[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung der Farbführung einer autotypischen
arbeitenden Druckmaschine gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1.
[0002] Der visuelle Farbeindruck von Offsetdruckprodukten entsteht in bekannter Weise durch
ein Zusammenspiel von subtraktiver und additiver Farbmischung. Dies hat seinen Grund
darin, daß die einzelnen Rasterpunkte jeder Druckfarbe in verschiedener Größe sowohl
nebeneinander als auch sich mehr oder weniger überlappend übereinander gedruckt werden.
Die verwendeten Druckfarben sind dabei lasierend, d.h. die Wirkung entspricht einem
auf dem weißen Bedruckstoff liegenden Filter. Die farbliche Richtung des Zusammendrucks
wird dabei sowohl durch die Schichtdicke der aufgetragenen Druckfarbe als auch durch
die Größe der Rasterpunkte (geometrische Flächendeckung) bestimmt. Durch Verändern
der Einstellung der Farbführungsorgane in den einzelnen Druckwerken kann somit der
Farbort einer Druckbildstelle verändert werden. In der Regel werden bei Farbdrucken
drei Buntfarben Cyan, Magenta, Yellow sowie eine vierte Druckfarbe Schwarz (Kontraststeigerung)
gedruckt.
[0003] Seit langem ist es bekannt, den Farbauftrag auf einem Druckprodukt an extra mitgedruckten
Meßelementen fotoelektrisch zu erfassen und daraus ein Maß für die aufgetragene Farbmenge
abzuleiten. Meist wird dies mittels Densitometern durchgeführt, da zwischen Farbdichtewert
und Schichtdicke der Farbe und somit auch der Stellung der beispielsweise als Farbschieber
ausgebildeten Farbführungsorgane ein relativ einfacher Zusammenhang besteht. Nachteilig
ist hierbei, daß eine densitometrische Erfassung der Farbführung keine zahlenmäßigen
Aussagen hinsichtlich des visuellen Farbempfindens zuläßt. Eine Kontrolle der Farbführung
an extra mitgedruckten Meßelementen hat ferner den Nachteil, daß Raum auf dem Bedruckstoff
für diese Meßfelder verbraucht wird und ferner lediglich der Sollfarbauftrag eben
dieser Meßfelder gesteuert wird. Der Farbeindruck des eigentlichen Sujets wird dementsprechend
nur indirekt verändert.
[0004] Aus der EP 0 228 347 B1 ist ein Verfahren zur Farbauftragssteuerung bei einer Druckmaschine
bekannt, bei welchem auf dem bedruckten Bogen Testbereiche farbmetrisch ausgemessen
werden, auf ein ausgewähltes Farbkoordinatensystem bezogene Farborte ermittelt werden,
Farbabstände zwischen Ist- und Soll-Werten (Vorlage) gebildet werden und die Steuerdaten
aus eben diesen Farbabständen zu bestimmen sind. Dieses Verfahren verwendet eine empirisch
zu bestimmende Abhängigkeit der Farbortkoordinaten als Funktion einer Änderung der
Schichtdicke der gedruckten Farbe.
[0005] Dieses Verfahren arbeitet zwar farbmetrisch, d.h. die ermittelten Farborte sowie
Farbabstände lassen auch Schlüsse hinsichtlich des visuellen Farbeindruckes zu. Wegen
der beschriebenen Art und Weise der Berechnung von Stellbefehlen für die Farbführung
über die partiellen Ableitungen der Farbortkoordinaten nach den Farbdichten der beteiligten
Druckfarben scheint dieses Prinzip wohl lediglich bei extra mitgedruckten Meßfeldern
zu funktionieren. Allein durch diese Schrift ist kein Weg erkennbar, wie Stellbefehle
für die Farbführung durch Messungen direkt im Druckbild, dem Sujet, zu erhalten sind.
[0006] Aus der DD 227 094 A1 ist ein Verfahren zur farbmetrischen Auswertung von Druckprodukten
bekannt. Durch Meßeinrichtungen in der Maschine werden die Farbortkoordinaten bestimmter
Testbereiche und über die Beziehung von Neugebauer daraus Flächenbedeckungsgrade der
gedruckten Farben bestimmt. Wird neben den Buntfarben noch die Farbe Schwarz gedruckt,
so ist eine zweite farbmetrische Meßeinrichtung für diese Farbe nötig, was als nachteilig
anzusehen ist.
[0007] Aus der EP 0 143 744 A1 ist ein Verfahren zur Beurteilung der Druckqualität sowie
zur Regelung der Farbführung bekannt. An Bildelementen im Sujet werden mit einem oder
mehreren Meßköpfen die Remissionen in vier spektralen Bereichen gemessen. Gemäß den
Angaben dieser Schrift werden die Farbdichten für die Buntfarben sowie eine spektrale
Remission im Infrarotbereich für die Druckfarbe Schwarz bestimmt. Wiederum über die
Neugebauer-Gleichungen werden Flächenbedeckungen ermittelt (demaskiert). Dies wird
an den gleichen Bildstellen der auf der Maschine gedruckten Exemplare als auch an
einer Soll-Vorlage durchgeführt. Aus dem Soll-Ist-Vergleich der Flächenbedeckungen
können Stellbefehle für die Farbführung der Druckmaschine abgeleitet werden.
[0008] Nachteilig ist hierbei, daß für die Buntfarben Dichtewerte zu bestimmen sind, die,
wie bereits erwähnt, keinen Bezug zum visuellen Farbeindruck darstellen. Diese Schrift
lehrt zwar, aus den erfaßten Remissionen auch Farborte zu bestimmen, dies führt aber
nur zu ungenauen Ergebnissen, da Farbdichtewerte die Ausgangsgröße bilden.
[0009] Aus dem Stand der Technik ist es somit bekannt, entweder über Farbdichtewerte oder
Farbwerte die geometrischen Flächenbedeckungen von Testbereichen zu bestimmen und
daraus Steuergrößen für die Farbführung zu bestimmen. Bekanntlich beschreibt die auf
vier Farben erweiterte Neugebauer-Beziehung den theoretischen Zusammenhang zwischen
dem Farbort eines Vier-Farb-Zusammendrucks und den geometrischen Flächenbedeckungsgraden
der einzelnen Farben und ihrer Zusammendrucke. Die dabei benutzten Normfarbwerte für
die Einzelfarben, die Kombinationen der Zusammendrucke und das Papierweiß werden an
vollflächig bedruckten Proben ermittelt. Die derartig ermittelten geometrischen Flächenbedeckungen
sowie die aus einem Soll-Ist-Vergleich ermittelte Farbführungsveränderung können aber
nur ungenaue Ergebnisse liefern, da Lichtstreuung bzw. Lichtfang nicht berücksichtigt
werden. Bekanntlich ist bei einer Rasterstruktur die optisch wirksame Flächenbedeckung
bzw. Farbfläche entscheidend und nicht die lediglich geometrisch von Farbe bedeckte
Fläche.
[0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff von
Anspruch 1 derartig zu erweitern, daß die Steuerung der Farbführung mit großer Genauigkeit
möglich ist.
[0011] Gelöst wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale von Anspruch 1. Weiterbildungen
der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0012] Des weiteren wird die Erfindung an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert. Dabei
wird die Steuerung der Farbführung einer Bogenoffsetdruckmaschine beschrieben. Es
ist ein sogenannter Vorlage- bzw. OK-Bogen vorgegeben. Die zu druckenden Bogen sollen
in ihrer farblichen Erscheinung des Bildes möglichst gering von diesem Vorlagebogen
abweichen.
[0013] Auf dem Vorlagebogen wird eine Anzahl von Testbereichen festgelegt, die entweder
besonders bildwichtig sind, besonders typische oder schwierige Farbnuancen zeigen
oder sonstwie typisch für den gesamten Bildaufbau sind. Es sei in diesem Beispiel
davon ausgegangen, daß eben diese Testbereiche allesamt durch einen Zusammendruck
der drei Buntfarben sowie der Schwarzfarbe im Rastertonbereich entstanden sind.
[0014] Des weiteren wird das erfindungsgemäße Verfahren für einen Testbereich des Vorlagebogens
sowie den entsprechenden Testbereich des Druckbogens beschrieben. Mit den übrigen
Testbereichen wird entsprechend verfahren.
[0015] Mittels eines Spektralfotometers wird die spektrale Remission des Testbereichs am
Vorlagebogen sowie die spektrale Remission des entsprechenden Testbereichs am bedruckten
Bogen erfaßt. Aus diesen spektralen Remissionen werden jeweils die X,Y,Z-Komponenten
der Farbwerte bestimmt, wobei die genormten Empfindlichkeitskurven eines CIE-Normalbeobachters
Anwendung finden. Durch Anwendung der bekannten Transformationsgleichungen können
daraus Farborte des CIE-LUV-Farbenraumes bestimmt werden. Für diesen Testbereich des
Vorlagebogens erhält man also einen den Soll-Farbort. Der Farbort des entsprechenden
Testbereichs im Druckbogen stellt somit den Ist-Farbort dar.
[0016] Gemäß diesem Verfahrensbeispiel wird ein Spektralfotometer verwendet, welches auch
spektrale Intensitäten im nahen Infrarot bei Wellenlängen zwischen 0,85µ und 1.0µ
liefert. In diesem angegebenen Wellenlängenbereich des nahen Infrarots wird nun eine
Schmalband-Farbdichte für eine Wellenlänge L (IR) bestimmt. Diese Schmalband-Farbdichte
sei des weiteren DIR bezeichnet.
[0017] Statt eines derart ausgewählten Spektralfotometers kann beim erfindungsgemäßen Verfahren
auch ein an sich in bekannter Weise ausgebildetes Farbmeßgerät (Spektral; Dreibereich)
angewendet werden, dem ein Infrarot-Farbdichtemeßgerät zugeschaltet ist (Strahlteiler).
Das Erfassen von Farbort als auch von Infrarot-Farbdichte erfolgt dann durch zwei
Meßsysteme.
[0018] Wird auf Vorlage- sowie Druckbogen eine Vielzahl von Testbereichen ausgemessen und
miteinander verglichen, so ist es vorteilhaft, wenn die allgemein als fotoelektrische
Abtasteinrichtung zu bezeichnende Meßeinrichtung an einer in einer Ebene verfahrbaren,
automatisch gesteuerten Einrichtung angebracht ist. Mit einer derartigen, an sich
bekannten Einrichtung kann eine Vielzahl von abgespeicherten Testbereichen angefahren
und automatisch ausgemessen werden. Dazu wird auf die Oberfläche dieser Einrichtung
zunächst der Vorlagebogen aufgelegt und sodann ausgemessen. Mit dem Druckbogen wird
genauso verfahren. Selbstverständlich wird bei der Ermittlung von Stellbefehlen für
die Farbführung die Lage der einzelnen Testbereiche hinsichtlich der sogenannten Farbdosierzonen
berücksichtigt.
[0019] Bevor die weiteren Verfahrensschritte genauer erläutert werden, erfolgt eine verkürzte
Wiedergabe des erfindungsgemäßen Vorgehens. Die Erfindung macht sich dabei die Erkenntnis
zu nutze, daß aus den oben beschriebenen Infrarot-Farbdichtewerten DIR des Testbereichs
im Vorlage- und Druckbogen über einen empirischen Zusammenhang ein Farbort bestimmt
werden kann, der sich ergibt, wenn nur die Buntfarben Cyan, Magenta und Yellow gedruckt
werden. Mit X(CMYK), Y(CMYK), Z(CMYK) seien die Normfarbwerte des Testbereichs im
Vorlagebzw. Druckbogen bezeichnet. Mit X(CMY), Y(CMY), Z(CMY) werden die entsprechenden
Normfarbwerte des Farbortes verstanden, der sich ergibt, wenn nur die Buntfarben Cyan,
Magenta, Yellow gedruckt werden.
[0020] Zur Umrechnung der Normfarbwerte des Vierfarben-Zusammendruckes in die hilfsweise
verwendeten Normfarbwerte des hypothetischen Dreifarbendrucks wird dabei folgende
Beziehung verwendet:

,

.
[0021] Wie oben dargestellt, werden die Normfarbwerte des Vierfarb-Übereinanderdrucks im
Testbereich also linear in einen anderen Farbort umgerechnet. Die dabei verwendeten
Umrechnungskoeffizienten ax(1), ax(2); ay(1),..., az(2) sind dabei keine konstanten
Parameter, sondern, wie gefunden wurde, jeweils eine Funktion der gemessenen Infrarot-Farbdichte
DIR. Der Zusammenhang dieser Parameter mit der Infrarot-Farbdichte DIR wird dabei
empirisch ermittelt.
[0022] Die Bestimmung der Koeffizienten ax(1), ax(2),....., az(1), az(2) wird nun nachstehend
anhand der Zeichnungen erläutert. Beschrieben wird dabei die empirische Bestimmung
der Koeffizienten ax(1), ax(2) für die lineare Transformation des Normfarbwertes X(CMY)
aus dem Normfarbwert für den vierfarbigen Übereinanderdruck X(CMYK). Das Vorgehen
für die Bestimmung der Koeffizienten ay, az für die Transformation der Normfarbwerte
Y(CMY), Z(CMY) aus den Normfarbwerten Y(CMYK), Z(CMYK) ist dabei analog.
[0023] Hergestellt wird ein Probedruck, auf dem eine Vielzahl von dreifarbigen bzw. vierfarbigen
Übereinanderdrucken nebeneinanderliegen. Einen Ausschnitt einer beispielhaften Anordnung
der Meßfelder zeigt Fig. 1. Bei den einzelnen Meßfeldpaaren wird der Anteil druckender
Fläche sowohl für die drei Buntfarben als auch für die Druckfarbe Schwarz in dem Übereinanderdruck
der vier Farben variiert. Die Abstufung der einzelnen Meßfelder kann dabei dergestalt
sein, daß die Anteile druckender Flächen beispielsweise jeweils um 10% verändert werden.
[0024] Fig. 1 zeigt, daß auf dem Probebogen jeweils paarweise Meßfelder angeordnet sind,
wobei in einem Meßfeld CMY die drei Buntfarben C,M,Y mit vorgegebenen Rasterton und
in dem daneben liegenden Meßfeld CMYK wiederum die drei Buntfarben C,M,Y mit dem gleichen
Rasterton (Anteil druckender Fläche) und zusätzlich noch die Farbe Schwarz K mit vorgegebenen
Rastertonwert gedruckt werden. Auf dem Probebogen können die Meßfeldpaare matrixartig,
also in Zeilen 1, 2, 3, ... und Spalten A, B, C, ... angeordnet sein. In Fig. 1 ist
gestrichelt ein Meßfeldpaar hervorgehoben.
[0025] Gemäß der in Fig. 1 gezeigten matrixartigen Anordnung der Meßfeldpaare CMY, CMYK
kann vorgesehen sein, daß in den Spalten A, B, C, ... jeweils der Rastertonwert der
Farbe Schwarz K in dem Meßfeld CMYK des vierfarbigen Übereinanderdruckes konstant
ist und die Rastertonwerte der drei Buntfarben variiert. Dies bedeutet, daß in einer
Spalte A, B, C,... in unterschiedlichen Zeilen 1, 2, 3,... die drei Buntfarben wegen
der Variation der Rastertonwerte unterschiedliche Farbfelder erzeugen. Werden also
die Farbwerte X, Y, Z in einer Spalte an den Meßfeldpaaren CMY/CMYK erfaßt und zusätzlich
noch an den Meßfeldern CMYK mit dem Übereinanderdruck der vier Farben die Infrarot-Farbdichte
DIR bestimmt, so stellt man fest, daß sich entlang der Spalte die Farbwerte X, Y,
Z wegen der unterschiedlichen Rastertonwerte der Buntfarben in einem weiten Bereich
ändern. Die Infrarot-Farbdichte DIR bleibt dagegen nahezu konstant, da ja die Farbe
Schwarz längs der Spalte in den Meßfeldern CMYK stets mit gleichem Anteil druckender
Fläche mitgedruckt wurde.
[0026] Nun werden auf einem oben beschriebenen Probebogen verschiedenfarbige Meßfelder CMY
des Übereinanderdrucks der drei Buntfarben C,M,Y sowie die dazugehörigen Meßfelder
CMYK des Übereinanderdrucks der drei Buntfarben C,M,Y sowie der Schwarzfarbe K ausgemessen,
wobei der Anteil druckender Fläche (Rastertonwert) für die Farbe Schwarz stets gleich
bleibt. Man erfaßt also die Farbwerte X, Y, Z sowie die Infrarot-Farbdichte DIR längs
einer der Spalten A, B, C,... .Desweiteren wird dabei lediglich das Vorgehen für den
Farbwert X beschrieben. Trägt man nun die Ergebnisse einer Meßreihe in einem Diagramm
gemäß Fig. 2 auf, in welchem der Normfarbwert X(CMY) des Meßfeldes CMY mit dem Übereinanderdruck
nur der drei Buntfarben als Funktion des zugehörigen Normfarbwertes X(CMYK), ermittelt
am Meßfeld CMYK mit dem zusätzlichen Druck der Farbe Schwarz K, dargestellt ist, so
liegen die Meßpunkte (X(CMYK);X(CMY)) dieser Meßreihe nahezu auf einer eine Geraden.
[0027] In Fig. 2 ist als Abszisse der Normfarbwert X(CMYK) dargestellt, also der Normfarbwert
X, der sich jeweils an dem Meßfeld CMYK mit dem Übereinanderdruck der vier Druckfarben
C,M,Y,K ergibt. Entsprechend stellt die Ordinate diejenigen Normfarbwerte X(CMY) dar,
die sich an den Meßfeldern CMY ergeben, in denen nur die drei Buntfarben C,M,Y beteiligt
sind. Die Winkelhalbierende zwischen Ordinate und Abszisse stellt dabei diejenige
Gerade dar, die sich ergibt wenn die Farbe Schwarz nicht mitgedruckt wird.
[0028] In Fig. 2 sind verschiedene Geraden aufgetragen, wobei deren Steigerung sich mit
dem Anteil druckender Fläche der Druckfarbe Schwarz K im Meßfeld CMYK vergrößert,
was durch den Pfeil angedeutet ist. Jede Gerade ist dabei eine Ausgleichsgerade durch
eine Vielzahl von einzelen Meßpunkten einer Meßreihe. Jeder Geraden einer Meßreihe
ist ferner auch ein (gemittelter) Wert der Infrarot-Farbdichte DIR zuzuordnen.
[0029] Wie in Fig. 2 dargestellt ist, schneiden diese Geraden sowohl die Winkelhalbierende
(Flächendeckung der Druckfarbe Schwarz = 0) als auch die Ordinate. Wegen der unterschiedlichen
Steigungen der Geraden schneiden diese die Ordinate an unterschiedlichen Stellen,
d.h. es ergeben sich unterschiedliche Ordinatenschnittpunkte.
[0030] Nachdem nun die Korrelation des Normfarbwertes X(CMY)/X(CMYK) für verschiedene Anteile
druckender Fläche der Farbe Schwarz festgestellt worden ist, ist es nun möglich, für
jeweils einen Anteil druckender Fläche der Farbe Schwarz die Koeffizienten ax(1),
ax(2) als entsprechende Steigung sowohl den Ordinatenschnittpunkt aus dem Diagramm
gemäß Fig. 2 zu entnehmen (auflösen einer Geradengleichung). Da jede Gerade einer
Meßreihe mit bekannter Infrarot-Farbdichte DIR entspricht, können nun diese Infrarot-Farbdichten
DIR den entsprechenden Koeffizienten ax(1), ax(2) zugeordnet werden. Durch Anwendung
von Interpolationsverfahren kann nun die Abhängigkeit ax(1) bzw. ax(2) von der Infrarot-Farbdichte
funktional dargestellt werden. Man erhält also zwei Funktionen:

und

. Entsprechend werden durch Auswerten der Y(CMY)/Y(CMYK) und Z(CMY)/Z(CMYK) - Korrelationen
ebenfalls Interpolationsfunktionen

,

,

,

ermittelt.
[0031] Die Umrechnung der Normfarbwerte X,Y,Z des Vierfarben-Zusammendruckes auf die Normfarbwerte
des sich hypothetisch ergebenden Dreifarben-Zusammendruckes gemäß dem weiter obenstehend
gemachten Ansatz trägt dabei dem Umstand Rechnung, daß die Druckfarbe Schwarz nicht
nur eine reine "Filterfunktion" darstellt, also daß die entsprechenden Normfarbwerte
X(CMYK), Y(CMYK), Z(CMYK) eben nicht nur um einen bestimmten Betrag gedämpft werden.
Das Vorhandensein der Druckfarbe Schwarz ergibt also nicht nur eine reine Veränderung
der Helligkeit eines Vierfarben-Übereinanderdrucks gegenüber dem zugehörigen Übereinanderdruck
der drei Buntfarben C,M,Y. Das Vorhandensein der Druckfarbe Schwarz führt vielmehr
auch zu einer leichten Veränderung des Farbortes an sich, was durch die Koeffizienten
ax(2), ay(2) und az(2) zum Ausdruck kommt. Da diese Koeffizienten von der Infrarot-Farbdichte
DIR abhängen, ergibt sich, daß die durch das Vorhandensein der Druckfarbe Schwarz
bewirkte "Farbort-Korrektur" ebenfalls eine Funktion des Anteils druckender Fläche
der Druckfarbe Schwarz ist.
[0032] Aus der weiter oben beschriebenen Infrarot-Farbdichte DIR des Testbereichs wird die
effektive Farbfläche für die Farbe Schwarz EFF(Schwarz) über eine empirische Beziehung
zwischen der Infrarot-Farbdichte DIR und eben dieser effektiven Farbfläche ermittelt.
Zur Bestimmung dieser Parameter werden Druckversuche durchgeführt. Dazu wird ebenfalls
auf einem Probebogen eine Reihe von Rasterfeldern der Farbe Schwarz gedruckt, wobei
der Rastertonwert stufig oder kontinuierlich variiert wird und die gemessene Infrarot-Farbdichte
DIR gegenüber der bspw. videotechnisch oder planimetrisch ausgemessenen effektiven
Farbfläche EFF aufgetragen wird. Wiederum durch Verwendung einer Interpolationsfunktion
erhält man eine funktionale Darstellung der Beziehung

.
[0033] Weiter oben wurde beschrieben, wie aus den Normfarbwerten X(CMYK), Y(CMYK), Z(CMYK)
der ausgemessenen Testbereiche die Normfarbwerte X(CMY), Y(CMY), Z(CMY) des theoretischen
Buntfarben-Zusammendrucks ermittelt werden. Diese Normfarbwerte, die sich theoretisch
ergeben, würden nur die drei Buntfarben zusammengedruckt, dienen nun als Ausgangspunkt
zur Errechnung der effektiven Farbflächen EFF(Cyan), EFF(Magenta), EFF(Yellow). Diese
effektiven Farbflächen EFF für die drei Buntfarben sind ebenso wie die effektive Farbfläche
EFF(Schwarz) dimensionslos und bedeuten physikalisch den optisch - incl. Streueffekten
- wirksamen Flächenanteil einer Einheitsfläche. Je nach Kalibrierung des Werts der
effektiven Farbfläche EFF - Zahlenwert in % bzw. als Wert zwischen 0 und 1 - ähneln
diese Werte den Flächendeckungen im Film oder auf dem Druckbild.
[0034] Um die effektiven Farbflächen EFF für die drei Buntfarben zu berechnen, wird von
einem System modifizierter Neugebauer-Gleichungen ausgegangen. Die bei der Erfindung
zur Anwendung kommenden modifizierten Neugebauer-Gleichungen gehen dabei von dem gleichen
mathematischen Ansatz aus, wie die allgemein bekannte Neugebauer-Gleichung. Bekanntlich
können durch die Neugebauer-Gleichungen die Normfarbwerte eines Dreifarben-Übereinanderdrucks
dadurch errechnet werden, daß die geometrischen Flächenbedeckungen der drei Buntfarben
im Vollton sowie des Papierweißes und ferner auch die Normfarbwerte der entsprechenden
Vollton-Übereinanderdrucke miteinander verknüpft werden.
[0035] Erfindungsgemäß ist nun vorgesehen, daß in den modifizierten Neugebauer-Gleichungen
statt der geometrischen Flächenbedeckungen die beschriebenen effektiven Farbflächen
EFF der drei Buntfarben eingesetzt werden. Ferner ist vorgesehen, daß statt der Normfarbwerte
für die jeweiligen Vollton-Farbflächen (Einzel- und im Zusammendruck) Normfarbwerte
verwendet werden, die die durch Streueffekte an gedruckten Rasterflächen bewirkten
Veränderungen berücksichtigen. Diese Daten werden an einer gedruckten Probetafel ermittelt,
wobei diese eine bestimmte Menge definierter CMY-Farbfelder enthält, die im wesentlichen
aus gerasterten Farbflächen - einzeln und auch im Übereinanderdruck - definierter
Anteile bestehen.
[0036] Das System der Neugebauer-Gleichungen besteht aus drei Gleichungen (für je einen
Normfarbwert des CMY-Farbfeldes). Wiedergegeben ist hier die Neugebauer-Gleichung
in einer Vektordarstellung.

[0037] Bei dem oben genannten Ansatz bedeuten dabei EFF(C), EFF(M), EFF(Y), wie bereits
erwähnt, die effektiven Farbflächen für die drei Buntfarben C,M,Y. X(W), X(C), X(M),
X(Y), Y(W), Y(C), .... , Z(Y) sind die auf farbmetrische Weise ermittelten Normfarbwerte
des Paperweiß W bzw. eines Cyan- Magenta- bzw. Yellow-farbenen Rasterfeldes; X(CM),
X(CY), X(MY), X(CMY) die entsprechenden Normfarbwerte für zwei- bzw. dreifarbig übereinander
gedruckte Rastertonfelder. Diese Werte werden in Probedrucken (Probetafel) bestimmt
und zur späteren Berechnung abgespeichert.
[0038] Mittels der oben angedeuteten drei Gleichungen für die Normfarbwerte X(CMY), Y(CMY),
Z(CMY) werden nun die effektiven Farbflächen EFF(C), EFF(M), EFF(Y) für die drei Buntfarben
errechnet. Die Gleichungen werden dazu nach diesen Größen aufgelöst.
[0039] Entsprechend der voranstehenden Beschreibung werden für jeden Testbereich des Vorlagebogens
und des Druckbogens die effektiven Farbflächen sowohl für die Farbe Schwarz als auch
für die drei Buntfarben errechnet. Dann werden die Differenzen der effektiven Farbflächen
jeweils eines Testbereichs des Vorlagebogens und des gedruckten Bogens gebildet. Diese
Differenzen werden dann über empirische Beziehungen, die insbesondere das Farbwerksverhalten,
den Farbwerksaufbau der Druckmaschine sowie die Eigenschaften der verwendeten Druckfarben
berücksichtigen, in Stellbefehle für die Farbführungsorgane umgerechnet. Werden in
einer Farbdosierzone mehrere Testbereiche ausgewertet, so wird eine optimal erreichbare
Differenz der effektiven Farbfläche für die jeweilige Druckfarbe gebildet (z.B. Mittelwert).
Auch kann vorgesehen sein, eine Prüfung der für alle ausgewählten Testbereiche ermittelten
Differenzen der effektiven Farbflächen für jede Farbzone - ggf. für jeweils benachbarte
Farbzonen - und jedes Farbwerk in einem logischen Netzwerk auf Plausibilität und Verträglichkeit
der Werte durchzuführen.
[0040] Nachdem die Farbführungsorgane aufgrund der errechneten Stellbefehle, wie vorstehend
beschrieben, verändert wurden, werden neue Bogen gedruckt. Daraufhin erfolgt die Wiederholung
des Verfahrens und gegebenenfalls die Berechnung von Korrekturen aus gespeicherten
Daten für die in den empirischen Gleichungen benutzen Parameter zur Anpassung an die
aktuellen Druckbedingungen, solange, bis die Differenz zwischen den Farborten der
Testbereiche von Vorlage und gedrucktem Bogen vorgegebene Toleranzen unterschreitet.
1. Verfahren zur Steuerung der Farbführung einer autotypisch arbeitenden Druckmaschine,
insbesondere Offsetdruckmaschine, bei welchem in ausgewählten Testbereichen des Bildes
einer Vorlage sowie entsprechenden Testbereichen der Druckprodukte Remissionswerte
fotoelektrisch erfaßt werden, aus denen Flächendeckungswerte der gedruckten Farben
bestimmt werden, wozu für die Druckfarbe Schwarz die Remission im nahen Infrarot erfaßt
wird, und die Stellbefehle für die Farbführungsorgane der Druckmaschine aus einem
Vergleich der entsprechenden Flächendeckungswerte von Vorlage und Druckprodukte ermittelt
werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß für die Druckfarbe Schwarz die Infrarot-Farbdichte DIR bestimmt wird, aus der
über eine empirisch ermittelte Beziehung der optisch wirksame Flächendeckungswert
EFF(K) für die Druckfarbe Schwarz bestimmt wird,
daß die Remissionen aus den Testbereichen zu Normfarbwerten X(CMYK), Y(CMYK), Z (CMYK)
umgerechnet werden,
daß aus den Normfarbwerten X(CMYK), Y(CMYK), Z(CMYK) des vierfarbigen Übereinanderdrucks
durch eine lineare Transformation folgende Normfarbwerte berechnet werden:

,

,
wobei diese Normfarbwerte X(CMY), Y(CMY), Z(CMY) einem Farbort entsprechen, der nur
durch den Zusammendruck der drei Buntfarben entsteht, und wobei die Koeffizienten
ax(1), ax(2); ay(1), ay(2); az(1), az(2) empirisch als Funktion der Infrarot-Farbdichte
DIR bestimmt werden, und daß aus den derartig erhaltenen Normfarbwerten X(CMY), Y(CMY),
Z(CMY) die optisch wirksamen Flächendeckungswerte EFF(C), EFF(M), EFF(Y) der drei
Buntfarben bestimmt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Bestimmung der Werte der effektiven Farbflächen EFF(C), EFF(M), EFF(Y) für
die drei Buntfarben C, M, Y die Neugebauer-Gleichungen angewendet werden, wobei die
theoretisch errechneten Normfarbwerte X(CMY), Y(CMY), Z(CMY) verwendet werden und
für die in die Neugebauer-Gleichungen einzusetzenden Normfarbwerte der Einzelfarb-
als auch Übereinanderdruck-Kombinationen derartige Normfarbwerte verwendet werden,
die in Druckversuchen an Rasterflächen ermittelt worden sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verfahren solange wiederholt wird, bis die farblichen Abweichungen innerhalb
eines vorgegebenen Toleranzrahmens liegen.