[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von kornorientiertem Elektroband
mit in vier Richtungen leichter Magnetisierbarkeit in der Walzebene und daraus hergestellte
Magnetkerne für umlaufende und nicht umlaufende Elektromaschinen.
[0002] Verfahren zur Herstellung von kornorientierten Elektrobändern mit sogenannter GOSS-Textur
{011}〈100〉 sind bekannt. Gemäß diesen Verfahren erfolgt die Ausrichtung der Elementarwürfel
derart, daß eine Würfelkante eines Elementarwürfels in Walzrichtung liegt und zwei
zueinander parallele Flächendiagonale in der Walzebene angeordnet sind. Auf diese
Weise hergestelltes Material weist eine gute Magnetisierbarkeit in Walzrichtung auf.
Als nachteilig tritt jedoch die schlechte Magnetisierbarkeit des Materials senkrecht
zur Walzrichtung in Erscheinung. Zur Herstellung von kornorientiertem Elektroband
mit anderer als GOSS-Textur ist in der DE-AS 1212124 ein Verfahren beschrieben, mit
dem unter Verwendung eines Vormaterials mit 2 - 5 % Si-Gehalt ein Elektroband erzeugt
wird, dessen Gefügeorientierung dadurch gekennzeichnet ist, daß zwei Flächen der Elementarwürfel
parallel zur Blechoberfläche liegen und die in der Blechebene liegenden Würfelkanten
sich um mindestens vier ausgezeichnete Richtungen häufen oder eine nahezu regellose
Verteilung aufweisen. Verfahrensgemäß wird das Material geglüht, warmgewalzt, gebeizt
und anschließend in einem oder mehreren Schritten kaltgewalzt, wobei der Kaltwalzschritt
oder der letzte Kaltwalzschritt mit einem Verformungsgrad von über >90 % erfolgt.
Eine Würfelflächentextur mit einer nahezu regellosen Würfelkantenverteilung in der
Walzebene läßt sich danach erreichen, wenn nach dem Kaltwalzen mit > 90 % Verformungsgrad
und einer Zwischenglühbehandlung das Material nochmals in einem Schritt oder in mehreren
Stufen um 30 bis 80 % kaltverformt wird. Für die Schlußglühung werden 1100 °C, mehrere
Stunden Glühzeit und Wasserstoffatmosphäre angegeben. Die Zwischenglühungen erfolgen
verfahrensgemäß bei Temperaturen zwischen 800 und 1100 °C. Dieses Verfahren zur Herstellung
von kornorientiertem Elektroband ist auf Grund der erforderlichen technologischen
Schritte, Zwischenglühungen bei 800 - 1100 °C, mehrere Verformungsstufen sowie der
vorgegebenen Materialzusammensetzung sehr aufwendig. Insbesondere das Glühen der Bunde
bei Temperaturen bis 1100 °C und einer Glühdauer von 5 Stunden erfordert Maßnahmen
zur Vermeidung von Klebern, wodurch das Verfahren zusätzlich in seiner Wirtschaftlichkeit
negativ beeinflußt wird. Weiterhin haben Versuche unter Anwendung des Verfahrens gezeigt,
daß Kaltwalzgrade > 90 % nicht zwangsläufig zu einer scharfen vierzähligen Orientierungsausbildung
im Material führen.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es ein Verfahren zu finden, mit dem die Erzeugung von kornorientiertem
Elektroband mit einer Anreicherung von Würfelflächen oder ihnen naher Lagen in der
Walzebene sowie eine Häufung der Würfelkanten in Richtungen die etwa 45 ° zur Walzrichtung
liegen, möglich ist und die Fertigung daraus hergestellter Magnetkerne für Elektromaschinen
verbessert werden kann.
[0004] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß ein Stahl mit einem
Kohlenstoffgehalt von C < 0,10 %
vorzugsweise mit C = 0,02 - 0,07 %
einem Si-Gehalt von Si = 0 - 2 %
und Gehalten an Al, Mn, S, N, O in den für Elektroband üblichen Konzentrationen verwendet
wird. Gemäß diesem Verfahren werden die 200 - 300 mm dicken Stahlbrammen dieser Zusammensetzung
auf ca. 1250 °C vorgewärmt und anschließend in 5 bis 9 Stichen bei geringen Einzelstichabnahmen
in einer Vorstraße warmgewalzt, wobei die Stichabnahmen < 20 % für die ersten beiden
und < 30 % für die folgenden Stiche betragen. Bei Einlauf in die Fertigstaffel weist
das Material eine Temperatur zwischen 930 °C und 1100 °C auf, vorzugsweise < 1000
°C bei Einsatz von unlegiertem Stahl und vorzugsweise zwischen 1000 °C und 1100 °C
bei Einsatz von Si-legiertem Stahl. Die Endwalztemperatur liegt verfahrensgemäß zwischen
800 °C und 950 °C, bei unlegiertem Material vorzugsweise zwischen 840 °C und 870 °C
und bei legiertem vorzugsweise bis 920 °C, wobei die Stichabnahmen beim Fertigwalzen
35 % nicht übersteigen. Das so hergestellt Fertigband wird ohne Zwangskühlung anschließend
bei einer Haspeltemperatur von > 700 °C gehaspelt. In Abhängigkeit von der gewünschten
Kaltbanddicke in Bereich von 0.1 bis 0,6 mm ist die Warmbanddicke zu zu wählen, daß
bei der folgenden Kaltverformung Verformungsgrade von > 86 % vorzugsweise > 90 % erreicht
werden können. Dünnere Brammen, insbesondere solche nach der Dünnbrammengießwalztechnologie
hergestellte, werden analog warmgewalzt, wobei hier aufgrund der geringeren Formänderungsgeschwindigkeiten,
die Stichabnahmen jeweils um ca. 10 % höher liegen können. Es wurde gefunden, daß
mit einem derart hergestellten Warmband die angestrebte Gefügeausbildung durch das
anschließende Kaltverformen wesentlich wirtschaftlicher gestaltet werden kann. Verfahrensgemäß
ist es vorteilhaft, wenn die nach dem üblichen Beizen in mehreren Stichen erfolgende
Kaltverformung bei erhöhten Temperaturen im Bereich von 150 °C bis 350 °C beginnt,
vorzugsweise zwischen 200 °C und 300 °C. Das mit einem Umformgrad > 86 % kaltverformte
Band wird anschließend 0,5 bis 20 h bei 500 °C bis 750 °C unter neutralem Gas geglüht,
vorzugsweise 1 bis 5 h um 550 °C für unlegiertes und bei 620 °C bis 680 °C für Si-
legiertes Material. Nach dieser Zwischenglühung wird das Material einer weiteren Kaltverformung
von 2 bis 15 %, vorzugsweise 6 bis 12 % unterzogen (dressiert) und anschließend bei
Temperaturen um 800 °C je nach Zusammensetzung bei oder etwas oberhalb AG 1 in wenigstens
zeitweise entkohlender Atmosphäre schlußgeglüht. Es hat sich als günstig erwiesen,
wenn das so erzeugte Band ein zweites Mal dressiert und schlußgeglüht wird. Die Schlußglühung
kann sowohl am Band (fully finished) als auch am Stanzteil bzw. nach dem Paketieren
(Semifinished) vorgenommen werden. Das verfahrensgemäß hergestellte kornorientierte
Elektroband ist gekennzeichnet durch vier magnetische Vorzugsrichtungen, die unter
45 ° zur Walzrichtung in der Blechebene liegen. Diese unter Vermeidung von Hochtemperaturglühungen
erzeugte Gefügeausbildung kann mit einer Gefügeorientierung (001)〈110〉 bezeichnet
werden. Das Band ist besonders geeignet für Einsatzfälle, in denen der Magnetfluß
in zwei zueinander senkrechten Richtungen geführt wird. Das ist z. B. in Ständerpaketen
umlaufender oder nicht umlaufender Elektromaschinen der Fall. Die dazu benötigten
Stanzteile werden, unter Beachtung des Verlaufs der vier Vorzugsrichtungen leichter
Magnetisierbarkeit, aus dem bandförmigen Material ausgestanzt und zu einem Paket zusammengefügt.
Die Kernbleche für Magnetkerne für umlaufende Elektromaschinen können dabei aus Ronden
gefertigt sein, die jeweils so zu einem Paket zusammengefügt sind daß jeweils unmittelbar
aufeinanderfolgende Kernbleche zueinander um 45° gedreht angeordnet sind. Beim Einsatz
von Segmenten für Magnetkerne für umlaufende Elektromaschinen werden die einzelnen
Segmente so aus dem bandförmigen Elektroband ausgestanzt, daß durch sie die Richtungen
der leichten Magnetisierbarkeit erfaßt werden. Derartig hergestellte Magnetkerne weisen
gegenüber bisher eingesetzten Stanzteilen einen bedeutend geringeren Herstellungs-
und Verarbeitungsaufwand sowie bessere magnetische Eigenschaften auf.
[0005] Das erfindungsgemäße Verfahren soll nachfolgend an drei Ausführungsbeispielen näher
erläutert werden.
Beispiel A
[0006] Eine unlegierte Stahlbramme mit einem C-Gehalt von 0,07 % und einer Dicke von 250
mm wird auf 1250 °C vorgewärmt und in 7 Stichen auf 32 mm vorgewalzt. Das Fertigwalzen
erfolgt in 5 Stichen bei einer Einlauftemperatur von 965 °C und einer Endwalztemperatur
von 840 °C, bei Einzelstichabnahme < 30 % auf 5,6 mm mit anschließender Luftabkühlung.
Das gebeizte Band wird nach dem Kaltwalzen auf 0,55 mm (Verformungsgrad 90 %) bei
560 °C für 2 Stunden zwischengeglüht und anschließend mit 6 % dressiert. Nachfolgend
wird dieses Material einer Schlußglühung bei 780 °C, eine Stunde in feuchtem und vier
Stunden im trockenem H₂ unterzogen. Das danach hergestellte kornorientierte Elektroband
weist für Ĵ 2500 (T) folgende Werte auf:
[0007] Winkelabhängigkeit der magnetischen Polarisation bei Ĥ = 2500 Am-1 (φ = Winkel zur
Walzrichtung)

Der Mittelwert

über alle Richtungen beträgt

2500 = 1,78 T.
Beispiel B
[0008] Eine Si-legierte Stahlbramme mit einem Si-Gehalt von 1,1 % und einem C-Gehalt von
0,05 % sowie einer Dicke von 250 mm wird auf eine Temperatur von 1250 °C vorgewärmt
und in der gleichen Weise bezüglich Stichanzahl und Verformungsgrad warm- und kaltgewalzt
wie in Beispiel A, jedoch unter Änderung folgender Parameter:
| Einlauftemperatur Fertigwalzen |
1080 °C |
| Endwalztemperatur |
895 °C |
| Zwischenglühtemperatur |
660 °C (2h) |
[0009] Die Winkelabhängigkeit der magnetischen Polarisation ergibt dich zu

mit einem Mittelwert

über alle Richtungen

2500 = 1,70 T
Beispiel C
[0010] Eine unlegierte Stahlbramme wie nach Beispiel A wird jedoch mit einer etwas höheren
Temperatur warmgewalzt, anschließend kaltgewalzt und zwischengeglüht, wobei sich dem
1. Dressieren (10%) eine weitere Zwischenglühung bei 780 °C/2 h in trockenem H₂ anschließt
und danach das Band einer weiteren 10 %-igen Kaltverformung unterzogen wird. Die Schlußglühung
erfolgt bei 780 °C/1 h in feuchtem und 4 h in trockenem H₂. Das danach hergestellte
kornorientierte Elektroband weist für J 2500 (T) folgende Werte auf:
| |
φ 0° |
15° |
30° |
45° |
60° |
75° |
90° |
| 1 mal dressiert |
1,69 |
1,71 |
1,77 |
1,79 |
1,735 |
1,675 |
1,63 |
| 2 mal dressiert |
1,63 |
1,71 |
1,83 |
1,87 |
1,805 |
1,67 |
1,58 |
[0011] Die Mittelwerte

über alle Richtungen betragen im 1. Fall

2500 = 1,72 T im zweiten

2500 = 1,75 T.
[0012] Das erfindungsgemäß hergestellte kornorientierte Elektroband eignet sich besonders
für Einsatzfälle, bei denen der Magnetfluß in zwei zueinander senkrechten Richtungen
geführt wird. Dazu werden in nicht umlaufenden elektrischen Maschinen, die für den
Aufbau der Magnetkörper erforderlichen Stanzteile entsprechend der in Figur 1 dargestellten
Anordnung der Schnittformen aus dem Bandmaterial gefertigt, wobei die Strahlen 1,
2, 3, 4 die vier Richtungen leichter Magnetisierbarkeit kennzeichnen. Die Magnetkerne
für umlaufende Elektromaschinen werden so gefertigt, daß entweder jeweils unmittelbar
aufeinander folgende Kernbleche zueinander um 45 ° gedreht angeordnet sind oder daß
entsprechend Figur 2 der Magnetkern aus Segmenten aufgebaut ist, wobei die Segmente
die Winkel leichter Magnetisierbarkeit erfassen. Bei der erstgenannten alternierenden
Schichtung der Ronden wurde für die Winkelabhängigkeit der J 2500-Werte für Ronden
nach Beispiel C folgende Ergebnisse gefunden:
| |
o° |
15° |
30° |
45° |
60° |
75° |
90° |
| Pr. 1 |
1,72 |
1,76 |
1,85 |
1,89 |
1,835 |
1,72 |
1,57 |
| Pr. 2 |
1,68 |
1,73 |
1,81 |
1,84 |
1,79 |
1,67 |
1,60 |
| 0°-Schichtung |
1,70 |
1,745 |
1,83 |
1,87 |
1,81 |
1,705 |
1,63 |
| 45°-Schichtung |
1,79 |
1,795 |
1,79 |
1,77 |
1,775 |
1,77 |
1,75 |
[0013] Als Mittelwerte J 2500 über alle Richtungen erhält man für
| Pr. 1 |
Pr. 2 |
0°-Schichtung |
45°-Schichtung |
| 1,79 T |
1,75 T |
1,77 T |
1,78 T |
[0014] Die danach hergestellten Magnetkerne zeichnen sich durch bessere magnetische Eigenschaften
aus.
1. Verfahren zur Erzeugung von kornorientiertem Elektroband mit in vier Richtungen leichter
Magnetisierbarkeit in der Walzebene, dadurch gekennzeichnet, daß Stahlbrammen mit
einem C-Gehalt von < 0,10 % und einem Si-Gehalt von 0 bis 2 % sowie Gehalten an Al,
Mn, S, N, O in den für Elektroband üblichen Konzentrationen auf ca. 1250 °C vorgewärmt,
in 5 bis 9 Stichen bei geringen Einzelstichabnahmen vorgewalzt und mit einer Einlauftemperatur
von 930 °C bis 1100 °C sowie einer Endwalztemperatur von 800 °C bis 950 °C bei Stichabnahmen
≦ 35 % in einer Walzstaffel fertiggewalzt werden und das so erzeugte Warmband ohne
Zwangskühlung bei einer Temperatur > 700 °C gehaspelt und nach Abkühlung unter Einhaltung
eines Verformungsgrades von > 86 % einer Kaltverformung unterzogen wird, der sich
eine Zwischenglühung unter neutralem Gas bei 500 °C bis 750 °C/0,5 h bis 20 h sowie
eine weitere Kaltverformung mit 2 bis 15 % mit nachfolgender Schlußglühung bei Temperaturen
um 800 °C in wenigstens zeitweise entkohlender Atmosphäre anschließt.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß bei unlegiertem Stahl die Temperatur
bei Einlauf in die Fertigstaffel < 1000 °C und bei Auslauf aus der Fertigstaffel 840
°C bis 870 °C beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß bei legiertem Stahl die Temperatur
bei Einlauf in die Fertigstaffel 1000 °C bis 1100 °C und bei Auslauf aus der Fertigstaffel
bis 920 °C beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3 dadurch gekennzeichnet, daß zweckmäßigerweise vor
der Kaltverformung das Warmband auf eine Temperatur von 150 °C bis 350 °C, vorzugsweise
auf 200 °C bis 300 °C vorgewärmt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß das unlegierte Elektroband
nach dem Kaltwalzen vorzugsweise bei 520 °C bis 580 °C, eine bis fünf Stunden unter
neutralem Gas einer Zwischenglühung unterzogen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 und 3 dadurch gekennzeichnet, daß das legierte Elektroband
nach dem Kaltwalzen vorzugsweise 620 °C bis 680 °C eine bis fünf Stunden unter neutralem
Gas einer Zwischenglühung unterzogen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5 dadurch gekennzeichnet, daß das kaltgewalzte Elektroband
bei 2 - 15 % dressiert und zeitweise unter entkohlender Atmosphäre schlußgeglüht wird,
wobei das Elektroband gegebenenfalls einer weiteren Nachwalzung und Schlußglühung
unterzogen wird.
8. Magnetkern für Elektromaschinen aus kornorientiertem Elektroband mit in vier Richtungen
leichter Magnetisierbarkeit in der Walzebene, dadurch gekennzeichnet, daß die Stanzteile
für Magnetkerne unter Beachtung des Verlaufs der unter 45 ° zur Walzrichtung verlaufenden
vier Richtungen leichter Magnetisierbarkeit ausgestanzt und zu einem Paket zusammengefügt
werden.
9. Magnetkern nach Anspruch 8 dadurch gekennzeichnet, daß die Stanzteile für Magnetkerne
für umlaufende Elektromaschinen aus Ronden bestehen, die so zu einem Paket zusammengefügt
werden, daß jeweils unmittelbar aufeinanderfolgende Kernbleche zueinander um 45 °
gedreht angeordnet sind.
10. Magnetkern nach Anspruch 8 dadurch gekennzeichnet, daß die Stanzteile für Magnetkerne
für umlaufende Elektromaschinen aus Segmenten bestehen, die so zu einem Paket zusammengefügt
werden, daß jeweils die einzelnen Segmente die Richtungen der leichten Magnetisierbarkeit
erfassen.