[0001] Es ist bekannt, an Schienenfahrzeugen, insbesondere für den Personentransport, die
Querneigung des Lastaufnahmebodens, d.h. derjenigen Fläche, worauf Last, wie insbesondere
Personen, getragen wird, nach Massgabe der in Radiusfahrten erfolgenden Querbeschleunigungen
so zu neigen, dass die aus Erdbeschleunigung und Querbeschleunigung resultierende
Beschleunigung auf die Last nach Möglichkeit in die Senkrechte des Lastaufnahmebodens
gelegt wird.
[0002] Die Querbeschleunigung ist von Kurvenradius und Fahrgeschwindigkeit abhängig, der
Winkel, um den der Lastboden bezüglich des Fahrgestells zu stellen ist, um oben erwähnte
Bedingungen zu erfüllen, zusätzlich von der Geleiseüberhöhung.
[0003] Es sind verschiedene Ansätze bekannt, das erwähnte Problem zu lösen. Es kann verwiesen
werden auf DE-GM-93 13 792.3, WO-91/00815, EP-A-0 184 960, DE-OS-22 05 858, CH-A-534
391.
[0004] Dabei wird am Fahrzeug grundsätzlich die momentane Querbeschleunigung messtechnisch
erfasst, wozu geeignete Messeinrichtungen, wie Kreisel, Pendel etc., am Fahrzeug vorgesehen
werden. Nach Massgabe der momentanen Messungen wird in steuerndem oder in regelndem
Sinne auf das Stellglied für die Lastaufnahmeboden-Querneigung eingegriffen. Dabei
ist die einfachste Möglichkeit einer Lageregelung durch den Einsatz eines Pendels
gegeben, dessen Auslenkung direkt ein Mass für den zu stellenden Querneigungswinkel
am Lastaufnahmeboden ist, weil ja die Masse der Last in die Beschleunigungsbetrachtungen
nicht eingeht.
[0005] Alle diese Ansätze haben einen wesentlichen Nachteil, nämlich denjenigen, dass es
im Moment, in welchem Querbeschleunigungsverhältnisse messtechnisch erfasst werden,
bereits zu spät ist, die Querneigung des Lastaufnahmebodens zu stellen. Die gestellte
Querneigung hinkt immer den tatsächlich momentanen Erfordernissen nach. Dies führt
zu relativ komplizierten signaltechnischen Lösungsansätzen, welche darauf abzielen,
die Einleitung einer Kurvenfahrt möglichst frühzeitig zu erfassen, wozu sich z.B.
die Fahrgestellausdrehung als gemessene Grösse eignet.
[0006] Die vorliegende Erfindung setzt sich zum Ziel, ein Führungssystem zu schaffen, welches
umfasst:
ein Schienenfahreug mit in Querrichtung neigbar gelagertem Lastboden und mit einer
Neigungsstelleinrichtung, die auf den Lastboden wirkt, sowie einer Stellersteuerung,
die die Lastbodenneigung so stellt, dass störende Querbeschleunigungseinflüsse reduziert
werden,
und bei dem die obgenannten Nachteile behoben werden sollen.
[0007] Dies wird bei Ausbildung des genannten Führungssystems nach dem Wortlaut von Anspruch
1 erreicht bzw. durch das Verfahren nach Anspruch 11.
[0008] Bevorzugte Ausführungsvarianten dieses Führungssystems, wie sie in den Ansprüchen
2 bis 10 spezifiziert sind, sowie des erfindungsgemässen Steuerungsverfahrens nach
den Ansprüchen 12 bis 14 werden anschliessend beispielsweise anhand von Figuren erläutert.
[0009] Dabei zeigen:
- Fig. 1
- in Form eines vereinfachten Signalfluss/Funktionsblockdiagrammes eine erste mögliche
Form des erfindungsgemässen Führungssystems, welches nach dem erfindungsgemässen Verfahren
an einem erfindungsgemässen Schienenfahrzeug arbeitet;
- Fig. 2
- in Darstellung analog zu derjenigen von Fig. 1 eine bevorzugte Ausführungsform des
erfindungsgemässen Führungssystems;
- Fig. 3
- anhand eines vereinfachten Funktionsblock/Signalflussdiagrammes eine weitere Realisationsform
der Erfindung, bei der der Schienenzug für ein Schienenfahrzeug selbst als inhärenten
Speicher eingesetzt wird;
- Fig. 4
- anhand eines vereinfachten Funktionsblock/Signalflussdiagrammes eine Weiterentwicklung
des erfindungsgemässen Systems mit Zusatz eines Redundanzsystems;
- Fig. 5
- schematisch eine Implementierung zweier erfindungsgemässer Führungssysteme als Master
und Slave, als bevorzugte Realisationsform redundanter Systeme.
[0010] In Fig. 1 ist anhand eines Signalfluss/Funktionsblockdiagrammes das erfindungsgemässe
Führungssystem in einer ersten Ausführungsvariante, arbeitend nach dem erfindungsgemässen
Verfahren, dargestellt.
[0011] Mittels eines Positionsdetektors 1 wird die Momentanposition des schematisch bei
3 dargestellten Schienenfahrzeuges auf Schienen 5 ermittelt. Am Detektor 1 bzw. der
Positionserfassungseinrichtung 1 erscheint ausgangsseitig ein die IST-Position des
Fahrzeuges 3 identifizierendes Signal A₁ (POS). In einer Speichereinrichtung 7 sind,
tabellenförmig, einerseits die vom Fahrzeug 3 beispielsweise auf einer bestimmten
Fahrstrecke von einem zum anderen Ort durchlaufenen Positionen, wie mit a, b, ...
dargestellt, abgespeichert, als Ausgabeadressenteil, sowie die unterschiedlichen Geschwindigkeiten
v₁, v₂, ..., v
n, welche das Fahrzeug auf der gegebenen Strecke fahren kann, hier ebenfalls als Adressenteil.
[0012] Den Positionsadressteilen sowie Geschwindigkeitsadressteilen sind, wie dargestellt,
direkt Neigungsstellsignale α
S zugeordnet abgespeichert, mithin Neigungsstellsignale in Funktion der Positionen
sowie der möglichen Geschwindigkeiten α
S(POS, V). Die Momentan- bzw. IST-Geschwindigkeit des Fahrzeuges 3 wird mit einer Geschwindigkeitserfassungseinrichtung
9 erfasst; ausgangsseitig erscheint ein die Momentangeschwindigkeit v
IST des Fahrzeuges 3 identifizierendes Signal A₉(v), welches ebenfalls der Speichereinrichtung
7 zugeführt wird. Dabei wirken die Ausgangssignale der Positionserfassungseinheit
1 und der Geschwindigkeitserfassungseinheit 9 auf Adressierungseingänge ADR an der
Speichereinheit 7, an welcher nun, getaktet, ausgangsseitig, wie dargestellt am Ausgang
A₇, abhängig von der Momentanposition und der Momentangeschwindigkeit des Fahrzeuges
3, zugeordnete Neigungsstellsignale α
s(POS, v) ausgegeben werden.
[0013] Diese Querneigungs-Stellsignale α
S werden einer Querneigungs-Stelleranordnung 11 am Fahrzeug 3 oder an einem weiteren
Fahrzeug eines Schienenfahrzeugzuges zugeführt, und zwar einem Steuereingang E₁₁,
welche Stelleinrichtung die Querneigung α eines eine Last, wie beispielsweise zu befördernde
Personen, am Fahrzeug 3 den jeweiligen Erfordernissen entsprechend verstellt. Wird
die IST-Position am einen Fahrzeug, die Querneigung an einem anderen eines Zuges gestellt,
so wird der bekannte IST-POS-Unterschied selbstverständlich berücksichtigt.
[0014] Weil für jede Position entlang des Geleisezuges 5 die jeweiligen Kurvenverhältnisse
und Geleise-Ueberhöhungsverhältnisse des Trassees bekannt sind, kann für jede solche
Position a, b, ... für jede Fahrzeuggeschwindigkeit v der erforderte Querneigungswinkel
α des Lastaufnahmebodens 13 vorab bestimmt werden und ist als Stellsignal α
s in der Speichereinrichtung 7 abgelegt.
[0015] Die Ausnützung dieser Tatsache, nämlich dass die Geleisecharakteristika bekannt sind,
erlaubt es, gemäss vorliegender Erfindung grundsätzlich in Funktion der Fahrzeuggeschwindigkeit,
den Querneigungswinkel α verzugslos, und zwar ideal verzugslos, zu stellen. Im Unterschied
zur messtechnischen Querbeschleunigungserfassung am Fahrzeug, wie bis anhin bekannt,
sind ja auch die zukünftig zu durchfahrenden Geleiseabschnitte bekannt, z.B. an der
Speichereinrichtung 7 abgespeichert, d.h. die vom Fahrzeug 3 noch nicht durchlaufenen
Streckenabschnitte, was die verzugslose Neigungssteuerung "vorausschauend" erlaubt.
[0016] Signaltechnische Zeitverzögerungen, wie beispielsweise durch Federungen zwischen
Geleise und Beschleunigungssensoren, die in der Praxis kaum auszuschliessen sind,
und Störeinflüsse auf Querbeschleunigungssensoren am Fahrzeug, wie Querschläge durch
Weichen etc., die wohl an messtechnischen Anordnungen registriert und fälschlicherweise
zu einer Reaktion des Querneigungs-Stellsystems führen könnten, sind beim erfindungsgemässen
Vorgehen ausgeschlossen, weil eindeutig den Fahrzeugpositionen entlang des Geleisezuges
5 und in Funktion seiner Geschwindigkeit Querneigungs-Stellsignale zugeordnet bzw.
ermittelt werden.
[0017] Die Erfindung geht somit von der Erkenntnis aus, dass ein Geleisestreckenmodell ja
besteht bzw. erfassbar ist, sei dies gegeben durch den realen Streckenzug selbst oder
dessen aufgenommene und abgespeicherte charakteristische Daten.
[0018] Für die Querneigungsstellung muss das betrachtete Fahrzeug lediglich positionsrichtig
auf dem Modell eingelockt werden und seine Momentangeschwindigkeit berücksichtigt
werden.
[0019] Die Realisation nach Fig. 1 ist wohl möglich, jedoch äusserst speicheraufwendig,
bedenkt man, dass die Momentangeschwindigkeit quadratisch in die Querbeschleunigung
eingeht und deshalb in Kurvenstrecken die Geschwindigkeit fein abgestuft zu berücksichtigen
ist. Allerdings kann für gerade Geleisestrecken die vorabgespeicherte Datenmenge minimal
gehalten werden, indem das Fahrzeug nach Durchlaufen einer Kurve in Freilauf geschaltet
werden kann und erst vor der nächsten Kurve wieder auf das Modell eingelockt bzw.
damit verriegelt werden muss.
[0020] Dem Fachmann eröffnen sich bereits nach dem Gesagten die verschiedensten Realisationsmöglichkeiten,
wovon einige erläutert seien:
Abgesehen von der Querneigungs-Stelleinrichtung 11 können sämtliche Systemfunktionseinheiten
1, 7 und 9 je nach Konfiguration auf dem Fahrzeug 3 vorgesehen sein oder ausserhalb
des Fahrzeuges implementiert sein. Als Positionsdetektor 1 kann, als Beispiel eines
nicht fahrzeuggestützten Positionserfassungssystems, beispielsweise das bekannte satellitengestützte
GPS-System, eingesetzt werden. Bei einer solchen Ausführungsvariante kann die fahrzeugexterne
Positionserfassungseinrichtung für das Fahrzeug 3 gleichzeitig auch, durch zeitliche
Ableitung des Positionssignals, die Geschwindigkeitserfassungseinrichtung 9 bilden.
[0021] Die Positionserfassungseinrichtung kann weiter, drahtgebunden, durch ein fahrzeugexternes
Positionsüberwachungssystem für das Fahrzeug 3 gebildet sein oder kann durch einen
Detektor am Fahrzeug realisiert sein, welcher in entsprechenden Abständen entlang
des Geleisezuges vorgesehene Markierungen registriert, wie beispielsweise zählt.
[0022] Als drahtgebundenes System kann z.B. ein bekanntes Linienzugleiter-System eingesetzt
werden. Auch können beispielsweise optisch oder magnetisch vom Fahrzeug aus detektierbare
Marken, wie sie z.B. für signaltechnische Belange eingesetzt werden, entlang dem Geleise
gesetzt werden und dazu verwendet werden, die physikalische IST-Position des Fahrzeuges
mit seiner Position auf dem abgespeicherten Geleisemodell zu synchronisieren bzw.
die Position des Fahrzeuges am Modell wieder exakt mit der physikalischen IST-Position
des Fahrzeuges zu verriegeln.
[0023] Fahrzeuggestützt kann weiter die Positionserfassungseinrichtung 1 beispielsweise
durch einen Radumgangszähler gebildet sein und somit eine gefahrene Distanz registrieren,
welche durch in-Beziehung-Setzen mit externen Markierungen der erwähnten Art oder
mit zugeführten Referenzsignalen an vorgegebenen Positionen entlang dem Geleisezug
mit der physikalischen IST-Position synchronisiert wird, so dass die gemessene Fahrdistanz
die IST-Position des Fahrzeuges angibt. Wie erwähnt, kann dabei das Geschwindigkeitssignal
bei vorliegendem IST-Positionssignal durch dessen zeitliche Ableitung gebildet werden.
[0024] Ein mit Blick auf Fig. 1 reduzierter Speicheraufwand ergibt sich bei einer bevorzugten
Realisationsform des erfindungsgemässen Führungssystems, welche nach dem erfindungsgemässen
Verfahren arbeitet und in Fig. 2 dargestellt ist.
[0025] Die bereits anhand des Ausführungsbeispiels gemäss Fig. 1 beschriebenen Funktionsblöcke
und -signale sind in Fig. 2 mit den gleichen Positionszeichen versehen.
[0026] Das Ausgangssignal A₁(POS) der Positionserfassungseinheit 1 wirkt wiederum auf den
Adressierungseingang E
ADR einer Speichereinrichtung 27, worin zu vorgegebenen Positionen entlang des Geleisezuges
5, entsprechend a, b, ..., Geleisecharakteristika abgespeichert sind, insbesondere,
vorzeichenrichtig, Krümmungsradien r von Kurven und, ebenso vorzeichenrichtig, dort
vorherrschende Geleiseüberhöhungen α
G. Die durch das Ausgangssignal der Positionserfassungseinheit 1 abgerufenen momentanen
Geleisecharakteristika werden ausgangs der Speichereinrichtung 27, entsprechend dem
Signal A₂₇(r, α
G), einer Recheneinrichtung 29 zugeführt, ebenso wie das der Momentangeschwindigkeit
des Fahrzeuges 3 entsprechende Ausgangssignal A₉(v) der Geschwindigkeitserfassungseinrichtung
9. Anhand bekannter, die physikalischen Gesetze wiedergebender Rechenalgorithmen werden
in der Recheneinrichtung 29, anhand der momentan vorherrschenden Geleisecharakteristika
sowie der momentanen Fahrzeuggeschwindigkeit, Querneigungs-Stellsignale α
S(POS, v) dem Steuereingang E₁₁ der Querneigungs-Stelleinrichtung 11 am Fahrzeug 3
zugeführt.
[0027] Selbstverständlich können auch hier die jeweils notwendigen Stellsignale, wie bereits
anhand von Fig. 1 erläutert wurde, "vorausschauend" unter Berücksichtigung noch nicht
erreichter Positionen bzw. der dort vorherrschenden Geleisecharakteristika berechnet
werden, wenn man berücksichtigt, dass die Momentangeschwindigkeit des Fahrzeuges bei
genügend engen Abständen zwischen den Positionen a, b etc. als gleichbleibend oder
durch Beschleunigungs- bzw. Verzögerungsextrapolation berechnet eingesetzt werden
können. Hierzu wird dem Momentan-Positionssignal ein konstanter oder z.B. je nach
Kurvenverhältnissen variierender Offset Δ
POS überlagert.
[0028] So kann z.B. an einem Mehrwagenzug gegebener Länge die Querneigung im vordersten
Wagen nach Massgabe seiner erfassten IST-Position gestellt werden, an den nachfolgenden
Wagen, ausgehend von der erfassten IST-Position am vordersten Wagen und unter Berücksichtigung
der Längsabstände, vom vordersten Wagen zum betrachteten nachfolgenden. Selbstverständlich
kann auch von der erfassten IST-Position des hintersten oder eines beliebig dazwischen
gelegenen Wagens ausgegangen werden und in der Wagenkomposition nach vorwärts bzw.
rückwärts, die jeweiligen Abstände berücksichtigend, die Neigung der Wagenlastboden
gestellt werden.
[0029] Bezüglich der Betrachtungen, welche Funktionen fahrzeuggebunden und welche extern
vorgenommen werden können, sowie bezüglich verschiedener Möglichkeiten der Realisation
von Positionserfassungseinrichtungen und Geschwindigkeitserfassungseinrichtungen gilt
das zu Fig. 1 Ausgeführte auch bezüglich der Realisation von Fig. 2.
[0030] Bei der Ausführungsvariante nach Fig. 2 sind in der Speichereinrichtung 27 ausschliesslich
Geleisecharakteristika in Funktion der Position auf dem Geleisezug abgespeichert.
[0031] Ohne das Funktionsbild von Fig. 2 grundsätzlich zu verlassen, besteht nun eine weitere
Realisationsmöglichkeit darin, den Geleisezug selbst als Speichereinrichtung auszunützen,
woran bzw. worin die Geleisecharakteristika inhärent abgespeichert sind. Bei Erkennen
dieses Sachverhaltes eröffnet sich nun die Möglichkeit, mit einer Bildaufnahmeeinrichtung,
beispielsweise einer Videokamera oder einem Nachtsichtgerät, z.B. frontseitig des
Fahrzeuges das vor dem Fahrzeug liegende Geleise optisch zu erfassen und aus den unschwer
am Bild zu diskriminierenden Geleisezügen durch Bildauswertung die vor dem Fahrzeug
liegenden Geleisecharakteristika zu ermitteln. Weil in einem solchen Fall, wo das
Fahrzeug selbst seine Momentanposition ja innehat und die Geleisecharakteristika in
der Momentanposition des Fahrzeuges ermittelt werden, erübrigt sich das Vorsehen einer
Positionserfassungseinrichtung. Die Erfassung der Momentangeschwindigkeit des Fahrzeuges
erfolgt entweder in einer der beschriebenen Weisen, wie durch Ermittlung der Radumdrehungsgeschwindigkeit,
oder ebenfalls durch schnelle Auswertung der mit einer solchen Bildaufnahmeeinrichtung
ermittelten Bildabfolge.
[0032] Dieses Vorgehen ist schematisch an einer weiteren Ausführungsvariante des erfindungsgemässen
Führungssystems in Fig. 3 dargestellt. Wiederum sind für gleiche Funktionsblöcke,
Signale und Systemteile die gleichen Bezugszeichen wie in den Fig. 1 und 2 zur Erleichterung
der Analogieerkenntnis eingesetzt.
[0033] Das hier in Aufsicht schematisch dargestellte Fahrzeug 3 trägt frontseitig bezüglich
seiner Fahrtrichtung f einen optoelektronischen Wandler 31. Während der Fahrt nimmt
er das Bild des vor ihm liegenden Geleisezuges 5 auf, welcher gleichzeitig als inhärenter
Geleisecharakteristika-Speicher 27 ausgenützt wird. Das mit dem optoelektronischen
Wandler 31 ermittelte Bild wird an einer Bildauswerteeinheit 33 verarbeitet, daran
insbesondere die Abfolge der Geleisebilder diskriminiert und daraus Geleisecharakteristika
GC, wie die erwähnten Radien und Geleiseüberhöhung, ausgegeben. Die Momentangeschwindigkeit
wird entweder, wie bereits beschrieben wurde, fahrzeuggebunden oder von ausserhalb
des Fahrzeuges erfasst oder aber, wie in Fig. 3 dargestellt, anhand der Bildabfolge
des optoelektronischen Wandlers 31 ermittelt.
[0034] Somit bildet in diesem Falle der optoelektronische Wandler 31 gleichzeitig Positionsdetektor
1 und Momentangeschwindigkeitsdetektor 9, wie die in Klammern gesetzten Bezugszeichen
andeuten.
[0035] Ausgangsseitig der Bildverarbeitungseinheit 33 wird, mit den Geleisecharakteristika
GC und der Momentangeschwindigkeit v, an einer Speichereinrichtung 37 das dem Signalpaar
GC/v entsprechende Stellsignal α
S(GC, v) ausgegeben und wiederum dem Steuereingang E₁₁ des Querneigungs-Stellgliedes
11 zugeführt. Vorzugsweise wird aber auch hier aus den Geleisecharakteristika und
der Momentangeschwindigkeit das Stellsignal an einer Recheneinheit anstelle der Speichereinrichtung
37 ermittelt.
[0036] Die charakteristischen Geleisedaten, wie Kurvenradius und Geleiseüberhöhung, werden
vorzugsweise im Sinne eines "teach-in" dadurch ermittelt, dass nicht unbedingt diese
Grössen selbst, aber davon direkt abhängige, wie Querbeschleunigung und deren Richtung,
während einer teach-in-Fahrt des Fahrzeuges 3 mit bekannten Messeinrichtungen, wie
Kreisel, Pendel, Neigungssensoren etc., erfasst und z.B. im Speicher 27 von Fig. 2
abgelegt werden. Wird die jeweilige teach-in-Fahrtgeschwindigkeit als Normierungsgrösse
eingesetzt, lassen sich die so ermittelten Daten zusammen mit einer jeweils auf die
teach-in-Geschwindigkeit normierten IST-Geschwindigkeit von der Geschwindigkeitserfassungseinrichtung
9, wie in Fig. 2 dargestellt, verwerten.
[0037] Es wird weiter vorgeschlagen, wie auch immer das erfindungsgemässe Führungssystem
realisiert wird, dem erfindungsgemässen Führungssystem mindestens ein zweites Führungssystem
parallelzuschalten, um einerseits eine Redundanzüberprüfung der von beiden Systemen
gelieferten Stellsignale für die Querneigungs-Stelleinrichtung vornehmen zu können
und um bei Abweichungen der Stellsignale α
S, die ein vorgegebenes Mass überschreiten, am Fahrzeug adäquate Vorkehrungen einzuleiten,
so z.B. die Querneigungsführung dem zweiten Führungssystem zu überbinden, falls letzteres
z.B. störungssicherer ist. Dass nämlich ein als redundantes Führungssystem vorgesehenes,
z.B. an sich bekanntes messendes Führungssystem die Querneigungssteuerung weniger
effizient den momentanen Erfordernissen entsprechend vornimmt, stört dann nicht, weil
dieser Fall nur als Behelfsbetriebsfall eintritt.
[0038] In Fig. 4 ist anhand eines Funktionsblockdiagrammes eine Redundanzführung erwähnter
Art schematisch dargestellt.
[0039] In Fig. 4 ist schematisch im Block 41 das wie auch immer erfindungsgemäss realisierte
Führungssystem bis zur Ausgabe des Querneigungs-Stellsignales α
S, hier als α
SE bezeichnet, dargestellt. Als charakteristischer Block umfasst das erfindungsgemässe
Führungssystem 41 einen Speicher der anhand von Fig. 1 bis 3 dargestellten Art 7,
27, 5.
[0040] Ein weiteres, gegebenenfalls vom erfindungsgemässen abweichendes Führungssystem ist
schematisch mit Block 43 dargestellt und beruht vorzugsweise auf der messtechnischen
Erfassung einer mit der Querbeschleunigung a
q zusammenhängenden Grösse, wie schematisch mit dem Kreisel im Block 43 dargestellt.
Auch dieses Führungssystem liefert, in der diesem System eigenen Art, ein Stellsignal
α
Sm. Beide Stellsignale α
S oder diese eindeutig bestimmende andere Signale werden an einer Vergleichseinheit
45 daraufhin miteinander verglichen, ob sie nicht mehr als ein an einer Vorgabeeinheit
47 vorgebbares Maximalmass Δ
max voneinander abweichen. Es kann nun dann, wenn die beiden redundanten Signale α
SE, α
Sm mehr als das vorgegebene Mass voneinander abweichen, das Fahrzeug 3 z.B. mit dem
sichereren der beiden Führungssysteme 41, 43 geführt werden, auch wenn das sicherere
System im Sinne der Eingangsbemerkungen steuerungstechnisch weniger präzise ist.
[0041] Wenn das System 43 messtechnisch die Querbeschleunigungsverhältnisse am Fahrzeug
erfasst, wird in diesem Falle ein solches System 43, auch wenn steuerungstechnisch
weit weniger präzise, als "Behelfssystem" zur Querneigungssteuerung bzw. - führung
am Fahrzeug 3 eingesetzt. Die Vergleichseinheit 45 schaltet den Eingang E₁₁ des Querneigungs-Stellgliedes
11 gemäss den Fig. 1 bis 3 auf das auf dem Querbeschleunigungsmessen basierende, beispielsweise
bereits bekannte Behelfssystem 43 um. Gleichzeitig wird, wie in Fig. 4 bei 49 dargestellt,
diese Situation z.B. angezeigt.
[0042] Durch Vorsehen des im genannten Sinne als Behelfssystem wirkenden, die Querbeschleunigung
bzw. die diese definierende Grössen messenden Systems 43 müssen zwangsläufig am Fahrzeug
Sensoren zur Querbeschleunigungserfassung vorgesehen sein, welche in einer teach-in-Phase
für das erfindungsgemässe System 41 eingesetzt werden können, indem, wie vorgängig
beschrieben wurde, mit dem Fahrzeug eine Strecke abgefahren wird und die messtechnisch
erfassten Geleisecharakteristika in eine Speichereinrichtung geladen werden.
[0043] In Fig. 5 ist eine Zugkomposition, beispielsweise mit Triebwagen 1 und 5, dargestellt,
konstelliert für Fahrt in Richtung v. Soweit benötigt, weist jedes Fahrzeug 1 bis
5 eine Stellereinheit 11 auf zur Lastboden-Querneigungsstellung, wie dies beschrieben
wurde. Am bezüglich der Fahrrichtung gemäss v vordersten Wagen, dem Triebwagen 1,
ist ein erfindungsgemässes Führungssystem 43
M vorgesehen sowie ein z.B. auf Querbeschleunigungsmessung beruhendes System 41
M, wie bereits anhand von Fig. 4 beschrieben wurde.
[0044] Für Fahrtrichtungsumkehr ist am Triebwagen 5, völlig symmetrisch, ein erfindungsgemässes
Führungssystem 43
S und ein auf Querbeschleunigungsmessung beruhendes System 41
S, wie dies bereits anhand von Fig. 4 erläutert wurde, vorgesehen. In der eingezeichneten
Fahrtrichtung wirken die Systeme am Triebwagen 1 als Mastersystem (M), diejenigen
am Wagen 5 als Slavesystem (S).
[0045] An einer solchen bevorzugten Konstellation wird die Querneigungsführung wie folgt
den vorgesehenen Systemen zugeordnet:
[0046] Das erfindungsgemässe Mastersystem 43
M liefert die Stellsignale α für alle mit Querneigungssteuerung der beschriebenen Art
ausgerüsteten Wagen 1 bis 5. Das Mastergesamtsystem am Wagen 1 überwacht sich selbst,
beispielsweise, indem die momentane Stellgrösse für den Lastboden an einem der Wagen,
ausgegeben vom erfindungsgemässen System 43
M, mit demjenigen des Systems 41
M verglichen wird. Weichen diese Stellsignale so voneinander ab, dass dies nicht mehr
plausibel ist, so wird die Steuerung der Lastboden-Querneigungen aller Wagen 1 bis
5 dem erfindungsgemässen Slavesystem 43
S übertragen, wie dies schematisch in Fig. 5 durch die Umschalteinheit 60 dargestellt
ist.
[0047] Auch am Slavegesamtsystem im hintersten Wagen 5 wird, beispielsweise durch Vergleich
der Stellsignale des erfindungsgemässen Systems 43
S und des auf Messung beruhenden 41
S, Plausibilität überwacht. Falls eine nicht mehr plausible Abweichung dieser Stellsignale
erfasst wird, wird wiederum geschlossen, dass das erfindungsgemässe System 43
S fehlerhaft ist, worauf das auf Messung beruhende System 41
M behelfsmässig die Querneigungssteuerungen übernimmt. Ist auch dieses System fehlerbehaftet,
was beispielsweise durch Vergleich von Fahrgestellausdrehung und Querneigungs-Stellsignal
detektiert werden kann, oder falls eines oder mehrere der QuerneigungsStellglieder
11 defekt ist, so wird auf Notbetrieb geschaltet und der Zug mit Regelgeschwindigkeit
betrieben.
[0048] Bei Umkehr der Fahrrichtung übernehmen selbstverständlich die Systeme im Wagen 5
die Masterfunktion, die Systeme im Wagen 1 die Slavefunktion.
[0049] Auch wenn im Zusammenhang mit der Beschreibung einfacher Realisationsformen des erfindungsgemässen
Führungssystems jeweils die Querneigungssteuerung in Funktion von Momentanposition
und Momentangeschwindigkeit beschrieben worden sind, ist es ohne weiteres ersichtlich,
dass, weil mindestens teilweise auch steuerwirksame Informationen bezüglich eines
in unmittelbarer Zukunft zu durchfahrenden Geleiseabschnittes bekannt, d.h. abgespeichert
sind, die momentane Querneigungsführung wie erwähnt unter "Vorausschau" auf unmittelbar
folgende Zustände erfolgen kann, womit eine optimale sanfte Querneigungsführung erzielbar
ist. Probleme bezüglich zeitverzögerlicher Signalübertragung, wie sie bei vorbekannten
Systemen auftreten, bedingt durch Federübertragungen, Sensorträgheiten etc., fallen
beim erfindungsgemässen Vorgehen weg.
1. Führungssystem, umfassend
- mindestens ein Schienenfahrzeug (3) mit in Querrichtung schwenkbar gelagertem Lastboden
(13) und einer Stelleinrichtung (11) für die Lastboden-Querneigungsstellung,
- eine Stellersteuerung, die in Funktion der Beschleunigung, die auf eine Last wirkt,
auf die Stelleinrichtung so wirkt, dass der Winkel zwischen Lastbodensenkrechter und
Beschleunigungsrichtung verringert wird,
dadurch gekennzeichnet, dass vorgesehen sind
- eine Positionserfassungseinrichtung (1, 31) für die Schienenfahrzeug-IST-Position
(POS),
- eine IST-Geschwindigkeitsermittlungseinrichtung (9, 31),
- eine Speichereinrichtung (7, 5, 27),
wobei der Ausgang der Positionserfassungseinrichtung (1, 31) auf einen Ausgabewahleingang
der Speichereinrichtung (7, 27, 5) wirkt, deren Ausgang mit demjenigen der Geschwindigkeitsermittlungseinrichtung
(9, 31) auf die Stelleinrichtung (11) für die Lastboden-Querneigung (α) wirkt.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Positionserfassungseinrichtung
eine Synchronisationseinrichtung zur Synchronisation der erfassten Fahrzeugposition
mit der physikalischen IST-Position des Fahrzeuges umfasst.
3. System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass auch die IST-Geschwindigkeitsermittlungseinrichtung
(9) auf einen Ausgabewahleingang der Speichereinrichtung (7) wirkt und über die Speichereinrichtung
(7) auf die Stelleinrichtung (11).
4. System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass dem Ausgang (A₂₇) der
Speichereinrichtung (27) eine Recheneinheit (29) nachgeschaltet ist, deren Ausgang
auf die Stelleinrichtung (11) wirkt, und dass die Geschwindigkeitsermittlungseinrichtung
(9) über die Recheneinheit (29) auf die Stelleinrichtung (11) wirkt.
5. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Speichereinrichtung durch
das Geleise (5) selbst gebildet ist, am Schienenfahrzeug (3) eine Geleisebild-Erfassungs-
und -Auswerteeinrichtung (31) vorgesehen ist zum Bestimmen der geleiseinhärenten Geleisedaten,
wobei das Fahrzeug (3) selbst die Positionserfassungseinrichtung bildet.
6. System nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass am Fahrzeug
(3) gelagert sind:
- die Positionserfassungseinrichtung (1, 31) und/oder
- die Geschwindigkeitsermittlungseinrichtung (9, 31) und/oder
- die Speichereinrichtung (7, 27),
und dass Verbindungen zwischen fahrzeuggestützten Einrichtungen und nichtfahrzeuggestützten
drahtlos und/oder über eine Datenleiteranordnung erstellt sind.
7. System nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass am Schienenfahrzeug
(3) mindestens eine messtechnische Querbeschleunigungs-Erfassungseinrichtung (43)
vorgesehen ist, deren Ausgang auf die Stelleinrichtung wirkt.
8. System nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Stelleinrichtung (11) eine
Vergleichseinrichtung (45) vorgeschaltet ist, eingangsseitig mit dem Ausgang der Speichereinrichtung
(7, 27, 5) und demjenigen der messtechnischen Querbeschleunigungs-Erfassungseinrichtung
(43) verbunden ist und dass der Ausgang der Vergleichseinrichtung (45) entweder den
Ausgang der Speichereinrichtung oder den Ausgang der messtechnischen Querbeschleunigungs-Erfassungseinrichtung
auf die Stelleinrichtung (11) wirksam schaltet.
9. System nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass an einem Schienenfahrzeugwagen
mindestens die Positionserfassungseinrichtung vorgesehen ist und die Stelleinrichtung
auf mindestens einem weiteren, damit gekoppelten Wagen, wobei als Wagen generell ein
Teil einer Schienenfahrzeug-Komposition verstanden sei.
10. System nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass an einer Fahrzeugkomposition
zwei der Wagen als die Schienenfahrzeuge ausgebildet sind, je mindestens mit einer
Positionserfassungseinrichtung, und dass je nach Fahrrichtung das eine Fahrzeug als
Masterfahrzeug, das andere als Slavefahrzeug wirkt, wobei die Querneigungssteuerung
mindestens bei Ausfall der Positionserfassungseinrichtung am Masterfahrzeug auf Abhängigkeit
von der Positionserfassungseinrichtung am Slavefahrzeug umgeschaltet wird.
11. Verfahren zur Steuerung der Querneigung des Lastaufnahmebodens (13) eines Schienenfahrzeuges
(3), welcher, getrieben, in seiner Querneigung (α) verstellbar ist, dadurch gekennzeichnet,
dass man aus dem vorbekannten Verlauf des Geleises (5) sowie der Momentanposition
des Fahrzeuges und seiner Momentangeschwindigkeit die Querneigung des Lastaufnahmebodens
bestimmt und einstellt.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass man ein Modell des Geleiseverlaufes
abspeichert und in Funktion der Momentanposition des Fahrzeuges die momentan und gegebenenfalls
in naher Zukunft querneigungsrelevanten Daten aus dem Geleisemodell abgerufen werden.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass man querneigungsrelevante
Daten des Geleises durch Abfahren misst, abspeichert und nachmals für die Querneigungsbestimmung
und -verstellung einsetzt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass man an
einem Schienenfahrzeugzug das Verfahren unabhängig zweimal durchführt, die Querneigungssteuerung
nach dem einen Verfahren realisiert, das Querneigungs-Stellsignal dabei auf Plausibilität
überprüft und bei Nicht-Plausibilitat die Querneigungssteuerung dem zweiten Verfahren
übergibt.
15. Schienenfahrzeug mit einem Führungssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 10 oder mit
einer Lastboden-Querneigungssteuerung, nach dem Verfahren der Ansprüche 11 bis 14
arbeitend.
16. Schienenfahrzeug mit zwei unabhängig voneinander als Master und Slave betriebenen
Führungssystemen nach einem der Ansprüche 1 bis 10.