[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Pipette mit einem Pipettenkörper
und einem Pipettenkolben, wobei diese Pipette als Flüssigkeitsdetektor verwendbar
ist, wobei entweder der Pipettenkörper oder der Pipettenkolben elektrisch leitend
ist.
[0002] Eine solche Pipette wird z. B. in der EP-A-0 226 867 beschrieben. Die Ausführung
einer solchen Kunststoffspritze besteht in der Regel aus zwei unterschiedlichen Materialien
z. B. Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE). Diesen Materialien wird nach Bedarf
ein Gleitmittel in Form von z. B. Ölsäureamid zugegeben, damit ein gutes Gleiten zwischen
Pipettenkolben- und körper erreicht wird. Um eine genaue Volumenaufnahme- und abgabe
zu erzielen, wird der Körper bevorzugt aus dem mechanisch stabileren Material (PP)
hergestellt. Da die Leitfähigkeit z. B. durch Einlagerung von Graphit in den Kunststoff
erreicht wird, ist es naheliegend, den Pipettenkolben aus dem leitfähigen Material
herzustellen, damit die Möglichkeit der optischen Kontrolle der in die Pipette aufgesaugten
Flüssigkeit nicht durch die Einfärbung des Pipettenkörpers beeinträchtigt wird.
[0003] Konstruktionsbedingt besitzen solche Pipetten mindestens eine Dichtlippe, die mit
den zu pipettierenden Medien in Kontakt kommt.
[0004] Setzt man eine solche Pipette in Analysenautomaten, wie sie z. B. in der medizinischen
Diagnostik verwendet werden, ein, so kommen diese Pipetten überwiegend mit Lösungen
in Kontakt, die unter anderem Detergenzien enthalten. Durch diese Detergenzien wird
in kurzer Zeit die Gleitschicht abgewaschen, was zur Folge hat, daß die Gleiteigenschaften
zwischen dem Pipettenkolben und dem Pipettenkörper stark gestört werden. Die damit
sprunghaft erhöhte Haft- bzw. Gleitreibung führt zu unkontrollierten, stoßartigen
Ausflußgeschwindigkeiten bei der Abgabe von Flüssigkeiten aus der Spritze. Dadurch
können Teile der zu transferierenden Flüssigkeiten unkontrolliert herumspritzen, was
zu falschen Dosierungen führt.
[0005] Detergenzien zur Verwendung in solchen Lösungen und die dabei eingesetzten Detergenzkonzentrationen
sind dem Fachmann bekannt.
[0006] Die der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende Aufgabe war es also, eine Pipette
zu finden, die die voranstehenden Nachteile nicht aufweist.
[0007] Gelöst wurde diese Aufgabe dadurch, daß Pipettenkörper und Pipettenkolben durch eine
gut gleitfähige wasserunlösliche Schicht, die nicht oder nur unwesentlich, bevorzugterweise
nicht, von detergenzhaltigen Lösungen angegriffen wird, getrennt werden, wobei die
Leitfähigkeit des Pipettenkolbens erhalten bleibt.
[0008] Eine solche Trennung kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden.
[0009] Die erfindungsgemäße Pipette hat also bevorzugterweise einen elektrisch leitfähigen
Pipettenkolben, der im wesentlichen aus Kunststoff hergestellt ist und einen im wesentlichen
transparenten Pipettenkörper, wobei Pipettenkolben und Pipettenkörper zumindest in
den Bereichen, in denen sie in Kontakt sind, durch eine Schicht aus einem ausreichend
gleitfähigen Material getrennt sind.
[0010] Erfindungsgemäß ist auch eine Pipette, in der der Pipettenkörper leitend ist - für
die Erfindung ist es aber grundsätzlich ohne wesentliche Bedeutung, welcher Teil der
Pipette leitfähig ist.
[0011] Für die Herstellung von Pipettenkörpern kann z. B. PPX 655 natur (Fa. HOECHST AG,
Frankfurt, Deutschland), Polypropylen VC 10 64K (Fa. NESTE Chemicals) oder Daplen
KS 131 S (Fa. PCD) verwendet werden. Für die Herstellung von Pipettenkolben kann z.
B. Polycam PP 2261 EC (Fa. HOECHST AG, Frankfurt, Deutschland) oder Lupolen® V3510
K 80 % mit Lupolen® 6031 M 20 % (Fa. BASF, Ludwigshafen, Deutschland) verwendet werden.
[0012] In einer bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei der Pipette um eine sogenannte
"positiv displacement pipette" (totvolumenfreie Pipette), wobei die Trennung zwischen
Pipettenkörper und Pipettenkolben durch eine Beschichtung des Pipettenkörpers und/oder
des Pipettenkolbens durch Silikonöl bevorzugterweise bei Temperaturen über 50, ganz
bevorzugterweise bei Temperaturen von etwa 70 °C erfolgt. Geeignete Silikonöle sind
dem Fachmann an sich bekannt, z. B. Baysilone®-Öl MPH 1000 bzw. Paste (Fa. Bayer,
Leverkusen, Deutschland) und Öl AK 12500 (Fa. WACKER).
[0013] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird diese Gleitschicht durch eine
Beschichtung mit dem Fachmann an sich bekannten Materialien, wie z. B. einem flüssigen
PTFE- Produkt, z. B. VYDAX®500 oder OSIXO TS (Fa. Costenoble) oder einem chemisch
verwandten Produkt erzeugt.
[0014] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird diese Gleitschicht dadurch erzeugt,
daß zwischen Kolben und Körper eine Dichtung z. B. ein O-Ring so eingefügt wird, daß
Kolben und Körper sich nicht mehr direkt berühren. Geeignete Materialien sind dem
Fachmann an sich bekannt. Bevorzugterweise wird der Ring aus Silikonkautschuk, Gummi
oder einem anderen Kunststoff, der eine geringe Reibung aufweist, hergestellt.
[0015] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird in den Pipettenkörper eine, bevorzugterweise
mechanisch selbsttragende Einlage aus einem besonders gleitfähigen Kunststoff, z.
B. PTFE eingefügt.
[0016] Im folgenden wird die Erfindung anhand der beiliegenden Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen:
Figur 1: teilweise aufgebrochen dargestellte Ansicht eines Ausführungsbeispiels einer
erfindungsgemäßen Pipette;
Figur 2: Ausführungsbeispiel mit Dichtlippe aus dem Kolbenmaterial;
Figur 3: bevorzugte Ausführungsform mit O-Ring aus gleitfähigem Material;
Figur 4: bevorzugte Ausführungsform mit aufgesetzter, gleitfähigen Dichtlippe;
Figur 5: bevorzugte Ausführungsform mit einer selbsttragenden Innenbeschichtung aus
gleitfähigem Material.
[0017] Die Pipette nach Figur 1 besteht aus einem Pipettenkörper (3) mit der Innenseite
(4) und einem Pipettenkolben (2), wobei der Pipettenkolben (2) aus elektrisch leitend
gemachtem Kunststoff besteht und der Kolben (2) mit einer Dichtlippe (7) versehen
ist. Der Pipettenkolben (2) weist einen im wesentlichen aus 2 Scheiben bestehenden
Endabschnitt (1) auf, an dem der Pipettenkolben (2) mit Hilfe einer Aufnahmevorrichtung
in einem Analysenautomaten manipuliert werden kann. Der Pipettenkörper (3) weist einen
überwiegend scheibenförmigen Endabschnitt (8) auf, der zur Manipulation in dem Analysenautomaten
dient.
1. Eine Pipette, in der Kolben (2) und/oder Körper (3) elektrisch leitfähig sind dadurch
gekennzeichnet, daß zwischen Kolben (2) und Körper (3) zumindest an der Stelle der
Dichtlippe (7) eine wasserunlösliche Gleitschicht, die von detergenzhaltigen Lösungen
nicht oder nur unwesentlich angegriffen wird, vorhanden ist.
2. Die Pipette nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß es eine totvolumenfreie Pipette
ist.
3. Die Pipette nach Anspruch 2 dadurch gekennzeichnet, daß der Pipettenkolben (2) elektrisch
leitfähig ist.
4. Die Pipette nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitschicht aus Silikonöl
besteht, das bevorzugterweise bei etwa 50 bis 150 °C, besonders bevorzugterweise bei
etwa 70 °C aufgebracht wird.
5. Die Pipette nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitschicht ein O-Ring
(5a) aus einem gleitfähigen Material ist.
6. Die Pipette nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitschicht eine Dichtlippe
ist, die ganz oder zumindest in ihrem äußeren Umfang aus einem gleifähigen Material
besteht.
7. Die Pipette nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitschicht aus einer
Einlage (6) aus einem gleitfähigen Material besteht.