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EP 0 647 726 A1 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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12.04.1995 Patentblatt 1995/15 |
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Anmeldetag: 16.09.1994 |
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE DE FR GB IT |
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Priorität: |
06.10.1993 DE 4333940
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Anmelder: MESSER GRIESHEIM GMBH |
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D-60547 Frankfurt (DE) |
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Erfinder: |
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- Schmidt, Hans-Peter
D-40822 Mettmann (DE)
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Entgegenhaltungen: :
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Verfahren zum Behandeln von Teilen |
(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln von Teilen, insbesondere Stahl-
und/oder Gußteilen, welches durch ein gemeinsames Oxidieren (Bläuen) und Härten der
Teile in einem Ofen mittels Einleiten oder Verdüsen eines reduzierenden und oxidierenden
Reaktionsgases bei Härtetemperaturen in den Ofenraum gekennzeichnet ist.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln von Teilen, insbesondere Stahl-
und/oder Gußteilen.
[0002] Stahlteile werden unter Einsatz von Schutzgasen, wie Stickstoff, Stickstoff/Propan-Gemisch,
Endogas, Exogas und dergleichen in einem Ofen auf die jeweilige Austenitisierungstemperatur
erwärmt und durch Abschreckmittel mit beliebigen Abschreckgeschwindigkeiten gehärtet.
[0003] Viele der gehärteten Stahlteile werden anschließend in einer zweiten Wärmebehandlung
bei Temperaturen zwischen 300 und 570°C oxidiert, um eine visuell ansprechendere Oberfläche
zu bekommen und das Werkstück gegen Flugrost korrosionsbeständiger und gegen Abrieb
widerstandsfähiger zu machen. Es bildet sich ein blaues Eisenoxid Fe₃ O₄, das zu dem
Begriff "Bläuen" geführt hat.
[0004] Mit den herkömmlichen Schutzgasen, die beim Härteprozeß zum Einsatz kommen, ist ein
Oxidieren (Bläuen) der Oberfläche der Stahlteile nicht möglich.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Bläuen von Teilen während
des Härtens zu schaffen.
[0006] Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 berücksichtigten Stand der Technik
ist diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruches
1 angegebenen Merkmalen.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0008] Durch die Erfindung kann auf eine nachgeschaltete Oxidationsbehandlung verzichtet
werden, da die Stahl- und/oder Gußteile eine gleichmäßig, dünne Oxidschicht (Eisenoxid)
durch Einleiten oder Verdüsen eines reduzierenden und gleichzeitig oxidierenden Reaktionsgases
im Ofenraum während dem Härteprozeß bei der jeweiligen Härtetemperatur erhalten. Das
gleichzeitige Bläuen und Härten der Teile erhöht die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens.
Überraschenderweise konnten die zum Erzeugen des Flammenschleiers verwendeten Mengen
an Kohlenwasserstoffen durch Einspeisen des Reaktionsgases fast halbiert werden. Durch
die Einspeisung der oxidierenden Komponenten wie Wasser, Kohlendioxid oder Luft wird
die Rußbildung durch unvollständige Verbrennung der Flammengase, beispielsweise des
Propans, stark gemindert, so daß die Reinigungsintervalle des Ofenraumes ebenfalls
größer werden.
[0009] Durch die Erfindung wird ein reduzierendes und gleichzeitig oxidierendes Reaktionsgas
über eine an sich bekannte Injektor-Sprühlanze in einen Härteofen eingespeist und
dadurch eine Gasatmosphäre geschaffen, die leicht oxidierend wirkt. Als Reaktionsgas
werden bevorzugt die reinen, flüssigen Stoffe Methanol und Wasser sowie gasförmiger
Stickstoff mit Hilfe der Injektor-Sprühlanze gemischt und gelangen über die Austrittsbohrungen
fein verdüst in den heißen Teil des Ofenraumes. Durch die hohe Ofentemperatur verdampfen
die flüssigen Stoffe, wobei sich gasförmiges Methanol in zwei Teile Wasserstoff und
einen Teil Kohlenmonoxid aufspaltet. Methanol-Spaltgas bildet die reduzierende Komponente,
während Wasserdampf die oxidierende darstellt. Stickstoff dient zur Verdüsung der
flüssigen Stoffe und zur Verdünnung der oxidierenden und reduzierenden Bestandteile
der Gasatmosphären. Das Härtegut wird außerhalb des Ofens auf ein Transportsystem
gelegt und über dieses in den Ofenraum befördert. Im Ofenraum werden die Teile auf
die jeweilige Austenitisierungstemperatur (860 - 940°C) erwärmt und fallen dann schlagartig
in ein Abschreckbad, insbesondere ein Öl- bzw. Salzbad. Während der Aufheiz- und/oder
Haltephase wird die Oberfläche der Teile durch den Wasserdampf in der Gasatmosphäre
des Ofens leicht oxidiert. Damit die Oxidation der Teile nicht schon bei niedrigen
Temperaturen erfolgt, wird der Flammenschleier, der sich im unteren Teil des Ofeneinlaufes
befindet, optimal eingestellt, d.h., die Menge an Propan oder Erdgas (Kohlenwasserstoffe)
wird so auf die eingespeiste Menge des Reaktionsgases abgestimmt, daß der Flammenschleier
Sauerstoff abbindet und somit eine frühzeitige Oxidation der zu härtenden Teile verhindert
wird. Der Flammenschleier ist quer zur Förderrichtung installiert. Die Mengen an Propan
liegen bei 100 - 2000 l/h und die Reaktionsgasmengen bei 2 - 20 m³/h.
[0010] Durch das neue Verfahren konnten gleichmäßige und gut haftende Schichten (blaue Farbe)
beim Härten von Stahlteilen eingestellt werden. Eine Blasenbildung wurde nicht festgestellt.
[0011] Das Verfahren nach der Erfindung wurde vorstehend mit dem Reaktionsgas Stickstoff-Methanol-Wasser
beschrieben. Es ist selbstverständlich auch mit anderen Reaktionsgasen durchführbar,
die eine reduzierende und oxidierende Komponente aufweisen.
1. Verfahren zum Behandeln von Teilen, insbesondere Stahl- und/oder Gußteilen,
gekennzeichnet durch ein gemeinsames Oxidieren (Bläuen) und Härten der Teile in einem
Ofen mittels Einleiten oder Verdüsen eines reduzierenden und oxidierenden Reaktionsgases
bei Härtetemperaturen in den Ofenraum.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Reaktionsgas ein Methanol-Wasser-Gemisch ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Reaktionsgas als Flüssigkeit vorliegt, die mit gasförmigem Stickstoff in dem
Ofen verdüst und verdünnt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Reaktionsgas im dem Teil des Ofenraumes verdüst wird, in welchem die Teile
auf die Endtemperatur beim Härten erwärmt werden.