[0001] Die Erfindung bezieht sich auf die Anpassung des Laufradius von Kohlebürsten an den
Kommutator.
[0002] Es ist aus DE-PS 3030357 bekannt, die Zeit für diese Anpassung durch die Einbringung
von sublimierbaren Ammoniumsalzen zwischen der Lauffläche des Kommutators und der
Kohlebürste zu verkürzen. Diese chemischen Substanzen bewirken in der Plasmaphase
des Schleif- und Gleitkontaktes Radikalreaktionen, die zum zwangsläufigen Abbau der
Kohlenstoffmodifikation und somit zu einem starken Verschleiß der Kohlebürsten führen.
Dieser erhöhte Verschleiß bildet die Grundlage für eine Verkürzung der Anpassungs-
bzw. Einlaufzeit.
[0003] Nachteilig an diesem bekannten Verfahren ist die schädigende Wirkung der genannten
chemischen Substanzen auf die Oberfläche des Kommutators. Diese wird rauh und verursacht
damit einen vorzeitigen Ausfall des Systems Kohlebürste-Kommutator. Ungünstig ist
hierbei auch die nur schwierig beherrschbare Einwirkungszeit dieser chemischen Substanzen.
[0004] Als Nachteil ist auch der hohe Funkstörgrad derartig behandelter Maschinen, insbesondere
auch nach der Einlaufphase, zu nennen, welcher eine Folge der erhöhten Laufflächenrauhigkeit
des Kommutators ist. Weiterhin handelt es sich häufig um Schleifmittel, welche die
Lebensdauer der in Motoren eingesetzten Wälz- oder Gleitlager einschränken.
[0005] Der anzustrebenden Minimierung der Fertigungszeit steht entgegen, daß jede Maschine
einzeln zu behandeln ist.
[0006] Der im Anspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde, die den verstärkten
Verschleiß der Kohlebürsten bewirkende Maßnahme ausschließlich auf diese zu beschränken
und zeitlich exakt zu steuern.
[0007] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen darin, daß die verschleißverstärkende
Zeit des Betriebes in dem genannten Frequenzspektrum exakt steuerbar ist, seine Anwendung
keine Auswirkungen auf die Lebensdauer des nach der Einlaufzeit in Normalbetrieb arbeitenden
Kommutator-Kohlebürstensystems hat und kein Einfluß auf die Funkstörwerte im bestimmungsgemäßen
Gebrauch festzustellen ist. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Serienfreundlichkeit,
da keine Maßnahme am Produkt, sondern einmalig an der Produktionsausrüstung, d.h.
an der Schaltungsanordnung der Einlaufstrecke notwendig ist. Weitere wesentliche Vorteile
der Erfindung sind, daß intelligente Einlauflösungen und die Parametererfassung in
der Fertigung möglich sind. Vorteilhaft ist auch, daß das erfindungsgemäße Verfahren
auch mit anderen bekannten Einlaufhilfen kombinierbar ist.
Durch die Verkürzung der Einlaufzeit und die Reduzierung der Einlaufleistung wird
in der Serienfertigung eine Zeit- und Energieeinsparung erzielt.
[0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung erläutert.
[0009] Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Zeit-Temperaturdiagramm der Einlaufphase,
- Fig. 2a-c
- Diagramme der Abhängigkeiten zwischen Verschleiß, Frequenz und Temperatur
und
- Fig. 3
- das steuerbare Zeit-Temperaturdiagramm der Einlaufphase.
[0010] Während des Einlaufens einer Kommutatormaschine, d.h. der Zeit, in welcher sich der
Laufradius der Kohlebürsten an die zugehörige Oberfläche des Kommutators anpaßt, stellt
sich am System Kommutator-Kohlebürste eine zeitabhängige Temperatur ϑ gemäß Fig. 1
ein.
[0011] Die Einlaufzeit t
E ergibt sich aus der thermischen Anfahrzeit t
τ und der thermischen Beharrungszeit t
B :
[0012] Die thermische Anfahrzeit t
τ ist definiert als der zeitliche Bereich bis zum Erreichen des 0,95-fachen (≙ 3τ)
der Beharrungstemperatur ϑE und die thermische Beharrungszeit t
B als die Zeit bis zum Ende des Einlaufvorganges unter Zugrundelegung der kurzzeitig
maximal zulässigen Systemtemperatur.
[0013] Die Einlaufzeit t
E reicht bis zu dem Zeitpunkt, an dem 70-100 % der Bürstenlaufflache den Kommutator
kontaktieren. Dieser Richtwert wird vom Hersteller maschinenspezifisch festgelegt.
[0014] Die Variablen t
E, t
τ, t
B sind abhängig vom Typ der Kommutatormaschine und sind festlegbar für Ströme, Spannungen
und Frequenzen, mit denen diese betrieben wird.
[0015] Der Verschleiß v der Kohlebürsten ist sowohl von der Temperatur ϑ abhängig (Fig.
2a) als auch von der Frequenz f (Fig. 2b), und zwischen der Frequenz f und der Temperatur
ϑ bestehen die in Fig. 2c dargestellten Abhängigkeiten. Die Abhängigkeit des Verschleißes
von der Frequenz resultiert aus einer Frequenzabhängigkeit der Kommutierung, so daß
auch bei Oberwellenbetrieb und Unterspannung ein höherer Verschleiß als bei Nennbetrieb
erreicht werden kann.
[0016] Diese an sich nachteilige Abhängigkeit des Verschleißes von den genannten Größen
wird erfindungsgemäß für das Einlaufen genutzt, indem ein erhöhter, aber gesteuerter
Verschleiß der Kohlebürsten bewirkt wird.
[0017] Fig. 3 zeigt die sich ergebende Einlaufzeit t
E (unterbrochene Linienführung) beim Betrieb mit einer sinusförmigen Wellenform der
Frequenz 50 Hz, bei welcher am System Kommutator-Kohlebürste die Beharrungstemperatur
ϑ
E bei Normalbetrieb erreicht wird. Die durchgehende Linienführung der Temperatur ϑ
entspricht der erfindungsgemäß verkürzten Einlaufzeit t

.
[0018] Diese wird erreicht, indem
- die Kommutatormaschine in einem ersten Zeitraum, welcher der thermischen Anfahrzeit
t

` entspricht, bei Nennspannung oder Unterspannung und einer Frequenz im Bereich von
Oberwellen, beispielsweise innerhalb der 5. bis 10. Harmonischen, betrieben wird.
Die Maschine dreht bei einem Bruchteil der Nennleistung langsam und das System Kohlebürste-Kommutator
erwärmt sich schnell auf der Grundlage der in Fig. 2c (

) und Fig. 2a (

) dargestellten Zusammenhänge, ohne daß die Wicklung und das System Kohlebürste-Kommutator
unzulässig hoch erwärmt werden,
- die Kommutatormaschine während eines zweiten Zeitraumes, welcher der thermischen Beharrungszeit
t

entspricht, mit Nennstrom oder Nennleistung und einer Frequenz im Bereich der Grundwelle
bis in den Frequenzbereich des ersten Verfahrensschrittes, beispielsweise bis zur
5. Oberwelle, betrieben wird.
Die Maschine dreht mit ihrer Nenndrehzahl. Hinsichtlich des gesteuerten Verschleißes
kommt die in Fig. 2b dargestellte Abhängigkeit

zur Anwendung.
[0019] Die quantitativen Anteile und die zeitliche Reihenfolge der Frequenzen sowie die
Höhe der Betriebsspannungen sind motorspezifisch festzulegen und mit einem Generator,
einem Verstärker sowie einer Zeit- oder Temperatursteuerung unaufwendig zu realisieren.
[0020] Hierbei sollte möglichst nahe an die kurzzeitig maximal zulässige Beharrungstemperatur
ϑmax herangefahren werden, mit welcher die Maschine über einen definierten Zeitraum
ohne Schädigung betreibbar ist. Diese Beharrungstemperatur ϑmax sollte jedoch nicht
überschritten werden.
[0021] Das Verhältnis von t

zu t

ist in einem sehr weiten Bereich variierbar, vom Motortyp abhängig und es können
der erste Zeitraum t

oder der zweite Zeitraum t

zeitlich gegen Null gehen. In diesen Fällen werden t

= t

oder t

= t

. Es ist auch möglich, daß die Maschine nach dem Wobbelprinzip von einer hohen Frequenz
zur Nennfrequenz geführt wird.
1. Verfahren zur Verkürzung der Einlaufzeit von Kommutatormaschinen durch zeitlich begrenzte
Anwendung den Verschleiß der Kohlebürsten verstärkender Maßnahmen, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kommutatormaschine über einen ersten Zeitraum bei einer Frequenz oder einem
Frequenzgemisch im Bereich von Oberwellen bis zum Erreichen der maximalen Beharrungstemperatur
(ϑmax) und während des nachfolgenden Zeitraumes im Frequenzbereich der im ersten Zeitraum
angelegten Oberwellen oder von diesem Frequenzbereich bis zum Bereich der Grundwelle
betrieben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kommutatormaschine im verschleißfördernden
Bereich der Beharrungszeit (tB) bei Vielfachen der Grundfrequenz wahlweise mit Unterspannung, Nennspannung, Nennleistung
oder Nennstrom betrieben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kommutatormaschine im Anschluß
an das Einlaufverfahren kurzzeitig mit Nennleistung bei Nennfrequenz betrieben wird.