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EP 0 651 473 A2 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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03.05.1995 Patentblatt 1995/18 |
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Anmeldetag: 17.10.1994 |
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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DE DK IT |
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Priorität: |
29.10.1993 DE 9316606 U
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Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT |
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D-80333 München (DE) |
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Erfinder: |
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- Maihofer, Thomas
D-97230 Estenfeld (DE)
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Schleifring- bzw. Kommutatormotor |
(57) Zur Herstellung einer asbestfreien Schleifring- bzw. Kommutatoranordnung ist Wollastonit
(CaSiO
3) in Nadelform-Struktur als Füllstoff der Phenolharz-Preßmasse für den Tragkörper
der Schleifringe bzw. der Kommutator-Lamellen beigemischt.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Schleifring- bzw. Kommutatormotor gemäß Oberbegriff
des Anspruchs 1; ein derartiger Kommutatormotor ist z.B. durch die EP-A1-0 482 235
bekannt.
[0002] Die bei einem Schleifring- bzw. Kommutatormotor zur Stromversorgung des Rotors von
statorseitigen Bürsten beschliffenen Schleifringe bzw. Lamellen werden am Außenumfang
eines radial innen auf einer Rotorwelle befestigten Tragkörpers gehalten, der üblicherweise
aus einer Preßmasse, insbesondere einer Phenolharz-Preßmasse, besteht und dem als
Streckmaterial Füllstoffe beigefügt sind. Es ist bekannt, als Füllstoff Asbestfasern
beizumischen, die sich durch eine hohe Temperaturstabilität, mechanische Festigkeit,
gute Anbindungsfähigkeit und hohe Fülldichte auszeichnen, jedoch wegen ihrer geringen
Bioverträglichkeit unerwünscht, in fortschreitendem Maße sogar vom Gesetzgeber verboten
sind.
[0003] Zur vollständigen bzw. teilweisen Substitution von Asbest hat man den Einsatz von
Glasfaser- bzw. Glaskugel-Füllstoffen versucht, die jedoch insbesondere auf Grund
ihrer geringeren Elastizität, ihres nicht vorhandenen Wasserhaushalts, ihrer geringen
Schweißtemperaturbeständigkeit sowie der schlechten Anbindungsmöglichkeit zur übrigen
Preßmasse bzw. zu den Kupfersegmenten des Schleifringes bzw. der Lamellen und aufgrund
ihres großen Ausdehnungskoeffizienten nicht zu den erwünschten Erfolgen geführt haben.
[0004] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Asbest-Ersatzfüllstoff anzugeben,
der trotz guter Bioverträglichkeit die bisher von Asbest gezeigten spezifischen vorteilhaften
Materialeigenschaften erfüllt und hinsichtlich seines Aufwandes auch zum Einsatz bei
als Massenserienprodukt hergestellten Schleifring- bzw. Kommutatormotoren verwendbar
ist.
[0005] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt bei einem Schleifring- bzw. Kommutatormotor der
eingangs genannten Art dadurch, daß der Preßmasse als Füllstoff Wollastonit, vorzugsweise
nadelförmig strukturiert, in einem Anteil von ca. 7% bis 70% des gesamten Füllstoffanteils
(100%) beigemischt ist. Das Länge/Dicke-Verhältnis der Nadeln des nadelförmig strukturierten
Wollastonit-Füllstoffanteils liegt vorzugsweise im Bereich zwischen 30:1 bis 35:1.
[0006] Der verbleibende Füllstoffanteil wird vorzugsweise durch eine entsprechende Beigabe
von Glasfasern und/oder Glaskugeln gestellt.
[0007] Wollastonit ist ein Calciumsilicat (CaSiO₃) und gehört zur Gruppe der natürlich vorkommenden
Kettensilikate, wobei die Kettenrichtung der (SiO₄)-Tetraeder der Längserstreckung
der nadelförmig strukturierten Wollastonitpartikel entspricht. Die kristallographische
Eigenschaft des Wollastonites bedingt eine hohe mechanische Festigkeit, wobei die
Zugfestigkeit und der Elastizitätsmodul bedeutend höher als der des für die Preßmasse
vorgesehenen Phenolharzes liegen. In überraschender Weise hat sich gezeigt, daß darüberhinaus
gegenüber ersatzweise vorgesehenen Füllstoffen in Form von Glasfasern bzw. Glaskugeln
der Wollastonit-Füllstoff sowohl eine höhere Temperaturstabilität und höhere Fülldichte
sowie auch eine hohe Wärmeleitfähigkeit und gute Schweißtemperaturbeständigkeit mit
hoher thermischer Stabilität beim Verschweißen der Kommutatorhaken sowie eine nur
geringe Schwindung und einen kleinen Ausdehnungskoeffizienten bei geringem Ausdehnungskoeffizienten
gewährleistet werden kann.
[0008] Diese vorgenannten vorteilhaften spezifischen Eigenschaften sind verbunden mit einer
hohen Bioverträglichkeit aufgrund einer schnellen Abbaubarkeit von in die menschliche
Lunge gelangten Fasern innerhalb von 8 bis 15 Tagen im Vergleich zu einem Zeitraum
von etwa 100 Tagen bei Glasfasern bzw. von 40.000 bis 60.000 Tagen bei bisher zur
Anwendung kommenden Asbestmaterialen.
[0009] Durch eine vorteilhafte Oberflächenbehandlung der Wollastonit-Partikel mit einer
Beschichtung durch Silanilierung, insbesondere durch Epoxi-, Amino- und Methacrylsilanen
kann insbesondere die Anbindungsfähigkeit zwischen der Harzmatrix der für den Tragkörper
vorgesehenen Phenolharz-Preßmasse und dem Füllstoff verbessert werden.
1. Schleifring- bzw. Kommutatormotor mit einer Füllstoff enthaltenden Schleifring- bzw.
Kollektorpreßmasse, insbesondere Phenolharz-Preßmasse, als Träger für eine von Kontakten
beschliffene Schleifring- bzw. Lamellenfläche, gekennzeichnet durch einen Wollastonit-Füllstoff mit einem Anteil von ca. 7% - 70% an der gesamten Füllstoffmenge.
2. Schleifring- bzw. Kommutatormotor nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen nadelförmig strukturierten Wollastonit-Füllstoff.
3. Schleifring- bzw. Kommutatormotor nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch ein Länge/Dicke-Verhältnis (L/D) der Nadeln des nadelförmig strukturierten Wollastonit-Füllstoff
im Bereich von 30:1 bis 35:1.
4. Schleifring- bzw. Kommutatormotor nach einem der Ansprüche 1-4, gekennzeichnet durch einen mit einer Schlichte oberflächenvorbehandelten Wollastonit-Füllstoff.
5. Schleifring- bzw. Kommutatormotor nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch eine Silanilierungs-Beschichtung des Wollastonit-Füllstoff.
6. Schleifring- bzw. Kommutatormotor nach einem der Ansprüche 1-5, gekennzeichnet durch einen weiteren Füllstoff in Form von Glasfasern und/oder Glaskugeln.