[0001] Die Erfindung betrifft eine Presse, insbesondere eine schnellaufende Schneidpresse
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Ausgleichsgewichte als Massen dienen u.a. zum Ausgleichen rotierender Massenkräfte
während des Betriebs der Presse, zum Ausgleichen oszillierender und dgl. Massenkräfte.
[0003] Es treten mit Hubzahlerhöhung und als Folge von Schneidkräften Schwingungen auf die
einen nicht unwesentlichen Anteil an der Belastung von Presse und Werkzeug darstellen.
Die wirtschaftliche Fertigung von Stanzteilen auf Schneidpressen und sog. Schnelläuferpressen
wird jedoch beeinflußt von der Hubzahl, wie auch von der Standzeit bzw. -menge des
Werkzeugs. Die Erhöhung der Hubzahlen bewirkt insgesamt ein Anwachsen der Massenkräfte.
Darüber hinaus sind Massenausgleichsmaßnahmen zur Gewährleistung der Standsicherheit
der Presse erforderlich, ohne daß jedoch die inneren Belastungen der Presse hierdurch
reduziert werden könnten. Durch die Vergrößerung der bewegten Massen und demzufolge
der Steigerung der Massenkräfte werden die inneren Belastungen wesentlich erhöht.
Mit höherer Hubzahl steigt die Eintauchtiefe und der Werkzeugverschleiß nimmt zu.
Das Antriebssystem des Stößels ist bei höheren Hubzahlen infolge Reibverlusten und
Verschleiß höher belastet. Von daher ist eine Erhöhung der Hubzahlen fuhr diese wirtschaftliche
Fertigung nur sinnvoll, wenn der Wirkungsgrad der Presse und die Werkzeugstandzeiten
zumindest gehalten werden.
[0004] Aus der DE 25 34 628 A1 und der EP 0 546 265 sind Pressen gattungsbildender Art bekannt
mit oberhalb der Hauptantriebswelle gelagertem Massenausgleich. Die zweite Masse,
gebildet durch den jeweiligen Pressenstößel, ist über lang ausgeführte und massereiche
Stellmittel mit der Ausgleichsmasse verbunden. Eine dynamische Massenkraftkompensation
beider Massen mit Anpassung der Massendynamik über den Gesamthubzahlbereich ist nicht
vorgesehen.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, die mit ansteigenden Hubzahlen und unter der Einwirkung
der Schneidkräfte bei Pressen gattungsgemäßer Art auftretenden und sich vergrößernden
Schwingungen und damit die Belastung von Presse und Werkzeug gering zu halten bzw.
zu verringern. Hierbei soll der Ausgleich der linear bewegten Massen mit einer synchron
verstellbaren Gegenmasse erfolgen, wobei Stößel und Gegenmasse eng übereinander anzuordnen
sind.
[0006] Diese Aufgabe ist gelöst bei einer Presse gattungsbildender Art durch die den Anspruch
1 kennzeichnenden Merkmale.
[0007] Die Kennzeichen der weiteren Ansprüche stellen bevorzugte und für sich erfinderische
Ausgestaltungen dar.
[0008] Es sind sowohl Querwellen, als auch Längswellenanordnungen möglich. Das Hebelsystem
zwischen Stößel und Gegenmasse hat ein linear elastisches Verhalten. Es liegen für
jeden Kurbelwinkel günstige Übertragungswinkel zwischen beiden Massen vor. Durch diese
Art der Kopplung der Massen läßt sich die Massenträgheit der Gegenmasse beim Schneidvorgang
voll nutzen. Das Gestell der Presse wird von Massenkräften weitgehend freigehalten.
Die paarweise Kopplung von Lagerstellen des Kompensationssystems für Stößel und Gegenmasse
führt zu einem Kurzschließen der Lagerreaktionen bei kleinen Wegen. Es können andere
Bauelemente zum Einsatz kommen. Beispielsweise ist es möglich, Gleitlager durch Wälzlager
zu ersetzen. Das Produkt aus Hub mal Masse kann durch Wahl des Hebelverhältnisses
für beide Massen zumindest annähernd gleich sein. Das Federsystem ist für beide Massen
gleichermaßen einsetzbar.
[0009] Von weiterem Vorteil ist hierbei, daß mit der Verstellbarkeit der Federkonstanten
sich die Einflüsse bei geänderter Hubzahl als auch die der Hubänderung kompensieren.
Das über den gesamten Hubzahlbereich wirkende Prinzip entlastet den Antrieb von Massenkräften.
Die Schneidenergie wird im wesentlichen der Bewegungsenergie von Stößel und Gegenmassen
entnommen.
[0010] Anhand von Ausführungsbeispielen in der Zeichnung soll im folgenden die Erfindung
näher erläutert werden.
[0011] Dabei zeigen:
- Fig. 1
- skizzenartig die Veränderung der Federkonstanten eines Drehstabes durch eine verstellbare
Anlenkung,
- Fig. 2
- eine schnellaufende Presse mit am Pressengestell angebrachten Drehstabfedern,
- Fign. 3A bis 3C
- verschiedene Ausgestaltungen verstellbarer Anlenkungen von Drehstabfedern,
- Fig. 4
- die Anlenkanordnung von vier Drehstabfedern und
- Fig. 5
- eine schnellaufende Presse mit Massenausgleich und Massenkraftkompensation.
[0012] Das grundsätzliche Prinzip zur Verstellung der Federkonstanten zur Anwendung in schnellaufenden
Pressen gemäß Fig. 1 zeigt eine lineare Feder 1, beispielsweise eine Drehstabfeder
aus einem Vergütungsstahl oder aus einem Cr-Ni-Mo legierten Stahl, die in dem Festpunkt
2 pressenfest und in einem pressengestellseitigen Drehlager 3 gelagert ist. Mit der
Drehstabfeder 1 ist ein Lenkerhebel 4 starr verbunden, der in einem Anlenkpunkt 5
von einer Lasche 6 beaufschlagbar ist. Die Lasche 6 ist anderenendes in einem Anlenkpunkt
7 von einem Hebel 8 angelenkt. Mit Bezug auf die Drehstabfeder 1 und den Hebel 8 ist
dieser als Anlenkpunkt im federnahen Bereich anzusehen. Der Hebel 8 ist anderenendes
in seinem stößelnahen Bereich in einem Anlenkpunkt 9 gelagert. Der Hebel 8 ist zudem
in einem im Pressengestell 10 in Richtung der Erstreckung des Hebels 8 manuell oder
motoriell verschiebbaren Lager 11 gelagert. Das Lager 11 ist bis in den federnahen
Bereich, Anlenkpunkt 7, beweglich, so daß die Hebellänge L2 des Hebels 8 zu Null wird
und keine Auslenkbewegungen der Drehstabfeder 1 trotz Bewegung des Anlenkpunktes 9
durch die Bewegung des Stößels 12 erfolgt. Ein solches Hebelsystem ermöglicht die
Verstellbarkeit der Federkonstanten (ct) der Drehstabfeder auch während des Betriebs
der Presse, z.B. bei Hubzahlanpassung. Wird der Anlenkpunkt 9 mit der Bewegung des
Stößels 12 um einen Betrag x ausgelenkt, wird über den in dem Hebellagerpunkt, Lager
11, gelagerten Hebel 8 mit dem Hebelverhältnis

und der Lasche 6 die Drehstabfeder 1 um den Winkel Alpha (α) verdreht. Mit der Federkonstanten
(ct) der Drehstabfeder 1 ergibt sich das in dem Endteil 13 der Drehstabfeder 1 wirkende
Moment (Mt). Die rückwirkende, auf den Stößel 12 wirkende Kraft (F), ergibt sich somit
aus dem Moment dividiert durch das Produkt aus Lh mal i, wobei Lh der Länge des an
die Drehstabfeder 1 angebundenen Lenkerhebels 4 entspricht. Durch Verschieben des
Hebellagerpunktes, Lager 11, läßt sich so die Federkonstante (ct) der Drehstabfeder
1 verändern. Die Verstellung des Lagers 11 bis in den Anlenkpunkt 7 ermöglicht ein
Abschalten des Kompensationssystems.
[0013] Zur allgemeinen Orientierung zeigt Fig. 2 eine schnellaufende Presse mit dem Pressengestell
10 und hier vier (mal zwei) in Festpunkten 2 und Dreh-Lagerstellen bei 3 gelagerten
Drehstabfedern 1. Der Stößel 12 ist nur teilweise zu erkennen.
[0014] In den Fign. 3A bis 3C sind verschiedene Möglichkeiten für eine verstellbare Anlenkung
der Drehstabfeder 1 gezeigt. An den Drehstabfeder 1 ist jeweils ein Lenkerhebel 4
starr befestigt, der in Fig. 3A über eine Lasche 6 mit einem Hebel 8 gelenkig verbunden
ist. Der Hebel 8 ist anderenendes am Stößel 12 gelenkig angeschlossen. Der Hebellagerpunkt
11 wird gebildet durch ein in Längserstreckung des Hebels 8 im Pressengestell 10 verstellbaren
Lager mit Maßnahmen zur Schwenkbarkeit des Hebels 8 in diesem.
[0015] In Fig. 3B ist der Lenkerhebel 4 direkt an den Hebel 8 schwenkbar angelenkt. Anderenendes
ist der Hebel 8 über eine Lasche 6 an dem Stößel 12 schwenkbeweglich angelenkt.
[0016] Fig. 3C zeigt die Möglichkeit der gestreckten Anordnung von Lenkerhebel 4, Hebel
8 und Lasche 6, wobei die Bewegung des Stößels 12 eine Auslenkbewegung des Lenkerhebels
4 bewirkt. Hebel 8 und die in diesem verschiebbar gelagerte Lasche 6 bleiben zueinander
fluchtend ausgerichtet.
[0017] Fig. 4 könnte einen Schnitt durch die in Fig. 2 gezeigte Presse darstellen im Bereich
des Bewegungsabgriffs am Stößel 12 für die Anlenkung von vier mal zwei Drehstabfedern
1. Die Anordnungen von Lenkerhebel 4, Hebel 8 und Lasche 6 entsprechen denen der Fig.
3B. Die Verstellbarkeit der Lager für den jeweiligen Hebellagerpunkt 11 der Hebel
8 erfolgt gemeinsam über eine motorgetriebene Welle 14, einem auf einer mit Rechts-Links-Gewinde
versehenen Spindel 15 aufgesetzten Schneckenrad 16 und Gewindeteilen 17 in den die
Lagerpunkte 11 bildenden verschiebbaren Kulissen 18.
[0018] Die schnellaufende Presse mit dem Pressengestell 10 in Fig. 5 weist einen Stößel
19, die Gegenmasse 20, einen an eine Gegenmasse 20 angelenkten Kurbelantrieb 21 und
in Festpunkten 2 befestigte lineare Federn 2 gemäß Fig. 4 auf Ausgleichsmasse bzw.
Gegenmasse 20 und Stößel 19 als zweite Masse sind unterhalb des Kurbelantriebs 21
linear zu dem Pressengestell 10 geführt und über einen oder mehrere Lenkersysteme
22 untereinander verbunden mit mit einem gestellfesten Drehpunkt 23 und einem in diesem
drehbeweglich gelagerten Lenker 24. Jeder der Lenker 24 ist in verstellbaren Exzenterlagern
25 am Stößel 19 und in verstellbaren Exzenterlagern 26 an der Gegenmassen 20 gelagert.
Die getrennte Einstellung in den Exzentern 25 und 26 ermöglicht eine Auslegung des
Massenausgleichs nach der Formel

, wobei m1 bzw. m2 die jeweilige Masse von Stößel 19 bzw. Gegenmasse 20, r1 bzw.
r2 das Verhältnis der Hübe der Massen m1, m2 darstellt.
1. Presse, insbesondere schnellaufende Schneidpresse mit zwei vermittels Pressenantrieb
(21) bewegten Massen (19, 20), von denen eine erste Masse (19) die Funktion des Stößels
übernimmt und die zweite Masse (20) dem Massenausgleich dient, und beide Massen (19,
20) untereinander wirkverbunden sind, dadurch gekennzeichnet, daß die als Ausgleichsmasse füngierende zweite Masse (20) und die erste Masse (19)
unterhalb des Pressenantriebs (21) angeordnet sind.
2. Presse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beide Massen (19, 20) in dem Pressengestell linear geführt sind.
3. Presse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Masse (20) gegenüber dem Pressengestell mit einem herkömmlichen Kurbelantrieb
(21) bewegbar ist.
4. Presse nach einem oder mehreren der zuvor angeführten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Masse (20) vermittels zumindest eines im Pressengestell gelagerten,
doppelseitigen Hebels (24) mit der ersten Masse (19) wirkverbunden ist.
5. Presse nach einem oder mehreren der zuvor angeführten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Masse (19) und zweite Masse (20) durch ein spiegelsymmetrisches Hebelsystem
(Lenkersystem 22) untereinander verbunden sind.
6. Presse nach einem oder mehreren der zuvor angeführten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß beide Massen (19, 20) vermittels eines Federsystems (1, 2, 3, 4) mit dem Pressengestell
verbunden sind, daß parallel zum Kurbeltrieb (21) zwischen Pressengestell und der
einzelnen Masse (19, 20) gebildet ist.
7. Presse nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch zumindest eine jeder der beiden Massen (19, 20) zugeordneten linearen Federn (1),
deren einer Endteil (13) über einen Hebel (8) mit einer Masse (12, 20, 21) und deren
anderer Endteil in einem Festpunkt (2) mit dem Pressengestell verbunden ist und der
Hebel (8) zweiarmig ausgeführt und in einem Hebellagerpunkt (11) gelagert ist, der
in dem Pressengestell (10) in Erstreckung des Hebels (8) verschiebbar ist.
8. Presse nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die lineare Feder (1) ein Drehstab mit Lenkerhebel (4) ist.