[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Dichtmanschette zur stirnseitigen Abdichtung
der schlauchförmigen expansionsfähigen Hülle eines Bohrlochpackers, sowie ein Verfahren
zum Aufbau eines Bohrlochpackers unter Verwendung zweier solcher Dichtmanschetten
und einer schlauchförmigen expansionsfähigen Hülle; ferner betrifft die Erfindung
einen Bohrlochpacker.
[0002] Aus der US-PS 5 226 489 ist ein Packer bekannt, der sich aus zwei Metall-Dichtmanschetten
zusammensetzt, welche auf einen durch ein Metallrohr gebildeten Packerkern geschweißt
sind und auf die eine schlauchförmige aufpumpbare Hülle aufvulkanisiert ist. Der Ringraum
zwischen dem Packerkern und der Hülle wird über eine Zufuhrleitung mit Druckfluid
gespeist, welche in eine Durchführung in einer der Manschetten eingeschweißt ist.
Eine weitere Versorgungsleitung für einen allfälligen zweiten Packer in größerer Tiefe
des Bohrloches durchsetzt beide Dichtmanschetten des ersten Packers und ist ebenfalls
mit diesen verschweißt. Dieser Packer ist somit eine vorgefertigte Metallkonstruktion
und dient ausschließlich dazu, bestimmte Bereiche in einem Bohrloch für Meßzwecke
zu isolieren. Auf Grund der Schweiß- und Vulkanisierverbindungen eignet sich der Packer
nicht dazu, vor Ort entsprechend den Bedingungen angefertigt zu werden. Auch ist es
nicht möglich, diesen Packer für Verfüllungen, Injektionen oder Verpressungen auf
Rohrstränge, Anker od.dgl. aufzuziehen. Auf Grund der kostspieligen Metallkonstruktion
ist es nicht denkbar, einen derartigen Packer als verlorenen Packer für z.B. den Ankereinbau
einzusetzen.
[0003] Die Erfindung setzt sich zum Ziel, ein System zu schaffen, mit dem ein Packer in
einfacher Weise vor Ort angefertigt und damit den örtlichen Gegebenheiten angepaßt
werden kann, wobei die Herstellung des Packers möglichst kostengünstig sein soll,
um auch einen Einsatz als verlorener Packer zu ermöglichen. Die Erfindung setzt sich
ferner zum Ziel, ein Verfahren zum Aufbauen eines derartigen Packers zu schaffen.
[0004] Eine Dichtmanschette zur stirnseitigen Abdichtung der schlauchförmigen expansionsfähigen
Hülle eines Bohrlochpackers zeichnet sich erfindungsgemäß aus durch einen zylindrischen
Körper aus elastischem komprimierbaren Kunststoff, der eine exzentrische axialparallele
Hauptdurchführung für einen Rohrstrang, Anker od.dgl. sowie zumindest eine axialparallele
Nebendurchführung für eine Fluidver- oder -entsorgungsleitung in dem um die Hauptdurchführung
verbleibenden sichelförmigen Querschnittsbereich des Körpers aufweist.
[0005] Derart ausgebildete Dichtmanschetten sind äußerst kostengünstig und ermöglichen die
Anfertigung eines Packers vor Ort. Auf Grund der Durchführungen lassen sich die Dichtmanschetten
in axialer Richtung auf dem Rohrstrang, Anker od.dgl. beliebig verschieben, und auch
die hindurchgeführten Ver- und Entsorgungsleitungen können in ihrer Einbringtiefe
in das Bohrloch variiert werden. Beim Aufbringen der schlauchförmigen Hülle werden
die Dichtmanschetten komprimiert und jeglicher Spalt in den Durchführungen abgedichtet.
[0006] Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, daß die
Hauptdurchführung bis an den Umfang des Körpers grenzt, so daß die Dichtmanschette
auf den durchzuführenden Rohrstrang, Anker od.dgl. radial aufgesteckt werden kann.
[0007] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform besteht darin, daß der Körper entlang jeder
Nebendurchführung radial eingeschnitten ist, so daß auch die Ver- und Entsorgungsleitungen
radial in die Dichtmanschette eingelegt werden können und nicht durchgefädelt werden
müssen.
[0008] Bevorzugt weist der Körper drei Nebendurchführungen auf, u.zw. eine für eine Fluidversorgungsleitung
zum Aufpumpen des Packers selbst, eine zur Verfüllung des hinter dem Packer abgeschlossenen
Bohrlochraumes und eine zur Entlüftung dieses Raumes. Wird die Dichtmanschette als
zweite Dichtmanschette des Packers verwendet, kann dann die erste, nicht benötigte
Nebendurchführung mit einem Stopfen verschlossen werden.
[0009] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der Körper aus Polymermaterial,
vorzugsweise Silikonkautschuk, gefertigt.
[0010] Die vorgenannten Ziele werden gemäß einem zweiten Aspekt der Erfindung mit Hilfe
eines Verfahrens zum Aufbauen eines Bohrlochpackers unter Verwendung zweier erfindungsgemäßer
Dichtmanschetten und einer schlauchförmigen expansionsfähigen Hülle erreicht, welches
Verfahren sich auszeichnet durch die Schritte:
- Aufsetzen der beiden Dichtmanschetten auf den durchzuführenden Rohrstrang, Anker od.dgl.
in einem vorbestimmten Abstand,
- Einsetzen der Fluidver- bzw. -entsorgungsleitungen in die Nebendurchführungen,
- Aufschieben der expansionsfähigen Hülle über beide Dichtmanschetten, und
- Abbinden der expansionsfähigen Hülle um die beiden Dichtmanschetten.
[0011] Gegenstand der Erfindung ist schließlich ein Bohrlochpacker mit einer schlauchförmigen
expansionsfähigen Hülle, die mit endseitigen Dichtmanschetten versehen ist; dieser
Packer zeichnet sich dadurch aus, daß die Dichtmanschetten mit einem zylindrischen
Körper aus elastischem komprimierbaren Kunststoff versehen sind, der eine exzentrische
achsparallele Hauptdurchführung für einen Rohrstrang, Anker od.dgl. sowie zumindest
eine achsparallele Nebendurchführung für eine Fluidver- oder -entsorgungsleitung in
dem um die Hauptdurchführung verbleibenden sichelförmigen Querschnittsbereich des
Körpers aufweist.
[0012] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung werden im folgenden unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen beschrieben, in denen
Fig. 1 schematisch die Anwendung eines Packers in einem Bohrloch für den Ankereinbau
zeigt,
Fig. 2 den Packer von Fig. 1 in vergrößerter, schematischer Seitenansicht,
Fig. 3 die erfindungsgemäße Dichtmanschette in der Stirnansicht,
Fig. 4 in der Seitenansicht,
Fig. 5 in der Draufsicht und Fig. 6 in einer Schrägansicht von oben.
[0013] Fig. 1 zeigt ein Bohrloch 1 mit einem Bohrlochmund 2. In dem Bohrloch soll ein Anker
3 verankert werden, von dem nur der in das Bohrloch ragende Teil dargestellt ist.
[0014] Der Anker 3 wird über eine Freispielstrecke 4 im Bohrloch frei geführt und über eine
Haftstrecke 5 beispielsweise mit Beton mit dem das Bohrloch umgebenden Erdreich verbunden.
Zu diesem Zweck wird ein Packer 6 auf eine vorbestimmte Teufe gebracht und die Verpreßstrecke
zwischen Packer 6 und Bohrlochende mit Beton verputzt oder injiziert.
[0015] Der Packer 6 weist gemäß Fig. 2 zwei Dichtmanschetten 7 auf, durch welche der Anker
3 hindurchgeführt und auf der eine schlauchförmige, expansionsfähige, elastische Hülle
8 aufgezogen und mit Hilfe von Spannriemen 9 festgebunden ist. Zur Verfüllung der
Verpreßstrecke müssen durch den Packer 6 zwei Leitungen hindurchgeführt werden, u.zw.
eine Leitung 10 zum Einpressen des Betons in den Haftstreckenbereich und eine Leitung
11 zur gleichzeitigen Entlüftung des Haftstreckenbereiches. Ferner muß durch die erste
der Dichtmanschetten 7 eine Fluidleitung 12 zur Druckbeaufschlagung des Packers hindurchgeführt
werden. Über eine Fluidleitung 12 kann der Packer sowohl mittels Druckluft als auch
einem beliebigen Druckfluid, z.B. Gas oder Hydrauliköl, beaufschlagt werden.
[0016] Die in den Fig. 3 bis 6 dargestellte Dichtmanschette wird im wesentlichen durch einen
zylindrischen Körper 13 aus elastischem komprimierbaren Kunststoff gebildet, welcher
eine exzentrische axialparallele Hauptdurchführung 14 für den Anker 3 sowie drei axialparallele
Nebendurchführungen 15, 16 und 17 für die Leitungen 10, 11 und 12 in dem um die Hauptdurchführung
14 verbleibenden sichelförmigen Querschnittsbereich 18 des Körpers 13 aufweist.
[0017] Die Hauptdurchführung 14 grenzt bis an den Umfang des Körpers 13, so daß sich ein
Spalt 19 ergibt, über welchen die Dichtmanschette 7 in radialer Richtung auf den Anker
3 aufgesteckt werden kann. Der Körper 13 ist ferner entlang jeder der Nebendurchführungen
radial eingeschnitten, wie durch das Bezugszeichen 20 angedeutet ist. Auf diese Weise
lassen sich auch die Leitungen 10, 11 und 12 in radialer Richtung in die Nebendurchführungen
15, 16 und 17 eindrücken.
[0018] Der Körper 13 ist bevorzugt aus elastischem Polymerschaummaterial, insbesondere Silikonkautschuk,
gefertigt.
[0019] Das Verfahren zum Aufbauen des in den Fig. 1 und 2 gezeigten Packers 6 mit Hilfe
der in den Fig. 3 bis 6 dargestellten Dichtmanschetten 7 wird nun beschrieben.
[0020] Zunächst werden die beiden Dichtmanschetten 7 auf den Anker 3 in einem vorbestimmten
gegenseitigen Axialabstand in radialer Richtung aufgesteckt. Anschließend werden die
Leitungen 10 und 11 zum Verfüllen der Verpreßstrecke in die Nebendurchführungen 15
und 16 beider Dichtmanschetten 7 eingedrückt, so daß sie den gesamten Packer 6 durchsetzen.
Die Fluidleitung 12 zur Druckbeaufschlagung des Packers 6 wird nur in die Nebendurchführung
17 der ersten (in den Fig. 1 und 2 linken) Dichtmanschette 7 in radialer Richtung
eingedrückt, wogegen die Nebendurchführung 17 der zweiten (in den Fig. 1 und 2 rechten)
Dichtmanschette 7 mit einem Stopfen abgedichtet wird. Stattdessen könnte selbstverständlich
als zweite Dichtmanschette auch eine Dichtmanschette mit nur zwei Nebendurchführungen
15 und 16 verwendet werden.
[0021] Anschließend wird die Hülle 8 über beide Dichtmanschetten geschoben (oder vor Ort
aufextrudiert) und mit Hilfe der Riemen 9 auf die beiden Dichtmanschetten 7 gebunden,
wobei diese geringfügig komprimiert und dadurch die Durchführungen 14, 15, 16 und
17 abgedichtet werden.
[0022] Nach Druckbeaufschlagung des Packers und entsprechendem Verfüllen der Verpreßstrecke
kann der Packer entweder als verlorene Schalung an Ort und Stelle verbleiben, oder
ausgebaut und wiederverwendet werden.
[0023] Es versteht sich, daß die Erfindung nicht auf den dargestellten Anwendungsfall des
Ankereinbaues beschränkt ist; vielmehr wird jeder Anwendungsfall eines aufpumpbaren
Bohrlochpackers in Betracht gezogen, sei es für Injektionen, Verpressungen oder Abdichtungen
zu Bau- oder auch Meßzwecken.
1. Dichtmanschette zur stirnseitigen Abdichtung der schlauchförmigen expansionsfähigen
Hülle eines Bohrlochpackers, gekennzeichnet durch einen zylindrischen Körper (13)
aus elastischem komprimierbaren Kunststoff, der eine exzentrische achsparallele Hauptdurchführung
(14) für einen Rohrstrang, Anker (3) od.dgl. sowie zumindest eine achsparallele Nebendurchführung
(15-17) für eine Fluidver- oder -entsorgungsleitung (10-12) in dem um die Hauptdurchführung
(14) verbleibenden sichelförmigen Querschnittsbereich (18) des Körpers (13) aufweist.
2. Dichtmanschette nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Hauptdurchführung
(14) bis an den Umfang des Körpers (13) grenzt.
3. Dichtmanschette nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Körper (13)
entlang jeder Nebendurchführung (15-17) radial eingeschnitten (20) ist.
4. Dichtmanschette nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der
Körper (13) drei Nebendurchführungen (15-17) aufweist.
5. Dichtmanschette nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Körper (13) aus elastischem Polymermaterial, vorzugsweise Silikonkautschuk, gefertigt
ist.
6. Verfahren zum Aufbauen eines Bohrlochpackers unter Verwendung zweier Dichtmanschetten
nach einem der Ansprüche 1 bis 5 und einer schlauchförmigen expansionsfähigen Hülle,
gekennzeichnet durch die Schritte:
- Aufsetzen der beiden Dichtmanschetten (7) auf den durchzuführenden Rohrstrang, Anker
(3) od.dgl. in einem vorbestimmten Abstand,
- Einsetzen der Fluidver- bzw. -entsorgungsleitungen (10-12) in die Nebendurchführungen
(15-17),
- Aufschieben der expansionsfähigen Hülle (8) über beide Dichtmanschetten (7), und
- Abbinden der expansionsfähigen Hülle (8) um die beiden Dichtmanschetten (7).
7. Verfahren nach Anspruch 6 unter Verwendung zweier Dichtmanschetten nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtmanschetten (7) auf den Rohrstrang, Anker (3)
od.dgl. in radialer Richtung aufgesteckt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7 unter Verwendung zweier Dichtmanschetten nach Anspruch
3, dadurch gekennzeichnet, daß die Fluidver- bzw. -entsorgungsleitungen (10-12) in
die Nebendurchführungen (15-17) in radialer Richtung eingedrückt werden.
9. Bohrlochpacker mit einer schlauchförmigen expansionsfähigen Hülle, die mit endseitigen
Dichtungsmanschetten versehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtmanschetten
mit einem zylindrischen Körper (13) aus elastischem komprimierbaren Kunststoff versehen
sind, der eine exzentrische achsparallele Hauptdurchführung (14) für einen Rohrstrang,
Anker (3) od.dgl. sowie zumindest eine achsparallele Nebendurchführung (15-17) für
eine Fluidver- oder -entsorgungsleitung (10-22) in dem um die Hauptdurchführung (14)
verbleibenden sichelförmigen Querschnittsbereich (18) des Körpers (13) aufweist.