(19)
(11) EP 0 649 609 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.04.1995  Patentblatt  1995/17

(21) Anmeldenummer: 94116005.3

(22) Anmeldetag:  11.10.1994
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6A41D 13/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE

(30) Priorität: 25.10.1993 DE 4336383
22.04.1994 DE 4414080

(71) Anmelder: Schwan, Hermann Wolfgang
D-60320 Frankfurt (DE)

(72) Erfinder:
  • Schwan, Hermann Wolfgang
    D-60320 Frankfurt (DE)

(74) Vertreter: Schlagwein, Udo, Dipl.-Ing. 
Patentanwalt, Frankfurter Strasse 34
D-61231 Bad Nauheim
D-61231 Bad Nauheim (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Knieschützer


    (57) Ein Knieschützer hat einen die vordere Kniegegend umschließenden, kastenförmigen, eine Polsterung für die vordere Kniegegend bildenden Grundkörper (1). Dieser weist eine schalenförmige Abstützfläche (2) zum Abstützen des Schienbeins unterhalb des Kniegelenks und oberhalb der Abstützfläche (2) einen zurückspringenden Bereich (5) auf. In diesem zurückspringenden Bereich (5) ist die Kniescheibe im nicht eingeknickten Zustand des Beines frei beweglich.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen Knieschützer mit einem die vordere Kniegegend umschließenden, kastenförmigen, eine Polsterung für die vordere Kniegegend bildenden Grundkörper.

    [0002] Knieschützer der vorstehenden Art sind im Forschungsbericht Fb 655, Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz, beschrieben. Solche Knieschützer werden zum Schutz der Knie bei knienden Tätigkeiten eingesetzt und beispielsweise von Bergarbeitern, Fliesenlegern beim Verlegen von Bodenplatten oder Gärtnern getragen. Von ihrer Funktion her stellen die bekannten Knieschützer Kissen dar, welche das Knie möglichst gut polsternd abdecken.

    [0003] Die Praxis hat gezeigt, daß die bekannten Knieschützer nur einen unvollkommenen Schutz des Knies ermöglichen und unbequem zu tragen sind. Besonders häufig sind Entzündungen der über der Kniescheibe und dem Schienbeinhöcker liegenden Schleimbeutel und sonstige Druckschädigungen mit nachfolgender Gewebeabtrennung. Auch Hautentzündungen im Bereich der Knie können bei überwiegend kniend arbeitenden Personen häufig beobachtet werden. Diese sind meist darauf zurückzuführen, daß die Durchblutung der Haut durch den beim Knien auftretenden Druck gestört wird und die Haut im Druckbereich infolge unzureichender Belüftung feucht und dadurch empfindlicher wird. Auch die Halteriemen führen oftmals zu Durchblutungsstörungen, da der Umfang des Knies beim Knien um etwa 5 - 7 cm größer ist als in gestreckter Haltung des Beins. Selbst eine dauerhafte Schädigung des nervus peroneus infolge einer Überbelastung beim Knien tritt häufig auf.

    [0004] Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, Knieschützer der eingangs genannten Art so zu gestalten, daß sich bei kniender Körperhaltung eine möglichst geringe Beanspruchung der Knie durch Druckkräfte ergibt und die beim aufrechten Gehen die Beweglichkeit der Kniegelenke möglichst wenig oder nicht beschränken.

    [0005] Dieses Problem wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Grundkörper eine schalenförmige Abstützfläche zum Abstützen des Schienbeins unterhalb des Kniegelenks und oberhalb der Abstützfläche einen zurückspringenden Bereich aufweist, welcher die Kniescheibe im nicht eingeknickten Zustand des Beines frei beweglich aufnimmt.

    [0006] Durch diese Gestaltung kann sich die Kniescheibe in dem zurückspringenden Bereich verlagern, solange sie nicht durch die Abstützkräfte beim Knien fixiert ist. Dadurch wird es der Kniescheibe möglich, beim Einknicken des jeweiligen Kniegelenkes sich wie beim nicht mit einem Knieschützer versehenen Bein nach außen und unten zu bewegen. Beim Knien kommt es dann zu einer wesentlich geringeren Beanspruchung der Kniescheibe, weil diese sich innerhalb des Knieschützers in einer seitlichen Lage befindet und ein Großteil der Abstützkräfte unmittelbar über die erfindungsgemäße Abstützfläche und seitlich der Kniescheibe über den Schienbeinhöcker in den Oberschenkelknochen eingeleitet werden. Der zurückspringende Bereich führt zugleich dazu, daß das Bein im Bereich der vorderen Kniegegend gut belüftet wird, was Hautentzündungen entgegenwirkt. Beim Gehen mit angelegten Knieschützern kommt es durch den zurückspringenden Bereich zu keiner Belästigung im Bereich des Gelenkes. Die schalenförmige Abstützfläche und der zurückspringende Bereich bewirken weiterhin eine zwangsläufig richtige Ausrichtung des Knieschützers am Bein und erfordert dadurch geringere Haltekräfte, so daß eine sichere Befestigung ohne Behinderung der Blutzirkulation möglich ist.

    [0007] Besonders einfach und unabhängig von der Kleidung ist der Knieschützer am Knie zu befestigen, wenn er im unteren Bereich mit um den Unterschenkel zu schlingenden Halteriemen versehen ist. In diesem Bereich des Beines kommt es beim Knien zu keiner wesentlichen Umfangsveränderung, so daß die Halteriemen beim Knien nicht zu stramm anliegen und die Durchblutung des Beines behindern.

    [0008] Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß der Knieschützer an seiner Vorderseite eine Bodenauflage hat, durch die der Unterschenkel einer knienden Person von Knie aus gesehen zum Fuß hin ansteigend ausgerichtet ist. Hierdurch erhält das Bein im Bereich des Fußes so viel Abstand vom Boden, daß der Fuß annähernd im rechten Winkel zum Unterschenkel und ohne flossenartige Verdrehung zur Seite ausgerichtet werden kann, was zu einer besonders bequemen, knienden Haltung führt und auch ein leichtes Drehen des Oberkörpers ohne überhöhte Bänderbeanspruchung im Kniebereich ermöglicht. Die schräge Ausrichtung der Unterschenkel erleichtert zudem das Arbeiten einer knienden Person im vor ihr liegenden Bodenbereich.

    [0009] Der Knieschützer ermöglicht im Knien zwei unterschiedliche Positionen einzunehmen, wenn die Bodenauflage eine quer zum Knieschützer verlaufende Kippkante aufweist und durch unterschiedliche Auflageflächen in zwei unterschiedlich schräg verlaufenden Positionen eine stabile Abstützung gegeben ist.

    [0010] Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß die Bodenauflage zwei seitliche Abstützflächen und dazwischen einen den Boden nicht berührenden, elastisch verformbaren Knieauflagebereich hat. Durch diese von vorn oder hinten gesehen brückenartige Ausbildung drücken die Seitenteile des Knieschützers zunehmend von der Seite her gegen das Knie, wenn das Knie beim Knien sich zunehmend zwischen den seitlichen Abstützflächen abstützt. Dadurch kommt es zu einer Vergrößerung der Abstützfläche und dadurch wiederum zu einer geringeren Druckbeanspruchung, was auch für die Durchblutung der Haut vorteilhaft ist.

    [0011] Eine weitere Entlastung des Knies durch zunehmende seitliche Abstützkräfte läßt sich erreichen, wenn die Bodenauflage an ihrem vordersten Ende mit Abstand von der Kippkante eine Bodenabstützung aufweist und der dazwischenliegende Bereich mit Abstand zum Boden verläuft.

    [0012] Eine andere vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß der Knieschützer aus einer Außenschale und einem darin eingesetzten, die Polsterung aufweisenden Einlegekörper besteht. Hierdurch wird es möglich, für unterschiedliche Beanspruchungen unterschiedlich dämpfende Einlegekörper einzusetzen, so daß der erfindungsgemäße Knieschützer besonders vielseitig wird.

    [0013] Für Personen, welche überwiegend kniend arbeiten müssen, ist es vorteilhaft, wenn der Einlegekörper nach den individuellen Erfordernissen des Benutzers geformt ist. In einem solchen Fall ist es möglich, den Knieschützer nach orthopädischen Gesichtspunkten zu gestalten und durch ihn auch Fehlhaltungen des Benutzers zu korrigieren.

    [0014] Die Abstützung über das Schienbein kann in einem noch stärkeren Maße erfolgen, wenn die Abstützfläche für das Schienbein eine bis vor das Sprunggelenk reichende Abstützverlängerung aufweist.

    [0015] Die Abstützung über das Schienbein kann je nach Bedarf kleiner oder größer gewählt werden, wenn die Abstützverlängerung lösbar mit dem Knieschützer verbunden ist.

    [0016] Eine besonders stabile Position beim Knien erreicht der Kniende, wenn die Abstützverlängerung nahe ihres sprunggelenkseitigen Endes eine bei kniender Haltung zum Boden reichende Stütze aufweist.

    [0017] Die Erfindung läßt zahlreiche Ausführungsformen zu. Zur weiteren Verdeutlichung ihres Grundprinzips ist eine davon in der Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend beschrieben. Diese zeigt in
    Fig.1
    eine perspektivische Ansicht eines Knieschützers nach der Erfindung,
    Fig.2
    einen Längsschnitt durch den Knieschützer,
    Fig.3
    einen Querschnitt durch den Knieschützer entlang der Linie III - III in Figur 2,
    Fig.4
    eine schematische Darstellung einer mit den erfindungsgemäßen Knieschützern knienden Person.


    [0018] Der in Figur 1 gezeigte Knieschützer besteht aus einem Grundkörper 1 aus einem elastischen Material, beispielsweise Polyurethan. Dieser Grundkörper 1 hat im unteren Bereich eine schalenförmige Abstützfläche 2, welche man beim Anbringen des Knieschützers von vorn her unterhalb des Knies gegen das Schienbein legt. Halteriemen 3, 4 ermöglichen es, den Grundkörper 1 in dieser Position am Unterschenkel unterhalb des Knies zu befestigen. Vor der Abstützfläche 2 hat der Grundkörper 1 einen zurückspringenden Bereich 5, der bei Benutzung die Kniescheibe aufnimmt. Dieser zurückspringende Bereich 5 springt so weit zurück und ist so bemessen, daß sich beim aufrechten Gehen die Kniescheibe in ihm möglichst frei bewegen kann.

    [0019] An seiner in Figur 1 gesehen linken Seite hat der Grundkörper 1 eine Bodenauflage 6, mit der der Knieschützer beim Knien sich am Boden abstützt. Diese Bodenauflage 6 ist mit einer quer verlaufenden Kippkante 7 versehen, zu der in Abstand und höherversetzt eine vordere Bodenabstützung 8 verläuft.

    [0020] Die Figur 2 verdeutlicht, daß der zurückspringende Bereich 5 wesentlich näher zur Bodenauflage 6 verläuft als die Abstützfläche 2. Weiterhin sieht man, daß die Bodenabstützung 8 höher liegt als die Kippkante 7. Wenn der Grundkörper 1 beim Knien eine nach vorn gekippte Stellung einnimmt, dann steht er mit der vorderen Bodenabstützung 8 und der Kippkante 7 auf dem Boden auf, während ein dazwischen liegender Bereich 9 keinen Bodenkontakt hat. Drückt die Kniescheibe in diesem Bereich nach unten, dann legen sich Seitenteile 10 des Grundkörpers 1 mit zunehmender Kraft von der Seite her gegen den Kniebereich an. Dargestellt ist in der Figur 2 desweiteren ein Klettbandstück 11. Dieses und ein weiteres an der gegenüberliegenden Seite angebrachtes Klettbandstück ermöglicht es, den Grundkörper 1 statt mit den in Figur 1 gezeigten Halteriemen 3, 4 an Klettbereiche der Hose des Benutzers zu befestigen.

    [0021] Der in Figur 3 gezeigte Querschnitt durch den Grundkörper 1 zeigt, daß die Bodenauflage in diesem Bereich zwei seitliche Abstützflächen 12, 13 hat, zwischen denen ohne Bodenkontakt ein Kniestützbereich 14 verläuft. Die Figur 3 läßt weiterhin erkennen, daß der Grundkörper 1 aus einer Außenschale 15 und einem darin eingesetzten Einlegekörper 16 gebildet sein kann. Möglich ist es dann, den Einlegekörper 16 ähnlich wie bei einer Fußformsohle individuell zu formen.

    [0022] Die Figur 4 zeigt schematisch eine kniende Person 17 mit einem erfindungsgemäß gestalteten Knieschützer 18. Zu erkennen ist, daß dieser Knieschützer 18 lediglich mit der Bodenabstützung 8 und der Kippkante 7 auf dem mit 19 positionierten Boden aufsteht. Dadurch verlaufen die Unterschenkel 20 der Person 17 nach hinten hin ansteigend, so daß die Füße 21 eine bequeme Haltung einnehmen können und auf sie keine größeren Kräfte wirken. Strichpunktiert ist eine Abstützverlängerung 22 dargestellt, welche entlang des Schienbeins verläuft und nahe des Sprunggelenkes eine zum Boden 19 reichende Stütze 23 haben kann. Diese Abstützverlängerung 22 kann entweder fest am Knieschützer 18 angebracht oder lösbar mit ihm verbunden sein.

    Bezugszeichenliste



    [0023] 
    1
    Grundkörper
    2
    Abstützfläche
    3
    Halteriemen
    4
    Halteriemen
    5
    zurückspringender Bereich
    6
    Bodenauflage
    7
    Kippkante
    8
    Bodenabstützung
    9
    Bereich
    10
    Seitenteil
    11
    Klettbandstück
    12
    Abstützfläche
    13
    Abstützfläche
    14
    Stützbereich
    15
    Außenschale
    16
    Einlegekörper
    17
    Person
    18
    Knieschützer
    19
    Boden
    20
    Unterschenkel
    21
    Füße
    22
    Abstützverlängerung
    23
    Stütze



    Ansprüche

    1. Knieschützer mit einem die vordere Kniegegend umschließenden, kastenförmigen, eine Polsterung für die vordere Kniegegend bildenden Grundkörper, dadurch gekennzeichnet, daß der Grundkörper (1) eine schalenförmige Abstützfläche (2) zum Abstützen des Schienbeins unterhalb des Kniegelenks und oberhalb der Abstützfläche (2) einen zurückspringenden Bereich (5) aufweist, welcher die Kniescheibe im nicht eingeknickten Zustand des Beines frei beweglich aufnimmt.
     
    2. Knieschützer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er im unteren Bereich mit um den Unterschenkel zu schlingenden Halteriemen (3, 4) versehen ist.
     
    3. Knieschützer nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Knieschützer an seiner Vorderseite eine Bodenauflage (6) hat, durch die der Unterschenkel einer knienden Person von Knie aus gesehen zum Fuß hin ansteigend ausgerichtet ist.
     
    4. Knieschützer nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Bodenauflage (6) eine quer zum Knieschützer verlaufende Kippkante (7) aufweist und durch unterschiedliche Auflageflächen in zwei unterschiedlich schräg verlaufenden Positionen eine stabile Abstützung gegeben ist.
     
    5. Knieschützer nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Bodenauflage (6) zwei seitliche Abstützflächen (12, 13) und dazwischen einen den Boden (19) nicht berührenden, elastisch verformbaren Kniestützbereich (14) hat.
     
    6. Knieschützer nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Bodenauflage (6) an ihrem vordersten Ende mit Abstand von der Kippkante (7) eine Bodenabstützung (8) aufweist und der dazwischenliegende Bereich (9) mit Abstand zum Boden verläuft.
     
    7. Knieschützer nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er aus einer Außenschale (15) und einem darin eingesetzten, die Polsterung aufweisenden Einlegekörper (16) besteht.
     
    8. Knieschützer nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Einlegekörper (16) nach den individuellen Erfordernissen des Benutzers geformt ist.
     
    9. Knieschützer nach zumindest einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstützfläche (2) für das Schienbein eine bis vor das Sprunggelenk reichende Abstützverlängerung (22) aufweist.
     
    10. Knieschützer nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstützverlängerung (22) lösbar mit dem Knieschützer (18) verbunden ist.
     
    11. Knieschützer nach den Ansprüchen 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstützverlängerung (22) nahe ihres sprunggelenkseitigen Endes eine bei kniender Haltung zum Boden (19) reichende Stütze (23) aufweist.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht