[0001] Die Erfindung betrifft ein Lenkachslaufwerk mit Schraubenfedern vorzugsweise für
zweiachsige Schienenfahrzeuge. Bei zweiachsigen Güterwagen mit zweiseitiger Klotzbremse,
ist das Lenkachslaufwerk mit Blattfedern und geneigter Doppelschakenaufhängung standardisiert
und zur Regelausführung geworden. Höhere Anforderungen hinsichtlich der Laufruhe und
der unbeeinflußten Wirksamkeit der Lenkachsen beim Wirken von Antriebs- oder Bremskräften
bei einseitiger Klotzbremse kann das Blattfeder-Lenkachslaufwerk nicht erfüllen.
Weiterhin neigen diese Lenkachsen in der Geraden bei bestimmten Geschwindigkeiten
zu einem unruhigen Fahrzeuglauf und können unter ungünstigen Einflüssen zu gegenradialen
Einstellungen im Gleisbogen führen.
[0002] Die DE-PS 928105 nennt eine Lösung vorzugsweise für einen zweiachsigen Leichttriebwagen
mittels Deichsellaufwerken. Bei diesem Prinzip wird infolge des Abstandes zwischen
dem Radsatz und dem Dreh- und Anlenkpunkt der Deichsel die selbsttätige Einstellung
eines frei rollenden Radsatzes im Gleis beeinflußt und bei der Wirkung von seitlichen
Wind- und Fliehkräften noch weiter verfälscht.
[0003] Das DE-GM 9305427 zeigt eine Lösung für ein Einachsfahrwerk im Sinne eines Lenkachslaufwerkes
mit Primärfederelementen unterhalb und Sekundärfederelementen oberhalb eines Fahrwerksrahmens.
Dieser wird oberhalb des Radsatzes, mt N- oder V-förmig angeordneten Lenkern an einen
Querbalken angekoppelt. Dieser ist drehbar mittels Drehzapfen am Wagenkastengrundrahmen
befestigt. Infolge des Abstandes zwischen Radsatz und Querbalken entsteht bei Antriebs-
bzw. Bremskräften ein Kräftepaar an den genannten Elementen, das durch ein gegengerichtetes
Kräftepaar zwischen starrem senkrechten Lenker, bzw. gefederten Zug-Druckstab und
beiden seitlichen Sekundärfederungselemente kompensiert wird, was zu Vertikalfederreaktion
führt. Eine nennenswerte Lateralfederung ist nicht vorgeschlagen. Ebenso werden nur
die Tauch- und Nickschwingungen des Fahrzeuges gedämpft, während die Wankschwingungen
ungedämpft bleiben. Schließlich ergibt die Übereinanderanordnung von Radsatz mit Achsgetriebe
und/oder Scheibenbremsen und Drehzapfen gelagerten Querbalken eine Bauhöhe, welche
eine Niederflurnutzung ausschließt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Laufwerk für zweiachsige Schienenfahrzeuge
zu schaffen, welches eine selbsttätige radiale Einstellung im Gleisbogen ermöglicht,
in der Geraden eine gute Laufruhe besitzt, unter extremen Bedingungen gegenradiale
Einstellung weitgehend vermeidet bei geringem Einbauraum.
[0005] Erfindungsgemäß wird dieses durch die Merkmale der Patentansprüche erreicht, d.h.,
Schaffung eines fiktiven Dreh- und Anlenkpunktes in Radsatzmitte durch eine mittelbare
Anlenkung des Radsatzes über Radsatzlenker und einer Ausgleichseinrichtung, Dämpfung
der vertikalen, lateralen und longitudinalen Bewegungen der Radsatzlager durch hydraulische
Dämpfer und Abstimmung der Federrate und -charakteristik in allen drei Koordinaten
durch Schraubenfedern mit definierter Seitensteifigkeit bei zusätzlicher partieller
Wirkung von Elastomerpuffern.
[0006] Im folgenden wird die Erfindung mit den beiligenden Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1:
- die Seitenansicht des Lenkachslaufwerkes mit einer Ausgleichseinrichtung durch einen
Ausgleichshebel mit Kulissengleitführung,
- Fig. 2:
- die Draufsicht auf Fig. 1,
- Fig. 3:
- Seitenansicht auf Achs- oder Radsatzlenker mit Pendelaufhängung,
- Fig. 4:
- die Frontalansicht des Lenkachslaufwerkes mit einer Ausgleichseinrichtung durch eine
Ausgleichswelle,
- Fig. 5:
- die Draufsicht auf ein Lenkachslaufwerk einer Ausgleichseinrichtung durch einen Ausgleichshebel
und einer außermittigen Scheibenbremse und außermittigem Achsgetriebe,
- Fig. 6:
- den Schnitt nach Linie C - C in Fig. 5,
- Fig. 7:
- Draufsicht auf ein Lenkachslaufwerk mit Ausgleichsstange und außermittiger Scheibenbremse.
[0007] Der Unterschied zwischen einem Lenkachslaufwerk und einem Deichsellaufwerk besteht
in der Lage des Drehpunktes bei der radialen Einstellung des Radsatzes.
Während bei der freien Lenkachse der Drehpunkt in deren Mitte liegt, ist der Drehpunkt
bei einem Deichsellaufwerk im erheblichen Abstand vom Radsatzmittelpunkt zum Deichselanlenkpunkt
angeordnet.
Der vorhandene Hebelarm ermöglicht den lateralen Kräften eine Beeinflussung der Radsatzeinstellung.
[0008] Die Figuren 1 bis 3 zeigen ein Lenkachslaufwerk mit einer Variante einer Ausgleichseinrichtung
5 in Form eines Ausgleichshebels 6 mit unterschiedlicher Lagerung desselben.
Ein Achs- oder Radsatzlenker 1 stützt sich auf ein Achs- oder Radsatzlager 2 unter
Zwischenschaltung eines kardanisch wirksamen Elastomerpolsters 3 und ist an seinem
Ende durch ein elastisches sphärisches Lager 4 mit der Ausgleichseinrichtung 5, die
hier als Ausgleichshebel 6 gestaltet ist, verbunden.
Der Ausgleichshebel 6 hat in seiner Mitte den Drehpunkt in einer Elastomerbuchse 7,
die auf der Fahrzeugmitte befestigt ist. Hierdurch werden die longitudinalen Kräfte
vom Fahrzeug über den Ausgleichshebel 6 und die beiden Achs- oder Radsatzlenker 1
auf einen Radsatz 8 übertragen. Die vertikale Lagerung des Ausgleichshebel 6 erfolgt
an beiden Seiten entweder durch eine Kulissengleitführung 30 wie in Fig.1 dargestellt,
oder mittels Abstandshaltern an einem wie in Fig.3 dargestellt möglichst langem Gehänge
9 mit Elastomerbuchsen 7a an einem Untergestell bzw. Fahrzeugrahmen 27 und am Ausgleichshebel
6.
[0009] Durch die schon zuvor genannten Koppelglieder: Ausgleichshebel 6, beide Achs- oder
Radsatzlenker 1 und dem Radsatz 8, kann sich letzterer unter dem Fahrzeug mit einem
fiktiven Drehpunkt in der Radsatzmitte drehen (mittelbare Anlenkung).
[0010] Eine weitere Voraussetzung für das Drehen des Radsatzes 8 bilden die Vertikalkräfte
übertragenden, mit definierter Seitensteifigkeit ausgebildeten Schraubenfedern 10.
Diese sind oben unter Zwischen- oder Parallelschaltung von einer Federwegbegrenzungseinrichtung
11 am Untergestell bzw. Fahrzeugrahmen 27 gelagert und stützen sich unten auf die
Achs- oder Radsatzlenker 1.
[0011] Die Federwegbegrenzungseinrichtungen 11 begrenzen außerdem noch die horizontalen
Bewegungen des Achs- oder Radsatzlenkers 1 unter Mitwirkung von längs- und querwirkenden
federnden seitlichen Anschlägen 12. Die Begrenzung des Federweges nach unten erfolgt
durch Bundmuttern 13, die auf die Federwegbegrenzungseinrichtung 11 geschraubt sind
und das Hissen des Laufwerkes ermöglichen. Hierzu dient auch ein Steg 14 im Achs-
oder Radsatzlenker 1, der diesen unterhalb des Achs- oder Radsatzlagers 2 verschließt.
Die obere Begrenzung des Federweges erfolgt mittels eines federnden Anschlages 15
zwischen dem Untergestell bzw. Fahrzeugrahmen 27 und dem Achs- oder Radsatzlenker
1.
[0012] Die symmetrische Ausführung einer Scheibenbremsanlage 16 wird an einer kardanisch-gelenkigen
Aufhängeeinrichtung 17 nach Fig.2 befestigt.
Diese besteht aus nach oben gebogenen Längsträgern 18 der unten kardanisch am Ausgleichshebel
6 bzw. einer Ausgleichswelle 23 bzw. kleinen Umlenkwinkel 29 mittels Kugelbuchse 19
und oben drehbar mittels Scheibenlager 20 mit einem nach oben durchgebogenen Querträger
21 verbunden ist. Der Querträger 21 ist an beiden Enden durch die Kugelbuchsen 19
mit den beiden Achs- oder Radsatzlenkern 1 verbunden.
Kugelbuchsen 19 und Scheibenlager 20 sind zur Vermeidung von Reibschwingungen der
Scheibenbremsanlage 16 unelastisch ausgebildet.
[0013] Zur Erzielung eines guten Fahrzeuglaufes sind vertikal zwischen dem Untergestell
bzw. Fahrzeugrahmen 27 und dem Achs- oder Radsatzlager 2 oder Achs- oder Radsatzlenker
1 auf beiden Seiten ein hydraulischer Dämpfer 22 angeordnet. Für die Dämpfung der
longitudinalen Bewegungen des Radsatzes 8 genügt ein hydraulischer Dämpfer 22, der
zwischen einem Ende des Ausgleichshebel 6 bzw. einem Hebel 24 der Ausgleichswelle
23 bzw. äußeren Umlenkwinkeln 29 und dem Untergestell bzw. Fahrzeugrahmen 27 anglenkt
ist.
Die lateralen Bewegungen des Radsatzes 8 werden durch den hydraulischen Dämpfer 22,
der sich zwischen dem Achs- oder Radsatzlenker 1 und dem Untergestell bzw. Fahrzeugrahmen
27 befindet, gedämpft.
[0014] Eine weitere Variante der Ausgleichseinrichtung 5 zeigt die Figur 4, bei der die
Ausgleichswelle 23 Anwendung findet. Die Ausgleichswelle 23 ist derart geneigt, daß
die an den entsprechenden Hebeln 24 angelenkten elastisch-sphärischen Lager 4 der
Achs- oder Radsatzlenker 1 auf einer waagerechten Linie I - I liegen. Die geneigt
angeordneten Lager der Ausgleichswelle 23 in Form von Elastomerbuchsen 7 sind am Untergestell
bzw. Fahrzeugrahmen 27 befestigt und übertragen die longitudinalen Kräfte.
Mit der Ausgleichswelle 23 wird der gleiche Effekt erzielt wie mit dem Ausgleichshebel
6. Ebenso sind die nachgeordneten Teile des Laufwerkes die gleichen wie bei der ersten
Variante nach Figur 1 bis 3, so daß hier auf die Beschreibung verzichtet wird. Die
Variante in Figur 5 enthält eine asymmetrische Anordnung der Scheibenbremsanlage 16
und ein außermittiges Achsgetriebe 25.
[0015] Eine solche Anordnung ist mit dem Ausgleichshebel 6 möglich, wie auch mit der Ausgleichswelle
23 die symmetrische Scheibenbremsanlage 16 auszuführen ist.
[0016] Die asymmetrisch angeordnete Scheibenbremsanlage 16 hängt gemäß Fig.5 an einer kardanisch
asymmetrischen Aufhängeeinrichtung 17a. Diese besteht aus einem Y-förmigen, nach oben
gebogenen Längsträger 18a, der unten mittels Kugelbuchse 19 am Ausgleichshebel 6,
bzw. an Hebeln 24 der Ausgleichswelle 23 auf der Linie I - I angelenkt ist. Oben sind
die Enden des Y-förmigen, nach oben gebogenen Längsträger 18a verbunden und mittels
Scheibenlager 20 (Fig. 6) drehbar mit dem nach oben gebogenen Querträger 21 verbunden.
Der Querträger 21 ist mit beiden Enden kardanisch durch Kugelbuchsen 19 mit dem Achs-
oder Radsatzlenker 1 verbunden. Das außermittige Achsgetriebe 25 besitzt eine Drehmomentenstütze
26, welche die Reaktionskräfte des Antriebes auf das Laufwerk überträgt. Hierzu wird
das Ende der Drehmomentenstütze 26 über ein elastisches sphärisches Lager 4 an den
Hebeln 24 der Ausgleichswelle 23 auf der Linie I - I bzw. am Ausgleichshebel 6 angelenkt.
Eine weitere Variante der Ausgleichseinrichtung 5 zeigt Figur 7, bei der eine Ausgleichsstange
28 Anwendung findet. Diese Variante findet bei von oben her stark begrenztem Einbauraum
Anwendung. Die Ausgleichsstange 28 überträgt lateral durch Zwischenschalten von Umlenkwinkeln
29 die von den Achs- oder Radsatzlenkern 1 ausgehenden longitudinalen Kräfte zur Einstellung
der Achse.
[0017] Dieses Laufwerk unterscheidet sich vorteilhaft zu den bekannten Laufwerken dadurch,
daß es durch seine geringe Bauhöhe für Niederflurwagen geeignet ist. Außerdem ergibt
sich ein relativ geringes Gewicht des Laufwerkes.
Verzeichnis der Bezugszeichen
[0018]
- 1
- Achs- oder Radsatzlenker
- 2
- Achs oder Radsatzlager
- 3
- Elastomerpolster
- 4
- sphärisches Lager
- 5
- Ausgleichseinrichtung:
1. 6 Ausgleichshebel
2. 23 Ausgleichswelle
3. 28 Ausgleichsstange
- 6
- Ausgleichshebel
- 7
- Elastomerbuchse
- 7a
- Elastomerbuchse
- 8
- Radsatz
- 9
- Gehänge
- 10
- Schraubenfeder
- 11
- Federwegbegrenzungseinrichtung
- 12
- seitlicher Anschlag
- 13
- Bundmutter
- 14
- Steg
- 15
- Anschlag
- 16
- Scheibenbremsanlage
- 17
- Aufhängeeinrichtung
- 17a
- Aufhängeeinrichtung
- 18
- Längsträger
- 18a
- Längsträger
- 19
- Kugelbuchse
- 20
- Scheibenlager
- 21
- Querträger
- 22
- hydraulischer Dämpfer
- 23
- Ausgleichswelle
- 24
- Hebel
- 25
- Achsgetriebe
- 26
- Drehmomentenstütze
- 27
- Untergestell bzw. Fahrzeugrahmen
- 28
- Ausgleichsstange
- 29
- Umlenkwinkel
- 30
- Kulissengleitführung
- 31
- Längsträger
- I - I
- Linie
1. Lenkachslaufwerk mit Schraubenfedern, Achs- oder Radsatzlenkern, Achs- oder Radsatzlagern
und Radsatz bzw. Achse dadurch gekennzeichnet, daß die Achs- oder Radsatzlager (2)
kardanisch elastisch mittels Elastomerpolster (3) im Achs- oder Radsatzlenker (1)
gelagert sind, wobei die Achs- oder Radsatzlenker (1) an einem Ende durch ein elastisches
sphärisches Lager (4) an eine Ausgleichseinrichtung (5) angelenkt sind und beiderseits
neben den Achs- oder Radsatzlagern (2) querelastisch zwischen Untergestell- bzw. Fahrzeugrahmen
(27) und Achs- oder Radsatzlenker (1) angeordnete Schraubenfedern (10) auf oder neben
Federwegbegrenzungseinrichtungen (11) sowie hydraulische Dämpfer (22) vertikal zwischen
Untergestell bzw. Fahrzeugrahmen (27) und Achs- oder Radsatzlager (2) oder Achs- oder
Radsatzlenker (1), longitudinal zwischen Untergestell bzw. Fahrzeugrahmen (27) und
Ausgleichseinrichtung (5) und lateral zwischen Untergestell bzw. Fahrzeugrahmen (27)
und einem Querträger (21) oder Achs- oder Radsatzlenker (1) angeordnet sind, wobei
die Ausgleichseinrichtung (5) einen Ausgleichshebel (6) oder eine geneigte Ausgleichswelle
(23) oder eine längsbelastete Ausgleichsstange (28) mit Umlenkwinkeln (29) enthält
und eine Scheibenbremsanlage (16) sich über eine gelenkige Aufhängeeinrichtung (17,
17a) auf die Ausgleichseinrichtung (5) und auf die beiden Achs- oder Radsatzlenker
(1) abstützt.
2. Lenkachslaufwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine außermittige Drehmomentenstütze
(26) eines Achsgetriebes (25) an die Ausgleichseinrichtung (5) angelenkt ist.
3. Lenkachslaufwerk nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Federwegbegrenzungseinrichtungen
(11) an ihrem unteren Ende im Zusammenwirken mit federnden seitlichen Anschlägen (12),
die mit dem Achs- oder Radsatzlenker (1) verbunden sind, das Längs- und Querspiel
begrenzen.