[0001] Die Erfindung betrifft ein Elektrodensystem zum Aufschmelzen und Rühren sowie zur
Temperaturführung in metallurgischen Gefäßen. Die Wärmequelle ist ein Lichtbogen zwischen
Zentralelektrode und Schmelze. Dieser kann insbesondere auch unterhalb der Badoberfläche
betrieben werden. Als Folge des getauchten Betriebszustandes kann das Spülen und Heizen
mit einer Gaseinspeisung in einem Schritt erreicht werden.
[0002] Für Elektrodensysteme für Tauchbrenner wird ebenso wie für andere Heizsysteme in
der Metallurgie ein hoher Wirkungsgrad für die Energieeinkopplung gefordert, weil
das Aufschmelzen und Nachheizen des stückigen Gutes hohe Schmelzleistungen erfordert.
Zur Homogenisierung der Schmelze bezüglich Temperatur und Zusammensetzung muß die
Schmelze außerdem gerührt werden. Ferner muß bei kontinuierlicher Betriebsweise das
Chargieren körniger Einsatz- und Zusatzstoffe in die Schmelze ermöglicht werden. Darüber
hinaus soll das Schmelz- und Heizverfahren flexibel hinsichtlich der Einsatz- und
Zusatzstoffe sein sowie niedrige Emissionen und geringe Abfallmengen verursachen.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Elektrodensystem zum Aufschmelzen
und Rühren sowie zur Temperaturführung in metallurgischen Gefäßen zu schaffen, mit
dem eine optimale Energieeinkopplung bei minimalem Gasverbrauch erreicht werden kann
und mit dem eine umweltgerechte Verarbeitung auch von gefährlichen staubförmigen Reststoffen
möglich ist.
[0004] Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 berücksichtigten Stand der Technik
wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruches
1.
[0005] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Elektrodensystem wird durch den Unterbadbetrieb des Lichtbogens
zwischen Zentralelektrode und Schmelze (Metall oder Schlacke) in Verbindung mit einer
geeigneten Gasdosierung ein sehr hoher Wirkungsgrad der Energieeinkopplung erreicht,
weil die Abstrahlung des Lichtbogens auf die Ofenauskleidung (Wände und Deckel) entfällt.
Die heißen Lichtbogengase heizen das Einsatzgut auf und kühlen während ihres Aufstiegs
durch die Schmelze deutlich ab. Die Ofenatmosphäre ist also nicht zu heiß, so daß
die metallurgischen Gefäße oberhalb der Schmelzbadoberfläche nicht gekühlt ausgelegt
werden müssen. Bei einer Ausführung der Elektroden aus Graphit kann die gesamte Tauchlanzenanlage
ohne zusätzliche Kühlung sicher und zuverlässig betrieben werden. Die Graphitelektrodenmaterialien
reagieren bei Aluminium- oder Kupferschmelzen nicht mit dem Metallbad. Bei Stahlschmelzen
kann die Mantelelektrode mit einem Überzug aus Feuerfestmaterial versehen werden,
um die unerwünschte Aufkohlung der Stahlschmelze zu verkleinern. Wenn die Schmelze
nicht mit Graphit in Kontakt treten soll, kann das schmelzseitige Ende der Mantelelektrode
außen und innen keramisch überzogen werden und der Stromkreis wird über Zentralelektrode
- Schmelze - Bodenelektrode geschlossen.
Im Unterbad-Betrieb ist ein minimaler Gasverbrauch zum Aufschmelzen und Nachheizen
der Einsatzstoffe erforderlich, welcher aufgrund des Wegfalls des separaten Spülgases
und verkürzter Homogenisierungszeiten bei geeigneter Positionierung der Elektroden
erreicht wird. Der Gasbedarf an Ar bzw. N₂ oder Reduktionsgas liegt bei nur 50% verglichen
mit aufblasenden Systemen.
Über den Ringraum zwischen der Zentral- und Mantelelektrode können mit dem eingeblasenen
Gas auch körnige Güter, insbesondere Stäube, direkt ins Innere der Schmelze eingetragen
werden, wodurch unkontrollierte Materialverluste z.B. in die Schlacke oder das Abgassystem
vermieden werden. Das Nachchargieren erfolgt in der heißesten Zone der Schmelze, so
daß die festen Stoffe schneller aufgeschmolzen und gelöst werden können. Gleichzeitig
wird bei der Zugabe von Gemischen gewährleistet, daß Komponenten mit einem niedrigen
Siedepunkt, z.B. Pb und Zn, weitgehend verdampfen werden.
[0007] Die Erfindung ermöglicht eine umweltgerechte Verarbeitung auch von gefährlichen,
stückigen bis staubförmigen Reststoffen, wie Filterstäube aus der Stahlerzeugung und
der Müllverbrennung oder Aluminiumkrätze oder Reststoffe aus Schleifbetrieben, weil
der Elektrodenraum geschlossen ausgeführt ist, die Reststoffe nicht auf, sondern in
die Schmelze eingebracht werden und das heiße Metallbad die anorganischen und organischen
Schadstoffe unschädlich macht.
[0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im
folgenden näher beschrieben.
[0009] Es zeigen
- Fig. 1
- das erfindungsgemäße Elektrodensystem bei einer Tauchlanzen-Anlage in Bereitschaft;
- Fig. 2
- das Elektrodensystem während des Unterbad-Einsatzes.
[0010] Das in den Figuren 1 und 2 dargestellte Elektrodensystem besteht aus einer Zentral-
10 und Mantelelektrode 11, die jeweils an einer Tragsäule 13 aufgehängt sind. Über
die Höhenverstellung 12 können die Elektrodentragarme 14, 15 gemeinsam und einzeln
verfahren und damit unabhängig voneinander positioniert werden. Die beiden Elektroden
10, 11 sind mit einer Stromquelle 16 verbunden, wobei die Stromzufuhr wahlweise über
Kabel-/Stromschienenverbindungen oder über stromführende Elektrodentragarme erfolgt.
[0011] Zum kontrollierten Betrieb des Ofens ist an der Tragsäule 13 und an den Tragarmen
14, 15 ein die jeweilige Elektrodenposition erfassendes Sensorsystem 31 vorgesehen.
Das Sensorsystem besteht aus einer Zahnstange, die an der Tragsäule montiert ist,
und einem Zahnrad-Potentiometer-System je Tragarm. Die Linearbewegung der Tragarme
wird über das Zahnstange-Zahnrad-Potentiometer-System in eine elektrische Spannung
umgewandelt, wobei die Spannung sich proportional zum Verfahrweg ändert. Außerdem
werden absolute Positionen erfaßt, so daß zur Positionsbestimmung eine einmalige Kalibrierung,
z.B. bei der Montage, genügt.
[0012] Unter dem Elektrodensystem ist ein metallurgisches Gefäß 17 angeordnet. Das metallurgische
Gefäß 17 kann mit Transportrollen 18, 19 ausgerüstet werden, mittels denen es auf
Schienen 20, 21 verfahrbar ist. Es ist außerdem möglich, die Tragsäule 13 als Königsbolzen
auszulegen, so daß die Komponenten 10, 11, 12, 13, 14, 15, 23, 24, 29, 30 und 31 um
die Achse 1 schwenkbar sind. Zum Einschmelzen von stückigem Gut kann mit der Zentralelektrode
10 allein gearbeitet werden, wenn im metallurgischen Gefäß eine Bodenelektrode mit
Stromzufuhr installiert ist. Bei nicht vorgesehener Bodenelektroden wird das Elektrodensystem
in das metallurgische Gefäß 17 gesenkt, so daß während der Homogenisierungsphase die
stromführend ausgelegte Zentralelektrode 10 und die Mantelelektrode 11 unter die Oberfläche
der Schmelze 22 taucht (Fig. 2). Durch den zwischen Zentralelektrode 10 und Mantelelektrode
11 ausgebildeten Ringraum 23 strömt Gas, beispielsweise Argon (Ar), Stickstoff (N₂)
oder gegebenenfalls auch Reduktionsgase. Das Gas strömt von der der Schmelze 22 abgewandten
Seite über die mit einer Gasquelle 25 verbundene Leitung 24 in den Ringraum 23 und
von dort in den zwischen Zentralelektroden 10 und Schmelzbadoberfläche brennenden
Lichtbogen, der damit die Gase aufheizt. Das heiße Gas 26 entweicht unterhalb der
Mantelelektrode 11 durch die Schmelze 22, gibt an diese Energie ab und setzt sie zur
Homogenisierung in Bewegung. Mit dem eingeblasenen Gas können auch körnige Güter,
insbesondere Stäube, direkt ins Innere der Schmelze 22 eingetragen werden, wodurch
Materialverluste z.B. in die Schlacke oder das Abgassystem vermieden werden.
[0013] Eine umweltgerechte Verarbeitung auch von gefährlichen, staubförmigen Reststoffen
wird dadurch erreicht, daß ein geschlossenes System mit Hilfe eines das metallurgische
Gefäß 17 verschließenden Deckels 28 vorgesehen ist. Der Deckel 28 liegt hierbei an
dem äußeren Bereich der Mantelelektrode 11 an. Infolge der sehr geringen Gasverbräuche
ist die anfallende Abgasmenge klein. Weiterhin ist zur Vermeidung von Gasverlusten
eine den Ringraum 23 zwischen der Zentral- und Mantelelektrode 10, 11 oberhalb der
Gaszuführung angeordnete Dichtung 29 vorgesehen. Die Dichtung 29 schließt den Ringraum
23 gegenüber der Atmosphäre ab. Das geschlossene System kann zur Entsorgung von gefährlichen,
staubförmigen bzw. gasförmigen Reststoffen an ein nicht näher dargestelltes Entsorgungssystem
angeschlossen werden.
[0014] Grundsätzlich ist es zudem möglich, die Zentralelektrode 10 ebenfalls rohrförmig
auszulegen, so daß ein weiterer Gaskanal 30 genutzt werden kann. Dies ist insbesondere
von Vorteil, wenn mit Gasgemischen gearbeitet wird, aber die Gasmenge einer Sorte
aus Kostengründen möglichst klein gehalten werden soll und dennoch die gewünschte
Gasatmosphäre im Bereich des Brennflecks eingestellt werden soll. Das ist beispielsweise
über das reduzierende Schmelzen von feinkörnigen Materialien gegeben. Über den Ringspalt
23 zwischen der Zentral- und Mantelelektrode wird das Material mit Stickstoff aufgegeben
und durch die Bohrung 30 der Zentralelektrode 10 wird das Reduktionsgas beispielsweise
Wasserstoff (H₂) oder Methan (CH₄) zugeführt.
1. Elektrodensystem zum Aufschmelzen und Rühren sowie zur Temperaturführung in metallurgischen
Gefäßen,
gekennzeichnet durch eine Zentral- und eine Mantelelektrode (10, 11), welche jeweils
an einer Höhenverstellung (12) befestigt und an eine gemeinsame Stromquelle (16) angeschlossen
sind und durch einen zwischen Zentral- und Mantelelektrode (10, 11) vorgesehenen Ringraum
(23), der mit einer Gasquelle (25) verbunden ist.
2. Elektrodensystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Ringraum (23) zwischen der Zentral- und Mantelelektrode (10, 11) oberhalb
der Gaszuführung mit einer Dichtung (29) gegenüber der Atmosphäre abgedichtet ist.
3. Elektrodensystem nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gefäß (17) mit einem bis an den äußeren Bereich der Mantelelektrode (11) reichenden
Deckel (28) verschließbar ist.
4. Elektrodensystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Höhenverstellung (12) an die jeweilige Elektrodenposition erfassendes Sensorsystem
(31) aufweist.
5. Elektrodensystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Zentralelektrode (11) einen Gaskanal (30) aufweist, der an eine Gasquelle
(34) angeschlossen ist.