[0001] Die Erfindung betrifft eine Entzunderungsvorrichtung für Brammen oder Bänder in Warmwalzwerken
mit durch eine Druckwasser-Kolbenpumpe gespeisten Düsen zum Entfernen von auf der
Oberfläche haftendem Zunder.
[0002] Beim Entzundern von Brammen und Bändern vor dem Warmwalzen wird zwischen Primär-
und Sekundärzunder unterschieden. Sekundärzunder entsteht auf bereits gewalztem Material,
wenn dieses auf Walztemperatur aufgeheizt bzw. auf dieser Temperatur gehalten wird.
Unter Primärzunder versteht man den Zunder, der nach dem Gießen von Brammen bzw. Bändern
an dem Material entsteht. Der Primärzunder sitzt weitaus fester am Material als Sekundärzunder.
Wird das gegossene Material noch eine zeitlang auf Temperatur gehalten, so bildet
sich noch mehr und fester sitzender Zunder. Die Haftung des Zunders ist zudem stark
abhängig von den entsprechenden Einsatz-Werkstoffen.
[0003] Die Entzunderung von mit Sekundärzunder behafteten Brammen oder Bändern wird mit
Druckwasser durchgeführt, das über Düsen auf die Oberfläche der Bramme oder des Bandes
aufgespritzt wird. Das Druckwasser wird in der Regel von Kreiselpumpen gefördert,
die bis maximal 300 bar arbeiten. Die entstehende spezifische Auftreffkraft und die
Wassermenge bestimmt den Entzunderungseffekt. Mit dieser Anordnung werden bei Sekundärzunder
zufriedenstellende Ergebnisse erzielt.
[0004] Zunehmend werden Brammen und Bänder jedoch gegossen und aus der Gießhitze evtl. unter
Zwischenschaltung eines Ausgleichsofens warmgewalzt. Es muß daher festsitzender Primärzunder
entfernt werden. Die Entzunderungswirkung ist von der Wassermenge und dem Druck abhängig,
woraus sich u.a. die Auftreffkraft ergibt.
[0005] Bei kontinuierlichem Guß und anschließendem Warmwalzen aus der Gießhitze beträgt
die Einzugsgeschwingigkeit am ersten Warmwalzgerüst ca. 1/3 von der bei bereits gewalztem
Material. Durch diese Geschwindigkeitsunterschiede wird schon bei gleicher Wassermenge
pro Zeit das gegossene Material gegenüber dem vorgewalzten Material so stark abgekühlt,
daß die Mindesttemperatur für den Warmwalzvorgang unterschritten wird. Selbst wenn
man die Wassermenge pro Zeit auf die langsamere Einzugsgeschwindigkeit umrechnet,
ist eine Erhöhung der Wassermenge bei gegossenen Materialien kaum möglich, da das
Material allein durch den langsameren Einzug schon stärker abkühlt und bei Erhöhung
der Wassermenge eine zu starke auskühlung erfolgen würde.
[0006] Demnach bleibt nur noch zur Erhöhung der Auftreffkraft des Wassers die Erhöhung des
Druckes übrig. Da hier Drücke bis zu 600 bar notwendig werden, mußten die Kreiselpumpen
durch Kolbenpumpen ersetzt werden. Es zeigte Sich jedoch, daß die Entzunderungsvorrichtung
bei derart hohen Drücken einem starken Verschleiß unterworfen war.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Entzunderungsvorrichtung auch
für Primärzunder so weiter zu entwickeln, daß der Druck den Erfordernissen angepaßt
werden kann und damit der Verschleiß und die Kosten für die Entzunderung verringert
werden.
[0008] Eine mögliche Teillösung wäre, die Kolbenpumpe in ihrer Drehzahl und daher in ihrer
Fördermenge einstellbar zu gestalten. Eine Förderpumpe, die über einen Bereich von
0 bis ca. 600 bar einstellbar sein soll, ist jedoch sehr voluminös und teuer, so daß
zwar der Verschleiß jedoch nicht der Kostenaufwand verkleinert werden könnte.
[0009] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß mindestens eine weitere Druckwasserkolbenpumpe
vorgesehen ist, daß die Kolbenpumpen parallel geschaltet sind und daß die Pumpen jeweils
separat ein- bzw. abschaltbar sind.
[0010] Kolbenpumpen können im Gegensatz zu Kreiselpumpen eine nahezu konstanten Volumenstrom
druckunabhängig fördern (siehe Fig. 1 in der das P/Q-Verhalten einer Kolbenpumpe gezeigt
ist). Der Widerstand von Düsen und Leitungen einer Entzunderungsanlage läßt dagegen
die Abhängigkeit des Drucks vom Volumenstrom als Quadratfunktion erkennen (siehe Fig.
2 Düsen-Widerstands-Kennlinie).
[0011] Die Widerstandskennlinie einer Entzunderungsanlage entspricht damit, wenn keine Änderungen
der Anzahl der Düsen oder der Größe der Düsenöffnungen vorgenommen wird, einer bestimmten
Quadratfunktion. Eine Erhöhung des Drucks an den Düsen kann demnach nur auf der Linie
der Quadratfunktion erfolgen, d. h., es muß für eine Druckerhöhung auch eine Erhöhung
des Druchflusses in Kauf genommen werden. Durch Zu- bzw. Abschalten von Kolbenpumpen
kann somit mittels Veränderung des Gesamtvolumenstroms eine Erhöhung bzw. Verringerung
des Drucks und damit eine Anpassung der effektiven Auftreffkraft des Wassers auf die
Bramme bzw. das Band erzielt wird (siehe Fig. 3).
[0012] Von Vorteil ist, wenn mindestens eine Kolbenpumpe in ihrem Volumenstrom einstellbar
ist. Dadurch läßt sich jeder Schnittpunkt auf der Widerstandskennlinie einstellen,
so daß ein noch optimaleres Druck/Volumenstromverhältnis realisierbar ist.
[0013] Werden wie im Anspruch 3 beansprucht im wesentlichen gleiche Kolbenpumpen vorgesehen,
so ist die Herstellung, Anordnung und Lagerhaltung von Kolbenpumpen kostengünstig
möglich.
[0014] Durch Änderung der Widerstandskennlinie mittels Veränderung der Düsenanzahl bzw.
der Öffnungsquerschnitte der Düsen lassen sich in Verbindung mit den Kolbenpumpen
noch weitere Druck/Volumenstromverhältnisse einstellen, wobei eine steilere Widerstandskennlinie
schon bei kleinen Volumenstromänderungen große Druckänderungen bewirkt während bei
einer flacheren Widerstandskennlinie größere Volumenänderungen notwendig sind, um
wesentliche Druckänderungen zu erzielen.
[0015] Der Druck der Entzunderungsvorrichtung und damit die Entzunderungswirkung läßt sich
noch besser an die entsprechendenden Erfordernisse anpassen, wenn eine zweite Düsenreihe
vorgesehen wird. Dabei bewirkt die erste Düsenreihe eine Vorentzunderung und die zweite
Düsenreihe entzundert das Material vollkommen, wobei die beiden Düsenreihen jeweils
mit gegenüber Entzunderungsvorrichtungen mit nur einer Düsenreihe niedrigerem Druck
arbeiten können. Es lassen sich dabei sogar Entzunderungsanlagen denken, bei denen
die erste Düsenreihe von Kreiselpumpen und nur die zweite Düsenreihe von Kolbenpumpen
gespeist werden. Die Düsenreihen müssen dabei zum Beispiel durch mechanische oder
pneumatische Sperren oder einfach durch entsprechenden Abstand voneinander getrennt
sein, damit sich die Druckwasserstrahlen bzw. das auf dem zu entzundenden Material
verbleibende Wasser nicht gegenseitig behindert.
[0016] Die Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigen
- Figur 1
- in diagrammatischer Darstellung das P/Q-Verhältnis von Kolbenpumpen,
- Figur 2
- ein Beispiel für eine Düsen-Widerstands-Kennlinie,
- Figur 3
- diagrammatisch die Einstellbarkeit des Systemdrucks mittels mehrerer Kolbenpumpen
und
- Figur 4
- in schematischer Darstellung eine erfindungsgemäße Entzunderungsvorrichtung,
- Figur 5
- in schematischer Darstellung eine erfindungsgemäße Entzunderungsvorrichtung mit zwei
Düsenreihen.
[0017] Figur 4 zeigt gegossenes, zu walzendes Gut, wie z. B. eine Bramme 1. Im Bereich der
Bramme 1 sind zwischen einem Treiber 2 und dem ersten Gerüst 3 einer Warmwalzstraße
Düsen 4, 4' einer Entzunderungseinrichtung 5 angeordnet. Die Düsen 4, 4' sind mit
zwei Kolbenpumpen 6, 7, verbunden, die über einen Filter 8 Wasser aus einem Tank 9
entnehmen und zu den Düsen 4, 4' transportieren. Die Kolbenpumpen 6, 7 sind über eine
schematisch dargestellte Steuervorrichtung 10 jeweils separat ansteuerbar.
[0018] Figur 5 zeigt zusätzlich zur Entzunderungsvorrichtung nach Figur 4 weitere Düsen
11, 11', die über zwei Kolbenpumpen 6', 7' mit dem Filter 8 verbunden sind. Die Kolbenpumpen
6', 7' sind über eine schematisch dargestellte Steuervorrichtung 10' jeweils separat
ansteuerbar.
Bezugszeichenübersicht
[0019]
- 1
- Bramme
- 2
- Treiber
- 3
- Walzgerüst
- 4
- Düsen
- 5
- Entzunderungseinrichtung
- 6
- Kolbenpumpe
- 7
- Kolbenpumpe
- 8
- Filter
- 9
- Tank
- 10
- Steuervorrichtung
- 11
- Düsen
1. Entzunderungsvorrichtung für Brammen (1) oder Bänder in Warmwalzwerken mit durch eine
Druckwasser-Kolbenpumpen (6) gespeiste Düsen (4,4') zum Entfernen von auf der Oberfläche
haftendem Zunder,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine weitere Druckwasser-Kolbenpumpe (7) vorgesehen ist, daß die Kolbenpumpen
(6,7) parallel geschaltet sind, und daß die Pumpen (6,7) jeweils separat ein- bzw.
ausschaltbar sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine Kolbenpumpe (6,7) in ihrem Volumenstrom einstellbar ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß im wesentlichen gleiche Kolbenpumpen (6,7) vorgesehen sind.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß den Düsen (4,4') eine zweite Düsenreihe (11,11') vorgeordnet ist, daß die Düsen
(11,11') derart voneinander getrennt sind, daß sich das Druckwasser gegenseitig nicht
beeinflußt und daß die parallel geschalteten Kolbenpumpen (6', 7') die Düsen (11,11')
vorzugsweise mit einem gegenüber den Kolbenpumpen (6,7) niedrigerem Wasser-Druck versorgen.