[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum streichen einer Papierbahn. Auf den Oberbegriff
von Anspruch 1 wird verwiesen.
[0002] Der Stand der Technik ist aus den folgenden Druckschriften bekannt:
(1) DE-GM 8 414 413
(2) US-PS 2 729 192
(3) US-PS 2 946 307
(4) US-PS 3 084 663
(5) US-PS 5 112 653
Die Erfindung geht von Druckschrift (1) aus, insbesondere von deren Figur 2. Dabei
sind zwei Auftragswalzen vorgesehen, die einen Spalt miteinander bilden, durch den
eine Papierbahn hindurchläuft. Beiden Auftragswalzen ist je ein Düsenauftragswerk
zugeordnet, das jeweils einen Streichfarbenfilm auf die Mantelfläche der betreffenden
Walze aufbringt. Das Düsenauftragswerk weist eine Düse mit zwei Düsenlippen auf, von
denen die eine an ihrem freien Ende eine Rollrakel trägt. Dies ist ein Stab mit einer
gerillten Mantelfläche. Damit ist ein dosiertes Auftragen von Streichfarbe auf die
Mantelfläche der betreffenden Walze möglich. Es handelt sich hierbei demgemäß um ein
indirektes Auftragsverfahren, da der Strich zunächst auf die Mantelfläche der Walze
aufgetragen und von dort auf die Papierbahn übertragen wird.
[0003] Es ist auch möglich, andere Auftragswerke als das dort beschriebene zu verwenden.
Außerdem brauchen nicht beide Seiten der Papierbahn gestrichen zu werden. So ist es
z.B. denkbar, nur die eine Seite zu bestreichen und die andere überhaupt nicht, oder
das Streichen auf Raten vorzunehmen, wobei mehrere der genannten Walzenpaare mit den
zugeordneten Auftragswerken vorgesehen werden, wobei die Papierbahn nach dem Empfang
eines Striches jeweils getrocknet wird.
[0004] Die geschilderte Art von Streichvorrichtungen hat sich in der Praxis gut bewährt.
Jedoch gibt es hierbei ein Problem, das sich bisher nicht befriedigend lösen ließ.
Dabei handelt es sich um den sogenannten Orangenschaleneffekt. Dieser besteht darin,
daß der Strich auf der Papierbahn nach dem Verlassen des Walzenspaltes nicht eben
ist, sondern eine Oberfläche aufweist, die an das Aussehen einer Orangenschale erinnert.
Es werden immer wieder Versuche unternommen, den Orangenschaleneffekt zu beseitigen,
z.B. durch ein nachgeschaltetes Glätt- oder Verreibeorgan. Diese Maßnahmen vermögen
zwar, den unerwünschten Effekt abzumindern, meist jedoch nicht völlig zu beseitigen.
Außerdem sind diese Maßnahmen mit maschinellem Aufwand verbunden, z.B. mit Verreiberorganen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Streichvorrichtung gemäß dem Oberbegriff
von Anspruch 1 derart zu gestalten, daß der Orangenschaleneffekt ohne nennenswerten
Mehraufwand in noch besserer Weise verringert oder völlig beseitigt wird.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale von Anspruch 1 gelöst.
[0007] Bei dem Versuch, das Problem zu lösen, hatte man sich seither mit zahlreichen unterschiedlichen
Betriebsparametern befaßt. So ist bekannt, daß der Effekt durch die Art der Streichfarbe
selbst beeinflußt wird, beispielsweise durch deren Viskosität. Auch die Bahngeschwindigkeit
spielt eine Rolle; diese hat man jedoch nicht im Griff, da unterschiedliche Papierqualitäten
unterschiedliche Bahngeschwindigkeiten zulassen. Auch die Papierqualität selbst spielt
eine Rolle, vor allem deren Zusammensetzung und deren Oberfläche. Außerdem beeinflussen
sich sämtliche Parameter gegenseitig, so daß es bisher unmöglich war, Maßnahmen zu
finden, die in allen Fällen Abhilfe schaffen.
[0008] Der Erfinder hat erkannt, daß es entscheidend auf zwei Parameter ankommt, die bisher
nicht beachtet wurden: Der eine Parameter ist der Abzugswinkel, d.h. der Winkel, unter
welchem die Papierbahn nach dem Auftragen des Striches den Walzenspalt verläßt, und
der andere Parameter ist die Bahnspannung, die in der Papierbahn nach dem Walzenspalt
herrscht. Beides muß präzise einstellbar sein. Dabei macht der zweite Parameter besondere
Schwierigkeiten, da man ja die gestrichene Papierbahn, die noch feucht ist, nicht
durch ein Zugwalzenpaar hindurchlaufen lassen kann, d.h. ein Paar von angetriebenen
Walzen, die die Bahn zwischen sich einspannen und der Bahn somit eine bestimmte Zugkraft
übertragen.
[0009] Nach dem Erkennen der Bedeutung des Abzugswinkels hat der Erfinder daher nach geeigneten
Maßnahmen gesucht, um eine positive Zugspannung auf die Bahn aufzubringen. Diese Maßnahme
besteht in der Anordnung von Düsenbalken, dies sind Balken, die sich über die Breite
der Papierbahn erstrecken, die nach dem Walzenspalt angeordnet werden, und die zwischen
sich und der gestrichenen Papierbahn ein Tragluftpolster erzeugen. Eine besonders
günstige Ausführungsform der Erfindung besteht darin, zwei solcher Tragluftbalken
vorzusehen, und zwar auf zwei einander gegenüberliegenden Seiten der Papierbahn, und
diese beiden Tragluftbalken in Laufrichtung der Papierbahn gegeneinander zu versetzen,
und im übrigen derart anzuordnen, daß die Papierbahn eine doppelte Umlenkung ausführen
muß, die somit S-förmig ist. Es hat sich gezeigt, daß damit ideale Verhältnisse herstellbar
sind.
[0010] Die Erfindung ist anhand der Zeichnung näher erläutert. Darin ist im einzelnen folgendes
dargestellt:
Figur 1 zeigt eine Streichanlage mit zwei Streichstationen und mit dazwischen befindlichen
Trocknungseinrichtungen. Die Figuren 2 bis 5 zeigen Streichstationen, denen Leitorgane
in verschiedener Ausführungsform und in unterschiedlicher Anordnung nachgeschaltet
sind.
[0011] In Figur 1 erkennt man eine erste streichstation 1, die zwei Walzen aufweist. Der
einen dieser beiden Walzen ist ein Auftragswerk 1.1 zugeordnet. Der Streichstation
ist eine Zugeinrichtung nachgeschaltet, umfassend zwei Tragluftbalken 2 und 3. Es
folgt eine Infrarot-Trockenstrecke 4, eine kurze Trockenpartie 5 mit drei Trockenzylindern
5.1, 5.2 und 5.3, einer Saugleitwalze 5.4 sowie einer Reihe von Leitwalzen. Eine zweite
Streichstation 6 weist wiederum zwei Walzen auf. Der einen Walze ist ein Auftragswerk
6.1 zugeordnet. Es folgt sodann wieder eine Infrarot-Trockenstrecke 7 sowie eine End-Trockengruppe
8.
[0012] Die in Figur 2 dargestellte Anlage umfaßt eine zweireihige Zylindertrockenpartie
1, von der man noch das Ende erkennt, ferner ein Glättwerk 3, eine erste streichstation
5, einen dieser nachgeschalteten Trockner 6, eine Trockenpartie 7 mit Trockenzylindern,
eine zweite streichstation 8, einen weiteren Trockner 9, eine Trockenpartie 9.1 mit
Trockenzylindern sowie eine Aufrollstation 10.
[0013] Die beiden Streichstationen 5 bzw. 8 weisen jeweils zwei Düsenauftragswerke 5.1,
5.2 bzw. 8.1 und 8.2 auf. Dies bedeutet, daß die Papierbahn in jeder streichstation
zweiseitig gestrichen werden kann. Die Trockner 6 und 9 sind Schwebetrockner, die
die Bahn frei tragen und auf einen solchen Trockengehalt bringen (mindest 70 % atro),
daß der Strich in den anschließenden Zylindertrockengruppen 7 bzw. 9.1 berührungsfähig
ist.
[0014] Die Figuren 3-6 zeigen jeweils schematisch Auftragsstationen, nachgeschaltete Leitorgane
sowie diesen nachgeschaltete Trockeneinrichtungen.
[0015] Die Auftragsstation gemäß Figur 3 umfaßt zwei Walzen 10, 20. Der einen dieser beiden
Auftragswalzen, nämlich der Walze 10, ist ein Düsenauftragswerk 10.1 zugeordnet. Die
andere Walze 20 ist frei von einem solchen Auftragswerk. Die Papierbahn 11 ist in
Pfeilrichtung durch einen Walzenspalt hindurchgeführt, der aus den Mantelflächen der
beiden Walzen 10 und 20 gebildet ist. Auf den Walzenspalt folgt ein Leitorgan in Gestalt
eines Tragluftbalkens 12. Der Tragluftbalken ist nur schematisch dargestellt. Er besteht
aus einem Hohlprofil-Balken, der auf seiner der Papierbahn 11 zugewandten Seite eine
Vielzahl von Bohrungen 12.1 aufweist. Die Bohrungen 1 erstrecken sich über die gesamte
Länge des Tragluftbalkens 12, und damit über die gesamte Breite der Papierbahn 11.
[0016] An den Tragluftbalken 12 schließt sich eine Infrarottrockenstrecke 13 an, gefolgt
von einer Schwebetrockenstrecke 14. Diese weist ebenfalls Tragluftbalken 14.1, 14.2,
14.3 auf, die nur in Umrissen angedeutet sind.
[0017] Wie man erkennt, ist die Papierbahn 11 wie folgt geführt: Die Papierbahn 11 umschlingt
nach dem Scheitelpunkt der beiden Walzen zunächst die Walze 10 um einen bestimmten
Umschlingungswinkel x. Sie umschlingt sodann den Tragluftbalken 12, wobei sie wiederum
eine geringfügige Umlenkung erfährt. Weitere Umlenkungen erfolgen innerhalb der schwebetrockenstrecke
beim Durchlauf durch die Tragluftbalken 14.1, 14.2, 14.3.
[0018] In Figur 4 sieht man wiederum eine Streichvorrichtung mit zwei Auftragswalzen 10
und 20. Im Gegensatz zur Ausführungsform gemäß Figur 2 ist beiden Auftragswalzen jeweils
ein Düsenauftragswerk 10.1 bzw. 10.2 zugeordnet.
[0019] Die Papierbahn 11 erhält somit auf beiden Seiten einen strich. Die Düse 10.1 kann
aber auch entfallen, so daß nur eine einzige Seite der Papierbahn 11 einen Strich
erhält.
[0020] Auf den Auftragsspalt folgen zwei Tragluftbalken 22 und 23. Diese sind auf einander
gegenüberliegenden Seiten angeordnet. Es folgen eine Infrarotstrecke 24 und eine Schwebetrockenstation
25.
[0021] Die Papierbahn 11 verläßt den Walzenspalt, wobei sie nur sehr geringfügig die Walze
10 umschlingt. Der Umschlingungswinkel x ist somit so klein, daß man ihn in der Darstellung
nicht erkennt. Auch ist die Umschlingung der Tragluftbalken 22 und 23 nur eine sehr
geringfügige, so daß man sie ebenfalls nicht erkennt.
[0022] Bei der Ausführungsform gemäß Figur 5 ist wiederum nur der eine der beiden Auftragswalzen,
nämlich der Walze 10, ein Auftragswerk 10.1 zugeordnet. Es schließt sich an den Walzenspalt
eine Bank aus drei Tragluftbalken 30, 31, 32 an, gefolgt von einer Infrarotstrecke
34 und einer Schwebetrockenstation 35.
[0023] Bei der in Figur 6 dargestellten Ausführungsform wird die Papierbahn 11 wiederum
auf beiden Seiten gestrichen. Auf den Walzenspalt folgt zunächst ein auf der einen
Seite der Bahn angeordneter Tragluftbalken 40, gefolgt von einer auf der anderen Seite
der Papierbahn 11 angeordneten Bank von Tragluftbalken 41 und 42. Es schließen sich
eine Infrarotstrecke 42 und eine Schwebetrockenstation 43 an.
[0024] Die Figuren 7a bis 7d zeigen Ausführungsformen von Tragluftbalken.
[0025] Die Tragfläche des Tragluftbalkens gemäß Figur 7a weist eine einzige Zeile von Bohrungen
auf, aus denen die Tragluft ausströmt. Die Bohrungen sind entlang einer geraden Linie
angeordnet.
[0026] Bei der Ausführung gemäß Figur 7b sind die Bohrungen gegeneinander versetzt. Man
könnte somit sagen, daß hierbei zwei Zeilen von Tragluftbohrungen quer zur Bahnlaufrichtung
angeordnet sind, und zwar wiederum jeweils entlang einer geraden Linie.
[0027] Bei der Ausführung gemäß Figur 7c erkennt man zwei Tragluftbalken 50, 60, die die
Papierbahn 11 zwischen sich tragen. Die Bahnlaufrichtung ist durch einen Pfeil A angedeutet.
Die beiden Tragluftbalken 50, 60 weisen Schlitze auf. Diese können sich über die gesamte
Breite der Bahn (d.h. über die gesamte Länge des einzelnen Balkens) erstrecken; jedoch
können pro Balken auch mehrere derartige Schlitze hintereinander angeordnet sein.
Wie man sieht, befindet sich der Schlitz in jedem Balken jeweils stromaufwärts, auf
die ankommende Papierbahn 11 bezogen. Aus den Schlitzen tritt ein Luftvorhang aus
- siehe Pfeile B.
[0028] Bei der Ausführung gemäß Figur 7d erkennt man einen Tragluftbalken 60. Dieser weist
in seinen beiden Kantenbereichen wiederum Luftschlitze auf, die sich über die gesamte
Breite der Papierbahn und somit über die gesamte Länge des Tragluftbalkens erstrecken.
Auch hier sind wieder Pfeile B dargestellt, die jeweils einen "Luftvorhang" veranschaulichen
sollen. Innerhalb Tragluftbalkens 60 befindet sich ein kastenartiger Hohlkörper 60.1,
der sich ebenfalls über die Breite der Papierbahn erstreckt. Dieser Kasten ist mit
einer Zeile von Bohrungen 60.2 versehen. Durch diese Bohrungen wird die Luft, die
aus den schlitzen herangeführt wurde, wieder eingesaugt und anschließend seitlich
- hier nicht dargestellt - aus dem Kasten 60.1 abgeführt. Diese Anordnung dient zum
Herstellen eines stabilen Luftpolsters. Um einen gleichförmigen Druck der Luftvorhänge
zu schaffen, ist im hohlen Tragluftbalken 60 eine Lochplatte 60.2 vorgesehen.
1. Vorrichtung zum Streichen einer Papierbahn
1.1 mit zwei Walzen, die parallel zueinander angeordnet sind und die einen Walzenspalt
zum Hindurchführen der Papierbahn miteinander bilden;
1.2 mit wenigstens einer Auftragsdüse zum Aufbringen einer Streichfarbenschicht auf
die Mantelflächen wenigstens einer der Walzen zwecks Übertragens der Streichfarbenschicht
im Walzenspalt von der Mantelfläche auf einer Seite der Papierbahn;
1.3 mit Leitorganen, die dem Walzenspalt nachgeschaltet sind, und die die getrocknete
Papierbahn leiten,
gekennzeichnet durch die folgenden Merkmale:
1.4 die Leitorgane sind Tragluftbalken, die ein Tragluftpolster zwischen der Papierbahn
und der der Papierbahn zugewandten Fläche des Tragluftbalkens erzeugen;
1.5 wenigstens ein Tragluftbalken ist dem Walzenspalt unmittelbar nachgeschaltet;
1.6 die Tragluftbalken sind derart angeordnet, daß die Papierbahn nach dem Walzenspalt
wenigstens einmal umgelenkt wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens zwei Tragluftbalken
vorgesehen sind, und daß die Papierbahn durch eine entsprechende Anordnung der Tragluftbalken
wenigstens zweimal im jeweils anderen Umlenksinn umgelenkt wird (S-förmige Umlenkung).
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine solche Anordnung des
ersten, auf den Walzenspalt folgenden Tragluftbalkens, daß die Papierbahn die eine
der beiden Walzen nach dem Walzenspalt umschlingt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Umschlingungswinkel zwischen
0 und 5° beträgt.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine Mehrzahl
von Tragluftbalken zu einer Bank von Tragluftbalken zusammengefaßt ist.