[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine belastungsabhängige elektrische Präventivsicherung
entsprechend den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruches 1.
[0002] Für elektrische Schaltkreise sind Sicherungen bekannt. Sie dienen dem Schutz der
elektrischen Schaltkreise und der mit diesen verbundenen Geräte und Maschinen, wenn
unerwünschte, in der Regel nicht vorhergesehene, Belastungen an den Schaltkreisen
auftreten, die zu deren Beschädigung führen können. Derartige Belastungen können Spannungsspitzen
im Versorgungsnetz, Kurzschlüsse infolge unsachgemäßer Handhabung der Geräte, zu hohe
Umgebungstemperaturen oder zu hohe Umgebungsfeuchten, etc. sein. Entsprechend kommen
Schmelzsicherungen, Thermistoren oder Humistoren allein oder in Kombination miteinander
zum Einsatz. Derartige Sicherungen werden im folgenden auch kurz Belastungssicherungen
genannt.
[0003] Zur Begrenzung von Überspannungen in elektrischen Schaltkreisen ist beispielsweise
aus der EP-B1-0 137 044 ein Varistor bekannt, bei dem die elektrischen Eigenschaften
einer halbleitenden Strontiumtitanatkeramik ausgenutzt werden. Elektrische Eigenschaften
verschiedener keramischer Kristalle sind beispielsweise aus dem Aufsatz von R. Waser
mit dem Titel "dc Electrical Degradation of Perovskite-Type Titanates: II, Single
Crystals" bekannt, veröffentlicht im J. Am. Ceram. Soc.73 (6) 1654-62 (1990).
[0004] In manchen Fällen soll es jedoch gar nicht erst zum Ansprechen einer Sicherung kommen.
Vielmehr soll das elektrische Gerät mit dem elektrischen Schaltkreis ganz gezielt,
nach einer gewissen Betriebs- oder Belastungsdauer, vorsorglich also präventiv abgeschaltet
werden. Solche Situationen treten häufig dort auf, wo Maschinen aus Sicherheitsgründen
nach bestimmten Belastungsintervallen gewartet werden müssen. Beispiele für derartige
Maschinen sind Automobil- oder Flugzeugmotoren. Die Notwendigkeit, ein Gerät vorsorglich
abzuschalten, kann aber auch dann gegeben sein, wenn zu vermuten ist, daß das Gerät
in naher Zukunft defekt wird und ein Ersatz des Gerätes im noch funktionierenden Zustand
einfacher oder kostengünstiger als im defekten Zustand ist. Auch gibt es Geräte, wie
z.B. Beleuchtungsquellen, bei denen eine bestimmte Eigenschaft, nämlich deren Helligkeit
mit zunehmender Betriebsdauer in einer solchen Weise nachläßt, daß das Gerät auszuwechseln
ist, obwohl es bezüglich anderer Eigenschaften, wie dem elektrischen Widerstand durchaus
noch funktionsfähig ist. Derartige Sicherungen werden nachfolgend auch kurz Präventivsicherungen
genannt.
[0005] Wichtige Komponenten solcher Präventivsicherungen sind Betriebsstundenzähler, Kilometerzähler
oder Durchflußmesser. Im allgemeinen wird ein Zählerstand dazu verwandt, ein optisches
oder akustisches Warnsignal auszulösen, so daß eine Abschaltung von Hand oder mittels
einer Steuereinheit vorgenommen werden kann. Präventivsicherungen, deren Auslösung
ausschließlich von der verstrichenen Zeit abhängt, werden nachfolgend auch kurz zeitabhängige
Präventivsicherungen genannt.
[0006] In vielen Fällen sind jedoch Präventivsicherungen vorteilhaft, deren Auslösen durch
eine Kombination oder bestimmte Konstellation von gemessenen physikalischen Größen
verursacht wird. Es werden dann logisch miteinander verschaltete Präventivsicherungen
verwandt. Häufig soll neben der Betriebsdauer auch die akkumulierte Belastung einer
Maschine während ihrer Betriebsdauer als Entscheidungskriterium für etwaige Wartungsintervalle
herangezogen werden. Dies ist beispielsweise bei Automobilmotoren der Fall. Zur Ermittlung
der Wartungsintervalle genügt es in der Regel nicht, den Kilometerstand allein zu
überwachen. Vielmehr ist es erforderlich, ebenso die zeitlich akkumulierte Motorleistung
zu registrieren. Denn infolge von Vekehrsstaus ist es denkbar, daß der Motor über
längere Zeit bei nicht drehender Tachowelle betrieben wird.
[0007] Die Belastung von Motoren steht oft auch in direktem Verhältnis zur Betriebstemperatur
der Motoren. D.h., je heißer der Motor ist, desto höher ist seine Belastung. Aus diesem
Grund sind Präventivsicherungen von Vorteil, die gleichzeitig die Betriebsdauer, wie
auch die zeitlich akkumulierte Betriebstemperatur und somit die zeitlich akkumulierte
Betriebsbelastung als Auslösekriterium benutzen. Derartige Präventivsicherungen werden
nachfolgend auch belastungsgesteuerte Präventivsicherungen genannt. Im Stand der Technik
wird dieses Problem durch Präventivsicherungen gelöst, die mit einer Kombination von
entsprechenden Individualmeßgebern für die Temperatur und die Zeit ausgerüstet sind.
Jeder einzelne der individuellen Meßgeber ist jedoch auch mit einem Ausfallrisiko
behaftet. Somit ist das Ausfallrisiko der zusammengesetzten Präventivsicherung größer
als das Ausfallrisiko jeder der Einzelkomponenten. Hinzu kommt der im Vergleich zu
einer Einzelkomponente erhöhte Montageaufwand.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine belastungsabhängige elektrische
Präventivsicherung zu schaffen, die bereits als Einzelkomponente mehrere Belastungsarten
erfassen kann, einfach aufgebaut ist und somit das Ausfallrisiko und den Montageaufwand
minimiert.
[0009] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruches
1 gelöst.
[0010] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0011] Die erfindungsgemäße Präventivsicherung weist eine elektronische Keramik mit Elektroden
innerhalb eines Gehäuses und mit herausgeführten Verbindungs- bzw. Anschlußleitung
für die Elektroden auf. Die eingesetzte elektronische Keramik, nachfolgend kurz TDR
(Time Dependent Resistor)-Keramik genannt, hat erfindungsgemäß einen zeitabhängigen
Widerstand, der in Abhängigkeit von der Zeit von einem quasi isolierenden Zustand
in einen halbleitenden Zustand übergeht, was das Auslöschkriterium darstellt. Beim
Betrieb der erfindungsgemäßen Präventivsicherung ist eine Gleichspannung über die
Verbindungsleitungen an die TDR-Keramik anzulegen und der Stromanstieg am Ende der
Betriebszeit zu registrieren und entsprechend auszuwerten. Bei konstanter Temperatur
des zu überwachenden Geräts kann erfindungsgemäß nach einer vorbestimmbaren Anzahl
von Betriebsstunden eine Auslösung der Präventivsicherung erreicht werden.
[0012] Erfindungsgemäß läßt sich die Betriebszeit τ der TDR-Keramik in definierter Weise
sowohl von der Temperatur T, als auch von der angelegten Gleichspannungsversorgung
U und dem Abstand d der Elektroden auf oder in der TDR-Keramik steuern. Dabei hat
sich überraschend folgende Gesetzmäßigkeit gezeigt:
In dieser Gleichung sind der Vorfaktor A, die Exponenten n₁ und n₂, sowie die Aktivierungsenergie
E
A materialabhängige Konstanten. U₀ und d₀ bezeichnen die Spannungs- bzw.
[0013] Längeneinheit. Durch Variation der Keramik kann insbesondere der Faktor A um einige
Größenordnungen verändert und gezielt eingestellt werden.
[0014] Die erfindungsgemäße Präventivsicherung wird, wie aus der vorgenannten Gleichung
ersichtlich, auch von der Temperatur des zu überwachenden Geräts beeinflußt. Erfindungsgemäß
ist somit also eine äußerst einfache belastungsabhängige elektrische Präventivsicherung
angegeben, die sowohl von der Betriebszeit als auch der Temperatur eines zu überwachenden
Geräts beeinflußt wird und quasi automatisch eine Verknüpfung beider Meßgrößen als
Auslösekriterium verwendet.
[0015] Es ist jedoch auch denkbar, daß die Temperatur des zu überwachenden Geräts kein geeignetes
Auslösekriterium darstellt. Erfindungsgemäß ist dann auf einfache Weise der TDR-Keramik
eine Eigenheizung zuzuordnen, die durch einen Kaltleiter, nachfolgend kurz PTC-Element
genannt, gebildet sein kann.
[0016] Für die vorliegende Erfindung kann jede bekannte elektronische Keramik, deren elektrischer
Widerstand unter Gleichspannung ein zeitabhängiges Verhalten zeigt, verwendet werden.
Derartige TDR-Keramiken sind beispielsweise aus J. Am. Ceram. Soc.73 (6) 1654-62 (1990)
und der dort zitierten Literatur bekannt. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist
es bevorzugt, die dotierten und undotierten Erdalkalititanate vom Perowskit-Typ, wie
CaTiO₃ ,SrTiO₃ oder BaTiO₃ zu verwenden. Dabei können zur Dotierung die Erdalkali-Ionen
durch 0,9 -1,1 atm% Alkali-Ionen wie Natriumionen oder Kaliumionen ersetzt werden.
Eine andere Möglichkeit der Dotierung, die alternativ oder zusammen mit der ersten
Möglichkeit angewendet werden kann, ist die Dotierung des Titans durch Akzeptorionen,
wie Magnesium, Aluminium, Vanadin, Chrom, Mangan, Eisen, Nickel oder Kobalt in einer
Menge von 0,1 bis 3 atm%.
[0017] Beispielsweise kann die TDR-Keramik aus Strontiumcarbonat, Titandioxid und Nickelhydroxocarbonat
hergestellt werden, mit einer Zusammensetzung von SrTi
1,01Ni
0,001O₃. Die Ausgangspulver wurden zuvor gemahlen, bei 950 bis 1100°C kalziniert, erneut
gemahlen, verpreßt und bei 1480°C für zwei Stunden in Sauerstoff gesintert. Anschließend
wurde die TDR-Keramik in Scheiben von bis zu einigen Millimetern Dicke geschnitten
und beidseitig durch Aufdampfen oder Einbrennen mit einer geeigneten Metallpaste mit
Elektroden versehen. Als Metalle sind Silber, Gold, Platin, Palladium oder andere
Edelmetalle bzw. Legierungen zwischen diesen Metallen geeignet. Diese elektrodierte
Keramikscheibe kann, um zu einer rein zeitgesteuerten Präventivsicherung zu gelangen,
entweder einseitig oder beidseitig in thermischen Kontakt mit dem PTC-Element gebracht
werden.
[0018] Das PTC-Element kann aus den bekannten PTC-Keramiken bestehen. Diese sind z.B. Keramiken
aus reinem BaTiO₃ oder feste Lösungen von BaTiO₃ mit 0 < atm% PbTiO₃ < 50 und/oder
0< atm%SrTiO₃ < 50. Beispielsweise kann das PTC-Element aus 70 atm% BaTiO₃ und 30
atm% PbTiO₃ bestehen und damit eine Curietemperatur T
c von etwa 260°C haben. Andere PTC-Keramiken auf der Basis von BaTiO₃ sind mit 0,1
bis 0,3 atm% Lanthan, Yttrium, Wismut, Antimon, Tantal oder Niob dotiert. Der thermische
Kontakt kann durch eine dünne Al₂O₃- bzw. AlN-Scheibe oder ein dünnes Glimmerplättchen
vermittelt werden, auf dem die Keramiken mittels eines temperaturbeständigen Klebers
fixiert werden. Die Elektroden des PTC-Elements sind ebenfalls aus dem Gehäuse herausgeführt
und können mit den anderen herausgeführten Leitungen entweder galvanisch getrennt
oder unter Weglassen der Glimmerscheibe mit dem dann entstehenden gemeinsamen Masseanschluß
nach außen geführt werden. Im Betrieb wird das PTC-Element durch eine angelegte Gleichspannung
etwa auf die Curietemperatur aufgeheizt. Die Widerstand-Temperatur-Kennlinie des PTC-Elements
führt in der bekannten weise zu einer Selbststabilisierung der Temperatur. Die Betriebszeit
τ der TDR-Keramik hängt nun nach der oben genannten Gleichung von der Spannung ab.
[0019] Ohne das PTC-Element liegt, wie bereits erwähnt, die zeit- und temperaturabhängige
Präventivsicherung vor. Das PTC-Element kann z.B. durch eine Metallasche o.dgl. ersetzt
werden. Die Betriebszeit dieser Präventivsicherung hängt dann neben der Spannung U
und der Dicke d vom integralen Temperaturverlauf an der Kontaktstelle des zu überwachenden
Geräts ab.
[0020] Um die Betriebszeit der bereits genannten Präventivsicherung mit einem PTC-Element
von bislang einigen Stunden auf einige tausend Stunden zu erhöhen, ist die TDR-Keramik
aus SrTi
1,01Ni
0,001O₃ bei 1340°C sechs Stunden zu sintern und anschließend bei 1280°C unter 200 bar Argon
heiß zu pressen und bei 800°C für acht Stunden in Sauerstoff nachzutempern.
[0021] Die Betriebszeit τ kann überdies mit Hilfe der Sintertemperatur über einen großen
Bereich variiert werden, in dem dem Ausgangspulver nach dem Kalzinieren und Malen
ein Mol.% Bariumtitanatsilikat (Ba₂Si₂TiO₈) zugegeben wurde.
[0022] Die TDR-Keramik kann überdies als Vielschichtstruktur mit einem Abstand d der Innenelektroden
zwischen einigen zehn bis 100 µm ausgebildet sein, was den Betrieb mit äußerst kleinen
Spannungen ermöglicht. Der Exponent n₂ hat dann Werte von 1 bis 1,1.
[0023] Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung werden nachfolgend unter Bezugnahme
auf eine Zeichnung näher erläutert. Darin zeigt:
- Fig. 1
- die Draufsicht auf eine erfindungsgemäße elektrische Präventivsicherung,
- Fig. 2
- den qualitativen Verlauf des Isolationswiderstands über der Zeit einer erfindungsgemäßen
TDR-Keramik,
- Fig. 3
- eine erfindungsgemäße Präventivsicherung im Schnitt mit PTC-Element und getrenntem
Masseanschluß, und
- Fig. 4
- eine erfindungsgemäße Präventvsicherung im Schnitt mit PTC-Element und gemeinsamem
Masseanschluß.
[0024] Fig. 1 zeigt eine Draufsicht einer erfindungsgemäßen elektrischen Präventivsicherung
10. Die Präventivsicherung 10 weist ein Gehäuse 11 auf, welches eine im Inneren des
Gehäuses 11 befindliche TDR-Keramik 12 und einen ggf. vorhandenen PTC-Kaltleiter 13
vollständig umschließt. Verbindungsleitungen 14, die zu den Elektroden 17 der TDR-Keramik
12 bzw. des PTC-Elements 13 führen, sind aus dem Gehäuse 11 herausgeführt. Sie führen
zu einer Spannungsquelle und/oder Auswerteinheit. Das Gehäuse 11 kann zur Montage
an ein zu überwachendes Gerät mit einer anbaubaren Anschlußfläche 15 mit einer Durchgangsbohrung
26 versehen sein, die gleichzeitig auch als Verlängerung der unteren Abschlußplatte
des Gehäuses 11 ausgeführt sein kann. Das Gehäuse 11 kann aus beliebigem Material,
vorzugsweise aber aus Kupfer hergestellt sein. Dies betrifft insbesondere die Anschlußfläche
15. Das Gehäuse 11 selbst kann würfel- oder quaderförmig sein. Da die im Inneren befindliche
TDR-Keramik 12 und das ggf. vorhandene PTC-Element 13 eine zylindrische Form mit kreisförmiger
Grundfläche haben, ist der verbleibende Hohlraum des Gehäuses 11 mit Glaswolle 16
ausgepolstert. Ferner ist in Fig. 1 eine Elektrode 17 der TDR-Keramik 12 zu erkennen.
[0025] Fig. 2 zeigt den qualitativen Verlauf des Isolationswiderstands R über der Zeit t
der erfindungsgemäß zum Einsatz kommenden TDR-Keramik 12. Der dargestellte Kurvenverlauf
18 für SrTi
1,01Ni
0,001O₃ entspricht etwa dem, der bei einer konstanten Temperatur von T 260°C, einer Spannung
U von 80 V und einem Abstand d von 0,5 mm entspricht, wobei zunächst ein Isolationswiderstand
19 von 10⁸ Ω vorherrscht, der dann nach etwa zwei Stunden auf einen Wert von ca. 10⁵
Ω im Bereich 20 zurückgeht.
[0026] Diese Abhängigkeit, daß sich also die Betriebszeit τ in definierter Weise sowohl
von der Temperatur, als auch von der angelegten Spannung und dem Abstand d der Elektroden
17 auf oder in der TDR-Keramik steuern läßt, entspricht überraschenderweise dem folgenden
und auch schon eingangs genannten empirischen Gesetz:
In dieser Gleichung sind der Vorfaktor A, die Exponenten n₁ und n₂, sowie die Aktivierungsenergie
E
A materialabhängige Konstanten. U₀ und d₀ bezeichnen die Spannungs- bzw. Längeneinheit.
Durch die Variation der Keramik kann insbesondere der Faktor A um einige Größenordnungen
geändert und gezielt eingestellt werden, wodurch die absteigende Flanke 21 des Kurvenverlaufs
18 in Fig. 2 auf der Zeitskala nach rechts bzw. links verschoben werden kann.
[0027] Fig. 3 zeigt eine erfindungsgemäße Präventivsicherung 10 im Schnitt mit einem PTC-Element
13 und einem von der ebenfalls dargestellten TDR-Keramik 12 getrenntem Massenanschluß
22. Zwischen dem heizenden PTC-Element 13 und der TDR-Keramik 12 ist eine Glimmerscheibe
23 zur Isolation vorgesehen. Die Verbindungsleitungen 14 führen auf die jeweiligen
Elektroden 17 der TDR-Keramik 12 und des PTC-Elements 13 und haben in der Fig. 3 von
oben nach unten weisend eine Polarisatonsfolge von +-+-. Der Zwischenraum zwischen
dem Gehäuse 11 und dem PCT-Element 13 und der TDR-Keramik 12 ist mit Glaswolle 16
ausgefüllt. Anstelle des PTC-Elements 13 kann, wie bereits ausgeführt, der Boden des
Gehäuses 11 mit einer in Fig. 3 nicht dargestellten Anschlußfläche 15 versehen sein
und das Gehäuse 11 direkt unterhalb der TDR-Keramik 12 verschließen und mit dieser
thermisch in Kontakt stehen.
[0028] Fig. 4 zeigt eine erfindungsgemäße Präventivsicherung 10 im Schnitt mit einem PTC-Element
13 und eine TDR-Keramik 12, die eine gemeinsamen Masseanschluß 24 und somit nur drei
herausgeführte Verbindungsleitungen 14 haben, so daß sich eine Polarisationsfolge
von +-+ ergibt. Die Präventivsicherung 10 gemäß dieser Fig. 4 entspricht ansonsten
derjenigen, die in der Beschreibung zu Fig. 3 beschrieben wurde. Insoweit wird auf
die Beschreibung zu Fig. 3 verwiesen.
[0029] Hinsichtlich der TDR-Keramik 12 ist noch darauf hinzuweisen, daß diese auch mit mehreren
Elektroden 17 schichtweise aufgebaut sein kann.
[0030] Hinsichtlich der Herstellung bzw. der Zusammensetzungen der an sich aus dem eingangs
genannten Stand der Technik bekannten Keramiken wird folgendes ausgeführt:
Eine Präventivsicherung 10 gemäß Fig. 3 wird aus einer akzeptordotierten Erdalkalititanatkeramik,
z.B. Ni-dotieren Strontiumtitanatkeramik als TDR-Keramik 12 und einer herkömmlichen
PTC-Keramik 13 auf der Basis von dotierten Bariumtitanaten bzw. Barium/Bleititanaten
oder Barium/Strontiumtitanaten gebildet, die thermisch eng gekoppelt, elektrisch auch
voneinander isoliert sein können.
[0031] Die TDR-Keramik 13 wird beispielsweise aus einer Mischung aus Strontiumcarbonat,
Titandioxid und Nickelhydroxocarbonat hergestellt, welches zu einer Keramik der Zusammensetzung
SrTi
1,01Ni
0,001O₃ führt. Die Ausgangspulver wurden gemahlen bei 950 bis 1100°C kalziniert, erneut
gemahlen, verpreßt und bei 1480°C für 2 Stunden im Sauerstoffstrom gesintert. Anschließend
wurde die TDR-Keramik 12 in Scheiben der Dicke d (mit d zwischen 0,1 und 2 mm) geschnitten.
Die Elektroden 17 wurden beidseitig durch Aufdampfen oder durch Einbrennen einer geeigneten
Metallpaste aufgebracht. Als Metalle sind Silber, Gold, Platin, Palladium oder andere
Edelmetalle bzw. Legierungen zwischen diesen Metallen geeignet. Die elektrodierte
Keramikscheibe wurde entweder einseitig oder beidseitig in thermischen Kontakt mit
dem PTC-Element 13 gebracht, welches beispielsweise aus 70 % BaTiO₃ und 30 % PbTiO₃
besteht und damit eine Curietemperatur T
c von etwa 260°C hat. Der thermische Kontakt kann durch eine dünne Al₂O₃- bzw. AIN-Scheibe
oder Glimmerplättchen 23 vermittelt werden, auf denen die Keramiken 12, 13 mittels
eines temperaturbeständigen Klebers 25 fixiert werden.
[0032] Wie in Fig. 3 und 4 dargestellt, können die elektrischen Zuleitungen 14 entweder
galvanisch getrennt oder unter Weglassen der Glimmerscheibe 23 mit gemeinsamem Masseanschluß
24 nach außen geführt werden. Im Betrieb wird das PTC-Element 13 durch eine angelegte
Gleichspannung etwa auf T
c aufgeheizt. Die Widerstands-Temperatur-Kennlinie des PTC-Element 13 führt in der
bekannten Weise zu einer Selbststabilisierung der Temperatur. Die Auslösezeit, also
die Betriebszeit τ der TDR-Keramik 12 hängt nach der genannten Gleichung von der Spannung
U ab, wobei der Exponent n₁ für die hier aufgeführte TDR-Keramik 12 einen Wert von
etwa -2 hat. Fig. 2 zeigt den Widerstand einer Keramikscheibe 12 mit einer Dicke d
= 0,5 mm und einer Elektrodenfläche von etwa 200 mm². Bei der Temperatur T = 260°C
wird eine gewünschte Betriebszeit der Präventivsicherung von τ = 2 h bei einer Spannung
von 80 V erreicht.
[0033] Eine Präventivsicherung ohne PTC-Element 13 zum Heizen wird in gleicher Weise hergestellt,
wie oben beschrieben. Anstelle der PTC-Keramiken 13 wird eine Anschlußlasche 15 angebracht
(siehe Fig. 1), die es erlaubt, die Sicherung in engen, thermischen Kontakt mit dem
zu überwachenden Gerät zu bringen.
[0034] Die Betriebszeit dieser Sicherung 10 hängt neben der Spannung U und der Dicke d vom
integralen Temperaturverlauf an der Kontaktstelle des zu überwachenden Gerätes ab.
[0035] Eine Präventivsicherung mit oder ohne PTC-Element 13 zum Heizen kann in gleicher
Weise hergestellt sein, wie oben beschrieben. Die Sinterbedingung kann jedoch in der
Weise variiert werden, daß die TDR-Keramik 12 bei 1340°C und 6 h gesintert wird. Anschließend
wird die Keramik 12 bei 1280°C unter 200 Bar Argon heißgepreßt und bei 800°C für 8
Stunden in Sauerstoff nachgetempert.
[0036] Die Betriebszeit τ dieser Präventivsicherung 10 ist durch eine geänderte Mikrostruktur
der Keramik 12 bei unveränderten Parametern etwa 1000-fach höher. Bei einer Dicke
der Keramikscheibe 12 von d = 0,5 mm, einer Temperatur T = 200°C und einer Spannung
von 80 V ergibt sich eine Betriebszeit τ der Präventivsicherung von 2000 Stunden.
[0037] Eine Präventivsicherung 10 mit oder ohne PTC-Element 13 kann wie oben beschrieben
hergestellt sein. Dem Ausgangspulver kann nach dem Kalzinieren und Mahlen 1mol% Bariumtitanatsilikat
(Ba₂Si₂TiO₈) zugegeben werden. Dies erlaubt die Betriebszeit τ der Sicherung 10 mit
Hilfe der Sintertemperatur über einen großen Bereich zu variieren. Bei einer Temperatur
von 360°C, einer Spannung 125 V und Scheibendicken von 1 mm ergibt beispielsweise
eine Sinterung bei 1340°C für 6 h eine Betriebszeit τ = 140 h, eine Sinterung bei
1380°C für 6 h eine Betriebszeit τ = 28 h und eine Sinterung bei 1460°C für 2 h eine
Betriebszeit τ = 11 h.
[0038] Eine Präventivsicherung 10 mit oder ohne PTC-Element 13 kann wie oben beschrieben
und bei verändertem Ausgangspulver gemäß vorstehendem Absatz hergestellt werden. Die
TDR-Keramik 12 wird dabei als Vielschichtstruktur mit einem Abstand d der Innenelektroden
zwischen etwa 15 und 100 µm ausgebilet. Dies erlaubt nach der genannten Gleichung
den Betrieb mit kleinen Spannungen. Der Exponent n₂ ist etwa 1,0 bis 1,1.
[0039] Die in der vorstehenden Beschreibung, in den Fig. 1, 2, 3 und 4 sowie in den Ansprüchen
offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination
für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich
sein.
1. Belastungsabhängige elektrische Präventivsicherung mit einer elektronischen Keramik
in einem Gehäuse mit herausgeführten Verbindungsleitungen zur Ermittlung mindestens
einer ersten Belastungsart eines zu überwachenden Geräts,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Keramik, kurz TDR-Keramik (12) genannt, eingesetzt ist, deren elektrisch
isolierender Zustand abhängig von der Zeit als erster Belastungsart und einer zweiten
Belastungsart in einen halbleitenden Zustand übergeht und daß infolgedessen bei Gleichspannungsversorgung
U der TDR-Keramik (12) über Verbindungsleitungen (14) ein Stromanstieg das Auslösekriterium
bildet, das bei vorbestimmbaren Bedingungen erfüllt ist und eine gewünschte Betriebszeit
τ bestimmt.
2. Präventivsicherung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß sich die Betriebszeit τ, also das Erreichen des Auslösekriterium abhängig von
der ersten und zweiten Belastungsart der Gleichspannungsversorgung U und einem Abstand
d zwischen Elektroden 17 auf und/oder in der TDR-Keramik (12) verhält.
3. Präventivsicherung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß aufgrund des keramischen Materials die erste Belastungsart eine Zeitabhängigkeit
bewirkt und die zweite Belastungsart eine Temperaturabhängigkeit, die nach folgenden
empirischen Gesetz in Zusammenhang stehen:
Hierin sind der Vorfaktor A, die Exponenten n₁ und n₂, sowie die Aktivierungsenergie
E
A materialabhängige Konstanten und U₀ und d₀ die Spannungs- bzw. Längeneinheit.
4. Präventivsicherung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse (11) die in Glaswolle (16) eingebettete mit Elektroden (17) versehene
TDR-Keramik (12) aufnimmt, deren elektrische Verbindungsleitungen (14) nach außen
geführt sind und mindestens eine der mit je einer Elektrode (17) versehenen kreisrunden
Querschnittsflächen thermisch beeinflußbar ist.
5. Präventivsicherung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die thermische Beeinflussung durch einen entsprechend angeordneten Verschluß
mit einer Anschlußfläche (15) gebildet ist, über den die Präventivsicherung (10) mit
dem zu überwachenden Gerät mechanisch und thermisch verbunden ist.
6. Präventivsicherung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse (11) in dem Abschnitt der TDR-Keramik (12), der thermisch beeinflußbar
ist, eine Eigenheizung mit ebenfalls nach außen geführten Verbindungsleitungen (14)
zur definierten Temperaturvorgabe aufweist.
7. Präventivsicherung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Eigenheizung durch ein Kaltleiterkristall, kurz PTC-Element (13) genannt,
gebildet wird, welches auf dotierten Bariumtitanaten und/oder Barium/Bleititanaten
und/oder Barium/Strontiumtitanaten, z.B. 70 % BatiO₃ und 30 % PbTiO₃ basiert, und
thermisch eng mit der TDR-Keramik (12) ein- oder mehrseitig gekoppelt ist und Elektroden
(17) auf seinen kreisrunden Querschnittsflächen aufweist.
8. Präventivsicherung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß der thermische Kontakt durch eine dünne Al₂O₃- oder AlN-Scheibe oder ein dünnes
Glimmerplättchen (23) vermittelt wird, auf der einerseits die TDR-Keramik (12) und
andererseits das PTC-Element (13) mittels eines temperaturbeständigen Klebers (25)
fixert ist.
9. Präventivsicherung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die elektrischen Verbindungsleitungen (14) der TDR-Keramik (12) und des PTC-Elements
(13) galvanisch getrennt nach außen aus dem Gehäuse (11) geführt sind und das PCT-Element
(13) durch eine angelegte Gleichspannung auf etwa Curietemperatur Tc aufgeheizt ist.
10. Präventivsicherung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die TDR-Keramik (12) und das PTC-Element (13) mittels eines temperaturbeständigen
Klebers (25) direkt aufeinander fixiert werden und deren Elektroden in diesem Bereich
einen gemeinsamen Masseanschluß (24) bilden, so daß nur drei Verbindungsleitungen
(14) aus dem Gehäuse geführt sind, und daß durch eine angelegte Gleichspannung das
PTC-Element (13) auf Curietemperatur Tc aufgeheizt ist.
11. Präventivsicherung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die TDR-Keramik (12) aus einem undotiertem oder dotiertem Erdalkalititanat vom
Perowskittyp hergestellt ist.
12. Präventivsicherung nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, daß die TDR-Keramik (12) aus einer Ni-dotierten Strontiumtitanatkeramik der Zusammensetzung
SrTi1,01Ni0,001O₃ hergestellt ist.
13. Präventivsicherung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß bei vorgegebener Gleichspannungsversorgung U, einem Exponenten n₁ von - 2 einer
Dicke d der TDR-Keramik (12) von 0,5 mm und einer Elektrodenfläche von 200 mm² bei
einer Temperatur T von 260°C eine Betriebszeit τ von 2 Stunden bei einer Spannung
von 80 V entsteht.
14. Präventivsicherung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß die TDR-Keramik (12) Eigenschaften aufweist, die entstehen, wenn die Ausgangspulver
gemahlen, bei 950 bis 1100°C kalziniert, erneut gemahlen, verpreßt und bei 1480°C
für zwei Stunden gesintert, anschließend in Scheiben von 0,1 und 2 mm Dicke geschnitten
und Elektroden (17) durch Aufdampfen oder Einbrennen einer Metallpaste aus Edelmetallen
oder Legierungen derselben aufgebracht wurden.
15. Präventivsicherung nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet, daß die TDR-Keramik (12), eine tausendfach höhere Betriebszeit τ aufweist, wenn
sie bei 1340°C und 6 Stunden gesintert und anschließend bei 1280°C unter 200 bar Argon
heißgepreßt und 8 Stunden bei 800°C Sauerstoff nachgetempert wurde.
16. Präventivsicherung nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet, daß eine TDR-Keramik (12), derem Ausgangspulver nach dem Kalzinieren und Mahlen
1mol% Barimtitantatsilikat Ba₂Si₂TiO₈ zugegeben wurde bei einer Betriebstemperatur
von 360°C, einer Spannung von 125 V und einer Dicke von 1 mm und Sinterung für sechs
Stunden bei 1340°C eine Betriebszeit τ von 140 Stunden und bei einer Sinterung bei
1380°C für sechs Stunden eine Betriebszeit τ von 28 Stunden und bei einer Sinterung
von 1460°C für zwei Stunden eine Betriebszeit von 11 Stunden ergibt.
17. Präventivsicherung nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet, daß die TDR-Keramik (12) als Vielschichtstruktur mit einem Abstand d der Innenelektroden
zwischen etwa 15 und 100 µm ausgebildet ist, wodurch sich ein Exponent n₂ von etwa
1,0 bis 1,1 einstellt.