[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur nachträglichen Veränderung der Leerlaufdrehzahl
bei Motorsteuerungssystemen, die eine Leerlaufdrehzahlregelung aufweisen.
[0002] In modernen Motorsteuerungssystemen erfolgt im Leerlauf eine Kontrolle der Leerlaufdrehzahl.
Dies geschieht üblicherweise über ein kontinuierliches Stellglied, das im Leerlauf
und im leerlaufnahen Bereich die Menge der dem Motor zugeführten Verbrennungsluft
einstellt (Leerlaufluftstellglied). Die Steuerung des Ansaugluftdurchsatzes erfolgt,
wie dies beispielsweise in der DE 30 19 608 beschrieben ist, in Abhängigkeit von den
Motorbetriebsbedingungen entweder rückgekoppelt oder mit offenem Regelkreis. Um die
Regelung zu entlasten, wird auch im Bereich der Leerlaufregelung, die abhängig von
den Motorbetriebsbedingungen benötigte Ansaugluftmenge durch eine Vorsteuerung auf
den Luftwert eingestellt, der dem jeweils tatsächlich benötigten Wert in etwa entspricht.
Die Feineinstellung erfolgt dann durch eine Drehzahlregelung, die in Abhängigkeit
von der Differenz zwischen Ist- und Solldrehzahl das Leerlaufluftstellglied entsprechend
ansteuert.
[0003] Es kann nun notwendig werden, bei sich im tatsächlichen Betrieb befindenden Fahrzeugen
nachträglich die über die Motorsteuerung vorgegebene Leerlaufdrehzahl anzuheben, weil
beispielsweise durch Fertigungstoleranzen, Resonanzerscheinungen oder aus Komfortgründen
die ursprünglich vorgegebene Drehzahl zu niedrig ist. Auch die Motorsteuerung selber
kann eine Erhöhung der Leerlaufdrehzahl anfordern, beispielsweise wenn im Leerlauf
viele Stromverbraucher eingeschaltet werden und dadurch die Spannung im Bordnetz stark
absinkt.
[0004] Für jede neu einzustellende Drehzahl muß der Luftvorsteuerwert für die Leerlaufluftmenge
ebenfalls angepaßt werden.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin, ein einfaches und speicherplatzsparendes
Verfahren anzugeben, das es ermöglicht, die ursprünglich vorgegebene Leerlaufdrehzahl
nachträglich anzuheben.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe, indem eine für alle Motorbetriebsparameter gültige minimale
Leerlaufdrehzahl, eine sogenannte "Mindestdrehzahl" vorgegeben wird. Diese Mindestdrehzahl
ist in einem von außen veränderbaren nichtflüchtigen Speicher (beispielsweise einem
sogenannten EEPROM) abgelegt. Liegen die Motorbetriebsparameter so, daß die Solldrehzahl
höher als diese Mindestdrehzahl ist, so wird die Leerlaufdrehzahl auf diesen höheren
Wert eingestellt. Ansonsten wird die Leerlaufdrehzahl auf diesen Mindestdrehzahlwert
eingestellt.
[0007] Es ist nicht sinnvoll, den durch die Einführung der Mindestdrehzahl gegebenenfalls
notwendigen Zusatzluftbedarf durch Addition einer festen Größe, also durch eine einfache
Parallelverschiebung des Luftvorsteuerkennfeldes zu bewerkstelligen. Da die Luftvorsteuerwerte
von der Kühlmitteltemperatur abhängig sind, wären die so erhaltenen korrigierten Luftvorsteuerwerte
nur für eine Kühlmitteltemperatur korrekt. Andererseits ist es aus Speicherplatzgründen
nicht wünschenswert, für jede mögliche Mindestdrehzahl eine eigene kühlmitteltemperaturabhängige
Kennlinie abzuspeichern.
[0008] Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, daß die Ansteuerung des Leerlaufluftstellgliedes
auch in Bereichen außerhalb des Leerlaufs vorgenommen wird, beispielsweise zum Zweck
der Drehzahlsteuerung bei Lastwechseln und Schaltvorgängen. Daher wird zusätzlich
zum ersten Luftvorsteuerwert, der abhängig ist von der Kühlmitteltemperatur, ein weiterer
Luftvorsteuerwert bestimmt, der sowohl von der Motordrehzahl als auch vom Drosselklappenöffnungswinkel
abhängig ist. Diese Vorsteuerwerte sind auf die obengenannten Vorgänge (Lastwechsel,
Schaltvorgänge...) abgestimmt und zwar auf die ursprünglich abgespeicherten Leerlaufsolldrehzahlen
ohne Berücksichtigung der Mindestdrehzahlen.
[0009] Eine zusätzliche Luftvorsteuerung aufgrund einer eingeprägten Mindestdrehzahl darf
also nicht in allen Drehzahlbereichen gleich wirken. Sie würde zum Beispiel im mittleren
und oberen Drehzahlbereich die Drehzahlverläufe beim Schalten ungünstig verschleppen.
Die Anhebung der Luftvorsteuerwerte durch die Vorgabe einer Mindestdrehzahl darf also
nur in Drehzahlbereichen in der Nähe der Mindestdrehzahl erfolgen.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren löst dieses Problem, indem zu den aus den Betriebsparametern
Drehzahl, Drosselklappenöffnungswinkel und Kühlmitteltemperatur berechneten Luftvorsteuerwerten,
ein weiterer Luftwert addiert wird, der von folgenden zwei Parametern abhängt:
A: Differenz aus Mindestdrehzahl und im Speicher abgelegter Leerlaufsolldrehzahl
B: Motordrehzahl.
[0011] Über den Parameter A wird der additive Luftwert abhängig von der Differenz zwischen
Mindestdrehzahl und im Speicher abgelegter Leerlaufsolldrehzahl berechnet.
[0012] Über den Parameter B wird der additive Luftwert bei höherer Drehzahl reduziert.
[0013] Die Verknüpfung beider Parameter erfolgt in einem zweidimensionalen Kennfeld.
[0014] Die Erfindung wird anhand der Zeichnungsfiguren im folgenden noch näher erläutert.
[0015] Es zeigen:
- Fig. 1:
- den Leerlaufsolldrehzahlverlauf in Abhängigkeit von der Kühlmitteltemperatur
- Fig. 2:
- den Luftbedarf in Abhängigkeit von der Kühlmitteltemperatur
- Fig. 3:
- ein Beispiel für den Verlauf der additiven Luftwerte
- Fig. 4:
- ein Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens
In Figur 1 ist mit einer durchgezogenen Linie die Leerlaufsolldrehzahl NSOLL in Abhängigkeit
von der Kühlmitteltemperatur TKW aufgezeichnet. Man erkennt, daß mit zunehmender Kühlmitteltemperatur
TKW die Solldrehzahl NSOLL von einem vorgebbaren Anfangswert auf einen vorgebbaren
Endwert absinkt. Wird nun von außen oder durch die Motorsteuerung selbst, eine Mindestdrehzahl
NMIN vorgegeben, wie dies durch die waagerecht strichlierte Linie angedeutet ist,
so fällt die Solldrehzahl mit wachsender Kühlmitteltemperatur nur noch bis zu dieser
Mindestdrehzahl (strichpunktierte Linie).
[0016] In Figur 2 ist in gleicher Form wie oben schon angegeben, der Verlauf der Luftmenge
LW, die für die Erreichung der Solldrehzahl NSOLL notwendig ist, in Abhängigkeit von
der Kühlmitteltemperatur TKW angegeben (durchgezogene Linie). Da die Solldrehzahl
NSOLL mit zunehmender Kühlmitteltemperatur TKW fällt, nimmt entsprechend auch die
benötigte Luftmenge LW ab. Beim Einführen einer Mindestdrehzahl fällt die Luftmenge
aber nur bis zu einer Mindestluftmenge LWMIN (strichlierte Linie) ab, wie sie zur
Aufrechterhaltung dieser Mindestdrehzahl erforderlich ist (strichpunktierte Linie).
[0017] Figur 3 zeigt ein Beispiel für den Verlauf der additiven Luftwerte ALW in Abhängigkeit
von der Motordrehzahl N und der Differenz zwischen Mindestdrehzahl NMIN und der Solldrehzahl
NSOLL. Unter der Solldrehzahl NSOLL ist hier die Drehzahl zu verstehen, die sich ergibt,
wenn man das Leerlaufluftstellglied mit der Luftmenge ansteuert, die man aus Kennfeldern
in Abhängigkeit von der Kühlmitteltemperatur und eventuellen Motorzusatzlasten ermittelt
hat.
[0018] Man erkennt, daß die Menge der additiven Luft ALW steigt mit zunehmender Differenz
NDIFF zwischen Mindestdrehzahl NMIN und Solldrehzahl NSOLL, um bei zunehmender Abweichung
dieser Drehzahlen voneinander, die Mindestdrehzahl einhalten zu können. Die Menge
der additiven Luft ALW fällt dagegen mit zunehmender Motordrehzahl N, da man nur im
leerlaufnahen Bereich eine Anhebung der Luftmenge wünscht.
[0019] Figur 4 zeigt schließlich schematisch den Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Zu Verfahrensbeginn A wird im Verfahrensschritt S1 ein Basisluftwert BLW aus einem
Kennfeld ausgelesen in Abhängigkeit von der aktuellen Drehzahl N der Brennkraftmaschine
und dem aktuellen Drosselklappenwinkel α.
[0020] Im Verfahrensschritt S2 wird aus einem weiteren Kennfeld ein Zusatzluftwert ZTLW
gewonnen, der abhängt von der Kühlmitteltemperatur TKW und eventuell aktuell zugeschalteten
Zusatzlasten, wie zum Beispiel eine Klimaanlage.
[0021] Im Verfahrensschritt S3 wird aus der Summe des Basisluftwertes BSW und des Zusatzluftwertes
ZTLW ein temperatur- und lastkorrigierter Luftwert TLW gebildet.
[0022] Aus einem Kennfeld wird im Verfahrensschritt S4 in Abhängigkeit von der Kühlmitteltemperatur
TKW und aktuell zugeschalteter Zusatzlasten, die Leerlaufsolldrehzahl NSOLL ermittelt.
[0023] Im Verfahrensschritt S5 wird nun die Drehzahldifferenz NDIFF gebildet, indem man
von der beispielsweise von außen vorgegebenen Mindestdrehzahl NMIN die oben ermittelte
Leerlaufsolldrehzahl NSOLL subtrahiert.
[0024] Im Verfahrensschritt S6 wird nun aus einem Kennfeld ein additiver Luftwert ALW in
Abhängigkeit von der Größe der Drehzahldifferenz NDIFF und in Abhängigkeit von der
aktuellen Drehzahl ausgelesen. Wenn die Mindestdrehzahl NMIN kleiner oder gleich der
Solldrehzahl NSOLL ist, so ist dieser additive Luftwert ALW gleich Null.
[0025] Im Verfahrensschritt S7 wird dieser additive Luftwert ALW zum bisher berechneten
Luftwert TLW addiert, so daß man den Gesamtluftwert GLW erhält.
[0026] Im Verfahrensschritt S8 wird dann das Leerlaufluftstellglied nach Maßgabe des ermittelten
Gesamtluftwertes GLW angesteuert.
1. Verfahren zur nachträglichen Änderung der Leerlaufdrehzahl bei einer Motorsteuerung,
die eine Leerlaufregelung mit überlagerter Luftvorsteuerung aufweist, bei der ein
Stellglied die dem Motor zugeführte Verbrennungsluft steuert
dadurch gekennzeichnet,
- daß nachträglich eine Mindestdrehzahl (NMIN) vorgegeben wird,
- daß eine additive Luftmenge (ALW) berechnet wird, in Abhängigkeit von der aktuellen
Drehzahl und der Differenz (NDIFF) zwischen der Solldrehzahl (NSOLL) und der Mindestdrehzahl
(NMIN) und
- daß die Ansteuerung des Leerlaufluftstellgliedes erfolgt in Abhängigkeit der Summe
aus der Luftmenge, die zur Erreichung der Solldrehzahl (NSOLL) erforderlich ist und
der additiven Luftmenge (ALW).
2. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß die additive Luftmenge (ALW) Null ist, wenn die Solldrehzahl (NSOLL) größer oder
gleich der Mindestdrehzahl (NMIN) ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mindestdrehzahl (NMIN) von außen vorgebbar ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mindestdrehzahl (NMIN) in einem nichtflüchtigen Speicher gespeichert ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mindestdrehzahl (NMIN) auch durch die Motorsteuerung selbst vorgegeben werden
kann.
6. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß von mehreren gleichzeitig vorgegebenen Mindestdrehzahlen die jeweils höchste Drehzahl
Verwendung findet.
7. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß die Betriebsgrößen, von denen die Leerlaufdrehzahl abhängig ist, die Kühlmitteltemperatur
(TKW) und der Zustand aktuell zugeschalteter Zusatzlasten sind.
8. Verfahren nach Anspruch 7
dadurch gekennzeichnet,
daß diese Zusatzlast aus einer Klimaanlage oder aus einem Automatikgetriebe oder aus
einer Kombination aus beidem besteht.