sind, daß diese im wesentlichen den Konturen des abzustützenden
Körperteils folgt.
2. Sitz nach Anspruch 1, bei dem die Stützelemente (1 bis 8) eine zylindrische Form aufweisen,
mit einer etwa zylindrischen Einschnürung (19) zur Abstützung in den Durchbohrungen
(9) sitzen und sich an die Unterseite des Trägerteils (10) mit einem im wesentlichen
tellerförmigen Teil (15) größeren Durchmessers anlegen.
3. Sitz nach Anspruch 1 oder 2, bei dem die Stützelemente (1 bis 8) auf ihrer Sitzflächenseite
abgerundet sind.
4. Sitz nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem das Trägerteil (10) einen wenigstens
teilweise einfassenden Rand (12) aufweist.
5. Sitz nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei dem das Trägerteil (10) von unten her mittels
einer lösbaren Bodenplatte (13) abgeschlossen ist.
6. Operateurstuhl mit einem Sitz mit den Merkmalen der Ansprüche 1 bis 5.